| Titel: | Ueber Anilinschwarz. | 
| Autor: | Lauber, A. Steinheil | 
| Fundstelle: | Band 244, Jahrgang 1882, S. 157 | 
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                        Ueber Anilinschwarz.
                        Ueber Anilinschwarz.
                        
                     
                        
                           Im Bulletin de Rouen, 1881 S. 206 theilt G.
                                    											Witz die von ihm mit Vanadiumschwarz gemachten Erfahrungen
                              									mit. Wenngleich die Ansichten der Coloristen über Anilinschwarz mit verschiedenen
                              									Oxydationsmitteln sehr aus einander gehen und die Anwendung von Vanadium an Stelle
                              									des Kupfers entschiedene Vortheile noch nicht geboten hat, unter Umständen sogar
                              									Unfälle in der Fabrikation nach sich ziehen kann., welche beim Kupfer ausgeschlossen
                              									sind, so wollen wir die Arbeit von Witz dennoch
                              									eingehender besprechen; denn sie enthält interessante Fälle, welche allerdings nur
                              									auf Anilinschwarz mit Vanadium Bezug haben können, da wir mit Kupferschwarz in
                              									jahrelanger Praxis Resultate erhalten haben, welche den von Witz angegebenen ganz und gar widersprechen.
                           Es hatte sich nämlich bei der Fabrikation reicher Möbelstoffe das Schwarz im Grunde
                              									nicht entwickelt, sondern es entstand nur ein Grau ohne Leben. Das Muster enthielt
                              									neben schwarzem Grund verschiedene Dampffarben und sollte die Waare nach dem Dämpfen
                              									chromirt und geseift werden. Ein Theil der in der Hänge befindlichen Waare hatte
                              									regelrecht entwickeltes Schwarz und bei genauer Untertheilung der Reihenfolge, in
                              									welcher die ganze Partie gedruckt worden, war deutlich zu ersehen, daſs nach dem
                              									Druck einer gewissen Zahl von Stücken mit richtig zusammengesetzter Farbe in den
                              									Farbtrog eine unrichtig zusammengesetzte gegeben worden sein muſste und zwar eine
                              									Farbe, welche das nöthige Oxydationsmittel (in diesem Falle Vanadium) nicht
                              									enthalten hatte. Zwei oder drei breite tief schwarze Streifen in der Mitte der
                              									schlechten Stücke zeigten klar, daſs nun nieder richtig zusammengesetzte Farbe in
                              									den Trog gegeben worden war. Eine der unentwickelten Stellen wurde nun mit stark
                              									verdünnter Vanadiumlösung betupft und leicht erwärmt, wodurch sofortige Schwärzung
                              									der betreffenden Stelle eintrat. (Witz führt nun eine
                              									dem in Schützenberger's Werk, 1868 Bd. 1 S. 521
                              									angeführten Versuche genau gleichende Probe über die Wirkung des Metalles der
                              									Kupferwalzen auf die Druckfarbe an.) Er klotzte nun alle schlecht entwickelten
                              									Stücke mit einer Vanadiumlösung von 0g,01 Vanadium
                              									im Liter, d.h. etwa 10mal so viel, als die ursprüngliche Druckfarbe enthielt; das
                              									Schwarz entwickelte
                              									sich, trotzdem die Stücke schon mehr als 14 Tage alt waren, regelmäſsig und die
                              									Stücke konnten mit vollständigem Erfolge beendigt werden.Die Referenten erhielten bei einem ähnlichen Falle nicht wie Witz gute, sondern vollständig negative
                                    											Resultate, trotzdem genau nach Witz's
                                    											Vorschrift gearbeitet wurde. Allerdings handelte es sich um ungebleichte
                                    											Waare, an der sich stets nur eine saure Farbe entwickeln kann; allein auch
                                    											das Klotzen mit einer sauren Vanadiumchlorürlösung ergab negative
                                    											Resultate. Das in der Waare mit Schwarz combinirte Puce war
                              									ebenso wie das Roth ein wenig heller als gewöhnlich, Olive war gut und das Coeruleïn
                              									war sogar etwas lebhafter. An den Berührungsstellen mit den übrigen Farben spielte
                              									das Schwarz ins Röthliche so, wie es durch eine zu starke Oxydation zu werden
                              									pflegt. – Durch diesen im Groſsen ausgeführten Versuch glaubt Witz die Wichtigkeit des Vanadiums in seinem
                              									Anilinschwarz, an welcher übrigens noch Niemand gezweifelt hat, genügend
                              									erwiesen.
