| Titel: | Ueber die Herstellung von Schmierseife. | 
| Fundstelle: | Band 244, Jahrgang 1882, S. 56 | 
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                        Ueber die Herstellung von
                           								Schmierseife.
                        Ueber Herstellung von Schmierseife.
                        
                     
                        
                           Wie E. Bingel im Seifenfabrikant, 1881 S. 82 ausführt, besteht die reine
                              									ungefüllte Schmierseife wesentlich aus ölsaurem Kali, kohlensaurem Kali und den
                              									Salzen in Lösung, welche die zu ihrer Darstellung verwendete Potasche enthielt.
                              									Reines ölsaures Kali, wie man es durch Aussalzen einer Schmierseife mit Chlorkalium
                              									darstellen kann, ist eine feste, zähe, wenig durchscheinende Masse; erst durch
                              									Zusatz einer Lösung von kohlensaurem und kaustischem Alkali erhält man die
                              									Schmierseife, wie sie im Handel verlangt wird, durchscheinend und geschmeidig und
                              									nicht gallert- oder gummiartig. Zum Abrichten und zur sogen. Füllung der Seife kann
                              									man statt der Potasche auch Chlorkalium, schwefelsaures Kali, borsaures Kali,
                              									kieselsaures Kali u.a. anwenden, minder gut die Natronsalze. Die genannten Salze
                              									haben alle die Eigenschaft, Wasser mit der Schmierseife zu verbinden, und die
                              									Erfahrung hat gelehrt, daſs auf 100 Th. Wasser ungefähr 12 bis 15 Th. Salze gehören,
                              									um jenes der Seife so einzuverleiben, daſs es sich nach dem Erkalten derselben nicht
                              									wieder abscheidet, die Seife nicht lang wird. Kaustisches Kali besitzt die
                              									Eigenschaft, Wasser an die Seife zu binden, nur in geringem Maſse und wird deshalb
                              									eine Seife, welche zu viel kaustisches Kali enthält, d.h. zu hoch im Kalk istMit „hoch im Kalk“ bezieh. „niedrig im Kalk“ bezeichnet der
                                    											Seifensieder die Beschaffenheit seiner Laugen, wie sie durch die Anwendung
                                    											von mehr oder weniger Kalk bedingt wird; er überträgt diese allgemein
                                    											gebräuchlichen Ausdrücke auch auf seine Seifen, sei es beim Sieden oder auf
                                    											das fertige Fabrikat, um die verschiedene Beschaffenheit der Seife zu
                                    											bezeichnen, wie sie das Resultat der angewendeten, im Kalkverhältniſs
                                    											verschiedenen Lauge ist., leicht trübe und lang. Jeder Sieder
                              									weiſs, daſs er durch Zugabe von Potaschelösung dem Uebel abhelfen kann, und nennt
                              									dies die Seife im Kalk herunterbringen; in Wirklichkeit aber hat er nur das Verhältniſs des
                              									kaustischen Kalis zum kohlensauren Kali richtig gestellt. Schwieriger läſst sich die
                              									Erscheinung erklären, daſs Schmierseifen, welche sich beim Sieden als gut im Kalk
                              									erweisen, noch ehe sie Lauge genug haben, an der Zunge probirt, starken Stich
                              									zeigen, der nach Zugabe von Potaschelösung wieder verschwindet. Dies dürfte
                              									vielleicht daher rühren, daſs in einer Seife, welche hoch im Kalk ist, die Oelsäure
                              									nach Aufnahme der Lauge bis zur neutralen Verbindung durch die zähe Beschaffenheit
                              									der Seife verhindert ist, mit der Lauge in innigere Berührung zu kommen und weitere
                              									Mengen davon zu binden. Durch die Zugabe der Potaschelösung wird die Seife lockerer
                              									und die Verbindung ermöglicht.
                           Nach den Ausführungen des Verfassers soll man die Laugen am besten gut im Kalk halten
                              									und erst eine innig gebundene Seife fertig sieden, ehe man füllt.
