| Titel: | Ueber Neuerungen an Injectoren. | 
| Autor: | Whg. | 
| Fundstelle: | Band 249, Jahrgang 1883, S. 237 | 
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                        Ueber Neuerungen an Injectoren.
                        Patentklasse 13. Mit Abbildungen auf Tafel 16.
                        Neuerungen an Injectoren.
                        
                     
                        
                           Der Injector gehört zu denjenigen Vorrichtungen, deren Wirkungsweise durch eine
                              									theoretische Untersuchung der einzelnen in Betracht kommenden Vorgänge nicht so
                              									vollständig klar gelegt werden kann, daſs danach für gegebene Verhältnisse die
                              									Bestimmung der günstigsten Formen und Maſse aller Theile möglich wäre. Es sind daher
                              									auch, seit vor fast einem Vierteljahrhundert H.
                                 										GiffardVgl. 1859 153 * 323. 154 * 409. 1860 157 74. * 245. 158 * 162. seinen ersten Injector der
                              									Akademie in Paris vorlegte, bis zum heutigen Tage alle Neuerungen an Injectoren nur
                              									auf dem unsicheren Wege des Probirens zu Stande gekommen. Bei einem solchen
                              									Imdunkelntappen ist immer die Gefahr, auf Irrwege zu gerathen, sehr groſs. Werden
                              									bei den Versuchen zugleich mehrere Formen und Maſse geändert, wie es bei
                              									Neuconstructionen von Injectoren fast immer der Fall ist, so wird nicht selten die
                              									veränderte Wirkung einer Ursache zugeschrieben, welche entweder hierbei gar nicht
                              									betheiligt ist, oder selbst in entgegengesetztem Sinne wirkt. Es braucht nur an den
                              									ersten Friedmann'schen Injector (vgl. 1879 232 * 501) erinnert zu werden, dessen günstige Wirkung
                              									man allgemein der durch die zweite Mischdüse bedingten wiederholten Einwirkung des
                              									saugenden Strahles auf das Wasser zuschrieb. Diese Ansicht wurde über den Haufen
                              									geworfen, als die spätere Anordnung, bei welcher die zweite Mischdüse von dem
                              									Wasserzufluſsrohre vollständig abgesperrt ist, noch bessere Resultate ergab.
                              									Wahrscheinlich war hauptsächlich die Verlängerung des Weges, auf welchem die
                              									Condensation stattfindet, sowie die Verminderung der Anstauung in der Mischdüse beim
                              									Anlassen an der vortheilhaften Wirkung schuld. Es ist daher nothwendig, bei der
                              									Beurtheilung von neuen Anordnungen sehr vorsichtig zu sein und auſser den von dem
                              									Constructeur beabsichtigten auch die zufälligen Veränderungen mit in Rücksicht zu
                              									ziehen. Mit den nachstehend beschriebenen Neuerungen an Injectoren sind theils die
                              									bislang allein verfolgten Ziele – nämlich bequeme Handhabung, sicheres Ansaugen des
                              									Wassers, sichere Wirkung auch bei Zufluſs verhältniſsmäſsig warmen Wassers u.s.w. –
                              									erstrebt, theils haben dieselben den Zweck, die Verwendung von Abdampf zum Betriebe der Injectoren zu ermöglichen.
                           Fig.
                                 										1 und 2 Taf. 16
                              									zeigen zunächst einen nichtsaugenden Injector von C. J.
