| Titel: | Apparate zur Gewinnung von Sauerstoff aus der atmosphärischen Luft. | 
| Fundstelle: | Band 243, Jahrgang 1882, S. 472 | 
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                        Apparate zur Gewinnung von Sauerstoff aus der
                           								atmosphärischen Luft.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 38.
                        Sauerstoffgewinnung aus der atmosphärischen Luft.
                        
                     
                        
                           A. und L Brin in Paris (*
                              									D. R. P. Kl. 12 Nr. 15298 vom 2. Februar 1881 und Zusatz Nr. 16288 vom 25. Mai 1881)
                              									verwenden zu diesem Zweck die Bildung und Zersetzung des Bariumsuperoxydes beim
                              									Erhitzen (vgl. 1877 225 305). Bei dem hierfür construirten Apparat soll die
                              									Regulirung der Temperatur, der Luftzufuhr u.s.w. selbstthätig ausgeführt werden.
                           Die erforderliche atmosphärische Luft wird von dem Gebläse A (Fig. 9 Taf.
                              									38) durch Rohr d zunächst in den Behälter B geleitet, um mittels Kalilauge von Kohlensäure
                              									befreit zu werden, dann durch Rohr f in einen
                              									Sättigungsapparat C, welcher baumwollene, in Wasser
                              									eintauchende Dochte enthält. Der Wasserstand des Sättigungsapparates wird von einem
                              									darüber angebrachten Behälter D auf einer
                              									gleichbleibenden Höhe erhalten. Von hier aus wird die Luft durch Rohrs, welches mit
                              									einem Hygrometer j und einem selbstthätig wirkenden
                              									Hahn k versehen ist, in die Retorten E des Ofens F geführt.
                              									Sollte die Luft zu feucht sein, so kann sie durch Rohr l in einen mit Chlorcalcium o. dgl. gefüllten Behälter G zur theilweisen Entfeuchtung geführt werden, dann
                              									durch Rohr m und i in die
                              									Retorten. Eine zweite Rohrabzweigung a gestattet eine
                              									directe Einführung der Luft aus dem Behälter B in die
                              									Retorten, wenn sie schon einen passenden Feuchtigkeitsgrad besitzt, so daſs eine
                              									besondere Anfeuchtung überflüssig ist.
                           Quer durch den Herd gehen Metallstangen q mit Verzahnung
                              									am äuſsersten Ende, welche mittels der Zahnrädchen r
                              									den Lufthahn k dreht und dadurch den Luftzutritt
                              									regelt. Das Rädchen ist auſserdem mit einem vorspringenden Zahn c versehen, welcher, sobald die höchste bei der
                              									Absorption zulässige Temperatur erreicht ist, das Pendel s ausschaltet, durch dessen Zurückschwingen dann der Schieber u den Luftzutritt zu dem Aschenfall für das Herdfeuer abstellt.
                              									Wenn die Temperatur fällt, kehrt der Hahn wieder zurück, schiebt das Pendel in seine
                              									alte Lage und stellt den früheren Luftzutritt zum Herdfeuer wieder her. Ein zweites
                              									Pyrometer w kommt bei einer etwas höheren Temperatur
                              									als das vorige in Thätigkeit, um den Luftzutritt zum Aschenfall während des
                              									Entweichens des Sauerstoffgases zu regeln. Eine kleine Controllampe p zeigt ferner durch ihre Flamme an, ob Stickstoff oder
                              									Sauerstoff aus den Retorten entweicht, ob somit der auf Dunkelrothglut erhitzte
                              									Baryt noch Sauerstoff aufnimmt. Ist derselbe in Superoxyd übergeführt, so wird die
                              									Temperatur gesteigert und der abgeschiedene Sauerstoff unter Erzeugung eines
                              									theilweisen Vacuums von 550 bis 700mm abgesaugt.
                              									Das mit einem elektrischen Läutewerk verbundene Manometer M zeigt an, ob das Vacuum in den Retorten seinen zulässigen Höhepunkt
                              									erreicht hat.
                           Zur selbstthätigen Regulirung der barometrischen Pumpe bewegt eine Uhr n mit Betriebsgewicht g
                              									eine an ihrem Umfange mit Kerben versehene Scheibe z.
