| Titel: | Ueber Wassermessung in Stromläufen. | 
| Fundstelle: | Band 248, Jahrgang 1883, S. 312 | 
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                        Ueber Wassermessung in Stromläufen.
                        Mit Abbildungen.
                        Teichmann's Wassermessung in Stromläufen.
                        
                     
                        
                           Bei Wassermessungen in Stromläufen und in den Betriebskanälen hydraulischer Motoren
                              									mittels des Woltmann'schen Flügels (vgl. 1869 193 * 345. 1870 196 * 97. 368.
                              									1882 243 * 311) ist es von Wichtigkeit, für die mittlere
                              									Wassergeschwindigkeit einen hinreichend genauen Werth durch eine möglichst kleine
                              									Anzahl von Messungen zu erhalten, weil mit der Verringerung der hierzu aufgewendeten
                              									Zeit die Wahrscheinlichkeit zunimmt, daſs alle einzelnen Beobachtungen unter
                              									gleichen Umständen erfolgten. Es ist deshalb ein neues Verfahren bezüglich der
                              									passenden Wahl der Beobachtungspunkte in einem Stromprofile von Interesse, welches
                              									von Prof. K. Teichmann in Stuttgart in einer
                              									Versammlung des Württembergischen Bezirksvereins deutscher Ingenieure (Wochenschrift des Württembergischen Bezirksvereins deutscher Ingenieure, 1883 S. 5) bekannt gegeben wurde.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 248, S. 127
                              
                           Teichmann's Verfahren stützt sich auf folgende
                              									Betrachtung: Trägt man die Wassergeschwindigkeiten, welche den verschiedenen Punkten
                              									einer Lothrechten im Profil entsprechen, senkrecht zu dieser als Ordinaten auf, so
                              									ist die die letzteren begrenzende Geschwindigkeitscurve ABC (vgl. Fig. 1)
                              									nach Humphrey und Abbot
                              									eine Parabel mit horizontaler Achse. Es ist somit die Segmentfläche ABC gleich dem Parallelogramme AJKC, in welchem AJ = EF = ⅔ EB gemacht wurde. Die Parallele JK schneidet die Parabel in den Punkten GH, deren normaler Abstand von der mittleren
                              									Ordinate BD gleich 0,5 h√⅓ = 0,289 h ist. Das arithmetische Mittel
                              									der in den Punkten L und M
                              									gemessenen Geschwindigkeiten ist somit die mittlere Geschwindigkeit in der
                              									Lothrechten OU.
                           Ist die Geschwindigkeitscurve keine Parabel, so wird doch von den unendlich vielen
                              									Parabeln, die sich durch die Punkte G und H legen lassen, eine mit hinreichender Genauigkeit für
                              									die wirkliche Geschwindigkeitscurve gesetzt werden dürfen. Es kann demnach die
                              									vorstehende Betrachtung auch auf die Geschwindigkeitsänderungen in den Horizontalen
                              									des Profils angewendet werden, obgleich die horizontalen Geschwindigkeitscurven
                              									gewöhnlich keine Parabeln sind. Wählt man mit Rücksicht hierauf in jedem der Felder,
                              									in welche das ganze Querprofil zerlegt wurde, zwei Lothrechte, welche von der
                              									Feldmitte um je 0,5 b√⅓ (vgl. Fig. 2) entfernt sind – unter b die Breite
                              									eines Feldes verstanden –, und bestimmt die mittleren Geschwindigkeiten v1 und v2 in denselben durch
                              									je zwei Messungen nach der früher gegebenen Anleitung, so ist die durch das Feld
                              									flieſsende Wassermenge annähernd: Q = ½ (v1 h1 + v2 h2) b.
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 248, S. 313
                              
                           Bei Kanälen mit senkrechten Seitenwänden läſst sich das ganze Profil in dieser Weise
                              									behandeln. Werden jedoch die äuſsersten Felder eines Profils durch Dreiecke
                              									gebildet, so muſs man sich mit der Ermittelung der Geschwindigkeit im Schwerpunkte
                              									der letzteren begnügen. Diese ist etwas zu groſs; doch ist der Fehler unerheblich,
                              									da durch diese Dreiecke überhaupt verhältniſsmäſsig wenig Wasser flieſst.
                           Zum Vergleiche der vorliegenden Methode mit der älteren, nach welcher das Profil in
                              									eine gröſsere Anzahl von Felder getheilt wird, in deren Mittelordinate man die
                              									Geschwindigkeitsmessungen ausführt, hat Teichmann je
                              									einen Halbkreis und eine durch einen Kreisbogen von 106° einerseits und 3 Gerade
                              									andererseits begrenzte Fläche nach beiden Methoden und mit verschiedener
                              									Ordinatenzahl berechnet. Es ergab sich hierbei, daſs die neue Methode mit n Ordinaten ein genaueres
                              									Resultat liefert als die alte Methode mit 2n Ordinaten.
                              									Bei Wassermessungen kann demnach mit der neuen Methode ohne Beeinträchtigung der
                              									Genauigkeit die Zahl der Messungen gegen früher auf die Hälfte vermindert
                              									werden.