| Titel: | Neuere Magazingewehre. | 
| Autor: | W. S. | 
| Fundstelle: | Band 248, Jahrgang 1883, S. 412 | 
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                        Neuere Magazingewehre.
                        Patentklasse 72. Mit Abbildungen auf Tafel 28.
                        Neuere Magazingewehre.
                        
                     
                        
                           Unter Magazingewehren werden hier Einzellader verstanden, deren Feuergeschwindigkeit
                              									durch Anhängung eines besonderen Patronenmagazins erhöht werden kann. Die
                              									vorzüglichen Einzelhinterlader, mit welchen zur Zeit die meisten Militärstaaten
                              									bewaffnet sind, werden zweifellos mit der Zeit den Repetirgewehren weichen; da die
                              									Beschaffung letzterer aber der Neubewaffnung einer Armee gleichkommt und diese
                              									bedeutende Kosten verursacht, auch längere Zeit in Anspruch nimmt, so suchte man
                              									nach Mitteln, um die Feuergeschwindigkeit der vorhandenen Einzellader zu
                              									vergröſsern. Man fand diese in der Verbindung von
                                 										Patronenmagazinen mit den Einzelladern. Diese Magazingewehre stellen
                              									demnach nur Uebergangsmodelle vor, durch deren
                              									Benutzung eine Armee auf der Höhe der Schlagfertigkeit bleibt, dennoch aber Zeit
                              									gewinnt, umfangreiche Versuche mit den bekannten Repetirgewehren behufs deren
                              									entgültiger Einführung zu machen. In der Natur der Sache liegt es also, die
                              									Anbringung des Magazins von möglichst wenig Veränderungen der vorhandenen Modelle
                              									abhängig zu machen.
                           Am einfachsten erreicht dies Silv. Krnka in
                              										Prag (* D. R. P. Nr. 6183 vom 15.
                                 										Januar 1879), indem er vor der Patroneneinlage des Hinterladers einen
                              									federnden Stahlbügel über Lauf und Vorderschaft schiebt und in diesen rechts und
                              									links vom Laufe je ein Kästchen aus gepreſstem Karton klemmt, in welchem 5 oder mehr
                              									Patronen in aufrechter Stellung, Geschoſs nach unten, stecken. Es wird also
                              									hierdurch beim Feuern der Griff zu der an der Lende des Soldaten hängenden
                              									Patronentasche gespart. Diese Patronenmagazine wurden vor Plewna seitens der Russen
                              									gegen das Schnellfeuer der mit vorzüglichen Henry-Winchester-Repetirgewehren bewaffneten Türken benutzt; mit welchem
                              									Erfolge ist dem Referenten unbekannt.
                           Die ähnlich eingerichteten Gewehrpatronenkasten für Schnellfeuer der Schweizerischen Industrie-Gesellschaft in
                              										Neuhausen bei Schaffhausen (* D. R.
                                 										P. Nr. 17 609 vom 26. Juni 1881) verfolgen denselben Zweck. Dieselben
                              									werden jedoch beim Feuern nicht am Gewehre selbst, sondern mittels einer Schlaufe an
                              									die 4 kleinen Finger der linken Hand gehängt. Sie sollen auch zur schnelleren
                              									Füllung der später zu besprechenden Magazine (auch der Repetirgewehre), im Falle
                              									dieselben ausgeschossen sind, dienen. Diese beiden Vorrichtungen bedingen also gar
                              									keine Veränderung des Gewehres und sind an keine Verschluſsconstruction
                              									gebunden.
