| Titel: | Ueber Herstellung von Kerzen. | 
| Fundstelle: | Band 244, Jahrgang 1882, S. 142 | 
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                        Ueber Herstellung von Kerzen.
                        Patentklasse 23. Mit Abbildungen auf Tafel 12.
                        Ueber Herstellung von Kerzen.
                        
                     
                        
                           Zur Herstellung von hartem und
                                 										geruchlosem Paraffin aus Paraffinmasse, Paraffinschuppen oder aus weichem
                              									Paraffin werden diese Stoffe nach H. Ujhely in Wien
                              									(Oesterreichisches Patent vom 9. Juli 1880) in Methyl-, Aethyl-, Propyl-, Buthyl-
                              									und Amylalkohol, in den diesen entsprechenden Aldehyden und Ketonen, in Phenol oder
                              									aber in Gemischen derselben mit leichten Kohlenwasserstoffen heiſs gelöst. Das aus
                              									dieser Lösung herauskrystallisirte Paraffin wird durch Erwärmen von den letzten
                              									Resten des Lösungsmittels befreit, dann mit Thierkohle oder den Rückständen der
                              									Blutlaugensalz-Fabrikation entfärbt.
                           Die Société Petits Frères zu St.
                              									Denis (Oesterreichisches Patent vom 17. December 1879) construirte einen Apparat zum raschen Erstarrenmachen von flüssigen
                                 										Fetten. Beim Pressen der festen Fettsäuren reiſst das abflieſsende Oleïn je
                              									nach der Temperatur gröſsere oder geringere Mengen von Margarin und anderen festen
                              									Stoffen mit sich. Um diese wieder zu gewinnen, dient eine ringförmige hohle Trommel
                              										A (Fig. 4 Taf.
                              									12), deren Seitenwände aus Kupfer durch zwei Blechreifen b und c so zusammengehalten werden, daſs
                              									zwischen beiden Reifen ein ringförmiger Raum bleibt, welcher von kaltem Wasser
                              									durchflössen wird. Diese Trommel wird mittels Scheiben P und Zahnräder langsam gedreht. Das Kühlwasser tritt bei o in die hohle Welle M,
                              									flieſst durch Rohr f in den ringförmigen Raum, durch
                              										g wieder zur Welle M
                              									zurück und durch e zwischen die doppelten Wände des
                              									Gefäſses B. Das aus den kalten Pressen kommende, im
                              									Behälter R befindliche Fett flieſst auf eine durch
                              									Gestell z getragene schräge Rinne, welche mittels eines
                              									Kautschukbandes an die Trommel anschlieſst; etwa daneben flieſsende Tropfen fallen
                              									in das Gefäſs C. Das so auf die äuſsere Trommelfläche
                              									flieſsende Fett erstarrt sofort und wird durch ein federndes Schabmesser m abgekratzt, so daſs es in das Kühlgefäſs B fällt.
                           Der Kühlapparat für die zur Fabrikation
                                 										von Stearin angewendeten Fette von J. Meſsener in
                              										Metz (* D. R. P. Nr. 16 029 vom 12.
                                 										April 1881) besteht aus einem halbrunden, 1m,5 langen Behälter von verzinktem Eisenblech, welcher an beiden Enden
                              									durch zwei guſseiserne Deckel D (Fig. 5 bis
                              										8 Taf. 12) geschlossen ist, an welchen die Pumpen sowie der
                              									Bewegungsmechanismus der Zuführungsschnecken angebracht sind. Der kleine Raum A des Behälters dient zur Aufnahme der zu kühlenden,
                              									durch Rohr p zuflieſsenden Fettmassen, während sich in
                              									dem gröſseren Raum B zwei geschlossene Cylinder C befinden, welche stets von Eis oder kaltem Wasser
                              									umgeben sind. In jedem dieser beiden fest in dem Apparat lagernden Cylinder dreht
                              									sich ein hohler Blechcylinder von 20mm kleinerem
                              									Durchmesser wie der Umhüllungscylinder mit am Umfang angebrachten schneckenförmigen
                              									Gängen. Durch diese Schraubengänge werden die im Raum A
                              									befindlichen Fettmassen durch den Kühlraum B nach den
                              									Pumpen übergeführt. Zur schnelleren Abkühlung der Fette wird dem Inneren jeder
                              									Schnecke durch das Rohr e von auſsen kaltes Wasser
                              									zugeleitet, welches durch kleine Locher am Umfang des am Ende geschlossenen Rohres
                              									in die rotirenden Cylinder tritt, und durch ein zweites Rohr f aus den beiden Schneckencylindern in den Raum B zur weiteren Abkühlung der beiden festen Umhüllungscylinder
                              									geschafft.
