| Titel: | Neuerungen an Telephonen und Mikrophonen. | 
| Autor: | E–e. | 
| Fundstelle: | Band 248, Jahrgang 1883, S. 200 | 
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                        Neuerungen an Telephonen und Mikrophonen.
                        Patentklasse 21. Mit Abbildungen.
                        (Schluſs des Berichtes S. 162 d. Bd.)
                        Neuerungen an Telephonen und Mikrophonen.
                        
                     
                        
                           12) W.
                                    											Klinkerfues in Göttingen (* D. R. P. Nr. 11617 vom 4. Februar 1880) hält in seinem
                              									Batterie-Telephone den Strom beständig geschlossen und macht nur die Gröſse der
                              									Contactstelle von der Schwingungsamplitude der Membran abhängig, indem er an dieser
                              									einen (conischen) Platinstift befestigt, welcher in Quecksilber in einer Röhre
                              									eintaucht; der Stand des Quecksilberspiegels in der Röhre läſst sich durch eine mit
                              									Kolbenscheibe versehene Schraube an einem Seitenrohre reguliren.
                           13) Die Consolidated Telephone Construction and Maintenance Company
                              									in London (* D. R. P. Nr. 19024 vom 19.
                                 										Januar 1882) stellt die Membran aus zwei Theilen her, einem dünneren
                              									centralen Theile und einem dickeren peripherischen Theile gebildet, welche entweder
                              									getrennt von einander hergestellt und dann zusammengelöthet, oder auch in geeigneter
                              									Weise durch Stanzen aus einem Stück gefertigt werden.
                           14) Th. A.
                                    											Edison in Menlo-Park (* D. R. P. Nr. 14308 vom 24. Januar 1878) variirt die
                              									Batteriestromstärke, indem er den Strom durch ein Bündel aus halbleitendem elastischem Materiale,
                              									welches mit fein vertheiltem leitendem Materiale gemischt ist, hindurchleitet und
                              									dessen Stärke durch mehr oder weniger starkes Zusammendrücken dieses Bündels durch
                              									die schwingende Membran unter Vermittelung eines elastischen Stückes geändert wird.
                              									Der Grad der Verdichtung des Bündels und damit dessen Leitungsfähigkeit kann durch
                              									eine feine Stellschraube regulirt werden. Behufs besserer Wiedergabe der scharfen
                              									Zischlaute ist das Mundstück des Telephons, welches als Resonanzkasten ausgebildet
                              									ist, mit einem Rande oder einer vibrirenden Kante versehen, oder es enthält ein Loch
                              									mit scharfen Kanten. Eine groſse Anzahl anderer Einrichtungen bezwecken alle eine
                              									gröſsere Empfindlichkeit der übermittelnden Elemente behufs Herstellung feinerer
                              									Variationen in der Stromstärke.
                           15) Boudet in Paris erzielt die Stromstärke-Aenderungen
                              									in seinem Mikrophone durch 6 Kohlenkugeln in einer geneigten Glasröhre, gegen welche
                              									am unteren Ende der Röhre ein Kupferstück durch eine Spiralfeder angedrückt wird, am
                              									oberen Ende durch ein an der Hartgummimembran sitzendes Kupferstück und welche durch
                              									diese beiden Kupferstücke in den Stromkreis eingeschaltet werden.
                           16) Kotyra umgeht nach Lumière
                                 										électrique, 1882 Bd. 7 S. 527 die Anwendung der theuerern Hufeisenmagnete
                              									in seinem Telephone durch Uebereinanderlegen von mehreren geradlinigen Stücken Fig. 5. angelassenen Stahles in der durch
                              									nebenstehende Fig. 5 deutlich gemachten Weise. Bei
                              										a werden die Kerne der beiden Elektromagnetspulen
                              									in die oberen Stücke eingenietet.
                           
