| Titel: | Die Beseitigung und Verwerthung von Abfallstoffen. | 
| Fundstelle: | Band 244, Jahrgang 1882, S. 381 | 
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                        Die Beseitigung und Verwerthung von
                           								Abfallstoffen.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 29.
                        Die Beseitigung und Verwerthung von Abfallstoffen.
                        
                     
                        
                           Die Verarbeitung der Fäcalstoffe im
                                 										luftverdünnten Raum will G. Michel in
                              										Paris (* D. R. P. Kl. 16 Nr. 15173
                                 										vom 16. Februar 1881) in der Weise ausführen, daſs er aus den
                              									Sättigungsbehältern a, b und d (Fig. 1 und
                              										2 Taf. 29) mittels Strahlapparat die Luft auspumpt. Dadurch entsteht auch
                              									eine Luftverdünnung in dem Säulenapparat B, welcher auf
                              									über einander liegenden Tellern die Fäcalstoffe enthält, so daſs in Folge dessen das
                              									Ueberdestilliren des Ammoniaks durch Rohr E in die
                              									Säurebehälter d, b und a
                              									leicht vor sich geht. Der zur Erzeugung des luftverdünnten Raumes verwendete, durch
                              									Rohr D zugeführte Dampf soll von dem Dampfstrahlapparat
                              									aus durch Rohr C in den Säulenapparat B eingeführt werden, um hier die Abfallstoffe zu
                              									erwärmen.
                           Nach einem ferneren Vorschlage sollen die Ammoniakdämpfe mittels eines
                              									Dampfstrahlgebläses angesaugt und durch ein Siebrohr in den Säurebehälter
                              									eingetrieben werden.
                           A. v.
                                    											Podewils in München (* D. R. P. Kl. 85 Nr. 16805 vom 3. Juni 1881) will mit
                              									möglichst geringem Aufwände von Brennmaterial die menschlichen Fäcalstoffe eindampfen und desinficiren (vgl. 1879 234 * 220). Zu diesem Zweck gelangen die in dem Behälter
                              										A (Fig. 3 und
                              										4 Taf. 29) gesammelten Stoffe in das tiefer liegende Gefäſs B. Ist dieses gefüllt, so wird eine Säure hinzu
                              									gesetzt, welche das Ammoniak bindet und die vorhandenen Carbonate zersetzt. Die
                              									dabei entwickelte Kohlensäure soll ausreichen, die gesammte Masse in den
                              									Räucherapparat C zu pressen. Hier werden mittels des
                              									Gebläses D
                              									die abziehenden Heizgase
                              									der Feuerstellen durch die Flüssigkeit gepreſst oder gesaugt, wobei dieselbe die
                              									angeblich im Rauche vorhandenen desinficirenden und desodorisirenden Beständtheile
                              									zurückhalten soll. Die so vorgewärmten Stoffe gelangen in den Abdampfkessel E, werden hier theilweise eingedickt und gehen dann
                              									durch Rohre r in die drei Vacuumapparate F. Die Heizung der ersten Vacuumpfannen F erfolgt durch die im Abdampfkessel E erzeugten Dämpfe und den Retourdampf der
                              									Dampfmaschine. Der erste Vacuumapparat heizt den zweiten und dieser den dritten.
                              									Wenn in diesem die Stoffe in einem dick breiigen Zustand übergeführt sind, so
                              									schafft sie die Pumpe H mittels Rohrleitung n in Trockenapparate J,
                              									durch welche mittels eines Gebläses k frische Luft
                              									gesaugt wird. Sämmtliche Gase und Dämpfe werden durch Rohr L einem mit nassen Tüchern o. dgl. versehenen Absorptionsapparate M und dann dem Schornstein S zugeführt.
                           Fig.
                                 										7 Taf. 29 zeigt die innere Einrichtung des Räucherapparates C. Ueber dem Standrohr B
                              									desselben hängt die Glocke n mit nach unten gekrümmten
                              									Röhren R, welche am unteren Ende der Drehrichtung der
                              									Glocke entgegengesetzt um einen Winkel von 90° abgebogen sind und durch ein
                              									Triebwerk D in Umdrehung versetzt werden. Durch Hebel
                              										E kann die Glocke mehr oder weniger tief
                              									eingestellt werden, während der verstellbare Ueberlauf F die Flüssigkeitshöhe bestimmt. Die mit derselben zu mischenden Gase
                              									werden durch Gebläse in das Standrohr B gepreſst und
                              									treten durch die abwärts gebogenen Rohre R der Glocke
                              									in die Flüssigkeit ein, oder sie werden durch die Flüssigkeit hindurchgesaugt.
