| Titel: | Ueber die Herstellung von Zellstoff. | 
| Fundstelle: | Band 249, Jahrgang 1883, S. 23 | 
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                        Ueber die Herstellung von Zellstoff.
                        Ueber die Herstellung von Zellstoff.
                        
                     
                        
                           Die Verwendung von Schwefligsäure zur Herstellung von
                                 										Zellstoff erregt augenblicklich einiges Aufsehen. R. Mitscherlich (D. R. P. Kl. 55 Nr. 4179 vom 23. Januar 1878, vgl. 1876
                              									220 479. 564) behandelt das zerkleinerte Holz unter Druck mit einer Lösung von
                              									Calciumbisulfit, welche dadurch erhalten wird, daſs in einem Thurme über Stücke von
                              										kohlensaurem Calcium
                              									von oben Wasser und von unten Schwefligsäure eingeleitet wird. Derselbe hüllt aber
                              									sein Verfahren und die damit erzielten Ergebnisse nicht nur selbst in Geheimniſs,
                              									sondern er hat auch alle seine Cessionare vertragsmäſsig verpflichtet, dasselbe
                              									ebenso zu wahren (vgl. Papierzeitung, 1883 S. 749), so
                              									daſs nicht festzustellen ist, ob und in wie weit sein Verfahren den in der
                              									Patentschrift gemachten Angaben noch entspricht. – Uebrigens soll sich nach einer
                              									Mittheilung in der Papierzeitung, 1883 S. 787 das nach
                              									dem Mitscherlich'schen Verfahren in der Papierfabrik
                              									von Gebrüder Dietrich zu Weiſsenfels in Th.
                              									hergestellte Papier durch seine Festigkeit auszeichnen. In Folge dessen sollen
                              									einige Händler dünnes, daraus allein angefertigtes Papier in Rollen als Pergamentpapier zweiter Klasse in den Handel bringen.
                              									Dieses Papier ist durchscheinend, äuſserlich dem Pergamentpapiere ähnlich, recht
                              									fest und zähe und für manche Zwecke sehr gut zu gebrauchen. Es besitzt aber absolut
                              									nicht die Eigenschaften eines pergamentirten Papieres; am allerwenigsten ist es
                              									feucht- und luftdicht, weshalb es also nie als Ersatz für Pergamentpapier Verwendung
                              									finden kann.
                           Nach Th. Knösel (Daselbst, 1883 S. 750) ist Sulfitstoff
                              									im Groſsen zuerst in Bergvik dargestellt und ist auch noch heute der dort
                              									hergestellte der beste. Ueber dieses Verfahren von Ekman in Bergvik und das von D. V.
                                 										FranckeNach diesem in Frankreich am 13. Oktober und 21. December 1881 patentirten
                                    											Verfahren werden die Stoffe mit einer 4 bis 5° B. starken Lösung von
                                    											schwefligsaurem Calcium, Magnesium oder Natrium 12 bis 15 Stunden lang unter
                                    											einem Drucke von 4 bis 5at behandelt. Die
                                    											Calciumsulfitlösung soll, wie bei Mitscherlich,
                                    											durch Einleiten von Schwefligsäure in einen mit Kalkstein gefüllten Thurm
                                    											gewonnen werden. in Mölndal, Schweden, berichtet ein Fabrikant
                              									nach eigener Anschauung in der genannten Quelle 1883 S. 357. Francke verwendet liegende cylindrische Kessel, welche langsam gedreht
                              									werden. Die etwa 6mm starke innere Bleiverkleidung ist in keiner Weise mit dem Kessel
                              									verbunden, sondern bildet einen selbstständig zusammengelötheten Bleikessel, welcher
                              									durch Messingringe fest gegen die Kesselwand gedrückt wird. Die zu Bergvik bei
                              									Söderham gelegene Ekman'sche Fabrik fertigt nur
                              									ungebleichten Stoff. Als Kochflüssigkeit wird Magnesiumsulfitlösung verwendet,
                              									welche dadurch hergestellt wird, daſs gebrannter Magnesit in Thürmen der Einwirkung
                              									von Schwefligsäure und Wasser ausgesetzt wird. Das verwendete Holz wird zunächst in
                              									Bretter gesägt und aus diesen jeder Ast sorgfältig herausgebohrt, worauf diese
                              									zerhackt und zerpreſst werden. Dieser allerdings umständlichen und kostspieligen
                              									Vorbereitung wird es wohl zum Theil zu danken sein, daſs der Ekman'sche Stoff ohne Verwendung eines Knotenfängers oder anderer
                              									Reinigungsvorrichtung sich durch Reinheit auszeichnet und daſs der Ekman'sche nur gekochte aber nicht gebleichte Stoff
                              									reiner und nahezu ebenso weiſs ist wie der Francke'sche
                              									gebleichte. Die Papiere aus ungebleichtem Ekman'schem
                              									Stoffe können als bessere Schreibsorten bezeichnet werden, sind also erheblich mehr werth
                              									als das aus Francke'schem Stoffe angefertigte
                              									Zeitungsdruck. Papier aus gebleichtem Ekman'schem
                              									Stoffe konnte als fein leinen Kanzleisorte gelten.
