| Titel: | Neuerungen an Dampfkessel-Feuerungen. | 
| Fundstelle: | Band 248, Jahrgang 1883, S. 221 | 
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                        Neuerungen an Dampfkessel-Feuerungen.
                        Patentklasse 13. Mit Abbildungen auf Tafel 14 ff.
                        Neuerungen an Dampfkesselfeuerungen.
                        
                     
                        
                           Feuerungen für Locomotiven und Schiffskessel.
                           J. Ball
                                    											Ball in London (* D. R. P. Nr. 14 167 vom 24. December 1880) hat, wie Fig. 1 und
                              										2 Taf. 14 zeigen, vor dem etwas verkürzten Rost (mit Rücksicht auf den
                              									bei Locomotiven üblichen Gebrauch der Bezeichnungen „vom“ und
                              									„hinten“) zwei Wasserkammern H und B angebracht, von denen die letztere sich unmittelbar
                              									an die durchlöcherte Rohrwand anschlieſst, während erstere die beiden seitlichen
                              									Wasserräume der Feuerbüchse mit einander verbindet. Beide Kammern bilden einen nach
                              									oben sich zu einem schmalen Spalte verengenden Kanal P,
                              									in welchen durch eine gebogene stellbare Klappe L der
                              									Luftstrom eingeleitet wird. Die Brennstoffschicht soll die Höhe der Wasserkammern
                              									haben, also verhältniſsmäſsig hoch sein. Die Luft wird aus dem engen Spalte mit
                              									groſser Geschwindigkeit austreten und da sie den aus dem Brennstoffe aufsteigenden
                              									Gasstrom ungefähr senkrecht trifft, so kann auch eine ziemlich. gute Mischung
                              									stattfinden. Allerdings werden die oberen Schichten durchschnittlich zu wenig, die
                              									unteren zu viel Luft erhalten, wie es bei einer solchen einseitigen Luftzuführung immer der Fall sein muſs. Es wird hier aber
                              									weder die Rohrwand, noch ein anderer Theil der Feuerbüchse von einer schädlichen
                              									Stichflamme getroffen werden. Damit der in den Kammern H und B sich bildende Dampf leicht entweichen
                              									kann, wird es zweckmäſsig sein, die oberen Begrenzungen der Kammern nach den Seiten
                              									ansteigen zu lassen.
                           Fr.
                                    											Reimherr in Dortmund (* D. R. P. Nr. 20 818 vom 20. Juni 1882) hat zur Einführung
                              									der Luft von oben die in Fig. 3 bis
                              										5 Taf. 14 dargestellte Einrichtung getroffen. Die Ringe a, welche auf beiden Seiten zwischen der äuſseren und
                              									inneren Wand der Feuerbüchse eingenietet sind, nehmen Rohrstutzen b auf, an welche sich auſsen die nach vorn gerichteten
                              									Windfänge c schlieſsen. Im Inneren ist zwischen die
                              									Stutzen b ein T-förmiges
                              									Rohr D eingehängt, dessen vertikaler Schenkel unten
                              									einen Hohlcylinder e aus Bronze trägt. Ferner ist in
                              									diesen Schenkel ein Steg i, ein Trichter h und ein guſseiserner Rippenkörper k eingesetzt. i und h dienen zur Führung und k
                              									zur Erwärmung der durch die Windfänge c einströmenden
                              									Luft. Der Cylinder e, welcher behufs Kühlung durch zwei
                              									Röhren f mit dem Wasserraume über der Feuerbüchse in
                              									Verbindung steht, ist ringsum durch schräg nach unten gerichtete Düsen g durchbrochen, durch welche die Luft nach allen Seiten
                              									über das Brennmaterial ausströmt. Zur Regulirung der Luftmenge sind in den
                              									Windfängen c Drosselklappen angebracht. Der Raum
                              									zwischen dem Rohre D und der Feuerbüchsdecke ist mit
                              									Steinen ausgesetzt; ferner sind auch unten an die horizontalen Arme von D Steine p angehängt damit die im hinteren
                              									Theile der Feuerbüchse sich sammelnden Gase nur unter p
                              									hinweg entweichen können und so mit der Luft in Berührung gebracht werden. Ein
                              									Uebelstand dieser Einrichtung ist, daſs durch dieselbe der Zugang zu den Röhren
                              									versperrt, auch die Bedienung der vorderen Hälfte des Rostes etwas erschwert
                              									wird.