                                 										Haswell in Wien (Erl. * D. R. P. Nr. 3158 vom 14. Februar 1878), dessen
                              									wesentlichste Eigenthümlichkeit darin besteht, daſs die Mischdüse ein wenig in die
                              									trichterförmig erweiterte Fangdüse hineinragt und beide Düsen in der Nähe der
                              									Mündungen durchlöchert sind. Es soll hierdurch der Schlabberverlust vermindert und
                              									die Verwendung heiſsen Speisewassers ermöglicht werden. Als Abschluſsorgan an der
                              									Ueberlauföffnung ist ein
                              									Niederschraubventil (vgl. Fig. 2)
                              									benutzt. Wie bei dem ersten Friedmann'schen Injector
                              									bilden Gehäuse, Fangdüse und Wasserstutzen ein Stück, in welches einerseits die
                              									Dampfdüse, andererseits die durch 4 Flügel geführte Fangdüse eingesetzt und mittels
                              									Ueberwurfmutter befestigt sind. Die Theile können daher bequem aus einander genommen
                              									werden; doch ist es bei dieser Anordnung etwas schwierig, eine genau conachsiale
                              									Lage von Misch- und Fangdüse zu erreichen. Zum Reguliren des Wasserzuflusses wurde
                              									statt eines Hahnes oder Ventiles eine gewöhnliche Drosselklappe vorgezogen.
                           Der in Fig. 3 Taf. 16 nach dem Techniker, 1883 Bd.
                              									5 S. 185 abgebildete Injector von Nathan und Dreyfuss
                              									in New-York stimmt hinsichtlich der Düsenanordnung im Wesentlichen mit dem neueren
                              										Friedmann'schen Injector überein. Auch hier sind
                              									zwei Mischdüsen vorhanden, welche behufs genauen Zusammenfallens der Achsen an die
                              									Fangdüse angeschraubt sind. Der Raum zwischen den beiden Mischdüsen steht mit dem
                              									Schlabberraume in Verbindung. Neu ist die Einschaltung eines kleinen
                              									Dampfstrahlgebläses in das Ueberlaufrohr, welches zum Ansaugen des Wassers dient.
                              									Gegenüber dem Hauptdampfventile ist an dem Dampfrohre ein Hilfsventil v angebracht, von welchem ein Kanal um das Gehäuse
                              									herum nach der kleinen Dampfdüse d führt. Beim
                              									Ingangsetzen des Injectors wird zunächst das Wasserventil und darauf das kleine
                              									Ventil v aufgeschraubt, worauf der aus d austretende Dampfstrahl die durch das Ueberlaufventil
                              									in den Raum e gelangende Luft nach unten durch die Düse
                              										f ausbläst und so das Wasser ansaugt. Sobald
                              									dasselbe aus der Düse f austritt, wird das
                              									Hauptdampfventil geöffnet und v geschlossen. Ersteres
                              									ist hier nicht direkt vor den Düsen, sondern in einiger Entfernung von denselben
                              									angebracht, um sie, während der Injector nicht in Betrieb ist, kühl zu halten. – Bei
                              									einer älteren, für Locomotiven bestimmten Anordnung ist das Hilfsventil v vorn zwischen Dampf- und Wasserventil angebracht.
                           Der Injector von C. F. Vabe in Paris (Erl. * D. R. P.
                              									Nr. 3732 vom 16. Februar 1878), welcher in Fig. 10
                              									Taf. 16 dargestellt ist, hat ebenfalls zwei Mischdüsen, von denen die der Dampfdüse
                              									zunächst liegende cylindrisch ausgeführt ist. Der Raum zwischen beiden Düsen steht
                              									durch ein besonderes Rohr t, in welches ein Ventil m eingeschaltet ist, mit dem Ueberlaufrohre v in Verbindung. Das Ventil m wird zugleich mit dem Dampfventile c und
                              									dem Wasserventile n mit Hilfe der mit Rechtsund
                              									Linksgewinde versehenen Spindel b bewegt. Die Ventile
                              										m und n sind nämlich
                              									an einem Querstücke aufgehängt, welches abwärts geschraubt wird, wenn man das Ventil
                              										c in die Höhe schraubt. Ist der Injector nicht in
                              									Betrieb, so haben die Ventile die gezeichnete Stellung. Oeffnet man nun beim
                              									Ingangsetzen langsam das Dampfventil, wobei sich m und
                              										n allmählich senken, so können die Luft und der
                              									nicht condensirende Dampf zunächst sowohl durch den Krümmer w, wie auch durch das Rohr t
                              									entweichen, womit eine
                              									gute Saugwirkung erzielt werden soll. Ist das Ventil m
                              									auf seinem Sitze angelangt, während das Wasserventil noch weit geöffnet ist, so ist
                              									der Raum zwischen den beiden Mischdüsen vollständig abgesperrt. Die Stellung der
                              									beiden Ventile c und n
                              									wird dann so geregelt, daſs aus dem Ueberlaufrohre kein Wasser mehr abfliefst.
