| Titel: | A. Rieppel's Druckschaltung für Werkzeugmaschinen. | 
| Fundstelle: | Band 249, Jahrgang 1883, S. 287 | 
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                        A. Rieppel's Druckschaltung für
                           								Werkzeugmaschinen.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 19.
                        A. Rieppel's Druckschaltung für Werkzeugmaschinen.
                        
                     
                        
                           Bislang geht die selbstthätige Schaltung bei den meisten Werkzeugmaschinen derart vor
                              									sich, daſs die Schaltbewegung während des Verlaufes einer und derselben Arbeit in
                              									jedem Augenblicke in einem bestimmten unveränderlichen Verhältnisse zu der
                              									Arbeitsbewegung steht, einerlei wie der Widerstand wechselt. Dies ist nun häufig ein
                              									groſser Uebelstand. Kein Material ist so durchaus homogen, daſs nicht der
                              									Arbeitswiderstand beträchtliche Aenderungen aufweist. Insbesondere macht sich dies
                              									beim Bohren bemerkbar und sieht man sich bei dieser Arbeit daher häufig veranlaſst,
                              									auf die selbstthätige Schaltung ganz zu verzichten. Andererseits treten aber Fälle
                              									ein, wo, wie z.B. beim Brückenbaue, das Bohren eine Massenarbeit ist, bei welcher
                              									ein Arbeiter mehrere Maschinen zu bedienen hat und eine selbstthätige Schaltung
                              									unbedingtes Erforderniſs ist. Ein noch beträchtlicheres Wechseln des
                              									Arbeitswiderstandes kann durch die Form des Arbeitstückes bedingt sein. Als Beispiel
                              									möge eine Eisensäge dienen. Gesetzt dieselbe hätte einen H- oder -Träger durchzuschneiden, so werden die Sägezähne beim
                              									Durchgange durch die Flanschen in weit gröſserer Zahl gleichzeitig angreifen als auf
                              									dem Wege durch den Steg allein, der Arbeitswiderstand daher auch beim Durchschneiden
                              									der Flanschen beträchtlich gröſser sein als bei der Arbeit im Stege. Gleichwohl
                              									werden nur wenige Maschinen darauf eingerichtet, daſs sie eine Veränderung der
                              									Schaltgeschwindigkeit während der Arbeit zulieſsen. Noch ein Umstand läſst bei
                              									dieser Maschine die übliche Einrichtung der Schaltung mangelhaft erscheinen. Läuft
                              									nämlich die Säge, was kaum zu vermeiden ist, auch nur um einen geringen Betrag
                              									unrund, so wechselt der Arbeitswiderstand bei jedem Arbeitsumlaufe derselben ganz
                              									beträchtlich, wodurch nicht nur die Leistungsfähigkeit der Säge herabgezogen wird,
                              									sondern auch eine Vorbedingung zum Bruche gegeben ist. Ebenso kann bei allen
                              									Werkzeugmaschinen mit constantem Vorschübe durch Stumpfwerden der Werkzeuge u.s.w.
                              									der Arbeitsdruck so anwachsen, daſs Brüche unvermeidlich sind. Alle diese
                              									Uebelstände lassen sich vermeiden, wenn man die Schaltbewegung mit constantem
                              									Vorschübe aufgibt und dafür Schaltung unter constantem Drucke einführt.
                           Dieser Gedanke ist nicht neu; ja man kann sagen, daſs die Schaltung mit constantem
                              									Drucke die ältere ist. Bekanntlich wurden und werden noch jetzt kleinere
                              									Bohrmaschinen gebaut, bei denen die Nachstellung der Bohrspindel unter dem Einflüsse
                              									eines sie direkt oder mittels einer Hebelübersetzung belastenden Gewichtes erfolgt.