                           W. M. Fisher, Th. T. Heath, A. und Ch. Lawrence und J. A. Gano in
                              										Cincinnati, Nordamerika (* D. R. P.
                                 										Nr. 11366 vom 3. März 1880) haben ein Patent auf die in Fig. 6 Taf.
                              									14 abgebildete Construction genommen. Die entsprechend lang ausgeführte Feuerbüchse
                              									ist hier durch eine hohe Feuerbrücke C in zwei Kammern
                              										A und E getheilt. In
                              										A soll offenbar hauptsächlich die Ent- und
                              									Vergasung, in E die Verbrennung stattfinden. Die
                              									Luftzuführung zu E findet durch eine groſse Anzahl im
                              									Boden befindlicher Löcher statt. Eine besondere Regulirvorrichtung ist nicht
                              									angegeben. Die Feuerbrücke wird durch eine Wasserkammer gebildet, welche durch Rohre
                              									einerseits mit dem Wasserraume, andererseits mit dem Dampfraume über der Feuerbüchse
                              									in Verbindung steht, so daſs eine Wasserströmung durch dieselbe hindurch erzielt
                              									wird. Die Anordnung erscheint nicht zweckmäſsig. Selbst wenn genügend Luft durch den
                              									Boden von E eindringt, wird kaum eine innige Mischung
                              									derselben mit den Gasen stattfinden. In den oberen Röhren wird Luftmangel, in den
                              									unteren Luftüberschuſs vorhanden sein. Auſserdem wird sich aber der Boden von E bald mit Flugasche bedecken. Allerdings ist dieser
                              									Boden als eine zweitheilige Klappe eingerichtet, so daſs er vom Führerstande aus in
                              									eine geneigte Lage gebracht werden kann; auch sind seitliche Dampfdüsen zum Abblasen
                              									des Bodens angeordnet; doch wird die Reinhaltung desselben den Heizer unnöthig mit
                              									Arbeit belasten.
                           W.
                                    											Lawrence in London (* D. R. P. Nr. 4015 vom 15. Juni 1878) bringt an der Rückwand
                              									der Feuerbüchse einen unten offenen Kasten an (vgl. Fig. 7 und
                              										8 Taf. 14) und gibt den Roststäben eine solche Form, daſs unter dem
                              									Kasten eine geschlossene querliegende Mulde gebildet wird. Das durch ein
                              									horizontales, mit einer Klappe verschlieſsbares Rohr eingeführte Brennmaterial
                              									(Kohlen) wird in dem Kasten so lange zurückgehalten, bis die flüchtigen
                              									Kohlenwasserstoffe durch die rückstrahlende Wärme ausgezogen sind. Dann wird die
                              									wellenförmig gestaltete Klappe i, welche den Haupttheil
                              									des Kastens bildet, aufgestoſsen, so daſs die Kokes auf den Rost fallen, wieder
                              									zurückgezogen und der Kasten mit frischen Kohlen gefüllt. Da durch den stark
                              									verkürzten eigentlichen Rost jedenfalls nicht genügend Luft einströmen kann, soll
                              									durch einen Dampfstrahl oberhalb des Kastens noch Luft eingeblasen werden. Es ist
                              									anzunehmen, daſs neben dem Kasten Thüren vorhanden sein sollen, durch welche der
                              									Rost und womöglich auch die Röhren zugänglich sind.
