| Titel: | Ueber Neuerungen an Kokesöfen. | 
| Fundstelle: | Band 248, Jahrgang 1883, S. 209 | 
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                        Ueber Neuerungen an Kokesöfen.
                        Patentklasse 10. Mit Abbildungen auf Tafel 13.
                        Ueber Neuerungen an Kokesöfen.
                        
                     
                        
                           Die Kokesöfen zur gleichzeitigen Gewinnung von Theer und
                                 										Ammoniak von C. Otto und Comp. in
                              										Dahlhausen a. d. Ruhr (* D. R. P. Nr.
                                 										16436 und 19040 vom 15. Februar bez. 3. November 1881) schlieſsen sich im
                              									Allgemeinen den Coppée'schen Kokesöfen an (vgl. 1880
                              										237 * 454). Soll Theer und Ammoniak nur während eines
                              									Theiles der Verkokungszeit aus den Gasen gewonnen werden, so sind in dem Gewölbe der
                              									Oefen O, O1 (Fig.
                                 										1 bis 3 Taf. 13)
                              									auſser den Trichterlöchern T bezieh. T1, welche zum
                              									Beschicken der Oefen mit Kohlen dienen, noch Oeffnungen E und R angebracht. Durch erstere werden die
                              									gebildeten Gase mittels Gebläse abgesaugt, durch Oeffnungen R kehren die von Theer und Ammoniak befreiten Gase wieder zurück. Die
                              									senkrechten Züge V der Seitenwände münden in die
                              									unteren Sohlkanäle U und bilden die Verbindung zwischen
                              									den Oefen und den zugehörigen unteren Sohlkanälen. Beide Sohlkanäle S und U stehen durch
                              									Oeffnungen e mit einander in Verbindung. Jeder obere
                              									Sohlkanal S ist auſserdem durch den zugehörigen Fuchs
                              										F mit dem Hauptkanal H
                              									verbunden. Die Schieber s verschlieſsen entweder die
                              									Oeffnungen e, oder die Füchse F. Unter den unteren Sohlkanälen befinden sich noch Kühlkanäle n.
                           Es mögen z.B. 2 Oefen O und O1 im Betriebe sein bei Annahme einer
                              									48stündigen Garungszeit; man hat aus ersterem die Kokes der letzten Beschickung
                              									herausgedrückt, während Ofen O1 vor 24 Stunden gefüllt ist und sich bereits in sehr hoher
                              									Temperatur befindet. Während Ofen O durch T mit Kohlen gefüllt wird, ist die Oeffnung e durch den Schieber s
                              									gedeckt. Die Oeffnungen E und R sind ebenfalls geschlossen. Sobald der Ofen O mit Kohlen gefüllt ist, wird die Füllöffnung T geschlossen, die Oeffnung E, welche die
                              									Verbindung zum Gebläse vermittelt, aufgedeckt. Die Oeffnungen R sowie e bleiben während
                              									der Zeit, daſs die Gase abgesaugt werden, also in diesem Falle 24 Stunden, gesperrt.
                              									Bei Ofen O1 ist dagegen
                              										T1 und E1 geschlossen, die
                              									Oeffnung R1 sowie die
                              									Oeffnung e1 offen, E1 geschlossen, da der
                              									Schieber s1
                              									auf F1 liegt. Die aus dem
                              									Ofen O1 sich
                              									entwickelnden Gase gehen mit denen, welche aus der Oeffnung R1 in den Ofen O1 eintreten, durch die senkrechten
                              									Züge V1 in den unteren
                              									Sohlkanal U1, dann
                              									durch die Oeffnung e1
                              									und durch den oberen Sohlkanal S1 unter dem Ofen O1 entlang, alsdann durch den betreffenden
                              									Wendekanal W in den oberen Sohlkanal S unter O entlang, dann
                              									durch den Fuchs F nach dem Hauptkanale H.
                           Nachdem in diesem Beispiele Ofen O1 gar ist, was 24 Stunden nach Füllung von Ofen O der Fall ist, wird bei Ofen O die Oeffnung E geschlossen, Oeffnung R geöffnet, Schieber s auf
                              									Fuchs F geschoben, so daſs dieser geschlossen und
                              									Oeffnung e offen ist. Dagegen wird bei Ofen O1 Oeffnung R1 geschlossen und
                              									Schieber s1 auf
                              									Oeffnung e1 geschoben,
                              									so daſs Fuchs F1 offen
                              									und e1 geschlossen ist.
                              									Ofen O1 ist also jetzt
                              									vollständig gesperrt, während die Gase vom Ofen O durch
                              										V nach dem unteren Sohlkanale U, von da durch Oeffnung e
                              									nach dem oberen Sohlkanale S und dann durch den
                              									Wendekanal W nach dem oberen Sohlkanal S1 und von da durch
                              									Fuchs F1 nach dem
                              									Hauptkanale H entweichen. Bei Ofen O1 werden die Thüren
                              									aufgezogen, der Kokeskuchen wird herausgedrückt, sodann die Thüren wieder
                              									geschlossen, Trichterloch T1 geöffnet, der Ofen durch dasselbe mit Kohlen gefüllt, dann T1 geschlossen und E1 geöffnet, so daſs
                              									die sich entwickelnden Gase während der nächsten 24 Stunden nach dem Sauggebläse
                              									gehen, während Ofen O die Rolle des Heizers
                              									übernimmt.
