| Titel: | Neuerungen am Babcock und Wilcox'schen Dampfkessel. | 
| Autor: | Whg. | 
| Fundstelle: | Band 248, Jahrgang 1883, S. 188 | 
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                        Neuerungen am Babcock und Wilcox'schen
                           								Dampfkessel.
                        Patentklasse 13. Mit Abbildungen auf Tafel 11.
                        Neuerungen am Babcock und Wilcox'schen Dampfkessel.
                        
                     
                        
                           Von Babcock und Wilcox
                              									wurde vor mehreren Jahren in den Vereinigten Staaten von Nordamerika ein
                              									Wasserröhrenkessel eingeführt, welcher dort eine ziemlich ausgedehnte Verbreitung
                              									gefunden hat. Neuerdings wurde von der Babcock and
                                 										Wilcox-Company in New-York eine Fabrik in Glasgow eingerichtet, um dem Kessel auch in
                              									Groſsbritanien Eingang zu verschaffen. Dieser Babcock-Wilcox'sche Kessel ist ähnlich den Kesseln von Wernicke und Ullrich,
                                 										Steinmüller u.a. (vgl. 1880 238 * 307) aus einem
                              									Bündel geneigt liegender Wasserröhren und einem oder mehreren horizontal darüber
                              									liegenden Walzenkesseln zusammengesetzt; er gehört also zu der Gattung von
                              									Dampfkesseln, die neben den Hauptvorzügen der Gliederkessel auch die Vortheile eines
                              									ziemlich bedeutenden Wasser- und Dampfraumes bietet und welche auch in Deutschland
                              									jetzt immer mehr Anerkennung gewinnt.
                           In Fig.
                                 										1 und 6 Taf. 11
                              									ist ein Babcock-Willcox'scher Kessel mit einer neuen
                              									Feuerungsanlage dargestellt, auf welche G. E. Palmer
                              									und A. Worthington in Chicago, III., und G. A.
                                    											Rowell in Brooklyn (* D. R. P. Nr. 20 696 vom 20. December 1881) ein Patent
                              									erhalten haben. Die geschweiſsten schmiedeisernen Röhren B von etwa 10cm Durchmesser sind an
                              									beiden Enden reihenweise in guſseiserne Verbindungsstücke eingerollt, welche, da die
                              									Röhren gegen einander versetzt sind, Zickzackform haben. Fig. 2 und
                              										3 zeigen die oberen Enden eines vorderen und eines hinteren
                              									Verbindungsstückes nach Engineering, 1882 Bd. 34 S.
                              									474. Wie daraus ersichtlich, sind diese Guſsstücke an den Rohröffnungen durch
                              									aufgegossene Ringe gut verstärkt und in den äuſseren Wänden mit etwas weiteren
                              									Oeffnungen versehen, durch welche die Röhren eingerollt und gereinigt werden können.
                              									Diese Oeffnungen werden durch Deckel, welche mit Klammer und Schraube ohne
                              									Dichtungsmaterial auf die sauber bearbeiteten Ränder aufgepreſst werden,
                              									verschlossen. Mit den guſseisernen Köpfen des Oberkessels, welche durch Fig.
                                 										4 und 5
                              									veranschaulicht werden, sind die guſseisernen Endstücke durch beiderseits
                              									eingerollte Rohrstücke verbunden. In gleicher Weise ist auch die Verbindung zwischen
                              									den hinteren Endstücken und dem unter ihnen liegenden guſseisernen Schlammsammler
                              										E hergestellt. An jedem Kopfstück des Oberkessels
                              									ist oben ein Vorsprung angegossen und mittels dieser Vorsprünge ist der ganze Kessel
                              									zwischen parallelen Wänden an zwei Querträgern aufgehängt. An das vordere Kopfstück
                              									sind ferner Wasserstandszeiger und Manometer angeschlossen. Das Speisewasser wird in
                              									den Schlammsammler eingeführt, steigt mit groſser Geschwindigkeit in den Röhren auf
                              									und kehrt, soweit es nicht verdampft ist, durch den Oberkessel und die hintere
                              									Verbindung nach dem unteren Ende der Röhren zurück, um den Kreislauf von neuem zu
                              									beginnen.