                           Das dieser Einrichtung zu Grunde liegende Prinzip, die Kohlen zu entgasen, ehe sie
                              									auf den Rost gelangen, und diese Entgasung allmählich und gleichzeitig mit
                                 										der Verbrennung der Destillationsproducte und der Kokes vor sich gehen zu
                              									lassen, ist nur zu empfehlen. Da zur Entgasung der Kohlen nur Wärme, aber keine Luft
                              									nöthig, so ist es ganz angezeigt, daſs sie während der Entgasung keinen Theil der
                              									Rostfläche in Anspruch nehmen. Die dargestellte Ausführung dürfte jedoch mangelhaft
                              									sein. Die Vermischung der oben eingeblasenen Luft mit den Gasen wird unvollständig
                              									sein. In den oberen Röhren wird sich Luftüberschuſs, in den unteren Röhren
                              									Luftmangel, d.h. viel Kohlenoxyd finden. Der Kasten i
                              									ist ferner sehr der Zerstörung durch Hitze ausgesetzt.
                           A.
                                    											Desgouttes in Paris (* D. R. P. Nr. 8279 vom 22. März 1879 mit Zusatz * Nr. 12 942 vom 8.
                                 										September 1880) bezweckt mit der in Fig. 9 und
                              										10 Taf. 14 gezeichneten Rostconstruction ebenfalls, die Entgasung der
                              									Kohlen in hoher Schicht an einer bestimmten Stelle, nämlich in der Mitte des Rostes
                              									zu veranlassen. Der Rost ist kuppelförmig, an den 4 Seiten jedoch gerade; es ist
                              									daher eine gröſsere Anzahl verschiedener Stabformen nothwendig, nur in der Mitte
                              									liegen mehrere Stäbe gleicher Form neben einander. Die Kohlen sollen in der Mitte
                              									aufgehäuft werden und dann von hier allmählich nach allen Seiten hinabrutschen, wozu
                              									bei Locomotiven die rüttelnden Bewegungen beitragen werden. Damit durch die Mitte
                              									des Rostes, wenn dieselbe bei unachtsamer Bedienung von Kohlen entblöſst wird, nicht
                              									übermäſsig viel Luft eindringen könne, soll nach dem Zusatzpatent unter der Mitte
                              									eine umgestürzte Blechschale angebracht werden. Ferner soll nun, „um die
                                 										Verbrennung in der Mitte zurückzuhalten“, durch ein mit Regulirhahn und
                              									Brause versehenes Rohr Wasser über den mittleren Theil des Rostes ausgegossen
                              									werden, entweder fortwährend oder zeitweilig. Es erscheint nicht unmöglich, daſs
                              									diese Einspritzung von Wasser in gewisser Hinsicht günstig wirkt. Zunächst wird der
                              									entstehende Dampf das direkte Entweichen der in der Mitte sich bildenden
                              									Kohlenwasserstoffe verhindern und eine Mischung der Gase und der Luft befördern.
                              									Dann wird er den Zug verstärken. Diese Zugverstärkung soll sogar so bedeutend sein,
                              									daſs das Blasrohr überflüssig wird; ja es wird empfohlen, in die Enden der Röhren
                              									nach Fig. 11 kleine durchbrochene Kegel einzusetzen, um so die Geschwindigkeit
                              									der Gase zu vermindern. Sämmtliche Kegel sind an einer gemeinsamen Platte zu
                              									befestigen, um sie behufs Reinigung der Röhren schnell entfernen zu können.
                           Als Vorzug dieser Feuerung wird noch angeführt, daſs an den Wandungen der Feuerbüchse
                              									sich stets die in heller Glut befindlichen Kohlen befinden und die Wandungen daher
                              									bessere Heizflächen bildeten und dauerhafter würden, als wenn sie periodisch mit
                              									kalten Kohlen in Berührung kämen. Trotzdem dürfte ein Zweifel über die praktische
                              									Brauchbarkeit der Construction berechtigt sein.
