| Titel: | Zur Chemie des Bessemerprozesses. | 
| Fundstelle: | Band 249, Jahrgang 1883, S. 265 | 
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                        Zur Chemie des Bessemerprozesses.
                        Zur Chemie des Bessemerprozesses.
                        
                     
                        
                           Im Anschlüsse an seine früheren Mittheilungen über die Entphosphorung des Roheisens durch den basischen Prozeſs (vgl. 1879 233 45) zeigt Finkener in
                              									den Mittheilungen aus den kgl. technischen Versuchsanstalten
                                       										zu Berlin, 1883 S. 29, daſs beim Blasen zunächst der Gehalt an Silicium und
                              									Mangan abnimmt, dann der an Kohlenstoff und endlich der an Phosphor und Mangan,
                              									falls das letztere nicht schon mit dem Silicium verschwunden ist. Die Entfernung
                              									dieser Stoffe ist die Folge ihrer Oxydation und der Eigenschaft der
                              									Oxydationsproducte, sich von dem flüssigen Eisen zu sondern, was aber nur dann vor
                              									sich gehen kann, wenn die sich abscheidenden Stoffe unter den obwaltenden Umständen
                              									nicht wesentlich auf einander zersetzend einwirken. (Vgl. auch Wagner's Jahresbericht,
                              									1881 S. 46.)
                           Bezügliche Versuche ergaben nun, daſs der Kohlenstoff wesentlich als Kohlenoxyd
                              									entweicht, mit einem nur geringen Gehalte an Kohlensäure (vgl. Versuch Nr. 14 bis 16
                              									S. 266), welcher so bemessen ist, daſs die Sauerstoffabgabe der Kohlensäure an das
                              									Eisen ausgeglichen wird durch die Kohlenstoffabgabe des Kohlenoxydes an das Eisen.
                              									Dieses Verhältniſs zwischen Kohlenoxyd und Kohlensäure mag sich mit der Temperatur
                              									und der Beschaffenheit des der Einwirkung des Gasgemenges ausgesetzten Eisens
                              									ändern; aber ganz verschwinden wird die Kohlensäure nur bei einem hohen
                              									Kohlenstoffgehalte des Eisens. Der Phosphor wird zu Phosphorsäure oxydirt,
                              									gleichzeitig mit so viel Eisen, daſs ein phosphorsaures Eisenoxydul entsteht, in
                              									welchem 3 At. Eisen auf 1 Mol. Phosphorsäure enthalten sind. Eine Verbindung der
                              									Phosphorsäure mit geringerem Eisengehalte kann sich aus dem flüssigen Eisen nicht
                              									absondern, da sie von demselben zersetzt werden würde, wie dies die Versuche Nr. 9
                              									bis 12 zeigen. Das Silicium wird in Kieselsäure übergeführt, welche wie die
                              									Phosphorsäure als Oxydulverbindung in die Schlacke geht, wohl auf 1 Mol. Kieselsäure
                              									1 At. Eisen oder Mangan enthaltend.
                           Der in die flüssige Masse eintretende Sauerstoff wird zunächst sämmtliche
                              									Bestandtheile derselben verbrennen, mit denen er gerade in Berührung kommt; aber von
                              									den entstehenden Verbindungen können nur solche unzersetzt bleiben, welche mit der
                              									flüssigen Masse zusammen beständig sind. So lange Silicium vorhanden ist, vermindert
                              									sich der Kohlenstoffgehalt nicht; es wird entstehendes Kohlenoxyd zersetzt werden
                              									unter Bildung von Silicat und Kohlenmetall. Das Siliciumeisen wirkt so reducirend, daſs es aus dem
                              									normalen Eisenoxydulsilicat einen Theil des Eisens zu Metall reducirt. Das leichter
                              									reducirbare Phosphat kann nicht bestehen bleiben: es zersetzt sich mit
                              									Siliciummetall zu Silicat und Phosphormetall; eine Abnahme des Phosphors findet
                              									nicht statt, so lange Silicium vorhanden ist. Aehnlich wie durch Silicium der
                              									Phosphor wird das Eisen durch Mangan vor Oxydation geschützt; das Hauptproduct der
                              									Oxydation ist zu Anfang zweifach kieselsaures Manganoxydul.
                           Nach der Entfernung des Siliciums kann Kohlenoxyd auftreten mit einem gewissen
                              									Gehalte an Kohlensäure, welcher sich mit Abnahme des Kohlenstoffes im Eisen etwas
                              									vermehren wird. Phosphorsaures Mangan- oder Eisenoxydul bildet sich noch nicht in
                              									erheblichem Maſse, aber doch schon in deutlich merkbarer Menge: das entstehende wird
                              									gröſstentheils durch das noch vorhandene Kohleneisen reducirt (vgl. Versuch Nr. 18,
                              									20 und 21). Diese Reduction kann nur unter der Annahme dem Gemenge von Kohlenoxyd
                              									und Kohlensäure zugeschrieben werden, daſs die reducirende Kraft des Gasgemenges bei
                              									Steigerung der Temperatur erheblicher wächst als die des Kohleneisens. Gegen die
                              									Annahme, daſs Kohlenoxyd reducirend auf phosphorsaures Eisenoxydul wirke, spricht
                              									ferner der geringe Phosphorgehalt des aus den verschiedenen Schlacken ausgesuchten
                              									metallischen Eisens. Wenn das Gas phosphorsaures Eisenoxydul in der Schlacke
                              									reducirte, so würde sich wohl ein an Phosphor reiches Korn gefunden haben. Ist
                              									Kohleneisen das Reductionsmittel, so trifft das entstehende Phosphoreisen gleich mit
                              									Eisen zusammen und es ist keine Veranlassung vorhanden zur Bildung von an Phosphor
                              									reichem Eisen. Ist der Kohlenstoff verschwunden, so geht die Absonderung des
                              									phosphorsauren Eisenoxyduls vor sich, welches neben dem entkohlten Eisen beständig
                              									ist.
                           Das Schwefeleisen bleibt auch nach der Entphosphorung unzersetzt; es ist beständig
                              									neben dem sich bildenden Oxyde des Eisens, während andere Schwefelverbindungen,
                              									deren Entstehung denkbar wäre, von dem Eisen zersetzt werden. Der geringe
                              									Schwefelgehalt bleibt meist unverändert; die Abnahme eines höheren Schwefelgehaltes
                              									wird der Einwirkung der Schlacke auf das Eisen zuzuschreiben sein. Nach Zusatz des
                              									Spiegeleisens nimmt der Phosphorgehalt des Eisens wieder zu; es wird in der Schlacke
                              									phosphorsaures Eisenoxydul zu Phosphoreisen reducirt und zwar, wie oben erwähnt,
                              									wahrscheinlich durch das wieder vorhandene Kohleneisen.
                           Zur Untersuchung der Einwirkung von metallischem Eisen auf Kieselsäure,
                              									Phosphorsäure, phosphorsaures und pyrophosphorsaures Eisenoxydul, Schwefligsäure und
                              									schwefligsaures Calcium wurden diese Stoffe in einem Schiffchen in ein innen und
                              									auſsen glasirtes Porzellanrohr geschoben, welches quer durch einen kleinen Ofen aus.
                              									Chamottesteinen ging und in diesem durch ein Gasgebläse bis zum Weiſsglühen erhitzt
                              									wurde:
                           
