| Titel: | Bericht über die Dampfkessel im Elsass. | 
| Autor: | Whg. | 
| Fundstelle: | Band 244, Jahrgang 1882, S. 413 | 
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                        Bericht über die Dampfkessel im
                           								Elsaſs.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 30.
                        Bericht über die Dampfkessel im Elsaſs.
                        
                     
                        
                           Im Bulletin de Mulhouse, 1882 Bd. 52 S. 30 ff.
                              									erstattet Walther-Meunier, Chefingenieur der Association alsacienne des propriétaires d'appareils à
                                    											vapeur, über die unter seiner Leitung während des J. 1881
                              									ausgeführten Arbeiten Bericht, aus welchem im Folgenden ein Auszug gegeben ist.
                           Es wurden im Ganzen 2737 Kessel äuſserlich untersucht
                              									und zwar jeder im fortwährenden Betriebe befindliche und zu der Gesellschaft
                              									gehörige Kessel 2mal im Laufe des Jahres. 43 Procent dieser Kessel gaben zu gar
                              									keinem Tadel Veranlassung. Fehler kamen vor:
                           
                              
                                 An
                                 Sicherheitsventilen in
                                 37
                                 Fällen
                                 
                              
                                 
                                 (Darunter überlastete Ventile allein 30)
                                 
                                 
                                 
                              
                                 An
                                 Manometern in
                                 261
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 (Darunter Manometer ohne vorschriftsmäſsige Marke allein191 und ohne
                                    											Controlflansche in 39)
                                 
                                 
                                 
                              
                                 An
                                 Wasserstandsgläsern in
                                 146
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 (Darunter Fehlen der Linie des Normalstandes in 72)
                                 
                                 
                                 
                              
                                 An
                                 Schwimmern mit Hebel in
                                 139
                                 „
                                 
                              
                                 An
                                         „           „   Magnet in
                                 30
                                 „
                                 
                              
                                 An
                                 Pfeifen (Speiserufern) in
                                 85
                                 „
                                 
                              
                                 An
                                 eingetauchten Speiserohren (tuyaux plongeurs)
                                    											in
                                 20
                                 „
                                 