                           
                           Die folgenden Magazine wirken sämmtlich selbstthätig, d.h. das Zurück- und
                              									Vorschieben des Verschluſscylinders, mit welchem Verschluſssysteme sie nur allein
                              									combinirt werden können, bedingt die Thätigkeit des Magazins. Die betreffenden
                              									Einzellader müssen deshalb mit Auswerfvorrichtungen versehen sein. Die Richtung,
                              									nach welcher die leeren Hülsen ausgeworfen werden, richtet sich nach der Anbringung
                              									des Magazins. Die älteren Werndl'schen Magazinkästen (*
                              									D. R. P. Nr. 4982, vgl. 1879 233 * 121, * Nr. 5166 und
                              									5785, vgl. 1879 234 * 114) werden an der linken Seite der
                              									Gewehrhülse befestigt, haben im Wesentlichen einen nach links oben, nach rechts
                              									unten um den Schaft herumgebogenen oder einen geschlossenen ringförmigen Querschnitt
                              									und werden durch einen Löffel, welcher eine Schraubennuth besitzt, worin ein am
                              									Verschluſscylinder befestigter Stift eingreift, abwechselnd geöffnet und
                              									geschlossen, so daſs die Patronen vermöge der Schwerkraft, durch Federdruck oder
                              									durch bewegliche Widerlager, dem Löffel zugeführt werden können, von welchem sie bei
                              									der Drehung desselben in die offene Patroneneinlage fallen. In einer Ausführung (*
                              									D. R. P. Nr. 5785) liegt das Magazin in Gestalt eines Magazinrohres mit dem
                              									bekannten Federvorschube links neben dem Feuerlaufe.
                           Die Anwendung dieser Magazine bedingt, abgesehen von den Befestigungsmitteln am
                              									Schafte, auf welche in den betreffenden Patentschriften nicht näher eingegangen ist,
                              									nur eine geringe Veränderung der Gewehrhülse, bestehend in einer Wegnahme des oberen
                              									Theiles der linken Patroneneinlagewand und in der Anbringung des Gleitstiftes an der
                              									Kammerleitschiene. Diese verhältniſsmäſsig geringfügigen Aenderungen kommen aber
                              									wenig in Betracht gegenüber der groſsen Unbequemlichkeit, welche die weit
                              									ausliegende Stellung der Magazine bei der Handhabung der damit versehenen Gewehre
                              									verursacht. Als weiterer Mangel muſs bezeichnet werden, daſs die Magazine keine
                              									Vorrichtung zur Ausschaltung besitzen. Das Magazin der Oesterreichischen
                                    											Waffenfabrik-Gesellschaft in Steyr,
                              									Direktor Josef Werndl (* D. R. P.
                                 										Nr. 4636 vom 25. Juli 1878) besteht aus einer Trommel, welche links an
                              									der Gewehrhülse befestigt ist und die eine der beim Spitalsky'schen Repetirgewehr (vgl. 1880 237 *
                              									38) benutzte ähnliche Walze enthält, welche beim Vor- und Zurückschieben des
                              									Verschluſscylinders mittels zweier Schraubenräder von entgegengesetzter Steigung
                              									gedreht wird und die einzelnen Patronen nach einander in die Patroneneinlage fallen
                              									läſst. Durch Ausklinkung eines Anschlages kann das Magazin auſser Thätigkeit gesetzt
                              									und das damit versehene Gewehr als Einzellader benutzt werden. Auch dieses Magazin
                              									eignet sich durch seine weite Auslage wenig für den Feldkrieg. Bei diesen Magazinen
                              									ist das eigentliche Patronenmagazin und die Repetirvorrichtung fest mit einander
                              									verbunden. Es ist also nach dem Ausschieſsen des Magazins ein umständliches Füllen
                              									desselben mit einzeln einzuführenden Patronen nothwendig. Ob dabei das Magazin in
                              									seiner Stellung am
                              									Gewehre verbleibt, oder abgenommen wird, hängt von der mehr oder weniger leichten
                              									Befestigungsart ab.