                           In einem anderen Fall hatte sich das Schwarz im Grunde noch viel schlechter
                              									entwickelt und zwar nur bei den ersten 5 bis 6 Stücken. Der Grund war nicht
                              									gleichmäſsig blaſs wie vorher, sondern zeigte der Länge nach breite helle Streifen
                              									und zwar so unregelmäſsig, daſs es sich um eine schlechte Vertheilung des Vanadiums
                              									in der Druckfarbe nicht handeln konnte. Das Zumischen jener zur Oxydation des
                              									Anilinschwarz nöthigen minimalen Mengen von Vanadium bringt im Druck keine
                              									Unregelmäſsigkeiten hervor; denn die gleichmäſsige Vertheilung des Vanadiums wird
                              									durch das Mischen mit dem Rührer, das Passiren der Farbe und die fortwährende
                              									Rotation der Zuführwalze vollständig bewirkt. Trotzdem ist es gut, die blaue
                              									Vanadiumlösung so zu verdünnen, um 0,001 des Gesammtvolumens zu erreichen. Bei der
                              									Analyse der stark fleckigen Theile fand sich in der Asche eine Spur Eisenoxyd, die,
                              									wie sich bei genauerer Untersuchung des Unfalles herausstellte, von Dampfblau (mit
                              									Ferrocyansalz bereitet) herrührte, welches unmittelbar vor dem Schwarz in demselben
                              									Farbtrog gedruckt worden war und von welchem in Folge nachlässigen Waschens des
                              									Farbtroges Spuren zurückgeblieben waren. Zur Bestätigung dieser Vermuthung druckte
                              										Witz Vanadiumschwarzproben unter Zusatz von 0,1,
                              									0,02, 0,005 u.s.f. seines Volumens an Dampfblau. Merkwürdiger Weise widerstand das
                              									Schwarz jeder Annahme der Oxydation in der warmen Hänge im umgekehrten Verhältniſs
                              									der zugesetzten Dampfblau-Mengen; das Maximum schien sich einer Mischung zu nähern,
                              									welche 0,2 Proc. Dampf blau enthielt, und trotz der Verlängerung des Verhängens
                              									entwickelte sich das Schwarz nahezu gar nicht. Nun wurden die Stücke mit einer
                              									Lösung geklotzt, welche 0g,01 Vanadium im Liter
                              									enthielt, und auch in diesem Fall nahm die Entwicklung des Schwarz auf allen Stücken
                              									ihren Fortgang und nur die erstgedruckten, stärker befleckten Meter Waare blieben
                              									wesentlich schwächer.
                           
                           Witz untersuchte nun den Grund dieser Erscheinung; das
                              									Dampfblau enthält neben unlöslichem Ferrocyanzinn das lösliche Ferrocyankalium; das
                              									Verhältniſs von 0,002 Blau entspricht ungefähr 0g,5 Ferrocyanzinn iu Teigform (aus 0g,15
                              									Ferrocyankalium mit Zinnchlorür bereitet) und 0g,15 Ferrocyankalium im Liter der gemischten Farbe selbst. Ein Zusatz mehrerer
                              									Gramm Ferrocyanzinn beeinträchtigte nun aber die Bildung des Vanadiumschwarz nur
                              									unwesentlich, während wenig Decigramm Ferrocyankalium genügen, um dieselbe zu
                              									verhindern. Hierbei erhält man nur ein helles Grau, das weder bei verlängertem
                              									Hängen, noch beim Dämpfen und Chromiren dunkler wird; der Unfall war also
                              									zweifelsohne der Wirkung des Ferrocyankaliums zuzuschreiben. Directe Versuche
                              									zeigten, daſs 0g,3 Ferrocyankalium in 1l Schwarz am stärksten wirkten, und in einer
                              									schwach sauren Farbe braucht man davon noch weniger als in einer neutralen. Bei
                              									Zusatz geringerer Mengen verringert sich dann die Wirkung sehr rasch, während bei
                              									10facher Menge, also bei 3g im Liter, beim
                              									Verhängen, Dämpfen und Chromiren ein schwach grünliches Dunkelgrau mit violettem
                              									Stich entsteht, das durch unterchlorigsaure Salze leicht angreifbar ist.
