| Titel: | Ueber Neuerungen an Wirkereimaschinen. | 
| Autor: | G. W. | 
| Fundstelle: | Band 244, Jahrgang 1882, S. 125 | 
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                        Ueber Neuerungen an
                           								Wirkereimaschinen.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 10.
                        (Patentklasse 25. Fortsetzung des Berichtes S. 296
                           								Bd. 243.)
                        Neuerungen an Wirkereimaschinen.
                        
                     
                        
                           Nur Weniges ist in neuerer Zeit an flachen regulären Wirkstühlen
                              									verbessert worden; dagegen haben Lamb'sche Strickmaschinen noch immer die Thätigkeit
                              									der Erfinder in erheblichem Maſse beschäftigt, welche sonst allgemein im
                              									Wirkereigebiete im letzten Halbjahre bedeutend zurückgegangen ist. Eine einzige
                              									Patentschrift der ersteren Art liegt vor über einen Zählapparat zur selbstthätigen Herstellung ein- und vielreihiger
                                 										Ringelwaare an flachen Stühlen von Heidler und Werner in
                              										Siegmar bei Chemnitz (* D. R. P. Nr.
                                 										16 012 vom 3. Mai 1881). Derselbe zeigt wohl manche Aehnlichkeit mit
                              									Mossig's Einrichtung zu gleichem Zwecke (vgl. 1880 238
                              									301), in so fern er auch ein vorhandenes Zählrad bei manchen Reihen nicht umdreht
                              									und dadurch den Umfang des Musters beliebig verändert:, er erreicht dies aber durch
                              									Verschieben des Excenters für den Klinkhebel dieses Zählrades und enthält eine
                              									einfache, leicht ausrückbare Vorrichtung zum Betriebe des Excenterwechsels.
                           Zur Herstellung einer nachgeahmten
                                 										Naht auf englischen Rundstühlen hat Ernst M. Tränkner in
                              										Stollberg (* D. R. P. Nr. 15897 vom
                                 										27. April 1881) eine neue Vorrichtung erfunden, welche die Nahtkante als
                              									Preſsmusterstäbchen von drei Nadeln Breite darstellt. Das glatte Preſsrad a (Fig. 14
                              									Taf. 10) des Nadelkreises b eines Stuhles enthält an
                              									einer Stelle die beiden Einschnitte oder Lücken c,
                              									zwischen denen ein Zahn c1 steht. An dieser Stelle hängt an dem Preſsrade die Scheibe hg, welche um r sich
                              									drehen kann und in ihrem oberen Theile die Form h, im
                              									unteren die Form g hat. Während diese Hilfsscheibe gh mit dem Preſsrade a
                              									sich umdreht, kommt g mit dem Zahne e1 des fest stehenden
                              									Bolzens e derart in Verbindung, daſs eine
                              									Vierteldrehung von gh um seine Achse r eintritt. Hierdurch gelangen der Reihe nach die vier
                              									Kanten m, n, o und l unter
                              									die Stelle c, c1, c und wirken je nach ihrer Figur pressend auf die eine
                              									oder andere der von c getroffenen Nadeln, wodurch das
                              									in Fig. 15 gezeichnete Preſsmuster entsteht, welches gegenüber den glatten
                              									Maschen der Waare den Eindruck einer Nahtkante hervorbringt. Durch andere Formen der Kanten m, n, o, l kann auch die Fadenverbindung des Stäbchens
                              										q der Waare geändert werden.
                           Preſsmuster als einzelne Farbenbilder werden nach N.