                           1) Durch Glühen von Eisenoxyd im Wasserstoffstrome hergestelltes
                              									Eisen in einer Atmosphäre von Schwefligsäure verschluckte dieselbe und es hatte sich
                              									ein Oxyd des Eisens und Schwefeleisen gebildet.
                           2) Als ein Gemenge von Schwefeleisen (FeS), Eisenoxydul und Eisen
                              									im luftleer gepumpten Rohre erhitzt wurde, war das Gemenge vollständig geschmolzen,
                              									das Platinschiff durchlöchert und das Rohr verschlackt.
                           3) Bei Eisen und schwefelsaurem Kalke im luftleeren Rohre war die
                              									Masse geschmolzen und es hatte sich Oxyd und Schwefelmetall gebildet.
                           4) Ein Gemenge von Eisen und geglühter, durch Säuren
                              									abgeschiedener Kieselsäure in der vorher evacuirten Röhre zeigte nur eine schwache
                              									Sinterung.
                           5) Ein Gemenge von Guſseisen und Kieselsäure verhielt sich
                              									ebenso.
                           6) Mit Eisen in einem Porzellanschiffchen und
                              									Phosphorsäureanhydrid in einem zweiten Schiffchen an einer weniger heiſsen Stelle in
                              									dem evacuirten Rohre hatte sich phosphorsaures Eisenoxydul, Phosphoreisen und
                              									amorpher Phosphor gebildet; das Porzellan war verschlackt.
                           7) Durch Fällen von Eisenvitriol mit Natriumphosphat und Glühen im
                              									Wasserstoffstrome hergestelltes phosphorsaures Eisenoxydul, Fe2P2O7 bezieh. 2FeO,PO5
                              									, gemengt mit dem gleichen Gewichte Eisen in einem
                              									Eisenschiffchen im luftleer gepumpten Rohre ergab eine vollständig geschmolzene
                              									Masse, deren untere Schicht aus Phosphoreisen bestand; auch in das Eisenschiffchen
                              									war Phosphor übergegangen.
                           8) Bei den Versuchen Nr. 4 bis 7 waren die Röhren während des
                              									Glühens nicht leer geblieben, sondern enthielten nach dem Erkalten mehr oder weniger
                              									Gas. Eisen, für sich erhitzt, verhielt sich ebenso und die Untersuchung des in der
                              									Röhre befindlichen Gases ergab, daſs dasselbe brennbar war und Kohlenstoff enthielt.
                              									In der Nähe der Erweichungstemperatur findet durch die glasirten Porzellanröhren
                              									Diffusion statt.
                           9) Phosphorsaures Eisenoxydul Fe3
                              										(PO4)2 bezieh. 3FeO,PO5. gemengt mit dem gleichen
                              									Gewichte Eisen im Eisenschiffchen in einer Atmosphäre von Stickstoff unter 30mm Quecksilber Ueberdruck ergab eine nur stark
                              									gesinterte Masse, welche kein Phosphoreisen enthielt.
                           10) Ein Gemenge von 1 Th. Fe2P2O7, 1 Th. Fe3 (PO4)2 und 2 Th. Eisen, ebenso behandelt, gab eine
                              									vollständig geschmolzene Masse, deren untere Schicht aus Phosphoreisen bestand.
                           11) Ein Gemenge von 1 Th. Fe2P2O7, 3 Th. Fe3 (PO4)2 und 4 Th. Eisen gab bei gleicher Behandlung eine
                              									stark gesinterte Masse, welche mit verdünnter Schwefelsäure nur wenig
                              									Phosphorwasserstoff entwickelte.
                           12) Ebenso verhielt sich ein Gemenge von 1 Th. Fe2P2O7, 9 Th. Fe3 (PO4)2 und 10 Th.
                              									Eisen.
                           13) Als ferner Eisen in einem Strome von Kohlensäure bei dunkler
                              									Rothglut erwärmt wurde, bestand das austretende Gas aus ungefähr gleichen
                              									Raumtheilen Kohlensäure und Kohlenoxyd; das Eisen war in Eisenoxydoxydul
                              									übergeführt.
                           14) Eisen, in einem Nickelschiffchen bei Weiſsglut mit Kohlensäure
                              									behandelt, ergab bei langsamem Strome fast reines Kohlenoxyd; bei schnellerem Strome
                              									bestand das austretende Gas aus etwa ¾ Raumtheilen Kohlenoxyd und ¼ Kohlensäure.