                           Der wesentliche theoretische Unterschied zwischen dem Kalk- und dem
                              									Magnesia-Verfahren besteht bekanntlich darin, daſs der sich bildende schwefelsaure
                              									Kalk schwer löslich ist und zum groſsen Theile im Stoffe bleibt, während die
                              									entstehende schwefelsaure Magnesia sich leicht löst und beim Auswaschen völlig
                              									verschwindet. Ob auſserdem die Magnesialösung eine andere Wirkung als die Kalklösung
                              									auf das Holz, übt, ist noch nicht festgestellt.
                           Die Selbstkosten der Herstellung des Ekman'schen Stoffes
                              									in Bergvik sollen für 100k etwa 26 M., der
                              									Verkaufspreis aber etwa 40 M. betragen. Aus diesen Preisen, wie aus den erwähnten
                              									Papierfabrikaten und aus der Erfahrung der Papierfabrikanten geht hervor, daſs der
                              										Ekman'sche Stoff zu besseren Sorten als der Francke-Mitscherlich'sche, wie er jetzt auf den Markt
                              									kommt, tauglich ist. Ob dies in dem Verfahren oder in der sorgfältigen Art der
                              									Ausführung desselben liegt, ist noch festzustellen.
                           Ein in Gegenwart von 12 französischen Papierfabrikanten am 25. und 26. Juli 1882 in
                              									Bergvik ausgeführter Kochversuch ergab folgende Resultate: Von den verwendeten
                              										4395k Fichtenbrettern entstand durch
                              									Beseitigunng der Aeste ein Abfall von 260k, durch
                              									Schneiden, Sortiren, Stäuben u. dgl. von 565k,
                              									somit ein Gesammtverlust von 825k. Die übrig
                              									bleibenden 3570k, in 4 Kocher gefüllt, ergaben
                              									nach dem Waschen in gewöhnlichen Holländern 2875k
                              									Stoff, entsprechend 1437k trockenen Stoff oder
                              									32,68 Procent des rohen Holzes, welches 21 Proc. Feuchtigkeit enthielt. Das
                              									Ergebniſs von 32,68 Proc. gekochten ungebleichten Stoffes erscheint niedrig; es
                              									wächst jedoch auf über 40 Proc., wenn vom Gewichte des Holzes die darin befindlichen
                              									21 Proc. Wasser abgezogen werden. Aber auch dann noch ist das Ergebniſs erheblich
                              									geringer, als man nach dem Francke-Mitscherlich'schen
                              									Verfahren erhalten soll. Wenn dieses Minderergebniſs nur daher rührt, daſs der Stoff
                              									frei von Verunreinigungen und von Gyps ist, wäre es als ein Vorzug anzusehen.
                           Nach neueren Mittheilungen von C. D. Ekman in Bergvik
                              									(D. R. P. Kl. 29 Nr. 21 943 vom 1. August 1882) werden die verwendeten Stauden oder
                              									Pflanzen in Bündeln zusammengebunden und mittels gelochter Bleiplatten oder einer
                              									anderen Vorrichtung beschwert, so daſs sie während des Kochens stets unter dem
                              									Flüssigkeitsspiegel bleiben. Dann wird die unten beschriebene Lösung von Chemikalien
                              									oder auch Wasser in den Kessel eingelassen, die Fasermasse überdeckt und mittels
                              									Dampfes oder auf andere Weise erhitzt.
