| Titel: | Ueber die Beleuchtung durch Glühlicht; von Wilhelm Siemens in Berlin. | 
| Fundstelle: | Band 249, Jahrgang 1883, S. 39 | 
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                        Ueber die Beleuchtung durch Glühlicht; von
                           									Wilhelm Siemens in
                           									Berlin.
                        W. Siemens, über die Beleuchtung durch Glühlicht.
                        
                     
                        
                           Einem von Wilhelm Siemens am 27. Februar gehaltenen, in
                              									der Elektrotechnischen Zeitschrift, 1883
                                 										S. 107 abgedruckten Vortrage über die Beleuchtung durch Glühlicht ist
                              									nachstehender Auszug entnommen.
                           Gegenüber der Thatsache, daſs das Wort Glühlicht keine ganz abgegrenzte Bedeutung
                              									hat, will der Vortragende nur von denjenigen Glühlichtern sprechen, welche im
                              									Wesentlichen aus einem in luftleerem Räume weiſs glühenden Kohlenfaden bestehen. Die
                              									Erwärmung der Kohle durch den elektrischen Strom läſst sich unbeschadet ihres
                              									Bestandes durch Verstärkung des Stromes bis zu einer gewissen Weiſsglut treiben. Ist
                              									dieser Grad der Erhitzung erreicht und soll er constant erhalten bleiben, so ist ein
                              									ununterbrochener Zufluſs von Strom in der Zeiteinheit erforderlich, welchem dann
                              									eine bestimmte Gröſse der Ausstrahlung in demselben Zeiträume entspricht. Die
                              									Arbeit, welche dabei von dem Strome an der Kohle geleistet wird, stellt sich dar
                              									als: e × i = e2 : w = i2w, wo e die an den beiden Enden des Kohlenfadens gemessene
                              									Spannungsdifferenz, i die vorhandene Stromstärke und
                              										w den Widerstand der Kohle bedeuten. Die dieser
                              									Arbeit bei einer bestimmten Erhitzung entsprechende Ausstrahlung ist proportional
                              									der Gröſse der Kohlenoberfläche l × d, wenn l die Länge der
                              									(als cylindrisch vorausgesetzten) Kohle und d ihr
                              									Durchmesser ist, Bei Gleichgewicht zwischen Stromarbeit und Ausstrahlung besteht
                              									also die Beziehung (unter Weglassung der Constanten und Voraussetzung gleicher
                              									Erhitzung und gleichen Materials) ei = ld.
                           Bei genannten Einschränkungen bietet das Product l × d
                              									auch ein Maſs für den Theil der Gesammtausstrahlung, welcher sich in der Form von
                              									leuchtenden Wärmestrahlen oder Licht darbietet, im Gegensatze zu den dunklen und
                              									chemischen Wärmestrahlen.
                           Einer bestimmten Lichtmenge oder Gesammtstrahlung entspricht also eine ganz bestimmte
                              									Gröſse der Oberfläche und eine bestimmte Arbeitsleistung des Stromes. Letztere
                              									bleibt unverändert, wenn die beiden Faktoren des Productes e × i sich so ändern, daſs das Product selbst
                              									constant bleibt. Derselben Arbeitsleistung entsprechen also die verschiedenartigsten
                              									Ströme; Ströme von hoher Spannung und geringer Stromstärke sowie Ströme von groſser
                              									Stromstärke und kleiner Spannung. Je nachdem ist auch der Widerstand w verschieden, welcher sich in diesem Falle berechnet
                              									aus e2 : w = i2w = Const.
                           Aus ei = ld = Const folgt:
                              										e : l = d : i; entsprechend der
                              									Variirung von e und i
                              									ändern sich also auch die Faktoren l und d des constanten Productes l × d.