                           Um ferner die abgekühlten Fettmassen von den Schnecken abzustreifen und den Pumpen
                              									zuzuführen, ist auf jeder der beiden Schnecken je ein hochkantig stehender,
                              									stählerner Abstreifer n angebracht, welcher mit den
                              									Schraubengängen der Schnecke entsprechenden Einschnitten versehen ist. Es werden
                              									diese Abstreifer bei jeder Umdrehung der Schnecke um einen Zahn vorgeschoben und
                              									gleichzeitig nach jeder Umdrehung durch zwei am Umfang der Schnecke befindliche
                              									Knaggen um die Höhe des Schraubenganges gehoben und durch die Wirkung der am Ende
                              									des Abstreifers angebrachten Feder i in die frühere
                              									Lage wieder zurückgebracht. Durch je zwei kleine Spiralfedern a werden die Abstreifer fest auf den Umfang der
                              									Schnecke gedrückt und auch gleichzeitig beim Zurückschnellen der Abstreifer das
                              									richtige Wiedereingreifen derselben in die Schneckengänge gesichert. Die abgekühlten
                              									Massen werden durch die beiden nicht saugenden Pumpenkolben o erfaſst und durch das Rohr x zu den
                              									gewöhnlichen Filtrirapparaten, wie sie bei der weiteren Fabrikation von Stearin
                              									angewendet werden, übergeführt. Sind die Filtrirapparate gefüllt, so wird der
                              									Zuführungshahn zum Filter geschlossen und die Fettmassen durch das am Windkessel w befindliche Ventil y
                              									abermals dem Raum A des Kühlapparates zugeführt, um bis
                              									zur etwaigen Einschaltung eines zweiten Filters nochmals gekühlt zu werden.
                           Die Drehgeschwindigkeit der Schnecken muſs je nach der Temperatur des zugeführten
                              									Fettes und der zu erzielenden Abkühlung desselben geregelt werden und kann auch nach
                              									Belieben die eine oder andere Schnecke und Pumpe je nach Bedarf unabhängig vom
                              									Filtrirapparat in Ruhestand versetzt werden.
                           Die Maschine zur Herstellung von
                                 										Kerzen von A. Royau in Mans, Sarthe, Frankreich (* D. R. P. Nr. 14 452 vom 2.
                                 										November 1880) hat ein Gestell aus zwei guſseisernen, oben durch den
                              									Gieſstisch verbundenen Seitentheilen A (Fig. 1 bis
                              										3 Taf. 12). Die oben an den Wänden angebrachten Säulen b führen eine Art von beweglichen Rahmen, welcher aus
                              									zwei auf den Säulen gleitenden Platten c und einem aus
                              									zwei Theilen bestehenden, beide Platten unter sich verbindenden Querstück a
                              									besteht. An diese sind
                              									die oberen Enden von Zahnstangen d befestigt, welche
                              									durch die Kurbel e hoch und niedrig gestellt werden.
                              									Das Getriebe, an welchem die Kurbel sitzt, greift in das Zahnrad und dieses in die
                              									Zähne der Stange, während ein Sperrhaken f in die Zähne
                              									des Sperrrades fällt, welches fest am Getriebe und auf derselben Achse sitzt; die
                              									Rücken der Zahnstangen werden durch Reibungsrollen w
                              									gestützt.