                           Die Anordnung Fig. 12
                              									bezieh. 13 Taf. 16 soll benutzt werden, wenn sehr warmes Wasser oder Wasser aus
                              									gröſseren Entfernungen anzusaugen ist; bei Fig. 12 ist
                              									die Dampfdüse als Doppeldüse ausgeführt, während bei Fig. 13
                              									noch eine dritte kurze Mischdüse hinzugefügt ist.
                           Fig.
                                 										11 Taf. 16 zeigt noch eine andere Construction von Vabe, bei welcher ebenfalls eine 3fache Mischdüse benutzt ist, deren
                              									einzelne Theile aber sehr kurz ausgeführt sind. Der Raum o zwischen den Düsen wird wie bei den vorhergehenden Anordnungen beim
                              									Ansaugen mit der freien Luft in Verbindung gebracht, dann aber abgeschlossen, und
                              									zwar dient hier ein Hahn dazu. Daſs mit diesen mehrfachen Mischdüsen und dem
                              									besonderen Auslasse ein schnelleres Austreiben der Luft, Condensiren des erst
                              									eintretenden Dampfes und deshalb besseres Ansaugen zu erzielen ist als mit einer
                              									einzigen langen und geschlossenen Düse, erscheint nicht unmöglich. Es kann dadurch
                              									erklärt werden, daſs wegen der geringen Entfernung der Mischdüse von der Fangdüse
                              									der Austritt in den die Fangdüse umgebenden Raum erschwert ist und deshalb in einer
                              									gewöhnlichen geschlossenen Mischdüse beim Ansaugen zunächst eine Anstauung eintreten
                              									kann. Mit Rücksicht hierauf können auch die seitlichen Durchbrechungen der Düsen,
                              									wie sie in Fig. 1 Taf.
                              									16 vorhanden sind, günstig wirken.
                           Eine amerikanische Construction, von J. H. Irwin
                              									herrührend, ist in Fig. 9 Taf.
                              									16 dargestellt. An derselben fällt zunächst die kurze, gedrungene Form der Dampfdüse
                              										A und der Mischdüse C
                              									auf. Irwin will durch sorgfältige jahrelange Versuche
                              									gefunden haben, daſs diese Form mit den folgenden Maſsverhältnissen die günstigste
                              									ist. Setzt man den kleinsten Durchmesser der Mischdüse = 1, so ist ihr gröſster
                              									Durchmesser wie ihre Länge = 4 zu nehmen, ferner der Durchmesser und die Länge der
                              									cylindrischen Dampfdüse = 2, der kleinste Durchmesser der Fangdüse = 1, der gröſste
                              									= 2 und die Länge derselben = 16. Vor der Dampfdüse A
                              									ist wie bei dem Injector von Wentz (1879 233 * 269) eine Hilfsdüse zum Anlassen angebracht, deren
                              									Durchmesser zu 0,25 des Durchmessers von A angegeben
                              									ist. Als sehr wichtig wird auch von Irwin
                              									hervorgehoben, daſs sowohl das Wasserzufluſsrohr, wie das Ueberlaufrohr G unter Winkeln von 45° zur Achse des Injectors
                              									angeschlossen sind. Für das erstere mag die geneigte Lage wegen der Kleinheit der
                              									Kammer zwischen A und C
                              									günstig wirken; die geneigte Lage des Ueberlaufrohres dürfte aber wohl nebensächlich
                              									sein.