                           Die Feuerungen nach Tenbrink's System, wie sie
                              									neuerdings von Nepilly (vgl. 1882 243 * 283) für Locomotiven wieder in Vorschlag gebracht sind, dürften für diese
                              									doch unter Umständen bedenklich sein, so vortheilhaft sie auch hinsichtlich einer
                              									guten rauchfreien Verbrennung sind. Die nach oben zurückschlagende Flamme trifft
                              									fast als Stichflamme gegen die Decke der Feuerbüchse, um so mehr, je geringer der
                              									Abstand zwischen der Feuerbrücke und der Decke ist, so daſs eine schnelle Zerstörung
                              									des Bleches an der betreffenden Stelle zu befürchten steht. Diese Befürchtung wird
                              									gerechtfertigt durch die Explosion einer Locomotiv-Feuerbüchse, welche nach dem Engineer, 1882 Bd. 53 S. 469 am 26. December 1881 auf
                              									der North-Eastern-Eisenbahn unweit Stockton in England stattfand. Der ganze Kessel
                              									wurde dabei weit fortgeschleudert und fiel auf einen vorauffahrenden Zug. Der Führer
                              									und der Heizer der Locomotive, sowie ein Schaffner des vorauffahrenden Zuges wurden
                              									sofort getödtet und mehrere Personen verwundet. Die aus 13mm starkem Kupferbleche in den gewöhnlichen Maſsen
                              									hergestellte Feuerbüchse war nach Tenbrink's System mit
                              									einer gemauerten, schräg ansteigenden Feuerbrücke versehen und der Riſs erfolgte an
                              									der Kante oberhalb der Feuerthür. Die Locomotive war erst 21 Monat in Betrieb. Es
                              									zeigte sich bei der Untersuchung, daſs sowohl die innere Seite der Kupferplatten,
                              									wie die Nietköpfe an der Bruchstelle, d.h. also an der Stelle, welche von der
                              									zurückschlagenden Flamme getroffen wird, verbrannt waren. Allerdings wird von dem
                              									Berichterstatter als direkte Ursache des Unfalles Entblöſsung der Feuerbüchsdecke
                              									von Wasser angenommen. Ein in der Mitte der Decke eingeschraubter
                              									Sicherheitspfropfen war nicht geschmolzen, was dadurch erklärt wird, daſs er auf der
                              									unteren Fläche mit einer harten Kruste sich bedeckt hatte.
                           Jedenfalls wird es also bei Anwendung der Nepilly'schen
                              									Construction nöthig sein, den Abstand zwischen dem Feuerschirme und der
                              									Feuerbüchsdecke wie auch der hinteren Feuerbüchswand genügend groſs zu nehmen.
                           D. Mc. J. Reid in Calcutta, Bengalen (Erl. * D. R. P.
                              									Nr. 14 998 vom 18. Februar 1881) will die Wände der Feuerbüchsen dadurch schützen,
                              									daſs er dicht vor denselben rings herum vertikale Wasserröhren a (Fig. 13
                              									Taf. 14) anordnet, welche zugleich die Heizfläche wesentlich vergröſsern. Vor der
                              									Rohrplatte, welche für gewöhnlich am meisten zu leiden hat, sind zwei Reihen Röhren
                              									angebracht. Sämmtliche Röhren a sind unten mit
                              									cylindrischem Gewinde durch einen Kasten c
                              									hindurchgeschraubt, dessen Querschnitt Fig. 12
                              									zeigt, und oben mit conischem Gewinde in die Feuerbüchsdecke eingedichtet. Unten
                              									wird die Dichtung durch aufgeschraubte Muttern bewirkt. Der Kasten ist durch mehrere
                              									Röhren f mit dem Kessel verbunden, in vertikaler
                              									Richtung jedoch etwas beweglich, um der Ausdehnung der Röhren a folgen zu können. Durch seitliche Oeffnungen tritt
                              									das Wasser unten in die Röhren ein und nimmt, in denselben aufsteigend, einen
                              									groſsen Theil der erzeugten Wärme auf. Bei starker Anstrengung der Maschine soll das
                              									Speisewasser zum Theile oder ganz in den Kasten c
                              									eingeführt werden. Die
                              									beschriebene Einrichtung soll es unter Umständen ermöglichen, die Feuerbüchse aus
                              									Eisen oder Stahl herzustellen, jedenfalls aber die Reparaturkosten vermindern. Es
                              									ist dies eine der wenigen patentirten Constructionen, bei welchen nur die
                              									Dauerhaftigkeit, nicht aber eine möglichst vollständige Ausnutzung des Brennstoffes
                              									ins Auge gefaſst ist. Die Verbrennung wird allerdings wegen der starken Kühlung
                              									mangelhaft sein.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
