| Titel: | Untersuchungsmethoden für Sodafabriken. | 
| Fundstelle: | Band 243, Jahrgang 1882, S. 487 | 
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                        Untersuchungsmethoden für
                           								Sodafabriken.
                        (Schluſs des Berichtes Seite 418 dieses
                           								Bandes.)
                        Untersuchungsmethoden für Sodafabriken.
                        
                     
                        
                           Zur Bestimmung von doppelt kohlensauren
                                 										neben einfach kohlensauren Alkalien kann man wiederum die
                              									Chlorbariummethode anwenden, indem man in einer Probe die Kohlensäure, in einer
                              									anderen die Alkalinität bestimmt. Diese Methode hat jedoch den erwähnten Einwurf
                              									gegen sich, daſs nur bei sehr vorsichtigem Arbeiten Fehler durch den Einfluſs der
                              									Laboratoriumskohlensäure vermieden werden können. Neuerdings ist von Warder das Phenolphtaleïn für diesen Zweck empfohlen worden, da es mit
                              									Bicarbonaten farblos wird; aber die hierauf begründete Methode ist eine sehr
                              									indirecte und scheint wenig empfehlenswerth.
                           Wenn man zu einer doppelt kohlensaure Salze enthaltenden Lösung eine genügende aber
                              									bekannte Menge Ammoniak setzt, so wird alles Bicarbonat in Monocarbonat verwandelt
                              									und ein gewisser Ueberschuſs von freiem Ammoniak zurückbleiben. Wenn man nun einen
                              									beliebigen Ueberschuſs von Chlorbarium zufügt, so setzt sich alles kohlensaure
                              									Natron und kohlensaure Ammoniak mit diesem in kohlensauren Baryt und Chlorammonium
                              									bezieh. Chlornatrium um; es verschwindet also die dem kohlensauren Ammoniak
                              									zukommende Alkalinität und es verbleibt nur noch die dem Ueberschuſs von freiem
                              									Ammoniak zukommende. Titrirt man dieses und zieht die gefundene Menge von der
                              									anfangs zugesetzten ab, so entspricht die Differenz der ursprünglich vorhanden
                              									gewesenen Menge Bicarbonat: xNa2CO3 + yNaHCO3 + zNH3
                              									+ (x + y)BaCl2 = (2x + y)NaCl + yNH4Cl + (x + y)BaCO3 + (z – y)NH3.
                           Es genügt also, z.B. für Bestimmung von beim Carbonisiren von Soda-Rohlauge
                              									gebildetem Bicarbonat, ein bestimmtes Volumen der Lauge in einer Flasche mit Marke
                              									mit einem gewissen Volumen Halbnormal-Ammoniak und dann mit Ueberschuſs von
                              									Chlorbarium zu versetzen, die Flasche bis zur Marke aufzufüllen, am besten mit
                              									heiſsem Wasser, nach dem Absetzen die Hälfte der Flüssigkeit herauszupipettiren oder
                              									durch ein trockenes Filter abzugieſsen, mit Normalsäure auszutitriren, die gefundene
                              									Menge verdoppelt von der ursprünglichen Menge Ammoniak abzuziehen und den Rest auf
                              										NaHCO3 bezieh. auf Kohlensäure umzurechnen. Wenn
                              									man diese Methode zur Analyse von Bicarbonat anwenden will, so löst man eine
                              									genügende Menge desselben in kaltem Wasser, pipettirt ein gewisses Volumen für die
                              									Bestimmung der Bicarbonatkohlensäure und ein anderes zur Bestimmung des Alkalis
                              									heraus.
