| Titel: | Ueber Neuerungen in der Giesserei. | 
| Autor: | St. | 
| Fundstelle: | Band 244, Jahrgang 1882, S. 181 | 
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                        Ueber Neuerungen in der Gieſserei.Vgl. Bericht 1882 243 262, ferner Ugé, Ingalls bezieh. Laiſsle 1882 243 * 285, * 286 bezieh. *
                                 										456.
                           							
                        Patentklasse 31. Mit Abbildungen auf Tafel 15.
                        Neuerungen in der Gieſserei.
                        
                     
                        
                           Formmaschine mit Doppelpressung von Hermann Reusch in Dillingen a. d. Saar (Fig. 1 bis
                              										3 Taf. 15). Während die bekannteren Form-Maschinen nur einen einseitigen
                              									Druck gegen den Formkasten hin ausüben, also bei jedem Hub auch nur einen Formkasten
                              									fertig stellen können, ist die vorliegende, sowohl in ihrer allgemeinen Anordnung,
                              									als in ihrer Einzelausführung wohl durchdachte Formmaschine (* D. R. P. Nr. 15222.
                              									vom 21. September 1880) zur gleichzeitigen Herstellung von Ober- und Unterkasten
                              									eingerichtet. Bei derselben werden die Preſsklötze e
                              									und e1 durch Drehen der
                              									im Gestell gelagerten und mit Rechts- und Linksgewinde versehenen Spindeln d gegen einander hin oder von einander ab bewegt. Die
                              									Drehung der Spindeln d erfolgt durch die Zahnräder x, y, wobei die Drehungsrichtung durch ein
                              									Umkehrgetriebe mit Reibungskupplung in beliebiger Weise verändert werden kann. Um
                              									den auf den Formsand ausgeübten Druck regeln zu können, ist zwischen dem Handhebel und der
                              									durch ihn bewegten conischen Reibungskupplung eine Federwage eingeschaltet. Wird das
                              									nach der Federwage zulässige Maximum des Druckes überschritten, so fängt die
                              									Kupplung an zu schleifen und verhindert die weitere Drehung der Spindeln. Der
                              									Formkastenwagen F läuft mittels 4 Rädern auf den
                              									Schienen n und trägt einen Rahmen f, welcher mit seitlichen Zapfen im Wagengestell
                              									drehbar gelagert ist und auf dem zu beiden Seiten die Modellplatten g, g1, die Formkasten
                              										h, die Füllrahmen i
                              									und, nachdem die Kasten mit Sand gefüllt sind, die Druckbretter k durch Bolzen und Splinte, letztere durch elastische
                              									Bänder, befestigt werden.
                           Nachdem der Formkastenwagen auſserhalb des Gestelles vorgerichtet worden, wird er
                              									zwischen die Preſsklötze e, e1 gefahren und hierauf durch Einrückung der Kupplung die beiderseitige
                              									Pressung der Sandformen vorgenommen. Um den dabei ausgeübten Druck auf beide
                              									Formkasten gleichmäſsig zu vertheilen, ist die Strecke des Geleises n, auf welcher der Wagen während der Pressung steht,
                              									auf federnden Stützen l gelagert, welche ein Ausweichen
                              									des Geleises nach unten gestatten. Dagegen haben die Zapfen des Rahmens f im Wagengestell nach oben hin Spielraum, so daſs f sich unabhängig vom Wagen heben kann. Durch diese
                              									Einrichtung ist eine freie Bewegung der Formkasten zwischen den Preſsklötzen in
                              									verticaler Richtung in gewissen Grenzen erreicht.
                           Nach beendeter Pressung und Rückgang der Preſsklötze wird der Formkastenwagen an der
                              									der Einführung entgegengesetzten Seite der Maschine aus letzterer herausgezogen und
                              									über das senkrecht zu n laufende Geleise r gefahren. In letzterem ist eine mit einem
                              									Geleisestück versehene Bühne J (Fig. 3)
                              									eingeschaltet, auf der ein Transportwagen o steht und
                              									welche durch hydraulischen Druck oder ein Zahnradvorgelege MP gehoben werden kann. Steht der Formkastenwagen genau über dem
                              									Mittelpunkt der Bühne J, so wird letztere gehoben, bis
                              									der von dem Füllrahmen und den Druckbrettern befreite untere Formkasten auf
                              									derselben aufliegt. Nach Lösung der Bolzen und Splinte wird die Bühne mit dem Wagen
                              									und Formkasten gesenkt, bis die Geleise sich wieder mit einander vergleichen. Sodann
                              									wird der Transportwagen über die heb- und senkbare Bühne J1 gefahren, auf dieser festgemacht und
                              										J1 durch Auslösen
                              									der Federklinke c1
                              									durch den Wagen selbst gesenkt. Dabei treten die Bolzen u durch die Augen der Formkastenränder und ermöglichen ein genaues
                              									Aufeinandersetzen von Ober- und Unterkasten, von denen ersterer auf dieselbe Art und
                              									Weise wie letzterer von dem Formkastenwagen getrennt würde.
