| Titel: | Ueber die Untersuchung von Eisen und Stahl. | 
| Fundstelle: | Band 248, Jahrgang 1883, S. 213 | 
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                        Ueber die Untersuchung von Eisen und
                           								Stahl.
                        Ueber die Untersuchung von Eisen und Stahl.
                        
                     
                        
                           Zur Bestimmung des gesammten Kohlenstoffgehaltes in Roheisen
                                 										und Stahl übergieſst H. F. Starr 3g Stahl oder 1g
                              									Eisen in einem kleinen Becherglase mit 50cc
                              									neutraler verdünnter Kupferchloridlösung und hält das Becherglas anfangs in
                              									Bewegung, damit das Kupfer schwammig ausgeschieden wird. Ist nach etwa 10 Minuten
                              									die Zersetzung beendet, so fügt man 50 bis 75cc
                              									concentrirte Kupferchloridlösung und 10cc
                              									concentrirte Salszsäure hinzu, setzt auf ein Wasserbad, bis das Kupfer gelöst ist,
                              									und filtrirt durch ein Asbestfilter. Den ausgeschiedenen Kohlenstoff wäscht man mit
                              									heiſsem Wasser, dann mit etwas absolutem Alkohol, bringt den Trichterinhalt in ein
                              									Verbrennungsrohr, verbrennt im Sauerstoffstrome und absorbirt die Kohlensäure
                              									mittels Natronkalk. (Nach School of Mines Quarterly,
                              									1882 S. 290. Vgl. 1882 246 240.)
                           V. Eggertz hat Kohlenstoffproben
                                 										für Eisen theils mit Jod, theils colorimetrisch ausgeführt. 5g Bohrspäne wurden mit Jodeisenlösung bei 0° behandelt; dann wurde
                              									durch ein mit Salzsäure und Fluorwasserstoffsäure gereinigtes tarirtes FilterDie Papierfabrik von C. Schleicher und Schüll in
                                    											Düren liefert solche mit Fluorwasserstoffsäure ausgewaschene
                                    										Filter., dessen Aschengehalt 0mg,1
                              									nicht überstieg, abfiltrirt. Das Ungelöste wurde auf dem Filter 2 bis 3 mal mit
                              									kaltem Wasser, dann mit einer 80° warmen Mischung von 2 Raumtheilen Wasser und 1 Th.
                              									Chlorwasserstoffsäure von 1,12 sp. G. ausgewaschen, bis Jod und Eisen völlig
                              									entfernt waren, worauf warmes Wasser aufgegeben wurde, bis die Chlorwasserstoffsäure
                              									beseitigt war. Das Filter wurde nun in einen tarirten Platintiegel auf dem
                              									Wasserbade in einem dicken Glasrohre getrocknet, da sich die
                              									Kohlenjodwasserverbindung bereits bei 101° zersetzt. Nach 6 bis 8 Stunden wurde
                              									gewogen, dann in demselben Platintiegel Filter und Kohlenmasse langsam verbrannt.
                              									Nach der erhaltenen Kieselsäure oder Asche wurde dann dem Verhältnisse von 94 zu 100
                              									gemäſs das Gewicht des vor dem Glühen vorhandenen Hydrates berechnet und dieses von
                              									dem Gewichte der Kohlenmasse abgezogen, deren Kohlengehalt auf 60 Proc. geschätzt
                              									wurde. Die auf diese Weise erhaltenen Resultate stimmten mit den auf
                              									colorimetrischem Wege gefundenen Zahlen befriedigend überein. (Nach den Jern Kontorets Annaler, 1882 durch die Berg- und Hüttenmännische Zeitung, 1883 S. 6.)
                           Bezüglich der wechselseitigen Beziehung des Kohlenstoffes zum
                                 										Eisen in Stahl sprechen nach G. E. Woodcock
                                 										(Iron, 1882 Bd. 19 S. 469) die Ergebnisse der Eggertz'schen Kohlenstoffprobe gegen das Vorhandensein einer chemischen
                              									Verbindung zwischen Kohlenstoff und Eisen. Die Härtung
                              									des Stahles beruht auf einer Umwandlung des Kohlenstoffes, in eine dem Diamant
                              									entsprechende Form. Dem entsprechend ist der aus dem Ofen kommende Cementstahl trotz
                              									seines gesteigerten Kohlenstoffgehaltes ebenso weich als das zu seiner Herstellung
                              									verwendete Schmiedeisen. Wird er dann erhitzt und abgekühlt, so wird er hart und die
                              									Bruchfläche zeigt zahllose Diamanten ähnliche Krystalle, welche daher wohl als
                              									Ursache der Härtung anzusehen sind. Als Woodcock z.B.