                           Folgende Beispiele mögen das Verfahren erläutern. 20g käufliches doppelt kohlensaures Natron wurden zu
                              										1l aufgelöst und für jede Probe 50cc herauspipettirt. Bei alkalimetrischer
                              									Bestimmung erforderten drei Proben jedesmal genau 12cc,1 Normalsalzsäure, entsprechend 0g,3751 Na2O. Ferner wurden je 50cc versetzt mit 50cc eines Ammoniaks, von dem je 50cc =
                              										24cc,3 Normalsalzsäure waren, dann mit
                              									Ueberschuſs von Chlorbarium, davon die Hälfte (klar filtrirt) mit Normalsalzsäure
                              									austitrirt, und erforderten im Mittel 6cc,25. Dies
                              									muſs verdoppelt werden = 12cc,5 und gibt,
                              									abgezogen von den 24cc,3 Normalflüssigkeit, denen
                              									das zuerst zugesetzte Ammoniak gleichwerthig war, 11cc,8, welche, mit 22 multiplicirt, die Bicarbonatkohlensäure = 0g,2596 ergeben. Da nun die zuerst gefundenen 12cc,1 × 22 = 0g,2662 sind, so beträgt der Gesammtgehalt an CO2 = 0g,5258. Es waren also vorhanden an
                              										NaHCO3 = 11,8 × 84 = 0g,9912 und an Na2CO3 = 0,3 × 53 = 0g,0159. Wenn es nur auf das Verhältniſs zwischen
                              									Mono- und Bicarbonat ankommt, so kann man dieses direct aus den Zahlen 12,1 und 11,8
                              									berechnen. Die Gesammtkohlensäure muſs = 12,1 + 11,8 = 23,9 sein, während die
                              									Bicarbonatkohlensäure = 11,8 ist.
                           
                           Die beste Methode zur Bestimmung des
                                 										Gesammtschwefels in Soda-Rohlaugen ist die Oxydation sämmtlicher Schwefel
                              									Verbindungen zu Schwefelsäure und Fällung der letzteren mit Chlorbarium. Die
                              									Oxydation geschieht entweder durch Bromwasser, oder durch concentrirte
                              									Chlorkalklösung. In beiden Fällen setzt man so viel zu, daſs beim Ansäuern sofort
                              									Brom bezieh. Chlor ausgeschieden wird; bei Brom genügt auf 10cc Rohlauge etwa 5cc gutes Bromwasser, kalt zugesetzt, worauf man ansäuert und mit BaCl2 ausfällt. Bromwasser und Chlorkalklösung sind
                              									gleich gut anwendbar. Die Resultate stimmen völlig genügend unter einander und es
                              									ist auch die eine Methode ganz so bequem als die andere.
                           Zur Bestimmung von Ferrocyankalium in
                                 										Soda- und Potasche-Rohlaugen wird in den englischen Fabriken die Methode
                              									von Hurter (1880 237 311) angewendet. Lunge (1880 237 312) hat als Controlmethode für
                              									bestimmte Zwecke empfohlen, das Schwefeleisen durch Carbonisiren zu entfernen, das
                              									Filtrat einzudampfen und zu glühen und im Rückstand das Eisen zu bestimmen. Endlich
                              									wurde in der Commission als die in Deutschland übliche Methode angeführt: Fällen als
                              									Berlinerblau und Titriren desselben mit Chamäleon (nach de
                                 										Haën). Bei der Prüfung dieser drei Methoden erwies sich die von Lunge vorgeschlagene Methode als wenig brauchbar, weil
                              									die Zerstörung alles Ferrocyannatriums durch Glühen des eingetrockneten
                              									Salzrückstandes gar zu schwierig und langwierig, ja in der Platinschale über dem
                              									Bunsenbrenner kaum auszuführen war. Es schien um so weniger nöthig, diese Methode
                              									weiter zu verfolgen, als sie viel zu umständlich für die gewöhnliche Arbeit ist und
                              									von vorn herein nur zu einer Controle der anderen Methoden bestimmt war, welche eben
                              									jetzt ein für alle Mal durch die folgende Untersuchung gegeben wird.
