| Titel: | Beitrag zur Lösung der Schaumgährungsfrage in der Spiritusfabrikation; von F. Pampe in Halle a. S. | 
| Autor: | F. Pampe | 
| Fundstelle: | Band 248, Jahrgang 1883, S. 76 | 
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                        Beitrag zur Lösung der Schaumgährungsfrage in der
                           								Spiritusfabrikation; von F. Pampe in Halle a. S.
                        Pampe, über Schaumgährung in der Spiritusfabrikation.
                        
                     
                        
                           Seit längerer Zeit, vornehmlich aber im Laufe der letzten Jahre, sind mehrseitig
                              									Anstrengungen gemacht worden, die Ursachen der Schaumgährung festzustellen und
                              									wirksame Mittel zu ihrer Bekämpfung herauszufinden. Besonders in der
                              									Versuchsbrennerei des deutschen Vereins der Spiritusfabrikanten wurden im Winter
                              									1878/79 umfangreiche Versuche gemacht, die aber doch nicht zu recht befriedigenden
                              									Resultaten führten (vgl. 1879 234 404). Im Wesentlichen
                              									wurde empfohlen, beim Eintreten von Schaumgährung mit dem Maischmaterial zu
                              									wechseln, Hafermalz zuzusetzen und unter Hochdruck gedämpften Mais zuzumaischen; die
                              									Ursachen der Schaumgährung wurden aber nicht erklärt.
                           Der Umstand, daſs es für das praktische Brennereigewerbe von bedeutendem Werth ist,
                              									daſs die Schaumgährungsfrage gelöst werde, veranlaſste mich, derselben meine
                              									Aufmerksamkeit zu widmen, und erlaube ich mir, nachstehend meine Untersuchungen der
                              									Oeffentlichkeit zu übergeben.
                           
                        
                           Beschaffenheit der Maische während der
                                 									Schaumgährung.
                           Sind die Hefenzellen in der Gährflüssigkeit eingemischt und beginnt ihre Zersetzungs-
                              									und Fortpflanzungsthätigkeit, so wird die entwickelte Kohlensäure zuerst von der
                              									Flüssigkeit aufgenommen, bis dieselbe damit vollkommen gesättigt ist. Bei
                              									fortschreitender Gährung wird in der näheren Umgebung der Hefenzellen ein Zustand
                              									der Uebersättigung erreicht, der sich so weit vergröſsert, bis an diesen Stellen
                              									kleine Kohlensäurebläschen gebildet werden. Wäre die Cohäsion zwischen den
                              									Flüssigkeitsmolecülen nicht wirksam, so würden die Kohlensäurebläschen sofort nach
                              									ihrem Entstehen in Folge des Auftriebes zur Oberfläche der Flüssigkeit steigen und
                              									zerplatzen, wie dies bei Gährung der einfachen Zuckerlösungen geschieht. Ist die
                              									Cohäsion der Gährungsflüssigkeit verhältniſsmäſsig groſs, so werden die gebildeten
                              									kleinen Bläschen so lange verhindert, ihre Stelle innerhalb der Maische zu
                              									verlassen, bis sich ihr Durchmesser genügend vergröſsert hat; denn je gröſser der
                              									Durchmesser, um so mehr steigt ihre Fähigkeit, die Cohäsion der Maische zu
                              									überwinden, da der Auftrieb mit der 3. Potenz vom Radius, der Widerstand mit dem
                              									Quadrate desselben zunehmen. Je gröſser die Cohäsion der Gährungsflüssigkeit ist, um
                              									so gröſser werden auch die Kohlensäurebläschen vor dem Beginn ihrer Bewegung nach
                              									der Oberfläche sein.
                           
                           Denken wir uns nun, es habe sich nahe dem Boden eines Gährbottiges ein so groſses
                              									Bläschen gebildet, daſs es aufwärts zu steigen beginnt, so wird dasselbe auf seinem
                              									Wege bis zur Oberfläche alle diejenigen Kohlensäurebläschen aufnehmen, in deren Nähe
                              									es kommt. Je gröſser die einzelnen Bläschen bezieh. die Cohäsion der Flüssigkeit und
                              									die Zahl der Bläschen bezieh. die Intensität der Gährung sind, um so gröſser wird
                              									auch die Summe – die Blase – sein, welche die Oberfläche erreicht.