                           Die Zeichnungen zeigen die Anordnung einer einfachen Presse, auf welcher sowohl
                              									quadratische, als rechteckige Guſsstücke geformt werden können. Ueberwiegen erstere
                              									und kommt es auf bedeutende Massenfabrikation an, so gibt man der Maschine vier in
                              									den Diagonalen angeordnete Schraubenspindeln, welche durch kreuzförmige Preſsklötze mit einander
                              									verbunden sind. Dadurch wird die Maschine, wenn man auch links und rechts von ihr
                              									(vgl. Fig. 2) die Geleise r und die dazu gehörigen
                              									Hebevorrichtungen anordnet, von 4 Seiten zugänglich, so daſs immer auf zwei neben
                              									einander liegenden Seiten die Formkastenwagen vorgerichtet und, nachdem sie
                              									gepreſst, auf den entgegengesetzten Seiten abgezogen werden können.
                           Die an A. Siedle in Triberg, Baden (* D. R. P. Nr. 16086 vom 6. Mai 1881 und Zusatz *
                                 										Nr. 17234 vom 6. Juli 1881) patentirten Vorrichtungen zur Herstellung von flachen Guſsgegenständen bezwecken
                              									lediglich ein ruhiges Abheben des Formkastens, nachdem dessen obere Fläche durch
                              									besondere Abstreichapparate von dem überschüssigen Sande befreit Worden ist. Nach
                              									dem Hauptpatente ist unter der in einem Tisch eingelassenen Formplatte ein Kasten
                              									befestigt, welcher die mittels Vorgelege und Kurbel zu drehende Schraube zum Abheben
                              									des Formkastens aufnimmt. Die flachen Modellhälften werden auf die Platte
                              									aufgeschraubt. Die Feststellung des Formkastens wird nach der Patentschrift durch 3
                              									feste Stifte und ein Druckexcenter in ganz unvollkommener Weise bewirkt. Die
                              									Abstreichvorrichtung besteht aus einem über dem Formkasten horizontal drehbaren
                              									Messer, dessen lange Nabe in einer mit der Formplatte verbundenen Hülse geführt wird
                              									und dessen Höhenlage durch eine Stellschraube je nach Abnutzung des oberen
                              									Formkastenrandes beliebig geändert werden kann. Statt dieser Vorrichtung wird auch
                              									ein auf 2 Schienen geführter, über dem Formkasten laufender Schlitten vorgeschlagen,
                              									welcher Rechen mit verschieden tiefen Einschnitten besitzt. In letztere wird das
                              									Abstreichmesser gelegt und durch Verschieben des Schlittens über den Formkasten
                              									geführt.
                           Im Zusatzpatent wird das Abheben des Formkastens behufs Zeitersparniſs durch einen
                              									Fuſstritt bewirkt, welcher durch Zugstange und Hebel mit einem vertical
                              									verschiebbaren Tisch, auf dessen durch die Formplatte hindurchtretenden Stiften der
                              									Formkasten ruht, verbunden ist. Das wie früher in einem Schlitten liegende Messer
                              									ist durch Schraube und Schraubenrad in der Höhenlage verstellbar gemacht.
                           In dem * D. R. P. Nr. 8669 vom 1. Februar 1879 stellen G. Woolnough und Friedr.
                                 										Dehne in Halberstadt die bekannten Modellplatten (vgl. 1880 235 * 20) nicht aus Eisen, sondern aus Gyps, Cement,
                              									Blei, leichtflüssigen Metallmischungen, Hartgummi oder anderen passenden Stoffen her
                              									und umgeben dieselben, um sie handhaben zu können und haltbarer zu machen, mit einem
                              									Rahmen aus Eisen, welcher behufs Einlegung in die Formmaschine mit seitlichen Zapfen
                              									versehen ist. Das Verfahren der Herstellung der
                                 										Modellplatten ist folgendes: Man formt das Modell wie gewöhnlich in die
                              									Formkasten ein, hebt letztere von einander ab und nimmt das Modell heraus. Sodann
                              									setzt man auf den
                              									unteren Kasten den mit Zapfen versehenen Modellplattenrahmen, dessen Wände, um die
                              									in dieselben gegossene Modellplatte festhalten zu können, nach oben und unten
                              									conisch zulaufen. Hiernach wird der Oberkasten aufgesetzt und der
                              									Modellplattenrahmen vollgegossen. Will man die Modelle selbst beim Formen benutzen,
                              									so läſst man sie im Ober- oder Unterkasten stecken, versieht sie mit Halteschrauben
                              									und gieſst dann die Modellplatte, wie oben erwähnt. Die Schrauben verhindern eine
                              									Trennung der Modelle von der Modellplatte.
                           Da die Herstellungskosten der Modellplattenrahmen wegen der auf der Drehbank
                              									abzudrehenden Zapfen bei häufig wechselnden Bestellungen keine geringen sind, da für
                              									jedes oder, je nach der Gröſse, für mehrere Modelle ein Rahmen nothwendig ist, so
                              									stellen nun Woolnough und Dehne (* D. R. P. Zusatz Nr. 15271 vom 8. April 1881) die Rahmen ohne
                              									Zapfen her und befestigen diese je nach Bedarf in einem für alle Modellplattenrahmen
                              									passenden, mit Zapfen versehenen besonderen Rahmen.