                           15) Als Eisenoxyd in einem Nickelschiffchen in einem Strome von
                              									Kohlenoxyd erwärmt wurde, bestand bei dunkler Rothglut das anfangs austretende Gas
                              									vorwiegend aus Kohlensäure. Der hohe Kohlensäuregehalt änderte sich aber bald (wohl
                              									als das Eisenoxyd zu Oxydoxydul reducirt war) und bei steigender Temperatur bis zur
                              									Weiſsglut enthielt das austretende Gas bei schnellerem und bei langsamerem Strome
                              									etwa ⅙ Vol. Kohlensäure. Das Eisenoxyd war übergeführt in Kohleneisen mit ungefähr 2
                              									Proc. Kohlenstoff.
                           16) Eisen in einem Nickelschiffchen in einem Strome von
                              									Kohlenoxyd: Das austretende Gas enthielt auch bei Weiſsglut nur wenig Kohlensäure,
                              									so daſs beim Zusammenbringen mit einer Lösung von Kalihydrat eine sichtliche
                              									Volumenverminderung nicht eintrat. Das Eisen hatte 0,97 Proc. Kohlenstoff
                              									aufgenommen.
                           17) Wenn Phosphoreisen in einem Nickelschiffchen in einem Strome
                              									von Kohlensäure behandelt wurde, so enthielt das austretende Gas erst bei heller Rothglut Kohlenoxyd, bei
                              									Weiſsglut ungefähr ⅙ Vol. und, wenn der Strom sehr langsam ging, bis zu ¼ Vol. Das
                              									Phosphoreisen war mit dem Nickelschiffchen zu einer Kugel zusammengeschmolzen, das
                              									Porzellanrohr verschlackt.
                           18) Dreibasisch phosphorsaures Eisenoxydul in einem Strome von
                              									Kohlenoxyd ergab auch bei Weiſsglut keine merkbare Einwirkung.
                           19) Dreibasisch phosphorsaures Eisenoxydul in einem Strome von
                              									Wasserstoffgas lieferte Gas, welches erst bei heller Rothglut eine merkliche Menge
                              									Wasserdampf enthielt, bei Weiſsglut auch Phosphorwasserstoff und Phosphor. Das
                              									phosphorsaure Eisenoxyd war vollständig reducirt und mit dem Schiffchen zu einer
                              									Kugel zusammengeschmolzen.
                           20) Ein Gemenge von dreibasisch phosphorsaurem Eisenoxydul und
                              									Roheisen mit 3,8 Proc. Kohlenstoff in dem Verhältnisse, daſs der Kohlenstoff des
                              									Roheisens ausreichte, sämmtlichen Sauerstoff des phosphorsauren Eisenoxyduls in
                              									Kohlenoxyd überzuführen, verhielt sich in einem Strome von Stickstoff, so daſs das
                              									austretende Gas erst bei heller Rothglut Kohlenoxyd aufwies. Nach beendeter Reaction
                              									bei Weiſsglut war der Inhalt des Nickelschiffchens zu Phosphoreisen reducirt und mit
                              									demselben zu Kügelchen zusammengeschmolzen.
                           21) Ein Gemenge von Eisenoxyd mit dreibasisch phosphorsaurem
                              									Eisenoxydul (in dem Verhältnisse, daſs sich bei vollständiger Reduction ein
                              									Phosphoreisen mit 3 Proc. Phosphor ergab), lieferte in einem Strome von Kohlenoxyd
                              									Gas, welches bei dunkler Rothglut und langsamem Kohlenoxydstrome anfangs aus fast
                              									reiner Kohlensäure bestand, später auch bei Weiſsglut etwa ⅙ Vol. Kohlensäure
                              									enthielt. Der Inhalt des Schiffchens war vollständig reducirt und mit demselben
                              									theilweise legirt.
                           Nach J. E. Stead (Chemical
                                 										News, 1883 Bd. 47 S. 159) hat der zum Ausfüttern der gewöhnlichen
                              									Bessemerbirnen verwendete Ganister von Sheffield (I und
                              									II) 4 bis 8 Proc. Thonerde, während eine daraus hergestellte gute Mischung (III) 6
                              									Proc. Thonerde enthalten soll, um sich gut zu halten:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 
                                 II
                                 