                              									einen Rundstab von 32mm Durchmessser mit 1,03
                              									Proc. wirklichen Kohlenstoffgehalt, während die colorimetrische Probe 1,17 Proc.
                              									angab, nach der Erhitzung und Abkühlung untersuchte, ergab die colorimetrische Probe
                              									vom äuſseren Rande 0,79 Proc., 6mm vom Rande 0,88,
                              									dann weiter nach innen 0,95, 1,08 Proc. und in der Mitte 1,14 Proc., während der
                              									wirkliche Kohlenstoffgehalt nirgends mehr als nur 0,03 Proc., von dem anfangs
                              									gefundenen abwich, so daſs also in dem Zustande des Kohlenstoffes eine wesentliche
                              									Veränderung stattgefunden hatte. Woodcock nimmt nun an,
                              									daſs sich die Moleküle in rothwarmem Zustande ausdehnen und der Kohlenstoff
                              									theilweise ausgeschieden wird. Bei plötzlicher Abkühlung wird dann der Kohlenstoff'
                              									nicht wieder absorbirt, sondern er scheidet sich unter Mitwirkung einer geringen
                              									Menge von Wasserstoff in
                              									der Form von Diamanten aus. Wird dagegen langsam gekühlt, daſs keine Krystallisation
                              									eintritt, so erfolgt auch keine Härtung. Bei der Auflösung des gehärteten Stahles in
                              									Säuren entweicht der krystallisirte Kohlenstoff als Gas, der Rückstand an
                              									Kohlenstoff ist daher geringer als vor dem Härten, so daſs die colorimetrische
                              									Bestimmung weniger gebundenen Kohlenstoff und die Lösung in Säuren weniger
                              									ausgeschiedenen Kohlenstoff ergibt. Als Ursache der Umwandlung des Kohlenstoffes aus
                              									dem amorphen in den krystallinischen Zustand sieht Woodcock die Gegenwart von Wasserstoff an. Für diese Auffassung soll
                              									ferner der Umstand sprechen, daſs nur der Kohlenstoff die Eigenschaft besitzt, Stahl
                              									zu härten. Phosphor und Silicium haben nur in so fern Einfluſs, als sie die
                              									Ausscheidung des Kohlenstoffes in der Rothwärme des Stahles befördern, so daſs dabei
                              									mehr Kohlenstoff krystallisirt und verhältniſsmäſsig gröſsere Härte erzielt wird.
                              									Dem entsprechend zeigt die colorimetrische Bestimmung, im gleichen Verhältnisse wie
                              									der Phosphor und Silicium im Stahle zunehmen, einen niedrigeren Kohlenstoffgehalt,
                              									weshalb auch nach verschiedenen Verfahren hergestellte Stahlsorten bei gleichem
                              									wirklichem Kohlenstoffgehalte bei der colorimetrischen Untersuchung verschiedene
                              									Resultate ergeben (vgl. 1881 242 438. 1882 246 240).
                           Die Bestimmung des Mangans in Eisen geschieht nach
                              									Mittheilung von Goetz auf den Eisenwerken in Cleveland,
                              									Ohio, colorimetrisch. Zu diesem Zweck löst man 0g,2 Eisen in 10 bis 15cc Salpetersäure unter
                              									Erwärmen auf, läſst abkühlen und füllt mit destillirtem Wasser zu 100cc auf. Man bringt nun mittels Pipette 10cc dieser Lösung in ein Becherglas, setzt 2cc Salpetersäure hinzu, erhitzt bis zum
                              									beginnenden Sieden, entfernt dann die Flamme und setzt zu der heiſsen Flüssigkeit
                              									Bleisuperoxyd. Man schüttelt nun, erwärmt noch kurze Zeit, läſst etwas abkühlen,
                              									filtrirt durch ein Asbestfilter in eine Standbürette und wäscht mit kaltem Wasser
                              									nach. In eine zweite Bürette bringt man nun, je nachdem die rothe Farbe der zu
                              									prüfenden Eisenlösung lichter oder dunkler erscheint, 1 bis 4cc einer Lösung von übermangansaurem Kalium,
                              									welche im Liter 144mg desselben, somit in 1cc 0mg,05 Mangan
                              									enthält, und verdünnt mit Wasser, bis beide Flüssigkeiten die gleiche Farbe
                              									zeigen.