                           Der Ausschuſs für Wissenschaft und Gewerbe des Franklin
                                 										Institute in Philadelphia (vgl. Journal, 1880
                              									Bd. 109 S. 106 und 386) hat eingehende Versuche mit diesem Injector angestellt, von
                              									deren Ergebnissen folgende angeführt werden mögen. Mit 1k Dampf von 1k,26 (für 1qc) Ueberdruck wurden 23k Wasser von 17° auf eine Höhe von 2m,3 gehoben, wobei das Wasser eine Temperatur von
                              									24° erhielt. Bei 7k,35 Ueberdruck dagegen wurden
                              									mit 1k Dampf nur 7k,5 Wasser gefördert. Der Injector wirkte also bei geringer Dampfspannung
                              									günstiger als bei hoher Spannung, was der verhältniſsmäſsig groſsen Weite der
                              									Dampfdüse zuzuschreiben sein mag. Ferner wurde mit einer Dampfspannung von 6k,3 Ueberdruck eine Spannung von 23k,9 Ueberdruck überwunden und mit einer Spannung
                              									von 0k,67 absolut noch eine Spannung von 1k,7 absolut. Wasser von 50° wurde mit Dampf von
                              										2k,1 Ueberdruck 0m,48 gehoben und gegen den gleichen Druck eingeführt; kaltes Wasser wurde
                              									mit 2k,81 Ueberdruck 6m,4 gehoben und gegen 4k,21 Ueberdruck
                              									eingeführt u.s.w. Es darf wohl behauptet werden, daſs in jeder Hinsicht noch bessere
                              									Resultate erzielt werden können, wenn man, namentlich durch Anordnung einer längeren
                              									Mischdüse, eine vollständigere und schnellere Condensation des Dampfes ermöglicht.
                              									Bemerkenswerth ist noch, daſs, wenn die Ueberlauföffnung durch Aufdrücken des
                              									Daumens luftdicht verschlossen wurde, das mit dem Apparate verbundene Manometer
                              									sofort um 1at zurückging und wieder um 1at stieg, sobald der Luft der Zutritt zu dem
                              									Schlabberraume gestattet wurde.
                           Einiges Aufsehen hat, namentlich in England, der Injeetor von E. Hamer, J. Metcalfe und E. Davies in
                              									Aberystwyth bezieh. Llandinam (* D. R. P. Nr. 3530 vom 14. April 1878) gemacht und
                              									zwar wegen seiner späteren Ausbildung als Abdampfinjector. Fig. 4 bis
                              										6 Taf. 16 zeigen die erste, noch für gewöhnlichen Betrieb bestimmte
                              									Anordnung. Die Dampfdüse ist mittels eines kleinen Zahnstangengetriebes verschiebbar
                              									behufs Regelung des Wassereinlaufes in die Mischdüse. Ferner ist in der Dampfdüse
                              									eine verstellbare Nadel angebracht, durch welche der Dampfzufluſs ein wenig
                              									verändert werden kann. Das Wesentlichste aber ist, daſs die Mischdüse in einer durch
                              									ihre Achse gehenden Ebene getheilt ist. Die eine Hälfte H ist fest, die andere J senkrecht zur Achse
                              									verschiebbar; zwei seitliche, H umfassende Lappen
                              									dienen der letzteren zur Führung. Mit Hilfe eines Hebels soll beim Anlassen des
                              									Injectors der bewegliche Theil zurückgezogen und, sobald der Injector mit Wasser
                              									gefüllt ist, wieder an H angedrückt werden. Der äuſsere
                              									Luftdruck hält dann die beiden Theile fernerhin zusammen.