                           Die Chamäleonmethode wurde folgendermaſsen ausgeführt. Zu der mit Salzsäure
                              									angesäuerten Lösung der Lauge wurde ein Ueberschuſs von Eisenchlorid gesetzt und gut
                              									umgerührt, wobei das Berlinerblau sich gut in Flocken zusammenballt und absetzt. Man
                              									filtrirt und wäscht sorgfältig aus, bis im Waschwasser kein Chlor mehr nachzuweisen
                              									ist. Dann übergieſst man den Niederschlag auf dem Filter mit Natronlauge, bis alles
                              									Berlinerblau in Eisenoxyd und Ferrocyannatrium umgesetzt ist, und wäscht wiederum
                              									sehr sorgfältig bis zum Verschwinden aller alkalischen Reaction aus. Filtrat und
                              									Waschwässer werden gesammelt, angesäuert und mit Zehntelnormal-Chamäleon austitrirt,
                              									bis die Flüssigkeit einen deutlich gelbrothen Stich angenommen hat. Wenn man gut
                              									ansäuert und das Chamäleon langsam zusetzt, so ist die
                              									Reaction sehr scharf und deutlich bis auf einen Tropfen genau zu erkennen und von
                              									keiner Nebenfarbe beeinfluſst; bei raschem Titriren dagegen – auch in zu
                              									concentrirten Lösungen – wird die Lösung leicht grün und die Resultate fallen dann nicht genau aus.
                              									Für die meisten Controlversuche wurde übrigens, weil bei reinem Blutlaugensalz ganz
                              									unnöthig, die Fällung als Berlinerblau unterlassen und direct mit Chamäleon
                              									titrirt.
                           Die Kupfervitriolmethode wurde auf Vorschlag von Schäppi
                              									etwas abweichend von Hurter's Vorschrift ausgeführt,
                              									weil bei einer gröſseren Anzahl von Vorversuchen die Zerstörung des Ueberschusses
                              									von Chlor nach der Oxydation sich sehr lästig zeigte, ungenauere Resultate ergab und
                              									sogar hin und wieder zu groben Fehlern führte. Man wendet also lieber gar keinen
                              									Ueberschuſs von Chlorkalk an, sondern läſst aus einer Bürette verdünnte
                              									Chlorkalklösung (5 bis 10g im Liter) in die
                              									angesäuerte Lauge einflieſsen, bis ein Tropfen der Lösung einen Tropfen Eisenchlorid
                              									nicht mehr bläut, also alles Cyan als Ferridcyanalkali vorhanden ist. Sollte man
                              									fürchten, durch das Tröpfeln zu viel Flüssigkeit verbraucht zu haben, so betrachtet
                              									man den ersten Versuch nur als eine Annäherung und macht einen zweiten, welcher in 1
                              									Minute und mit Verlust von wenigen Tropfen anzustellen ist. Die Menge der
                              									verbrauchten Chlorkalklösung ist gleichgültig. Man läſst nun eine Lösung von 12g,47 Kupfervitriol im Liter aus einer Bürette
                              									einflieſsen, bis ein Tropfen des Gemisches mit einem Tropfen reiner
                              									Eisenvitriollösung weder blau, noch grau, sondern roth wird. Dies kommt daher, daſs
                              									das zuerst entstandene Ferridcyankupfer, wenn kein Ferrocyanalkali mehr vorhanden
                              									ist, welches auf den Eisenvitriol wirken kann, durch diesen letzteren zu rothem
                              									Ferrocyankupfer reducirt wird. Man muſs dabei die erste merkliche Röthung als
                              									Endreaction betrachten; bei weiterem Zusatz von Kupfersulfat wird die Röthung noch
                              									deutlicher, geht aber nach sehr kurzer Zeit in Grau zurück. Wenn man zweifelt, daſs
                              									in der Lauge genügend Eisen zur Bildung von Ferrocyankalium vorhanden sei, so kann
                              									man vor dem Zusatz der Chlorkalklösung einige Tropfen Eisenvitriollösung
                              									zusetzen.
