| Titel: | Ueber dynamo-elektrische Maschinen mit constanter Klemmenspannung. | 
| Fundstelle: | Band 248, Jahrgang 1883, S. 283 | 
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                        Ueber dynamo-elektrische Maschinen mit constanter
                           								Klemmenspannung.
                        Mit Abbildung.
                        Richter, über Dynamomaschinen mit constanter
                           								Klemmenspannung.
                        
                     
                        
                           Ueber diese Maschinen veröffentlicht Ernst Richter unter
                              									gleichzeitiger Mittheilung von Versuchen, welche Siemens und
                                 										Halske in Berlin angestellt haben, in der Elektrotechnischen Zeitschrift, 1883 *S. 161 einen längeren Aufsatz,
                              									welchem folgender Auszug entnommen ist.
                           Die groſse Aehnlichkeit, welche die elektrische Glühlichtbeleuchtung an und für sich
                              									mit der Gasbeleuchtung hat, muſste nothwendig zu dem Verlangen führen, die
                              									Glühlichter ebenso wie die Gasflammen einzeln entzünden und verlöschen zu können,
                              									ohne die von der gleichen Stelle aus gespeisten übrigen Lichter dadurch zu
                              									beeinflussen. Da aber bei den bisher üblichen Anordnungen der elektrischen Maschinen
                              									für Glühlichtbetrieb das Ausschalten von Lampen auf die übrigen nicht ohne Einfluſs
                              									blieb, so konnte man diesem Verlangen nur durch mehr oder weniger umständliche
                              									Mittel gerecht werden, wie durch Ersatzwiderstände, welche von Hand oder
                              									selbstthätig eingefügt wurden, durch elektrische Regulatoren u.s.w.
                           Bei einer elektrischen Maschine, deren Elektromagnete durch einen constanten Strom
                              									erregt werden, nimmt die Helligkeit der Glühlampen zu mit abnehmender Lampenzahl;
                              									dasselbe in noch erhöhterem Maſse tritt bei Maschinen ein, deren Elektromagnete im
                              									Nebenschlüsse liegen. Bei Maschinen endlich mit dynamo-elektrischer Schaltung wird,
                              									wenn nach und nach immer mehr Glühlampen ausgeschaltet werden, im Allgemeinen die
                              									Lichtstärke erst gröſser, dann kleiner und sinkt endlich sehr schnell, so daſs die
                              									Lampen bei einer gewissen geringen Anzahl überhaupt nicht leuchten.
                           Sollen die Lampen einer Glühlichtanlage einzeln beliebig entzündet oder gelöscht
                              									werden können, so müssen sie, um von einander unabhängig zu sein, alle parallel
                              									geschaltet werden und, da nun die Lichtstärke einer Glühlampe von der an ihren
                              									Endpunkten herrschenden Potentialdifferenz abhängt, so müssen sie unter einer
                              									Potentialdifferenz, d.h. unter einer Spannung stehen, welche unverändert bleibt, wie
                              									viel Lampen auch brennen. Mit anderen Worten heiſst dies: Die Klemmenspannung der
                              									Maschine soll bei constanter Umlaufszahl für jeden beliebigen äuſseren Widerstand
                              									constant sein.
                           Wie weit diese Bedingung bei den bisher üblichen Anordnungen der elektrischen
                              									Maschinen erfüllt ist, wird an den umstehend zusammengestellten Curven der
                              									Klemmenspannung erkenntlich, welche alle mit derselben Maschine D17 (200) beider
                              									Tourenzahl von 960, aber bei verschiedenen Elektromagnetbewickelungen und
                              									verschiedenen Schaltungen erhalten sind. Die Curve a
                              									ist aufgenommen, als die Elektromagnete der Maschine durch einen constanten Strom von 17\
                                 										\frac{\mbox{Dan}}{\mbox{S-E}} erregt wurden, die Curve b, als die Elektromagnete dünndrähtig bewickelt waren
                              									und im Nebenschlüsse zum Anker lagen, endlich die Curve c, als die Maschine dickdrähtige Elektromagnetbewickelung hatte und
                              									dynamo-elektrisch geschaltet war. Als Ordinaten sind die gemessenen
                              									Klemmenspannungen, als Abscissen die äuſseren Widerstände, durch welche die Maschine
                              									geschlossen war, aufgetragen.
                           Man bemerkt, wie bei zunehmendem Widerstände, d.h. bei sinkender Lampenzahl, z.B. bei
                              										b, die Spannung steigt, also auch die Lichtstärke
                              									zunimmt. Die Curve der Klemmenspannung einer Maschine mit dynamoelektrischer
                              									Schaltung (Curve c) läſst sich durch Verändern der
                              									Elektromagnetbewickelung in die Curve d verwandeln,
                              									welche mit wachsendem Widerstände sinkt, im Gegensatze zu Curve b, welche steigt. Der Gedanke, diese beiden Schaltungen
                              									– die dynamo-elektrische und die Nebenschluſs-Schaltung – auf einer Maschine zu
                              									vereinigen, lag daher nahe und so entstand die „gemischte Schaltung“, welche zuerst von Sinsteden im J. 1871 angegeben wurde.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 248, S. 284
                              
                           Die gemischte Schaltung ist auch von Siemens und Halske
                              									und zwar in verschiedener Weise ausgeführt worden. Es erhalten entweder je zwei der
                              									4 Elektromagnetschenkel dünnen und die anderen zwei dicken Draht, oder es erhält
                              									jeder der 4 Schenkel zwei Bewickelungen, welche über oder neben einander liegen
                              									können. Die dünndrähtige Bewickelung kann entweder im Nebenschlüsse zum Anker, oder
                              									im Nebenschlüsse zur ganzen Maschine liegen; die dickdrähtige Bewickelung wird
                              									entweder vom Hauptstrome oder von einem bestimmten Theile desselben
                              									durchflössen.