| Titel: | Neuerungen in der Herstellung der Thon-, Kohlen- und Cementziegel. | 
| Autor: | H. F. | 
| Fundstelle: | Band 248, Jahrgang 1883, S. 317 | 
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                        Neuerungen in der Herstellung der Thon-, Kohlen-
                           								und Cementziegel.
                        Patentklasse 80. Mit Abbildungen auf Tafel 21.
                        Herstellung der Thon-, Kohlen- und Cementziegel.
                        
                     
                        
                           Eine von Dupuis und Sohn in Paris construirte Kohlenziegelpresse mit geschlossener Form stimmt im
                              									Wesentlichen mit derjenigen überein, welche früher von Durand und Marais im Portefeuille économique des machines, 1880 S. 18, vgl. 1875 218*296, angegeben wurde. Einzelnheiten der Dupuis'schen Presse sind jedoch zweckmäſsiger, weshalb
                              									sie nach derselben Zeitschrift, 1882 S. 164, hier wiedergegeben werden mag.
                           
                           Die in Fig. 15 bis 17 Taf. 21
                              									in verschiedenen Schnitten und Ansichten gezeichnete Maschine besteht aus zwei unter
                              									sich gleichen Theilen, welche durch Verbinden der Sohlplattenhälften M mittels der Schrauben d
                              										(Fig. 16) und der gemeinsamen Wellen K und
                              										U zusammenhängen.
                           Der zu pressende, aus Kohlenklein und dem geeigneten Bindemittel bestehende, zu
                              									pressende Brei fällt aus dem Mischer, welcher hier nicht abgebildet ist, in die
                              									Vertheiler Y. In denselben befinden sich je zwei
                              									geneigte Messer, welche mittels Antriebscheiben b,
                              									zugehöriger Kegelräder und stehender Wellen c so
                              									gedreht werden, daſs sie den Brei nach unten drücken. Rechts von der betreffenden
                              									stehenden Welle c befindet sich im Boden jedes
                              									Vertheilers eine Oeffnung, welche, so lange der zugehörige Kolben N genügend weit zurückgezogen ist, dem Breie freien
                              									Zutritt zum Preſsraume J gewährt. Der Preſskolben N wird einerseits im Raume J, andererseits zwischen den Sohlplattenwänden bezieh. auf den Nasen g (Fig. 15 und
                              										17) derselben geführt; auf die Rolle O des
                              									Preſskolbens N drückt zu geeigneter Zeit der Daumen L und schiebt hierdurch den Kolben N so entschieden in den Preſsraum, daſs, da dieser
                              									hinten mittels der Platte W geschlossen ist, der Brei
                              									den erforderlichen Druck erfährt. In der nunmehr erhaltenen Stellung verweilt Kolben
                              										N einige Zeit, etwa so lange, wie die Daumenwelle
                              										K für ⅛ Umdrehung gebraucht; inzwischen fassen die
                              									paarweise angeordneten Daumen P (Fig. 16 und
                              										17) unter die Zugbänder R, welche um feste
                              									Bolzen der Sohlplatte sich zu drehen vermögen, um die Schluſsplatte W (Fig. 15 bis
                              										17) emporzuheben. Nunmehr wirkt die gröſste Ausladung des Daumens L, wobei der Kolben N
                              									weiter vorwärts und damit der gepreſste Ziegel aus dem Preſsraume geschoben wird.
                              									Vor jeder Ausstoſsöffnung sind 2 Schienen angebracht, auf welchen die Ziegel behufs
                              									bequemen Abhebens allmählich vorwärts rücken.
                           Der Kolben N muſs nun, um eine neue Füllung des
                              									Preſsraumes zu gestatten, zurückgeschoben werden. Zu dem Zwecke sind einerseits an
                              									dem Daumen L 2 Frösche l,
                              									andererseits an dem Kolben N Röllchen r befestigt; erstere stoſsen gegen letztere und werden
                              									so eingestellt, daſs sie die Rückwärtsbewegung der Kolbens N bis zur Anfangsstellung desselben bewirken. Der Antrieb der Maschine
                              									erfolgt durch die Riemenscheiben V und V1; behufs Ausgleichung
                              									der Widerstandsverschiedenheit ist die zugehörige Welle U mit zwei schweren Schwungrädern Z versehen.