                           Als eine wesentliche Verbesserung ist es zu betrachten, daſs A. Malkoff, A. Paskin und W. Paskin in
                              										St. Petersburg (* D. R. P. Nr. 17162
                                 										vom 17. Juni 1871) das Magazin von der Repetir Vorrichtung trennen und
                              									nur letztere mit der Gewehrhülse fest verbinden. Der auch hier die
                              									Repetirvorrichtung bildende, vorn und hinten mit entsprechend geformten Anschlägen
                              									versehene Löffel ist in einem niedrigen Rahmen gelagert, welcher mittels zweier
                              									Schrauben an der rechten Seite der Patroneneinlage befestigt wird. (Eine Veränderung
                              									der Patroneneinlage ist also hierbei nicht nothwendig.) Auf diesen Rahmen werden im
                              									Bedarfsfalle die Magazinkästen gesteckt, welche der Soldat mit 5 bezieh. 11 Patronen
                              									gefüllt mit sich führt, Die in Fig. 1 bis
                              										3 Taf. 28 dargestellten Kästen bestehen aus Karton mit Metallbeschlag und
                              									haben der Gestalt der Patronen entsprechend eine etwas gebogene Form. An der
                              									vorderen und hinteren Kopffläche sind Federn g
                              									angeordnet, welche beim Aufstecken des Kastens über an dem Rahmen angebrachte
                              									Knaggen greifen und Kasten mit Rahmen verbinden. Beim Transport werden die Patronen
                              									durch den Winkelhebel H gehalten, dessen innerer Arm in
                              									der einen Stellung in das Kasteninnere hineinragt. Soll bei aufgestecktem Magazine
                              									Schnellfeuer abgegeben werden, so wird der Hebel nach auſsen geklappt, worauf die
                              									Patronen durch ihr Eigengewicht nach unten in den Löffel und von diesem nach
                              									Auswerfung der leeren Hülsen in die Patroneneinlage gelangen. Diese rechtsseitige
                              									Anordnung des Magazins bedingt keine Veränderung der Patroneneinlage, erschwert aber
                              									das Laden des Gewehres von Hand; es war dies der Grund, weshalb Werndl seine bis jetzt besprochenen Magazine auf die
                              									linke Seite verlegte. Später brachte Werndl (* D. R. P.
                              									Nr. 19719 vom 9. November 1881) das Magazin auf die rechte Seite, trennte den
                              									Magazinkasten von der Repetirvorrichtung und ordnete letztere mit dem
                              									Verschluſscylinder an der Gewehrhülse verschiebbar an, so daſs der Repetirrahmen bei
                              									Benutzung des Gewehres als Einzellader das Laden von Hand nicht behindert. Auf der
                              									rechten Seite der Patroneneinlage ist am Schafte eine Schiene a (Fig. 5 und
                              										6 Taf. 28) von schwalbenschwanzförmigem Querschnitte befestigt, auf
                              									welcher sich der Repetirrahmen b hin und her
                              									verschieben läſst. Auf der hinteren Seite dieses Rahmens ist der Bügel c drehbar angeordnet. Klappt man diesen in die
                              									horizontale Lage (vgl. Fig. 5), so
                              									legt sich sein linker Arm über einen Ansatz der Kammerleitschiene; der Rahmen muſs
                              									demzufolge der Bewegung des Verschluſscylinders beim Vor- und Zurückschieben folgen.
                              									Dadurch nun wird der im Rahmen liegende Löffel d in
                              									eine oscillirende Bewegung versetzt, indem beim Zurückschieben die auf der
                              									Löffelachse x befestigte Knagge u gegen die feste Nase E trifft, beim
                              									Schlieſsen des Verschlusses dagegen die Kammerleitschiene den Löffel mittels der
                              									gegen N stoſsenden Knagge E1 zurückdreht. Die Funktion des Löffels ist
                              									die bekannte.