                           Daſs diese Einrichtung bezüglich des Anlassens vortheilhaft wirkt, läſst sich in
                              									gleicher Weise erklären, wie es oben für die Friedmann'schen und Falschen mehrfachen Mischdüsen geschehen ist. Auch hier
                              									wird beim Ingangsetzen des Injectors der Luft und dem ersten Dampfe und Wasser ein
                              									bequemer Ausweg geboten, während sie beim Austritte aus einer gewöhnlichen festen
                              									Düse wegen der Nähe der Fangdüse nur schwer in das Ueberlaufrohr gelangen können,
                              									also eine Anstauung in der Mischdüse verursachen und den Eintritt der zum Ansaugen
                              									nöthigen Verdünnung verzögern oder ganz unmöglich machen. Auffällig ist an diesem Injector noch die
                              									auſserordentliche Weite der Dampfdüse, welche für den gewöhnlichen Betrieb eine
                              									groſse Dampfverschwendung bedingt.
                           Eine zweite, durch dasselbe Patent geschützte Construction, welche in Fig. 7 Taf.
                              									16 abgebildet ist, unterscheidet sich von der vorigen nur dadurch, daſs in den
                              									Theilen H und J ein
                              									kegelförmiger Ringraum N ausgespart ist. Derselbe wird
                              									an der Mündung durch die an H und J angeschraubten Stücke T
                              									verengt. In diesen Raum N sollte nun durch den
                              									seitlichen Stutzen M Abdampf eingeführt werden, um zur Erhöhung der Temperatur des in die Fangdüse
                                 										eintretenden Wassers beizutragen. Die Einrichtung war für Locomotiven bestimmt. In der Rauchkammer derselben
                              									sollte an dem Ausblasrohre R (Fig. 8 Taf.
                              									16) eine besondere Kammer S zur Aufnahme einer gewissen
                              									Menge des Abdampfes angebracht werden. Diese Menge war durch einen auf R aufgesetzten Scheibenhahn, welcher dem nach oben
                              									ausblasenden Dampfe mehr oder weniger Widerstand bot, zu regeln. Aus S wurde der Abdampf dem Injector bezieh. dem Stutzen
                              										M (Fig. 7)
                              									zugeleitet. Die Anordnung einer gröſseren Kammer hielt man für nöthig, um die
                              									Wirkung des stoſsweisen Auspuffes abzuschwächen. Die Verwerthung eines Theiles des
                              									Abdampfes sollte hier also einzig darin bestehen, daſs dem aus der Mischdüse
                              									austretenden Wasserstrahle, nachdem ihm durch gespannten
                                 										Dampf die nöthige Geschwindigkeit ertheilt war, noch Wärme zugeführt
                              									wurde.
                           Bei Versuchen mit diesem Injector stellte sich dann wahrscheinlich heraus, daſs
                              									derselbe auch in Betrieb blieb, wenn man den Zufluſs des gespannten Dampfes
                              									verringerte, oder auch gänzlich absperrte. So wurde man dazu geführt, den Injector
                              									nur mit Abdampf zu betreiben.
                           Im J. 1880 erhielt E. Davies in Llandinam ein Patent (*
                              									D. R. P. Kl. 59 Nr. 12848 vom 4. Juni 1880) auf Neuerungen an dem vorbeschriebenen
                              									Injector, durch welche er die in Fig. 14 bis
                              										19 Taf. 16 veranschaulichte, für den Betrieb mit Abdampf bestimmte
                              									Gestalt erhielt. Nur der linke Theil der Figur 17
                              									stellt den eigentlichen, aus Fig. 4 Taf.
                              									16 hervorgegangenen Abdampfinjector vor, während der rechte mit Flanschen
                              									angeschraubte Theil unter Umständen zu Hilfe genommen werden soll, wenn man
                              									gespannten Dampf mit zum Betriebe verwenden will.