                                    											Marshall in Nottingham (* D. R. P. Nr. 16011 vom 22. April 1881) in der Weise
                              									hervorgebracht, daſs ein Rundstuhl mehrere selbstausrückbare Fadenführer enthält,
                              									deren Fäden auch selbstthätig abgeschnitten werden, und. daſs ferner der
                              									Preſsradbolzen, wie in Fig. 16 und
                              										17 Taf. 10, auſser dem glatten Rade a noch
                              									ein oder zwei Musterräder b und c trägt, welche ein besonderer Regulirungsapparat derart hebt und senkt,
                              									daſs entweder die Musterräder allein arbeiten und Preſsmuster erzeugen, oder das
                              									glatte Rad allein oder mit einem der ersteren zusammen wirkt, wobei natürlich glatte
                              									Waare entsteht.
                           Die Einrichtung zur Zuführung der
                                 										Kettenfäden bei Kettenwirkstühlen von L. Löbel in
                              										Limbach (* D. R. P. Nr. 16 521 vom 9.
                                 										Juni 1881) soll die sogen. Bäume, auf welche gewöhnlich die Kettenfäden
                              									aufgewickelt sind, überflüssig machen, also auch das Spulen und Scheren der Kette
                              									ersparen. Man hat nun zwar schon in Rundkettenstühlen (sogen. Bologna-Maschinen) die
                              									Fäden gleich von den Spulen des Scherstockes verarbeitet, konnte das aber nur bei
                              									Herstellung starker lockerer Waaren vornehmen, oder muſste für feinere dichte Waaren
                              									jeder Spule eine besondere Bremsvorrichtung beigeben, um die richtige Spannung eines
                              									jeden Fadens zu erhalten. Diese Spannungsvorrichtung ersetzt L. Löbel dadurch, daſs er die Fäden b1 (Fig. 18
                              									Taf. 10), nachdem sie zwei Rietführungen passirt haben, zwischen zwei Preſswalzen
                              										g, g1
                              									hindurchführt, ehe sie auf das gewöhnliche Spannkreuz k
                              									gelangen. Diese Walzen halten die Fäden fest und liefern von ihnen nur nach Bedarf
                              									kurze Stücke ab, wenn durch das Einarbeiten das Kreuz k
                              									gegen den Stuhl hin gezogen wird und der Stab s mit
                              									seiner Feder t die Klinke n endlich in die Zähne des Baumrades m
                              									eindrückt. Dann dreht die mit dem Schieber o auf- und
                              									absteigende Klinke n auch die Walzen g, g1 und diese geben
                              									Faden nach den Stuhlnadeln hin ab, erhalten aber eine immer gleiche Spannung für
                              									alle Kettenfäden.
                           Die Strickmaschine für reguläre
                                 										Rundränderwaare von E. Dubied in Couvet, Schweiz (* D. R. P. Nr. 16154 vom 5. Februar
                                 										1881) sucht in eigenthümlicher Weise die Aufgabe der Herstellung rund
                              									geschlossener und dabei geminderter Ränderwaare zu lösen: Sie enthält, wie die Fig.
                                 										19 und 20 Taf. 10
                              									zeigen, zwischen den gewöhnlichen Nadelreihen in den Betten A und D noch zwei Reihen verticaler Nadeln
                              										i in den Führungen B,
                                 										C; die letzteren mit ihren Nadeln reichen hinab bis auf die Grundplatte der
                              									Maschine, auf welcher sich noch ein Schlitten c
                              									verschiebt, der durch eine Kette f und Kettenräder d, e seine Bewegung von der oberen Kurbelwelle
                              									gleichmäſsig mit dem oberen Schlitten b
                              									erhält. Die Waare
                              									umschlieſst die ganze untere Nadel- und Platten-Anordnung vollständig; wenn also mit
                              									der Hand gemindert worden ist, so sollen auch die einzelnen Plattenstücke B1
                              									C1 (Fig. 21)
                              									mit ihren leeren Nadeln nach oben herausgezogen werden. Die letzteren stecken aber
                              									mit den unteren Arbeitshaken in den Schienenführungen, von denen sie nicht wohl zu
                              									trennen sind; deshalb hat man die Nadeln getheilt Und kann ihre oberen Stücke von
                              									den unteren loskuppeln und allein aus der Waare entfernen.
