| Titel: | C. J. H. Woodbury's tragbarer elektrischer Untersuchungsapparat für Beleuchtungsanlagen. | 
| Fundstelle: | Band 249, Jahrgang 1883, S. 222 | 
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                        C. J. H. Woodbury's tragbarer elektrischer
                           								Untersuchungsapparat für Beleuchtungsanlagen.
                        Mit Abbildung auf Tafel 15.
                        Woodbury's Untersuchungsapparat für
                           								Beleuchtungsanlagen.
                        
                     
                        
                           C. J. H. Woodbury in Boston beschreibt in einem am 18.
                              									April d. J. im Franklin Institute gehaltenen Vortrage,
                              									in welchem er sich u.a. eingehender über die aus der Anwendung von Erdleitungen an
                              									den elektrischen Lichtstromkreisen entspringenden Gefahren verbreitet, einen nach
                              									seinen Angaben von Ch. Williams in Boston ausgeführten
                              									tragbaren elektrischen Versuchsapparat, in welchem anstatt der sonst gebräuchlichen
                              									Batterie und eines Galvanoskops ein Magnetinductor und eine Wechselstromklingel
                              									verwendet sind. Der Inductor enthält nach dem Journal of the
                                 										Franklin Institute, 1883 Bd. 115 S. 402 einen zwischen 5 Stahlmagneten m (Fig. 12
                              									Taf. 15) umlaufenden Siemens'schen Anker ohne
                              									Commutator; die erzeugten Wechselströme gehen durch einen Elektromagnet E mit polarisirtem Anker, welcher einen Klöppel k zwischen zwei Glocken G
                              									hin und her bewegt, sobald der Stromkreis geschlossen ist. Der Inductoranker wird
                              									durch ein Schnurrad R mit stellbarer Führungsrolle zur
                              									Spannung der Schnur im Umdrehung versetzt. Am oberen Ende des Kastens befinden sich
                              									noch zwei Rollen r, deren jede 9m Stahlband enthält, als biegsamen Leiter, mit
                              									Klemmen an den Enden. Das Schnurrad und die Rollen lassen sich mit der Kurbel H umdrehen, welche dazu auf die vierkantigen Dorne der
                              									Achsen aufgesteckt wird, bei Nichtgebrauch aber in der aus der Figur ersichtlichen
                              									Weise untergebracht ist. Der Inductoranker ist nur 76mm lang und 25mm dick; seine Bewickelung
                              									besteht aus 1830m Draht Nr. 40 engl. Das Ganze
                              									befindet sich in einem Ebonitkästchen von 31 × 102 × 203mm und wiegt 1k,4. Die Klingel läutet in
                              									einem äuſseren Widerstände von 7000 Ohm, wenn die Kurbel etwa 200 mal in der Minute
                              									umgedreht wird. Wird die Kurbel so schnell umgedreht, als man sie zu drehen im
                              									Stande ist, so läutet die Klingel bei etwa 10000 Ohm äuſserem Widerstand.
                           Um einen Vergleich zwischen seinem Meſsapparate und den sonst gebräuchlichen
                              									Meſsmethoden zu erlangen, hat Woodbury einige Versuche
                              									mit einer Rasselklingel (2 Ohm Widerstand) und einem Galvanoskop von geringem
                              									Widerstände (0,18 Ohm) für Untersuchungszwecke angestellt, unter Verwendung eines
                              										Leclanché- und eines Chromsäure-Elementes. Der
                              									Inductor im Untersuchungsapparate arbeitete bei einem 350 mal so groſsen Widerstände
                              									wie die Klingel und bei einem 70 mal so groſsen Widerstände wie das Galvanoskop beim
                              									Chromsäure-Element; beim Leclanché-Elemente verdoppelte sich das Verhältniſs.
                           Die wesentlichste Leistung des Untersuchungsapparates besteht in seiner Fähigkeit,
                              									Erdschlüsse anzuzeigen, die unter Umständen Gefahr bringen können. Nach einer Zahl
                              									von Messungen an langen Leitungen für Bogenlampen kann man 1,5 Ohm äuſseren Widerstand auf
                              									jede Lampe rechnen, wenn die Verbindungen in gewöhnlicher Weise hergestellt sind. In
                              									einer Leitung mit 40 Brush-Lichtern würde dies 60 Ohm
                              									betragen, und da die Klingel in einem Widerstände von 7000 Ohm läutet, so vermag sie
                              									einen möglichen Stromverlust von 6/7 Procent des Stromes anzuzeigen, der beim Brush-Systeme 0,09 Ampere beträgt, oder etwa das 4,5
                              									fache des vom Untersuchungsinductor gelieferten Stromes, eine Energiemenge, welche
                              									zu klein ist, um irgend welchen Schaden anzurichten. Bei anderen Dynamomaschinen
                              									gestaltet sich dies noch günstiger. In einer Anlage mit 100 Edison-Lichtern würde der Untersuchungsapparat einen Stromverlust von
                              									weniger als 1/25
                              									Procent des Stromes in der Leitung anzeigen, oder 1/25 des für eine 16-Kerzen-Edisonlampe
                              									nöthigen Stromes, ein Betrag, welcher das doppelte des vom Untersuchungsinductor
                              									gelieferten Stromes ausmacht.
                           Will man auf einen Erdschluſs untersuchen, so befestigt man die eine Klemme an einer
                              									zur Erde führenden Leitung, z.B. einem Hahne an einer Gas- oder besser
                              									Wasserleitung, die andere Klemme an dem Leitungssysteme zur Beleuchtung. Ist der
                              									Widerstand zwischen Leitungssystem und Erde geringer als 7000 Ohm, so wird die
                              									Klingel läuten. Dreht man die Kurbel langsam, so läutet die Klingel nur bei
                              									kleineren Widerständen, so daſs man bei Zählung der Umdrehungen des Inductors,
                              									welche zum Ertönen der Klingel erforderlich sind, angenäherte Widerstandsmessungen
                              									ausführen könnte, wenn man vorher Vergleichsmessungen mit einem Rheostate gemacht
                              									hat.
                           Bei Untersuchung der Isolation von Bogenlampen legt man eine Klemme an die eine Strom
                              									zuführende Klemme der Lampe, die andere Klemme an die verschiedenen Theile des
                              									Lampengehäuses und dreht die Kurbel des Inductors.
                           Bei Glühlichtanlagen kann man mittels dieses Untersuchungsapparates Berührungen
                              									auffinden, wenn man die eine Hauptleitung von der Dynamomaschine löst und die
                              									Umschalter in jeder Lampe öffnet, die beiden Klemmen des Untersuchungsinductors aber
                              									an je einen Hauptleitungsstrang legt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
