| Titel: | Alex. Geiger's Universalfräs-, Kannelir- und Windeapparat für Drechslerbänke. | 
| Fundstelle: | Band 244, Jahrgang 1882, S. 425 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Alex. Geiger's Universalfräs-, Kannelir- und
                           								Windeapparat für Drechslerbänke.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 31.
                        Geiger's Universalfräs-, Kannelir- und Windapparat für
                           								Drechsler.
                        
                     
                        
                           Auf der Württembergischen Landesgewerbeausstellung 1881 hatte Alex. Geiger in Stuttgart eine vollständige Drehbank für Drechsler u. dgl.
                              									mit einem Universalfräs-, Kannelir- und Windeapparat vorgeführt, welcher nicht
                              									allein viele Arbeiten des Drechslers zu erleichtern im Stande ist, sondern auch die
                              									Möglichkeit gewährt, manche Vollendungsarbeiten auszuführen, welche sonst geübtere
                              									Schnitzerhand voraussetzt oder umständlichere Einrichtungen erfordert. Der
                              									betreffende Apparat (* D. R. P. Kl. 38 Nr. 15331 vom 30. Januar 1881) kann leicht an
                              									jeder Drehbank angebracht werden und ist für Fuſs- oder Kraftbetrieb, für Groſs- wie
                              									für Kleinbetrieb geeignet. Man kann mit dessen Hilfe Kannelirungen auf gedrehten
                              									Gegenständen auch in die kleinsten Hohlkehlen hinein in vertiefter oder erhabener
                              									Form ausführen, Perlen und Rosetten vertieft und erhaben, rund und oval drehen,
                              									Flächen in beliebiger Zahl, Windungen rechts oder links herumlaufend in
                              									verschiedenen Formen erzeugen, Einbohrung gleichmäſsig vertheilter Löcher unter
                              									beliebigem Winkel vornehmen, ferner alle genannten Arbeiten bei Gegenständen
                              									verrichten, welche auf der Planscheibe gedreht sind, wie Teller, Becher,
                              									Tischplatten u.s.w.
                           Die Einrichtung und Anordnung des in Fig. 1 bis
                              										4 Taf. 31 dargestellten Geiger'schen
                              									Apparates ist folgende: Auf den Wangen einer gewöhnlichen Drehbank wird der Apparat
                              									an Stelle des Supportes so befestigt, daſs er die in den Figuren angedeutete
                              									Stellung einnimmt. Derselbe besteht im Wesentlichen aus einem Support, welcher in
                              									entsprechender Stellung zwischen Spindelkasten und Reitstock der Drehbank
                              									festgeschraubt wird; auf der Gleitbahn a dieses
                              									Supportes ist der Supporttheil f durch die Schraube n von der Handkurbel h aus
                              									zu bewegen. Auf f ist ein weiterer Schlitten mit der
                              									Bohrspindel e gelagert, welcher von der Kurbel g aus durch eine Schraube senkrecht zur Richtung der
                              									Schraube n verschoben werden kann. Die Rotation der Bohrspindel e geschieht durch eine Schnur, welche zunächst eine der
                              									unter dem Gestell gelagerten, von einer Tretvorrichtung aus bewegten Schnurrollen
                              									umfaſst, dann über eine Führungsrolle b fortläuft,
                              									einen der Würtel auf der Bohrspindel e einmal
                              									umschlingt und über die Führungsrollen d und c zurückläuft; um dabei einerseits bei den
                              									verschiedenen Stellungen der Bohrspindel eine richtige Führung der Schnur zu
                              									ermöglichen, andererseits leicht eine genügende Spannung der Schnur für alle Lagen
                              									zu schaffen, sind die 3 Führungsrollen b bis d verstellbar angeordnet, und zwar b und c in besonderen am
                              									Gestell der Drehbank angebrachten Führungsstücken, d in
                              									einer auf den Wangen verschiebbar angeordneten Auflage.
                           Um der Drehbankspindel und damit dem Arbeitstück eine bestimmte Bewegung zu
                              									ertheilen, ist hinter ihren gewöhnlichen Schnurläufen eine Theilscheibe i angebracht, welche an ihrer Peripherie mit Zähnen