                           Man kann somit zur Erzeugung einer bestimmten Lichtstärke, welche einer (bei
                              									Voraussetzung gleicher Temperatur und gleichen Materials) bestimmten Oberfläche
                              									entspricht, die verschiedenartigst geformten Kohlen anwenden. Die Glühlichter lassen
                              									sich also nach der Art der Form ihres Kohlenfadens unter scheiden. Die Lampen mit langen, dünnen
                              									Fäden würden dann entsprechend hohe Spannung haben (z.B. Edison-Lampe), während die kurzen, dicken Fäden (z.B. Swan-Lampe) gröſsere Stromstärke und kleinere Spannung
                              									erfordern. Charakteristisch ist dabei die Verschiedenheit des Querschnittes, dessen
                              									Gröſse mit zunehmender Spannung abnimmt. Mit dem gröſseren Durchmesser ist sicher
                              									ein groſser Vortheil verbunden (unter übrigens gleichen Bedingungen): nämlich eine
                              									gröſsere Widerstandsfähigkeit der Kohle gegen äuſsere Einflüsse und eine längere
                              									Lebensdauer der Lampe. Es ist ja überdies anzunehmen, daſs der elektrische Strom
                              									einen Einfluſs auf die molekulare Structur der Kohle ausübt, wie man auch an
                              									Kupferdrähten, welche längere Zeit in einer Wechselstrommaschine functionirt, ein
                              									von ihrem früheren Zustande sehr verschiedenes Verhalten in molekularer Hinsicht
                              									beobachtet hat. Ein dicker Kohlenfaden wird zugleich im Allgemeinen eine gröſsere
                              									Erhitzung ertragen können, als ein dünner, was nicht nur aus ökonomischen Gründen
                              									von Bedeutung ist sondern auch aus ästhetischen, da einer gröſseren Erhitzung auch
                              									eine gröſsere Weiſse des Lichtes entspricht.
                           Dem Vorzuge der Lampen von niederer Spannung, daſs für eine bestimmte Lichtstärke ihr
                              									Kohlenfaden dicker, haltbarer und erhitzungsfähiger ist, stehen indessen gröſsere
                              									Nachtheile gegenüber, welche vorzugsweise in der Kostspieligkeit der Leitungen
                              									liegen. Je gröſser i in dem Producte e × i ist, um so mehr
                              									Kupfermasse ist erforderlich. Aus Gründen der Sicherheit gegen Feuersgefahr darf die
                              									Erhitzung der Leitungen durch den in der Anlage herrschenden Strom ein gewisses Maſs
                              									nicht überschreiten. Das Verhältniſs zwischen Stromstärke und Drahtstärke unter
                              									Voraussetzung constanter Erhitzung nimmt man in der Praxis gewöhnlich an i = d2
                              									, wobei d =
                              									Drahtdurchmesser und die Constanten natürlich fortgelassen sind, obwohl damit weder
                              									die Rechnung, noch die Resultate einiger über dieses Verhältniſs angestellten
                              									Versuche übereinstimmen.
                           Für zwei Spulen von gleicher Gröſse und Gewicht, aus
                              									verschieden starkem Drahte ist nach Forbes i = d2. Hier handelt es sich jedoch um blanke,
                              									ausgestreckte Drähte. In einigen Lehrbüchern wird i = √d3 als theoretisch richtig dargestellt,
                              									aber zugleich bemerkt, daſs das Ergebniſs von Versuchen (wie z.B. von Zöllner und Forbes) damit
                              									nicht übereinstimmt, dieses vielmehr für die Richtigkeit der Relation i = d spricht. Die Gleichung i = √d3 ist
                              									durchaus richtig abgeleitet; wenn man aber daraus entnehmen wollte, daſs sich i nach der Relation i =
                              										√d3 mit d ändert, so würde dabei die wesentlich in der Aufgabe
                              									enthaltene Bedingung nicht berücksichtigt sein, daſs die Erhitzung oder die
                              									Temperatur des Drahtes bei der Variirung von l sich
                              									nicht ändern soll, was so viel heilst, als daſs die einer bestimmten Gröſse der
                              									Oberfläche (z.B. der Flächeneinheit) entsprechende Ausstrahlung constant bleibt,
                              									oder l1d1 = Const, wenn l1 und d1 die Abmessungen
                              									dieses Oberflächenstückes bezeichnen. Weil sich nun l
                              									bei der Ableitung der Gleichung i = √d3 eliminirt, so ist
                              									dieselbe hier nicht brauchbar.