                           
                           Soll das Gewehr als Einzellader benutzt werden, so klappt man den Bügel c nach oben; Repetirrahmen und Magazin bleiben dann
                              									beim Oeffnen und Schlieſsen des Verschlusses rechts vor der Patroneneinlage stehen
                              									und hindern das Laden von Hand nicht. Die Magazine M
                              										(Fig. 4) bestehen aus Stahlblech und sind am hinteren Ende breiter als
                              									vorn, so daſs die Patronenböden in einer Zickzacklinie, die Geschoſsspitzen jedoch
                              									in einer geraden Linie über einander liegen. Das Magazin erhält hierdurch bei
                              									vergröſsertem Fassungsvermögen eine rectanguläre Gestalt, was für den Transport von
                              									bedeutender Wichtigkeit ist. Die Patronen stehen unter dem Drucke einer Feder, deren
                              									Platte an beiden Enden mit Zapfen h versehen ist,
                              									welche durch Schlitze an den beiden Kopfseiten des Magazins hindurchreichen. Der
                              									Schlitz der hinteren Seite ist nach unten hin offen, so daſs der Kasten an dieser
                              									Seite nach auſsen federt. Die unteren Kanten sind auſsen mit Wülsten t (Fig. 6)
                              									versehen, über die beim Transport der Schieber z (Fig.
                                 										4) geschoben wird, wodurch der Kasten geschlossen wird. Entsprechend den
                              									Wülsten sind die oberen Ränder des Repetirrahmens nach innen umgebogen.
                           Soll das Magazin auf den Repetirrahmen befestigt werden, so schiebt man ersteres mit
                              									seinen Wülsten in diese Umbiegungen ein; dabei wird der Schieberdeckel z zurückgehalten und findet, wenn das Magazin auf seine
                              									ganze Länge eingeschoben worden ist, ein Auseinanderfedern der hinteren Kopfseite
                              									statt, wodurch sich die Wulste hinter einen Vorsprung der Umbiegungen legen und das
                              									Magazin festhalten. Soll dasselbe wieder entfernt werden, so drückt man die hintere
                              									Kopfseite des Magazins zusammen und zieht es nach hinten aus dem Repetirrahmen
                              									heraus. Die Verwendung dieses Magazins bedingt einige leicht anzubringende
                              									Aenderungen am Verschluſscylinder, an der Gewehrhülse und am Schafte.
                           Mit den in dem Patente * Nr. 20546 vom 28. März 1882 beschriebenen Neuerungen
                              									bezweckt Werndl hauptsächlich eine leichte Füllung des
                              									Magazins. Er erreicht dieselbe auf zweierlei Weise. Bei der ersten Einrichtung (Fig.
                                 										8 und 9 Taf. 28)
                              									wird die hintere Seite des Magazins als Schieberdeckel construirt. Durch einen in
                              									letzterem angebrachten Schlitz tritt der Zapfen z der
                              									Druckplatte. Um nun letztere beim Hochschieben des Deckels parallel zu sich selbst
                              									zu heben und ein Kippen zu vermeiden, ist an dem Schieberdeckel ein Winkelarm a angebracht, welcher bis auf eine Breitseite des
                              									Magazins herumreicht und dort unter ebensolchen Zapfen z1 wie vorhin erwähnt, greift. Behufs
                              									Füllung des Magazins wird also der Schieberdeckel einfach gehoben und werden dann
                              									die Patronen eingeführt. Statt dieser Einrichtung kann man auch in einer Breitseite
                              									eine ovale Oeffnung o (Fig. 7)
                              									anbringen, deren hintere Kante von einer Schnappfeder s
                              									überdeckt wird. Schiebt man die Patrone mit dem Geschosse nach vorn in das Magazin
                              									und drückt sie dann mit dem Boden hinter die Schnappfeder s, so wird sie im Magazine zurückgehalten. Erstere Einrichtung dürfte
                              									letzterer vorzuziehen sein, weil sie eine leichtere vollständige Füllung des
                              									Magazins gestattet.
                           Ferner wird der Schieber z (Fig. 4)
                              									durch eine Blattfeder b (Fig. 8 und
                              										9) ersetzt, welche auf der hinteren Seite des Magazins befestigt ist und
                              									unten die federnden Seitenwände des Magazins mittels 2 Knaggen c umfaſst. Letztere drücken die untere Ooffnung des
                              									Magazins so eng zusammen, daſs die Patronen nicht durchfallen können. Beim
                              									Einschieben des Magazins in den Repetirrahmen wird die Feder zurückgedrückt und
                              									federn dann die Wände in bekannter Weise aus einander.