                           A. Ledebur empfiehlt in der Berg- und Hüttenmännischen Zeitung, 1882 S. 417 dieses Verfahren für
                              									Eisen, welches bis 2 Proc. Mangan enthält; für höhere Gehalte ist es weniger genau.
                              									Ein Bessemerstahl, welcher gewichtsanalytisch 0,48 Proc. Mangan enthielt,
                              									colorimetrisch untersucht, ergab 13cc,3
                              									Eisenlösung, während in der anderen Bürette 2cc
                              									Normallösung auf 14cc,2 verdünnt werden muſsten,
                              									entsprechend (0,25 × 2 × 13,3) : 14,2 = 0,46 Proc. Mangan.
                           Zur Bestimmung des Siliciums in Eisen und Stahl wird
                              									nach Th. M. Drown und P. W.
                                 										Shimer (vgl. 1881 242 437) das Eisen in
                              									Salpetersäure gelöst, zur wenigstens hauptsächlichen Vertreibung derselben mit
                              									verdünnter Schwefelsäure gekocht, mit Wasser verdünnt, möglichst heiſs filtrirt, der Rückstand erst mit
                              									heiſsem Wasser, dann mit Salzsäure, schlieſslich wieder mit siedendem Wasser
                              									gewaschen, getrocknet, geglüht und als Kieselsäure gewogen, während nach der
                              									gewöhnlichen Methode, wie bekannt, die Späne in Salzsäure gelöst, die Lösung zur
                              									Trockne gebracht, der Rückstand mit verdünnter Salzsäure aufgenommen, filtrirt, der
                              									Rückstand getrocknet, mit kohlensaurem Kali-Natron geschmolzen, abermals mit
                              									verdünnter Salzsäure gelöst, filtrirt, der Rückstand getrocknet, geglüht und
                              									ebenfalls als Kieselsäure gewogen wird. Nach Versuchen von H. v. Jüptner (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen,
                              									1882 S. 571) gibt ersteres Verfahren, wenn die Salpetersäure vollständig
                              									ausgetrieben wird, befriedigende Resultate, ebenso auch, wenn man gleich zum
                              									Auflösen der Späne ein Gemisch von 3 Raumtheilen Schwefelsäure von 1,13 sp. Gr. und
                              									1 Th. Salpetersäure von 1,4 sp. G. anwendet. Wurde jedoch die Salpetersäure nicht
                              									vollständig ausgetrieben, so blieb ein Theil der Kieselsäure gelöst und man erhielt
                              									zu niedere Resultate.
                           In Folge dessen wurde die salpetersaure Lösung zur Trockne gebracht, dann mit
                              									verdünnter Schwefelsäure (1,13 sp. Gr.) aufgenommen, bis zum Sieden erhitzt, nach
                              									dem Abkühlen mit Wasser verdünnt, neuerdings erhitzt und heiſs filtrirt, im Uebrigen
                              									aber wie früher verfahren. Die Resultate waren vollkommen befriedigend, ebenso, wenn
                              									man die salzsaure Lösung der Eisenspäne zur Trockne brachte, den Rückstand mit
                              									verdünnter Schwefelsäure behandelte, filtrirte, mit Salzsäure und heiſsem Wasser
                              									wusch, trocknete, glühte und wog.
                           Zur Bestimmung von Schwefel in Eisen und Stahl löst G. Craig (Chemical News, 1882 Bd. 46 * S. 199) die
                              									Probe in Salzsäure, leitet das sich entwickelnde Gas in eine mit Ammoniak versetzte
                              									Lösung von Wasserstoffsuperoxyd und fällt die aus dem Schwefelwasserstoff gebildete
                              									Schwefelsäure als Bariumsulfat.
                           H. Rocholl (Daselbst S. 236) zeigt dagegen, daſs bei
                              									Gegenwart von Kupfer ein Theil des Schwefels nicht als Schwefelwasserstoff erhalten,
                              									somit bei diesem Verfahren übersehen wird.