| Titel: | Verfahren zur Herstellung von Orcin. | 
| Fundstelle: | Band 248, Jahrgang 1883, S. 134 | 
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                        Verfahren zur Herstellung von Orcin.
                        Winther's Verfahren zur Herstellung von Orcin.
                        
                     
                        
                           Nach A.
                                    											Winther in Gieſsen (D. R. P. Kl. 12 Nr. 20713 vom 25. Oktober 1881) wird sich
                              									Orcin aus solchen Abkömmlingen des Toluols darstellen lassen, welche zwei in
                              									Hydroxyl umwandelbare Gruppen in der Metastellung zum Methyl besitzen.
                           Zur Herstellung von Orcin aus Metadinitrotoluol wird dieses aus
                              									Metadinitroparatoluidin oder Metadinitroorthotoluidin durch Ersatz der Amidogruppe
                              									mittels Wasserstoff gewonnen. Zu diesem Zweck leitet man Salpetrigsäure in ein
                              									Gemisch der Metadinitrotoluidine mit concentrirter Salpetersäure oder mit durch
                              									gleiche Raumtheile Wasser verdünnter Schwefelsäure und trägt die entstandene Lösung
                              									allmählich in heiſsen Alkohol ein. Nach Beendigung der Gasentwickelung scheidet sich
                              									auf Zusatz von Wasser das Dinitrotoluol ab, welches durch Destillation mit
                              									Wasserdampf und Krystallisation aus Alkohol gereinigt wird. Das Metadinitrotoluol
                              									wird durch alkoholisches Schwefelammonium u. dgl. zu Metanitrometatoluidin reducirt,
                              									welches durch Wasser gefällt, in Salzsäure gelöst und durch Ammoniak wieder gelallt
                              									wird.
                           Man löst das Metanitrometatoluidin in einer warmen Mischung gleicher Volumen
                              									Schwefelsäure und Wasser, kühlt ab, wobei sich Sulfat ausscheidet, und fügt eine
                              									Lösung von Kaliumnitrit oder Salpetrigsäure zu, bis alles Sulfat gelöst ist. Die
                              									Lösung der Diazoverbindung wird nach Zusatz von Wasser erwärmt. Durch
                              									Kristallisation des sich abscheidenden Oeles und des ätherischen Auszuges der
                              									Flüssigkeit aus Wasser wird das Metanitrometaoxytoluol rein erhalten. Dieses wird
                              									mit Zinn und verdünnter Salzsäure reducirt, das Zinn durch Schwefelwasserstoff'
                              									gefallt, die Lösung zur Trockne verdampft, das rückständige Chlorid des
                              									Metaamidometaoxytoluols in Schwefelsäure haltigem Wasser gelöst, abgekühlt, mit
                              									Kaliumnitrit versetzt, wobei Ueberschuſs zu vermeiden ist, und erwärmt. Aus der
                              									Lösung wird das Orcin durch Verdampfen oder mittels Aether gewonnen.
                           Die Metabromtoluolmetasulfosäure und Metachlortoluolmetasulfosäure können aus
                              									Orthoamido- oder Paraamidotoluolmetasulfosäure (die Amidogruppe steht in Ortho- oder
                              									Parastellung, die Sulfogruppe in Metastellung zu Methyl) erhalten werden. 1 Mol.
                              									Ortho- oder Paratoluidin oder ein Gemenge beider wird mit 1 Mol. concentrirter
                              									Schwefelsäure auf 180 bis 230° erhitzt. Die erhaltene Toluidinsulfosäure wird bei
                              									Gegenwart von Wasser durch Brom bezieh. Chlor in Bromamidotoluolsulfosäure bezieh.
                              									in Chloramidotoluolsulfosäure übergeführt. Man läſst am besten 1 Mol. Brom bezieh. Chlor auf je
                              									1 Mol. Toluidinsulfosäure einwirken. Die wässerige Lösung wird mit oder ohne Base
                              									eingedampft und die Bromamidotoluolsulfosäure oder Chloramidotoluolsulfosäure
                              									(bezieh. deren Salz), wenn erforderlich, durch Krystallisation gereinigt. Aus der
                              									freien Säure wird die Amidogruppe durch Umwandlung in Diazoverbindung mittels
                              									Salpetrigsäure und darauf folgendes Erhitzen mit Alkohol unter Druck entfernt. Die
                              									erhaltene Metabromtoluolmetasulfosäure bezieh. die Metachlortoluolmetasulfosäure
                              									wird alsdann mit kohlensaurem Alkali zur Bildung des Alkalisalzes eingedampft.