                           Zur Herstellung der grünen Schmierseife verwendet man nach M. Starke (Seifenfabrikant, 1881 S. 83) namentlich Hanföl, Leinöl und Elaïn. Man
                              									bringt das Fett in den Kessel, mischt es mit dem gleichen Gewicht Lauge von 18 bis
                              									20° B., und zwar nimmt man ⅔ Potasche- und ⅓ Sodalauge, krückt öfter um und läſst
                              									die Mischung bis zum nächsten Tage stehen; dann feuert man zum Sieden an. Die Masse
                              									wird nur kurze Zeit nöthig haben, um in Verband zu kommen, was man daran erkennt,
                              									daſs kein Oel mehr auf der Oberfläche zu bemerken ist und etwas davon, an die Zunge
                              									genommen, nicht nach Lauge, sondern süſslich nach Oel schmeckt. Nun gibt man unter
                              									ruhigem Sieden langsam so viel Lauge von 20 bis 24° B. hinzu, bis der Leim
                              									vollkommen klar ist. Ist das letztere der Fall, so verstärkt man das Feuer und setzt
                              									das Sieden so lange fort, bis die Seife groſse schwere Platten und nur wenig Schaum
                              									an den Seiten des Kessels zeigt.
                           Eine Probe auf einer Glasplatte soll nach dem Erkalten klar bleiben und, an die Zunge
                              									genommen, ein wenig anhalten. Ist letzteres nicht der Fall, trübt sich die Probe, so
                              									gibt man in kleinen Portionen Lauge von 24° B. zu, siedet alsdann so lange, bis die
                              									Seife nicht mehr spinnt und zwei kalt gewordene Stückchen Seife, mit einem Messer
                              									auf einander gedrückt und rasch wieder getrennt, keine Fäden folgen lassen. Die
                              									Seife muſs jetzt in groſsen Platten und hörbar, sowie ohne Schaum sieden, ebenso die
                              									Probe auf der Glasplatte Längenadern zeigen und doch klar bleiben. Sollte jedoch
                              									eine Probe auf dem Glase trübe werden, nach dem Erkalten auf demselben rutschen und
                              									würden sich 2 Stücke dieser Seife kalt nicht wieder vereinigen lassen, so fügt man
                              									Oel zu. Damit sich dasselbe aber schnell mit der Seife verbindet und um den
                              									unangenehmen brenzlichen Geruch zu vermeiden, mischt man dem Oele schwache Lauge zu,
                              									gibt dasselbe so gemischt zur Seife und muſs dann allerdings noch einige Zeit
                              									dampfen. Sollten die Laugen, welche zur Verarbeitung gelangten, zu hoch im Kalk stehen (man erkennt
                              									dies an dem zähen und schweren Sieden der Seife und eine Probe auf dem Glase wird
                              									ganz geleeartig), so setzt man Potaschelösung von 20 bis 25° B. hinzu, bis die Seife
                              									in ein normales Sieden übergeht und die beschriebenen Proben richtig zur Erscheinung
                              									gelangen. Ueberhaupt erzielt man, wenn eine Seife erst etwas hoch im Kalk ist und in
                              									Folge dessen kohlensaure Lauge beim Sieden nothig hat, die gröſste Ausbeute.
                              									Verwendet man viel Oleïn, so muſs man beim Beginn des Sudes wenigstens ¾ der
                              									nöthigen Lauge zugeben, da sich sonst leicht Klumpen bilden, die sich erst nach
                              									längerem Sieden wieder lösen.