                           Daſs die groſsen Blasen sofort platzen, sobald sie die Oberfläche erreichen, wissen
                              									wir aus Erfahrung. Innerhalb der Kohlensäureblase befindet sich eine gewisse
                              									Spannung, welche von dem Druck der sie umgebenden Flüssigkeit abhängig ist; dieser
                              									Druck wird um so gröſser sein, je weiter die Blase von der Oberfläche entfernt ist.
                              									Während des Aufwärtssteigens der Blase vermindert sich auch der Druck innerhalb
                              									derselben und es erfolgt zu gleicher Zeit eine Ausdehnung der Blase. Ist die
                              									Geschwindigkeit beim Aufwärtssteigen gröſser, so wird die Ausdehnung der Blase und
                              									Druckverminderung innerhalb derselben nicht schnell genug vor sich gehen und der
                              									Druck, sobald dieselbe an die Oberfläche tritt, gröſser sein. Der gröſsere
                              									Durchmesser sowohl, als die gröſsere Spannung verursachen das Platzen der Blase und
                              									die gröſsere Cohäsion ist nicht wirksam genug, um dies zu verhindern. Wer
                              									Gelegenheit gehabt hat, den Gährungsprozeſs in Brennereien zu beobachten, muſs die
                              									Uebereinstimmung dieser Auseinandersetzungen mit der praktischen Erfahrung
                              									zugeben.
                           Je nachdem nun die Kohlensäureblasen gröſser oder kleiner sind, wird durch ihr
                              									Aufsteigen an die Oberfläche die Gährungsflüssigkeit in eine mehr oder weniger
                              									starke Bewegung versetzt. Nach den dabei hervortretenden Bewegungserscheinungen
                              									unterscheidet man: die wälzende Gährung, die steigende und fallende Gährung, die Schaumgährung und die Deckengährung.
                           Die wälzende Gährung entsteht dadurch, daſs an einzelnen
                              									Stellen besonders groſse Kohlensäureblasen aufwärts steigen und die
                              									Gährungsflüssigkeit allmählich in eine Bewegung versetzen, welche derjenigen einer
                              									siedenden Flüssigkeit sehr ähnlich ist. Liegen mehrere solche Stellen nahe an
                              									einander, so vereinigen sich dieselben leicht zu einem Streifen, auf welchem die
                              									Maische während längerer Dauer ununterbrochen aufwärts steigt und die Kohlensäure in
                              									einem Strome mit sich fort- und abführt. Die Hauptursache dieser Gährungserscheinung
                              									ist die groſse Cohäsion der Gährungsflüssigkeit und die Intensität der Gährung. Die
                              									entwickelte Kohlensäure kann aus der Maische darum nicht entweichen; es erfolgt
                              									zuerst ein Zustand hoher Uebersättigung und dann eine sehr heftige
                              									Kohlensäure-Entwickelung, die eine wälzende Bewegung der Maische hervorruft. Ist
                              									diese Bewegung erst vorhanden, so verschwindet dieselbe nicht sobald; denn es wird
                              									an die Stelle des Gährbottigbodens, wo Maische und Kohlensäure aufsteigen, immer frische, mit
                              									Kohlensäure übersättigte Maische hingeführt.
                           Steigende und fallende Gährung. Ist die Cohäsion der
                              									Maische etwas geringer, so wird dieselbe dem Bestreben der Kohlensäurebläschen, sich
                              									auszudehnen, weniger widerstehen können und dem entsprechend der Raum, welchen die
                              									Maische im Gährbottig einnimmt, gröſser werden. Während dieser Vergröſserung des
                              									Volumens steigert sich aber auch der Zustand der Uebersättigung der Maische durch
                              									Kohlensäure so weit, daſs von allen Stellen des Gährbottiges Kohlensäureblasen
                              									aufsteigen, die auf ihrem Wege bis zur Oberfläche die gesammten Bläschen der
                              									Umgebung aufnehmen. Hierdurch werden dieselben entfernt und der Raum, welchen die
                              									Maische im Bottig einnimmt, kleiner. Die Höhe der Gährungsflüssigkeit fällt in Folge
                              									dessen und steigt erst wieder, wenn sich die genügende Menge Kohlensäure entwickelt
                              									hat. Ist die Gährung genügend stark, die Cohäsion aber nur sehr wenig geringer als
                              									bei der wälzenden Gährung, so kommt es vor, daſs die Kohlensäureblasen die Maische
                              									bis 0m,5 hoch emporschleudern.
