| Titel: | Ueber neuere selbstthätige Eisenbahnsignale. | 
| Fundstelle: | Band 249, Jahrgang 1883, S. 65 | 
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                        Ueber neuere selbstthätige
                           								Eisenbahnsignale.
                        Patentklasse 20. Mit Abbildungen auf Tafel 6.
                        Ueber neuere selbstthätige Eisenbahnsignale.
                        
                     
                        
                           So verheiſsend vom Gesichtspunkte der Betriebssicherheit und zugleich in ökonomischer
                              									Beziehung der Gedanke ist, gewisse Deckungssignale und Meldungen über den Lauf der
                              									Züge – unter Umständen behufs Controle der Fahrgeschwindigkeit – dadurch von allen
                              									aus der Mitwirkung des Zugs-, Stations- oder Streckenpersonales herrührenden
                              									Fehlerquellen zu befreien, daſs man die Signale von der Locomotive selbstthätig und
                              									allein geben läſst, so groſs sind die Schwierigkeiten, welche bei der Durchführung
                              									dieses Gedankens zu überwinden sind. Denn daſs die dazu nöthigen Einrichtungen durch
                              									heftige Stöſse und Erschütterungen, veranlaſst durch die rasche Bewegung des
                              									schweren Zuges, in ihrer dauernd sicheren und zuverlässigen Wirkung nicht
                              									beeinträchtigt werden, ist eine um so schwerer zu erfüllende Forderung, so lange
                              									diese Wirkung wesentlich in der wechselnden Schlieſsung und Unterbrechung
                              									elektrischer Stromkreise besteht. Gegenüber dem Contactmachen durch am Zuge
                              									befestigte Reiber oder Bürsten bei deren Auflaufen auf die Fahrschienen oder auf
                              									besondere Contactschienen, sowie der Strom schlieſsung durch Neigung von
                              									Quecksilberkästchen oder durch Hebelverbindungen von Pedalen aus, aufweiche die
                              									Räder wirken (vgl. 1881 242 422), ja selbst gegenüber der
                              									von Siemens und Halske versuchten Verbindung der
                              									Hebelwirkung mit einer
                              									pneumatischen Wirkung (vgl. 1880 235 195) scheint daher
                              									der Versuch, an Stelle solcher rein mechanischer
                              									Wirkungen eine bloſs magnetische Wirkung aus der Ferne
                              									zu setzen, eine gewisse Beachtung zu verdienen. Dieser Versuch ist in zwei
                              									verschiedenen Richtungen gemacht worden, in der einen von Aubourg, in einer anderen von A. Ernst und
                              									von Gebrüder Ducousso.
                           Vor der Besprechung dieser Versuche mag aber ein selbstthätiges Zugdeckungssignal von
                              										Siemens und Halske in Berlin (* D. R. P. Nr. 18890
                                 									vom 16. Oktober 1881) beschrieben werden, bei welchem der Zug unter Mitwirkung eines
                              									Triebwerkes selbstthätig sowohl die Stellung der optischen Signale, wie auch das
                              									Geben der elektrischen besorgt. Die optische und elektrische Signalgebung, welche in
                              									jedem Bahnabschnitte jederzeit nur einem Zuge zu fahren erlaubt, wird dabei vom Zuge
                              									ohne Mitwirkung eines Wärters ausgeführt und zwar mittels eines Gewichtsoder
                              									Federtriebwerkes, welches durch eine geeignete Vorrichtung beim Vorüberfahren des
                              									Zuges durch diesen selbst aufgezogen wird. Da indessen zu gewissen Zeiten, z.B. zum
                              									Anzünden der Signallichter, doch ein Signalwärter anwesend sein muſs, so kann dieser
                              									dabei auch das Aufziehen bewirken.