                           Es ist zu berücksichtigen, daſs das Eisenchlorid, namentlich in verdünnterer Lösung,
                              									bei längerem Stehen leicht Chlorür haltig wird und deshalb vor dem Gebrauche mit
                              									einem Tropfen frisch bereiteter Ferridcyankaliumlösung geprüft werden muſs. Jeder
                              									Versuch mit der Berlinerblaumethode dauert 3 bis 4 Stunden, mit der Kupfermethode
                              									höchstens ½ Stunde. Die Chamäleonmethode erwies sich bei allen Concentrationen als
                              									hinreichend genau, aber auch die Kupfermethode, wenigstens in der angewendeten
                              									Modifikation, ist hinlänglich scharf. Die etwas stärkeren Abweichungen bei höheren
                              									Concentrationen haben wenig zu sagen, da viel Cyan Verbindungen in Soda- und
                              									Potaschelaugen nie vorkommen. Bei so starken Laugen wäre aber die Chamäleonmethode
                              									in der praktisch allein brauchbaren Gestalt, nämlich nach Fällung als Berlinerblau,
                              									noch weniger genau, weil das Auswaschen schon zu viel Schwierigkeit macht. Da mithin
                              									die Chamäleonmethode vor
                              									der Kupfermethode keinen Vorzug, wohl aber den Nachtheil eines 6 bis 8mal gröſseren
                              									Zeitaufwandes besitzt, so ist unbedingt für den gewöhnlichen Gebrauch die Hurter'sche Kupfervitriolmethode mit der oben
                              									beschriebenen ModificationSchäppi hat inzwischen gefunden, daſs die von
                                    											ihm bei obigen Versuchen angewendete Abänderung sich für rohe Laugen nicht
                                    											bewährt hat. Die Oxydation der Schwefelverbindungen durch Zusatz von
                                    											verdünnter Chlorkalklösung aus der Bürette dauert oft zu lange, verursacht
                                    											viel Verlust durch Tüpfeln und es kann auch Grünwerden durch Zersetzung von
                                    											Ferrocyanwasserstoffsäure eintreten. Er ist daher auf die ursprüngliche Hurter'sche Methode zurückgekommen.
                              									zu empfehlen, wobei es ja nicht ausgeschlossen bleibt, daſs man in zweifelhaften
                              									oder besonders wichtigen Fällen die Chamäleonmethode daneben gebraucht.
                           Zur Prüfung der Frage, ob das Titriren
                                 										von calcinirter Soda mit oder ohne Filtriren geschehen soll, wurde
                              									calcinirte Soda in Wasser gelöst und davon 4 Proben nach dem Umschütteln noch trüb,
                              									4 dagegen nach dem Filtriren titrirt. Das Resultat war, daſs bei den unfiltrirten
                              									Proben 0cc,05 mehr Normalsäure gebraucht wurden,
                              									was einem Mehrgehalt an 0,25 Proc. Na2CO3 entsprechen würde. Der Unterschied ist sehr
                              									unbedeutend, richtiger ist natürlich das Resultat der filtrirten Proben. Lunge empfiehlt, in allen Fällen Soda so zu titriren,
                              									daſs man eine gröſsere Menge derselben, am besten gerade 53g, zu 1l
                              									auflöst, die Lösung absetzen läſst, für jede Titrirung 50cc der klaren Lösung herausnimmt und kalt mit
                              									Methylorange titrirt; die verbrauchte Zahl von Cubikcentimeter der Normalsäure,
                              									multiplicirt mit 2, gibt direct die Procentigkeit von kohlensaurem Natrium an.
                           Zur Bestimmung des löslichen Natrons im
                                 										Sodarückstand hat Verfasser empfohlen, die durch Schütteln von
                              									Sodarückstand mit viel lauem Wasser gewonnene Lösung mit Zusatz von etwas
                              									Ammoniumcarbonat, um die Kalksalze zu zersetzen, zur Trockne zu verdampfen, bis zur
                              									Verflüchtigung der Ammoniaksalze zu erhitzen, aufzulösen, zu filtriren und zu
                              									titriren. In der Commissionssitzung war eingeworfen worden, daſs dieses Verfahren
                              									unnöthig umständlich sei, und daſs einfaches Titriren der ersten Lösung genüge.
