| Titel: | Ueber Neuerungen an Wirkereimaschinen. | 
| Autor: | G. W. | 
| Fundstelle: | Band 249, Jahrgang 1883, S. 111 | 
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                        Ueber Neuerungen an
                           								Wirkereimaschinen.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 8.
                        (Patentklasse 28. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								247 S. 361.)
                        Ueber Neuerungen an Wirkereimaschinen.
                        
                     
                        
                           Eine neue Nadelanordnung für Kulirstühle zur Herstellung
                                 										schlauchförmiger geminderter Wirkwaare von O.
                                    										Webendörfer in Kappel bei Chemnitz (* D. R. P. Nr. 21008 vom 20. Oktober
                                 									1881) ist an dem unter Nr. 18031 patentirten und in diesem Journale 1882 246 * 217
                              									beschriebenen Stuhle zu dem Zwecke angebracht worden, um mit diesem Stuhle
                              									Ränderwaare arbeiten zu können. Die Gestelle F (Fig.
                                 										1 Taf. 8) der beiden Nadelreihen a und b hängen an beiden Seiten mit Zapfen M2 schwingend in den
                              									Trägern M1, welche in
                              									sicheren Führungen der Platte M gleiten können. An
                              									jedem Stuhlende ist in die Lager M4 eine Schraubenspindel N mit rechts- und linksgängigem Gewinde eingelegt, für welche die Träger
                              										M1 die
                              									Schraubenmutter bilden; beide Spindeln sind durch Kettenräder N1 und Kette N2 mit einander
                              									verbunden und können ganz gleichmäſsig gedreht werden, wobei die Träger M1 und Gestelle F aus einander rücken. Nach genügender Entfernung
                              									derselben neigt man sie, indem sie um M schwingen, bis
                              									ihre Nadeln a, b sich kreuzen, und stellt sie durch
                              									Schrauben und Flügelmuttern M3 fest. In dieser gekreuzten Lage der Nadelreihen kann der Stuhl zunächst
                              									mit denselben Elementarstücken: Platinen, Pressen, Fadenführer, Schlösser zur
                              									Nadelbewegung u.s.w., welche er bisher enthielt, glatte Rundwaare arbeiten, wenn nur
                              									die Nadelreihe der einen Seite unter den Platinen so lange stehen bleibt, bis
                              									diejenige der andern Seite ihre Maschenreihe gebildet hat. Man kann ferner flache
                              									Ränderwaare arbeiten, wenn man beide Nadelreihen (bei beweglichen Nadelbarren) oder
                              									je die gegenüber liegenden Nadeln, wenn dieselben einzeln beweglich sind,
                              									gleichzeitig hebt und senkt und auf die gekreuzten Nadeln durch das Kulirrad p den Garnfaden legen und zu Schleifen kuliren läſst
                              									dabei kommen die bisher verwendeten, auf den Nadelbetten liegenden Kulirplatinen in
                              									Wegfall. Da der Fadenführer G immer vor dem Kulirrade
                              										p hergehen und den Faden auf die Nadeln legen muſs,
                              									so sind, wie Fig. 2 Taf.
                              									8 zeigt, zwei dergleichen Räder angebracht und der Führer G hängt zwischen denselben; der ganze Apparet wird von Armen p1 getragen und mit den
                              									auf jeder Seite in F1
                              									laufenden Schlössern verschoben. Die dem früheren Stuhle angehörenden Minderapparate
                              									sind beibehalten worden zur Minderung der Ränderwaare und, um auch Zungennadeln
                              									verwenden und sie mit den gewöhnlichen Decknadeln bearbeiten zu können, ist den
                              									Zungennadeln hinter der Zunge im Schafte eine Rinne oder Zschasche a (Fig. 3)
                              									eingefräst worden, in welche die Spitze der Decknadel b
                              									eingelegt werden kann, so daſs ohne Schwierigkeit die Masche von der Zungennadel auf
                              									die Decknadel sich überschieben läſst.