                           Der Gieſstisch ist in 24 Theile getheilt, von denen jeder einen kleinen Tisch t bildet; für jeden dieser Tische ist eine Reihe von 5
                              									Lichtformen bestimmt. Jede der Formen besteht aus einem Formenträger m aus Kupfer, in deren Mitte die Zinnform befestigt
                              									ist. In den leeren Raum, welcher die Form umgibt, kann man nach Belieben kaltes oder
                              									heiſses Wasser zulassen, indem man oben und unten an jeder Formenreihe Rohre g und h anbringt und von
                              									diesen Röhren nach jedem Formenträger Zweigrohre g1 und h1 ableitet. Scheidewände z, welche oben in den Formenträgern angebracht sind, verhindern das
                              									Wasser, weiter vorzudringen. Die 24 Rohre g sind von
                              									der Hauptleitung k abgezweigt und stehen mittels dieser
                              									durch 8 Rohre mit einer oberen Mulde l in Verbindung.
                              									Der Wasserzufluſs aus der Mulde l in die Rohre g wird durch das Rohr i in
                              									der Leitung k so geregelt, daſs die zu diesem Zweck in
                              									dem Rohre i angebrachten Lichte Ventile für die
                              									Zweigrohre bilden. Ein einziger Hebel j gestattet mit
                              									einem Hube den Zulaſs des Wassers oder den Verschluſs für sämmtliche 24
                              									Formenreihen. Unterhalb (den Röhren g1 entgegengesetzt) befinden sich die Rohre h1, welche die
                              									Formenträger m mit den Rohren h verbinden. Diese Rohre h sind Abzweigungen
                              									der Leitung n, in welche unter Druck durch das Rohr n1 das zum Erkalten der
                              									Formen bestimmte Wasser flieſst.
                           Die Formenträger sind umgeben vom Gieſstisch und den Brettern p, welche an den Seitenflächen des Gestelles befestigt sind; das vordere
                              									derselben hat die Rinne y, in welche der Talg und die
                              									Abfälle des Gieſstisches fallen. Der Docht der Spulen r
                              									geht beim Abwickeln durch die oberhalb in q
                              									angebrachten Löcher. Nachdem die Dochte r die Formen
                              									durchzogen haben, werden sie in Reihen zu je 5 an Tragstücken s befestigt. Dies geschieht durch eine Art von Kneifern
                              									oder Zangen v, welche mittels ihrer Seitenbacken die
                              									Dochte halten und die Enden an die Seite der Tragstücke legen. Die Dochte sind, ob
                              									rund oder oval im Durchschnitt, geflochten und halb aus amerikanischer roher, halb
                              									aus gebleichter Baumwolle mit einigen Flachsfäden hergestellt.
                           Angenommen, der Rahmen c ist herabgestiegen und befindet
                              									sich etwas über dem Gieſstisch; die 120 Dochte sind, nachdem sie über die Formen
                              									hinweggeschritten, an den Tragstücken befestigt. Mit der nöthigen Vorsicht geschieht
                              									nun das Gieſsen des Stearins, Talges u.s.w. Nachdem alle Formen gefüllt sind, wird die Leitung n1, geöffnet und sofort
                              									kreist das kalte Wasser um sämmtliche Formen. Nachdem die Abkühlung für genügend
                              									erachtet, wird das Wasser durch den Hahn x abgelassen.
                              									Gleich darauf öffnet man mittels des Hebels j die
                              									Warmwasserleitung des Behälters l und das Wasser stürzt
                              									in die Zwischenräume. Die metallene Form dehnt sich, die Kerze löst sich von der
                              									Form und man hebt 120 Kerzen, indem man die Kurbel e in
                              									Bewegung setzt. Die Behälter werden frei, die Formen gereinigt und ein neuer Guſs
                              									kann beginnen.
                           Bei der Herstellung von Kerzen will
                              										F. M.
                                    											Joly in Paris (* D. R. P. Nr. 15771 vom 25. Januar 1881) in Verbindung mit Kerzendochten
                              										b (Fig. 9 Taf.
                              									12), welche so geflochten sind, daſs sie bei der Verbrennung sich nach auſsen
                              									krümmen, um der atmosphärischen Luft freien Zutritt zu gestatten, besondere
                              									Dochtseelen b1
                              									anwenden, welche aus an einander gelegten Fäden bestehen, um dadurch eine möglichst
                              									gleichmäſsige Einführung der geschmolzenen Kerzenmasse in die Flamme zu
                              									erzielen.
                           Die Maschine zur mechanischen Bearbeitung
                                 										der Kerzen von E. Rost in
                              										Dresden (* D. R. P. Nr. 15 782 vom
                                 										28. December 1880) besteht im Wesentlichen aus einer am Umfange mit
                              									Riefen oder Nuthen versehenen Zuführwalze A (Fig.