                              									versehen ist; in diese greift das Zwischenrad l, in
                              									welches wieder das kleine Zahnrad k, dessen Achse durch
                              									das Universalgelenk m mit der Supportspindel n des Apparates a in
                              									Verbindung steht und so mit der Schraube n von der
                              									Kurbel h aus in Bewegung gesetzt werden kann. Da der
                              									Lagerbock o, welcher die Achse des Zahnrädchens k trägt, verschiebbar angeordnet, also der Abstand der
                              									Achsen des Rades k und der Theilscheibe veränderlich
                              									ist, so kann durch Einschalten verschieden groſser Räder k die Uebersetzung zwischen Supportspindel n
                              									und der Drehbankspindel innerhalb gewisser Grenzen beliebig festgesetzt werden.
                           Die Art der Anwendung dieses Apparates ergibt sich wohl am besten
                              									aus der Betrachtung der Ausführung einiger Aufgaben, wobei eine schon gedrehte Säule
                              									stets vorausgesetzt sein mag.
                           1) Bildung von Rosetten oder Perlen:
                                 										Die vorgedrehte Säule wird genau centrisch auf der Drehbank eingespannt und
                              									die Bohrspindel e genau dem Punkte der Säule gegenüber
                              									gestellt, an welcher eine Rosette oder Perle gedreht werden soll; in der Bohrspindel
                              									wird ein Bohrer befestigt, dessen Schneiden vertieft die Form haben, welche der
                              									Querschnittsform der Rosette oder Perle entspricht. Der Bohrer oder die Fräse wird
                              									dann in Rotation gesetzt und mittels der Schraube bei g
                              									allmählich so weit vorgeschoben, als zur Herstellung der Rosette nothwendig ist,
                              									dann zurückgezogen. Sollen nun, wie es gewöhnlich der Fall ist, auf den Umfang der
                              									Säule eine entsprechende Zahl von Rosetten gleichmäſsig vertheilt werden., so wird
                              									zunächst der Lagerbock o so weit zur Seite geschoben,
                              									daſs hier kein Eingriff der Räder mehr stattfindet, die Drehbankspindel also
                              									vollständig frei liegt und in ihrer Stellung nur gehalten wird durch einen Stift,
                              									welcher mittels einer Feder in die Löcher der Theilscheibe i eingedrückt wird. Nach Herstellung der ersten Rosette ist es dann
                              									leicht, nach Zurückziehen des Stiftes, die Theilscheibe und damit die Spindel mit
                              									dem Arbeitstück um einen entsprechenden Theil des Umfanges zu drehen und durch
                              									Einführen des Stiftes in das sich jetzt in der Theilscheibe i darbietende Loch die Spindel festzustellen, wodurch das Arbeitstück die
                              									für die Bildung der zweiten Rosette nothwendige Stellung erhalten hat.
                           2) Bildung von geradlinig verlaufenden
                                 										Kannelirungen: Das Einspannen der Säule findet hier in derselben Weise wie
                              									vorher statt; auch wird hier der Lagerbock o so weit
                              									verschoben, daſs ein Eingriff in die Theilscheibe nicht stattfindet, so daſs die
                              									Benutzung in gleicher Weise wie vorher stattfinden kann. Der angewendete Bohrer hat
                              									eine der Querschnittsgestalt der Kannelirung entsprechende Kopfform und wird vor den
                              									Anfang der Kannelirung eingestellt und dann in Rotation versetzt- durch
                              									entsprechende Verschiebung mittels der Schraube bei g
                              									wird nun die Tiefe der Kannelirung bestimmt, dann eine Seitenverschiebung mittels
                              									der Schraube n so lange vorgenommen, bis die ganze
                              									Länge der Kannelirung gebildet ist; alsdann wird der Bohrer auf die Anfangs Stellung
                              									zurückgeführt, das Arbeitstück mittels der Theilscheibe gedreht und zur Bildung der
                              									zweiten Kannelirung geschritten. Damit alle Kannelirungen gleich lang werden, sind