                           
                           Auſser dieser Nadelanordnung hat O. Webendörfer für
                              									seine regulär und rund geschlossen arbeitenden Wirkstühle noch die Vorrichtungen zum
                              									mechanischen Betriebe, selbstthätigen Façonniren und Aufwinden der fertigen Waare
                              									mit angegeben.
                           Die Schwingenanordnung am Kulirwirkstuhle von W. R. Clauſs in Chemnitz (* D. R. P. Nr. 21840 vom 16.
                                 									August 1882) zeigt die bereits im Cotton-Wirkstuhle vorhandene Eigentümlichkeit,
                              									daſs die Platine c (Fig. 4 Taf.
                              									8) nicht fest mit der Schwinge verbunden, ist, sondern letztere entweder nur stumpf
                              									auf ersterer liegt, oder sie mit einer eingefrästen Nuth am oberen Rande leicht
                              									umfaſst. Das Röſschen g wirkt an dem kurzen Hebelarme
                              										ge und senkt die Platinen bei gleicher Keilhöhe
                              									viel tiefer, als wenn es direkt auf sie drückt, ein Vortheil, welcher bei Umänderung
                              									des Clauſs'schen Stuhles in einen Ränderstuhl benutzt
                              									worden ist. Als Drehachse dient den Schwingen nur die abgerundete Kante der Schiene
                              										f.
                           Stellvorrichtungen am Paget-Wirkstuhle von H. A. Ludwig in Chemnitz (* D. R. P. Nr. 21425 vom 27.
                                 									Juni 1882). Zur Veränderung der Maschenlänge ist am Pagetstuhle die Verstellung der
                              									Traverse a (Fig. 5 Taf.
                              									8) nöthig, an welcher das Röſschen und neuerdings auch das Mühleisen des Stuhles
                              									hängt. Diese Traverse a wird auf jeder Stuhlseite durch
                              									das Zwischenstück a1
                              									mit einem Bolzen b verbunden, welcher mit dem
                              									rechtwinklig abstehenden Arme b1 und der Schraube d
                              									auf die Fläche einer Welle e sich aufstemmt. Liegt der
                              									Stützpunkt von d seitlich von der Mitte dieser Fläche,
                              									so wird er beim Wenden der Welle e etwas gehoben oder
                              									gesenkt und bei entsprechender Gröſse der Fläche bezieh. Stärke der Welle e ist die Verstellung, welche hiermit gleichzeitig auch
                              									das Röſschen und Mühleisen erfährt, groſs genug für die gewünschten Aenderungen der
                              									Maschengröſsen. Der mit der Welle e verbundene Hebelarm
                              										f reicht von der Seite des Stuhles weit herab und
                              									wird an einem Gradbogen verstellt, oder er trägt eine bogenförmige Zahnstange,
                              									welche gegen einen am Stuhlgestelle befestigten Zahn verrückt werden kann.
                           Die mit verschieden hohen Schraubenköpfen besetzte Mustertrommel, welche in
                              									Wirkmaschinen als Regulator für die Ein- und Ausrückung verschiedener Fadenführer
                              									bei Herstellung von Ringelwaare verwendet wird, hat H. A.
                                 										Ludwig als offene hohle Trommel verwendet und sowohl inwendig, wie
                              									auswendig mit Reihen von Schraubenköpfen versehen. Die auf der Auſsenseite des
                              									Cylinders stehenden Reihen wirken auf den mit dem Fadenführer-Mitnehmer verbundenen
                              									Hebel, welcher auf seinem Drehbolzen verschoben und über irgend einer dieser Reihen
                              									festgestellt werden kann. Es sind demnach so viele verschiedene Ringelmuster zu
                              									arbeiten, wie die Trommel auſsen Reihen von Schraubenköpfen enthält. Die im Inneren
                              									der Trommel stehenden Erhöhungen wirken auf einen zweiten Hebel, welcher mit der zur
                              									Bewegung der Mustertrommel dienenden Klinke in Verbindung steht und dieselbe
                              									ausrückt, wenn erstere nicht gedreht werden soll, auch den Ausgleich zwischen der
                              									Reihenzahl des Musters und Zähnezahl des Trommelrades bewirkt.