                           Der an einer Signalstelle C vorüberfahrende Zug hat auf
                              									3 Signale gleichzeitig einzuwirken: 1) durch eine pneumatische oder andere
                              									Uebertragung auf das Signal an der Fahrtstelle C, um
                              									dieses hinter dem in den vorliegenden Bahnabschnitt CD
                              									einfahrenden Zuge auf Halt zu stellen; 2) mittels
                              									gleichgerichteter elektrischer Ströme auf das Signal am anderen Ende D des eben vom Zuge betretenen Abschnittes CD, um dieses auf Frei zu
                              									stellen, sofern der nach vorwärts zu zweit folgende Abschnitt DE vom zuletzt vorausgegangenen Zuge bereits verlassen
                              									worden ist; 3) mittels elektrischer Wechselströme auf das Signal am anderen Ende B des eben vom Zuge verlassenen Abschnittes BC, um daselbst die Bindung des auch fernerhin noch
                              									stehen bleibenden Haltsignales so weit aufzuheben, daſs ein später in den Abschnitt
                              										AB einfahrender Zug von A aus mittels des Anzeigesignales das Haltsignal in B in Frei zu verwandeln
                              									vermag.
                           Hierbei kann die Einwirkung äuſserer Einflüsse auf die unter einander abhängigen
                              									Signale die Einstellung eines Signales auf Frei unter
                              									allen Umständen nur dann veranlassen, wenn das beim Eintritte des vorausgegangenen
                              									Zuges in die nächste Bahnabtheilung rückwärts gesendete Befreiungssignal vorher
                              									wirklich eingetroffen war; sie ist aber niemals im Stande, dieses letztere selbst zu
                              									ersetzen.
                           Bei jedem Triebwerke eines Signales ist ein Stromerzeuger (Magnetinductor oder
                              									Batterie) vorhanden. Setzt das Triebwerk sich in Bewegung, um ein Signal auf Frei zu stellen, so erfolgt hierbei keinerlei
                              									elektrische Signalgebung. Setzt sich aber dasselbe in Umlauf, um das Haltsignal zu
                              									erzeugen, so sendet eine durch dasselbe gleichzeitig in Thätigkeit gesetzte
                              									Contacteinrichtung Ströme, welche das Anzeigesignal hervorbringen können
                              									(gleichgerichtete Ströme bezieh. constanten Strom), in die Leitung nach der in der
                              									Zugrichtung voraus gelegenen Signalstation, während es Ströme, welche geeignet sind,
                              									das elektrische Befreiungssignal in der in der Zugrichtung rückwärts gelegenen
                              									Signalstation zu erzeugen (Wechselströme), in die nach dieser führende Leitung
                              									sendet. Beide Arten von Stromgebung wirken auf verschiedene Auslösevorrichtungen der
                              									Triebwerke. Eine dritte Auslösungsvorrichtung endlich wird durch das Vorbeifahren
                              									eines Zuges selbst mechanisch, d.h. durch Gestänge oder Drahtzugsvermittelung von
                              									den über die Schiene rollenden Rädern, oder pneumatisch, oder auch elektrisch durch
                              									den Strom einer Ortsbatterie in Wirksamkeit gesetzt.
                           Das allgemeine Schema der für die Stromgebung getroffenen Anordnung ist in Fig.
                                 										1 Taf. 6 in der Ruhelage dargestellt. Beginnt das Triebwerk der
                              									betreffenden Signalstation zu laufen, so setzt es den Contacthebel a in hin- und hergehende Bewegung, der abwechselnd die
                              									Contacte b1 und b2 von c abhebt. Tritt dabei einer der Contacthebel d1, d2 oder e1, e2 mit dem zugehörigen
                              									Arbeitscontacte in Berührung, so bewirkt die hin- und hergehende Bewegung von a beim Schlüsse ersterer (d1, d2) die Absendung von wechselnd gerichteten, beim
                              									Schlüsse letzterer (e1,
                              										e2) die Absendung von gleichgerichteten Strömen
                              									der Batterie oder eines anderen Stromerzeugers B1, zur entsprechenden Leitung (L1, L2). Die
                              									gleichgerichteten Ströme werden in die eine Leitung und zwar in der Zugrichtung
                              									voraus, die wechselnd gerichteten in die andere Leitung, welche von der Station
                              									ausgeht, und zwar in der Zugrichtung rückwärts abgeschickt. Die aus der Leitung L1 ankommenden Ströme
                              									nehmen den Weg über d1,
                              										e2, nach dem
                              									Wechselstrom-Elektromagnet W1
                              									, über den Elektromagnet G2 für gleichgerichtete Ströme zur Erde.
