| Titel: | Neues Verfahren, um Eisen mit bronzefarbenen Oxydüberzügen zu versehen; von Leopold Mayer. | 
| Autor: | Leop. Mayer | 
| Fundstelle: | Band 248, Jahrgang 1883, S. 250 | 
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                        Neues Verfahren, um Eisen mit bronzefarbenen
                           								Oxydüberzügen zu versehen; von Leopold Mayer.
                        L. Mayer's Verfahren, Eisen zu bronziren.
                        
                     
                        
                           Alle bis jetzt bekannten Bronzirungs- oder Brünirungsverfahren – durch Bestreichen
                              									von Eisen mit sauren Kupfer- oder Eisenlösungen, Eintrocknenlassen derselben an
                              									der Luft, Abbürsten des auf diese Weise gebildeten Rostes und noch mehrmaliges
                              									Wiederholen derselben Operationen – geben nur einen mehr oder minder licht oder
                              									dunkel rothbraunen Rostüberzug auf Eisengegenständen. Das Barff'sche Verfahren sowohl, als auch das Erhitzen von Eisengegenständen
                              									im überhitzten Wasserdampfe gestattet nur, eine schwarze Eisenoxydoxydulschicht auf
                              									Eisen hervorzubringen. Diese beiden letztgenannten Verfahren haben überdies noch den
                              									Nachtheil, daſs sich die Eisenoxydoxydulschicht nach kurzer Zeit vom Eisen
                              									abblättert und nun ein Rosten ermöglicht wird. (Vgl. 1882 245*292.)
                           Eisengegenstände können leicht durch Eintauchen in Kupferlösungen oder auf
                              									galvanischem Wege verkupfert und vermessingt werden; diese Ueberzüge blättern sich
                              									jedoch auch schon nach kurzer Zeit, besonders wenn die Eisenoberfläche nicht ganz
                              									blank geputzt war, wieder los, wenn sie dem Einflüsse von feuchter Luft ausgesetzt
                              									werden. Mit dem folgenden Verfahren gelingt es leicht, Eisengegenstände, besonders
                              									für kunstgewerbliche Zwecke, mit einem schönen
                              									bronzefarbenen Oxydüberzuge zu versehen; derselbe widersteht ziemlich gut dem
                              									Einflüsse von Feuchtigkeit und man hat es auſserdem in der Gewalt, jede gewünschte
                              									Bronzefarbe auf einfache Weise herzustellen.
                           Die blank geputzten und entfetteten Gegenstände werden den Dämpfen von einem
                              									erhitzten Gemische von concentrirter Salzsäure und Salpetersäure (1 : 1) 2 bis 5
                              									Minuten hindurch ausgesetzt, dann, ohne sie viel zu berühren, auf eine Temperatur
                              									von 300 bis 350° erhitzt. Das Erhitzen wird so lange vorgenommen, bis die
                              									Bronzefarbe auf den Gegenständen sichtbar wird. Nachdem die Gegenstände abgekühlt,
                              									werden sie am besten mit Vaseline gut eingerieben und nun noch einmal so lange
                              									erhitzt, bis das Vaseline anfängt, sich zu zersetzen. Nach wieder erfolgter
                              									Abkühlung wird nun der Gegenstand mit Vaseline gut eingerieben. Wenn man die Dämpfe
                              									von einem Gemische aus concentrirter Salzsäure und Salpetersäure auf den
                              									Eisengegenstand einwirken läſst, so bekommt man licht rothbraune Töne. Mischt man
                              									jedoch zur Salz-Salpetersäure noch Essigsäure hinzu und läſst die Dämpfe auf das
                              									Eisen einwirken, so kann man Oxydüberzüge erzielen, welche eine schöne bronzegelbe
                              									Färbung besitzen. Durch verschiedene Mischungen der Säuren kann man alle möglichen
                              									gefärbten Oxydüberzüge von dunkel rothbraun bis licht rothbraun, dunkel braungelb
                              									bis licht bronzegelb auf Eisen erzeugen.
                           Ich habe auf diese Weise 1m,5 lange T-Stäbe für eiserne Kästen mit solchen Oxydschichten
                              									überzogen und heute nach 10 Monaten zeigen dieselben, obwohl sie die ganze Zeit
                              									hindurch der Einwirkung der mit sauren Dämpfen erfüllten Laboratoriumsluft
                              									ausgesetzt waren, nicht die geringste Veränderung.
                           Wien, April 1883. Laboratorium Prof. Dr.
                              										J. Oser an der k. k. technischen Hochschule Wien.