                                 										10 bis 13 Taf. 12)
                              									und einer mit Kreissägeblättern besetzten Walze B,
                              									welche hier zugleich Antriebwelle und deshalb mit Fest- und Losscheibe versehen ist.
                              									Bei dieser Kerzentheilmaschine befinden sich an den
                              									Enden der Sägenwelle B Fräsköpfe e, welche zur Aufnahme von passend gestalteten, 1- oder
                              									2flügeligen Fräsmessern f bestimmt sind. Die zu
                              									fräsenden Lichte werden mit einer Zange, von welcher beispielsweise Fig. 13
                              									eine passende Gestalt des Maules veranschaulicht und die man auf die Unterlagen g auflegt, centrisch gegen die Fräser gehalten. Die
                              									gegossenen langen Lichte werden auf die geneigte Platte C aufgelegt, einzeln von der langsam rotirenden Zuführwalze A in die achsialen Riefen aufgenommen und durch das
                              									Schnittbereich der Sägen geführt. An der der Zuführung gegenüber liegenden Seite der
                              									Walze wird dieselbe von Gurten oder anderen geeigneten, mit Spannvorrichtung i versehenen Bändern h
                              									umgeben und so das Herausfallen der Lichte aus den Riefen so lange als nöthig
                              									verhindert. Die zerschnittenen Kerzen fallen unterhalb der Walze nieder auf ein Sieb
                              										D, rollen, indem sich die etwa anhaftenden Späne
                              									ablösen und in den Spankasten F durchfallen, auf dem
                              									Sieb abwärts und sammeln sich in den Behältern H und
                              										J. Der Raum über dem Sieb D ist durch zwei Scheidewände in drei Abtheilungen n, m und o geschieden, wie auch der
                              									Uebergangsraum E durch die Scheidewände a und z. Es entstehen
                              									nämlich durch das Zertheilen drei verschiedene Arten von Kerzenstücken: bei I fertige kleine Kerzen, weiche in der Abtheilung m gereinigt werden und auf a in den Behälter G niederrollen; bei II brauchbare Kerzenstücke, sogen. Schnittkerzen, ohne
                              									Spitzen, welche in m und zwischen a und z niedergehen und
                              									sich in H sammeln, und endlich bei III unbrauchbare Abschnitte, welche man in J findet, von wo aus sie dem Schmelzkessel wieder
                              									zugeführt werden. Die Hauptmasse der Späne fällt auf die Platte c nieder und wird nach Erforderniſs mit den durch das
                              									Sieb gegangenen Spänen bei b entfernt. Unterhalb E ist ein Polster d mit
                              									weichem Stoff belegt, damit die Kerzen beim Niederfallen nicht beschädigt, wohl aber
                              									noch besser von Spänen gereinigt werden. Abstreicher k
                              									greifen in die Nuthen der Zuführwalze ein, schieben die geschnittenen Kerzenstücke
                              									aus der Walze und halten die Nuthen rein. Die Kerzenstücke aus dem Behälter H werden nun einer Drehbank oder einer
                              									Kerzenfräsmaschine zugeführt, woselbst das Anspitzen erfolgt.
                           Die in Fig. 14 bis 18 Taf. 12
                              									dargestellte selbstthätige Kerzenfräsmaschine macht
                              									während einer Fräsperiode gleichzeitig 6 Kerzen fertig und führt zu diesem Zweck 6
                              									verschiedene Bewegungen aus, welche sämmtlich von der mit Fest- und Losscheibe
                              									versehenen Antriebwelle A abgeleitet sind.
                           Durch das Stirnrad a oder auch durch Schnurbetrieb o.
                              									dgl. erhalten die Frässpindeln C ihre drehende
                              									Bewegung. Der Kurbel- oder Excentermechanismus b
                              									veranlaſst eine Schüttelbewegung des Siebrahmens D,
                              									welcher sich unter der Tischplatte befindet und der zur Trennung der Frässpäne und
                              									der fertigen Kerzen in die Schubkasten E bezieh. E1 bestimmt ist.