                              									Ersterer Magnet wird nur von Wechselströmen, letzterer nur von gleichgerichteten
                              									Strömen beeinfluſst. Die Auslösung der Elektromagnete der einen Seite (z.B. von W1 und G1) bewirkt das
                              									Inthätigkeittreten der Contacthebel derselben Seite (d1 und e1). Die Verschiedenartigkeit der Einwirkung von
                              									Strömen gleicher und wechselnder Richtung auf in demselben Stromkreise liegende
                              									Elektromagnete wird, wie bekannt, mit Hilfe eines polarisirten Ankers in dem einen
                              									derselben erzeugt und dadurch verstärkt, daſs die Abmessungen der Eisentheile in
                              									beiden verschieden gewählt werden, ferner, indem der Wechselstrom-Elektromagnet hohl, der andere voll
                              									gebildet wird. Zur Erzielung eines noch wirksameren Unterschiedes in der
                              									Beeinflussung der Elektromagnete bringt man bei B2 eine Verstärkungsbatterie an, oder schaltet, indem
                              									die Batterie B1
                              									entsprechend verstärkt wird, in die von c nach d1 und d2 führenden
                              									Verbindungen je einen Widerstand ein.
                           Da nur eine Leitung für die Beförderung der Signale beider Zugrichtungen dient,
                              									würden sich die Ströme beim Begegnen vernichten. Um dies zu verhindern, wird die
                              									in Fig. 3 Taf. 6 dargestellte Contacteinrichtung angebracht. Die mit
                              									Vorsprüngen und Einschnitten versehenen Scheiben D1, E1 und D2, E2 werden von dem Triebwerke des Signales in der
                              									Weise in Umdrehung gesetzt, daſs sie beim Einstellen des der betreffenden Richtung
                              									dienenden Flügels auf Frei eine halbe Umdrehung, beim
                              									Einstellen desselben auf Halt aber eine weitere halbe
                              									Umdrehung in demselben durch die Pfeile angedeuteten Sinne 'machen. Die linke Seite
                              									der Figur zeigt die Stellung der Scheibe, wenn das Signal auf Halt, die rechte, wenn es auf Frei steht. Die Scheiben beider Seiten zeigen verschiedenartige
                              									Ausschnitte, in welche die die Contacte in Thätigkeit setzenden Nasen einfallen
                              									können. Beim Drehen der Scheiben erfolgt, wenn gleichzeitig der Hebel a (Fig. 1)
                              									seine hin- und hergehende Bewegung macht, die Stromgebung, wie in den in Fig.
                                 										3 angedeuteten Kreisen x1 und x2 angegeben. Die gleichgerichteten Ströme sind darin
                              									mit + + +, die wechselnden mit + – + – bezeichnet.
                           Zum Inthätigkeitsetzen jeder Art der beiden elektrischen Auslösungen bedarf es nun
                              									nur eines Bruchtheiles der während einer halben Umdrehung des Werkes erzeugten
                              									Ströme. Bei symmetrischer Anordnung der Werke werden diejenigen
                              									Contacteinrichtungen, welche durch eine Leitung verbunden sind, von ungleichen
                              									Scheiben beeinfluſst. Die von denselben hergestellten Stromschlüsse bezieh.
                              									Ruhepausen ermöglichen dann, selbst wenn zwei benachbarte Werke gegen einander
                              									gleichzeitig arbeiten, daſs in beiden die zu den Auslösungen nöthigen Stromimpulse
                              									ankommen. Daſs beide Contacteinrichtungen d1, e1 und d2, e2 nicht gleichzeitig, sondern nur eine nach der
                              									anderen in Wirksamkeit treten können, sichert eine Kupplung an den
                              									Auslösevorrichtungen des betreffenden Werkes.
                           Die Auslösung des Werkes zum Einstellen des Signalarmes F der einen Fahrrichtung auf Frei und zum
                              									Zurückstellen desselben auf Halt ist in Fig. 2 Taf.