                           Jul.
                                    											Demogeot in Boussu bei Mons (* D. R. P. Nr. 16637 vom 14. April 1881) stellt durch
                              									Verwendung von Modellplatten gleichzeitig auf der oberen und unteren Seite eines
                              									Kastens Modelleindrücke her und lagert dann die einzelnen Sandkerne unter Wegnahme
                              									der Formkasten so auf einander, daſs sich die Modelleindrücke zweier über einander
                              									stehender Kasten zu der ganzen Form ergänzen und mittels eines alle Sandkerne
                              									durchdringenden Eingusses sämmtliche Formen voll Metall gegossen werden können.
                              									Natürlich ist dieses Formverfahren nur für flache
                              									Guſsgegenstände anwendbar. Bei Ausführung desselben wird auf den festen Tisch einer
                              									Schraubenpresse die eine Hälfte der Modellplatte gelegt und darauf ein Kasten
                              									gestellt, während die andere Hälfte der Modellplatte am Preſskolben befestigt ist.
                              									Der im Formkasten befindliche Sand wird zwischen beiden Platten zusammengepreſst.
                              									Letztere besitzen, um eine besondere Herstellung von Einguſs- und Luftlöchern in
                              									jedem Sandkern zu umgehen, die hierzu nöthigen Kerne angegossen. Nach Festpressung
                              									des Sandes werden die Formkasten aus der Presse genommen und vermöge der Bolzen und
                              									Bolzenlöcher genau centrisch über einander gestellt. Sodann nimmt man die
                              									Formkasten, welche aus 2 Theilen bestehen und in einer Ecke ein Gelenk besitzen,
                              									während die diagonal gegenüber liegende Ecke durch Schrauben zusammengehalten wird,
                              									durch Auseinanderklappen ab und gieſst durch einen Einguſs sämmtliche Formen
                              									voll.
                           Um ein gleichmäſsiges Einflieſsen in
                                 										Metallguſsformen zu bewerkstelligen, führt J. v. d.
                                    											Poppenburg in Berlin (* D. R. P. Nr. 17172 vom 6. August 1881) das flüssige Metall
                              									in zwei Strahlen in die Form ein. Das zu diesem Zweck in Vorschlag gebrachte Einlaufstück besteht aus 2 Theilen, von denen jeder die
                              									Hälfte des Eingusses, welcher sich in 2 bogenförmige Kanäle theilt, aufnimmt. Die
                              									beiden Theile werden durch Klammern zusammengehalten und durch seitliche Lappen
                              									gegen das Verrücken auf der Form gesichert.
                           Nach dem von L. v. Miller in München (D. R. P. Nr. 15760 vom 1. April 1881)
                              									angegebenen Verfahren zur Herstellung einfacherer
                                 										Metallguſsgegenstände wird über dem in Metall auszuführenden starren Modell
                              									in bekannter Weise eine Leimform angefertigt. Diese elastische Leimform wird vom
                              									Modell abgenommen, mit Gypsmehl ausgestreut, dann mit verdünnter wässeriger
                              									Alaunlösung ausgewaschen und schlieſslich geölt. In diese Leim form wird nun – und
                              									darin besteht das Neue des Verfahrens – wieder Leim gegossen und das nun erfolgende
                              									Leimmodell nach dem Erkalten des Leimes aus der Leimform herausgezogen. Ueber diesem
                              									Leimmodell nun wird die starre Form aus Gyps oder einer anderen Masse hergestellt,
                              									um, nachdem das Modell aus dieser Form herausgezogen worden ist, zum Gieſsen des
                              									Gegenstandes in Metall verwendet zu werden. Zur Herstellung der Leimform empfiehlt
                              										L. v. Miller sogen. Kölner Leim, welchem man
                              									zweckmäſsig Buchdrucker-Walzenmasse (Leim und Glycerin) zusetzt.
                           Friedr.
                                    											Becker in Neuſs (* D. R. P. Nr. 16906 vom 3. Juli 1881) umbaut Guſseisenstücke, welche wegen ihrer Schwere und Gröſse
                                 										schwer transportirbar sind, z.B. Hammerchabotten, behufs stückweiser Verschmelzung in der Weise, daſs die Ecken
                              									des Guſsblockes von Cupolofen ähnlichen Schächten umgeben werden, und befeuert diese
                              									nun so lange, bis die betreffenden Ecken abgeschmolzen sind. Die Schächte sind mit
                              									Windzuführungsöffnungen und Abstichen versehen. Behufs einer wirksamen Abschmelzung
                              									muſs der Block unterhöhlt und in der Mitte untermauert werden, so daſs die freie
                              									Ecke in den Ofen hineinragt. Der frei bleibende Theil des Blockes ist behufs
                              									Vermeidung der Wärmeabgabe mit schlechten Wärmeleitern zu bedecken.
                           
                              
                                 St.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