                           In dieser Weise wechselt der Betrieb zwischen je zwei zu einander gehörenden Oefen.
                              									Die Dauer der Garungszeit ist gleichgültig. Dieselbe kann ebenso gut 24 als 48
                              									Stunden oder jede andere Zeit betragen; einen bestimmten Theil dieser Zeit saugt man
                              									stets die Gase der Oefen nach ihrer Füllung behufs Gewinnung von Theer und Ammoniak
                              									ab und läſst sie in diejenigen Oefen treten, welche ihre Gase in die Seitenwände
                              									abgeben und mit diesen Gasen in die Seitenwände gehen. Dadurch werden diese zwischen
                              									den anderen Oefen liegenden Seitenwände um so stärker geheizt. Die Hitze der
                              									abgehenden Gase kann durch Verbrennen der Gase mit heiſser Luft noch besonders
                              									erhöht werden. Jede einzelne Wand und jeder Sohlkanal ist also beständig
                              									geheizt.
                           Soll Theer und Ammoniak während der ganzen Dauer des Verkokungsprozesses gewonnen
                              									werden, so mündet von den senkrechten Zügen der Seitenwände ein Theil V (Fig. 4 und
                              										5 Taf. 13) in den oberen Sohlkanal S, ein
                              									Theil v in den unteren U.
                              									Entweder verbindet man einen senkrechten Kanal V mit
                              									einem anderen v, oder auch mehrere neben einander
                              									liegende zusammen.
                           Die Anheizung der Oefen und der erste Betrieb geschieht durch Heizung mit Gas,
                              									welches in einem besonderen Generator erzeugt wird. Die bei der Verkokung
                              									entwickelten Gase entweichen durch Oeffnungen E im
                              									Gewölbe zu den Apparaten, in welchen die Entziehung von Theer und Ammoniak stattfindet. Die
                              									von Theer und Ammoniak befreiten Gase kommen durch die Rohrleitung R zurück und werden durch das Rohr r mit einem oder mehreren Bläsern von der
                              									Maschinenseite oder der Kokesseite, oder von beiden Seiten her zugleich in den
                              									oberen Sohlkanal S geleitet, wo dieselben mit kalter
                              									oder mit heiſser Luft verbrennen, welche entweder aus den Kühlkanälen oder aus
                              									Aussparungen über dem Hauptkanale entnommen wird. Das Gasrohr wird so nahe über dem
                              									Hauptkanale in das Mauerwerk gelegt, daſs das Gas in demselben hoch erhitzt wird. Um
                              									die Entzündung der Gase zu erleichtern, ist entweder ein kleines Kokesfeuer oder ein
                              									Gitterwerk von feuerfesten Steinen dicht hinter dem Eintritte der Gase angebracht.
                              									Die Verbrennung findet im ganzen oberen Sohlkanal statt. Die heiſsen Gase entweichen
                              									durch die Oeffnungen o in die senkrechten Kanäle V, auf welchen sich die Regulirschieber s befinden, gehen durch die Verbindungskanäle n in die senkrechten Kanäle v und fallen durch die
                              									Oeffnung e in den unteren Sohlkanal U, von wo sie durch den Fuchs F zum Hauptkanale H entweichen.
                           Sollen vorhandene Coppée'sche Kokesöfen mit der
                              									Einrichtung zur Theer- und Ammoniakgewinnung versehen werden, so saugt man auch hier
                              									die bei der Verkokung sich entwickelnden Gase oben im Gewölbe durch die Oeffnungen
                              										E (Fig. 6 bis
                              										8 Taf. 13) ab. Die von Theer und Ammoniak befreiten Gase kommen durch die
                              									Rohrleitung R zurück und werden durch das Rohr r mittels eines oder mehrerer Bläser in den Sohlkanal
                              									zurückgeleitet, in welchem die Verbrennung stattfindet. Die Scheidewand s zerlegt den Sohlkanal in zwei Theile a und b. Die in den
                              									Theilen a aus dem Bläser ausströmenden und zur
                              									Verbrennung gelangenden Gase gehen in die senkrechten Züge e der beiden Seitenwände, dann durch die Verbindungskanäle n und die Züge v in das
                              									Sohlkanalstück b, um durch die Wendekanäle w in den Sohlkanal S des
                              									benachbarten Ofens zum Fuchse F und durch den
                              									Hauptkanal H zum Schornstein.
                           Solche Otto'sche Oefen stehen mehrere auf der Zeche
                              									Holland in Westfalen im Betriebe, in gröſserem Maſsstabe sind aber entsprechende Carvé'sche Oefen in Bessèges im Betriebe und werden
                              									neuerdings auch in Gelsenkirchen eingeführt. Diese Oefen mögen sich nach Angabe der
                              										Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen,
                              									1882 S. 260 überall da, wo man wie in Bessèges mit einer niederen
                              									Verkokungstemperatur (800 bis 900°) in den Zügen zufrieden ist, recht gut bewähren.