                              									6 dargestellt. Das den Signalen beider Fahrrichtungen dienende Triebwerk und der
                              									gemeinsame Stromgeber sind in der Figur punktirt gezeichnet, die symmetrische
                              									Einrichtung für das Signal F ist der Uebersichtlichkeit
                              									wegen weggelassen. Das durch Gewichts- oder Federkraft in Bewegung gesetzte Triebrad
                              										R fängt zu laufen an, sobald die halbdurchfeilte
                              									Achse A der Hemmung h den
                              									Vorbeigang erlaubt hat. Seine Drehung setzt die Scheiben D und E in Umdrehung und bewirkt gleichzeitig
                              									durch Vermittelung der Kurbel k bei dem ersten halben
                              									Umlaufe die Einstellung des Signales auf Frei, beim zweiten halben Umlaufe die
                              									Wiedereinstellung auf Halt. Die halbdurchfeilte Achse
                              										A ist mit dem Auslösehebel H1 verbunden, der in dem vom
                              									Wechselstrom-Elektromagnete W beeinfluſsten
                              									polarisirten Echappement P ruht. Hinter diesem
                              									Auslösehebel liegt ein zweiter H2, welcher durch die von den gleichgerichteten
                              									Strömen in Thätigkeit gesetzte Auslösung festgehalten wird. Jede dieser beiden
                              									Auslösevorrichtungen setzt für sich allein das Werk nicht in Umdrehung; es müssen vielmehr, um dies zu
                              									bewirken, beide beeinfluſst worden sein. Denn wenn Hebel H1 allein ausgelöst worden ist, legt er
                              									sich mit dem Stifte f gegen den Hebel E2 und bleibt in dieser
                              									Lage, bis die Auslösung des letzteren erfolgt. War dagegen Hebel H2 früher ausgelöst
                              									worden, so bringt das Befreien von H1 unmittelbar das Werk in Umlauf.
                           Bei der ersten halben Umdrehung des Triebrades, d.h. bis die Einlösung beider Hebel
                              										H1, H2 durch den Stift g1 mittels der an H2 vorhandenen Knagge
                              										m erfolgt ist, stellt sich das Signal auf Frei ein. Wenn diese Einlösung eintritt, also kurz
                              									bevor der Stift g1 in
                              									die Stellung g2
                              									getreten ist, ist eine Aenderung in der Lage der Auslösungen eingetreten. Das
                              									Excenter i hat den Winkel l nach rechts bewegt und hierdurch ist zunächst der Haken n der gleichgerichteten Stromauslösungen durch
                              									Vermittelung des Ansatzes q auſser Bereich der Hemmung
                              										u getreten; dann sind die Haken o1 und o2, welche durch den
                              									Knebel p in einem gröſseren Abstande von einander
                              									gehalten wurden, enger zusammengetreten; endlich ist durch Vermittelung des Ansatzes
                              										r das Echappement P
                              									gegen den Ruheanschlag gedrückt und der obere Zahn der Wechselstromauslösung auſser
                              									Bereich der Zähne des Hebels H1 gebracht worden. Bei der Einlösung der beiden
                              									Hebel H2, H1 (denn ersterer
                              									drückt letzteren mit dem Stifte f nieder) geht hiernach
                              										H2, ohne bei n einzuhaken, dem Uebergewichte folgend, wieder zurück,
                              										H1 aber wird nicht
                              									durch die Sperrzähne im Echappement P, sondern durch
                              									die in o1, o2 einfallende
                              									Einlösung s festgehalten. Die in dieser Stellung
                              									(Freistellung des Signales) ankommenden Ströme, gleichgerichtete sowohl als
                              									Wechselströme, bringen keine Veränderung hervor.
                           Erst wenn der Zug selbst den Bahnabschnitt durchfahren hat und die betreffende
                              									Station verläſst, erfolgt die Lösung des solchergestalt gehemmten Werkes, indem die
                              									Bewegung der Räder auf den Schienen durch Vermittelung einer beliebigen Uebertragung
                              									den Hebel t in Thätigkeit bringt. Wird dieser mit
                              									seinem linksseitigen Theile gehoben, so befreit er s
                              									von dem Haken o2 und
                              									das Werk beginnt den Umlauf von neuem, um die zweite halbe Umdrehung zu vollführen.
                              									Hierbei stellt sich das Signal wieder auf Halt und der
                              									frühere (gezeichnete) Zustand der Stellungen tritt wiederum ein, da jetzt das
                              									Excenter i wieder die linksseitige Lage eingenommen hat
                              									und daher ein vollständiges Einlösen beider Hebel H1, H2 stattfinden kann.
