| Titel: | Elektrischer Wasserstandszeiger von Siemens und Halske in Berlin. | 
| Fundstelle: | Band 244, Jahrgang 1882, S. 293 | 
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                        Elektrischer Wasserstandszeiger von Siemens und
                           								Halske in Berlin.
                        Mit Abbildung.
                        Siemens und Halske's elektrischer Wasserstandszeiger.
                        
                     
                        
                           Bei dem in D. p. J. 1881 240 114 beschriebenen und in Fig. 2 und 3 abgebildeten Wasserstandszeiger muſs das Gewicht der
                              									Zunge (N) in so weit genau ausgeglichen werden, daſs
                              									einerseits die vermehrte gegenseitige Anziehung von Elektromagnetpol und Magnetzunge
                              									die letztere zu heben vermag, andererseits aber auch das Untergewicht der Zunge noch
                              									groſs genug bleibt, um die auch bei einer Stromunterbrechung noch bestehen bleibende
                              									Anziehung zwischen dem Magnetismus der Zunge und dem Eisenkern des Elektromagnetes
                              									überwinden zu können. Wenn dies auch unschwer zu erreichen ist, so hat es doch den
                              									Nachtheil, daſs die Regulirung des Untergewichtes der Stahlzunge abhängig ist von
                              									der Stärke des in ihr vorhandenen Magnetismus. Da letzterer im Laufe der Zeit
                              									bekanntlich durch verschiedene Umstände abnehmen kann, so liegt darin eine gewisse
                              									Unsicherheit für die dauernde Wirksamkeit des Apparates.
                           Dieser Uebelstand läſst sich nach der Elektrotechnischen
                                       										Zeitschrift, 1882 S. 103 dadurch vermeiden, daſs man die magnetische
                              									Stahlzunge (N) durch eine solche aus weichem Eisen oder einfach
                              									durch einen runden, um eine etwas excentrisch liegende Achse sich drehenden
                              									Eisenstab ersetzt, den Hufeisenelektromagnet (E) aber
                              									durch zwei stabförmige Elektromagnete mit an beiden Enden rechtwinklig abgebogenem
                              									Eisenkern.
                           Wollte man dabei zwei LeitungenEs sei hier bemerkt, daſs die Anordnung des Apparates für zwei Leitungen
                                    											bereits in dem betreffenden Patente neben der erstbeschriebenen Anordnung
                                    											enthalten ist. anwenden, wie es jetzt nöthig wäre, wenn die
                              									Aufstellung der Batterie beim Schwimmerapparate unzulässig ist, so würde man am Orte
                              									des Zeigerapparates jede Leitung durch einen der geradlinigen Elektromagnete zur
                              									Erde führen und unter entsprechender Abänderung des Contactapparates periodisch sich
                              									wiederholend die Abgabe eines Stromes in die eine Leitung, die Abgabe eines Stromes
                              									in die andere Leitung und die Unterbrechung beider Leitungen zur Bewegung des
                              									Zeigers in der einen oder der anderen Richtung wählen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 244, S. 294
                              
                           Die zweite Leitung macht aber nicht nur die Anlage bedeutend theurer, sondern den
                              									Betrieb auch eher minder sicher. Deshalb wurde der Apparat in der durch beistehende
                              									Abbildung skizzirten Anordnung ausgeführt, bei welcher die zweite Leitung vermieden
                              									und trotzdem die Vortheile der vorbeschriebenen Construction ausgenutzt sind. Das
                              									Elektromagnetsystem und der drehbare Eisenstab sind ebenso, wie eben erwähnt,
                              									vorhanden; die eine Leitung L ist hinter einander durch
                              									beide Elektromagnetspulen E2 und E1 und
                              									dann an Erde geführt. In den Zwischenraum oberhalb der Elektromagnetpole reichen an
                              									hinteren und vorderen Seiten die ⋂-förmig nach abwärts gebogenen Polenden eines in
                              									seinem Mitteltheile auf eine parallel zu den Elektromagnetschenkeln liegende Achse
                              									aufgesteckten Stahlmagnetes N hinab, dessen Hub durch
                              									zwei Contactanschläge a2 und a1 eng
                              									begrenzt ist. Diese Contacte sind derart in den Stromlauf eingelegt, daſs entweder
                              									die eine oder die andere
                              									der beiden Elektromagnetspulen kurz in sich geschlossen wird, d.h. aus dem
                              									Stromkreis ausgeschlossen ist, je nachdem die Magnetzunge N in die eine oder andere Stellung an a1 oder a2 gebracht ist. Die Stromentsendungen vom
                              									Schwimmerapparat aus geschehen, wie bei der in Bd. 240 S. 114 dargestellten
                              									Anordnung, mit Polwechseln und Strom Unterbrechungen. Jeder positive oder negative
                              									Strom bewirkt zunächst in gleicher Weise wie bei den bekannten polarisirten Relais
                              									eine Versetzung der Magnetzunge in die eine oder die andere ihrer beiden Stellungen.