                           In Ermanglung des Hanföles erhält man eine sehr schöne grüne Seife bei einem Ansatz
                              									von 9 Th. Leinöl und 1 Th. rohem Palmöl. Im Sommer verseift man mit ⅔ Potasche- und
                              									⅓ Sodalauge, im Winter mit ¾ Potasche- und ¼ Sodalauge; bei strenger Kälte verwendet
                              									man jedoch nur Potaschelauge, da im Winter die Seife bei gröſserem Zusatz von
                              									Sodalauge leicht trübe wird. Man setzt sodann der Seife Ultramarin zu, mischt dieses
                              									in scharfer Abrichtelauge und erhält so durch das rohe Palmöl und das Ultramarin
                              									eine schön grün gefärbte Seife. Die Seife bleibt bis zum anderen Morgen im Kessel
                              									stehen, da sie bei geringerer Temperatur ausgeschöpft gleichmäſsiger wird, und wird
                              									dann in reine, trockene Gefäſse übergefüllt.
                           Eine der beliebtesten und schönsten Schmierseifen ist nach Angabe
                              									von F. Eichbaum im Seifenfabrikant, 1881 S. 85 die sogen. Naturkornseife, zugleich eine der reellsten, da sie keine hohe Füllung
                              									zuläſst. Erforderlich ist eine Potasche mit höchstens 5 Proc. Soda und gut
                              									geschlagenes Leinöl. Deutsches Leinöl ist dem englischen vorzuziehen, da es eine
                              									schönere gelbe Farbe hat und das englische Leinöl vielfach nicht geschlagen, sondern
                              									mittels Schwefelkohlenstoff extrahirt wird und dann, um Nachtheile beim Sieden zu
                              									verhüten, vor dem Gebrauch erst mit frischem Wasser tüchtig ausgewaschen oder auch
                              									mit Chlorzinklösung behandelt werden muſs. Auch saponificirtes Oleïn und doppelt
                              									raffinirtes Baumwollsaatöl finden vielfach vortheilhafte Verwendung zur Fabrikation
                              									der Naturkorn seife; durch Zugabe von saponificirtem Oleïn wird namentlich ein
                              									schönes, langes Korn erzielt.
                           Zur Laugenbereitung löst man in der erwärmten schwachen Aescherlauge, welche
                              									gewöhnlich noch etwa 6 bis 8° B. zeigt, die Potasche und löscht dann in derselben
                              									die erforderliche Menge Kalk. Wenn man guten Kalk hat, auch einigermaſsen gutes
                              									Wasser, so genügen 42 bis 46k Kalk auf 100k Potasche. Bei einem Fettansatz von etwa 1000k genügt die Auflösung von 400k Potasche. Der erste Abzug der erhaltenen Lauge
                              									wird auf 27 bis 28° B. gestellt, um als Siede- und Füllungslauge Verwendung zu
                              									finden, der zweite Abzug, die Verbandslauge, auf 17 bis 18° B. Soll Aetzkali
                              									gebraucht werden, so löst man dasselbe in Wasser auf und setzt der erhaltenen Lauge,
                              										welche in Folge zu
                              									groſser Kausticität Dicht direct zum Sieden von Schmierseife benutzt werden kann,
                              									auf 100 Th. Aetzkali etwa 33 Th. Potasche zu und stellt sie auf die gewünschten
                              									Grade.
                           Nach Fertigstellung der Lauge setzt man das Fett zum Sieden au. Bei ungefüllten
                              									Seifen nimmt man gewöhnlich auf 100k Leinöl 33 bis
                              										40k guten Talg, bei gefüllten Seifen, wo die
                              									Menge durch die Füllung bedeutend vermehrt wird und zu wenig Korn zeigen würde, 40
                              									bis 50k Talg. Zur Erzielung einer schönen gelben
                              									Farbe werden oft noch 5 Proc. rohes Palmöl mit zum Sieden verwendet. Im Sommer wird
                              									die Fettmischung zu dieser Seife gewöhnlich in der Art verändert, daſs man, um der
                              									Seife eine gröſsere Consistenz zu verleihen, halbfeste Fette, als Kammfett,
                              									Schweinefett u. dgl., oder auch Baumwollsaatöl zum Sieden mit verwendet.