                           Was zunächst den Haupttheil betrifft, so muſs als wesentlichste Eigenthümlichkeit
                              									desselben (welche sonderbarer Weise weder in der Patentschrift, noch in anderen
                              									Beschreibungen aufgeführt ist) die gegen Fig. 4 noch
                              									vermehrte Weite der Dampfdüse hervorgehoben werden, in Folge deren ihr Querschnitt
                              									sowohl im Vergleiche mit den Misch- und Fangdüsen, als auch namentlich im Vergleiche
                              									mit der engen Ringspalte für den Wasserzufluſs auſserordentlich groſs erscheint.
                              									Alle anderen Neuerungen sind unerheblich. Die Nadel in der Dampfdüse ist
                              									festgestellt und hat daher keinen Zweck mehr. Statt der Dampfdüse ist die Mischdüse, welche hier
                              									nicht mehr einen Theil des Gehäuses bildet, beweglich gemacht, um den Wasserzufluſs
                              									zu regeln. Die Theilung dieser Düse ist beibehalten und der bewegliche Theil drehbar
                              									angeordnet. Eine Vorrichtung zum Aufklappen desselben von Hand ist nicht vorhanden,
                              									da man fand, daſs der eintretende Dampf sich selbst die Klappe öffnete und der
                              									Luftdruck dieselbe unmittelbar nach dem Ansaugen wieder schloſs. Es ist zu beachten,
                              									daſs diese Theilung der Mischdüse mit dem Betriebe durch Abdampf nichts zu thun hat,
                              									wie vielfach fälschlich angegeben ist, sondern wie aus dem Obigen hervorgeht, nur
                              									zum Anlassen dienen soll und kann. Der feste Theil der Düse trägt einen Arm, in
                              									welchen die Fangdüse eingeschraubt ist, so daſs sich diese mit der Mischdüse
                              									verschieben muſs und daher in einer Hülse geführt wird. Die Verschiebung geschieht
                              									mittels eines Handrades, an dessen Spindel unten ein excentrischer, in eine Quernuth
                              									der Düse eingreifender Zapfen sich befindet.
                           Wird der rechts in Fig. 17
                              									Taf. 16 gezeichnete Hilfsapparat in Verbindung mit dem Injector benutzt, so tritt
                              									der Wasserstrahl durch die Düse h aus, während durch
                              									das Rohr k und den Kanal g
                              									gespannter Dampf zugeführt wird. Die Mischdüse geht hier unmittelbar in die Fangdüse
                              									über. Ein zwischen k und g
                              									eingeschalteter Hahn stellt, wenn der Dampfkanal g
                              									abgesperrt ist, eine Verbindung zwischen der Doppeldüse i und der freien Luft her, um bei Störungen des Betriebes das Wasser
                              									ableiten zu können. Ist der Kanal g aber ganz geöffnet,
                              									so ist der Raum l abgesperrt.
                           Fig.
                                 										14 Taf. 16 zeigt nach dem Techniker, 1883 Bd.
                              									5 S. 104 die neueste Form dieses Injectors, welche für die vertikale Lage bestimmt
                              									ist, während der ursprüngliche Apparat Fig. 17 in
                              									horizontaler Stellung benutzt werden sollte, damit das Gewicht des beweglichen
                              									Düsentheiles den Schluſs herbeiführe. Es muſs sich also wohl herausgestellt haben,
                              									daſs der Luftdruck allein hierzu genügt. Abgesehen von der Vereinfachung, daſs hier
                              									die Dampfdüse und die Mischdüse festgelagert sind, also eine Veränderung des
                              									Wasserzuflusses nicht mehr möglich ist, hat diese Anordnung keine bemerkenswerthe
                              									Neuerungen aufzuweisen. In Fig. 15
                              									Taf. 16 endlich ist die Gesammtanordnung des Injectors zwischen Maschine und Kessel
                              									dargestellt.