                           Die verschiedenen schwingenden Bewegungen werden durch Curvenscheiben auf der
                              									Zwischenwelle B hervorgerufen, welche im vorliegenden
                              									Falle mittels Schneckentrieb c mit der Welle A in Verbindung steht. Von der Curvenscheibe d aus erfolgt die Bewegung des Vertheilers F, eines mit Fächern versehenen Kastens, in welchen die
                              									zu fräsenden Kerzen zuerst gebracht werden und welcher dieselben in die Fräskanäle
                              										h zu vertheilen hat. Die Curvenscheibe e wirkt auf die Klemmer G,
                              									welche von einer durchgehenden Schiene i zur Seite
                              									geschoben werden und während dessen die vorher von ihnen in den Fräskanälen
                              									festgehaltenen Kerzen um eine Kerzenstärke weiter niedergleiten lassen. f ertheilt den mit der Schiene k verbundenen Schiebern H zu geeigneter Zeit
                              									eine Seitenbewegung, wodurch der Fräskanal nach unten frei wird, so daſs das in der
                              									vorhergehenden Periode gefräste Licht auf das Schüttelsieb D und in den Kasten E1 niederfallen kann. Durch Vermittelung der
                              									Druckstange l und der Winkelhebel m wird von der Curvenscheibe g aus der die Lager der Frässpindeln C
                              									tragende Schlitten J gegen die von den Klemmern in den
                              									Fräskanälen festgehaltenen Kerzen vorgeschoben und dabei durch Umdrehen der
                              									Frässpindeln das Fräsen selbst ausgeführt. Die ersteren Bewegungen sind durch Anordnung
                              									von Spiralfedern, die Schlittenbewegung der Fräser aber ist durch Anbringung eines
                              									Gegengewichtes zwangläufig gemacht.
                           Die Bewegungen zur Erzielung der Drehung der Fräser K
                              									und der Schüttelung des Siebrahmens D sind
                              									rücksichtlich ihrer Geschwindigkeit im Allgemeinen unabhängig von einander, sowie
                              									auch von den Fräsperioden und von den übrigen Bewegungen bemessen; die schwingenden
                              									Bewegungen aber erfolgen innerhalb jeder Fräsperiode regelmäſsig und die einzelnen
                              									Phasen derselben müssen, wenn der ganze Apparat richtig arbeiten soll, in ganz
                              									bestimmten Zeiträumen stattfinden.
                           Die zu fräsenden Kerzenstücke werden in den Vertheiler eingelegt und bewegen sich
                              									einzeln in den Fräskanälen nieder. Die Fräser K drehen
                              									sich unausgesetzt mit den Spindeln C um ihre Achse und
                              									auch das Schüttelsieb D ist fortwährend in Bewegung.
                              									Während die Fräser die denselben achsial gegenüber stehenden, von den Klemmern G gehaltenen Lichte L
                              									bearbeiten, sind die Schieber H geöffnet und lassen die
                              									in der vorhergehenden Periode fertig gemachten Kerzen L, durch die Tischplatte M hindurch auf den
                              									Schüttelrahmen D fallen. Dort werden sie von den
                              									anhaftenden Spänen gereinigt und sammeln sich in dem Kasten E1
                              									; die Späne fallen in den Kasten E. Wenn dann der Fräserschlitten J zurückgegangen ist, lassen die Klemmer die vorher
                              									festgehaltenen Kerzen los und um eine Kerzenstärke nach unten fortrücken. Dabei
                              									halten die Schieber H die Fräskanäle unten geschlossen
                              									und der Vertheiler führt von oben her andere Kerzenstücke in dieselben ein.
                           Auf der gemeinschaftlichen Platte N bewegt sich der
                              									Fräserschlitten hin und her; sie trägt den Kerzenführungsapparat, die Lager für die
                              									Antrieb- und die Zwischenwelle, sowie für die Winkelhebelbolzen. Die mit einem
                              									normal breiten und einem etwas breiteren Zahnrade versehene Vorgelegewelle O überträgt die drehende Bewegung der Antriebwelle,
                              									auch während der Verschiebung des Fräserschlittens, auf die nächstgelegene
                              									Fräserspindel und diese theilen sie sich unter einander durch directe Uebertragung
                              									mit. Ueber die Rolle P ist die Schnur für das
                              									Gegengewicht gelegt, welches den Fräserschlitten zurückzieht.