                           Der erwähnte Trockenapparat J (vgl. Fig. 5 und
                              										6 Taf. 29) soll die Wärme der aus C
                              									abziehenden Gase möglichst ausnutzen, aber auch eine Nachhilfe mit directem Dampf
                              									gestatten. Die drehbare Trommel A ist daher so
                              									eingemauert, daſs sie frei von den Heizgasen umspült werden kann. Nach v. Podewils ist nun die Wärmeabgabe der inneren Wandung
                              									an die Flüssigkeit weit gröſser als die der Heizgase an die äuſsere Oberfläche der
                              									Trommel, welche daher zur Vergröſserung der Heizfläche mit Rippen a versehen wird. Die Heizgase treten durch Kanal C und Düsen d ein und
                              									entweichen durch Oeffnungen g in den Abzugskanal S. Die Trommel wird von auſsen angetrieben und ruht mit
                              									den Halszapfen B auf Rollen D, wo sie durch Platten e abgedichtet ist.
                              									Zwei Walzen v zerdrücken die beim weiteren Verdunsten
                              									der Massen entstehenden Ballen und walzen sie an die innere Oberfläche der Trommel
                              									auf; die an einem Schaber s befestigten schräg
                              									gestellten Messer schneiden aus dem aufgewalzten Teig rinnenförmige Stücke und
                              									zwingen diese Rinnen gleichzeitig, sich zu drehen. So gewendet, gelangt die Masse
                              									wieder unter die Walzen, um aufs neue an die innere Trommeloberfläche aufgewalzt zu
                              									werden. An den Walzen sind ebenfalls einfache Schaber t
                              									angebracht, welche ein
                              									Anlegen der Masse an den Walzen verhindern. Will man den Trocknungsproceſs
                              									beschleunigen und z.B. die Fäcalien rasch aus dem dickbreiigen Zustand in den des
                              									Ballens überführen, so können die Walzen v mit Dampf
                              									geheizt werden. Die Achse F der Trommel A ist zu diesem Zweck an ihren beiden Köpfen auf eine
                              									bestimmte Länge angebohrt und es führen dann Dampfröhren r zu den Walzenköpfen.
                           Die Behauptung, daſs durch diese Behandlung der Fäcalien mit Rauchgasen dieselben
                              									desinficirt würden, ist nicht zutreffend. Da mehrere Krankheitsorganismen
                              									Temperaturen von über 100° ertragen, so ist bei den bisherigen
                              									Poudrettirungsverfahren überhaupt von einer Desinfection der Stoffe nicht die Rede.
                              									Ob ferner die menschlichen Abfallstoffe nutzbringend im Vacuum verdampft werden
                              									können, ist zweifelhaft; es werden sich auf den Dampfröhren bald schleimige Massen
                              									absetzen, welche die Wärmeabgabe ungemein erschweren. Es ist ferner zu
                              									berücksichtigen, daſs die Erzeugung des Vacuums Kraft, somit wieder Wärme fordert,
                              									so daſs die Verdampfung dieser Massen in offenen Behältern unter Anwendung
                              									entsprechender Rührvorrichtungen vortheilhafter sein dürfte.Vgl. Ferd. Fischer: Die menschlichen Abfallstoffe,
                                       												ihre praktische Beseitigung und landwirtschaftliche Verwerthung.
                                    											(Braunschweig 1882) S. 45, * 60 und 74.
                           Nach E. Kunath und A.
                                    											Aird in Danzig (* D. R. P. Kl. 85 Nr. 15834 vom 9. April 1881) werden aus dem auf
                              									gemeinschaftlichen Abladeplatz A (Fig. 8 Taf.
                              									29) täglich aufgebrachten Gemüll und dergleichen städtischen
                                 										Abfallstoffen durch mechanische und Hand-Arbeit zunächst alle
                              									unverbrennlichen Stoffe, insbesondere Steine, Scherben, Glas, Metallstücke u. dgl.