                           Bei dieser Verarbeitung von Pflanzen für Zwecke der Papierfabrikation und auch der Textilindustrie werden Lösungen angewendet, welche Schwefligsäure und
                              									Magnesia oder Natron in solchen Verhältnissen enthalten, wie nahezu zur Bildung von
                              									sauren schwefligsauren Salzen nothwendig ist. Verwendet man schwefligsaures Salz oder Lösungen des
                              									sauren schwefligsauren Salzes und einen Zusatz von Magnesia oder Alkali, so kann man
                              									unter hohem Drucke arbeiten und den Farbstoff beseitigen, ohne den Klebstoff völlig
                              									zu entfernen. Man erhält auf diese Weise starke und gut gefärbte Faserbündel.
                              									Benutzt man dagegen nur Lösungen des sauren schwefligsauren Salzes, so wird sowohl
                              									der Farbstoff als auch der Klebstoff gelöst. Empfehlenswerther ist es jedoch, eine
                              									Lösung des sauren schwefligsauren Salzes und die pulverförmige Base anzuwenden, als
                              									Wasser und das schwefligsaure Salz. Dies erklärt sich dadurch, daſs, wenn auch in
                              									beiden Fällen das berechnete Verhältniſs von Säure zur Base dasselbe ist, das saure
                              									schwefligsaure Salz unmittelbar und in stets gleicher Weise wirkt, während die
                              									Wirkung des schwefligsauren Salzes eine langsamere und nicht gleich sichere ist, was
                              									sich durch seine geringe Löslichkeit erklärt. Natron hat genau dieselbe Wirkung, da
                              									aber dieses und seine Salze leicht löslich sind, können bei Anwendung dieses Alkalis
                              									nur Lösungen gebraucht werden.
                           Zur Verarbeitung des Flachses z.B. mischt man etwa 2
                              									Proc. schwefligsaures Magnesium mit den Flachsstengeln, füllt den Kessel mit Wasser
                              									und erwärmt, bis ein Druck von 3,5 bis 4at
                              									erreicht ist, welcher 3 Stunden erhalten wird. Steigert man die Menge des
                              									schwefligsauren Salzes auf etwa 4 Proc., den Druck auf etwa 5at und erhält denselben etwa 5 Stunden
                              									unverändert, so erhält man viel feinere Faserbündel von noch blasserer Farbe und
                              									gutem Glänze. Nimmt man eine Lösung von etwa 3,85 Proc. Schwefligsäure und 1,6 Proc.
                              									Magnesia und setzt dieser Lösung noch 1,6 Proc. Magnesiapulver hinzu, erhöht man
                              									dann den Druck allmählich auf 5at,3 und läſst ihn
                              									so hoch 3 bis 4 Stunden stehen, so erhält man sehr feine Faserbündel von einer
                              									ausnehmend hellen Farbe, die geschmeidig und weich sind und sich durch sehr hohen
                              									Glanz auszeichnen. Wenn man Flachsstengel mit einer Lösung von etwa 1,4 Proc.
                              									Magnesia und 4 Proc. Schwefligsäure behandelt, den Druck allmählich auf 6at steigert und diesen Druck 2 Stunden stehen
                              									läſst, so wird sowohl der Farbstoff wie der Klebstoff nahezu entfernt. Es bleiben
                              									dann nur Einzelfasern von weiſser Farbe zurück. Bei diesem Verfahren kann das
                              									Brechen und Hecheln zur Entfernung des Holzstoffes wegfallen und die Faser kann von
                              									fremden Stoffen durch einfaches Waschen gereinigt werden. Hierbei ist der Zusatz von
                              									einer sehr verdünnten Lösung von Schwefelsäure von groſsem Nutzen, muſs aber
                              									nachträglich durch fortgesetztes Waschen entfernt werden. Die auf diese Weise
                              									erhaltenen Fasern sind weiſs, von allen inkrustirenden und klebenden Stoffen befreit
                              									und kommen nach Ekman der reinen Cellulose weit näher
                              									als diejenigen Stoffe, welche durch irgend ein anderes bisher bekanntes Verfahren
                              									erhalten worden sind.