                              									In jedem der beiden Pumpencylinder P ist ein Schwimmer
                              										S angebracht, welcher mittels eines Hebels eine in
                              									der Hülse v liegende Drehachse b bei seiner Aufwärts- und Abwärtsbewegung hin- und herdreht. Jede
                              									Drehachse trägt an ihrem Ende eine Knagge, mittels welcher sie am Ende ihrer
                              									Drehbewegung mittels Stangen h einen Daumen aus einer
                              									der Kerben der Scheibe z ausrückt, wodurch nun das
                              									Uhrwerk in Thätigkeit kommt. Dasselbe verändert die Stellung der in den Röhren t sitzenden Hähne der Pumpe und auſserdem die Stellung
                              									der Hähne e der beiden Cylinder P jedesmal, wenn die Flüssigkeit in denselben ihren höchsten Stand
                              									erreicht, wobei aus dem einen Cylinder Sauerstoffgas durch Rohr y nach dem Gasometer gedrückt wird, während Sauerstoff
                              									aus den Retorten durch Rohr x in den anderen Cylinder
                              									einströmt. Das Uhrwerk steht dann wieder still, wenn der Daumen in eine folgende
                              									Kerbe der Scheibe wieder einfällt.
                           Um einen dichten Verschluſs der Retorten E zu erreichen,
                              									legt sich in eine conische Erweiterung des Retortenkopfes das Mundstück c (Fig. 10
                              									Taf. 38) und wird mit der Retorte durch Bolzen d
                              									verbunden. Auf der Mitte des passend aus Bronze angefertigten Mundstückes befindet
                              									sich ein an seinem vorderen Ende mit Gewinde versehener Stutzen e. In die conische Erweiterung desselben paſst der
                              									entsprechend conisch gestaltete Kopf f des
                              									Luftzuführungsrohres g, welcher durch eine
                              									Ueberwurfmutter h fest eingezogen wird.
                           Bei dem für Gasfeuerung bestimmten Ofen (Fig. 11
                              									Taf. 38) treten die durch Kanal m zugeführten
                              									brennbaren Gase mit der durch n eingelassenen Luft in
                              									den Ofenraum A, umspülen die Retorten E, während die Verbrennungsgase durch S entweichen. Zur Regulirung der Temperatur liegt durch
                              									die ganze Länge des Verbrennungsraumes eine Stange o, welche an
                              									einer Oese p der inneren Ofenwand festgehalten wird,
                              									während das vordere Ende aus der Ofenwand hervortritt.
                           Dieses vordere Ende der Stange trägt einen Stift g,
                              									hinter welchen sich der aufwärts gerichtete Arm eines Winkelhebels r legt. Der andere Arm dieses Winkelhebels trägt an
                              									seinem Ende v mittels einer durch eine Verschraubung
                              										w in ihrer Länge regulirbaren Aufhängestange u einen Deckel t, welcher
                              									die Mündung des Kanales n verschlieſst, sobald sich der
                              									betreffende Arm des Winkelhebels senkt. Ueberschreitet nun die Ofentemperatur das
                              									gewünschte Maſs, so dehnt sich Stange o derart aus,
                              									daſs der Deckel n die Luftzufuhr absperrt, in Folge
                              									dessen die Ofentemperatur sinkt. Wird die Temperatur zu niedrig, so findet eine
                              									entsprechende Verkürzung der Stange o und ein Heben des
                              									Deckels t statt.
                           Nach einer weiteren Angabe in der Revue industrielle,
                              									1881 S. 314 soll der erforderliche Baryt durch Glühen von Schwerspath mit Kohle,
                              									Lösen in Salpetersäure und Glühen hergestellt werden; 100k Baryt sollen danach 250 Franken kosten. Dieser
                              									Baryt soll selbst nach 400maliger Benutzung in der oben angegebenen Weise noch
                              									unverändert sein. Während ¼jährigen Betriebes eines solchen Apparates gaben 100k Baryt bei jeder Operation 4cbm Sauerstoff oder bei 10maliger Wiederholung der
                              									Oxydation und Reduction täglich 40cbm. Bei der
                              									täglichen Leistung eines Apparates von 300cbm
                              									kostet 1cbm Sauerstoff 0,62, bei 1000cbm 0,22 Frank.
                           E. B. Reynolds in Cleveland, Nordamerika (Englisches
                              									Patent Nr. 781 vom Jahre 1881) will dadurch Sauerstoff herstellen, daſs er
                              									atmosphärische Luft über Kohle und mit Erdöl getränkte Faserstoffe leitet, welches
                              									Gemisch den Stickstoff der Luft zurückhalten soll, – eine Angabe, welche doch etwas
                              									unwahrscheinlich klingt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