                           Neuerung am Zählapparate zur Herstellung ein- und
                                 										vielreihiger Ringelwaare von Heidler und
                                 										Werner in Siegmar bei Chemnitz (* D. R. P. Nr. 20893 vom 24. Mai 1882). Das
                              									Zählrad eines Wirkstuhles mit den an seiner Stirnseite vorstehenden Reihen von
                              									Schraubenköpfen befindet sich oft innerhalb des Stuhlgestelles und drückt da direkt
                              									mit den Erhöhungen und einem Zwischenhebel das Excenter zur Seite, welches die
                              									Klinke zu seinem Betriebe bewegt. Die Verschiebung des Excenters erfolgt also nur
                              									während der Drehung des Zählrades um einen Zahn und, da diese Drehung doch eine
                              									gewisse Kraft erfordert, so liegt die Hebelrolle mit starkem Drucke auf dem
                              									Excenter, während sich dasselbe verschiebt. Hierdurch entsteht viel Reibung, die
                              									Excenter sind schwer zu bewegen und die Schraubenköpfe des Zählrades werden sehr
                              									stark abgenutzt. Heidler und Werner haben nun zunächst
                              									das Rad an die Auſsenwand der Maschine gebracht und können ihm nun einen gröſseren
                              									Durchmesser, folglich auch gröſseren Musterumfang als bisher geben; sie haben aber
                              									auch für die Excenterverschiebung behufs Ein- und Ausrückung der Klinke des
                              									Musterrades folgende sinnreiche Anordnung getroffen. Die Antriebwelle C (Fig. 6 bis
                              										9 Taf. 8) des Stuhles trägt zwei Hubscheiben F und G, von denen F zwei Flächen, ff aber nur eine Fläche enthält. Während einer Umdrehung
                              									von C arbeitet der Stuhl zwei Maschenreihen- liegt
                              									daher die Rolle H des Klinkhebels auf der Hubscheibe
                              										F, so wird sie auch für jede Reihe einmal gehoben
                              									und gesenkt, das Zählrad rückt also bei jeder Maschenreihe um einen Zahn fort. Liegt
                              									aber die Rolle H auf G, so
                              									wird sie nur einmal während zweier Reihen gehoben und gesenkt, also eine
                              									Maschenreihe durch das Zählrad nicht mitgezählt. Behufs Verschiebung von ff unter
                              										H drückt das Zählrad mit einem Schraubenkopfe den
                              									Bolzen Q und den Hebel LM
                              									bei L nach rechts; das andere Ende M dieses Hebels füllt aber die Nuth in der Excenternabe
                              									nicht aus, sondern läſst in ihr noch Raum für eine Feder N; der Hebel schiebt deshalb auch, während er nach links schwingt, die
                              									Excenter nicht fort, denn seine Schwingung erfolgt, während das Zählrad sich noch
                              									dreht, während also die Rolle H noch von der Fläche auf
                              										F (Fig. 7)
                              									gedrückt wird und viel Reibung zwischen H und F entsteht; es wird vielmehr die Feder N gebogen und M schwingt
                              									an N heran. Sobald jedoch die Rolle H bis auf den Kreisumfang der Excenter gehoben ist und
                              									nun die letzteren leichter sich verschieben, weil der Klinkhebel nicht mehr
                              									arbeitet, so kann die Kraft der Feder N die
                              									Verschiebung der Hubscheiben G, F bewirken (Fig.
                                 										8 und 9). Beim
                              									Zuge rückwärts ist die Feder L1 thätig, welche G zu
                              									geeigneter Zeit wieder unter H herauszieht.