                              									Die Stirnräder T und S
                              									übertragen die Bewegung auf die Daumenwelle K und die
                              									Rollen a, welche auch nach a1 gesetzt werden können, dienen zum
                              									Betriebe der Vertheilermesser.
                           Nach der Quelle soll die Maschine – bei 14 minutlichen Umdrehungen der Daumenwelle
                              									und 4k Gewicht des fertigen Ziegels – innerhalb 24
                              									Stunden 160t Waare liefern. Der Preis der Maschine
                              									beträgt 8800 M.
                           Boulet, Lacroix und Comp. in Paris haben eine Ziegelmaschine mit zwei Preſsschrauben construirt,
                              									welche in der Revue industrielle, 1883 * S. 33 beschrieben ist. Die
                              									Gesammtanordnung der Maschine unterscheidet sich nicht von derjenigen der Schmelzer-Hertel'schen (vgl. 1874 211 3); bemerkenswerth ist jedoch, daſs statt der bei letzterer
                              									gebräuchlichen einen Thonschraube deren zwei neben einander angeordnet sind. Da
                              									diese beiden Schrauben sich wie die Walzen entgegengesetzt drehen, so dürfte durch
                              									die in Rede stehende Anordnung die Einführung des Thones gesicherter sein als bei
                              									einer Schraube. Ein kleiner Vortheil, welcher das Nebeneinanderlegen zweier
                              									Schrauben hervorbringt, dürfte in dem bequemeren Uebergange des Thones in das in
                              									wagrechter Richtung längliche Mundstück der Maschine zu finden sein.
                           Fr. Cancalon in Roanne (*D. R. P. Nr. 19804 vom 12.
                              									Februar 1882) preſst mittels hin und her gehenden Kolbens den Thon durch ein aus
                              									wagrechten Messern gebildetes Gitter, bringt die hervorquellenden Thonstreifen
                              									mittels Leitwalzen in die senkrechte Richtung, auf welchem Wege sie in die seitliche
                              									Oeffnung eines zweiten Preſsraumes gelangen, dessen wagrecht spielender Kolben den
                              									Thon durch das Mundstück drückt. Beide Kolben sind mittels eines Doppelhebels so mit
                              									einander verbunden, daſs der eine vorwärts gestoſsen wird, während der andere die
                              									rückläufige Bewegung macht. Wenn auch auf diesem Wege eine gute Reinigung bezieh.
                              									Mischung des Thones zu erzielen ist, so dürfte dagegen der gebildete Thonstrang
                              									nicht genügend gleichmäſsig ausfallen. Ebenso wird die Leistung der Maschine, soweit
                              									die Menge in Frage kommt, nicht befriedigen.
                           Zum Formen der Biberschwänze (vgl. 1883 247 * 159) sind zwei neue Vorrichtungen patentirt
                              									worden.
                           Karl Herm. Lange in Penzig, Kreis Görlitz (*D. R. P. Nr.
                              									19638 vom 26. Januar 1882) verfährt folgendermaſsen: Ein liegender Thonschneider
                              									fördert den Thon in einen Preſsraum mit wagrecht spielendem Kolben; letzterer drückt
                              									den Thon durch ein Gitter, welches gröbere Unreinigkeiten zurückhalten soll, in das
                              									Mundstück. Der austretende Thonstrang hat einen Querschnitt gleich demjenigen des
                              									Biberschwanzes, einschlieſslich der Nase. Der Thonstrang gleitet auf eine vorgelegte
                              									Platte und bewegt sich unter einem derart ausgespannten Drahte hinweg, daſs
                              									derjenige Theil der zur Herstellung der Nase auf dem Ziegel liegenden Leiste,
                              									welcher nicht zu benutzen ist, abgeschnitten wird. Nachdem der Kolben am Ende seiner
                              									Bahn angelangt ist, wird der erwähnte Draht senkrecht emporgehoben, wobei der
                              									fortzunehmende Leistentheil quer abgeschnitten wird, während gleichzeitig zwei neben
                              									einander liegende Messer – das eine für das gerade, das andere für das krumme Ende
                              									des Ziegels – senkrecht nach unten sich bewegen, behufs Gestaltung der Endflächen
                              									des Biberschwanzes. – Die betreffende Anordnung ist recht sinnreich; man muſs jedoch
                              									fragen, wodurch die gleichmäſsige Länge der Ziegel gesichert wird? Diese richtet
                              									sich offenbar bei der vorliegenden Maschine nach der Menge des Thones, welchen der
                              									Kolben bei jedem Spiele
                              									durch das Mundstück drückt, dürfte daher durch verschiedenartige Nebenumstände in
                              									ziemlich weiten Grenzen schwanken.