                           Um Espartogras zu Zellstoff zu verarbeiten, wird
                              									dasselbe, von den Wurzeln und Unreinigkeiten befreit, mit einer Lösung von etwa 1
                              									bis 4 Proc. Magnesia und
                              									etwa 4 bis 5 Proc. Schwefligsäure gekocht. Nachdem man den Druck allmählich bis zu
                              									5,75 bis 6at gebracht hat und so hoch 2 bis 4
                              									Stunden erhält, gewinnt man Fasern, welche, in der gewönlichen Weise gut
                              									ausgewaschen, sofort zu gewöhnlichem Druckpapier, nach dem Bleichen mit Chlorkalk
                              									aber auch für bessere Papiersorten verwendet werden können.;
                           G. Archbold in Oswego (Amerikanisches Patent Nr. 274250)
                              									behandelt die Faserstoffe mit einer verdünnten, etwa 1procentigen Kalkmilch – bei
                              									hartem Holze unter Zusatz von 1 Proc. salpetersaurem Calcium –, läſst dann
                              									Schwefligsäure in die Masse einströmen, damit sich auf der Faser schwefligsaures
                              									Calcium bildet, erwärmt dann unter einem Drucke von 4 bis 5at und wäscht die erhaltene Masse mit Wasser aus
                              									(vgl. 1883 247 516).
                           Von älteren diesbezüglichen Vorschlägen ist noch zu erwähnen, daſs B. C. Tilghman (Englisches Patent Nr. 2924 vom J. 1866)
                              									vorschlug, Holz, Esparto, Flachs u. dgl. mit Schwefligsäure in Wasser allein oder
                              									gleichzeitig mit Calciumbisulfit in geschlossenen Gefäſsen zu kochen. – Auch nach
                              										Lioud in Bourg-Argental, Loire (Französisches
                              									Patent Nr. 116 996 vom 12. Februar 1877) soll Holz u. dgl. mit Schwefligsäure allein
                              									oder an Basen gebunden gekocht werden.
                           Nach R. Pictet wird das von Rinden und Knoten befreite
                              									zerkleinerte Holz mit soviel Wasser in den Kochkessel gebracht, als zu seinem
                              									völligen Eintauchen erforderlich ist; dann läſst man auf je 1l Wasser 120g
                              									flüssiges Schwefligsäureanhydrid eintreten und erhitzt. Schon bei 85° entsteht ein
                              									Druck von 7at, so daſs die Säure kräftig auf die
                              									Inkrusten des Holzes einwirkt. Nach einigen Stunden Kochens sind die inkrustirenden
                              									Stoffe völlig aufgelöst, der Zellstoff zeigt sich in der ursprünglichen Farbe des
                              									Holzes, ist aber so weich, daſs er sich mit dem Finger zerdrücken läſst. Die
                              									Flüssigkeit hat, wenn die Kochung gut ausgeführt wurde, schöne gelbe
                              									Bernsteinfarbe., Wird die Temperatur höher als 85° gebracht, so hat der Stoff das
                              									Bestreben, sich zu verkohlen, die Flüssigkeit nimmt dunklere Farbe an und auch der
                              									Zellstoff wird farbiger.
                           Das so gekochte, ungebleichte Holz hat nach Angabe der Redaction der Papierzeitung, 1883 S. 575 die graue Farbe des rohen
                              									Holzes, ist also zu weiſsen Papieren in diesem Zustande nicht verwendbar. Der
                              									gebleichte Stoff ist blendend weiſs, zeigt aber noch ungebleichte und unzermahlene
                              									Fasern und Theilchen, von denen nicht beurtheilt werden konnte, ob sie nothwendig
                              									bei dem Verfahren im Stoffe bleiben, oder ob sie nur von unvollkommener Bearbeitung
                              									herrühren.
                           E. Bourdilliat bespricht im Moniteur de la Papeterie française vom 1. April 1883 und hiernach in der
                              										Papierzeitung, 1883 S. 502 ebenfalls die
                              									Herstellung von Sulfitholzstoff. Er bestreitet, daſs beim Kochen des Holzes mit
                              									Sulfiten Schwefelsäure entsteht und glaubt, daſs die Schwefligsäure unter dem
                              									Einflüsse der Wärme die Inkrusten des Holzes auflöst, daſs sie die färbenden Stoffe in
                              									farblose verwandelt, während sich fein vertheilter Schwefel an den Fasern absetzt,
                              									und daſs endlich die Harze, welche von der Schwefligsäure wenig angegriffen werden,
                              									mit der Basis des Bisulfites mehr oder weniger lösliche Seifen bilden. Es ist seiner
                              									Ansieht nach sogar wahrscheinlich, daſs der Schwefel und die Seifen mit einander
                              									eine klebrige Masse bilden, welche die Fasern umgibt und deren Gewicht erheblich
                              									vermehrt.
