| Titel: | Ueber Neuerungen im Hüttenwesen. | 
| Fundstelle: | Band 244, Jahrgang 1882, S. 218 | 
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                        Ueber Neuerungen im Hüttenwesen.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 17.
                        (Patentklasse 40. Fortsetzung des Berichtes S. 431
                           								Bd. 242.)
                        Ueber Neuerungen im Hüttenwesen.
                        
                     
                        
                           Der zur Herstellung von Eisen, Stahl,
                                 										Glas u. dgl., bestimmte Drehofen von G.
                                    											Duryee in New-York (* D. R. P. Nr. 15356 vom 15. Januar 1881) besteht im
                              									Wesentlichen aus einem unten zu einem Becken N (Fig.
                                 										1 Taf. 17) erweiterten 9 bis 18m langen
                              									Cylinder A. Derselbe ist auf Rollen B gelagert, wird durch Räder c in Umdrehung versetzt und mündet mit seinem unteren, bei D gut abgedichteten Ende in den Feuerraum O, so daſs alle Feuergase nur durch ihn in den nach dem
                              									Schornstein hin ansteigenden Abzugskanal L gelangen
                              									können. Der von dem Gebläse G gelieferte Luftstrahl
                              									wird in dem durch den Abzugskanal L liegenden Rohre g vorgewärmt und theils durch Rohr v unter den Rost, theils der Mündung des Cylinders A gegenüber in den Feuerraum O eingeblasen. Die dadurch erzeugte und durch aus dem Behälter H bei e zuflieſsendes
                              									Erdöl u. dgl. verstärkte Stichflamme wird in den Cylinder A hineingetrieben. Derselbe ist mit einem festgebrannten Gemisch aus
                              									Graphit, Asbest und Melasse ausgekleidet und im oberen Ende mit Ansätzen a versehen, welche bei der Drehung die Beschickung in
                              									Bewegung erhalten. Zur Beobachtung der Feuerung dienen mit Glimmerscheiben versehene
                              									Schaulöcher s.
                           Zur Gewinnung von Eisen wird nun ein Gemisch aus 4t Hämatit, 1t
                              									Kalk und 2t Anthracit oder Gruſskohe oder 1t Holzkohle durch den Trichter I aufgegeben, im oberen Theil des Cylinders reducirt,
                              									während in der unteren Hälfte des Cylinders das Eisen schmilzt und sich in dem
                              									Becken N unter den Schlacken ansammelt. Ist das Becken
                              									ungefähr voll von flüssiger Schlacke und geschmolzenem Metall, so hält man den
                              									Cylinder an und läſst durch eine der Oeffnungen P die
                              									Schlacke abflieſsen. Sodann schlieſst man die Oeffnung wieder und setzt das Metall
                              									von neuem der Drehbewegung im Cylinder aus. Gleichzeitig wird, wenn die Erze
                              									Phosphor enthalten, Chlornatrium der Flamme zugeführt, Chlorgas entwickelt und die
                              									Hitze gesteigert. Bei einer Temperatur von etwa 1980° soll nun das Chlor den
                              									Phosphor entfernen, so daſs man aus der Entleerungsöffnung Q reines Eisen erhält.
                           Will man Eisen in Stahl oder Schmiedeisen verwandeln, so stellt man den Oelzufluſs
                              									aus H, sowie auch die etwaige Zuführung von Kohlenstaub
                              									ab und läſst etwa 15 Minuten lang den Luftstrahl auf das Metall einwirken. Das Eisen
                              									wird teigig und bei fortgesetztem Drehen von fast allem Kohlenstoff befreit, während
                              									sich gleichzeitig Luppen von Schmiedeisen bilden. Der Luftstrahl ermöglicht die
                              									Vermeidung der Anwendung von Ferromangan bis zu einem gewissen Grade, da derselbe den Schwefel
                              									und Kohlenstoff entfernt und Stahl erzeugt. Haben die Luppen die erforderliche
                              									Beschaffenheit erlangt, was man durch Prüfen derselben mittels einer durch eine der
                              									Oeffnungen P eingeführten Stange erfährt, so werden sie
                              									aus dem Cylinder herausgenommen und vortheilhaft in untergestellte Luppenpressen
                              									fallen gelassen, um sie von etwaigen Schlacken zu befreien. Bei Erzen, welche einen
                              									hohen Procentsatz Sauerstoff enthalten, ist es Wesentlich, einen Ueberschuſs von Oel
                              									o. dgl. mit dem Luftstrahl oder gepulverte Holzkohle einzuführen.
                           Zur Erzeugung von Glas füllt man Sand und Alkalien in
                              									den Trichter I. Sind dieselben geschmolzen, so wird die
                              									Flamme theilweise gedämpft und die Drehung unterbrochen, so daſs das Glas
                              									herausgeholt und verarbeitet werden kann.