                              
                              Fig. 5., Bd. 248, S. 201
                              
                           17) Goloubitzky fand sich nach Lumière électrique, 1882 Bd. 7 S. 505 durch eingehende Untersuchungen über
                              									die Schwingungsweise der Telephonplatten veranlaſst, mehrere sich kreuzende
                              									Hufeisenmagnete anzuwenden, deren Pole er der Membran an den Stellen
                              									gegenüberstellte, an welchen sie die weitesten Schwingungen macht. Einmal nahm er 4
                              									Magnete, deren Pole er in den Seiten eines Quadrates um die Mitte der Membran
                              									anordnete. Ein anderes Mal nahm er bloſs 2 Magnete, welche sich unter 90° kreuzten;
                              									dies erwies sich sehr vorzüglich. Die Anordnung zweier Südpole zwischen einem
                              									Nordpole und umgekehrt erschien Goloubitzky sehr
                              									vortheilhaft, erforderte aber, daſs die Magnete vor dem Einsetzen magnetisirt
                              									wurden, was ihre Einstellung gegen die Membran erschwerte. Bequemer wäre daher die
                              									Anordnung zweier Nordpole und zweier Südpole neben einander.
                           18) In G. M. Hopkins' Mikrophon sitzt nach dem Scientific American, 1881 Bd. 44 S. 182 an der
                              									vertikalen Membran mittels einer Metallfassung ein horizontal liegender, 25mm langer und 6mm dicker Stift von Lichtkohle; gegen den Stift legt sich eine
                              									Batteriekohlenplatte von 31mm Durchmesser und 6mm Dicke in schräger Lage, welche an einem
                              									Seidenfaden aufgehängt ist, während in die Furche, die rings um die Platte läuft,
                              									feiner Kupferdraht gewackelt ist, der den Strom zuführt.
                           
                           19) A. d'Arsonval läſst sich nach den Comptes rendus, 1882 Bd. 95 S. 290 durch die
                              									Verwandtschaft des Telephons mit den dynamo-elektrischen Maschinen zu einer
                              									besonderen Anordnung der Spulen führen. Die kräftigere Wirkung des Telephons, die
                              									sich zeigt, wenn beide Magnetpole der schwingenden Platte gegenüber gestellt, und
                              									besonders, wenn flache Spulen einander sehr nahe gestellt werden, ist nicht auf
                              									Rechnung einer Uebererregung des Magnetes zu schreiben, denn seine Tragkraft wird
                              									eher schwächer. D'Arsonval glaubte daher, daſs die
                              									zwischen den beiden Polen gelegenen Theile der Bewickelung besonders kräftig wirken,
                              									und wurde durch einen Versuch in seiner Ansicht bestärkt. Daher wählte D'Arsonval die Anordnung des Magnetes, welche vor ihm
                              									schon Kiès für ElektromagneteEs ist daran zu erinnern, daſs sich dieselbe Anordnung schon in dem Submarin-Relais findet, welches Siemens und Halske im J. 1873 zur Wiener
                                    											Ausstellung geschickt hatten, und ebenso in dem Ruſsschreiber derselben
                                    											Firma. Ferner findet sich in der Deutschen Patentschrift * Nr. 2355 vom 14.
                                    											December 1877 eine Telephonanordnung von Siemens und
                                       												Halske, von welcher sich die D'Arsoval's nur dadurch unterscheidet, daſs die im ringförmigen
                                    											magnetischen Felde liegende Spule festliegt und einer Eisenmembran
                                    											gegenüberstellt, während Siemens und Halske die
                                    											Spule an einer Membran aus Messing oder Pergament befestigen.
                              									gewählt hatte. Wie Fig. 6 erkennen läſst, ist der
                              									Magnet M spiralförmig gebogen, in sein inneres Ende ist
                              									der Kern N eingeschraubt und er trägt um diesen die
                              									Spule B; auf das äuſsere Ende ist ein Schuh T aufgeschraubt, der die Spule B ringförmig von auſsen umgibt. Die schwingende Platte p liegt auf der Metallbüchse D, welche die Pole umgibt und wird durch das Mundstück C festgehalten. F ist die
                              									Leitungsschnur. Das ganze Instrument wiegt nur 350g und trotzdem gibt es die Sprache ganz klar und laut wieder.
                           