                              									Bezügliche Versuche zeigten aber, daſs directes Titriren der Lösung mit Säure im
                              									Kochen und Rücktitriren ganz unbrauchbare und unter einander sehr abweichende
                              									Resultate gibt. Die Abweichungen stammen daher, daſs die Salzsäure beim Kochen die
                              									schwefligsauren und unterschwefligsauren Salze mehr oder weniger zersetzt. Kaltes
                              									Titriren mit Lackmuspapier (wobei nur Carbonate und Sulfide zersetzt werden) gibt
                              									ganz constante Resultate; aber diese sind keineswegs ein Ausdruck für das in Lösung
                              									befindliche Natron, da auch eine Menge Schwefelcalcium in Lösung geht. Es ist also
                              									die Methode mit Ammoniumcarbonat die einzige für diesen Zweck brauchbare und muſs trotz ihrer gröſseren
                              									Umständlichkeit beibehalten werden.
                           Die Bestimmung von unlöslichem
                                 										Natron wird in Sodafabriken nicht oft ausgeführt, kann aber wünschenswerth
                              									werden für den Gesammtgehalt an Natron im Sodarückstand und für das im Kalkschlamm
                              									vom Kausticiren bleibende. Namentlich für den letzteren Zweck sind verschiedene
                              									Methoden vorgeschlagen, welche einer sehr eingehenden Prüfung unterworfen wurden;
                              									das Resultat, weil meist negativ, ist kurz zusammenzufassen. Jurisch suspendirt den Rückstand in Wasser, sättigt mit Kohlensäure,
                              									erhitzt dann zum Sieden und leitet noch einmal 10 Minuten lang im Kochen Kohlensäure
                              									ein; dabei soll aller Kalk gefällt und alle Soda gelöst werden. Man filtrirt heiſs
                              									und titrirt mit Normalsäure. Diese Methode ist nur für Kalkschlamm bestimmt; sie
                              									wurde oftmals und unter möglichst gleichbleibenden Versuchsbedingungen ausgeführt,
                              									aber die Resultate wichen sehr stark von einander ab und lieſsen die Methode als
                              									wenig brauchbar erscheinen.
                           Ein Verfahren ist in Lunge's Soda-Industrie, Bd. 2 S. 422 angegeben, welches mit kleinen Abänderungen
                              									auch für Kalkrückstand anwendbar sein sollte. Man schlieſst durch Erhitzen mit nicht
                              									ganz concentrirter Schwefelsäure auf, fällt die Schwefelsäure durch Barytlösung,
                              									verdünnt auf 200cc, filtrirt davon 10cc ab, fällt im Filtrat den Baryt durch Einleiten
                              									von Kohlensäure, kocht, filtrirt und titrirt im Filtrat die Soda. Schäppi stellte mit dieser Methode eine groſse Reihe
                              									von Versuchen an, konnte aber nur so wenige übereinstimmende Resultate erhalten,
                              									daſs er diese seltene Uebereinstimmung dem Zufall zuschreiben zu müssen glaubt. Auch
                              									nach langem Kochen des Kalkschlammes mit Schwefelsäure entwickelte sich noch langsam
                              									Kohlensäure; der gebildete Gyps scheint den Gay-Lussit zu umhüllen und vor der
                              									Zersetzung zu schützen. Wenn man einen sehr groſsen Ueberschuſs von Schwefelsäure
                              									anwendet und lange oder hoch genug erhitzt, so kann man gewiſs zum Ziele kommen, und
                              									für Sodarückstand kann man daher dieses Verfahren immer noch für das beste halten,
                              									um so mehr, als es sich hier um Aufschlieſsung von Silicaten u. dgl. handelt. Für
                              									Kalkschlamm dagegen wäre das folgende Verfahren vorzuziehen. Man löst in Salzsäure,
                              									übersättigt mit Ammoniak, filtrirt Thonerde und Eisenoxyd ab, fällt den Kalk als
                              									Oxalat, verdünnt auf 500cc, läſst 24 Stunden
                              									stehen, gieſst 250cc durch ein trockenes Filter,
                              									dampft ein, glüht, versetzt mit ein wenig Schwefelsäure, raucht den Ueberschuſs ab,
                              									glüht wieder und wägt. Wenn, wie sehr häufig, Magnesia gar nicht oder nur
                              									spurenweise vorhanden ist, so stellt der Rückstand sofort alles Natrium als Na2SO4 vor. Ist aber
                              									Magnesia zugegen, so löst man den Rückstand nach dem Wägen auf, bestimmt die
                              									Magnesia als Ammoniumphosphat und zieht ihre Menge von derjenigen des Natrons ab. Diese Methode ist
                              									zwar ziemlich langwierig, ist aber die einzige, welche constante Resultate ergibt,
                              									und da man überhaupt solche Bestimmungen nur selten ausführt, doch
                              									empfehlenswerth.