                           Die Babcock and Wilcox-Company benutzt eine gewöhnliche
                              									Planrostfeuerung. Bei der in Fig. 1 und
                              										6 dargestellten Feuerungsanlage dagegen ist ein Treppenrost verwendet,
                              									und zwar ist derselbe aus abwechselnd festen und beweglichen Gruppen flach liegender
                              									Roststäbe zusammengesetzt. Die beweglichen Gruppen J
                              									sind an einem gemeinschaftlichen Rahmen J1 befestigt, welcher durch vertikale Arme
                              										K getragen wird. Durch Auf- und Abbewegen des mit
                              									einem der unteren Arme
                              										K verbundenen Handhebels L können die Stabgruppen J zwischen den
                              									festen Gruppen I horizontal hin- und hergeschoben
                              									werden, wodurch dann eine allmähliche Abwärtsbewegung des Brennmaterials veranlaſst
                              									wird. Der Hebel L kann entweder in der in Fig.
                                 										1 angedeuteten Weise durch ein Kurbelgetriebe eine ununterbrochene
                              									Bewegung erhalten, oder auch nur zeitweilig von Hand gehoben und gesenkt werden. Die
                              									hintere Wand des sich über die ganze Breite des Rostes erstreckenden
                              									Aufgebetrichters M wird durch einen eisernen Kasten O gebildet, in welchen seitlich durch verstellbare
                              									Register Luft eintritt, um in dem Kasten erwärmt zu werden und durch feine
                              									Oeffnungen im unteren Theile desselben über das Brennmaterial auszuströmen. Der
                              									ganze Raum zwischen Rost und Röhren ist durch eine hängende Feuerbrücke R in zwei Kammern x und
                              										y getheilt, von denen die vordere x durch eine Decke R1 aus feuerfesten Steinen, in welche die
                              									unterste Röhrenschicht eingebettet ist, oben vollständig abgeschlossen wird.
                           Die Heizgase sind in Folge dessen gezwungen, durch den engen Spalt zwischen der
                              									Feuerbrücke R und dem Roste, mithin dicht über die
                              									weiſsglühenden Kohlen hinweg zu ziehen. Eine gute Verbrennung und sehr hohe
                              									Temperatur wird also wohl erreicht werden. Es fragt sich nur, wie oft die
                              									Feuerbrücke R erneut werden muſs, wenn nicht
                              									Braunkohlen oder andere minderwerthige Brennmaterialien verwendet werden sollen. Das
                              									an ihrem unteren Ende eingelegte Rohr G (von etwa 15cm Durchmesser), das einerseits mit dem
                              									Schlammsammler, andererseits mit dem Oberkessel verbunden ist, durch welches also
                              									allerdings eine energische Wasserströmung stattfinden muſs, wird kaum einen
                              									erheblichen Schutz gewähren, sondern selbst bald zerstört werden. Auch die
                              									Hinterwand des Raumes y, die unteren Roststäbe und die
                              									unteren Röhren sind dem Verbrennen sehr ausgesetzt. Unterhalb der hinteren Kammer
                              										y befindet sich ein kurzer, vorn durch eine Platte
                              									bedeckter Planrost, auf dem sich Asche und Schlacken sammeln und von welchem
                              									letztere durch den Spalt zwischen Treppen- und Planrost leicht entfernt werden
                              									können. Durch die Wände T, T1, U und U1 werden die Heizgase mehrfach quer zwischen den Röhren hindurchgeleitet;
                              									sie bespülen dabei auch die Unterseite des Oberkessels. Die eisernen Querwände T und U1 sollen durch vorgesetztes feuerfestes
                              									Material geschützt werden.
                           Die neueste Anordnung des Babcock-Willcox'schen Kessels, die in mehreren wesentlichen
                              									Punkten von der beschriebenen älteren Construction abweicht und welche G. H. Babcock in Plainfield, N. J., St. Wilcox und N. W. Pratt
                              									in Brooklyn, N. Y., sowie E. H. Bennet in Bayonne, N.