                              
                           Mit nur einem Wasserstandsapparat waren versehen 14 Kessel und das vorschriftsmäſsige
                              									Rückschlagventil fehlte in 72 Fällen.
                           Bezüglich der Speisung wird bemerkt,
                              									daſs die meisten Kesselwärter (statt von dem Normalstande möglichst wenig weder nach
                              									der einen, noch nach der anderen Seite abzuweichen) den Kessel weit über das Maſs
                              									füllen und auſserdem in zu groſsen Mengen auf einmal speisen. Ersteres hat
                              									bekanntlich nassen Dampf und letzteres unregelmäſsige Dampfentwicklung zur Folge. Es
                              									wird deshalb empfohlen, die Speisepumpe fortwährend arbeiten zu lassen und durch
                              									irgend welche Einrichtungen zu bewirken, daſs stets nur eine der Verdampfung
                              									entsprechende Wassermenge in den Kessel hineingepreſst wird, das übrige Wasser aber
                              									durch ein Rücklaufrohr abflieſst. In sehr einfacher Weise kann dieser Zweck z.B. mit
                              									Hilfe des in Fig. 1 und
                              										2 Taf. 30 dargestellten Hahnes erreicht
                              									werden. Das von der Pumpe kommende Wasser tritt in achsialer Richtung bei A in die Höhlung des Hahnes ein und gelangt durch C in den Kessel und durch R zurück in den Wasserbehälter. Die beiden Oeffnungen O und
                              										O1 im Hahnkegel
                              									sind nun so angebracht, daſs die eine sich um so mehr öffnet, je mehr die andere
                              									geschlossen wird; ist die eine ganz geöffnet, so ist die andere ganz geschlossen und
                              									umgekehrt. Der Kesselwärter hat also nur nöthig, bei steigendem Wasserstande den
                              									Hahn ein wenig im Sinne des Pfeiles Fig. 2 und
                              									bei sinkendem Wasserstande in entgegengesetzter Richtung zu drehen. Für den Fall
                              									eines sehr veränderlichen Dampfverbrauches wird empfohlen, für einen groſsen Vorrath
                              									möglichst heiſsen Wassers zu sorgen und deshalb bei Neuanlagen einen Vorwärmkessel
                              									von groſsem Inhalt aufzustellen, sowie einen Green'schen Vorwärmer oder eine Reihe
                              									weiterer Kessel, welche jenem das Wasser schon stark vorgewärmt liefern.
                           Die innere Untersuchung erstreckte sich auf 1139 Kessel,
                              									abgesehen von 8 auſserordentlichen Untersuchungen. Dabei wurden 272 Kessel tadellos
                              									befunden. Bei den übrigen wurden die meisten Mängel bezüglich der Reinigung und
                              									Unterhaltung festgestellt (28,5 Proc), dann kamen Fehler in der Feuerung und
                              									Einmauerung (23,3 Proc), Corrosionen (13,5 Proc), Fehler in der Herstellung (13,4
                              									Proc), Fehler im Blech (11,3 Proc) u.s.w. 5,5 Procent aller Fehler finden sich als
                              										„gefährliche“ bezeichnet.
                           Bezüglich der inneren Corrosionen
                              									wird auf einen häufig vorkommenden Constructionsfehler
                              									aufmerksam gemacht, durch welchen die Zerstörung der Bleche im Inneren der
                              									Vorwärmkessel sehr begünstigt wird. Sind die letzteren nämlich aus abwechselnd
                              									weiten und engen Schüssen zusammengesetzt, so können die aus dem Wasser
                              									ausgeschiedenen Luftblasen oben aus den weiten Schüssen nicht entweichen, namentlich
                              									bei ganz horizontaler Lage der Kessel. Diesen Luftblasen wird aber bekanntlich
                              									hauptsächlich der zerstörende Einfluſs zugeschrieben und es steht damit in Einklang,
                              									daſs man stets die weiteren Schüsse zuerst von der Corrosion betroffen fand;
                              									dieselben waren zuweilen schon ganz und gar zerfressen, wenn sich an den engeren
                              									Schüssen noch keine Spuren der Corrosion zeigten. Es ist mithin immer dafür zu
                              									sorgen, daſs die Luftblasen aus den Vorwärmkesseln bequem entweichen und sich
                              									nirgend Luftsäcke bilden können. Die einzelnen Schüsse der Bleche müssen daher
                              									entweder von dem einen Ende bis zum anderen immer weiter, oder conisch hergestellt
                              									werden, so daſs die Bleche in allen Nähten gleich gerichtet sind (vgl. Fig.
                                 										3 Taf. 30). Die Kessel sind dann so zulegen, daſs die obere Wandung nach
                              									den Verbindungsstutzen hin ansteigt, wie dies ja auch meistens der Fall ist. Aus den
                              									angeführten Gründen ist auch der in Fig. 4
                              									dargestellte guſseiserne Kesselkopf fehlerhaft. Derselbe ist vielmehr nach Art der
                              										Figur 6 oder, da das Verstemmen der Bleche in diesem Falle etwas
                              									schwierig ist, nach Art der Figur 5
                              									auszuführen. Will man die am bequemsten herzustellende Form Fig. 4
                              									beibehalten, so darf der
                              									Anschluſsstutzen nicht an dem Kopfe angebracht sein, sondern muſs an das Blech
                              									angenietet werden, wie bei Fig. 3, und
                              									diese Ausführung wird am meisten empfohlen.
                           Unter äuſseren Corrosionen haben ebenfalls die Vorwärmer
                              									vielfach zu leiden. Wie schon häufig erklärt, entstehen dieselben dadurch, daſs sich
                              									aus den Heizgasen Wasserdämpfe, welche in der Regel etwas schweflige Säure
                              									enthalten, an den kältesten Kesseltheilen niederschlagen. Es wird daher angerathen,
                              									die Temperatur der Heizgase jedenfalls nicht unter 120° sinken zu lassen und das
                              									Speisewasser möglichst warm in den Kessel einzuführen. Am einfachsten ist die
                              									Erwärmung des Wassers bei Benutzung eines Injectors zu erreichen, aber auch in den
                              									gewöhnlichen Fällen der Speisung mittels Pumpe läſst sich eine erhebliche Vorwärmung
                              									meistens ohne groſse Schwierigkeiten durchführen. Wo Heiz- oder Trockenapparate
                              									vorhanden sind, kann das von diesen gelieferte Condensationswasser ebenso wie das
                              									aus den Dampfmänteln der Maschinen kommende direct mit dem Speisewasser gemischt
                              									werden. Arbeiten die Betriebsmaschinen ohne Condensation, so kann die Wärme des
                              									Abdampfes zum Theil auf das Speisewasser übertragen werden und zwar wird als das
                              									Zweckmäſsigste empfohlen, den Abdampf durch dünne Kupferröhren zu leiten, welche in
                              									den Speisewasserbehälter hineingelegt sind. Sind dieselben in genügender Zahl
                              									vorhanden, so daſs der Gesammtquerschnitt groſs genug ausfällt, so wird der
                              									Rückdruck auf den Kolben sehr gering sein. Ist die Betriebsmaschine mit einem
                              									Condensator verbunden, so sind doch häufig noch kleine Dampfmaschinen (Dampfpumpen
                              									u. dgl.) ohne Condensation vorhanden, deren Abdampf man verwerthen kann. Es ist
                              									indessen jede directe Berührung und Mischung des Abdampfes mit dem Speisewasser zu
                              									vermeiden, damit kein Fett in den Kessel gelangen kann.
                           Drei Unfälle, welche in dem Jahre vorkamen, liefen ohne
                              									ernstere Folgen ab. Der eine wurde durch eine unverzeihliche Nachlässigkeit
                              									hervorgerufen; man heizte einen vollständig leeren Kessel an, in Folge dessen die
                              									ersten 3 Schüsse unten bedeutende Beulen erhielten und die Quernähte beschädigt
                              									wurden. Man bemerkte dies glücklicher Weise noch früh genug, um die Speisung zu
                              									unterlassen. In zwei anderen Fällen platzte je ein Vorwärmkessel. Beide waren schon
                              									seit längerer Zeit ihren Besitzern als sehr schadhaft bezeichnet und zugleich war
                              									dringend empfohlen worden, zwischen Vorwärmer und Kessel ein Rückschlagventil
                              									anzubringen. Dieser Rath war auch befolgt und hierdurch groſses Unglück verhütet
                              									worden. In dem einen Falle hörten drei auf dem Kessel befindliche Arbeiter nur eine
                              									schwache Detonation und, da man durch Register die Feuerzüge des Vorwärmers
                              									abstellen konnte, brauchte der Betrieb nicht einmal unterbrochen zu werden.
                           