                           Das Ziel, welches F. Aubourg in Les Loges, Frankreich (*
                              									D. R. P. Nr. 17151 vom 26. September 1880) bei Herstellung eines elektrischen
                              									Apparates zur Vermeidung von Zusammenstöſsen der Eisenbahnzüge sich steckte, war die
                              									Schliessung und Unterbrechung der für die Signalgebung erforderlichen galvanischen
                              									Ströme durch magnetische Fernwirkung. Sowie ein Zug in einen Geleiseabschnitt
                              									einfährt, worin schon in gleicher oder in entgegengesetzter Richtung ein anderer Zug
                              									fuhrt, soll auf der Locomotive des ersteren ein Warnungssignal mit der Dampfpfeife gegeben werden.
                              									Dies soll dadurch geschehen, daſs ein Elektromagnet am Geleise, zwischen den
                              									Schienen, anziehend auf eine sehr leichte und biegsame horizontale Feder aus weichem
                              									Eisen wirkt, welche unterhalb der Locomotive so angebracht ist, daſs sie nahe über
                              									den Polen jenes Elektromagnetes hinweggeht; für gewöhnlich befindet sich die
                              									kupferne Contactplatte am Ende dieser Feder etwa 2mm über zwei anderen Kupferplatten, an denen ein Stromkreis mit Batterie
                              									und Elektromagnet endet; wird durch Anziehung der Feder nach unten dieser Stromkreis
                              									geschlossen, so zieht der Elektromagnet auf der Locomotive seinen Anker an und löst
                              									durch ihn ein Fallgewicht aus, welches nun auf einen Handgriff herabfällt und
                              									mittels desselben die Dampfpfeife in Thätigkeit setzt. In ähnlicher Weise könnte
                              									selbst der Dampfzutritt abgesperrt oder die continuirlichen Bremsen angezogen
                              									werden. Der Geleise-Elektromagnet muſs durch den in den Geleiseabschnitt
                              									einfahrenden Zug magnetisirt, durch den aus ihm ausfahrenden Zug wieder
                              									entmagnetisirt, der ihn magnetisirende galvanische Strom also beim Einfahren
                              									geschlossen, beim Ausfahren wieder unterbrochen werden. Dazu dienen wieder zwei
                              									äuſserst leichte und empfindliche, 1m lange und
                              										1cm breite, zur Erzielung gröſserer
                              									Steifigkeit mit senkrecht umgelegten Rändern versehene, an ihrem Ende ebenfalls mit
                              									einer Kupferplatte belegte Federn aus weichem Eisen, auf welche ein an der
                              									Locomotive etwa 1m hinter der erwähnten
                              									Contactfeder angebrachter Hufeisenmagnet, dessen mit den Polen nach unten gerichtete
                              									Schenkel in einer zur Bahnachse parallelen Verticalebene liegen, beim
                              									Darüberhinfahren wirken kann. Die am Anfange des Abschnittes liegende
                              									Schlieſsungsfeder schlieſst, wenn sie vom Hufeisenmagnete gehoben wird, den auf
                              									Stangen entlang dem Bahnabschnitte geführten Stromkreis und wird zugleich in der
                              									gehobenen, den Strom geschlossen haltenden Lage festgehalten, da sie neben den Polen
                              									des eben durch den Strom wirksam werdenden Geleise-Elektromagnetes liegt und von
                              									ihnen während der Stromdauer angezogen wird. Die am Ende des Abschnittes liegende
                              									Unterbrechungsfeder hält für gewöhnlich den Stromkreis geschlossen und unterbricht
                              									ihn, wenn sie vom Locomotivelektromagnete beim Ausfahren aus dem Abschnitte gehoben
                              									wird; bevor sie dann wieder herabfällt und ihn wieder schlieſst, muſs die
                              									Schlieſsungsfeder bereits abgefallen sein. An der Berührungsstelle zweier Abschnitte
                              									liegt ein Holzkästchen mit Zinkdecke], worin eine Batterie, ein Elektromagnet, eine