                              									J. (* D. R. P. Nr. 19063 vom 3. December 1881) angegeben haben, ist in Fig.
                                 										7 bis 9 Taf. 11
                              									abgebildet. Dieselbe zeigt zunächst die vortheilhafte Neuerung, daſs, abgesehen von
                              									kleinen Verschluſsdeckeln, die Verwendung von Guſseisen ganz vermieden ist. Die
                              									einzelnen Verbindungsstücke an den Rohrenden sind durch gemeinschaftliche, aus Blechen
                              									hergestellte Kammern D und B ersetzt, die Kopfstücke der Oberkessel gleichfalls aus Schmiedeisen
                              									hergestellt und der Schlammsammler ist ganz fortgelassen. Ferner sind statt der
                              									Seitenmauern ebenfalls Wasserkammern E angeordnet; auch
                              									die Feuerbrücke G und die Wand H über den Röhren bilden Wasserkammern. Die Verbindung aller dieser durch
                              									Stehbolzen gehörig versteiften Kammern unter sich und mit den Oberkesseln ist durch
                              									kurze beiderseits eingerollte Rohrstücke bewerkstelligt, was sehr empfehlenswerth
                              									sein dürfte, wenn man Anzahl und Weite dieser Rohrstücke groſs genug wählt. Die
                              									groſsen Kammern E werden des Transportes und etwaiger
                              									Ausbesserung wegen am besten in 2 Theilen gemacht (vgl. Fig. 9). Die
                              									cylindrischen Oberkessel gehen an ihrem hinteren Ende in abgestumpfte schiefe Kegel
                              									über, deren untere Seite in der Verlängerung des Cylinders liegt. Auf diese Weise
                              									bleiben zwischen je zwei neben einander liegenden Oberkesseln wie auch zwischen
                              									diesen und den Kammern E Zwickel frei, durch welche die
                              									Heizgase ihren Abzug finden. Die Kessel haben auch je einen Dom erhalten; trotzdem
                              									wird der Dampf wie bei der früheren Anordnung immer sehr naſs sein. Zweckmäſsig ist
                              									die Versteifung der Kessel in der ziemlich weiten Domöffnung durch zwei kreuzweise
                              									eingenietete Bandeisen. Zum Reinigen der Röhren von Ruſs und Asche dient das vom
                              									Dome ausgehende, mit Hahn J1 versehene Röhrensystem J, mittels
                              									dessen sämmtliche Wasserröhren auf einmal abgeblasen werden können. Durch Oeffnungen
                              										f in den Seiten- und Endkammern ist der Kessel
                              									zugänglich.
                           Zum Verschlüsse der Handlöcher, welche in den äuſseren Wänden der Endkammern C und D, den Röhren
                              									gegenüber, vorhanden sein müssen, soll eine der in Fig. 10 bis
                              										13 Taf. 11 dargestellten Einrichtungen dienen. Bei Fig. 10 ist
                              									ein durchbrochener Muff M aus schmiedbarem Guſs in
                              									beide Kammerwände eingesetzt bezieh. eingerollt, welcher das Röhrenende aufnimmt und
                              									zugleich die Stehbolzen ersetzen soll. Der Verschluſsdeckel ist mittels Anker und
                              									Schraube mit gedeckter Mutter gegen den Muff gepreſst. Bei Fig. 11 ist
                              									nur in die äuſsere Wand ein niedriger Ring eingedichtet, gegen welchen sich der
                              									Deckel legt. In Fig. 12 ist
                              									der Deckel mit kegelförmigem Rande direkt in die Auſsenwand eingesetzt. Der Steg ist
                              									hier so breit gehalten, daſs er eben noch bequem durch die Oeffnung eingebracht
                              									werden kann. Eine andere übrigens gleiche Anordnung zeigt statt der conischen eine
                              									ebene Dichtungsfläche. Bei Fig. 13
                              									endlich ist ein kurzer, mit Flansche versehener Rohrstutzen verwendet und der Deckel
                              									mit Hilfe eines hinter die Flansche gehakten Bügels aufgeschraubt. Diese letztere
                              									Construction dürfte wohl weniger gut sein.
                           Bei gröſseren Anlagen werden in der Regel 2 Oberkessel über einem gemeinschaftlichen
                              									Röhrenbündel angeordnet und derartige Doppelkessel können dann in beliebiger Anzahl
                              									neben einander aufgestellt werden, wobei je zwei eine gemeinschaftliche Kammer E erhalten (vgl. Fig. 7).
                           
                              
                                 Whg.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