                           Um ein leichtes und schnelles Sieden zu haben, verwendet man gewöhnlich eine
                              									Durchschnittslauge von 23 bis 24° B. Angenommen, man hat 1000k Fettansatz und es sind 8 Töpfe Lauge von 24° B.
                              									zum Verseifen von 100k Fett erforderlich, so gibt
                              									man 34 Töpfe Lauge von 18° B. zu dem Fettansätze in den Kessel und befördert durch
                              									Krücken bei langsamem Feuer den Verband zwischen Lauge und Fett. Dann werden 42
                              									Töpfe Lauge von 28° B. unter lebhaftem Sieden nach und nach hinzugegeben, wonach die
                              									Seife in den Leim gekommen sein wird. Man gibt, nachdem die Seife tüchtig gesotten,
                              									nun allmählich die noch ungefähr nöthigen Töpfe von 28° B. hinzu, nimmt
                              									zwischendurch ab und zu eine Probe auf Glas und richtet schlieſslich die Seife auf
                              										„schwache Blume“ (die Laugenadern, welche sich beim Ueberschuſs von etwas
                              									Alkali auf der Probe zeigen) bezieh. auf Laugenring ab.
                           Die Seife wird im Sommer immer mehr eingedampft wie im Winter; auch Seifen, welche
                              									gefüllt werden sollen, dampft man etwas stärker ein. Um ein schnelleres Körnen der
                              									Seife zu bewirken, wendet man öfter bei der Abrichtung etwas Sodalauge von 24° B.
                              									mit an. Während des Siedens der Seife muſs beobachtet werden, ob man im richtigen
                              									Kalkverhältniſs ist. Eine Seife, welche zu hoch im Kalke steht, wird, wenn auch gut
                              									eingesotten, nach längerem Stehen zäh und gummiartig, bleibt trübe und körnt
                              									schlecht, ist also für den Verkauf unbrauchbar. Sie wird dann schwerfällig, mehr
                              									unten im Kessel sieden und sich nur bei sehr starkem Feuer heben. Die Seife wird
                              									ferner in breiten, zähen Streifen vom Spatel ablaufen und eine auf Glas gesetzte
                              									Probe „ledern“ sein. Durch Zugabe von starker Potaschelösung wird dieser
                              									Fehler leicht verbessert. Steht sie zu niedrig im Kalk, so siedet die Seife hoch,
                              									hat ein dünnflüssiges, wässeriges Aussehen und muſs durch Zugabe von Kalkwasser oder
                              									schwacher Lauge diesem Fehler abgeholfen werden. Die Seife darf ferner nicht zu
                              									stark abgerichtet werden, weil sie sonst beim späteren Stehenlassen Lauge fahren lassen könnte,
                              									schwer klar werden und auch kleineres Korn ansetzen würde. Zu schwach darf die Seife
                              									auch nicht abgerichtet werden, weil sie dann trübe und weich werden würde. Ist die
                              									Seife fertig gesotten, so wird sie zum Abkühlen der Ruhe überlassen. 100 Th. Fett
                              									geben 232 bis 235 Th. Seife, nicht aber, wie vielfach behauptet wird, 250 Th.
                              									Ausbeute.
                           Nachdem die Seife in die Fässer geschöpft ist, wird sie in die dazu bestimmten
                              									Kellerräume gebracht. In letzteren muſs, um das Körnen der Seife zu ermöglichen,
                              									eine Temperatur von 13 bis 18° unterhalten werden. Unter 13° würden die Krystalle in
                              									der Seife zu schnell erstarren, über 18° diese in derselben gelöst bleiben; das
                              									Korn, eine krystallinische Ausscheidung des stearin- und palmitinsauren Kalis und
                              									Natrons, bildet sich in etwa 8 bis 14 Tagen. Die Seife wird dann auch schnell klar
                              									und kann zum Verkauf gestellt werden. Ein öfteres Umkellern ist dieser Seife
                              									vortheilhaft.