                           Im Falle die Zuleitung keinen runden, sondern z.B. einen rechteckigen Querschnitt vom
                              									Umfange u hat, lautet die Relation allgemeiner: u = i. Es kommt also nur
                              									auf den Umfang des Querschnittes einer Zuleitung, nicht auf die Gröſse dieses
                              									Querschnittes an. Will man daher an Kupfer sparen, so ist ein rechteckiger
                              									Querschnitt besser als ein runder und es ist vortheilhafter, wenn die Leitung aus
                              									parallelen, dünnen Drähten besteht als aus einem dicken. Aus d = i ergibt sich, wie ungünstig sich die
                              									Sache für die Lampen von groſser Stromstärke gestaltet, da dem doppelten Strome eine
                              									4fache Drahtmenge entspricht. Auf i = d oder u = i führt noch eine andere Ueberlegung. In einer
                              									Glühlampenanlage werden die Zuleitungen einen gewissen Theil der Energie des Stromes
                              									verbrauchen, einen um so gröſseren, je gröſser der Widerstand der Zuleitungen ist.
                              									Um aber andererseits die Kupfermasse nicht zu groſs werden zu lassen, bewilligt die
                              									Praxis den Zuleitungen etwa 10 Procent von der in den Lampen aufgewendeten Energie,
                              									was zur Folge hat, daſs auch der Widerstand der Zuleitungen 10 Procent von dem
                              									Widerstände der Lampen betragen muſs. Für Lampen von gleicher Lichtstärke, gleicher
                              									Temperatur und gleichem Materiale verhalten sich die Widerstände umgekehrt, wie die
                              									Quadrate der entsprechenden Stromstärken (da i2w = Const). Also
                              									muſs, je nach der Wahl der Lampen mit doppelter oder dreifacher Stromstärke, der
                              									Widerstand der Zuleitung entsprechend ¼ oder 1/9 von dem bei der einfachen Stromstärke betragen.
                              									Eine Glühlichtanlage mit Swan-Lampen würde demgemäſs,
                              									da die Swan-Lampe ungefähr den doppelten Strom als die
                              										Edison-Lampe erfordert, etwa eine 4 mal so
                              									kostspielige Leitung erfordern als bei Anwendung von Edison-Lampen. Dies gestaltet sich für die Swan-Lampe um so nachtheiliger,
                              									je gröſser die Anlage wird und je weiter der Ort der Stromerzeugung von der
                              									Verbrauchsstelle abliegt, so daſs Centralanlagen wohl schwerlich mit Swan-Lampen ausgeführt werden dürften.
                           Die Kostspieligkeit der Leitung bei Lampen von kleiner Spannung läſst sich durch
                              									Parallel- und Hintereinanderschaltung der Lampen beseitigen. Bei den Swan-Lampen werden häufig je 2 Lampen hinter einander
                              									und diese Paare unter sich parallel geschaltet; oder man bildet zwei oder drei
                              									groſse hinter einander geschaltete Gruppen, deren jede aus einer gleichen Zahl
                              									parallel geschalteter Lampen besteht. Bei ersterer Anordnung erlischt mit einer
                              									Lampe zugleich das ganze Paar. Bei letzterer ist das Erlöschen einer Lampe zunächst
                              									nicht von dem Erlöschen anderer begleitet; da indessen derselbe Strom durch die
                              									einzelnen Gruppen flieſst und dieser sich beim Erlöschen mehrerer Lampen auf eine
                              									geringere Zahl Lampen vertheilt, so werden letztere damit einer gröſseren Anspannung
                              									ausgesetzt; dies würde bedenklich sein, wenn diese Gruppen nicht eine gewisse Gröſse
                              									hätten und in der Anlage mehrere von einander unabhängige Kreise vorhanden wären. Wo
                              									alle im Kreise befindlichen Lampen stets gleichzeitig brennen, wie z.B. im Savoy-Theater (vgl. 1883 248
                              									* 241) ist eine solche Gruppenschaltung zulässig, nicht aber da, wo ein von einander
                              									unabhängiges Brennen der einzelnen Lampen, ein Ein- und Ausschalten derselben nach
                              									Belieben erforderlich ist. Besonders schwerfällig erscheint die Gruppenschaltung
                              									(selbst wenn alle Lampen stets gleichzeitig brennen) dann, wenn die Lampen in
                              									derselben Gruppe verschiedene Lichtstärke und deshalb auch Stromstärke haben.