                           Aus den verschiedenen Berichten über die mit diesem Injector angestellten Versuche
                              									geht hervor, daſs derselbe mit Abdampf zuverlässig als Kesselspeiser wirkt, wenn,
                              									die Kesselspannung nicht mehr als 5 bis höchstens 5at,5 beträgt. Ist sie gröſser, so muſs der in Fig. 17
                              									angegebene Hilfsapparat benutzt werden, mit welchem dann Spannungen bis zu 11at überwunden werden können. Der Behälter, aus
                              									welchem das Wasser zuflieſst, muſs ein wenig über dem Injector liegen. Besondere
                              									Vorrichtungen zum Anlassen u.s.w. sind nicht nöthig. Es genügt, von dem Abdampfrohre
                              									seitlich ein nach dem Injector führendes Rohr abzuzweigen, dem z.B. bei gewöhnlichen
                              									Locomotiven ein Durchmesser von 75mm gegeben
                              									werden soll. Sobald dann die Maschine angelassen wird, kommt auch der Injector
                              									selbstthätig in Betrieb. Derselbe wurde u.a. bei einer Fördermaschine benutzt; er
                              									trat jedesmal mit dem ersten Auspuffe der Maschine in Wirkung und hörte auf zu
                              									wirken, sobald die Maschine stillstand, ohne daſs er irgend welche Bedienung
                              									erforderte. Da das Ausblasrohr offen bleibt, so kann ein Rückdruck auf den Kolben
                              									nicht stattfinden; ja es soll sogar nach mehreren Angaben beim Ingangsetzen des
                              									Injectors der Druck vor dem Kolben etwas unter den Atmosphärendruck gesunken sein.
                              									Die Temperatur des geförderten Wassers betrug nach zwei Angaben etwa 88°, wobei die
                              									Temperatur des Speisewassers in einem Falle 11°, im anderen 19° war. In Deutschland
                              									wird dieser Injector von Schäffer und Budenberg in
                              									Buckau-Magdeburg ausgeführt.
                           Ein zweiter Abdampfinjector ist nach dem Engineer, 1882
                              									Bd. 53 S. 378 in Fig. 20 und
                              										21 Taf. 16 abgebildet, Derselbe ist in England an S. Hallam und J. W. Shepherd patentirt und
                              									wird von Weild und Comp. in Manchester angefertigt, Um
                              									den Injector sowohl mit Abdampf, wie mit gespanntem Dampfe betreiben zu können, sind
                              									zwei concentrische Dampfdüsen vorhanden; in die innere kann gespannter Dampf, in die
                              									äuſsere Abdampf eingelassen werden. Mittels einer Regulirnadel kann die innere Düse
                              									ganz abgesperrt werden, wenn der Injector mit Abdampf betrieben werden soll. Die
                              									Mischdüse ist verschiebbar und zwar dient zur Verschiebung eine Spindel d mit Handrad, auf welcher sich zwei in eine Ringnuth
                              									der Düse eingreifende Excenterscheiben befinden. Berichte über Versuche mit diesem
                              									Injector liegen nicht vor.
                           Nachdem erfahrungsmäſsig festgestellt ist, daſs mit Abdampf betriebene Injectoren
                              									sehr gut wirken, ohne eine Drosselung des Ausblasdampfes, also eine Erhöhung des
                              									Vorderdampfdruckes auf den Kolben zu erfordern, darf wohl angenommen werden, daſs
                              									derartige Injectoren bald mehr Eingang finden werden. Wie vortheilhaft die Benutzung
                              									derselben unter Umständen sein kann, ist leicht einzusehen. Wird z.B. in einen
                              									Kessel das Speisewasser mit einer Temperatur von 18° mittels Pumpe in den Kessel
                              									eingeführt, so sind bei 5at Ueberdruck im Kessel
                              									jedem Kilogramm Wasser 655 – 18 = 637c zuzuführen.