                           Unter dem Namen transparente
                                 										Glycerinschmierseife kommt nach W. Seidemann
                              										(Seifenfabrikant, 1881 S. 153) seit einigen Jahren
                              									in den Rheinlanden und in Westfalen eine Schmierseife in den Handel, welche sich von
                              									der sonst üblichen braunen, glatten Schmierseife durch ihre ganz helle Farbe
                              									unterscheidet, während sie sonst keine besonderen Bestandtheile enthält, welche den
                              									ihr von ihrem ersten Darsteller, Van Baerle in Worms,
                              									gegebenen Namen „Glycerinschmierseife“ rechtfertigen könnten. Nach Seidemann ist die Fabrikation der durchscheinenden
                              									Glycerinschmierseife dieselbe wie die der anderen glatten Schmierseifen; nur müssen
                              									die dazu verwendeten Oele zuvor gebleicht werden, da sonst die gewünschte helle
                              									Farbe nicht zu erzielen ist. Es empfiehlt sich, für diese helle Schmierseife ein
                              									helles Leinöl zu wählen, welches mit doppelt chromsaurem Kali und Salzsäure in
                              									ähnlicher Weise wie beim Palmöl gebleicht werden kann; doch ist diese Bleiche für
                              									diesen Zweck nicht zu empfehlen, da sie unnöthige Kosten, einen lästigen
                              									Niederschlag und Verlust verursacht. Vortheilhafter ist es, die Bleiche in der Weise
                              									auszuführen, daſs man das Oel durch directen Dampf erwärmt und es dann mit 5 bis 8
                              									Proc. Potaschelauge von 28° B. tüchtig durchkrückt. Nachdem man das Oel mit der
                              									Lauge tüchtig durchgearbeitet hat, überläſst man es der Ruhe, damit es sich klärt.
                              									Diese Bleichmethode gewährt den Vortheil, daſs der dabei sich bildende Niederschlag
                              									zu dunkleren Schmierseifen verwendet werden kann. Das Bleichen des Baumwollsaatöles
                              									wird in ähnlicher Weise ausgeführt, wie es soeben für Leinöl geschildert ist. Das
                              									gebleichte Oel wird, nachdem es sich geklärt hat, abgeschöpft und in den Siedekessel
                              									gebracht. Beim Sieden gewöhnlicher glatter Schmierseifen erhält man Verband, wenn
                              									man ungefähr die Hälfte der erforderlichen Lauge mit in den Kessel bringt,
                              									vorausgesetzt, daſs letztere nicht zu stark ist. Dies findet bei dem in angegebener
                              									Weise gebleichten Oel
                              									selten statt; man ist daher gezwungen, mit weniger oder schwächerer Lauge und bei
                              									mäſsigerem Feuer den Verband zu erzielen. Es erklärt sich dies dadurch, daſs ein mit
                              									Lauge gebleichtes Oel vollständig neutral ist, während die gewöhnlichen Oele des
                              									Handels stets mehr oder weniger freie Fettsäuren enthalten und sich deshalb leichter
                              									verseifen. Hat sich das Oel mit der ersten Lauge verbunden, so kann man weiter Lauge
                              									zugeben und zu gelinder Abrichtung – klare Glasprobe, Laugenring – schreiten. Ist
                              									beim Sieden die Seife dick geworden, so darf man noch nicht glauben, daſs die Seife
                              									zu hoch im Kalk steht, da diese Störung nicht immer durch das Kalkverhältniſs
                              									bedingt ist, vielmehr sehr häufig dann eintritt, wenn die Seife zu wenig Wasser
                              									enthält. Siedet man mit viel schwachen Laugen, so ist zu empfehlen, daſs man die
                              									Seife mit Potaschelösung von 24 bis 28° B. richtig stellt.
