| Titel: | Ueber die Gewinnung von Fett und Leim aus Knochen. | 
| Fundstelle: | Band 244, Jahrgang 1882, S. 232 | 
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                        Ueber die Gewinnung von Fett und Leim aus
                           								Knochen.
                        Patentklasse 23. Mit Abbildungen auf Tafel 18.
                        Ueber die Gewinnung von Fett und Leim aus Knochen.
                        
                     
                        
                           Zur Entfettung von Knochen u. dgl. unter
                                 										Anwendung von Niederdruckdämpfen des Schwefelkohlenstoffes, Benzins und
                                 										ähnlicher Flüssigkeiten will Th. Richters in
                              										Breslau (* D. R. P. Nr. 15984 vom 23.
                                 										September 1880) das die Knochen enthaltende Gefäſs luftdicht
                              									verschlieſsen, dann möglichst luftleer pumpen und nun das Lösungsmittel eintreten
                              									lassen. Dann wird nochmals luftleer gepumpt und nach einiger Zeit das Vacuum wieder
                              									aufgehoben, so daſs sich die gebildeten Dämpfe wieder verflüssigen und sich mit dem
                              									gelösten Fett unten im Gefäſse ansammeln. Nun soll man das Lösungsmittel unter
                              									Anwendung des Vacuums wieder verdampfen und die Dämpfe durch Abkühlen verflüssigen
                              									(vgl. 1882 243 * 397).
                           Zum Entfetten von Knochen unter Anwendung
                                 										von Benzin und Walserdampf bei niederem Druck wird nach A.
                                    											Leuner in Landshut (* D. R. P. Nr. 17181 vom 5. März 1881) der mit Siebboden a versehene Kessel A (Fig.
                                 										11 Taf. 18) mit Knochen gefüllt und bis auf den Hahn p dampfdicht verschlossen. Durch das Rohr b wird nun directer Dampf eingeführt, bis die Luft
                              									ausgetrieben ist, worauf auch Hahn p geschlossen und
                              									der Dampfdruck gesteigert wird. Ist so das Fett löslicher gemacht und die
                              									Leimbildung eingeleitet, so wird der Dampf abgesperrt, Hahn p geöffnet und durch Rohr d das
                              									Condensationswasser abgelassen, um es in bisheriger Weise zu verwenden. Inzwischen
                              									ist der Kessel B mit Wasser und Benzin zu gleichen
                              									Theilen gefüllt. Nach Schlieſsung der Hähne p und d wird Hahn g und i geöffnet und die Verbindung mit der Vorlage C und dem Rückfluſskühler D hergestellt. Durch Oeffnen der Hähne q und
                              										r entleert sich der Inhalt von B in den Apparat A; nach
                              									Schlieſsung dieser Hähne wird B wieder mit der gleichen
                              									Menge Wasser gefüllt. Die untere Wasserschicht im Apparat A wird nun durch eine Dampfheizung c erwärmt
                              									und gibt die Wärme an die obere Benzinschicht ab. Apparat A füllt sich dadurch mit Benzindampf, welcher durch das Rohr s und die Vorlage C in den
                              									Rückfluſskühler D gelangt, nach A zurückflieſst und von der Vertheilungsschale m aus über die Knochen rieselt. Die nicht völlig verdichteten Dämpfe gehen
                              									durch Rohr l, treten unter Wasser in B ein, aus welchem Apparat die Verbindung mit der
                              									äuſseren Luft nur durch den kleineren Rückfluſskühler E
                              									stattfindet, welcher den Rest der Grasmengen verdichtet und nach B zurückführt.
                           