                           Nach G. Hartl (Wochenschrift des niederösterreichischen
                                 										Gewerbevereines, 1881 S. 484) sind bei der Stearinkerzenfabrikation keine anderen Fortschritte gemacht worden, als
                              									daſs die schwefelsaure Verseifung, ohne zu destilliren, mit gutem Erfolge im Groſsen
                              									ausgeübt wird. Die Stearinkerzen sind nicht besser, aber sie sind härter geworden,
                              									wodurch beim Anzünden der Uebelstand eintritt, daſs, wenn man dieselben nicht mit
                              									Vorsicht anzündet, die Kerzen durch das Ablaufen der Stearinsäure verunstaltet
                              									werden, wodurch das Licht von den sie umgebenden Zacken und Spitzen beeinträchtigt
                              									wird. Da durch die Einführung der künstlichen Butter- und Oleo-Margarin-Fabrikation dem Unschlitt die
                              									leichter schmelzbaren Theile entzogen werden und die festen Rückstände, nämlich das
                              									Stearin, zur Kerzenfabrikation verwendet wird, so hat sich der Schmelzpunkt der
                              									reinen Stearinsäure erhöht, wodurch es unvermeidlich ist, daſs die Kerzen beim
                              									Anzünden ablaufen, indem ein Theil des Dochtes verbrennt und die dadurch entstehende
                              									kleine Flamme die geschmolzene Stearinsäure nicht aufsaugen kann; es ist daher
                              									nothwendig, daſs man die Stearinkerze beim Anzünden in eine horizontale Lage bringt
                              									und einige Male umwendet, bis die Stearinsäure der Kerze etwas geschmolzen ist,
                              									wodurch dieser Uebelstand vollkommen vermieden wird.
                           Manche Stearinkerzenfabrikanten helfen diesem Uebelstande dadurch ab, daſs sie der
                              									Stearinsäure Paraffin zusetzen, wodurch die Kerzenmasse leicht schmilzt, jedoch,
                              									wenn an einem Orte mehrere Kerzen brennen, ein unangenehmer Geruch entsteht, welcher
                              									besonders beim Auslöschen der Kerzen sehr lästig ist. Die Apollokerzenfabrik
                              									verwendet einen groſsen Theil des bei der Margarinfabrikation erhaltenen Stearins
                              									(Preſstalg) zu Phöbuskerzen und Secunda-Apollokerzen; die Phöbuskerzen sind ein
                              									Gemenge von Stearinsäure und Paraffin, die Secunda-Apollokerzen sind aus
                              									Stearinsäure und Fettsäure hergestellt.
                           Die holländischen und belgischen Fabriken verwenden sehr billiges Palmöl, erzeugen
                              									mittels Destillation Palmitinsäure und bringen ihre schlechten Kerzen mit genau
                              									nachgeahmten Etiquetten als Apollokerzen in den Handel. Da die holländischen und
                              									belgischen Fabriken für ihre Rohstoffe sowie für das fertige Product nur sehr
                              									geringe Frachten zu bezahlen haben, so ist die Concurrenz mit diesen Fabriken
                              									unmöglich und es wird der Absatz der österreichischen Fabriken nach den
                              									Donaufürstenthümern und der Türkei mit jedem Jahre geringer.
                           Die schwefelsaure Verseifung wurde kurze Zeit nach der Erfindung der Stearinsäure von
                              									dem französischen Chemiker Frenni entdeckt und bei der
                              									Destillation der Fettsäuren in Anwendung gebracht. Man wendete bis zu 37 Proc.