                           Dasselbe Salz, welches in gewissen Verhältnissen die Entwicklung des Anilinschwarz
                              									energisch aufhält, wirkt eigenthümlicher Weise in ganz umgekehrtem Sinne und bildet
                              									nur noch ein schwaches Hinderniſs, wenn man das Verhältniſs vergröſsert; dieser
                              									Uebergang zeigt sich am deutlichsten bei chromirtem Anilinschwarz. Witz sagt nun, daſs bei Schwarz, welches, mit
                              									Ferridcyankalium oder Ferridcyanammonium hergestellt, in früheren Jahren vielseitig
                              									Anwendung fand, in Folge Ueberganges des rothen in gelbes Blutlaugensalz Verluste
                              									entstehen muſsten, deren Ursache (Fällung von Eisen oder Kupfer durch
                              									Ferrocyankalium) man nicht vermuthete und welche die Intensität der Farbe
                              									beeinträchtigen muſsten. Bemerkenswerth ist, daſs die Bildung von Anilinschwarz
                              									durch die Gegenwart von wenig gelbem Blutlaugensalz nicht nur momentan verhindert
                              									wird, sondern auch noch nach mehrtägigem Aufbewahren der Druckfarbe. Auch in diesem
                              									Falle, wo die Bildung des Schwarz durch Ferrocyanüre gestört worden ist, genügt ein
                              									Klotzen mit einer Vanadiumlösung von 0,00001, um es ohne Ausnahme zur Entwicklung zu
                              									bringen. Um jede Störung auf den Umrissen des frisch gebildeten Schwarz zu
                              									vermeiden, ist es sogar vorzuziehen, die Dauer des zweiten Verhängens sowie die zum
                              									Klotzen zu verwendende kleine Vanadiummenge zu verringern.
                           Wie energisch die Wirkung der Ferrocyanüre ist, sieht man aus folgendem Beispiel: Ein
                              									5färbiges Muster, welches im Grund mit Dampfblau gedruckt worden war, sollte nun mit
                              									Vanadiumschwarz gedruckt werden und man hatte, um den Rapport nicht zu stören, die
                              									Pressung nicht aufgehoben. Der Grund wurde mit der Bürste unvollkommen gewaschen und
                              									es blieb eine äuſserst geringe Menge von Dampfblau zurück, welche die Oxydation von
                              									viel Anilinschwarz verhinderte. Da die Schnelligkeit der Reaction der mit dem
                              									Anilinsalz zusammengebrachten Vanadiummenge entspricht, genügten wenige Milligramm
                              									Vanadium im Liter der Klotzbrühe (0g,01), um die
                              									Oxydation schon in 12 bis 15 Stunden zu vollenden, und ungeachtet dieser kurzen Zeit
                              									ergab sich ein sehr schönes, sattes Schwarz.
                           Witz hat nun diese Wirkung des gelben Blutlaugensalzes
                              									untersucht, indem er mit verdünnten, nicht verdickten Flüssigkeiten arbeitete. Das
                              									Vanadium der durch Reduction erhaltenen blauen Lösung (vgl. 1877 224 639) wird durch Ferrocyankalium in Form lebhaft
                              									gelber Flocken gefällt, welche mehr oder weniger grünlich werden; in äuſserst
                              									verdünnten Lösungen entsteht noch eine stark gelbe Trübung, vorausgesetzt, daſs
                              									dieselben nicht alkalisch sind. Nun ist in der Druckfarbe die Verdünnung des
                              									Vanadiums so bedeutend, daſs die Annahme gestattet ist, ein groſser Theil davon
                              									bleibe in der Farbe aufgelöst; vielleicht wird es auch unter dem Einfluſs des
                              									Ferrocyankaliums unwirksam, oder durch die Faser wie eine Art Farbstoff absorbirt,
                              									wodurch begreiflicher Weise die oxydirende Wirkung der Metallmolecüle beim Verhängen
                              									bedeutend abgeschwächt würde.
                           Durch Fällung erhaltenes Ferrocyanvanadium kann im Anilinschwarz das Vanadiumsalz
                              									ersetzen, braucht aber etwa 8mal mehr Metall, um die Farbe in der gleichen Zeit zu
                              									oxydiren. Ferrocyan-Eisen (Berlinerblau), Ferrocyan-Kupfer und Ferrocyan-Vanadium
                              									scheinen beinahe gleich unlöslich zu sein, so daſs, wenn eine gleich groſse Menge
                              									von Ferrocyankalium von 0,001 durch einen geringen Ueberschuſs von Eisen-, Kupfer-
                              									oder Vanadiumsalz gefällt wird, nach der Filtration durch Hinzufügen des
                              									betreffenden Metallsalzes keine Färbung mehr erscheint. Ein Tropfen Vanadiumlösung
                              									gibt in einer Ferrocyankaliumlösung von 0,00001 schon eine bemerkenswerthe gelbe
                              									Färbung, das Kupfersalz ein ausgesprochenes Rosa und das Eisensalz ein Blau von
                              									wenigstens doppelter Intensität.