                           Sehr hübsch ist die Anordnung gedacht, durch welche Lange das Abheben der fertigen Biberschwänze erleichtern will. Neben der
                              									erwähnten, zur Aufnahme des Thonstranges bezieh. des fertig gestalteten Ziegels
                              									dienenden Platte und mit ihr in demselben, quer gegen die Maschine verschiebbaren
                              									Rahmen gelagert, befindet sich eine gleiche Platte. Während des Kolbenrückganges und
                              									nachdem der betreffende Biberschwanz abgeschnitten ist, wird die zugehörige Platte
                              									zur Seite und die andere Platte vor das Mundstück geschoben, so daſs ohne weiteres
                              									die folgende Pressung stattfinden kann. Die Platten lassen sich in dem
                              									gemeinschaftlichen Rahmen um wagrechte Zapfen drehen, welche in der Richtung je
                              									einer Längskante derselben liegen. An je einem dieser Zapfen befindet sich ein in
                              									eine feste Zahnstange greifendes Zahnrad, so daſs bei dem Verschieben des Rahmens
                              									jede der Platten mit Leichtigkeit um eine ihrer Längskante gekippt wird und der
                              									betreffende Biberschwanz bequem auf ein Brettchen genommen werden kann. Die
                              									Verschiebung des mehr erwähnten Rahmens erfolgt durch die Maschine.
                           Herm. Diesener in Dobrilugk, Niederlausitz (*D. R. P.
                              									Nr. 19782 vom 21. Februar 1882) hat sich die Massenfabrikation der Biberschwänze als Ziel gesteckt. Zu dem Ende
                              									verwendet derselbe 2 bis 4 über einander liegende Mundstücke. Die hervorquellenden
                              									Thonstränge legen sich auf einander; damit sie wegen Vorhandenseins der zur
                              									Herstellung der Nasen dienenden, mitten auf jedem Strange liegenden Leiste nicht
                              									umkippen, sind die unteren Stränge mit je 2 Seitenleisten versehen, welche jedoch,
                              									dicht vor dem Mundstücke, von seitlich liegenden Messern abgetrennt werden, ohne
                              									ihre Lage zu ändern. Die Thonstränge schieben sich gemeinschaftlich auf die
                              									Abschneidemaschine und treffen dort auf die wagrecht ausgespannten
                              									Nasenschneiddrähte, welche die Ablösung des überflüssigen Theiles der Nasenleiste
                              									bewirken. Nachdem eine genügende Länge der Thonstränge auf der Abschneidemaschine
                              									sich befindet, nimmt diese an der Bewegung derselben theil; es erfolgt alsdann durch
                              									eine einzige Handbewegung das Querschneiden: der Nasenleisten durch Aufheben der
                              									Nasenschneiddrähte um die Höhe jener, der Kopfenden durch einen in einer Senkrechten
                              									Ebene geführten Draht, endlich der Fuſsenden durch einen Draht, welcher an
                              									bogenförmigen Lehren entlang gleitet. Die auf einander liegenden abgehobenen
                              									Biberschwänze sollen nun gemeinschaftlich getrocknet, ja unter Umständen sogar
                              									gemeinschaftlich gebrannt werden.
                           Wenn auch dem ganzen Verfahren eine gewisse Kühnheit und Gedankenfrische nicht
                              									abzusprechen ist, so dürfte es doch ohne Weiteres noch nicht einführbar erscheinen,
                              									da die Lösung einzelner Theile der Gesammtaufgabe zu wünschen übrig läſst.
                           
                              
                                 H. F.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