                           Im Sommer erhält man, wenn auf 100 Th. 90procentige Potasche 50 bis 52 Th. Kalk
                              									genommen werden, eine für Leinöl und Baumwollsaatöl geeignete Lauge, mit welcher man
                              									so ziemlich richtig ohne Abweichung arbeiten kann. Die mit zu verwendende Sodalauge
                              									kann ähnlich dargestellt werden. Von letzterer ist stark ⅓ erforderlich, um der
                              									Seife die nöthige Festigkeit zu ertheilen, sowie auch, um sie wohlfeiler zu machen.
                              									Bei einem Ansatz von 15 Th. Leinöl, 5 Th. Baumwollsaatöl und 3 Th. Harz sind also
                              									ungefähr 8 Th. Sodalauge von 24° B. zu verwenden; doch hat jeder Sieder der
                              									verlangten Beschaffenheit der Waare, den Witterungsverhältnissen u.s.w. Rechnung zu
                              									tragen und danach die Sodamenge zu bestimmen.
                           Ist die Seife gehörig eingedampft, so daſs der auf der Oberfläche noch vorhandene
                              									Schaum sich an die Kesselwand drängt und die hörbar aufgeworfenen Rosen gleichmäſsig
                              									einen Kranz bilden, so kann das zuletzt mäſsig gehaltene Feuer gelöscht und das
                              									Sieden als beendigt angesehen werden. Eine jetzt herausgenommene Probe erscheint auf
                              									dem Glase graulich, klärt sich in kurzer Zeit, läſst eine feine Blume deutlich
                              									zurück und muſs klar bleiben. Bleibt die Probe trübe und weiſslich, so ist die Seife
                              									zu stark abgerichtet, welchem Uebelstande durch Zugeben von mit schwacher Lauge
                              									vermischtem Oel abgeholfen wird. Zeigt sich die aus dem Kessel genommene Glasprobe
                              									schön klar mit Blume, wird aber nach kurzer Zeit trübe – sie hält sich nicht, wie
                              									man zu sagen pflegt –, so ist die Seife entweder zu schwach abgerichtet, oder noch
                              									nicht vollständig eingedampft, was bei kalter Witterung leicht ersichtlich ist, oder
                              									sie steht zu hoch im Kalk und kann dann durch Zugeben von Potaschelösung in kleinen
                              									Mengen richtig gestellt werden. Es ist zu beachten, daſs, wenn die Seife anfängt,
                              									Rosen zu brechen, die noch vorhandene Feuchtigkeit rascher verdampft als anfangs. Es
                              									empfiehlt sich dann, der Seife bereits die ganze erforderliche Menge Lauge zu geben,
                              									da, falls jetzt noch
                              									unverseiftes Oel vorhanden ist, dieses verbrennt, so daſs Verluste entstehen. Zeigen
                              									die Proben die sämmtlichen erforderlichen Merkmale, so läſst man sie ruhig stehen
                              									und füllt sie, wenn sie kälter geworden ist. Eine Seife, welche gefüllt wird,
                              									nachdem sie sich etwas abgekühlt hat, wird schöner und glatter als eine ganz heiſs
                              									gefüllte.
                           Die Ursache von in erkalteter glatter Seife mitunter sich zeigendem Fluſs oder
                              									Flocken ist häufig in zu schwacher Abrichtung zu suchen; doch darf im Sommer die
                              									Seife nicht übermäſsig abgerichtet werden, da sie sonst ihr Ansehen und ihr Feuer
                              									verliert und, wie man sagt, glitschig wird. Zu schwache Abrichtung gibt bei nicht
                              									gehöriger Abdampfung eine Seife, welche nach längerer Lagerung dünn und lang wird.
                              									Sind zu schwach abgerichtete Seifen richtig eingedampft, so werden sie bei kälterer
                              									Witterung häufig trübe. Bei Verwendung von anderen Oelen als Leinöl muſs stets die
                              									Jahreszeit berücksichtigt werden, das an Stearin reiche Oele in zu groſsen Mengen
                              									verwendet, selbst ganz richtige Waaren verderben. Zu durchscheinender
                              									Glycerinschmierseife ist nur ganz helles raffinirtes Harz zu verwenden um so mehr,
                              									als Seifen, welche Harz enthalten, beim Lagern nachdunkeln. In einzelnen Gegenden
                              									wird die Schmierseife jetzt so hell verlangt, daſs ein Zusatz von Harz überhaupt
                              									nicht möglich ist.