                              									entfernt. Der Rest wird mittels Hebezeug B in ein Sieb
                              										C gehoben, welches die Asche und staubförmigen
                              									Theile absondert, die übrige Masse der Schnecke D zur
                              									Beförderung nach den Trockenplatten E abgibt. Die
                              									getrockneten Massen gelangen durch Schütttrichter a auf
                              									den Herd h, dann in den Röstofen F. Um hier eine möglichst vollständige Verbrennung zu
                              									erzielen, sind in dem Schacht geneigte Roste derart angebracht, daſs ein
                              									Nachrutschen des Materials in dem Maſse erfolgen kann, als die fortschreitende
                              									Verbrennung eine Verminderung des Volumens bedingt und die Asche aus dem Schacht
                              									abgezogen wird. Die Luftzuführung erfolgt hierbei durch den unteren Rost r und die unter den geneigten Rosten angebrachten
                              									Arbeitsöffnungen e. Die Verbrennung wird durch den
                              									Brennwerth der eingeführten Stoffe selbst unterhalten und, soweit dies erforderlich,
                              									durch einen Zusatz von Kohlenstaub, Torfgruſs, Sägespänen o. dgl., welche mit durch
                              									den Fülltrichter eingebracht werden. Aus der gewonnenen Asche wird mittels Siebe
                              									Schlacke und Knochenkohle u. dgl. ausgeschieden; erstere wird entfernt und letztere,
                              									nachdem sie geschrotet oder gemahlen worden ist, der Asche wieder beigemengt.
                           
                           Die Verbrennungs- und Röstgase nehmen ihren Weg durch die Flugstaubkammern G, nach dem mit Kokes u. dgl. gefüllten Fällthurm H, der herabsickernden Absorptionsflüssigkeit entgegen,
                              									zum Schornstein s. Die aus dem Thurme abflieſsende
                              									Lösung geht in den Mischbehälter M, wird hier mit dem
                              									bei z aus dem Kanalsystem zuflieſsenden Abwasser und
                              									der erhaltenen Asche gemischt. Eine Schnecke N hebt die
                              									Mischung in den Behälter O, von wo sie die Pumpe P durch die Filterpresse Q
                              									hindurchdrückt. Unter Umständen soll die Mischung noch mit Kalk, Magnesiasalze u.
                              									dgl. versetzt werden, so daſs das aus der Filterpresse ablaufende Wasser durch Rohr
                              										n den öffentlichen Wasserläufen zugeführt werden
                              									kann.
                           Der Dungwerth der so erhaltenen Massen kann nur sehr gering sein, da fast der
                              									gesammte Stickstoff und das Kali verloren gehen. Eine nennenswerthe Reinigung des
                              									Kanalwassers wird nicht erzielt, so daſs der letztere Theil dieses Vorschlages nicht
                              									empfehlenswerth erscheint.
                           J. Storer (Scientific
                                 										American, 1881 Bd. 45 S. 1) will die gesammten festen Hausabfälle, Straſsenkehricht u. dgl. von New-York
                              									dadurch beseitigen, daſs diese Stoffe mittels zweiräderiger Karren durch den
                              									Trichter a (Fig. 9 Taf.
                              									29) in den 20m langen und 2m weiten Drehofen A
                              									geschafft werden. Hier werden die organischen Bestandtheile mittels der in der
                              									Vorfeuerung F erzeugten, durch bei e eingeblasenen Kohlenstaub gespeisten Flamme
                              									verbrannt. Die erzeugten Gase werden durch die Feuerung B geführt, um hier und in dem durchbrochenen Gewölbe n völlig verbrannt zu werden, ehe sie in den
                              									Schornstein S entweichen. Die sich bei b ansammelnde Asche wird durch ein Schöpfwerk W weiter befördert, um zur Herstellung von Mörtel u.
                              									dgl. verwendet zu werden. Der Cylinder A kann
                              									erforderlichen Falles auſsen mit Wasser gekühlt werden.
                           In entsprechender Weise beabsichtigt Freyer nach Engineering, 1881 Bd. 31 S. 59
                              										Kehricht, verdorbenes Fleisch, verendetes Vieh und
                              									sonstige thierische Abfälle in Flammöfen mit stark
                              									geneigter Sohle zu verbrennen, welche am unteren Ende eine Feuerung haben. Die oben
                              									entweichenden Verbrennungsgase werden zur völligen Verbrennung unter eine
                              									Dampfkesselfeuerung geleitet. Straſsenkehricht, Hausabfälle u.a. werden in
                              									Schachtöfen verkohlt und sollen dann zur Desinfection von Abortstoffen u. dgl.