                           Bei dem mit Condensationsvorrichtung versehenen Ofen (Fig. 2 Taf.
                              									17), wie er für die Behandlung Gold und Silber haltiger
                                 										Kiese Und anderer Erze verwendet werden soll, ist der mit feuerfesten
                              									Stoffen ausgekleidete Drehcylinder A aus Kesselblech
                              									hergestellt. Der von dem Gebläse G durch das Rohr g gepreſste Luftstrahl geht auch hier theils durch Rohr
                              										v unter den Rost, theils mit Erdöl u. dgl. zusammen
                              									in den Feuerraum O zur Bildung einer in den Cylinder
                              										A betenden Stichflamme. Die durch Trichter I eingeführten Stoffe rutschen langsam der Flamme
                              									entgegen. Die Rückstände fallen in den Raum N, die
                              									Dämpfe gehen durch die Condensationskammern F und K zum Abzugskanal L. In
                              									den Condensationskammern hängen Asbesttücher t, welche
                              									aus dem Behälter T mit Chlornatriumlösung benetzt
                              									werden, um Silber und Kupfer als Chloride niederzuschlagen, oder mit salpetersaurem
                              									Natrium, um aus der Schwefligsäure Schwefelsäure zu bilden. Der Zug wird dabei durch
                              									das Gebläse m verstärkt. Zur Unterstützung der
                              									Reactionen kann man von r aus Kohlenpulver, Salze o.
                              									dgl. einführen. Chlornatrium, mit dem Luftstrahl eingeführt, soll Chlorgas abgeben,
                              									welches mit den Metallen flüchtige Chloride bildet. Bei der Verarbeitung der
                              									Bleierze wird das Blei als Sulfat und Oxyd gewonnen, welche mit Kohle reducirt
                              									werden. Silber, Gold und Kupfer sollen als Chloride in den Condensationskammern
                              									gewonnen werden, Zink als Oxyd. Da ferner nach Duryee
                              									die Hitze ausreicht, Chlornatrium zu zersetzen und Chlorgas zu entwickeln, so hat
                              									man zur Herstellung von Chlorkalk nur nöthig, die
                              									entwickelten Dämpfe in Condensationskammern über Kalk zu leiten. Füllt man durch den
                              									Trichter Salz und Staubkohle zu gleichen Theilen ein, so soll man Chlor und Soda erhalten. – Diese Angabe ist doch wohl mit
                              									Vorsicht aufzunehmen.
                           Zum Schmelzen von Iridium soll nach
                              										J.
                                    											Holland in Cincinnati, Ohio (D. R. P. Nr. 15979 vom 10. Mai 1881) Iridiumstaub, wie er
                              										bei der Verarbeitung
                              									der Iridiumsplitter zu Iridiumfederspitzen erhalten wird, in einem aus Kieselsäure
                              									hergestellten Schmelztiegel auf starke Weiſsglut gebracht werden, worauf man 25
                              									Procent seines Gewichtes Phosphor hinzusetzt. Die aus dem nunmehr rasch
                              									geschmolzenen Phosphoriridium gegossenen und bearbeiteten Gegenstände werden dann
                              									zur Entfernung des Phosphors mit Kalk oder Kreide stark geglüht.
                           Zur Reinigung des Kupfers rührt F. A. Hesse
                                    											Söhne in Heddernheim bei Frankfurt a. M. (D. R. P. Zusatz Nr. 16683 vom 17. Mai 1881)
                              									in das geschmolzene Rohkupfer die Carbonate der Alkalien und alkalischen Erden ein
                              									(vgl. 1880 236 504). – J.
                                 										Garnier (Comptes rendus, 1881 Bd. 93 S. 1148)
                              									empfiehlt, das Kupfer mit einem Gemisch aus Kalkstein und Manganoxyd zu schmelzen.
                              									Es soll dadurch namentlich das Arsen entfernt werden.
                           P.
                                    											Manhes in Lyon (D. R. P. Nr. 15562 vom 20. August 1880 und Zusatz Nr. 16 309 vom 26. März
                                 										1881) will Kupfererze in Bessemerbirnen
                              									verarbeiten (vgl. Hollway 1879 232 * 435). Zu diesem Zweck schmilzt man die Schwefel haltigen Kupfererze
                              									in einem Gebläseschachtofen nieder und behandelt die erhaltenen Leche wie Roheisen
                              									in der Bessemerbirne, bis die Entwicklung der Schwefligsäure aufhört. Um das
                              									gewonnene Rohkupfer hämmerbar zu machen, wird Holzkohlenpulver eingeblasen und
                              									schlieſslich mit einer Holzstange gepohlt. Will man das Rohkupfer auf Gold und
                              									Silber verarbeiten, so entfernt man die Schlacken, fügt als Wärmeentwickler Mangan,
                              									Phosphor oder Silicium hinzu, bläst, bis fast alles Kupfer oxydirt ist und in dem
                              									übrig gebliebenen Regulus die Edelmetalle so weit angereichert sind, daſs sich die
                              									directe Verhüttung lohnt.