                           Die wälzende Gährung und die steigende und fallende Gährung treten niemals ganz
                              									getrennt auf, sondern kommt es bei der ersteren ebenso vor, daſs einzelne Blasen
                              									aufsteigen und an der Oberfläche zerplatzen, wie es auch bei der steigenden und
                              									fallenden Gährung vorkommt, daſs an einzelnen Stellen die Bewegung der Maische
                              									heftiger wird und ein Wälzen entsteht.
                           Schaumgährung. Ist die Cohäsion der Gährungsflüssigkeit
                              									nur sehr gering, so werden die Kohlensäurebläschen viel früher an die Oberfläche
                              									treten können und es wird auch ihre Vergröſserung auf dem Wege zur Oberfläche nur
                              									sehr gering sein, das Bläschen am Ende des Weges nur einen sehr geringen Durchmesser
                              									haben. Ist die Gährung stark, so daſs sich sehr schnell ein Bläschen an das andere
                              									anreiht, bevor die früher gebildeten zerplatzen können, so wird der Bottig mit der
                              									Zeit bis zum oberen Rande ganz mit Schaum angefüllt werden und letzterer
                              									schlieſslich überflieſsen.
                           Wo nach dem Maischraume besteuert wird, darf die überflieſsende Maische nicht wieder
                              									in den Bottig zurück geschüttet werden; das Eintreten von Schaumgährung ist daher
                              									stets mit groſsen Verlusten verbunden. Ich habe schon oft genug die Ansicht
                              									aussprechen hören, daſs bei Schaumgährung in Bezug auf Verjährung gute Resultate
                              									erzielt werden können; es ist diese Auffassung auch von M.
                                 										Delbrück bestätigt worden. Ich gebe zu, daſs bei der Schaumgährung die
                              									Vergährung eine gute sein kann, aber nicht, daſs bei der Schaumgährung für die
                              									Gewichtseinheit Stärke eine hohe Ausbeute erzielt wird, worauf es doch nur ankommt.
                              									Es liegt dies nicht daran, daſs mit der Schaumgährung immer Nebengährungen,
                              									Säurebildungen u. dgl. vorkommen, sondern weil mit der Schaumgährung stets eine groſse Hefenentwickelung verbunden ist. Zur Bildung der Hefezelle wird aber
                              									Zucker verbraucht und dem entsprechend weniger Alkohol erzeugt. Im Gegensatz zu Delbrück's Ansicht muſs ich die Schaumgährung für
                              									diejenigen Brennereien, die nicht Preſshefe fabriciren, als eine krankhafte Gährung
                              									bezeichnen, trotzdem ich sehr wohl weiſs, daſs bei der Schaumgährung Säurebildung
                              									und Vergährung normal sein können. Für Preſshefenfabriken ist die Schaumgährung eine
                              									gesunde Gährung, weil es dort nicht so sehr auf die Spiritus-, als eben auf die
                              									Preſshefegewinnung ankommt (vgl. 1879 234 404).
                           Delbrück behauptet, daſs bei der Schaumgährung die
                              									Cohäsion der Gährungsflüssigkeit gröſser als bei der steigenden und fallenden oder
                              									der wälzenden Gährung ist, und glaubt dies dadurch begründen zu können, daſs die
                              									Kohlensäureblasen sehr viel schwerer platzen. Diese Annahme führte Delbrück später auch dazu, daſs er den Zusatz von Leim
                              									für Preſshefenmaischen als Hefenauftriebmittel glaubte empfehlen zu können. Der
                              									Zusatz von Leim bewirkt in jedem Falle eine Vergröſserung der Cohäsion und
                              									Beseitigung der Schaumgährung, also auch Beseitigung des Hefenauftriebes, und wirkt
                              									auſserdem nachtheilig auf den Geruch des Destillates, was auch nicht unterschätzt
                              									werden darf. Meiner Ansicht nach ist bei der Schaumgährung die Cohäsion der
                              									Gährungsflüssigkeit geringer als bei der steigenden und fallenden oder wälzenden
                              									Gährung.
                           Bei der sogen. Deckengährung ist die Cohäsion der
                              									Gährungsflüssigkeit sowohl, als die Intensität der Gährung geringer; es zerplatzen
                              									daher diese Kohlensäureblasen trotz ihres geringen Durchmessers sehr leicht. Es
                              									bildet sich zwar auch etwas Schaum; doch wirkt derselbe nicht hinderlich. Diese
                              									Gährungsform kommt vorzugsweise bei Melassenmaischen vor, auſserdem noch bei
                              									Maischen aus geschrotenem Mais; die Ursachen sind aber in beiden Fällen
                              									ungleich.