                           Die Sulfitstoffe sind in dem Zustande, wie sie aus dem Kocher kommen, kaum für
                              									bessere Sorten als Zeitungs- und gewöhnliches Druckpapier zu gebrauchen:, wollte man
                              									sie zu feineren Sorten verwenden, so müſsten sie gründlich gewaschen und nachher
                              									gebleicht werden, wobei sie aber etwa 28 Proc. an Gewicht verlieren. Sulfitstoffe
                              									sollten in gröſserer Menge nicht verarbeitet werden, ohne sie gründlich zu waschen,
                              									weil die darin enthaltende Schwefligsäure die Guſseisentheile des Holländers stark
                              									angreift; Das Auswaschen wird durch Zusatz von etwas Salzsäure zum Wasser
                              									beschleunigt. Der Waschverlust soll nicht die Faser, sondern die aus Schwefel, Harz
                              									und Kalk bestehenden Massen betreffen, welche fortgewaschen werden.
                           Magnesia-Sulfitstoffe scheinen sich für gewöhnliche und feinere Papiere besser zu
                              									eignen; sie sind reiner, weniger glasig und enthalten weniger Splitter; sie lassen
                              									sich rasch waschen und stehen, gebleicht, den besten Lumpen nicht nach. Ihre
                              									Herstellung soll aber mehr Aufmerksamkeit erfordern als die der
                              									Kalk-Sulfitstoffe.
                           Ph. Dessauer spricht sich in der Papierzeitung, 1883 S. 574 in Uebereinstimmung mit mehreren
                              									Papierfabrikanten dahin aus, daſs die reine Faser der Natroncellulose bei der
                              									Fabrikation besserer Papiere niemals durch den Sulfitholzstoff ersetzt und daher von
                              									letzterem die erstere, wenn auch im Verbrauche quantitativ beeinträchtigt, nie und
                              									nimmer verdrängt werden könne. Die Preisfrage liege heute eher zu Gunsten der
                              									Natroncellulose-Abnehmer, da sie für halbgebleichte Waare nicht mehr zahlen, als was
                              									der Mitscherlich'sche Stoff kostet. Zu berücksichtigen
                              									ist daſs letzterer auch andere Substanzen als die reine Faser enthält und beim
                              									Auswaschen nicht unwesentliche Verluste ergibt.
                           C. F. Cross erinnert in der Chemical News, 1883 Bd. 47 S. 111 daran, daſs die verschiedenen
                              									Pflanzenfasern aus mehr oder weniger verholzter Cellulose bestehen. Während z.B.
                              									Baumwolle mit verdünnter Säure Hydrocellulose gibt, bildet die Jutefaser lösliche
                              									Verbindungen, dann Furfurol u. dgl.; Gegenwart von Schwefligsäure verhindert diese
                              									Oxydation zu Furfurol. Fry erhielt bereits vor 17
                              									Jahren durch Erhitzen von Holz mit Wasser unter Druck 70 Proc. braunen Zellstoff,
                              									während die Behandlung mit Alkalien nur 33 Proc. Ausbeute gab. Durch das Erhitzen
                              									des Holzes mit Wasser bilden sich theils aus den Bestandtheilen des Holzes selbst,
                              									theils durch Oxydation derselben durch den Sauerstoff der Luft Säuren, welche die
                              									weitere Einwirkung auf das Holz unter stützen. Auf Grund dieser Versuche wurde in Bergvik eine Fabrik zur
                              									Herstellung von braunem Holzzellstoff errichtet. Um nun aber diese Oxydation zu
                              									verhüten, setzte Ekman zuerst schwefligsaures Magnesium
                              									hinzu und erhielt in Folge der Einwirkung der Sulfite auf die Lignose ziemlich
                              									reinen Holzzellstoff. Das Magnesiumsulfit scheint weniger dadurch zu wirken, daſs es
                              									die Nicht Zellstoffe löst, als daſs es sich theilweise damit verbindet und die zu
                              									weit gehende Zersetzung verhindert. Zur Vergleichung der durch die verschiedenen
                              									Sulfit verfahren erzielten Erfolge ist die Prüfung auf Lignose mit schwefelsaurem
                              									Anilin unzuverlässig. Besser ist es, die erzielten Producte mit Chlor zu behandeln,
                              									worauf die Lignosesubstanz mit Natriumsulfit magentafarbig wird. Quantitativ läſst
                              									sich die noch vorhandene Lignose durch Kochen mit Kalilauge bestimmen.
                           
                              
                                 (Schluſs folgt.)