                              									Benutzt man nun einen Theil (etwa ⅛) des Abdampfes zum Betriebe eines Injectors, so
                              									wird nach obigen Angaben in diesem das Wasser auf 88° vorgewärmt; es werden
                              									demselben also 88 – 18 = 70c durch den Abdampf
                              									zugeführt, d. s. etwa 11 Procent der Gesammtwärme; folglich werden im zweiten Falle
                              									auch 11 Procent an Kohlen gespart.
                           Ein Injector, welcher mit Abdampf betrieben werden soll, muſs sich von einem
                              									gewöhnlichen Injector (wie oben schon hervorgehoben) hauptsächlich durch eine
                              									verhältniſsmäſsig sehr groſse Dampfdüse unterscheiden. Nach den früher vom Verfasser
                              									(vgl. 1882 243 1) veröffentlichten Berechnungen der hier
                              									in Betracht kommenden Pressungen und Geschwindigkeiten läſst sich das Verhältniſs des
                              									Dampfdüsenquerschnittes zu dem Querschnitte der Misch- bezieh. der Fangdüse leicht
                              									näherungsweise ermitteln. Soll z.B. ein Kessel mit 5at Ueberdruck gespeist werden, so muſs das Wasser in die Fangdüse mit
                              									einer Geschwindigkeit von 32m,5 eintreten. Nimmt
                              									man nun an, daſs zu 1k Wasser 0k,12 Dampf genügen (womit allerdings eine
                              									Erwärmung auf 88° noch nicht erreicht würde), so müſste der Dampf mit einer
                              									Geschwindigkeit von 286m aus der Dampfdüse
                              									austreten, um dem Wasser die nöthige lebendige Kraft zu ertheilen. Es würde daher an
                              									der Mündung der Dampfdüse eine Pressung von 0at,75
                              									herrschen müssen, welche einem specifischen Gewichte des Dampfes von 0,462
                              									entspricht. 0k,12 des aus der Düse austretenden
                              									Dampfes hätten mithin einen Rauminhalt von 0,12 : 0,362 = 0cbm,26 und diese 0cbm,26 Dampf müſsten in derselben Zeit t den
                              									Querschnitt f1 der
                              									Dampfdüsenmündung durchströmen, in welcher 1k,12
                              									des Gemisches in den kleinsten Querschnitt f2 der Fangdüse eintreten. Setzt man das specifische
                              									Gewicht dieses Gemisches in Hinsicht auf die unvollständige Condensation = 0,9, so
                              									nehmen 1k,12 einen Raum von 1,12 : (0,9 × 1000) =
                              										0cbm,00124 ein. Es muſs demnach sein:
                           286 tf1 = 0,26 und 32,5 tf2 = 0,00124,
                           f1 :
                              										f2 = (0,26 × 32,5)
                              									: (0,00124 × 268) = 23,8,
                           also der Durchmesser der Dampfdüse fast 5 mal so groſs als der
                              									Durchmesser der Fangdüse. Für die thatsächlich erreichte Erwärmung des Wassers auf
                              									88° wird, wenn das zuflieſsende Speisewasser nicht schon sehr warm ist, eine
                              									wesentlich gröſsere Dampfmenge als 0k,12 für 1k Wasser erforderlich, so daſs auch der
                              									Querschnitt der Dampfdüse noch gröſser zu nehmen ist. Ebenso müſste derselbe gröſser
                              									sein, wenn im Kessel mehr als 5at Ueberdruck
                              									vorhanden sind. Sind auch nach den obigen Berichten höhere Spannungen als 5at,5 Ueberdruck mit diesen Injectoren nicht
                              									überwunden, so erscheint es doch nicht unmöglich, auch höhere Spannungen mit
                              									denselben zu erreichen, wenn nur die Dampfdüse groſs genug gemacht wird und durch
                              									lange oder mehrfache Mischdüsen, ringförmige Mündung der Dampfdüse u.s.w. für
                              									möglichst vollständige Mischung und Condensation gesorgt wird.
                           
                              
                                 Whg.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