                           
                           Einrichtung zur Herstellung von Ringelwaare am englischen
                                 										Rundwirkstuhle von J. Byfield in London, Ontario, Canada (* D. R. P. Nr. 21075 vom 1. Februar 1882). Da enge Rundköpfe nur
                              									ein System der Maschenbildung erhalten können, so wird für dieselben ein Apparat
                              									vorgeschlagen, welcher aus mehreren selbstthätig ausrückbaren Fadenführern, einer
                              									Schere zum Abschneiden der nicht mehr arbeitenden Fäden, einer Klemmvorrichtung,
                              									welche die freien Fadenenden festhält, einer rotirenden Bürste, welche die
                              									Fadenenden an der Waarenfläche auf die Rückseite derselben drängt und einem
                              									umfangreichen Zählapparate zur Regulirung der verschiedenen Bewegungen besteht.
                              									Derjenige Führer, dessen Faden arbeiten soll, wird gesenkt, damit er den letzteren
                              									unter den Haken der Nadeln an dieselben abgibt, und die unthätigen Führer sind über
                              									die Nadeln empor gehoben.
                           Vorrichtungen an flachen mechanischen Kettenstühlen zur
                                 										Herstellung von Schuſskettenwaare von Th.
                                    										Priestley in Bradford (* D. R. P. Nr. 22425 vom 2. April 1882). An den
                              									Kettenwirkstühlen kann man einen zwischen Wirk- und Webwaare mitten inne liegenden
                              									Stoff arbeiten, wenn man in die Maschenreihen der Kettenfäden je einen Schuſsfaden
                              									einführt, welcher rechtwinklig gegen die Maschenstäbchen liegt und von den
                              									Platinenmaschen auf der Waarenrückseite festgehalten wird. An Handstühlen legt man
                              									diesen Schuſsfaden mit der Hand unter die Nadelreihe und auf die abgehenden
                              									Kettenfaden; für mechanische Kettenstühle gab Gottlob
                                 										Miltsch die in diesem Journale (1879 234 454)
                              									erwähnte Schlagschützen-Vorrichtung an, mit welcher, wie im Webstuhle, ein
                              									Schiffchen mit der Schuſsfadenspule quer unter der Nadelreihe hin geführt wird. Nach
                              									der hier vorliegenden Anordnung wird jedoch wiederum, wie im Handstuhle, ein Faden
                              									von einer feststehenden Spule eingelegt, aber die Maschine verrichtet dies
                              									selbstthätig und es ist zugleich dafür Vorsorge getroffen, daſs beim Reiſsen des
                              									Schuſsfadens der Stuhl still stehen bleibt. Der Fadenführer H (Fig. 10 und
                              										11 Taf. 8) für den Schuſsfaden F wird mit
                              									einem gewöhnlichen Gleitkästchen B längs einer Stange
                              										A durch eine Kette C
                              									in der Weise mit fortgenommen, daſs der Querstab C2 eines Kettengliedes C1 sich an die Gabel B1 anlegt. Die über
                              									zwei Räder L gehende Kette wird stetig nach derselben
                              									Richtung hin fortbewegt; wenn daher das Glied C1 am Rade L nach
                              									abwärts läuft, so gleitet es aus der Gabel B1 heraus und der Führerkasten B bleibt stehen, bis C1 auf der anderen Seite wieder an die Gabel B2 sich anlegt und den
                              									Schuſsfaden nach der entgegengesetzten Richtung mit fortnimmt. Im Allgemeinen steht
                              									der Führer H weit ab von den Nadeln M; er trifft aber am Ende seines Weges mit H1 an eine schiefe
                              									Ebene, welche ihn gegen die Nadelreihe hin schiebt. Behufs selbstthätiger Ausrückung
                              									des Stuhles bei Fadenbruch trägt der von der Spule S
                              										(Fig. 12) kommende Faden Y durch seine
                              									Spannung einen Hebel T, welcher, wenn Y reiſst, auf den Stift U
                              									fällt und vom schwingenden, durch Excenter E bewegten
                              										Arme T1 mit fortgezogen
                              									wird. Dabei zieht aber die Stange W den Riemenführer
                              									des Stuhles von der Fest- auf die Losscheibe und rückt den Betrieb aus.