                              									Will oder muſs man aber in den Oefen eine bedeutend höhere Temperatur erzielen, wie
                              									dies beispielsweise für Saarkohle der Fall ist, so muſs die Verbrennung der Gase
                              									schon im Ofen selbst erfolgen, da durch die Verbrennung in den Zügen die Oefen zu
                              									sehr leiden würden. Auſserdem dürfte es fraglich sein, ob man durch Verbrennung der
                              									enttheerten Gase allein, welche ja schon einen Theil ihres Brennwerthes verloren
                              									haben, eine Temperatur
                              									von über 1400° in den Oefen, wie man sie bei Saarkohle allgemein für durchaus nöthig
                              									hält, zur Erzielung von brauchbaren dichten Kokes überhaupt wird erreichen
                              									können.
                           Statt wie gewöhnlich den Ofenraum nach oben hin durch ein Gewölbe abzuschlieſsen,
                              									wird bei den Kokesöfen von H. Müller
                              									in Kohlscheid (* D. R. P. Nr. 20 582 vom
                                 										23. Mai 1882) die Decke durch ein stufen weises Ueberkragenlassen der Sei
                              									ten wände gebildet, so daſs diese sich in wenigen Absätzen bis auf einen Abstand von
                              									nur 5 bis 10cm einander nähern. Der verbleibende
                              									Spalt s (Fig. 10
                              									Taf. 13) wird nur so weit, als es zur Sicherheit des Ganzen erforderlich ist, etwa
                              									alle 0,5 bis 1m durch eine schmale Brücke
                              									unterbrochen, oben aber durch lose, nach beiden Seiten übergreifende Platten c überdeckt bezieh. geschlossen. Oberhalb dieser
                              									Platten entfernen sich die erwähnten Seitenwände wieder von einander und bilden hier
                              									eine offene, sich nach oben erweiternde Rinne d, welche
                              									einerseits als Fülltrichter für den Ofenraum dient, andererseits es erleichtert, die
                              									unvollkommene Dichtung jener Platten durch Verschmieren mit Lehm oder Aufstreuen von
                              									Kokesstaub o. dgl. zu vervollständigen. Dagegen behalten die Längsmauern zwischen
                              									jenen Rinnen oben immerhin noch eine hinlängliche Breite, daſs man der Länge nach
                              									eine schmalspurige Transportbahn hinüberführen kann.
                           Die bei dem Verkokungsprozesse entwickelten Gase sammeln sich zunächst in den kleinen
                              									Längskanälen e, welche sich von selbst zwischen den
                              									Abstufungen der Decke und den natürlichen Böschungsflächen der eingefüllten Masse
                              									bilden, und treten aus diesen durch zahlreiche in den Steinen a selbst ausgesparte Kanälchen z (Fig. 9) und
                              									in den Steinen b ausgesparte Kanälchen o, also in groſser Vertheilung in die innerhalb der
                              									Seiten- bezieh. Zwischenmauern in gewöhnlicher Weise gebildeten Heizkanäle h1 um hier mittels der
                              									aus den oberen Luftkanälen i ebenfalls in zahlreichen
                              									Strahlen einfallenden, bereits vorgewärmten atmosphärischen Luft verbrannt zu
                              									werden. Die Verbrennungsproducte bespülen noch die Sohlen der Oefen in den Kanälen
                              										k, um durch diese in die Sammelkanäle und
                              									schlieſslich zur Esse zu gelangen.
                           Der Ofen zur Verkokung oder Destillation von Steinkohlen
                              									von L. Semet und E. Solvay in
                              										Brüssel (* D. R. P. Nr. 18 935 vom
                                 										11. Mai 1881) enthält zu beiden Seiten der die Gewölbe tragenden Mauern
                              										a (Fig. 11 bis
                              										16 Taf. 13) groſse Hohlsteine e von geringer
                              									Wandstärke, welche neben einander gestellt senkrechte (Fig. 11 und
                              										12), auf einander gelegt wagrechte Züge (Fig. 13,
                              										15 und 16) bilden.
                              									Die Flammen streichen von den Rosten n aus unter den
                              									Böden c der so gebildeten Kammern A hin, theilen sich am hinteren Ende der Oefen in zwei
                              									Ströme, welche die seitlich angeordneten Reihen der Höhlsteine durchziehen und
                              									schlieſslich beim Schieber s zum Schornstein
                              									entweichen. Wenn erforderlich, kann man auſserdem durch entsprechende, von den
                              									Gasleitungsröhren i abgehende Zweigrohre bei x Gas eintreten lassen, sowie in den Mauern a
                              									senkrechte Kanäle
                              									anbringen, welche in Kanälen y unter der Ofensohle
                              									erwärmte Luft bis an die Gaseinführungsöffnungen bei x
                              									leiten.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