                           Gleiches Material, gleiche molekulare Beschaffenheit der Oberfläche und gleiche
                              									Erhitzung vorausgesetzt, wird 1qc der Oberfläche
                              									eine bestimmte Lichtstärke entsprechen, einer wie beschaffenen Kohle (deren
                              									specifischer Widerstand mit ws bezeichnet werden möge) dieser 1qc
                              									auch angehören und welcher Art die Spannung der Lampe auch sein möge. Umgekehrt
                              									entspricht einer Normalkerze ein bestimmtes Oberflächenstück; je nach der Zahl der
                              									Normalkerzen, welche die Lampe enthalten soll, wird die Gröſse der Oberfläche eine
                              									entsprechende Zahl solcher Normalstücke enthalten, welche m geeigneter Weise an einander gefügt werden müssen, wenn Lampen
                              									verschiedener Gröſse in demselben Stromkreise brennen sollen. Je nachdem man die
                              									Lampen des Kreises parallel oder hinter einander schaltet, werden dieselben, ob
                              									groſs oder klein, entweder für eine constante Spannungsdifferenz e oder für eine constante Stromstärke i eingerichtet werden und es wird entweder e, oder i constant
                              									erhalten werden müssen, um ein gleichartiges Brennen aller Lampen zu
                              									ermöglichen.
                           Wenn die Lampen sich alle hinter einander befinden (i constant), so ergibt sich: i2
                              									w = ld; i2
                              									ws
                              									l : d2 = ld: i2
                              									ws = Const = d3; oder d = Const. Wenn also Lampen von verschiedener
                              									Lichtstärke hinter einander im gleichen Kreise (bei gleicher Erhitzung) brennen
                              									sollen, muſs der Durchmesser d der Kohle in allen
                              									Lampen derselbe sein; die Lichtstärken sind dann den Längen l proportional. Praktisch ist dieser Fall natürlich von keiner Bedeutung,
                              									da für eine gröſsere Zahl hinter einander geschalteter Lampen die Spannung zu
                              									bedeutend werden würde und man für jede einzelne Lampe, bei einer Annahme von 10
                              									Normalkerzen Licht, doch gewiſs 30 bis 40 Volt nehmen müſste, wenn man die Leitung
                              									nicht dicker als die Swan-Leitung macht und sich innerhalb der Grenzen einer
                              									normalen Erhitzung hält.
                           Gewöhnlich sind alle Lampen im Kreise parallel
                              									geschaltet, (e constant). Es ist ei = ld oder e2 : [wsl : d2] = ld; e2 : ws = Const = l2 : d. Die Lampen
                              									werden sich nicht nur durch ihre Länge, sondern in höherem Maſse durch ihren
                              									Durchmesser unterscheiden. Aus den Abmessungen l1 und d1 einer gegebenen Lampe findet man die Abmessungen
                              										l2 und d2 einer anderen Lampe
                              									von gleicher Spannung und Erhitzung aus l22 : d2 = l12 : d1 = Const und l2d2 = l1d1m, wobei m das Verhältniſs zwischen den beiden Oberflächen oder
                              									Lichtstärken angibt. Die Spannung im ganzen Lampensysteme wird man so hoch als
                              									möglich wählen. Hat man nun eine Kohle von einem möglichst kleinen Durchmesser (d.h.
                              									so, daſs er noch die Ansprüche an genügende Haltbarkeit befriedigt), so macht man
                              									ihre Länge so groſs, bis die einer Lichtstärke von 10 Normalkerzen (eine noch
                              									geringere Kerzenzahl ist wohl für den Hausgebrauch kaum erforderlich) entsprechende
                              									Oberfläche erreicht ist. Die Spannung des Stromes, welcher die so gefertigte Lampe
                              									auf eine Leuchtkraft von 10 Kerzen bringt, ist die gesuchte. Bei dem vorhandenen
                              									Kohlenmateriale und dem augenblicklichen Stande der Fabrikation wird man kaum mehr
                              									als 100 bis 110 Volt anwenden können, wenn man noch Lampen von 10 Normalkerzen zu
                              									haben wünscht. In diesem Falle ist der Kohlenfaden schon sehr dünn, etwa 0mm,15 Durchmesser. Die Spannung, auf welche die
                              									Glühlichter der Firma Siemens und Halske (von 10, 16
                              									und 25 Normalkerzen; höhere Lichtstärken wären leicht zu erreichen) eingerichtet
                              									sind, ist 105 Volt. Die Uebereinstimmung dieser Lampen mit den Edison-Lampen in Bezug auf Spannung ist mehr als
                              									zufällig, sie ist durch die Natur der Sache begründet; Edison hat schon zu Beginn der Glühlichtära, als er seine erste Lampe
                              									construirte, die Zweckmäſsigkeit einer höchstmöglichen Spannung erkannt.