                              									Damit wird die eine oder andere Spule stromlos, während für den Fall der
                              									Stromunterbrechung dies bei beiden Elektromagneten eintritt.
                           Die Einwirkung des Elektromagnetes auf den rotirenden Eisenstab ist also genau die
                              									nämliche wie im vorbeschriebenen Falle. Die neu hinzugekommene magnetische Zunge
                              									braucht so gut wie gar keine Regulirung und bringt auch keine Unsicherheit des
                              									Ganges mit sich, da sie ihre nur kleine Bewegung, bei welcher keine entgegenwirkende
                              									Feder oder Gewichtskraft in Betracht kommt, selbst dann noch ausführen wird, wenn
                              									auch nur noch eine Spur von Magnetismus in ihr vorhanden sein sollte.
                           Diese letztere Anordnung des Apparates gestattet auch seine Anwendung unter Benutzung
                              									von zwei Leitungen, wenn ja einmal die Aufstellung der Batterie bei dem
                              									Schwimmerapparat unzulässig sein sollte; die Magnetzunge und ihre Contacte bleiben
                              									dann eben unbenutzt und der Stromlauf wird, wie kurz vorher angegeben,
                              									angeordnet.
                           Es sei hier auch erwähnt, daſs der Gang des in Rede stehenden Wasserstandszeigers
                              									trotz der einfachen Leitung den Einflüssen von Blitzströmen so wenig ausgesetzt ist,
                              									wie überhaupt nur möglich. Denn die periodisch wiederkehrende Stromabgabe, wie sie
                              									zur Zeigerfortbewegung erforderlich ist, wird ein Blitzstrom niemals erzeugen. Es
                              									kann ein solcher höchstens eine vorübergehende Ablenkung des Zeigers, aber keine
                              									dauernde Verstellung hervorbringen.
                           An diesem Apparate wurde ferner noch eine Einrichtung angebracht, durch welche sein
                              									praktischer Werth sehr erhöht wird. Bei den vorbeschriebenen Wasserstandszeigern wie
                              									bei den meisten ihrer Vorgänger wird nämlich eine einmal eingetretene falsche
                              									Anzeige, wie sie durch Vernachlässigung der Batterie oder eine sonstige
                              									Unregelmäſsigkeit entstehen kann, sich durch alle folgenden Anzeigen fortschleppen,
                              									ist oft schwer zu entdecken und bringt dann überall da, wo ein höchster und
                              									niedrigster Wasserstand nicht ohne die Ergreifung von Gegenmaſsregeln auftreten
                              									darf, wie bei allen Wasserwerken oder Entwässerungsanlagen, groſse
                              									Unzuträglichkeiten und selbst Gefahren mit sich. Es werden darum schon fast immer
                              									die Wasserstandszeiger mit elektrischen Alarmsignalen
                              									ausgerüstet verlangt, welche die Erreichung des höchsten und des niedrigsten
                              									zulässigen Wasserstandes durch eine elektrische Klingel markiren. Wenn aber, wie es bisher bei den Siemens und Halske'schen Wasserstandszeigern geschah,
                              									die dazu nöthigen Einschaltcontacte an dem Zeiger einerseits und dem Zifferblatt
                              									andererseits an passender Stelle angebracht werden, so daſs sie bei bestimmten
                              									Zeigerstellungen sich schlieſsen, so wird jeder in letzteren etwa entstandene Fehler
                              									auch auf die Alarmsignale übertragen.