                              									Dieses wird mit etwa der doppelten Gewichtsmenge festen Natrons oder Kalis oder
                              									einer concentrirten Lösung desselben auf 200 bis 300° erhitzt. Die Schmelze wird in
                              									Wasser gelöst und angesäuert. Aus der Lösung wird das Orcin in bekannter Weise
                              									gewonnen.
                           Durch unvollständige Nitrirung und folgende Bromirung, besser durch Bromirung und
                              									darauf folgende Nitrirung von Paraacettoluid oder Orthoacettoluid entstehen
                              									Bromnitropara- bezieh. Orthoacettoluide, welche sich durch Entfernung der Acetyl-
                              									und Amidogruppe in dasselbe Bromnitrotoluol überführen lassen. Durch Reduction
                              									dieses Bromnitrotoluols erhält man das Metabrommetatoluidin. Aus diesem wird das
                              									Metabrommetaoxytoluol durch Einwirkung von Kaliumnitrit auf eine abgekühlte Mischung
                              									des Bromtoluidins und etwas verdünnter Schwefelsäure oder einer anderen Säure und
                              									Kochen der Lösung mit Wasser dargestellt. Das Metabrommetaoxytoluol scheidet sich
                              									hierbei theils als krystallisirbares Oel aus, theils bleibt es in Lösung; es kann
                              									durch Destillation mit Wasserdämpfen und Extraction des Destillates mit Aether
                              									gereinigt werden. Bei der Alkalischmelze oder beim Erhitzen mit concentrirter
                              									Alkalilauge liefert es wie die Metabromtoluolmetasulfosäure Orcin.
                           In bekannter Weise aus Metadibromortho- oder Paratoluidin hergestelltes
                              									Metadibromtoluol wird zur Ueberführung in Orcin mit concentrirter Alkalilauge in
                              									verschlossenen Gefäſsen auf 200 bis 300° erhitzt.
                           Toluolmetadisulfosäure kann aus Amidotoluolmetadisulfosäure erhalten werden. Die
                              									letztere ist darstellbar aus Ortho- und Paraamidotoluolmetasulfosäure oder einem
                              									Gemenge beider. Zu diesem Zweck wird Ortho- oder Paraamidotoluolmetasulfosäure mit
                              									dem 2 bis 4 fachen Gewicht rauchender Schwefelsäure auf 140 bis 200° erhitzt, bis
                              									eine Probe in wenig Wasser sich leicht löst. Anstatt der Toluidinsulfosäure kann
                              									auch direkt Ortho- oder Paratoluidin mit einer entsprechend gröſseren Menge
                              									rauchender Schwefelsäure erhitzt werden. Aus der erhaltenen, in Wasser leicht
                              									löslichen Masse wird mit Kalk oder Baryt oder deren Carbonaten die Schwefelsäure und
                              									alsdann mit Kohlensäure oder Schwefelsäure der überschüssige Kalk oder Baryt
                              									entfernt und die Lösung der Sulfosäure zur Trockne verdampft. Der
                              									Verdampfungsrückstand wird mit einer kleinen Menge von starkem Alkohol oder Benzol
                              									übergössen und mit Salpetrigsäure zur Umwandlung in Diazoverbindung behandelt. Diese
                              										wird mit absolutem
                              									Alkohol am besten unter Druck erhitzt. Die Lösung wird mit kohlensaurem Alkali
                              									verdampft. Das erhaltene Alkalisalz setzt sich durch Schmelzen mit Alkali oder durch
                              									Einwirkung von concentrirter Alkalilauge zwischen 200 und 320° in Orcin um, welches
                              									aus der sauren Lösung durch Eindampfen oder Extraction mit Aether gewonnen werden
                              									kann.
                           In derselben Weise können auch die substituirten Orcine aus den
                              									Substitutionsproducten der beschriebenen Verbindungen dargestellt werden.