| Titel: | Verfahren zur Herstellung der methylirten und äthylirten Abkömmlinge des Oxychinolintetrahydrürs, Methoxychinolintetrahydrürs und Aethoxychinolintetrahydrürs. | 
| Fundstelle: | Band 248, Jahrgang 1883, S. 172 | 
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                        Verfahren zur Herstellung der methylirten und
                           								äthylirten Abkömmlinge des Oxychinolintetrahydrürs, Methoxychinolintetrahydrürs und
                           								Aethoxychinolintetrahydrürs.
                        O. Fischer, über die aus Chinolinsulfosäure dargestellten
                           								Verbindungen.
                        
                     
                        
                           Nach den Untersuchungen von O. Fischer und C. Bedall
                              										(Berichte der deutschen chemischen
                                       												Gesellschaft, 1881 S. 1366 und 2570) lassen sich die
                              									aus Chinolinsulfosäure dargestellten Verbindungen, das Oxychinolin und das
                              									Methoxychinolin, durch Behandlung mit Zinn und Salzsäure in Tetrahydro Verbindungen
                              									überführen. Oxychinolin und Oxychinolintetrahydrür liefern mit Basen Azofarbstoffe.
                           O.
                                    											Fischer in München (D. R. P. Kl. 12 Nr. 21150 vom 1. März 1882) hat jetzt
                              									gefunden, daſs diese Tetrahydroverbindungen durch Einwirkung von Jodmethyl oder
                              									Brommethyl und von Jodäthyl oder Bromäthyl in Methyl- bezieh. Aethylabkömmlinge
                              									umgewandelt werden. Er behandelt z.B. 1 Mol. Oxychinolintetrahydrür, C9H11NO, mit 1 Mol.
                              									Jodmethyl auf dem Wasserbade, bis die anfangs heftige Reaction zum Stillstand
                              									gekommen ist. Das Reactionsproduct wird mit Alkali versetzt, wodurch die neue Base
                              									abgeschieden wird, welch letztere durch Umkrystallisiren aus Alkohol oder anderen
                              									Lösungsmitteln gereinigt wird: C9H11NO + CH3J = C10H13NO + HJ. In
                              									derselben Weise kann Methoxychinolintetrahydrür und Aethoxychinolintetrahydrür
                              									angewendet werden.
                           Das α-Oxyhydromethylchinolin ist eine starke tertiäre
                              									Base, die aus Lösungsmitteln, wie Aether oder Alkohol, in schönen groſsen Tafeln
                              									oder flachen Prismen krystallisirt, welche dem rhombischen Krystallsysteme
                              									angehören. Der Schmelzpunkt der Base liegt bei 114°. Ihre Salze mit Essigsäure oder
                              									Mineralsäuren sind im Wasser leicht löslich und besitzen einen salzigen, nachher bitteren
                              									Geschmack. Charakteristisch für die Lösungen der Salze ist eine rothgelbe Reaction
                              									mit salpetrigsaurem Natron. Gelinde Oxydationsmittel geben in der Lösung des
                              									salzsauren Salzes eine bläulichrothe Färbung. Das salzsaure Oxyhydromethylchinolin
                              									krystallisirt aus Wasser in dicken, glänzenden, flächenreichen, meist prismatisch
                              									ausgebildeten Krystallen mit 1 Mol. Krystallwasser.
                           Das α-Oxyhydroäthylchinolin besitzt ganz analoge
                              									Eigenschaften wie die Methylverbindung; nur sind die Salze desselben noch viel
                              									leichter löslich. Das α-Methoxyhydromethylchinolin ist
                              									ebenfalls eine starke Base, die im reinen Zustande ein dickes, hellgelbes, mit
                              									Wasserdämpfen wenig flüchtiges Oel von schwach bläulichrother Fluoreszenz bildet.
                              									Die mineralsauren Salze sind sehr leicht löslich in Wasser. Das β-Oxyhydromethylchinolin, aus Alkohol in langen
                              									farblosen Prismen krystallirt, schmilzt nicht ohne Zersetzung und ist mit
                              									Wasserdämpfen nicht flüchtig. Seine Salze mit Mineralsäuren krystallisiren sehr
                              									schön, sind jedoch viel schwerer löslich als die Salze des α-Oxyhydromethylchinolins.
                           Durch Verbindung mit Diazosalzen erhält man aus diesen alkylirten Hydroverbindungen
                              										gelbrothe und braune
                              									Farbstoffe. Wichtiger ist jedoch ihre Anwendung als Arzneimittel, Speciell das α-Oxyhydromethylchinolin ist eine hervorragend antipyretische Verbindung. Ihre
                              									Wirkungen auf den menschlichen Organismus sind denen des Chinins vollkommen analog, so daſs die Salze des Oxyhydromethylchinolins
                              									voraussichtlich einen beträchtlichen Theil des bisherigen Chininverbrauches ersetzen
                              									werden.