                           Braunsteinanalyse. Von den verschiedenen Methoden für
                              									diesen Zweck werden nur zwei in ausgedehntem Maſse in den Fabriken angewendet,
                              									nämlich diejenige von Fresenius und Will und die Eisenmethode. Die Bunsen'sche Methode wird weniger benutzt, da man nur sehr wenig Substanz
                              									nehmen kann und leicht Fehler durch Zersetzung der Jodwasserstoffsäure in der
                              									Vorlage eintreten. Fresenius selbst bedient sich nicht
                              									mehr der ursprünglichen Methode (Bestimmung des Gewichtsverlustes beim Erhitzen mit
                              									Oxalsäure), sondern fängt die Kohlensäure in gewogenen Natronkalkröhren auf.
                           Der Oxalsäuremethode ist der Vorwurf gemacht worden, daſs sie ungenaue Resultate
                              									ergebe, wenn der Braunstein magnetisches Eisenoxyd (Fe3O4) enthält, welches bei der Anwendung
                              									des Braunsteins, und auch bei allen anderen Analysirmethoden, in Sesquioxyd
                              									übergeht, bei der Oxalsäuremethode dagegen unberücksichtigt bleibe. Dieser Vorwurf
                              									ist allerdings als unbegründet nachgewiesen worden (vgl. Soda-Industrie, Bd. 2 S. 731), aber die Vorzüge der Eisenmethode stellten
                              									sich als so groſs heraus, daſs seit dem J. 1869 der Verein englischer
                              									Sodafabrikanten dieselbe als allein maſsgebend anerkannt und auch auſserhalb England
                              									diese Methode sich sehr weit verbreitet hat. Namentlich in der Abänderung, welche in
                              										Lunge's Soda-Industrie, Bd. 2 S. 734 beschrieben, ist die Methode ungemein bequem.
                              									Man bedient sich hierbei einer sehr stark sauren Eisenvitriollösung, deren Titer
                              									während des Versuches selbst gegen Chamäleon festgestellt wird, zur Reduction des
                              									Braunsteins. Verfasser glaubt um so weniger ausführlich hierauf eingehen zu sollen,
                              									als die Commission sich mit der Einführung der Eisenmethode als maſsgebend
                              									einverstanden erklärte, aber den Wunsch aussprach, sich mit Fresenius darüber zu verständigen, ob diese Methode nicht auch für die
                              									Verkäufer von deutschem Braunstein eingeführt werden könnte. Die letzteren können es
                              									freilich nicht beanspruchen, hierin den Ausschlag zu geben, seitdem ihr Product so
                              									sehr gegenüber dem spanischen zurückgetreten ist.