                                 III
                                 
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 85,0
                                 Proc.
                                 92,0
                                 Proc.
                                 91,2
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 4,0
                                 
                                 8,0
                                 
                                   6,0
                                 
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 1,5
                                 
                                 2,5
                                 
                                   1,7
                                 
                                 
                              
                                 Kalk
                                 0,1
                                 
                                 0,3
                                 
                                     0,25
                                 
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 0,3
                                 
                                 0,5
                                 
                                     0,25
                                 
                                 
                              
                                 Kali
                                 0,2
                                 
                                 0,6
                                 
                                     0,38
                                 
                                 
                              
                                 Natron
                                 0,3
                                 
                                 0,4
                                 
                                     0,32
                                 
                                 
                              
                           Das für die Entphosphorung verwendete basische Futter
                              									hat dagegen folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Kalk
                                 49,91
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 30,72
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 4,50
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 3,46
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 11,41
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           Die Masse wird in bekannter Weise mit Theer gemischt und
                              									hiermit die Birne ausgestampft oder vorher zu Steinen geformt (vgl. 1879 234 308. 1880 238 416. 1882
                              										244 150).
                           Das verwendete Roheisen hat jetzt etwa folgende
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Kohlenstoff
                                 3,0
                                 bis
                                 4,0 Proc.
                                 