                              									Schlieſsungsfeder für den vorwärts, und eine Unterbrechungsfeder für den rückwärts
                              									gelegenen Abschnitt untergebracht sind; der erste Kasten braucht natürlich keine
                              									Unterbrechungs-, der letzte keine Schlieſsungsfeder. Gegenüber diesen Kästchen liegt
                              									neben der anderen Schiene noch je ein zweites Kästchen mit einem in die Leitung des
                              									rückwärtigen Abschnittes eingeschalteten Elektromagnete, welcher wirken soll, wenn
                              									ein Zug in der entgegengesetzten Richtung in den Abschnitt einfahren will. Aubourg scheint aber übersehen zu haben, daſs dieser zweite Elektromagnet
                              									nur wirken und dadurch die Gefahr signalisiren kann, wenn der Zug über ihn erst
                              									einfährt, nachdem bereits der erste Zug im Anfange
                              									desselben Abschnittes eingefahren ist, es müſste denn sein, daſs er für die in
                              									entgegengesetzter Richtung bezieh. rückwärts fahrenden Züge noch ein besonderes
                              									Leitungs- und Elektromagnetsystem anzuordnen beabsichtigt, was darin angedeutet
                              									liegen könnte, daſs beim Rückwärtsfahren der Hufeisenmagnet an der entsprechenden
                              									Seite des Vordertheiles angebracht werden soll.
                           Die einzelnen Abschnitte macht Aubourg 8km lang, ordnet aber zwei sich übergreifende
                              									Leitungen an, so daſs von je 4km von einander
                              									entfernten Kästen der 1., 2., 3., 4.... mit dem 3., 4., 5., 6.... in Verbindung
                              									steht.
                           Der Betriebs-Telegrapheninspeetor A. Ernst in Leipzig (*
                              									D. R. P. Nr. 4461 vom 30. Mai 1878) will, wie der Patentanspruch sagt, „eine
                                 										Inductions-Blocksignaleinrichtung durch am Zuge befindliche Stahl- oder
                                 										Elektromagnete in Thätigkeit setzen.“ Der Magnet oder die Magnete würden so
                              									am letzten Wagen des Zuges anzubringen sein, daſs sie trotz der Schwankungen des
                              									Zuges – die ihnen gegenüber gestellten, mit Draht bewickelten Anker nicht berührend,
                              									bei etwaiger Berührung mit ihnen aber mit ihren kugelsegmentförmigen Endflächen der
                              									Schenkel über die gleichgeformten Ankerenden hinweggleitend – stets Ströme von
                              									ausreichender Stärke induciren. Die Streckenabsperrung dürfte am besten durch eigene
                              									Kabelleitungen zu bewirken sein und der in unmittelbarer Nähe des Signalpostens
                              									vorübergehende Zugmagnet könnte in starker Drahtleitung und starkem Elektromagnete
                              									einen starken Strom erzeugen und durch ihn ein beträchtliches Signalmittel haben,
                              									während letzterer bei der von weither erfolgenden Auslösung des Signales zur
                              									Freigebung der Strecke, mittels feinerer Drähte und schwächerer
                              									Elektromagnetwirkung, durch das eigene Gewicht in die Haltlage zurückgehen könnte.
                              									Vor-theilhaft würde dabei die Freigebung erst von der zweitnächsten Station
                              									erfolgen, damit der Zug, bis er auf ein Sperrsignal trifft, unbesorgt mit voller
                              									Geschwindigkeit fahren kann, weil dann der vorausgegangene Zug sicher den an diesem
                              									Sperrsignale beginnenden Bahnabschnitt bereits wieder verlassen hat und deshalb der
                              									ihm nachfolgende Zug diesen Abschnitt ungefährdet noch durchfahren kann. Unter
                              									Festhaltung des Grundgedankens läſst sich die Ausführung im Einzelnen in die
                              									verschiedensten Formen bringen.