                           Die Firma Siemens und Halske gibt augenblicklich Lampen
                              									von drei verschiedenen Lichtstärken aus, von 10, 16 und 25 Normalkerzen. Ihre
                              									Spannung ist 105 Volt:
                           
                              
                                 Normal-kerzen
                                 Durch-messer
                                 Länge
                                 Quer-schnitt
                                 Ober-fläche
                                 
                              
                                 10
                                 0,15
                                 110
                                 0,017
                                  50
                                 
                              
                                 16
                                 0,20
                                 125
                                 0,031
                                  75
                                 
                              
                                 25
                                 0,27
                                 145
                                 0,056
                                 120.
                                 
                              
                           Aesthetisches Erforderniſs ist, daſs die Lampen, besonders bei
                              									Anwesenheit in demselben Räume, in gleichem Tone oder mit gleicher Farbe brennen;
                              									bei gleichem Kohlenmateriale ist dazu gleiche Erhitzung nöthig; also müssen sich die
                              									Oberflächen der verschiedenen Kohlen wie die entsprechenden Normalkerzen verhalten,
                              									was bei besagten Lampen annähernd zutrifft.
                           Die Tabelle zeigt, daſs der Querschnitt der Lampen rascher zunimmt als Lichtstärke
                              									und Oberfläche; mit dem Querschnitte wächst die Haltbarkeit und Lebensdauer der
                              									Lampen und deshalb sollte man in einem Glühlichtsysteme von verschieden starken
                              									Lichtern möglichst den starken Lichtern den Vorzug geben. Da die Spannung, auf
                              									welche das ganze System eingerichtet ist, mit Rücksicht auf die kleinste Lampe
                              									gewählt wird, so kann man bei Weglassung der kleinen Lampennummern die gröſseren in
                              									einem stärkeren Maſse beanspruchen und dadurch ein weiſseres Licht und eine höhere
                              									Oekonomie erzielen. Der Vortheil der Lampen von kleinerer Spannung – gröſserer
                              									Durchmesser und gröſsere Haltbarkeit – verschwindet um so mehr gegenüber den Lampen
                              									von höherer Spannung, je gröſser man deren Lichtstärke macht. So ist z.B. der
                              									Durchmesser der Swan-Lampe 0mm,25, während der Durchmesser der 25-Kerzenlampe
                              									von Siemens und Halske bereits 0mm,27 beträgt. Dies kommt namentlich für die
                              									Beleuchtung gröſserer Räume in Betracht.
                           Der vom Strome an der Kohle geleisteten Arbeit ei
                              									entspricht nun eine bestimmte Gröſse der Ausstrahlung. Nach Dulong-Petit besteht zwischen Gesammtausstrahlung R, Temperatur t und Emissionsfähigkeit m die Gleichung: R = mat, worin a eine
                              									Constante ist. Für die Glühlichter sind die Werthe von t und m, in so fern von ihnen die Gröſse der
                              									Gesammtstrahlung abhängt, nicht von wesentlicher Bedeutung; denn je gröſser mit m und t die
                              									Gesammtstrahlung wird, um so gröſser wird auch die denselben entsprechende
                              									Stromarbeit (e × i) sein.
                              									Es würde also dadurch nur ein stärkeres Licht erzeugt werden, was ebenso gut durch
                              									Vergröſserung der Oberfläche hätte geschehen können. Mit m und t ändert sich aber auch in der
                              									Gesammtstrahlung das Verhältniſs der leuchtenden zu den nichtleuchenden Strahlen.
                              									Das erzeugte Licht ist um so ökonomischer, je mehr der dunkle und für die
                              									Beleuchtung werthlose Theil der Strahlung gegen den leuchtenden Theil zurücktritt. Die Temperatur ist in
                              									dieser Hinsicht von dem gröſsten Einflüsse, weil mit steigender Temperatur immer
                              									neue Strahlen von kürzerer Wellenlänge zu den alten hinzutreten. Hierdurch erklärt
                              									sich die Erscheinung, daſs man bei den Glühlichtern für einen gewissen Kraftaufwand
                              									um so mehr Licht erzielt, je höher die Temperatur des Kohlenfadens ist. So erhält
                              									man z.B. für die elektrische Pferdekraft kaum 10 Normalkerzen, wenn der Faden
                              									anfängt, eine gewisse Rothglut zu zeigen, während derselbe in weiſsglühendem
                              									Zustande über 300 Normalkerzen für 1e liefert.