                              
                                 Mangan
                                 0,1
                                 „
                                 1,0
                                 
                              
                                 Silicium
                                 2,0
                                 „
                                 3,0
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,05
                                 „
                                 0,15
                                 
                              
                                 Phosphor
                                 0,03
                                 „
                                 0,10
                                 
                              
                           
                           enthält also bis 0,15 Proc. Schwefel, während man vor etwa 15
                              									Jahren nicht über 0,05 Proc. zu gehen wagte. Während nämlich das Spiegeleisen früher
                              									nur 9 bis 10 Proc. Mangan enthielt, enthält es jetzt 20 Proc., so daſs man leicht
                              									die zur Aufhebung der schädlichen Wirkung des Schwefels erforderliche Menge Mangan
                              									einführen kann.
                           Die Wirkung des Gebläsewindes auf die Bestandtheile des
                                 										Roheisens wird durch folgende Procentzusammenstellung veranschaulicht:
                           
                              
                                 
                                 Zu Anfang.
                                 Nach 5
                                 10
                                 15
                                 20
                                 25 Min.
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 3,5
                                 3,6
                                 3,3
                                   3,25
                                 2,0
                                 Spur
                                 
                              
                                 Silicium
                                   2,25
                                 1,0
                                 0,5
                                 0,2
                                 0,1
                                 Spur
                                 
                              
                                 Mangan
                                   1,00
                                   0,35
                                 0,2
                                 Spur
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           Beim gewöhnlichen Gange ist das Mangan also schon nach 15
                              									Minuten verschwunden, auch das Silicium verschwindet rasch, erst dann verbrennt der
                              									Kohlenstoff. Steigt beim sogen, warmen Gange die Temperatur zu hoch, so verbrennt
                              									der Kohlenstoff rascher:
                           
                              
                                 
                                 Am Anfang.
                                 Nach 5
                                 10
                                 15
                                 20
                                 25 Min.
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 3,5
                                 3,6
                                 3,3
                                 2,5
                                 1,0
                                 Spur
                                 
                              
                                 Silicium
                                 3,0
                                   1,75
                                   0,25
                                 0,9
                                 0,7
                                 0,5
                                 
                              
                                 Mangan
                                   0,75
                                   0,25
                                 Spur
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           Die Flamme hört daher nicht so plötzlich auf als beim
                              									gewöhnlichen Gange, so daſs man meist so lange bläst, bis brauner Dampf erscheint,
                              									somit Eisen verbrennt. Schwefel und Phosphor werden bei diesem sauren Prozesse nicht verbrannt. Mit steigender
                              									Temperatur wächst daher die Verwandtschaft des Sauerstoffes zum Kohlenstoffe, ein
                              									Umstand, welcher bei der Erzeugung dichter Stahlgüsse durch
                                 										Zusatz von Silicium (vgl. 1882 246 247) sehr zu
                              									beachten ist, da das Silicium ohne Wirkung ist, sobald die Affinität des
                              									Sauerstoffes zum Kohlenstoffe gröſser wird als zum Silicium.
                           Das für den basischen Prozeſs verwendete Roheisen hat
                              									etwa folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 
                                 II
                                 
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 3,35
                                 Proc.
                                 3,50
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Mangan
                                 0,60
                                 
                                 1,00
                                 
                                 
                              
                                 Silizium
                                 1,30
                                 
                                 1,00
                                 
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,15
                                 
                                 0,12
                                 
                                 
                              
                                 Phosphor
                                 1,75
                                 
                                 2,75
                                 
                                 
                              
                           Nach Zusatz von 15 bis 17 Proc. Kalk wirkt der Sauerstoff des
                              									Gebläsewindes in folgender Weise auf die Bestandtheile des Eisens:
                           
                              
                                 
                                 Anfangs
                                 Nach 5
                                 10
                                 15
                                 18 Minuten.
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 3,50
                                 3,55
                                 2,35
                                 0,07
                                 Spur
                                 
                              
                                 Silicium
                                 1,50
                                 0,50
                                 0,09
                                 Spur
                                 –
                                 
                              
                                 Mangan
                                 0,71
                                 0,56
                                 0,27
                                 0,12
                                 Spur
                                 
                              
                                 Phosphor
                                 1,57
                                 1,60
                                 1,43
                                 1,22
                                 0,08
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,16
                                 0,14
                                 0,13
                                 0,12
                                 0,10
                                 
                              
                           Die beim Eintritte der Luft in das Eisen gebildete
                              									hochbasische Eisenoxyd haltige Schlacke wird um so mehr wieder zersetzt, je inniger
                              									sie mit dem Eisen in Berührung kommt. Diese verschiedenen Reactionen werden durch
                              									folgende Formeln ausgedrückt:
                           
                           
                              
                                 2FeO + Si = SiO2+Fe2.
                                 FeO + Mn = MnO + Fe.
                                 