                           Das Studium der reservirenden Wirkung alkalischer Ferrocyanide gegen Anilinschwarz
                              									mit Kupfer im Vergleich zu Anilinschwarz mit Vanadium zeigte, daſs Ferrocyankalium,
                              									mit hellem Dextrin verdickt, das Kupferschwarz weit weniger reservirt als das
                              									Vanadiumschwarz. Wird das Schwefelkupfer durch ein entsprechendes Gewicht an
                              									Rhodankupfer ersetzt, so erfolgt die Entwicklung des Schwarz langsamer; jedoch
                              									nähert sich das Resultat bedeutend dem mit Vanadiumschwarz erhaltenen.
                           Rhodanammonium verzögert nur die Entstehung des Vanadiumschwarz ungefähr wie ein
                              									schwach alkalisches Product und, obgleich schon bei 10g in 1l die Wirkung stark fühlbar ist,
                              									so entwickelt sich nichts desto weniger bei 20g im
                              									Liter das Vanadiumschwarz nach 5tägigem Verhängen beinahe vollständig. Bei mehr als 80g wird die Oxydation schon schwierig.Auffallend ist uns, daſs Witz die Wirkung des
                                    											Rhodankaliums nicht näher studirt hat, da dasselbe bedeutend kräftiger wirkt
                                    											als das Ammoniaksalz; es kann dies nur dem Umstände zugeschrieben werden,
                                    											daſs er es nicht der Mühe werth hält, die deutsche Fachliteratur zu
                                    											berücksichtigen. Die vollkommene Unkenntniſs derselben ist am besten aus
                                    											seiner im Bulletin de Rouen erschienenen Arbeit
                                    											über Coerulignon ersichtlich, worin er über
                                    											einen Körper, Welcher schon vor Jahrzehnten von Reichenbach entdeckt und beschrieben wurde, als einen von ihm neu
                                    											entdeckten unbekannten Körper berichtet.Das Rhodankalium verwenden wir seit mehreren Jahren alz ganz ausgezeichneten
                                    											Schutzpapp nach Storck's Vorschrift, allerdings
                                    											nicht unter Vanadium-, sondern unter Kupferschwarz.L.
                                    											und St.
                           Witz gibt dem Vanadin den Vorzug vor dem unlöslichen
                              									Rhodankupfer, welches schon seit längerer Zeit unter dem Namen White Paste in den Handel gebracht wird. Cyankalium
                              									wirkt wie Rhodanammonium und die Verzögerung der Oxydation ist nur dem alkalischen
                              									Einfluſs des Salzes zuzuschreiben. Durch Zufügen weniger Gramm Pyrogallussäure im
                              									Liter erzielt man eine bemerkenswerthe Wirkung; das Maximum scheint bei etwa 15g im Liter zu liegen.
                           Witz versuchte nun die energische Wirkung des gelben
                              									Blutlaugensalzes zum Reserviren unter Vanadiumschwarz anzuwenden; er fand, daſs die
                              									Verdickung mit hell gebrannter Stärke sich sehr leicht verändert, besonders bei mehr
                              									als 50g im Liter; bei 10 bis 15g erhält man ein lichtes Grau, welches das Dämpfen
                              									aushält, aber leider nachgrünt. Weiſs erreicht man bei 100 bis 120g im Liter; es flieſst jedoch leicht wie im
                              									Allgemeinen viele Reservagen, wird aber bei verlängertem Hängen wieder gedeckt.