                              									auf dem Supporttheile a zwei Anschläge angebracht,
                              									welche die für den Theil f mögliche Seitenbewegung
                              									genau bestimmen. Ist der mit Kannelirungen zu versehende Schaft der Säule
                              									cylindrisch, so muſs natürlich die Achse der Schraube n
                              									genau parallel zur Säulenachse eingestellt werden; ist dagegen der Schaft ein
                              									abgestumpfter Kegel, so muſs, wenn die Kannelirung an allen Stellen gleich tief sein
                              									soll, die Achse der Schraube n parallel der äuſseren
                              									Kante verlaufen, und soll die Kannelirung nach der Spitze hin flacher und schmaler
                              									werden, um z.B. die Zwischenräume zwischen je zwei Kannelirungen an allen Stellen
                              									gleich breit zu erhalten, so müssen die Achse der Schraube n und die äuſsere Kante der Säule einen entsprechenden Winkel mit einander
                              									einschlieſsen. Bei umständlicheren Formen endlich ist es nöthig, die Schraube bei
                              										g mit in Benutzung zu ziehen.
                           3) Bildung von schraubenförmig
                                 										verlaufenden Kannelirungen: Hier muſs auſser der Seitenbewegung des Bohrers
                              									zugleich eine entsprechende Drehbewegung der Säule stattfinden, welche in
                              									entsprechendem Maſse erreicht wird durch Einrückung des Rades k in das Zwischenrad l und
                              									die Theilscheibe i. Ist alsdann der Bohrer bis zur
                              									entsprechenden Tiefe in das Holz der Säule mittels der Schraube bei g eingeführt, so wird durch Drehung der Schraube n nicht mehr allein eine Seitenverschiebung des
                              									Bohrers, sondern zugleich eine Rotationsbewegung der Säule hervorgerufen und damit
                              									die Schraubenlinie gebildet. Die Neigung der gebildeten Schraube ist dabei abhängig
                              									von der Uebersetzung zwischen der Schraube n und der
                              									Theilscheibe i, welche durch Auswechseln des Rades k verändert werden kann. Bezeichnet man die Anzahl der
                              									Zähne des Rades k mit z,
                              									die Steigung der gebildeten Schraube mit s in
                              									Millimeter, so erhält man:
                           
                              
                                 bei
                                 z =
                                 10
                                 15
                                 20
                                 25
                                 30
                                 35
                                 40
                                 
                              
                                 für
                                 s =
                                 96
                                 64
                                 48
                                 38
                                 32
                                 27
                                 24.
                                 
                              
                           Nach Fertigstellung einer Kannelirung wird der Bohrer in die
                              									Anfangsstellung zurückgeführt, dann der Lagerbock o so
                              									verschoben, daſs die Verbindung des Rades k mit der
                              									Theilscheibe unterbrochen wird, nun die Theilscheibe um eine entsprechende Theilung
                              									allein verdreht und dann das Rad k zur Bildung der
                              									zweiten Kannelirung wieder eingerückt.
                           4) Bearbeitung von tellerförmigen
                                 										Flächen: Derartige Arbeitstücke werden ohne Zuhilfenahme des Reitstockes an
                              									der Drehbankspindel befestigt und nun der Apparat so aufgestellt, wie es Fig.
                                 										4 zeigt, wobei zur Führung der Schnur eine vierte Leitrolle d benutzt ist. Die Arbeit selbst kann dann in gleicher
                              									Weise wie in den vorigen Fällen ausgeführt werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