                           Aufstoſsapparat für Wirkmaschinen von Quinquarlet-Dupont in Paris (* D. R. P. Nr. 16 391 vom 31. Mai 1881). Aufstoſsen nennt der
                              									Wirker das Aufhängen einer Maschenreihe der Waare auf die Nadeln einer Wirkmaschine.
                              									Enthält letztere die gewöhnlichen Haken- oder Spitzennadeln, so kann man die Maschen
                              									leicht auf sie aufschieben, da ihre Haken vorn nur in einem sehr kleinen Bogen
                              									umgebogen sind. An den Zungennadeln der Strickmaschinen ist dies schwieriger, des
                              									gröſseren Hakens wegen, und für dieselben soll nun die in Fig. 22
                              									Taf. 10 dargestellte Reihe von Oehrnadeln die Arbeit erleichtern. Deren Oehr wird
                              									von zwei elastischen, an einander liegenden Theilen a,
                                 										b gebildet und ihre Spitze ist so abgestumpft, daſs man in gewöhnlicher
                              									Weise leicht und schnell die Maschen darauf schieben kann. Dann hängt man den ganzen
                              									Kamm derart auf die Reihe der Zungennadeln c, daſs jede
                              									der letzteren durch ein Oehr und eine Masche reicht, und zieht ihn endlich
                              									rechtwinklig gegen die Nadeln ab, wobei die federnden Theile über die Stuhlnadeln
                              									hinweg sich öffnen und schlieſsen, die Maschen aber auf letzteren hängen
                              									bleiben.
                           Die sogen. Buntmuster-Strickmaschine
                              									von H.
                                    											Schürer in Werdau (* D. R. P. Nr. 15996 vom 18. März 1881) ist genau genommen
                              									ein flacher Kulirstuhl, eine sogenannte einseitige Strickmaschine, die nur flache
                              									Waarenstücke liefert. Sie hat ein mehrfaches Schloſs, welches manche Nadeln höher
                              									heben kann als andere, und es wird ihm die Nadelreihe durch besondere Musterkämme,
                              									ähnlich den Preſsblechen, in verschiedener Vertheilung so vorgehalten, daſs das
                              									Schloſs die eine Sorte Nadeln hebt, bis sie den einen Faden, die andere Sorte aber
                              									nur so weit hebt, daſs sie einen anderen Faden erfassen, worauf folglich beide
                              									zusammen eine Art unterlegte Farbmuster herstellen. Die eigentliche betriebsfähige
                              									Ausführung der Maschine wird über die Möglichkeit ihrer Verwendung genaueren
                              									Aufschluſs geben, als dies die bisher veröffentlichten Unterlagen thun können.
                           Laue und Timäus in Löbtau-Dresden (* D. R. P. Nr. 15 883 vom 23. Februar 1881) haben an der
                              									Strickmaschine eine Musterkette zum Ausrücken einzelner
                                 										Nadeln angebracht, durch welche die Herstellung der unterlegten Waaren
                              									ermöglicht wird. Die Nadel a (Fig. 23
                              									Taf. 10) enthält zu dem Zwecke auſser dem Endhaken b
                              									noch den gabelförmigen Vorsprung c. Ein federnder Treiber d erfaſst den Haken b und
                              									greift mit dem hammerförmigen Ende e in die Gabel c. Reicht dabei das Stück e wenig über die Nuth f empor, so wird es vom
                              									Schlosse der Maschine erfaſst und mit der Nadel a
                              									bewegt. Drückt aber die Kette g mit einem ihrer Glieder
                              									den Treiber d bei h
                              									nieder, so geht das Schloſs über dem unter f liegenden
                              									Ende e hinweg und die betreffende Nadel a bleibt während dieser Reihe unthätig, die
                              									Nachbarnadeln arbeiten und der Faden zwischen denselben liegt gerade gestreckt vor
                              									den Anschlagzähnen, so daſs die Nadel beim nächsten Ausschube über ihn hinweg
                              									gleitet, also unterlegte Waare entsteht. Die Kette g
                              									wird bei jedem Schlittenhube durch Schwingen und Drehen des Prismas i um ein Glied fortgezogen und drückt, je nach der
                              									verschiedenen Vertheilung der Stäbchen, in seinem Gliede verschiedene Treiber bei
                              										h nieder zum Ausrücken irgend welcher Nadeln.