                           Zur Gewinnung von Zinkstaub und Zinkoxyd
                                 										aus Zinkdestillirofengasen werden nach C. Palm in
                              										Schwientochlowitz (* D. R. P. Nr.
                                 										15116 vom 27. November 1880 und Zusatz Nr. 16046 vom 7. Mai 1881) die
                              									vorn verschlossenen, in einem Vorgewölbe liegenden Vorlagen v (Fig. 3 Taf.
                              									17) an ihrer oberen Seite mit einer Oeffnung i versehen
                              									und die aus dieser tretenden Gase in einem über je zwei oder mehreren Vorlagen
                              									liegenden gemeinschaftlichen Raum s gesammelt, um von
                              									hier durch Knierohre n in ein vor dem Ofen stehendes
                              									senkrechtes Rohr A geleitet zu werden. Hier stoſsen sie
                              									senkrecht von oben kommend auf eine Wasserfläche, steigen dann aufwärts in einen
                              									über den Ofen liegenden Wasserkasten B und gelangen,
                              									nachdem sie hier den Rest der festen Bestandtheile abgesetzt haben, behufs
                              									Verbrennung in den Ofen zurück, um auf diese Weise den Brennwerth derselben
                              									auszunutzen (vgl. 1880 237 389). Die Vorlagen ruhen auf
                              									der Platte p, welche den Raum u zum Entleeren der Muffeln von dem Gassammelraum trennt. Zur leichteren
                              									Handhabung der Platte p sind an den Seiten der Scheidewände n (Fig. 4 und
                              										5 Taf. 17) die Ständer S aufgestellt, auf
                              									welchen die Platte p in den Ofen hineingeschoben und
                              									aus demselben herausgezogen werden kann (vgl. Palm 1880
                              										237 * 301).
                           Nach einem ferneren Vorschlage von C. Palm (* D. R. P.
                              									Nr. 16305 vom 11. Februar 1881) verbindet man, um die beim Räumen der Muffeln N (Fig. 6 Taf.
                              									17) entweichenden Gase von den Arbeitsräumen fern zu halten, die unter den Vorlagen
                              										a liegenden und nach oben durch die Platte p begrenzten Räume u der
                              									einzelnen Muffelgruppen dadurch mit einander, daſs man die senkrechten Zwischenwände
                              									durchbricht und am Ende oder in der Mitte des Ofens durch einen senkrechten Kanal
                              									die Gase zu einem über dem Ofen liegenden Hauptsammelbehälter k leitet.
                           Bei dem Schachtofen zur
                                 										Zinkgewinnung von L. Kleemann in
                              										Myslowitz (* D. R. P. Nr. 14497 vom
                                 										22. September 1880) werden die Brennstoffe durch die Oeffnung d und den Aufsatz C in den
                              									Ofen AB (Fig. 7 Taf.
                              									17) eingefüllt. Das zerkleinerte, in die Aufgebetrichter D gefüllte Erz fällt durch Röhren e und a in einen Kasten und wird mittels des durch das Rohr
                              										u zugeführten Luftstromes in den Ofen geblasen. In
                              									dem durch eine Feuerung q vorgewärmten
                              									Condensationsraum I liegt auf dem Roste g eine Schicht von Chamottesteinen, Kokes u. dgl. Das
                              									condensirte flüssige Zink wird bei o abgestochen,
                              									während die aus AB kommenden Gase nach Durchstreichung
                              									des Rostes g durch die Kanäle k aufsteigen, in der Kammer E bei i durch bei p zutretende
                              									erhitzte Luft verbrannt werden und bei l entweichen,
                              									nachdem sie ihre Wärme an die in C und D befindliche Beschickung abgegeben haben.
                           Der Gebläseschachtofen von P.
                                    											Keil in Kattowitz, Oberschlesien (*
                              										D. R. P. Nr. 15992 vom 25. Februar 1881) soll zur
                              									Gewinnung eines oder mehrerer Metalle dienen, wovon z.B. Eisen durch Schmelzung,
                              									Blei und Zink durch Destillation und Verdichtung in einem Behälter v (Fig. 8 und
                              										9 Taf. 17) gewonnen werden, welcher mit flüssigem Blei oder Zink gefüllt
                              									ist, in welches die Gasableitungsröhren r etwas
                              									eintauchen. Die nicht verdichteten Gase gehen durch Rohre e in den Verbrennungsraum a, wo sie mit
                              									Generatorgasen zusammen zur Erhitzung des in einzelne Kammern b getheilten Schachtes benutzt werden. Durch Oeffnungen
                              										o können in die Gasleitungsröhren r auſserdem Kohlenwasserstoffe eingeführt werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