                           Vorrichtungen an McNary's Rundstrickmaschine zur Herstellung
                                 										von verdichteten oder Futterwaaren von J.
                                    										Landau in Berlin (* D. R. P. Nr. 22083 vom 28. Oktober 1881). Tuchartige
                              									Stoffe zu Oberkleidern, vorherrschend Damenconfectionsstoffe, werden jetzt vielfach
                              									auf Wirkmaschinen, namentlich auf Rundkulirstühlen als sogen.
                              										„Rundstuhl-Futterwaare“ gearbeitet. Auch die groſse Rundstrickmaschine
                              									von McNary, von welcher schon früher (vgl. 1880 236 118) angeführt wurde, daſs in ihre Waare zwischen die
                              									Maschenstäbchen Futterfäden in der Arbeitsrichtung eingeführt werden, ist weiter
                              									durch Anbringung dreier Kettenmaschinen, geeignete Bewegungsart derselben und durch
                              									Anordnung einer selbstthätig ausrückbaren Presse dazu geeignet gemacht worden,
                              									Waaren mit längeren, auf der Rückseite liegenden Platinenmaschen und mit sogen,
                              										„blinden Legungen,“ also Doppelmaschen, herzustellen, so daſs eine
                              									dickere Waare entsteht, in welcher eine feine glatte Maschenlage die Vorderseite und
                              									eine nach dem Rauhen langhaarige Futterdecke die Rückseite bildet.
                           Auch der flache mechanische Kettenstuhl von McNary (1881
                              										242 * 203) wird zur Lieferung von solchen Waaren
                              									vorgerichtet; wie ihn der Berichterstatter vor wenig Tagen in Berlin in der
                              									Maschinenfabrik von Löwe und Comp. sah, enthielt er bei
                              									einer Breite von 260cm drei Kettenmaschinen, von
                              									denen die eine, die mittlere, bestimmt war, einen Längsschuſsfaden zwischen je 2
                              									Maschen Stäbchen einzuführen, und Waaren verschiedenster Art, dem Flanelle, dem
                              									Militärtuche, den bunten Herrenkleider Stoffen, dem dicken Doublestoffe ähnlich,
                              									waren auf ihm gearbeitet worden und zeigten, wie man seine überaus groſse
                              									Leistungsfähigkeit (gegen 200 Reihen in der Minute) für die Tuchfabrikation
                              									auszubeuten sich bemüht.
                           Der Ringelapparat für Strickmaschinen von F. Eile in Bautzen (* D. R. P. Nr. 21594 vom 29.
                                 									November 1881) unterscheidet sich dadurch von anderen Einrichtungen, welche
                              									demselben Zwecke dienen, daſs er den Spulenständer mit den zwei abwechselnd zu
                              									benutzenden Spulen nicht am Ende des Schlittenhubes plötzlich, sondern gleichzeitig
                              									während der Schlittenbewegung stetig umdreht. Durch Räder und Schnurscheiben
                              									überträgt die Kurbelwelle der Maschine ihre Drehung auf den Spulenhalter, so daſs
                              									derselbe während eines Schlittenausschubes um 180° sich gedreht hat. Gleichzeitig
                              									enthält die Maschine einen rotirenden Fadenführer mit zwei Oeffnungen, in deren
                              									jeder ein Faden sich führt. Dieser Faden wird am Ende eines jeden Schlittenhubes
                              									durch geeignete Stelleisen ebenfalls um 180° gedreht, so daſs bei gleichmäſsiger
                              									Arbeit immer ein und derselbe Faden, der vorangehende, arbeitet. Soll nun ein
                              									Wechsel hierin eintreten und der andere Faden arbeiten, so muſs der Arbeiter vor der
                              									Vollendung des letzten Hubes durch einen Handhebel ein zweites Stelleisen einrücken,
                              									welches den Führer um 180° dreht und nach welchem das gewöhnliche Stelleisen ihn
                              									nochmals um 180° weiter wendet, so daſs nun der andere Faden der vorangehende und
                              									thätige ist. Durch diesen Hebel wird gleichzeitig eine Kuppelung auf der Kurbelwelle
                              									so verschoben, daſs letztere durch ein gröſseres Rad den Spulenhalter doppelt so
                              									schnell, also während des letzten Schlittenhubes um 360° umdreht und somit die Fäden
                              									von den Spulen nach dem Führer hin der Drehung des letzteren mit folgen und sich
                              									nicht umschlingen.