                              									verwendet werden. Sehr ähnlich ist der gleichen Zwecken dienende Verbrennungsofen von B.
                                 										Healy (vgl. Engineer, 1881 Bd. 51 S. 75).
                           M. Knauff (Gesundheitsingenieur, 1881 S. 698 und 1882 S. 13) wiederholt eine Reihe,
                              									von anderer Seite längst als nicht zutreffend nachgewiesene angebliche Nachtheile
                              									des Schwemmsystemes und verherrlicht das Liernur'sche Verfahren. – R.
                                 										Blum (Deutsche Bauzeitung,
                              									1881 S. 380) zeigt
                              									dagegen, daſs dasselbe keineswegs empfehlenswerth ist (vgl. auch F. Fischer: Abfallstoffe, S. 70).
                           J. Soyka zeigt in der Zeitschrift für Biologie, 1882 S. 368, daſs sich in den
                              									Mortalitätsverhältnissen Münchens keinerlei Anhaltspunkte vorfinden, die etwa einen
                              									nachtheiligen Einfluſs der bisher durchgeführten Besielung und der damit verbundenen Entwässerung und
                              									Drainage ersichtlich machten. Im Gegentheil machen es manche Umstände zum mindesten
                              									wahrscheinlich, daſs die Sterblichkeitsverhältnisse durch diese Einrichtungen im günstigen Sinne beeinfluſst werden. Ja bei dem
                              									Abdominaltyphus walten in Bezug auf die allgemein zu erkennende Abnahme dieser
                              									Krankheit so eigenthümliche, nach Zeit und Ort mit der Kanalisation in Zusammenhang
                              									stehende Abstufungen vor, daſs diese Wahrscheinlichkeit einen auſserordentlich hohen
                              									Grad erreicht und die zu Grunde liegenden Beobachtungen fast den Werth eines
                              									Experimentes gewinnen. Sehr lehrreich sind in dieser Beziehung auch die
                              									Verhandlungen des Deutschen Vereines für öffentliche
                                 										Gesundheitspflege (vgl. Vierteljahresschrift,
                              									1882 S. 33).
                           Zur Klärung der Abwasser aus Papier- und
                                 										Tuchfabriken, Walkereien, Wollwäschereien u. dgl. soll nach E.
                                    											Schuricht in Beiermühle, Sachsen (*
                              										D. R. P. Kl. 55 Nr. 16573 vom 12. April 1881) das
                              									durch eine Rinne v (Fig. 10
                              									Taf. 29) zuflieſsende Abwasser in ein Gefäſs mit spiralförmiger Leitung w flieſsen, wo Sand und dergleichen schwere Stoffe
                              									durch das Sieb x hindurch fallen, das Wasser aber durch
                              									Ueberfallrohr r auf eine Absonderungsplatte y geleitet wird. Das hier von gröberen Theilen
                              									gesonderte Wasser flieſst auf ein Filzfilter u, um hier
                              									auch die feinen Fasern zurückzulassen.
                           Zur Klärung der Abfluſswasser aus
                                 										Zuckerfabriken und andern gewerblichen Anlagen leitet W.
                                    											Knauer in Osmünde (* D. R. P. Kl. 30 Zusatz Nr. 16095 vom 14. December 1880) die
                              									Flüssigkeit durch die Rinne c (Fig. 11
                              									Taf. 29) in den Behälter A, damit es in der auf Rost
                              										a liegenden Kiesschicht e aufsteigt und nach dem Behälter B
                              									überflieſst. Hier sickert das Wasser durch eine auf den Siebboden m liegende Kiesschicht nach unten, steigt durch Rohre
                              										n nach oben und flieſst durch Rohr G ab. Fig. 12
                              									zeigt die Anordnung eines runden Klärbehälters.
                           Um das Wasser zu kühlen, wird es durch Rohr e (Fig.
                                 										13 Taf. 29) in ein System seitlich mit vielen Löchern versehener Rinnen
                              										o geleitet und von den Platten v den tiefer liegenden Rinnen zugeführt. Die zum Kühlen
                              									des Wassers erforderliche Luft tritt unten bei m ein
                              									und entweicht oben im Dache des Gehäuses bei n.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