                              									Trotzdem besteht aber selbst im letzteren Falle nur ein verhältniſsmäſsig kleiner
                              									Theil der Gesammtstrahlung aus leuchtenden oder nützlichen Strahlen. Tyndall hat durch Versuche mit einer Lösung von Jod in
                              									Schwefelkohlenstoff, welche die leuchtenden Strahlen absorbirt, die dunklen aber
                              									hindurch läſst, gefunden, daſs der auf die leuchtenden Strahlen entfallende Antheil
                              									für eine Oelflamme 3 Procent vom Gesammtwerthe der Strahlung beträgt, für eine
                              									Gasflamme 4, für eine weiſsglühende Platinspirale 4,6, für elektrisches Bogenlicht
                              									10 bis 11 Proc. Die Oekonomie der Kohlenglühlichter wird sich zwischen der der
                              									Platinspirale und der des Bogenlichtes befinden, welcher dieselbe sich unbegrenzt
                              									nähern würde, wenn die Kohlenfäden die Temperatur des Bogenlichtes auszuhalten
                              									vermöchten. Die Regenerativ-Gasbrenner von Fr. Siemens
                              									würden offenbar in obiger Tabelle einen höheren Rang einnehmen wie die gewöhnliche
                              									Gasflamme, da die wesentliche Ueberlegenheit dieser Brenner in ihrer höheren
                              									Temperatur besteht. Bei der gewöhnlichen Gasflamme sind für Stunde und Kerze etwa 10
                              									bis 11l Gas erforderlich, für die
                              									Regenerativbrenner etwa 6l Der Verbrauch der
                              									gröſsten Brenner dieser Art wird auf 3 bis 4l
                              									angegeben.
                           Ob unter der Annahme gleicher Temperatur für Strahlungen verschiedener Substanzen das
                              									Verhältniſs der dunklen zu den hellen Wärmestrahlen ein verschiedenes ist, ist noch
                              									wenig studirt worden. Wenn man in demselben Ofen ein Stück Glas und ein Stück Eisen
                              									gemeinsam erhitzt, so wird das Eisen bei der Herausnahme ein helles Licht
                              									ausstrahlen, während das Glas kaum merklich leuchtet, obwohl doch beide auf
                              									derselben Temperatur sich befinden. Da das Glas aber wegen seiner groſsen
                              									Absorptionsfähigkeit für dunkle Wärmestrahlen bei der Wechselbeziehung zwischen
                              									Absorption und Emission zur Ausstrahlung von dunklen Strahlen geneigt sein wird, so
                              									kann man wohl annehmen, daſs die Differenz in der Lichtstrahlung zwischen Eisen und
                              									Glas nicht nur in den Verschiedenheiten des Gesammtemissionsvermögens hegt, sondern
                              									auch darin, daſs das Glas dem Eisen gegenüber bei derselben Temperatur lieber dunkle
                              									als helle Strahlen aussendet. Genaue Versuche über diesen Punkt sind sehr
                              									schwierig.
                           Ein Maxim'sches Patent enthält das Verfahren, eine Kohle
                              									für Glühlichtbeleuchtung in der Weise zu behandeln, daſs sie durch den elektrischen
                              									Strom in einem Kohlenwasserstoffgase erhitzt wird; dabei schlagen sich
                              									Kohlentheilchen aus dem Gase auf die Oberfläche des Fadens nieder, welche sich
                              									dadurch in ihrer Beschaffenheit ändert. Bei einer so gefertigten Lampe entspricht
                              									zunächst eine gewisse Lichtstärke einem bestimmten Arbeitsaufwande (e × i). Mit der Zeit wird
                              									aber die Lichtstärke heruntergehen, ohne daſs dabei der Widerstand der Kohle und
                              									mithin e × i sich ändert.