                           Nachdem in dieser Weise Wasserdampf, Benziodampf und flüssiges Benzin einige Zeit auf
                              									die Knochen eingewirkt haben, öffnet man den Hahn h,
                              									schlieſst g und läſst die zweite punktirt gezeichnete
                              									Rohrlage des Apparates D als Kühlschlange wirken. Durch
                              									Oeffnung des Hahnes k flieſst das Benzin durch das
                              									unter Wasser mündende Rohr n nach B. Durch fortgesetztes Kochen der Flüssigkeiten im
                              									Kessel A wird alles Benzin ausgetrieben und im Behälter
                              										B wieder gewonnen. Sobald nur noch Wasser
                              									überdestillirt, was bei C durch eingesetzte
                              									Beobachtungsgläser ersichtlich wird, ist die Entfettung beendet. Es wird durch d Wasser und Fett aus A
                              									abgelassen, das Fett von der für die Leimfabrikation verwendbaren Flüssigkeit
                              									getrennt und mit dem Dämpfen und Entleimen der Knochen in herkömmlicher Weise
                              									verfahren.
                           Um Knochen und Leimgut zu entfetten,
                              									sollen diese Stoffe nach E. v. Pöppinghausen in
                              										Heiligensee bei Berlin (* D. R. P.
                                 										Nr. 16810 vom 24. April 1881) durch Benzin von Fett und Schmutz befreit,
                              									dann mit Dampf und Wasser behandelt werden. Der dafür bestimmte Apparat A (Fig. 12 bis
                              										14 Taf. 18) mit Dampfmantel B soll einem
                              									Dampfdruck von 6at widerstehen können. Auf der mit
                              									kleinen Löchern versehenen Hohlwelle D ist die
                              									Siebtrommel C befestigt und mit dieser drehbar. Auf der
                              									vorn vierkantigen Welle G sitzt der Einrücker H, welcher zur Verkupplung gegen das Lager F gerückt wird, so daſs sich der Apparat derart dreht,
                              									daſs sich das Mannloch J bald oben, bald unten
                              									befindet. Durch dieses Mannloch wird nun die Siebtrommel C mit zerkleinerten Knochen gefüllt; dann wird J fest verschlossen und der Apparat in eine nach dem Hahn L hin etwas geneigte Lage gebracht. Durch die Hohlwelle
                              										D wird nun die nöthige Menge Benzin eingelassen,
                              									worauf man die Hohlwelle mit einem Destillationsapparat verbindet. Durch Welle G und Räder x wird dann
                              									die Siebtrommel gedreht, dabei das mit Fett und Schmutz beladene Lösungsmittel durch
                              									Hahn L zum Destillationsapparat gelassen, dort
                              									verdampft und als Dampf durch die Hohlwelle D wieder
                              									eingeführt, um es durch das im Mantel B befindliche
                              									Kühlwasser wieder zu verflüssigen. Sind die Knochen entfettet, so läſst man alles
                              									Benzin in den Destillationsapparat ab, schlieſst die Hähne n und L und läſst in den Mantel B Wasserdampf von etwa 3at Spannung eintreten, so daſs Benzin und Wasser verdampft durch Hahn M zu einem Kühler getrieben werden.
                           Da jede Leimgallerte nach ihrer Auflösung im Wasser durch höhere Temperatur verdorben
                              									wird, während die ungelöste Gallerte solche Temperatur sehr wohl vertragen kann,
                              									ohne daſs die Güte des durch Lösen daraus zu gewinnenden Leimes beeinträchtigt wird,
                              									so kommt es bei dem nun vorzunehmenden Dämpfen des Leimgutes darauf an, mit
                              									möglichst trockener Masse zu arbeiten; es werden daher durch den Dampf im Mantel B die Knochen so lange erwärmt, bis alles Benzin und
                              									Wasser verdampft ist und der nun durch die hohle Welle D einströmende Wasserdampf nicht niedergeschlagen werden kann. Der Hahn
                              										M wird dann geschlossen und nun wird das Leimgut
                              									längere Zeit mit durch D einströmendem Dampf von
                              									höherer Spannung behandelt. Ist so die Leimgallerte zum Lösen mit Wasser
                              									vorbereitet, so wird der Dampf nach der Trommel C
                              									abgesperrt und durch die Hohlwelle D Wasser
                              									eingespritzt, welches durch den Dampf im Mantel B auf
                              									fast 100° erwärmt wird. Dabei wird die Trommel C
                              									langsam gedreht, um durch das warme Wasser die Leimgallerte auszuwaschen. Die Lösung
                              									wird durch Hahn L abgezogen und in gewöhnlicher Weise
                              									zu Tafelleim verarbeitet, darauf durch Mannloch / das Knochenschrot entfernt.
                           Bei der Herstellung von Knochenleim
                              									werden nach H. Ohlert in Kowno, Ruſsland
                              									(Oesterreichisches Patent Kl. 28 vom 29. October 1881) durch Dämpfen und
                              									nachfolgendes Trocknen der Knochen die Leim gebenden Stoffe in Leim verwandelt und
                              									dadurch leichter ausziehbar gemacht. Zu diesem Zweck sollen die Knochen in bekannter
                              									Weise gedämpft, getrocknet und gemahlen werden, das erhaltene Schrot zu Spodium, das
                              									Mehl zu Dünger, die Grütze aber zu Leim verarbeitet werden. Man bringt dieselben
                              									mittels des mit Siebboden d (Fig. 15
                              									Taf. 18) versehenen Topfes B in das mit Dampfmantel
                              									versehene Gefäſs A. Das in demselben befindliche Wasser
                              									wird durch Einleiten von Dampf von a nach b erhitzt, so daſs es oben über den Rand des Behälters
                              										B kocht und unten durch den Siebboden d wieder austritt. Man läſst nun die starke Brühe durch
                              									Hahn c ab, gieſst nochmals Wasser auf und kocht bis zur
                              									Erschöpfung der Knochen. Dann hebt man mittels der Stange e den Einsatz B heraus, läſst abtropfen,
                              									spült die Knochen noch mit etwas Wasser ab, welches nach A zurückflieſst, entleert den Einsatz und bringt ihn dann mit frischen
                              									Knochen gefüllt in die schwache Leimlösung des Behälters A zurück, um die Knochen in derselben Weise auszuziehen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