                           Behufs Verminderung der Herstellungskosten der Druckfeder d wird dieselbe aus einzelnen Bogen zusammengesetzt; letztere werden in
                              									der Mitte durch Nieten, an den Enden mittels kleiner Drahtringe verbunden, die durch
                              									Löcher in den Federn gesteckt werden.
                           Alle diese Magazine werden in Bezug auf Einfachheit der Con-struction und Handhabung
                              									von dem bekannten Zeichen Magazine (vgl. 1878 239 * 267)
                              									übertroffen. Dasselbe läſst sich jedoch nur dann vorhandenen Einzelladern anpassen,
                              									wenn dieselben mit neuen Gewehrhülsen versehen werden, was abgesehen von den übrigen
                              									kleineren Abänderungen mit vielen Umständlichkeiten verknüpft ist.
                           Das seiner Zeit viel genannte Magazin von Ludwig Loewe und
                                    										Comp. in Berlin (* D.
                                 										R. P. Nr. 13699 vom 12. März 1880), mit welchem in Deutschland Versuche
                              									im Groſsen angestellt worden sind, die jedoch zu einer Einführung des Magazins bei
                              									der Armee nicht geführt haben, unterscheidet sich dadurch vortheilhaft von den Werndl'schen Magazinen, daſs es unter den Schaft
                              									herumgebogen ist und dadurch die Handhabung des Gewehres nicht so sehr erschwert wie
                              									jene. Dasselbe besitzt eine U-förmige Gestalt (vgl. Fig.
                                 										10 Taf. 28), ist auf der linken Seite geschlossen und trägt auf der
                              									rechten offenen, neben der Patroneneinlage befindlichen Seite eine Ladeklappe i, welche durch den Verschluſscylinder in oscillirende
                              									Bewegung gesetzt wird und dadurch bald eine Patrone in die Patroneneinlage fallen
                              									läſst, bald die durch eine Feder vorgedrückten Patronen an dem Austreten aus dem
                              									Magazine hindert. Die Ladeklappe i kann mittels eines
                              									auf der Rückseite des Magazins angebrachten Federhebels in 3 Lagen festgestellt
                              									werden. In der einen tiefsten Lage verschlieſst sie das Magazin und dann kann das
                              									Gewehr als Einzellader benutzt werden; in der mittleren Lage (Fig. 10)
                              									gibt die Klappe die in ihr befindliche Patrone an die offene Patroneneinlage ab,
                              									hindert jedoch gleichzeitig die übrigen Patronen vor dem Austritte. Wird die scharfe
                              									Patrone in den Lauf eingeschoben und der Kammerhandgriff herunter bewegt, so drückt
                              									dieser die Ladeklappe i nach unten, bis eine scharfe
                              									Patrone in sie einspringt. Beim Oeffnen des Verschlusses tritt dann diese Patrone in
                              									die Patroneneinlage ein. In der dritten, der Ladestellung, kann man die Klappe ganz
                              									nach auſsen drehen. Das Magazin wird über eine am Schafte befestigte, vor dem
                              									Abzugsbügel liegende Schiene t geschoben, so daſs es mit 2 Lappen x über diese hinübergreift. Eine Schnappfeder y hält es in dieser Lage fest.
                           Die leichte Handhabung des Magazingewehres als Einzellader bewog K. R.