                           Die Verarbeitung des Harzes bei Schmierseifen kann in zweierlei Weise geschehen: Man
                              									kann das Harz gleich zu Anfang mit in den Kessel geben und mit den Oelen zusammen
                              									versieden, oder man kann es der Seife zusetzen, nachdem dieselbe bereits fertig ist.
                              									Welcher von beiden Wegen der bessere ist, darüber gehen die Ansichten weit aus
                              									einander. Der erste Fall ist einfacher, er erfordert nur einmaliges Abrichten und
                              									gibt gleichmäſsigere Waare; doch scheinen die Seifen dunkler zu werden als bei der
                              									zweiten Methode, welche auch unzweifelhaft eine höhere Ausbeute gibt, die jedoch
                              									durch den Zeitverlust, welchen das Einkrücken der für die Verseifung des Harzes
                              									erforderlichen Lauge verursacht, vielleicht wieder aufgewogen wird. Ferner finden
                              									sich zuweilen in Schmierseifen, welchen das Harz zuletzt beigegeben wurde, kleine
                              									Bläschen, was allerdings der Seife nicht schadet, aber ihr Aussehen verschlechtert,
                              									so daſs ersteres Verfahren namentlich den Siedern zu empfehlen ist, welche nicht
                              									vollkommen fest und sicher im Sieden dieser Seifen sind.
                           Von 100k Leinöl erhält man bei richtigem Eindampfen
                              									und Abrichten 233 bis 235k reine, schaumfreie
                              									Seife. Hierzu kommen 15k Harz, von welchem man
                              									sagt, daſs 1k Harz 1,5 bis 1k,75 Seife geben. Auf die Weise würde man also aus
                              										100k Leinöl und 15k Harz 255 bis 260k Seife erhalten. Bei
                              									transparenter Glycerinschmierseife ist an eine solche Ausbeute nicht zu denken, da
                              									es zumal im Winter nöthig ist, dieselbe gut einzudampfen. So ist höchstens eine
                              									Ausbeute von 252 bis 255k zu erzielen, auch wenn so viel als
                              									möglich kohlensaure Lauge verwendet wird. Wird Baumwollsaatöl mit verarbeitet, so
                              									muſs man mit noch einigen Procent weniger zufrieden sein, da bekanntlich 100k Baumwollsaatöl nur 227 bis 230k Seife ergeben.
                           Das Erfrieren von Schmierseifen. Zur Herstellung einer
                              									durchscheinenden, im Winter möglichst haltbaren Seife, welche also nicht leicht
                              									trübe wird oder erfriert, ist nach einer Angabe im Seifenfabrikant, 1881 S. 339 nur Leinöl zu verwenden. Seife, zu welcher
                              									Baumwollsaatöl verwendet wurde, trübt sich beim Eintritt des Frostes, nicht minder
                              									Seife aus Oleïn, Rüböl, Thran u.s.w. Es sind deshalb die letztgenannten Oele schon
                              									Ende September beim Sieden von Schmierseife fortzulassen, oder nur in kleinen Mengen
                              									anzuwenden. Während eine nur aus Leinöl gesottene Schmierseife bei normalem
                              									Kalkverhältniſs im Sommer weich bleibt, selbst wenn man mehr Sodalauge anwendet, ist
                              									es für den Winter angebracht, einige Procent weniger Kalk zu nehmen, indem glatte
                              									Seifen, welche hoch im Kalk stehen, leichter trübe werden, als wenn das Gegentheil
                              									der Fall ist. Es ist nun allerdings Thatsache, daſs eine Schmierseife, welche
                              									niedrig im Kalk steht, weniger hoch zu füllen ist, als eine solche, bei welcher der
                              									umgekehrte Fall vorliegt, weil die meisten Füllungsmittel, wie Füllungslauge,
                              									Chlorkaliumlösung, präparirtes Wasserglas u. dgl., ähnlich wie kohlensaure Lauge
                              									wirken; aber es steht auch ebenso fest, daſs Seifen, welche hoch im Kalk stehen,
                              									trotz richtiger Abrichtung in der Kälte sich trüben.