                              									Entsprechend dem constant gebliebenen e × i wird auch die Gesammtstrahlung in der Zeiteinheit
                              									constant bleiben. Man könnte den Vorgang dahin erklären, daſs durch die Einwirkung
                              									des Stromes die molekulare Beschaffenheit der Oberfläche verändert wurde und daſs
                              									diese Umwandelung eine Vergröſserung der Emissionsfähigkeit zur Folge hatte. Damit
                              									würde (da R = mat)
                              									ein Sinken der Temperatur verknüpft und mithin das Heruntergehen der Lichtstärke
                              									erklärt sein. Man müſste aber zugleich annehmen, daſs durch Verstärken des Stromes
                              									oder durch gröſseren Arbeitsaufwand die frühere Temperatur des Fadens
                              									wiederhergestellt werden könne und daſs dann diese Lichtstärke und die anfängliche
                              									sich verhält wie die aufgewendeten Arbeitsmengen. Dies ist aber nicht der Fall. Dem
                              									Steigen der Lichtstärke entspricht ein unverhältniſsmäſsig starkes Anwachsen des
                              									Arbeitsaufwandes und ergibt somit als Resultat, daſs die Kohle im ersten Stadium für
                              									die Oekonomie der Lichterzeugung vortheilhafter ist als im zweiten Stadium.
                           
                           In wie weit und ob sich bei den verschiedenen bekannten Glühlichtern der Einfluſs der
                              									Substanz der Oberfläche bemerklich macht, ist deshalb schwierig-zu entscheiden, weil
                              									man kein Mittel hat, die Kohlen auf gleiche Temperatur zu bringen, was für eine
                              									solche Untersuchung doch nothwendig wäre. Allgemein bekannt ist dagegen die
                              									Bedeutung der Temperatur. Wie hoch man diese Temperatur zu wählen hat, kann nur aus
                              									der Erfahrung hervorgehen, da mit zunehmender Temperatur auch die Haltbarkeit und
                              									die Lebensdauer der Lampe in Frage gestellt wird. Entsprechend der Verschiedenheit
                              									der Temperatur ist auch die Oekonomie der verschiedenen Lampensysteme verschieden,
                              									und werden je nachdem 100 bis 200 Normalkerzen für die elektrische Pferdekraft
                              									geliefert. Wenn auch diese Unterschiede an sich von Interesse sind, so sind sie doch
                              									unerheblich gegenüber den Nutzeffekten, welche sich mit elektrischem Kerzenlichte
                              										(Jablochkoff, Jamin u.a.) und Bogenlicht erreichen
                              									lassen. Nach dem Berichte von Tresca und Genossen (vgl.
                              									1883 248 205) verhalten sich die Nutzeffekte von
                              									Glühlicht zu Kerzenlicht und Bogenlicht wie 1 : 3 : 7. Sicherlich werden in der
                              									Herstellung von Kohlen, welche eine höhere Temperatur aushalten können, und in der
                              									Bildung von Oberflächen, welche eine bessere Ausnutzung der Kraft für Lichterzeugung
                              									bewirken, noch erhebliche Fortschritte zu erwarten sein; allein nach diesen Zahlen
                              									wird man schwerlich in den Glühlichtern eine Concurrenz für das Bogenlicht
                              									groſsziehen können. Der Wirkungskreis des Glühlichtes liegt vorwiegend da, wo das
                              									Bogenlicht in Folge seiner Unfähigkeit, sich in kleineren und bescheideneren Stärken
                              									zu geben, nicht mehr ausreicht.
                           Es wäre durchaus falsch, anzunehmen, daſs diejenige Lampe die beste ist, für welche
                              									man bei einem bestimmten Arbeitsaufwande das meiste Licht bekommt; daraus würde
                              									höchstens zu ersehen sein, daſs die Lampe in diesem Falle eine verhältniſsmäſsig
                              									hohe Temperatur besitzt. Wie verkehrt eine solche Vorstellung ist, erhellt am besten
                              									daraus, daſs man mit demselben Aufwande e × i für die Edison-10-Kerzenlampe bedeutend mehr Licht erhält als für die 16-Kerzenlampe,
                              									da im ersten Falle wegen der kleineren Oberfläche eine höhere Temperatur vorhanden
                              									ist. Bei derselben Temperatur würde man in beiden für die Krafteinheit dieselbe
                              									Lichtmenge erhalten. Also nicht diejenige Lampe ist die beste, für welche man bei
                              									einem gewissen Arbeitsaufwande gerade das meiste Licht erzeugen kann, sondern man
                              									wird derjenigen den Vorzug geben, die bei Annahme einer bestimmten Lebensdauer die
                              									höchste Temperatur zu ertragen fähig ist.