                           Die Zungennadel für
                                 										Wirkereimaschinen von Gottlob Miltsch in
                              										Apolda (* D. R. P. Nr. 16684 vom 22.
                                 										Mai 1881) soll zur Herstellung von Preſsmustern Verwendung finden, wenn
                              									man zu ihrer Maschenbildung auch ein Preſsblech mit verwendet. Sie enthält einen so
                              									langen Schlitz ab (Fig. 24
                              									Taf. 10), daſs in demselben nicht nur die ganze Zunge c, sondern auch noch ein Theil eines unter derselben liegenden Hebels de Platz findet. Steigt die Nadel in ihrer Masche f nur so hoch, daſs die letztere unterhalb der Zunge
                              										c und nicht tief unten auf dem Hebelarme d liegt, so wird beim Niedergange der Nadel die Zunge
                              									nicht umgelegt, sondern die Masche f kommt in den Haken
                              									zur neuen Schleife und es entsteht eine Doppelmasche. Drückt man aber mit einem
                              									Preſsbleche unterhalb f auf die Hebel d, so werden manche derselben von den Preſszähnen
                              									getroffen; sie heben dann mit e die Zungen empor bis
                              										c1 und auf diesen
                              									Nadeln entstehen Maschen, während andere, deren Hebel d
                              									in Lücken des Preſsbleches liegen, Doppelmaschen bilden.
                           Die selbstthätige Wirknadel von W.
                                    											Schwarzbach jr. in Naumburg a. S. (*
                              										D. R. P. Nr. 15876 vom 22. August 1880) hat im
                              									Principe Aehnlichkeit mit der alten Röhrennadel, in so fern als in beiden das
                              										„Pressen“ des Nadelhakens ersetzt wird durch Verschieben eines Stäbchens,
                              									welches die Hakenspitze mit dem Nadelschafte verbindet und den Hakenraum schlieſst.
                              									In Fig. 25 Taf. 10 ist a die Nadel und b das betreffende Stäbchen, der Schlieſser oder die
                              									verschiebbare Zunge; das letztere liegt lose auf dem Nadelschafte, führt sich in
                              									einer Nuth des Hakens und beide Stücke erfüllen den Raum einer Schlitzführung in der
                              									Nadelplatte. Die Bewegungen während einer Maschenbildung sollen in folgender Weise
                              									vor sich gehen: In der Stellung A hat die Nadel soeben
                              									eine Masche c vollendet; sie geht vorwärts über die
                              									Abschlagkante d und dabei bleibt der Schlieſser b zurück, theils durch sein Gewicht (bei verticalen Nadeln),
                              									theils durch Reibung an einer an der Nadelplatte liegenden zweiten Deckplatte oder
                              									Deckschiene, so daſs der Hakenraum sich öffnet (Stellung B). Dann nimmt a den Schlieſser selbst mit
                              									vorwärts und die Waare c gelangt auf letzteren
                              									(Stellung C). Ist der neue Faden e eingelegt, so zieht sich a zurück (Stellung D) und b bleibt vorläufig in seiner Lage, gehalten durch
                              									Reibung der erwähnten Druckplatte oder Druckschiene und der Waare c. Dadurch schlieſst sich der Hakenraum und, wenn die
                              									Spitze f in b sich
                              									einlegt, wird der Schlieſser mit fortgenommen und die Nadel kann die neue Schleife
                              										e durch die alte Masche c hindurchziehen (Stellung E).
                           
                              
                                 G. W.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