                                    											Milovanovits-Koka in Belgrad (* D. R. P. Nr. 19673 vom 12. Oktober 1881) das Magazin wieder
                              									an der linken Seite der Gewehrhülse anzubringen. Zum Durchtritte der Patronen aus
                              									dem Magazine in die Patroneneinlage muſste er deshalb in der linken Wand derselben
                              									eine Oeffnung anbringen. Vor dieselbe wird der leichte eiserne Repetirrahmen c (Fig. 11 bis
                              										13 Taf. 28) dadurch befestigt, daſs er vorn mittels einer Wulst a unter einen an der Hülse angebrachten Vorsprung und
                              									hinten mittels einer Hakenschnappfeder d in einen
                              									Einschnitt greift. Die Repetirvorrichtung besteht aus einer einzigen Feder e. Dieselbe ist auf der rechten Wand bei b befestigt und reicht mittels eines horizontalen Armes
                              										f in den Repetirrahmen hinein. Dieser Arm f hindert die über ihm liegenden Patronen am
                              									Herausfallen, wenn bei Benutzung des Gewehres als Einzellader die Feder durch den
                              									Arretirhebel g in der flach gegen den Rahmen liegenden
                              									Stellung festgehalten wird. Schiebt man bei aufgestecktem Magazine den
                              									Verschluſscylinder nach vorn, läſst also der Feder e
                              									freies Spiel, so läſst dieselbe die Patronen nach unten fallen. Zieht man nun den
                              									Verschluſscylinder zurück, so drückt ein an der Kammerleitschiene nach links
                              									vorstehender Stift die Feder e nach links und schiebt
                              									den Arm f von e zwischen
                              									die zwei untersten Patronen. Ist die leere Hülse durch den Auswerfer aus der
                              									Patroneneinlage nach rechts ausgeworfen worden, so fällt die unterste Patrone in die
                              									Patroneneinlage, die darüber liegenden werden jedoch von f zurückgehalten. Schiebt man den Verschluſscylinder nun wieder vor, so
                              									tritt der Arm f aus dem Rahmeninneren wieder zurück und
                              									läſst die Patronen um eine herunterrutschen.
                           Der Soldat führt die Patronen, in flachen Pappschachteln P mit Deckel verpackt, bei sich. Beim Laden wird der Deckel abgerissen und
                              									die Schachtel in den Repetirrahmen c eingesetzt. Die
                              									Repetirvorrichtung läſst, was Einfachheit betrifft, nichts zu wünschen übrig; ob
                              									aber die Patronenzuführung ebenso regelmäſsig vor sich geht wie bei den mit Löffel
                              									versehenen Werndl'schen Magazinen ist fraglich, selbst
                              									wenn die Patronen in ihrem Schwerpunkte von dem Arme f
                              									unterstützt werden. Wie das Lee'sche kann auch dieses
                              									Magazin nur unter Umständen vorhandenen Einzelladern angepaſst werden. Auſserdem
                              									möge hier betreffs derartiger von der Repetirvorrichtung getrennten
                              									Patronenbehältern noch darauf hingewiesen werden, daſs der Soldat seine Munition
                              									theils in jenen Behältern, theils lose mitführen muſs, wenn er nicht beim Gebrauche
                              									des Gewehres als Einzellader einen Behälter entleeren will.
                           Als letztes sei das Magazingewehr von J. Nemetz in
                              										Wien erwähnt. In seiner ersten Ausführung (* D. R. P. Nr. 18725 vom 24. Juli 1881) gehört das Gewehr zur
                              									Klasse der Kammergewehre. Hinter der Lauföffnung befindet sich in der
                              									Patroneneinlage ein Kasten mit 5 neben einander liegenden Patronen. Spannt man die
                              									Schlagvorrichtung, so verschiebt sich jener Kasten um eine Patronenbreite von rechts
                              									nach links, bis eine der Patronen hinter dem Laufe steht. Zieht man nun ab, so
                              									entzündet sich die Patrone in dem Kasten. Beim nächsten Spannen verschiebt sich der
                              									Kasten wieder um eine Patrone weiter. Sind alle 5 Patronen verschossen, so nimmt man
                              									den Kasten von der Seite aus seinem Lager, öffnet den oben liegenden Deckel,
                              									entfernt die leeren Hülsen, legt 5 scharfe Patronen ein und schiebt ihn wieder in
                              									die Patroneneinlage. Für den Soldaten ist dieses Magazingewehr ganz untauglich.