                           Bei dem eben beschriebenen Apparat ist nun die Einrichtung so getroffen, daſs die
                              									Alarmsignale, welche die äuſsersten zulässigen Wasserstandsgrenzen signalisiren,
                              									nicht von dem Zeiger aus, sondern unmittelbar mit Umgehung des ganzen eigentlichen
                              									Apparatmechanismus, aber ohne Anwendung einer zweiten
                                 										Leitung, durch die Bewegung des Schwimmers selbst bewerkstelligt werden. Es
                              									werden zu diesem Zweck auf die beiden Theile der Kette des Schwimmers S an der Schwimmerseite sowohl, wie an der des
                              									Gegengewichtes Knaggen k1 und k2
                              									aufgeklemmt so zwar, daſs diese bei dem höchsten wie dem tiefsten erlaubten
                              									Wasserstand an die betreffenden, gabelförmig die Kette umschlieſsenden Enden eines
                              									doppelarmigen Hebels h1
                              									h2 anstoſsen und
                              									denselben ein wenig rechts bezieh. links herumdrehen. Dadurch wird in beiden Fällen
                              									ein kleiner Elektromagnet mit vorliegendem federnden Anker A und Contactfeder derartig gehoben, daſs die Contactfeder einen darüber
                              									liegenden festen Contact t berührt und dadurch ein
                              									sogenannter Selbstunterbrecher T entsteht, welcher sich
                              									zwischen die Batterie b und die Leitung L einschaltet. Es werden dadurch rasch intermittirende
                              									Ströme in die Leitung L geschickt. Es setzt dies aber
                              									voraus, daſs die Leitung in diesem Augenblick an der Contactwalze U unterbrochen sein muſs. An dem Kettenrade U ist diese Stelle durch eine Marke und einen am
                              									Gestell befestigten Zeiger markirt und beim Anbringen der Knaggen an der Kette ist
                              									darauf zu achten, daſs sie nur in den Momenten an den Hebel anstoſsen dürfen, in
                              									denen gleichzeitig die Marke des Kettenrades genau unter dem Zeiger steht.
                           Auf der anderen Station bei dem Zeigerapparat ist ein elektromagnetischer Wecker W zwischen E2, E1 und der Erde in die Leitung L mit eingeschaltet. Die den Zeigerapparat betreibenden
                              									Ströme machen den Wecker fast gar nicht oder kaum hörbar ertönen, die
                              									intermittirenden Ströme aber, welche durch Anstoſsen der Knaggen k1 oder k2 durch den
                              									Selbstunterbrecher T veranlaſst werden, bringen
                              									denselben zu fortgesetztem Läuten so lange, als der Wasserstand sich in einer seiner
                              									äuſsersten Grenzen befindet.
                           Durch die vorbeschriebene Anordnung des Weckers ist der doppelte Zweck erreicht:
                              									einmal, daſs die gefahrkündenden Alarmsignale unabhängig von etwaiger Unordnung im
                              									sonstigen Apparat, also mit vollster Sicherheit gegeben werden, und ferner, daſs der
                              									Maschinist an den Pumpwerken jederzeit ein Mittel hat, sich von dem richtigen Gange seines Apparates
                              									zu überzeugen, was sonst ihm nur mit groſsen Weitläufigkeiten möglich war. Derselbe
                              									braucht nämlich nur so lange den betreffenden Behältern Wasser zuzuführen, oder sie
                              									so weit entleeren zu lassen, bis die Alarmklingel ertönt, und sich dabei zu
                              									überzeugen, ob gleichzeitig sein Zeiger den höchsten bezieh. den niedrigsten
                              									Wasserstand anzeigt. Eine jemals vorkommende Abweichung des Zeigers ist dadurch so
                              									gut wie unschädlich gemacht und damit wohl der letzte Vorwurf, den man elektrischen
                              									Wasserstandszeigern der vorbeschriebenen Gattung noch machen könnte, beseitigt.