                           Nach betreffender Mittheilung von Fresenius ist ihm die Eisenmethode nicht so genau bekannt wie die beiden
                              									allein von ihm für gültige Analysen angewendeten, nämlich die Zersetzung mit
                              									oxalsaurem Natrium und Schwefelsäure mit Auffangung der Kohlensäure in gewogenen
                              									Natronkalkröhren und die Bunsen'sche Methode. Er hat
                              									zwei Herren mit der Prüfung der Pattinson'schen Methode (darunter versteht Fresenius die von Levol
                              									und Poggiale vorgeschlagene, von Pattinson abgeänderte Eisenmethode) betraut und diese
                              									hätten folgende Erfahrungen gemacht: 1) Der Eisendraht ist nicht stets von gleichem
                              									Eisengehalt, was auf das Resultat von merklichem Einfluſs sein kann. 2) Der
                              									Braunstein schlieſst sich oft erst nach längerer Einwirkung ganz vollständig auf. 3)
                              									Wenn zwei verschiedene Analytiker den Titer der Chamäleonlösung stellen, werden sie nur selten
                              									ganz übereinstimmende Resultate erhalten. 4) Die Titrirung des Restes des
                              									schwefelsauren Eisenoxyduls in der viel schwefelsaures Manganoxydul enthaltenden
                              									Flüssigkeit vollzieht sich nicht so glatt als in einer kein oder wenig Mangan
                              									enthaltenden Lösung, wie man dies an der häufig eintretenden Braunfärbung der Lösung
                              									gegen Ende des Titrirens bemerken kann. 5) Bei der von Lunge selbst (Soda-Industrie, Bd. 2 S. 735)
                              									empfohlenen Art der Ausführung – Verwendung einer sauren Lösung von schwefelsaurem
                              									Eisenoxydul – fällt die Bemerkung 1 weg; die anderen behalten ihre Geltung.
                           Lunge erwiedert hierauf: daſs die
                              									Bemerkung 1 ganz wegfällt, wenn man nicht nach der in Fresenius' Quantitativer Analyse, Bd. 2 S. 387 ganz kurz beschriebenen
                              									älteren Eisenmethode, sondern nach der vom Verfasser vorgeschlagenen Methode
                              									arbeitet, was von Fresenius selbst anerkannt wird;
                              									Niemand, der einmal nach der letzteren Methode gearbeitet hat (welche der
                              									Weldon-Schlamm-Titrirung entlehnt ist), wird zu der ungemein viel unbequemeren und
                              									längeren Auflösung von stets frischem Eisendraht zurückkehren. Bemerkung 2 ist
                              									richtig, aber doch von wenig Gewicht. Es kommt nicht viel darauf an, ob die
                              									Aufschlieſsung ¼ oder ½ Stunde dauert; das Resultat der Analyse wird dadurch nicht
                              									im Mindesten beeinfluſst, da ohnehin keine Luft in den Apparat eintreten darf. Dazu
                              									tritt ferner noch derselbe Umstand, d. i. die schwierige Aufschlieſsung mancher
                              									Braunsteine, bei der Oxalsäuremethode ein, wo er aber nicht gleichgültig ist, weil
                              									in Folge der längeren und stärkeren Erwärmung möglicherweise Wasserdampf unabsorbirt
                              									entweichen kann. Soweit also diese Bemerkung gültig ist, kehrt sie ihre Spitze
                              									gerade gegen die Oxalsäuremethode.
                           Wenn man Bemerkung 3 als gültig anerkennen sollte, so müſsten
                              									sämmtliche mit Chamäleon ausgeführte Bestimmungen, deren Zahl doch täglich gewiſs
                              									viele Tausende beträgt, als ungenau zu verwerfen sein. Es würde dies eine wirkliche
                              									Revolution in vielen Zweigen der metallurgischen und anderweitigen technischen
                              									Analyse hervorrufen. Uebrigens wird gerade dieser Einwurf durch die unten zu
                              									beschreibenden Versuche gründlichst widerlegt.