                           Bei Anwendung von Sodalauge würde, falls man das im Sommer angewendete Verhältniſs
                              									auch für den Spätherbst innehalten wollte, die unausbleibliche Folge eine trübe,
                              									bröcklich werdende Seife sein. Im Winter verlangt die Schmierseife eine stärkere
                              									Abrichtung als im Sommer, da schwach abgerichtete Seifen bei Frost sehr leicht trübe
                              									werden; sie werden aber dann in wärmeren Localen gewöhnlich wieder klar, wobei sie
                              									freilich zuweilen auch weich oder dünn werden. Allzu starke Abrichtung verdirbt das
                              									Aussehen und macht die Seife kurz und glitschig. Eine nicht genügend eingedampfte
                              									Schmierseife trübt sich ebenfalls in der Kälte und zwar in Folge ihres groſsen
                              									Wassergehaltes. Es ist deshalb nothwendig, die Seife vollständig schaumfrei
                              									abzudampfen; es empfiehlt sich dies allerdings schon ohnehin, da stark Wasser
                              									haltige Seifen stets matt sind. Ein Mittel, welches Schmierseifen vor dem Erfrieren
                              									bei groſser Kälte unbedingt schützt, besonders auf längeren Transporten, ist bis
                              									jetzt nicht gefunden und dürfte auch wohl nicht gefunden werden. Sorgfältige
                              									Abrichtung und ein nicht zu kalter Aufbewahrungsort bleiben bis jetzt die sichersten
                              									Mittel gegen den erwähnten Uebelstand. Selbst die Anwendung von Spiritus, welche so
                              									oft empfohlen wird, schützt nicht unbedingt.
                           
                           Neutrale Kaliseife würde nach W. J. Menzies (Seifenfabrikant, 1881 S. 169)
                              									zum Waschen von Wolle u. dgl. der Natronseife weit vorzuziehen sein. Eine neutrale
                              									Kaliseife ist milder, reinigt mehr, schäumt besser und ist für die Haut wohlthuender
                              									als eine Natronseife. Als Haushaltungsseife ist eine neutrale Kaliseife einer
                              									Sodaseife unbedingt vorzuziehen, wenn es sich um Waschen von Flanell und anderen
                              									wollenen Stoffen handelt; sie reinigt besser, ertheilt den Zeugen eine zartere
                              									Beschaffenheit und läſst sie weniger stark einlaufen als eine Natronseife. Für
                              									industrielle Zwecke, namentlich zum Walken und Schlichten, wird eine neutrale
                              									Kaliseife bei allen Zeugen, besonders aber bei wollenen, eine feinere Appretur geben
                              									als eine Sodaseife und wird eine damit gewaschene Wolle sich um mehrere Nummern
                              									feiner spinnen lassen als eine mit Natronseife gewaschene. Die bis jetzt
                              									hergestellten Kaliseifen sind zu den bezeichneten Zwecken unbrauchbar, da sie nicht
                              									neutral, sondern stark alkalisch sind und zwar einfach deshalb, weil man bisher
                              									andere nicht herzustellen vermochte. Eine neutrale Kaliseife kann durch Sieden mit
                              									Laugen, welche man durch Auflösen von reiner kaustischer Potasche gewonnen hat, in
                              									hergebrachter Weise oder durch Verseifung auf kaltem Wege erhalten werden (vgl. 1881
                              										242 56.)