                           
                        
                           Ursache der verschiedenen Beschaffenheit der
                                 									Maische.
                           Nur diejenigen Stoffe können auf die Gröſse der Cohäsion der Maische einen Einfluſs
                              									ausüben, welche die Gährungsflüssigkeit in genügendem Maſse aufgelöst enthält. Es
                              									sind dies die Maltose bezieh. andere Zuckerarten, Dextrin, Stickstoffverbindungen
                              									und Fette, oder deren Zersetzungsproducte, Glycerin und Fettsäuren.
                           Die Schaumgährung tritt gewöhnlich je nach der Höhe der Anstelltemperatur 10 bis 24
                              									Stunden nach dem Vermischen von Hefe und Maische ein, zuweilen auch früher, nachdem
                              									die Hefebildung schon ziemlich weit vorgeschritten, so daſs die Stärke der Gährung
                              									auch beträchtlich geworden ist, und nachdem die Maische eine gewisse Zeit hindurch
                              									den Temperaturen von 23 bis 27° ausgesetzt gewesen war. Sie erreicht ihren
                              									Höhepunkt, wenn die Hefebildung sich dem Ende nähert und daher auch am stärksten
                              									ist. Sie nimmt mit der Intensität der Gährung wieder ab und auch, nachdem die
                              									Cohäsion der Maische durch die Stickstoff haltigen Rückbildungsproducte der Hefe vergröſsert worden
                              									ist.
                           Der Maltose- und der Dextringehalt ist während der Dauer des Schaumgährungszustandes
                              									sehr verschieden, so daſs bei Maischen von ganz ungleicher Concentration der
                              									Maltose- und Dextringehalt, wenn auch in ganz verschiedenen Zeitperioden, gleich
                              									sein wird; es können daher diese beiden Stoffe auf die Gährungsformen nur einen ganz
                              									geringen Einfluſs ausüben; auſserdem ist es auch erwiesen, daſs selbst ganz
                              									concentrirte Maischen in Schaumgährung übergehen.
                           Die Fette werden von der Maische nicht aufgelöst und in den Kartoffelmaischen kann
                              									Fett in keinem Falle die verschiedenen Gährungsformen hervorrufen.
                              									Zersetzungsproducte des Fettes können, wenn dieselben auch in der Maische aufgelöst
                              									werden, die Gährungsform nicht beeinflussen, weil ihre Menge zu gering ist. Es
                              									bleibt also nur noch der verschiedene Gehalt an Stickstoffverbindungen, welcher auf
                              									die Gährungsform Einfluſs nehmen kann. Die Annahme, daſs concentrirte Maischen
                              									weniger zur Schaumgährung neigen, ist nur darum nicht ganz unrichtig, weil mit der
                              									Concentration auch gewöhnlich der Gehalt an Stickstoff Verbindungen zunimmt.
                           Die Stickstoffverbindungen, welche die Maische aufgelöst enthält, sind sehr
                              									verschieden; sie können die Cohäsion der Maische vergröſsern und auch vermindern, je
                              									nachdem dieselben direkt als Hefenährmittel dienen oder nicht. Durch den Gehalt an
                              									Asparagin, welches direkt ein vorzügliches Hefenährmittel ist, wird die Cohäsion der
                              									Gährflüssigkeit beträchtlich vermindert; ähnlich verhalten sich auch andere
                              									Amide.
                           Die Erfahrung, daſs durch schärferes und gleichmäſsiges Dämpfen der Kartoffeln die
                              									Schaumgährung mit Erfolg bekämpft worden ist und daſs durch die schwer gar zu
                              									dämpfenden gefrorenen Kartoffeln Schaumgährung hervorgerufen wird, bezeugen die
                              									Richtigkeit dieser Ansicht. Durch das Dämpfen der Kartoffeln werden die
                              									Stickstoffverbindungen offenbar verändert, so daſs dieselben dann nicht mehr direkt
                              									als Hefenährmittel dienen, sondern durch die Stickstoffverbindungen verändernden
                              									Fermente dazu wieder geeignet gemacht werden müssen.