                              
                                 6FeO + 2P = FeP2O6 + 5Fe.
                                 FeP2O6 +
                                    											6C = Fe+P2 + 6CO.
                                 
                              
                                 FeP2O6 + 3Si = 3SiO2 + P2 + Fe.
                                 
                              
                           So lange daher Kohlenstoff und Silicium vorhanden sind und eine hohe Eisenschicht
                              									über den. Düsen steht, wird praktisch kein Phosphor entfernt. Wird dagegen bei einer
                              									niedrigen Eisenschicht die gebildete Schlacke durch kräftigen Luftstrom an der
                              									Oberfläche gehalten, so kann der Phosphor abgeschieden werden, bevor der Kohlenstoff
                              									völlig entfernt ist, wie Thomas und Gilchrist bei ihren ersten Versuchen auf den
                              									Blänavon-Werken fanden (vgl. 1879 232 451). In
                              									Bessemerbirnen mit saurem Futter wird der Phosphor nicht entfernt, weil
                              									phosphorsaures Calcium und phosphorsaures Eisen durch Kieselsäure in Silicate unter
                              									Abscheidung der Phosphorsäure zerlegt werden, welche letztere wieder mit Eisen
                              									Phosphor und Eisenoxydul gibt. Wird z.B. Eisen mit Phosphorsäure auf Rothglut
                              									erhitzt, so bildet sich phosphorsaures Eisen.
                           Die beim sauren (I) und basischen Prozesse (II) erhaltenen Schlacken haben folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 
                                 II
                                 
                                 
                              
                                 Eisenoxydul
                                 15,62
                                 Proc.
                                   9,13
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                   1,57
                                 
                                 –
                                 
                                 
                              
                                 Thonerde
                                   1,02
                                 
                                   2,10
                                 
                                 
                              
                                 Manganoxydul
                                   5,33
                                 
                                 16,60
                                 
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 75,70
                                 
                                   4,32
                                 
                                 
                              
                                 Kalk
                                   0,94
                                 
                                 47,08
                                 
                                 
                              
                                 Magnesia
                                   0,09
                                 
                                   4,62
                                 
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   0,01
                                 
                                   0,12
                                 
                                 
                              
                                 Phosphorsäure
                                   0
                                 
                                 16,03
                                 
                                 
                              
                                 Gesammte Basen
                                 14,57
                                 
                                 65,15
                                 
                                 
                              
                                 Gesammte Säuren
                                 75,71
                                 
                                 34,85
                                 
                                 
                              
                           Die beim Blasen ausgeworfenen Massen enthalten 70,3 Proc. freies Eisen und 14,5 Proc.
                              									Eisenoxyd. Da ferner von den Schlacken Eisen mechanisch eingeschlossen ist, so
                              									werden in Folge dieser Verluste nicht 92,5 Proc., wie die Berechnung ergibt, sondern
                              									3 bis 4 Proc. weniger Ausbeute erhalten; beim basischen Prozesse erscheinen bereits
                              									85 Proc. als günstige Ausbeute.
                           Der durch den gewöhnlichen sauren (I) und den basischen Prozeſs (II) hergestellte Stahl hat etwa folgende Procentzusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 
                                 II
                                 
                                 
                              
                                 Eisen
                                 98,33
                                 Proc.
                                 98,46
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 0,35
                                 
                                 0,35
                                 
                                 
                              
                                 Mangan
                                 1,11
                                 
                                 1,01
                                 
                                 
                              
                                 Silicium
                                 0,08
                                 
                                 0,03
                                 
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,06
                                 
                                 0,11
                                 
                                 
                              
                                 Phosphor
                                 0,05
                                 
                                 0,04
                                 
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 0,02
                                 
                                 Spur