                           Strickmaschine zur Herstellung von Jacquardfarbmustern
                              									von Wilh. Weber und Otto
                                    										Floſs in Apolda (* D. R. P. Nr. 21375 vom 4. Juli 1882). Zu demselben
                              									Zwecke, welchen die Einrichtung von Barfuſs (1883 247 364) erreicht, dient die eben genannte Maschine.
                              									Während man an Handränderstühlen durch Kuliren mehrerer Fäden neben einander die
                              									Farbstreifen auf beiden Seiten erhält, wird es in der Strickmaschine möglich,
                              									einzelne Nadeln einer Seite nur mit besonderen Fäden zu belegen und sie vor dem
                              									Schloſshube herabzudrücken, so daſs der allgemeine Arbeitsfaden sie nicht erreicht.
                              									Das Schloſs hat die geeignete Einrichtung dafür, beide Nadelsorten schlieſslich bis
                              									zum Abschlagen ihrer Maschen herabzuziehen, sie aber auch alle wieder zum Beginne
                              									einer neuen Reihe gleichweit zu heben. Das Legen der Musterfäden und Bewegen der
                              									Musternadeln abwärts erfolgt am Ende und Anfange des jeweiligen Schlittenhubes.
                           Die Strickmaschine von Nelson
                                 										und Couturat (vgl. 1880 236 120) hat nach einem
                              									Zusatzpatente (*Nr. 20964 vom 21. Mai 1882) in ihren Regulirungsvorrichtungen Aenderungen dahin erfahren, daſs die vielfach mit
                              									Nuthen versehene Trommel ersetzt ist durch Scheiben mit angesetzten Führungsarmen,
                              									welche die Deckerschienen entsprechend dem Mindern verschieben, sowie dahin, daſs
                              									für Ferse und Fuſsspitze eines Strumpfes nicht mehr Verstärkungsfäden dem
                              									gewöhnlichen Arbeitsfaden zugeführt, sondern überhaupt zwei Fäden verwendet werden,
                              									deren Führer die Maschine selbstthätig einrückt, so daſs der stärkere nur in der
                              									Ferse und Fuſsspitze arbeitet und jeder von einem Arbeitstücke bis zum nächsten frei
                              									hängen bleibt.