                           In nur wenig anderer Weise, nämlich durch die Wagenräder selbst, erzeugen die Gebrüder Ducousso in Paris in ihrem Signalapparate die
                              									Magnetinductionsströme. Schon im J. 1881 hatten dieselben die Pariser
                              									Elektricitätsausstellung mit einem Modelle eines vom Zuge selbstthätig betriebenen
                              									Blocksignalapparates beschickt; mit einem von Bréguet
                              									in Paris ausgeführten und vervollkommneten selbstthätigen Zuganzeiger aber sind bei der französischen
                              									Nordbahn unter der Leitung des Ingenieurs Banderali
                              									seit April 1882 Versuche angestellt worden, später auch auf der
                              									Paris-Lyon-Mittelmeerbahn. Der Stromerzeuger beim Zuganzeiger hat sich während
                              									dieser Zeit wenig geändert, im Empfänger dagegen ist wiederholt gewechselt worden.
                              									Nach der Wiederaufstellung der Apparate bei der Nordbahn zu Anfang November 1882
                              									haben dieselben bis in den April d. J. gearbeitet, ohne zu versagen. Daſs längeres
                              									Regenwetter ihr Wirken nicht beeinträchtigt, hat sich im December auf der
                              									Paris-Lyon-Mittelmeerbahn gezeigt; daſs bei einer zu groſsen Geschwindigkeit des
                              									Zuges ein Versagen nicht zu befürchten ist, haben Versuche auf der Nordbahn
                              									dargethan, wo die auf 3km in der Stunde
                              									Geschwindigkeit eingestellten Apparate auch bei 60km Geschwindigkeit noch gut arbeiten. Viel gefährlicher als die durch
                              									Vergröſserung der Geschwindigkeit herbeigeführte Verkürzung der Inductionsströme
                              									dürfte dagegen in dieser und in A. Ernst's Anordnung
                              									die Schwächung der Ströme durch Fahren des Zuges mit zu kleiner Geschwindigkeit sein und durch dieselben eine nicht ausreichende
                              									Sicherheit in den Fällen beschafft werden können, wo die Inductoren von Zugtheilen –
                              									vielleicht unabsichtlich und unbemerkt – in sehr langsamer Bewegung überschritten
                              									werden könnten.
                           Der Stromerzeuger ist nach Engineering, 1883 Bd. 35 S.
                              									16 in Fig. 4 und 5 Taf. 6
                              									abgebildet; er besteht aus einem kräftigen Magnete C,
                              									auf dessen Pole zwei Spulen D aufgesteckt sind; Magnet
                              									sammt Spulen sind in einer Messingbüchse G
                              									untergebracht, welche mit passenden Oesen versehen ist, um mittels derselben an die
                              									Schiene A an deren Aufsenseite bei B angeschraubt zu werden und zwar so, daſs die Pole des
                              									Magnetes auf der nämlichen Horizontalen mit der Schienenoberkante liegen, jedoch
                              									selbst von den ausgelaufensten Radkränzen nicht berührt werden. Das eine Ende der
                              									Spulenbewickelung ist bei E an die Büchse angelöthet
                              									und so durch die Schiene oder erforderlichen Falles unmittelbar an Erde gelegt, das
                              									andere F mit der Leitung nach dem Empfänger verbunden.
                              									Beim Darüberhinfahren des Zuges erzeugen die Wagenräder in den Spulen D eine Reihe von kurzen
                              									Magnetinductions-Wechselströmen; der Empfänger darf daher nur auf den ersten
                              									derselben ansprechen, wenn jeder Zug nur ein Signal geben soll.
                           Bei einem Versuche auf der Paris-Lyon-Mittelmeerbahn sind zwei Inductoren angewendet
                              									worden, einer an jeder Schiene, weil man feststellen wollte, ob es besser sei, einen
                              									einzigen kräftigen Inductor anzuwenden, oder zwei kleinere hinter einander zu
                              									schalten. Jetzt sind die Schenkel des Magnetes nicht mehr gebogen (wie in der
                              									älteren in La Lumière electrique, Bd. 8 * S. 439
                              									beschriebenen Form), sondern gerade (Fig. 4); die
                              									Büchse ist aus dem Ganzen und gelöthet, auſserdem gegen das Eindringen von Wasser
                              									mit Paraffin ausgefüllt; die Spulen haben 18000 Windungen aus 0mm,14 dickem Drahte und 3780 Ohm Widerstand, so
                              									daſs der innere Widerstand eines Apparates 7560 Ohm beträgt.