                           Weder Gröſse und Form einer Kohle, noch deren Widerstand ist für die Oekonomie einer
                              									Lampe maſsgebend. Allein von Bedeutung ist nur die Temperatur und die Substanz der
                              									Oberfläche und es ist dabei völlig gleichgültig, wie geformt und wie groſs diese
                              									Oberfläche ist, ob sie einer gut oder schlecht leitenden Kohle angehört und welches
                              									die Form des Querschnittes ist.
                           Wenn auch der specifische Leitungswiderstand (ws) der Kohle auf die Gröſse der für die Arbeit e × i erhaltenen
                              									Lichtmenge (Temperatur und Emissionsfähigkeit als constant angenommen) keinen
                              									Einfluſs ausübt, so hängt dagegen das Verhältniſs zwischen i und e von ihm ab: Die an einer Lampe
                              									geleistete Arbeit ist = i2
                              									w oder e2
                              									: w. Für constante Lichtstärke, Durchmesser, Länge und
                              									Temperatur ist: i2ws = e2 : ws = Const. Aus Gründen
                              									der Oekonomie der Leitung wird also ein hoher specifischer Widerstand vortheilhaft
                              									sein. Dabei darf aber nicht übersehen werden, in wie weit mit Erhöhung des
                              									specifischen Widerstandes eine Veränderung der Art der Oberfläche und der Festigkeit
                              									der Kohle eintritt.
                           Ebenso wie die Leitungsfähigkeit ist die Form des Kohlenquerschnittes für das
                              									Verhältniſs der Faktoren e und i von Einfluſs. Von zwei Kohlen von derselben Länge und demselben
                              									Querschnitte – einer mit rechteckigem und einer mit rundem Umfange – wird die
                              									rechteckige Kohle eine gröſsere Oberfläche besitzen als die runde, während die
                              									Festigkeit beider Kohlen die gleiche sein wird. Bei derselben Temperatur würde nun
                              									die Strahlung der eckigen Kohle die gröſsere sein, da die Gröſse der Strahlung der
                              									Oberfläche proportional ist. Um die Strahlung gleich zu machen, verlängert man die
                              									runde Kohle, ohne ihren Querschnitt zu ändern, und hat nun zwei Lampen von gleicher
                              									Oberfläche und
                              									Leuchtkraft, sowie von gleicher Haltbarkeit (wegen des gleichen Querschnittes). Auch
                              										e × i ist in beiden
                              									Fällen gleich. Da aber der Widerstand der runden Kohle in Folge ihrer gröſseren
                              									Länge gröſser ist als der der eckigen Kohle, so wird für die runde Kohle e gröſser sein, für die eckige i. Aus diesem Grunde ist die runde Form
                              									entschieden vorzuziehen, da man für denselben Arbeitsaufwand und bei derselben
                              									Haltbarkeit mit ihr zu einer höheren Spannung gelangt.
                           Der Querschnitt der Edison-Lampe (zu 16 Normalkerzen)
                              									ist ein Rechteck von etwa 0mm,1 und 0mm,2 Seitenlänge. Hätte dieser Querschnitt bei
                              									gleichem Inhalte kreisförmige Gestalt, so könnte der Faden bei gleicher Oberfläche
                              									um etwa ⅙ bis 1/7
                              									länger sein, was einer um ebenso viel gröſseren Spannung entspricht. Dasselbe gilt
                              									noch in höherem Maſse von Cruto's röhrenförmigen
                              									Kohlen, welche auf der Münchener Ausstellung bemerkt wurden.
                           Aus dem Gesagten ergibt sich auch die Richtung, in welcher weitere Fortschritte anzustreben sind und auch sicher noch in erheblicher
                              									Weise erreicht werden können: Beschaffung von Kohlen, welche eine höhere Temperatur
                              									ertragen können; Erzielung einer Oberfläche, welche der Ausstrahlung leuchtender
                              									oder nützlicher Strahlen besonders günstig ist; Erhöhung des Vacuums; Verminderung
                              									der Kostspieligkeit der Leitungen, indem man durch die Leitung möglichst
                              									hochgespannte Ströme schickt und diese an der Verbrauchsstelle durch angemessene
                              									Mittel in Ströme von geringerer Spannung umformt.