| Titel: | Ueber Algarobilla für Gerbereizwecke; von W. Eitner. | 
| Fundstelle: | Band 244, Jahrgang 1882, S. 80 | 
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                        Ueber Algarobilla für Gerbereizwecke; von W.
                              								Eitner.
                        W. Eitner, über Algarobilla.
                        
                     
                        
                           Die aus Chili stammende Algarobilla ist die 3 bis 3cm,5 lange, 40 bis 50 Proc. Gerbstoff enthaltende Schotenfracht eines
                              									Baumes, Balsamocarpum brevisolium, welche mit den für
                              									Gerbereizwecke bereits verwendeten Divi, Nebneb und Babloh einige Aehnlichkeit hat.
                              									Die Samen, welche etwa 17 Procent des Gesammtgewichtes der Frucht ausmachen, sind
                              									dunkel gefärbt, hart und gerbstofflos. Der Umstand, daſs der Gerbstoff der
                              									Algarobilla, wenn die Frucht zerrieben ist, nahezu frei ist und daher sich leicht in
                              									Wasser löst, daſs ferner die so erhaltene Gerbstoffbrühe hellgelb gefärbt ist, macht
                              									die Algarobilla, wie Verfasser im Gerber, 1881 S. 243
                              									berichtet, zu einem werthvollen Gerbmittel. Da der Algarobillaauszug eine fast
                              									technisch reine Gerbstofflösung darstellt, welche kein gebrauchsfähiges Leder gibt,
                              									so kann sie meist nur in Gemischen verwendet werden, wobei der Algarobilla die
                              									Aufgabe zufällt, den Gerbstoffgehalt der übrigen Gerbmittel zu verstärken. Sie hat
                              									dabei vor den sonst verwendeten Extracten den Vorzug, daſs sie hell gefärbte Brühen
                              									gibt.
                           Nach Eitner wäre die Algarobilla in erster Linie in der
                              									Roſslederfabrikation zum Nachgerben der Spiegel zu verwenden, dann aber auch zum
                              									Nachgerben aller anderen Arten Oberleder, anstatt des gewöhnlich hierfür verwendeten
                              									Catechu oder der anderen Extracte, zu benutzen. Hier kann man die Algarobilla allein
                              									für sich ohne Beimischung eines anderen Gerbstoffes in Anwendung bringen und zwar in
                              									der Weise, daſs man dieselbe ganz grob schrotet, oder durch Stampfen nur so weit
                              									verkleinert, daſs die Schoten aus einander geschlagen werden, dann 1 Theil davon mit
                              									40 bis 50 Th. heiſsem Wasser übergieſst und dieses einige Stunden, während welcher
                              									man öfter umrührt, stehen läſst. Der Gerbstoff löst sich hierbei nahezu vollständig
                              									auf, wodurch man einen sehr concentrirten Auszug erhält, den man abzieht und sofort
                              									verwendet. Um auch den Rest an Gerbstoff aus dem Material zu erhalten, übergieſst
                              									man dasselbe nochmals mit Wasser, welches diesmal kalt zu sein hat, und läſst einige
                              									Stunden auslaugen. Diese zweite Brühe kann man entweder als Zusatz zu den
                              									gewöhnlichen Loh- und Extractfarben, oder für eine spätere Extraction von frischem
                              									Material benutzen.
                           Die vermahlene Algarobilla läſst sich auch gemischt mit Lohe zum Versetzen verwenden;
                              									doch wird man für die Gerbung von Sohlleder kaum greifbare Resultate damit
                              									erreichen, da, wenn in geringer Menge zugesetzt, die Wirkung derselben unbedeutend
                              									sein muſs, in gröſserer Menge verwendet das Sohlleder aber zu wenig fest werden
                              									würde. Mehr Nutzen wird man in der Vache-, Riemen- und Blankledergerberei daraus
                              									ziehen können, da man hier einen gewissen Grad von Weichheit namentlich bei den
                              									beiden letztgenannten Ledersorten erreichen will; eine helle Farbe ist bei allen
                              									dreien willkommen. Da der Gerbstoff der Algarobilla auf Milde und Weichheit des
                              									Productes hinarbeitet, so ist sie zunächst für die Oberledergerberei bestimmt. Bei
                              									der letzteren setzt man den auf oben angegebene Art erhaltenen Auszug in steigendem
                              									Verhältniſs den oberen Farben bei, oder benutzt ihn zum Verstärken der Versenkbrühe,
                              									oder endlich als Lösefarbe, wo eine solche nach dem Versenken des Oberleders gegeben
                              									wird. Auch bei Vache-, Riemen- und Blankleder kann der Algarobillaauszug zum
                              									Abtränken der Gruben benutzt werden. Ein Zusatz davon in die Farben wird hierbei
                              									unnöthig, da man schon, wenn man in die Gruben Algarobillaextract bringt, durch das
                              									Auslaugen des Versetzzeuges viel stärkere Brühen für das Anstellen und Zubessern der
                              									Farben erhält.