                           
                           Im Empfänger wollte man zuerst einen Hughes-Elektromagnet (Hufeisenmagnet mit Spulen um den auf die Pole
                              									aufgesetzten Kernen aus weichem Eisen) anwenden, dessen Anker bei Ankunft der die
                              									Wirkung des Hufeisens neutralisirende Ströme durch die Abreiſsfeder abgerissen
                              									werden, und einen Localstrom durch eine elektrische Klingel schlieſsen sollte.
                              									Entweder verstärkte sich aber der Magnet bei längerer Ruhe, so daſs die Ströme den
                              									Anker nicht zum Abfallen brachten, oder bei feiner Einstellung fiel der Anker durch
                              									die Erschütterungen ab, welche der Zug verursachte; blieb der Anker endlich längere
                              									Zeit abgerissen, so schwächte sich der Magnet so, daſs er dann den Anker nicht mehr
                              									festzuhalten vermochte. Aenderungen der Widerstände und der Spulenlänge fruchteten
                              									dagegen nichts. Ein Ader'scher telephonischer Empfänger
                              									mit Fallscheibe lieferte keinen besseren Erfolg. Daher griffen Ducousso und Bréguet zu
                              									dem bekannten Siemens'schen polarisirten Relais (Fig.
                                 										6 Taf. 6). Auf dem Nordpole des rechtwinkelig gebogenen Magnetes A ist die eiserne Zunge nn1 drehbar befestigt; das Ende n1 liegt als Nordpol
                              									zwischen den beiden süd polaren Enden s1 und s2 der auf dem Süd-pole s des Magnetes A befestigten Kerne der in die
                              									Leitung L eingeschalteten Spulen. Für gewöhnlich liegt
                              										nn1 an der Schraube
                              										w; der vom Stromerzeuger kommende Strom schwächt
                              										s1, verstärkt s2 und legt so nn1 an v, um den Strom einer Localbatterie durch einen in den
                              									Stromkreis x eingeschalteten Wecker zu schlieſsen;
                              									jetzt liegt die Zunge nn1 viel näher an s2 als früher an s1 und bleibt daher an v
                              									liegen, bis man sie mit der Hand an u zurückführt,
                              									indem man auf einen äuſserlich vorstehenden Knopf drückt. Die Spulen sind aus 0mm,08 dickem Drahte gewickelt, haben jede 18000
                              									Windungen und 3460 Ohm Widerstand, das Relais also 6920 Ohm.
                           Bei den Nordbahnversuchen war der Empfänger ungefähr 150m von dem am Abfahrtsgeleise der Züge nach Chantilly aufgestellten
                              									Stromerzeuger und hat an den einzelnen Versuchstagen im Mittel 15 Züge und 30
                              									Maschinen mit Geschwindigkeiten zwischen 3 und 60km in der Stunde, ohne zu versagen, angezeigt.
                           In dem Blockapparate sind nach der Lumière électrique,
                              									1883 Bd. 9 * S. 45 zwei Hughes'sche Elektromagnete
                              									vorhanden. Wenn ein Strom den Anker des unteren zum Abfallen bringt, kommt ein Arm
                              									am Ankerhebel in eine solche Lage gegen einen Arm am Ankerhebel des oberen, daſs
                              									erst ein den Anker des oberen Elektromagnetes zum Abfallen bringender und eine
                              									elektrische Klingel in Thätigkeit setzender Strom den oberen Elektromagnet
                              									durchlaufen haben muſs, bevor der Wärter mittels eines Hebels beide Anker zugleich
                              									wieder an die Pole ihrer Elektromagnete legen kann. Den ersteren Strom entsendet der
                              									Zug beim Fahren über den Contact am Anfange des Bahnabschnittes, um durch ihn den
                              									einfahrenden Zug zu decken. Der zweite Strom ist der Entblockirungsstrom und wird
                              									entsendet, wenn der Zug über einen zweiten Contact am Ende des Abschnittes fährt. Wie die
                              									optischen Signale mit den elektrischen in Verbindung gebracht sind, ist nicht zu
                              									ersehen. Fährt ein zweiter Zug in den Abschnitt ein, so vermöchte der Wärter den
                              									Abschnitt bereits zu entblockiren, sobald der erste Zug den Abschnitt verlassen
                              									hat.
                           
                              E–e.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