                              
                              Fig. 6., Bd. 248, S. 202
                              
                           20) In Dr. Binder's Telephon von cylindrischer Form (Zeitschrift für angewandte Elektricität, 1880 S. 259)
                              									ruht die schwingende Platte auf einem eisernen Ringe, von dessen innerem Umfange 6
                              									bis 8 Magnetstäbchen gegen den Boden des Hohlraumes gehen; dort sind sie an eine
                              									nicht zu dünne Platte von weichem Eisen festgeschraubt, in deren Mitte der Kern der
                              									unter der Weiſsblechplatte angebrachten Spule sich befindet, welche durch eine
                              									Schraube der Membran genähert werden kann. Der cylindrische Hohlraum ist 60 bis
                              										70mm hoch.
                           
                           21) Short's Telephon enthält nach der Zeitschrift für angewandte Elektricität, 1880 S. 429
                              									einen verbesserten Mechanismus, welcher behufs Erzeugung der Variationen der
                              									Stromstärke die Kohle stärker preſst und zwar einen Hebel, der nach Maſsgabe der
                              									Vibrationen der Membran auf einen Kohlenrahmen drückt; ein zweiter Kohlenrahmen ist
                              									dem ersteren gegenüber befindlich und zwischen beiden ist ein linsenförmiges
                              									Kohlenstück; die obere Kohlenschale hat eine Einfassung von Hartgummi und
                              									Platin.
                           22) J. D. Husband hat nach dem Telegraphic Journal, 1883 Bd. 12 S. 108 unlängst eine ganze Reihe von
                              									Telephon-Gebern und Empfängern patentirt. In den Gebern kommt eine aus zwei Theilen
                              									bestehende Platte zur Verwendung, deren beide Theile mit den zwei Drahtenden eines
                              									Stromkreises verbunden sind, während sie selbst durch einen nicht leitenden Streifen
                              									getrennt zu sein pflegen. Das Ganze liegt in einem Räume, der mit Pulver oder
                              									kleinen Stücken von Kokes u. dgl. angefüllt ist; das Pulver stellt die leitende
                              									Verbindung der beiden Theile, welche sehr verschiedene Form erhalten können, her. In
                              									der einen Form z.B. sind einfach die Enden der beiden Zuführungsdrähte durch die
                              									Löcher in einer runden Membran aus Vulkanit, Glimmer o. dgl. geflochten, jedes
                              									nahezu um denselben Umfang der Membran.
                           
                              
                              Fig. 7., Bd. 248, S. 203
                              
                           In der in Fig. 7 skizzirten
                              									Grundform des Empfängers findet sich ein Hufeisenelektromagnet M in aufrechter Stellung, dessen Schenkel parallel zu
                              									der schwingenden Platte P aus Glimmer, Metall o. dgl.
                              									stehen; das Verbindungsstück h – entweder ein Streifen
                              									aus einem magnetischen oder aus einem elastischen Materiale, an welch letzterem nur
                              									ein Stück magnetisches Material befestigt ist – ist mit dem einen Ende an der Platte
                              										P fest gemacht, mit dem anderen Ende wird es
                              									mittels der Regulirschraube s unter entsprechendem
                              									Druck auf den Kern des von der Platte P am weitesten
                              									abstehenden Schenkels des Elektromagnetes fest gepreſst und versetzt durch die
                              									Stromwechsel die Platte P in Schwingungen. Unter den
                              									verschiedenen Abänderungen dieses Empfängers sei nur noch die an Reis' Stricknadeltelephon erinnernde Form Fig. 8 erwähnt; hier ist das Verbindungsstück N halbkreisförmig gebogen und mit der Mitte an P befestigt, an seinen beiden Enden aber trägt es zwei
                              									Eisenstäbchen, welche von beiden Seiten her in eine Drahtspule eingesteckt werden,
                              									so daſs sie sich mit den freien Enden nahezu berühren.
                           