                              									Erhöht man die Verhältnisse, so zeigen sich dieselben Unzukömmlichkeiten wie oben
                              									und bei 200g im Liter erhält man anstatt Weiſs
                              									durch Degummiren ein graues Violett; durch Dämpfen entsteht ein braunes Cachou und
                              									noch tiefere Tönungen, wenn man die Menge des Ferrocyankaliums vermehrt;
                              									selbstverständlich enthält die braune Farbe Eisenoxyd. Gummiverdickung wird bei
                              									Gegenwart des Salzes sehr dünn und die Resultate sind ungefähr dieselben wie bei
                              									Stärke. Witz hatte sich vorher versichert, daſs Gummi
                              									allein nahezu gar nicht reservirend wirkt, und führt weiter an, daſs das Dextrin
                              									unter die Zahl der Stoffe gehöre, welche sowohl wegen ihrer chemischen Natur, als
                              									auch wegen ihrer Gegenwart als Verdickungsmittel die Oxydation des Schwarz
                              									beeinträchtigen; hierbei sind aber die Zusätze von Blutlaugensalz in sehr engen
                              									Schranken und es deicht hin, einer genügend verdickten Lösung von hellem Dextrin
                              										1g Ferrocyankalium im Liter zuzusetzen, um
                              									einen reinen Druck und ein sehr lichtes, beinahe weiſses Grau unter
                              									Klotzanilinschwarz zu erhalten. Je mehr man von 3g
                              									im Liter steigt, um so dunkler wird das mit Dextrin erhaltene Grau.
                           Concentrirte Albuminlösungen wirken unter Anilinschwarz ebenfalls reservirend, lassen sich aber
                              									mit Blutlaugensalz wegen der Fällbarkeit nicht mischen. Witz verweist nun auf die Anwendung des Rhodanammoniums als Zusatz zu
                              									Dampffarben, um darauf fallendes Anilinschwarz abzuwerfen, welche schon von Storch und Strobel (1880
                              										235 156) angegeben wurde.
                           Natriumhyposulfit läſst sich mit Gummi nicht verdicken, da die Lösung coagulirt; mit
                              									hellem Dextrin im Verhältniſs von 400g im Liter
                              									verdickt, reservirt es das Vanadiumschwarz noch besser als die Rhodanverbindung,
                              									aber immer noch unvollständig. Natriumacetat wirkt ziemlich gleichmäſsig als Reserve
                              									und die beste Reserve unter Vanadiumschwarz erhält man nach Witz mit 300g von jedem der beiden
                              									letzteren Salze im Liter Dextrinwasser; das Weiſs wird vollkommen rein, das
                              									Verhängen kann ohne Uebelstände verlängert werden und seine Linien und Punkte
                              									bleiben vollständig deutlich. Viele andere Stoffe wirken noch als Reserven unter
                              									Anilinschwarz, besonders alkalische und reducirende Stoffe, wie Kreide, Zinkpulver
                              									u. dgl. (Natriumaluminat, citronsaures Natron, Traubenzucker im Natron. Die
                              									Ref.)
                           Druckt man Anilinschwarz neben Cachou, so bemerkt man beim geringsten Auffall, daſs
                              									letzteres das Schwarz ziemlich bedeutend reservirt; eine Abkochung von 30g Würfelcachou in 1l Wasser (ohne Essigsäure), mit Gummi verdickt, reservirt unter Bildung
                              									einer röthlichen Färbung an Stelle des Weiſs; Tannin wirkt im Verhältniſs von 60g im Liter etwas weniger kräftig als Cachou.
                           Die von Horace Köchlin (Bulletin
                                 										de la Société chimique, vom 5. März 1881) empfohlene Pyrogallussäure
                              									scheint bei 20g in 1l Gummiwasser das Vanadiumschwarz unvollständig zu reserviren, und zwar
                              									noch unvollständiger als die Rhodanverbindung bei 60g im Liter.
                           Was nun die Geschichte des Vanadiums betrifft, so wurde dasselbe i. J. 1876 von
                              									einigen Kattundruckereien bei Rouen an Stelle des Schwefelkupfers zur Entwicklung
                              									des Anilinschwarz verwendet; die Vanadiumsalze waren damals äuſserst selten und
                              									kamen nicht einmal in bemerkenswerthen Mengen in England vor, wo in Folge der
                              									Arbeiten von Roscoe eine gewisse Menge davon erzeugt
                              									wurde. Vanadiumverbindungen mit 50 Proc. Metallgehalt wurden zu 1200 M. für 1k, also ungefähr dem Preise des Goldes
                              									entsprechend, verkauft, erlaubten aber trotzdem, Dank der groſsen Wirkungskraft von
                              									minimalen Mengen, seine Anwendung. Deutsche Fabriken lieferten das vanadinsaure
                              									Ammoniak, wurden aber durch die schwedische Gesellschaft Urda verdrängt, welche das Salz sehr rein zu 400 M. für 1k lieferte; dieser Preis ist aber durch eine
                              									andere schwedische Fabrik noch mehr herabgedrückt worden.