                              									concentrirte Schwefelsäure an, um das Fett in Fettsäure zu verwandeln; groſse Mengen
                              									Fettsäure wurden zerstört und in Theer verwandelt, die Ausbeute an Fettsäure war von
                              									100 Th. Talg 83 bis 84 Th. und von Palmöl 80 bis 81 Th. Die schwefelsaure Verseifung
                              									in Verbindung mit der Destillation ist in den meisten Ländern in Anwendung; in
                              									England, Holland und Belgien wird destillirt, in Ruſsland und Frankreich ist die
                              									Verseifung mittels Hochdruck in Anwendung; aber es gibt hier auch viele Fabriken,
                              									welche die Destillation eingeführt haben. Das Bestreben aller Fabrikanten ist dahin
                              									gerichtet, die Verluste an Fettsäure, welche durch die Destillation entstehen, zu
                              									vermeiden. Bei der internationalen Ausstellung in Paris 1867 hatte Adolf de Milly Fettsäure und Stearinsäure ausgestellt,
                              									welche durch
                              									schwefelsaure Verseifung ohne Destillation erzeugt wurde. Die Fettsäure war grau,
                              									die Elaïnsäure beinahe schwarz, die Stearinsäure war ebenfalls nicht besonders
                              									schön, daher auch diese Verfahrungsweise Milly's keine
                              									Anwendung fand. Im J. 1870 lieſs sich J. C. A. Bock aus
                              									Kopenhagen (1872 205 560) eine Verfahrungsweise in
                              									Oesterreich patentiren, nach welcher alle Gattungen Fette durch Schwefelsäure in
                              									Fettsäure verwandelt werden, ohne zu destilliren. Bock
                              									lieſs sein Patent zum Kaufe ausbieten, für welches er 300000 M. forderte. Die
                              									vorgelegten Proben von Fettsäure und Stearinsäure waren sehr schön; insbesondere war
                              									die Stearinsäure von ausgezeichneter Schönheit, die Kerzen hatten einen hellen Klang
                              									und fühlten sich wachsartig an. Bock gab an, daſs nach
                              									seiner Verfahrungsweise von 100 Th. Talg 68 bis 70 Th. Stearinsäure und 23 bis 24
                              									Th. Elaïnsäure erhalten werden, während man bei der gewöhnlichen Fabrikation nur 44
                              									bis 45 Th. Stearinsäure und 49 bis 50 Th. Elaïnsäure erhält. Bezügliche Versuche
                              									aber, welche Bock in der Hartl'schen Fabrik ausführte,
                              									miſslangen vollständig. Dagegen gelang es Hartl selbst,
                              									die schwefelsaure Verseifung durchzuführen, aber die Ergebnisse, welche Bock versprochen hatte, waren nicht zu erreichen und
                              									wird es kaum Jemand gelingen, aus 100 Th. Talg 70 Th. schöne weiſse Stearinsäure mit
                              									einem Schmelzpunkt von 60° zu erhalten.
                           Bei der Seifenfabrikation ist der wesentliche
                              									Fortschritt gemacht worden, daſs man an verschiedenen Orten anfängt, das bei der
                              									Seifenerzeugung sich bildende Glycerin, welches immerwährend unbenutzt mit der
                              									Mutterlauge weggeschüttet wurde, nutzbringend zu verwenden. Schon im verflossenen
                              									Jahre (vgl. 1880 238 95) wurde die Gewinnung von Glycerin
                              									aus Seifenlauge angegeben; es wurden bereits in Oesterreich und Deutschland mehrere
                              									Patente erworben, welche bis jetzt vollkommen werthlos sind (vgl. Flemming 1882 243 330),
                              									indem im J. 1858 von Georg Hartl ein i. J. 1873 wieder
                              									erloschenes Privilegium genommen wurde, wodurch alle Gattungen Fette und Oele in
                              									Fettsäuren und Glycerin zerlegt werden können. – Aus der Seifensiederlauge das darin
                              									enthaltene Glycerin abzuscheiden, wird immerhin sehr groſse Schwierigkeiten
                              									verursachen, indem die fremden Salze, welche in der Lauge enthalten sind, bei der
                              									Reinigung des Glycerins viele Unannehmlichkeiten verursachen werden; es ist daher am
                              									vortheilhaftesten, wenn die Fette und Oele vor Verwendung zur Seifenfabrikation in
                              									Fettsäure und Glycerin umgewandelt werden.
                           B.
                                    											Weinstein in Hamburg (D. R. P. Nr. 17 324 vom 1. September 1881) will Paraffin- und Stearinkerzen mit Abziehbildern verzieren
                              									und dann in dünnflüssiges Paraffin oder Stearin eintauchen, damit dieselben mit
                              									einer dünnen, durchscheinenden Schicht bedeckt
                              									werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