                           G. Gorup-Besanez hat die Existenz der Peptase
                              									nachgewiesen und nach den hervortretenden Erscheinungen ist deren Vorhandensein
                              									bezieh. auch anders gearteter, Stickstoffverbindungen verändernder Fermente
                              									zweifellos. Die Annahme, daſs die Stickstoff Verbindungen in der Hefenmaische keine
                              									Veränderung erleiden, kann wohl als unbegründet bezeichnet werden. Es ist eben sehr
                              									schwierig, die Menge der assimilirbaren Stickstoffverbindungen dadurch zu bestimmen,
                              									daſs man die durch die Hefebildung absorbirte Menge feststellt, weil es vorläufig
                              									noch nicht möglich ist, die Menge der Rückbildungsproducte anzugeben, und daſs diese
                              									nicht so ganz gering ist, geht aus der Veränderung der physikalischen Beschaffenheit
                              									der Maische nach der Hauptgährung hervor.
                           
                           Die Albumine sowohl, als auch die verschiedenen Fermente verhalten sich ganz
                              									verschieden; einige werden bei niederer, andere bei höherer Temperatur gelöst und
                              									ebenso auch bei verschiedenen Temperaturen coagulirt. Die verschiedenen Fermente
                              									wirken auch bei verschiedenen Temperaturen und es ist durchaus nicht anzunehmen,
                              									daſs die Veränderung der Stickstoffverbindungen immer durch dieselbe Fermentart
                              									erfolgt. Daſs sie durch das Milchsäureferment selbst ausgeführt wird, kann durchaus
                              									nicht richtig sein; denn es ist durch die Praxis mehrfach erwiesen, daſs unter sonst
                              									gleichen Verhältnissen und auch bei gleichem Milchsäuregehalt die Vorbereitung der
                              									Stickstoffverbindungen für die Hefebildung eine ganz verschiedene sein kann. Es ist
                              									aber nicht unmöglich, daſs die Milchsäure eine vollkommenere Auflösung gewisser
                              									Albumine bezieh. Stickstoffverbindungen hervorrufen und diese in Folge dessen
                              									leichter von den Fermenten beeinfluſst werden (vgl. 1882 244 448).
                           Vorläufig können wir nur die allgemeinen in der Praxis hervortretenden Erscheinungen
                              									zu sicheren Schlüssen benutzen und diese zeigen, daſs nicht nur in der Hefenmaische,
                              									sondern auch in der Hauptmaische und selbst während der Gährung physikalische
                              									Veränderungen der Stickstoffverbindungen vor sich gehen.
                           
                        
                           Verhinderung der Schaumgährung.
                           Durch das Auflösen der Stickstoffverbindungen wird im Allgemeinen die Cohäsion der
                              									Maische vergröſsert, durch Ueberführen eines Theiles in assimilirbare Form wird die
                              									Cohäsion vermindert. Um der Schaumgährung entgegen zu treten, wird man daher einen
                              									möglichst groſsen Theil lösen und einen geringen, zur Hefebildung gerade nöthigen
                              									Theil peptonisiren müssen. Um die Schaumgährung hervorzurufen, wird man von den
                              									gelösten Stickstoffverbindungen so viel als möglich peptonisiren oder, wenn
                              									dieselben ursprünglich in assimilirbarer Form vorhanden waren, vermeiden, daſs sie
                              									in andere Form übergehen. Bei dem alten Verfahren trat viel häufiger Schaumgährung
                              									auf, weil die physikalische Veränderung der Stickstoffverbindungen, durch welche die
                              									Cohäsion vergröſsert wird, nicht in dem Maſse erfolgte wie bei dem
                              									Hochdruckverfahren. Bei dem Verarbeiten von Rosenkartoffeln trat dies ganz besonders
                              									scharf hervor. Nicht stark gedämpfte Rosenkartoffeln geben vornehmlich im August
                              									immer Schaum, wenn man sich nicht noch anderer Mittel gegen die Schaumgährung
                              									bedient, welche später angeführt werden sollen.
                           Die Peptonisirung ist dadurch in bestimmten Grenzen zu halten, daſs eine geringere
                              									Menge Stickstoffverbindungen veränderndes Ferment in die Haupt- und Hefenmaische
                              									geführt wird. In die Hauptmaische kann dasselbe entweder durch das Malz, oder durch
                              									die Hefenmaische geführt werden; wir müssen daher beiden in solchen Fällen unsere
                              									besondere Aufmerksamkeit zuwenden.