                           Wesentlich besser ist jedoch das unter * D. R. P. Nr. 19393 vom 10. Januar 1882
                              									patentirte Nemetz'sche Magazingewehr. Hier ist ein
                              									Cylinderverschluſs derart mit einem hinter der Lauföffnung horizontal verschiebbaren
                              									Magazine combinirt, daſs sich beim Zurückziehen des Verschluſscylinders das Magazin
                              									mit einer Patrone genau in die Richtung des Laufes stellt und diese Patrone beim
                              									Vorschieben des Verschlusses aus dem Magazine in den Lauf eingeschoben und in
                              									letzterem entzündet wird. Das Magazin besteht aus einem vorn und hinten offenen
                              									flachen Eisenblechkasten A (Fig. 14 und
                              										15 Taf. 28) mit oberem Deckel, in welchen eine Pappschachtel C mit 6 Patronen eingelegt wird. Vorn und hinten ist
                              									die Schachtel mit dünnem Papiere überklebt. Nachdem der Deckel des Kastens
                              									geschlossen ist, wird derselbe von rechts in die Patroneneinlage eingeschoben. Beim
                              									Zurückziehen des Verschluſscylinders wird dieser Kasten mittels einer unten am
                              									Verschluſscylinder befestigten und bis unter den Kasten reichenden Schiene und am
                              									Kastenboden angebrachter Stifte um je eine Patrone weiter geschoben. Beim
                              									Vorschieben des Verschlusses werden die dünnen Papierstreifen der Schachtel C durchbrochen und die betreffende Patrone in den Lauf
                              									geschoben. Beim Oeffnen des Verschlusses wird die leere Hülse in bekannter Weise
                              									ausgezogen und bleibt beim Verschieben der Schachtel in letzterer liegen. Die
                              									Anwendung des Magazins ist an eine bestimmte Verschluſsconstruction gebunden, eine
                              									Benutzung des Gewehres als Einzellader ist unthunlich.
                           In dem Nemetz'schen Patente * Nr. 19434 vom 11. Februar
                              									1882 werden die Patronen, um Ladehemmungen zu vermeiden, durch Federn anstatt durch
                              									übergeklebte Papierstreifen in den Schachteln C
                              									gehalten. Auſserdem ist an dem Gewehre noch eine Vorrichtung angebracht, um
                              									nöthigenfalls ein selbstthätiges Abfeuern des Gewehres beim Schlieſsen des
                              									Cylinderverschlusses zu bewirken. Ob diese Einrichtung für die Abgabe von
                              									Schnellfeuer auf gröſste Entfernungen dienen soll, wenn beim Laden der Gewehrkolben
                              									die rechte Hüfte nicht verläſst und das Gewehr groſse Elevation besitzt, ist in der
                              									Patentschrift nicht gesagt.
                           Augenblicklich sollen in Spandau Versuche im Groſsen mit einem seitlichen Magazine
                              									angestellt werden. Nachdem die Versuche mit dem 
                              									Loewe'schen Magazine jedoch nicht befriedigt haben,
                              									scheint es zweifelhaft, ob eines der besprochenen Magazine oder ein ähnliches
                              									überhaupt jemals zur Einführung bei der Armee gelangen wird. Neben dem Lee'schen Magazine hat das Milovanovits-Koka'sche den Vortheil der Einfachheit, der Leichtigkeit, der
                              									schnellen Befestigung und des schnellen Patronenersatzes, worin es sogar dem
                              									Repetirgewehre weit überlegen ist. Abgesehen hiervon wird das Gewicht der vom
                              									Soldaten mitzuführenden Patronen durch die leichten Pappschachteln nur unwesentlich
                              									vermehrt. Ihm wie dem loschen Magazine stehen nur die umfangreichen Aenderungen der
                              									Gewehrhülse entgegen.
                           
                              
                                 W. S.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