                           An auſserordentlichen Arbeiten werden aufgeführt: 249
                              									Wasserdruckproben, 11 Untersuchungen von Kesseln bezüglich ihrer
                              									Verdampfungsfähigkeit und 39 Versuche mit Maschinen; ferner wurden 6 Pläne für
                              									Kesselanlagen und 1 Schornsteinentwurf mit 3 Anschlägen geliefert. Von den Versuchen
                              									mit Maschinen werden zwei näher besprochen, welche mit einer i. J. 1864 von André Koechlin und Comp. gebauten Woolf sehen
                              									Balanciermaschine angestellt wurden. Dieselben hatten den Zweck, den Dampf verbrauch
                              									vor und nach der Anbringung eines besonderen Expansionsapparates an dem kleinen
                              									Cylinder festzustellen. Es ergab sich im ersten Falle 9k,22 und im zweiten 9k,06 Dampfverbrauch
                              									für 1 Stunde und 1e ind. (Die Maschine leistete
                              									dabei im Mittel 36e ind., war aber im Stande, eine
                              									bedeutend stärkere Belastung zu ertragen.) Der Unterschied war mithin sehr gering;
                              									doch war der Gang der Maschine im zweiten Falle bedeutend regelmäſsiger.
                           Unter den Versuchen mit Kesseln ist der folgende bemerkenswerth.
                              									Der untersuchte Dampferzeuger bestand aus 3 Hauptkesseln, von je 8m,53 Länge und 0m,8 Durchmesser, 6 Vorwärmern von 6m,45
                              									Länge und 0m,6 Durchmesser und einem
                              									Tenbrink-Kessel von 2m,85 Länge und 1m,47 Durchmesser mit 2 Feuerrohren von 0m,85 mittlerem Durchmesser. Die gesammte
                              									Heizfläche betrug 76qm. Man erhielt an zwei auf
                              									einander folgenden Versuchstagen zu je 10 Stunden die folgenden Ergebnisse:
                           
                              
                                 1k rohe nasse Kohle
                                    											verdampfte
                                 10,222k
                                 bezieh.
                                   9,946k
                                 Wasser
                                 
                              
                                 1k rohe trockene Kohle
                                    											verdampfte
                                 10,469
                                 „
                                 10,191
                                 
                                 
                              
                                 1k reine trockene Kohle
                                    											verdampfte
                                 11,947
                                 „
                                 11,731
                                 
                                 
                              
                                 Die Kesselspannung betrug dabei
                                 5,74
                                 „
                                   6,04k/qc
                                 
                                 
                              
                                 Die Temperatur der Heizgase beim Austritt    aus dem
                                    											letzten Heizkanal
                                 115
                                 „
                                 103°.
                                 
                                 
                              
                           Die Werthe sind auf eine Temperatur des Speisewassers von 0°
                              									zurückgeführt. Die Kohlen enthielten durchschnittlich 12,4 Proc. Schlacken und 2,35
                              									Proc. Wasser.
                           Um die erhaltene sehr hohe Verdampfung richtig zu würdigen, ist zu beachten, daſs
                              									zunächst die Kohlen, aus dem Becken von Blanzy bezogen, von ausgezeichneter Qualität
                              									und für die Tenbrink-Feuerung sehr geeignet waren, daſs ein auf Versuche eingeübter
                              									Heizer verwendet wurde, sowie daſs der Versuchskessel sammt dem Nachbarkessel schon
                              									an dem Tage vor dem Versuche geheizt worden war und auch der Nachbarkessel während
                              									des Versuches unter Druck gehalten wurde.
                           
                              
                                 Whg.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