                              
                              Fig. 8., Bd. 248, S. 203
                              
                           23) Ein Versuch von C. Cuttriss, die Schwingungen einer
                              									Platte, gegen welche gesprochen wird, zu photographiren, wird beschrieben im Scientific American, 1881 Bd. 44 S. 389.
                           24) Rogers patentirte unlängst in Amerika ein Geheimtelephon, zu dessen Ausnutzung sich in New-York
                              									die Rogers' Secret Telephone Company mit 42,5 Mill.
                              									Mark Kapital gebildet hat. Jede Nachricht wird auf zwei verschiedenen, weit von einander entfernten
                              									Leitungsdrähten befördert; dazu dient ein umlaufender Arm (Vertheiler), welcher in
                              									rascher Folge abwechselnd Contact nach verschiedenen Drähten macht; wenn also Jemand
                              									das Gesprochene auf bloſs einem Drahte mitlesen will, so vermag er es nicht zu
                              									verstehen.
                           25) In der Spule U (Fig.
                                 										9) seines als Empfänger zu benutzenden Telephons wendet H. S. Thornberry in Winona, Minn, nach dem Scientific American, 1882 Bd. 46 S. 195 einen
                              									Spiraldraht d an, welcher mit dem einen Ende an der
                              									schwingenden Platte P und mit dem anderen an einer
                              									Regulirschraube s befestigt ist. Ein um die Spule
                              									herumgreifender Magnet M magnetisirt den Spiraldraht,
                              									so daſs die die Spule durchlaufenden Ströme kräftig auf ihn einwirken und er durch
                              									seine Ausdehnungen und Zusammenziehungen die Platte P
                              									in lebhafte Schwingungen versetzt. Die Platte liegt hinter einem gewöhnlichen
                              									Mundstück V; Magnet M und
                              									Spule U sind in einem kleinen Gehäuse G eingeschlossen, an dessen Klemmen k und k1 die biegsamen Stromzuleiter L geführt sind.
                           
                              
                              Fig. 9., Bd. 248, S. 204
                              
                           26) Ueber die Wirkungen im Mikrophon – namentlich mit
                              									Unterscheidung und Trennung der von den Luftschwingungen (Verdichtungen und
                              									Verdünnungen) unmittelbar herrührenden und den von den Erzitterungen des ganzen
                              									Instrumentes stammenden – hat Prof. J. Blyth eingehende
                              									Versuche angestellt und darüber der Royal Society of
                                 										Edinburgh (vgl. Engineering, Bd. 33 *S. 653)
                              									berichtet.
                           27) Lüdtge's Mikrophon. In D. p. J. 1878 229 148 und
                              									1879 232 231 ist der Prioritätsansprüche gedacht worden,
                              									welche Dr. R. Lüdtge auf Grund seines deutschen
                              									Patentes Nr. 4000 vom 12. Januar 1878 auf die Erfindung des Mikrophons erhoben hat.
                              									Mit Rücksicht darauf erscheint es angezeigt, auf eine Entscheidung hinzuweisen,
                              									welche das K. Patentamt unterm 25. März 1882 auf eine Nichtigkeitsklage gegen D. R.
                              									P. Nr. 4000 getroffen hat. Nach dem Patentblatt, 1882
                              									S. 67 soll der Patentanspruch nach den Worten „wie oben beschrieben“ nur die
                              									durch Zeichnung und Beschreibung dargestellte Construction schützen und daher sind
                              									in dem Patentansprüche die zu weit tragenden und namentlich das früher bekannte
                              									Kohlentelephon Edison's (1878 229 *263) mit umfassenden Worte „Berührung zweier elektrisch leitender
                                 										fester Körper“ zu ersetzen durch die Worte „Berührung zweier metallischer
                                 										Körper“, im übrigen aber ist der Nichtigkeitskläger mit seinem Antrage, das
                              									Patent Nr. 4000 hinsichtlich der in Fig. 1 der Patentzeichnung dargestellten
                              									Construction (vgl. 1879 232 * 232) für nichtig zu
                              									erklären, abzuweisen. Lüdtge's Patent Nr. 4000 ist
                              									übrigens inzwischen erloschen.
                           
                              
                                 E–e.