                           Auch bei dem Einwurf Nr. 4 ist übersehen, daſs täglich Hunderte
                              									von Bestimmungen gemacht werden, welche sie widerlegen, nämlich die Titrirungen von
                              									Weldon-Schlamm, um ganz abzusehen von so vielen anderen Fällen. Es ist jenen
                              									Assistenten eben passirt, was bei Anfängern im Weldon-Proceſs häufig eintritt, daſs
                              									sie mit nicht genug verdünnten, zu wenig sauren und zu warmen Flüssigkeiten
                              									gearbeitet haben (vgl. 1881 242 371). Alsdann stellt sich
                              									allerdings eine Bräunung der Flüssigkeit gegen Ende des Titrirens ein, welche aber
                              									zuletzt wieder verschwindet und dem klaren Rosa des Chamäleons Platz macht. Das
                              									Endresultat ist ebenso genau, wie wenn keine Bräunung eingetreten wäre, die man
                              									übrigens durch Verdünnung, Säurezusatz und Abkühlen vor Zusatz des Chamäleons leicht
                              									vermeiden kann, was immerhin wünschenswerth ist.
                           Es ist hierbei darauf aufmerksam zu machen, daſs nach Cl. Zimmermann (1881 242
                              									391) die Anwesenheit von Mangansulfat bei der Chamäleon titrirung nicht nur nichts
                              									schadet, sondern sogar den schädlichen Einfluſs selbst groſser Mengen von etwa
                              									vorhandener Salzsäure völlig aufhebt. Hierdurch wird beiläufig auch der Vorwurf
                              									vollständig widerlegt, daſs bei der Titrirung von Weldon-Schlamm nach der von Lunge beschriebenen Methode das in groſser Menge
                              									vorhandene Chlorcalcium störend einwirkt – ein Vorwurf, den er schon früher durch
                              									die völlige Uebereinstimmung seiner Resultate mit denen der von Weldon selbst angewendeten Bichromatmethode und der
                              									Bunsen'schen Methode als unbegründet nachgewiesen hat (vgl. 1880 235 300) und welcher jetzt wohl endgültig als widerlegt
                              									betrachtet werden darf.
                           Es wurde nun eine Anzahl Braunsteinbestimmungen ausgeführt, nach deren Resultaten man
                              									die Eisenmethode als eine der besten, sichersten und am meisten Uebereinstimmung
                              									verbürgenden der analytischen Chemie wird anerkennen müssen. Daſs Fresenius an seine eigene Methode keine höheren
                              									Ansprüche stellt, geht daraus hervor, daſs er Abweichungen von 0,2 Proc. für
                              									zulässig hält. Lunge glaubt aber die Eisenmethode nicht
                              									nur als gleichberechtigt mit der Oxalsäuremethode hinstellen, sondern ihre Annahme
                              									als maſsgebend für die deutsche Sodafabrikation vorschlagen zu sollen, und zwar aus
                              									folgenden Gründen: 1) Sie ist in ⅓ oder ¼ der Zeit, welche die Oxalsäuremethode
                              									beansprucht, auszuführen. 2) Man vermeidet die Ungenauigkeit, die beim mehrfachen
                              									Wägen von gröſseren Glasapparaten nicht zu vermeiden ist und die ja z.B. die
                              									organische Elementaranalyse keineswegs als eine der genauesten analytischen Methoden
                              									erscheinen läſst. 3) Man ist unabhängig von den Fehlern, welche bei der
                              									Oxalsäuremethode durch die schwierige Aufschlieſsbarkeit mancher Braunsteine
                              									entstehen können. 4) Man wird nicht durch den Kohlensäuregehalt des Braunsteins
                              									gestört. 5) Die Eisenmethode wird im ganzen englischen Handel und von allen dortigen
                              									Fabriken als allein maſsgebend anerkannt.
                           Die Versuche über den Einfluſs der
                                 										Beimengungen von schwefelsaurem Natrium und Chlornatrium auf die Bestimmung des
                                 										Trockenrückstandes von Sodalaugen durch das specifische Gewicht ergaben,
                              									daſs die Tabellen für Na2CO3 bei Sulfat und Kochsalz haltigen Sodalaugen den
                              									Gehalt an gesammtem Trockenrückstand angeben.