                           
                           Wenn man der Schaumgährung entgegen wirken will, so muſs bei der Behandlung des
                              									Malzes selbstverständlich zunächst die peinlichste Reinlichkeit im Malzkeller
                              									herrschen; dennoch ist die Ansicht falsch, daſs der Mangel an Reinlichkeit immer die
                              									Ursache von Schaumgährung ist. Läſst man das Malz etwas lange weichen, so wird
                              									offenbar ein gröſserer Theil der löslichen Bestandtheile gelöst und dadurch mehr
                              									Nahrung für die Entwicklung der im Korn enthaltenen Fermente erzeugt. Kommt nun das
                              									Korn in eine für die Entwicklung gewisser Fermente günstige Temperatur, so müssen
                              									dieselben sich schnell und in groſser Zahl entwickeln. Durch die Erfahrung ist dies
                              									aber auch bewiesen; denn es ist durch die Verkürzung der Weichezeit die
                              									Schaumgährung wirksam bekämpft worden, ebenso aber auch dadurch, daſs man sich
                              									bemüht hat, das Malz bei möglichst niederer Temperatur zu führen. Die Temperatur von
                              									22° sollte niemals überschritten werden; dennoch kommt es in Brennereien vor, daſs
                              									die Temperatur des Malzes beim Wachsen auf 30° und noch höher steigt. Daſs sich in
                              									solchem Falle die Stickstoffverbindungen verändernden und ebenso die antiseptisch
                              									wirkenden Säurefermente in groſser Menge entwickeln werden, ist wohl natürlich. Alle
                              									diese Fermente, die im Getreidekorn offenbar von Hause aus enthalten sind,
                              									entwickeln sich in geringerem Maſse auch schon bei niederer Temperatur; mit Zunahme
                              									der Temperatur steigert sich aber die Menge ganz wesentlich. Um das Malz in den
                              									Temperaturen von 15 bis 22° zu führen, ist es nicht nöthig, sehr niedrige Beete zu
                              									machen, sondern nur, das Malz öfter umschaufeln zu lassen.
                           Durch die richtige Ausführung des Mälzens wird man also verhindern können, daſs ein
                              									Ueberschuſs von Peptase in die Maische gelangt, auſserdem auch durch Verminderung
                              									der zum Verzuckern und zur Hefe verwendeten Malzmenge bis zu der für die
                              									Verzuckerung noch nicht schädlichen Grenze. In den Preſshefenfabriken, wo es ganz
                              									besonders darauf ankommt, Schaumgährung zu erzeugen, möglichst viel gelöstes Eiweiſs
                              									zu peptonisiren, wird ganz besonders viel Malz verwendet. Bei dem
                              									Verzuckerungsprozeſs kann zwar keine Wirkung der sogen. Eiweiſs verdauenden Fermente
                              									erfolgen, wohl aber durch den verschiedenen Verlauf desselben die spätere
                              									Peptonisirung begünstigt werden, je nachdem während desselben Luft bezieh.
                              									Sauerstoff der Maische zugeführt wird oder nicht; denn durch die Sauerstoffzuführung
                              									wird das Wachsthum dieser Fermente befördert. Es ist indessen ein Irrthum, wenn man
                              									glaubt, daſs mit der Luft eine so groſse Menge Fermente in die Maische geführt wird,
                              									daſs dadurch schlechte Gährung verursacht werden muſs; nur in ganz abnormen Fällen
                              									kann dies geschehen.
                           Daſs die Luftzuführung während des Maischens in jedem
                                 										Falle ein Fehler ist, bestreite ich, da man es in der Hand hat, die zu weit
                              									gehende Peptonisirung zu verhindern. Wenn die Hefebildung ungenügend ist, wird die
                              									Luftzuführung sogar vortheilhaft sein. Es erklärt sich hierdurch auch die Thatsache, daſs bei den
                              									Parallel versuchen mit den Apparaten von Ellenberger
                              									und Hollefreund mit dem ersteren bessere Resultate
                              									erzielt wurden. Hat man es in der Hand, mehr oder weniger oder auch gar keine Luft
                              									zuzuführen, so ist man in der Lage, auf die Gährung einen gewissen Einfluſs
                              									auszuüben, die günstigste Gährungsform sicher zu stellen. Der von mir beschriebene
                              									Maischapparat (1879 234 * 123) ist seit 3 Jahren derartig
                              									eingerichtet und zieht die Luft nicht aus dem Apparatraum, sondern frische Luft von
                              									auſserhalb des Brennereigebäudes.
                           
                              
                                 (Schluſs folgt.)