                           In Folge Mittheilung eines Ingenieurs der Werke zu Creuzot, daſs in den dortigen
                              									Hochofenschlacken Vanadium enthalten sei, unterzog Witz
                              									diese Schlacken der Untersuchung, durch welche ein erheblicher Gehalt an Vanadium Dachgewiesen
                              									wurde. Die bei dem Verfahren von Thomas und Gilchrist erhaltenen basischen Schlacken enthalten im
                              									Mittel 1 Proc. metallisches Vanadium und durch Sortiren zwischen den einzelnen
                              									Operationen läſst sich dieser Gehalt auf 2 Proc. steigern; die mittlere
                              									Zusammensetzung der Schlacken ist nach einer im Laboratorium zu Creuzot
                              									vorgenommenen Analyse folgende:
                           
                              
                                 Silicium
                                 16,50
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Thonerde (mit wenig Chromoxyd)
                                 3,80
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Kalk
                                 46,30
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 4,00
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 7,07
                                 entspr.
                                 5,50 Eisen
                                 
                              
                                 Manganoxyd
                                 5,30
                                 „
                                 4,10 Mangan
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                 0,63
                                 „
                                 0,25 Schwefel
                                 
                              
                                 Phosphorsäure
                                 13,74
                                 „
                                 6,00 Phosphor
                                 
                              
                                 Vanadinsäure
                                 1,92
                                 „
                                 1,08 Vanadium
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 99,26.
                                 
                                 
                                 
                              
                           In einer von Schneider und Comp. gemachten Sendung
                              									ausgesuchter Schlacken waren 1,88 Proc. Vanadium, 3,30 Proc. Eisen, 5,46 Proc.
                              									Phosphor, 20 Proc. Kieselsäure; der Vanadiumgehalt wurde nach der volumetrischen
                              									Methode von Lindemann nach der Gleichung Va2O5 + 2FeO = Fe2O3 + Va2O4 (Va = 51,3)
                              									bestimmt. Die zerschlagenen rohen Schlacken sind von eisengrauer Farbe und
                              									schlieſsen Höhlungen ein, welche an ihrer Oberfläche glänzende Krystallnadeln
                              									zeigen; letztere sind leicht zerbrechlich und zerfallen beim Reiben in ein feines
                              									Pulver, welches man durch Seidensieb trennt. Durch Behandlung der Schlacken mit
                              									Salzsäure erhält man eine Vanadiumlösung, welche ungeachtet der anwesenden fremden
                              									Stoffe so angewendet werden kann, wie sie ist, da ja die nothwendige Vanadium menge
                              									eine so geringe ist, daſs diese Unreinigkeiten keine Rolle spielen. Die Behandlung
                              									auf trockenem Wege (Mischung von Natriumcarbonat mit Nitrat), Wiederaufnahme mit
                              									Wasser und Salzsäure, Reduction mit Glycerin in concentrirter Lösung ist zu
                              									zeitraubend und schwierig.
                           100g gesiebter Schlacken brauchen zur Zersetzung
                              										200cc käuflicher Salzsäure von 21° B. und
                              									verfährt man im Groſsen am besten auf folgende Weise. In einem Holzbottich wird die
                              									fein gepulverte Schlacke mit Wasser angerührt, so daſs auf 1k Schlacke 2l
                              									Wasser kommen; unter lebhaftem Umrühren wird die Säure auf einmal zugegeben, worauf
                              									die Zersetzung unmittelbar eintritt. Die Zersetzung in Steingutschalen ist nicht zu
                              									empfehlen, da bei nicht vollständiger Füllung der Boden des Gefäſses sehr stark
                              									erhitzt und dasselbe daher dem Zerspringen ausgesetzt ist. Häufig entwickelt sich
                              									eine Spur Schwefelwasserstoff; die Kieselsäure scheidet sich aus, sobald die
                              									Temperatur 70° überschreitet, und die Zersetzung ist rasch beendigt; für je 100g angewendetes Schlackenpulver setzt man der
                              									Mischung noch 600cc Wasser zu und erhält nun durch
                              									Filtration eine blaue Lösung von mehr als ⅔ des ganzen Volumens, welche sich nicht
                              									verändert und nur etwas
                              									Kieselsäure anfänglich absetzt. 1g Vanadium,
                              									entsprechend 53g,2 gepulverter Schlacke (zu 1,88
                              									Proc), reicht hin, um 1000l Druckfarbe von
                              									mittlerer Stärke zu oxydiren.
                           Dr. Lauber und A.
                                    									Steinheil.