                           Zweitheiliger Mittelheber mit festem Untertheile für das
                                 										Schloſs der Lamb'schen Strickmaschine von der Schaffhauser Strickmaschinenfabrik in Schaff hausen (* D. R. P. Nr. 21412
                                 									vom 26. März 1882). Wenn an Strickmaschinen glatte Rundwaare recht dicht oder fest
                              									gearbeitet wird, so nehmen die aufsteigenden Nadeln leicht die engen Maschen mit
                              									empor und dieser Uebelstand ist bisher nur durch sehr starken Waarenabzug zu
                              									verhindern gesucht worden. Wirksamer ist jedoch die Einrichtung, daſs die Nadeln a (Fig. 13
                              									Taf. 8) der nicht arbeitenden Seite nicht tief unten in der Abschlagstellung stehen
                              									bleiben, sondern etwas gehoben werden, um den arbeitenden Nadeln a1 als Kamm oder Rechen
                              									zu dienen, welcher beim Aufsteigen derselben die Waare verhindert, sich mit empor zu
                              										heben. Das
                              									Mitteldreieck des Schlosses besteht zu dem Zwecke aus den beiden Stücken d und d1 (Fig. 14),
                              									von denen das untere (d) auf der Schloſsplatte e befestigt ist, das obere (d1) aber durch die bekannte Schlitzführung
                              									des Riegels f gehoben und gesenkt werden kann. Wenn die
                              									Nadelreihe a nicht arbeitet, so hebt doch das Stück d diese Nadeln auf die in Fig. 13
                              									gezeichnete Lage, in welcher sie einen Einschlieſskamm für die gegenüber stehenden
                              									arbeitenden Nadeln a1
                              									bilden. Am Hubende des Schlittens stöſst f in
                              									gewöhnlicher Weise an die Seitenriegel der Maschine, wird verschoben und senkt dabei
                              									das Stück d1 bis dicht
                              									auf d herab, in welcher Lage beide Theile dann wie ein
                              									gewöhnliches Mitteldreieck wirken.
                           Von Laue und Timäus in Löbtau-Dresden sind folgende drei
                              									Neuerungen an Lamb'schen Strickmaschinen angegeben worden: Eine Einrichtung
                                 										zur selbstthätigen Aufwickelung der Waare (vgl. * D. R. P. Nr. 21171 vom 1.
                              									December 1881) besteht darin, daſs unterhalb der Maschine aus der Waare eine
                              									Schleife oder Falte gebildet wird, in welcher die Gewichtsrolle liegt. Wird Waare
                              									nachgeliefert, so verlängert sich die Falte und die Rolle sinkt. Letztere ist durch
                              									eine Schnur mit der Klinke verbunden, welche, von der Triebwelle der Maschine
                              									bewegt, das Zahnrad der Waarenabzugswalze oder auch des Waarenbaumes und damit
                              									diesen selbst umdreht. Diese Klinke wird gewöhnlich durch ein Gegengewicht oder eine
                              									Feder auſser Eingriff mit den Radzähnen erhalten, durch den Zug der Gewichtsrolle
                              									aber, bei genügender Tiefe derselben, in das Rad eingerückt und nun wird Waare
                              									abgezogen oder aufgewickelt. Dabei hebt sich die Gewichtsrolle und die Klinke fällt
                              									wieder aus den Radzähnen zurück, so daſs nur in gewissen Zwischenräumen und nach
                              									Maſsgabe der gelieferten Waare die letztere von der Maschine abgenommen und
                              									aufgewickelt wird.
                           Das Zusatzpatent * Nr. 21332 vom 2. December 1881 zu * D. R. P. Nr. 18242 (vgl. 1882
                              										246 220) enthält eine Erweiterung des Fadenführer-Apparates für Herstellung von Ringelmustern
                              									mit vielen Fäden in flachen glatten oder Rechts- und Rechts-Waaren und das Patent
                              									*Nr. 21801 vom 19. Juli 1881 eine Vorrichtung zum selbstthätigen Heben und Senken der Seitendreiecke eines Schlosses. Die
                              									vorangehenden Dreiecke werden gehoben, damit sie die Nadeln nicht herabziehen und,
                              									bei lockerem Garne, die alten Maschen nicht zerreiſsen, indem man die über ihnen
                              									stehenden Stellbolzen mit excentrischen Stiften durch geeignete Hebelverbindungen
                              									und Stoſsknaggen am Ende je eines Hubes ein Stück umdrehen läſst. Die Lage dieser
                              									Bolzen in den Hebeln ist aber mit der Hand zu verstellen; man kann also noch die
                              									Höhenlage der Dreiecke für feste oder lockere Waare beliebig ändern.
                           
                              
                                 G. W.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