                              									Hier ist der Schaltdruck unveränderlich; indessen liegt ein groſser Uebelstand in
                              									der mangelnden Regulirungsfähigkeit desselben. Auch würde das Belastungsgewicht bei
                              										nur einigermaſsen
                              									beträchtlicheren Bohrungen unbequem groſs werden. Bei anderen Werkzeugmaschinen ist
                              									eine ähnliche Anordnung meistens auch nicht ausführbar. Um aber auf die Vortheile
                              									der Schaltung unter constantem Drucke nicht verzichten zu müssen, verbindet A. Rieppel in Gustavsburg bei Mainz (* D. R. P. Kl. 49
                                 									Nr. 22201 vom 19. August 1882) mit den gewöhnlichen Schaltmechanismen noch eine
                              									Reibungskuppelung und erlangt dadurch eine vollkommene, leicht regulirbare
                              									Druckschaltung, welche sich überdies, wenn solches wünschenswerth erscheinen sollte,
                              									durch einfaches Festklemmen der Kuppelung in eine solche mit constantem Vorschübe
                              									verwandeln läſst. Als Beispiele für diese Anordnung mögen eine Metallsäge und eine
                              									Bohrmaschine dienen, bei welchen, wie oben erörtert, die Schaltung unter constantem
                              									Drucke besondere Vortheile bietet. (Vgl. auch Zeitschrift
                                 										des Vereins deutscher Ingenieure, 1883 S. 307.)
                           Fig.
                                 										10 und 11 Taf. 19
                              									stellen eine Eisenkaltsäge in Aufriſs und Grundriſs
                              									vor. Das Sägeblatt S ist mit seiner Spindel q in dem Schlitten b
                              									gelagert, welcher seinerseits auf der mit dem Maschinengestelle verbundenen Bettung
                              									durch die Schraube a geschaltet wird. Diese letztere
                              									ist in ihrer Längsrichtung um einige Millimeter verschiebbar und wird durch eine in
                              									dem Gehäuse f untergebrachte Spiralfeder stets nach
                              									rechts gezogen. Auf das andere Ende dieser Schraubenspindel ist der innere Kegel d der Reibungskuppelung festgekeilt, welcher daher für
                              									gewöhnlich in den Hohlkegel e festgeklemmt wird.
                              									Letzterer hat Auſsenverzahnung und erhält seine Bewegung unter Vermittelung von
                              									Zahnrädern von der Welle p aus, welche in ihrer ganzen
                              									Länge genuthet ist und mittels Feder ein in einem Arme des Schlittens b gelagertes Kegelrad mitnimmt. Dasselbe greift in ein
                              									gröſseres, auf einer Zwischenwelle sitzendes Rad ein. Von dieser Zwischenwelle aus
                              									wird sodann mittels zweier breiter Stirnräder von geringem Durchmesser die Bewegung
                              									auf die Sägespindel q übertragen. Die Welle p erhält ihre Drehung von der Transmission aus unter
                              									Vermittelung einer Stufenscheibe und eines einfachen Rädervorgeleges. Die in dem
                              									Gehäuse f (vgl. Fig. 12
                              									Taf. 19) befindliche Feder c besitzt solche Abmessungen
                              									und wird mittels der Schraubenklappe i derart
                              									angespannt, daſs nach Abzug der zum Schlüsse der Reibungskuppelung nöthigen Kraft
                              									ein Arbeitsdruck sich ergibt, welcher in den dünnsten Theilen der zu schneidenden
                              									Profilen die höchste zulässige Spandicke erzeugt. Natürlich muſs die Uebersetzung so
                              									gewählt werden, daſs hierbei die Schaltung in dieser Gröſse wirklich eintritt.
                              									Gelangt nun die Säge an dickeren oder sonst gröſseren Widerstand bietenden Stellen
                              									zur Arbeit, so wird die Feder c nachgeben, dadurch die
                              									Kuppelung mehr oder weniger gleiten und die Nachstellung eine geringere werden.
                           Ist der Schlitten am Ende seiner Bahn angelangt, so wird durch Zurückdrücken des
                              									Hebels k, welcher in dieser zurückgedrückten Stellung
                              										durch den Haken l erhalten werden kann, die Feder c zusammengepreſst, dadurch die Spindel a nach links ausgeschoben und so die Reibungskuppelung
                              									gelöst. Mittels eines an der Scheibe d angebrachten
                              									Kurbelgriffes kann alsdann die Spindel a von Hand in
                              									umgekehrtem Sinne gedreht und dadurch der Schlitten zurückgezogen werden.
                           Die beschriebene Einrichtung ist auf dem Werke Gustavsburg der Süddeutschen
                                 										Brückenbau-Actiengesellschaft seit längerer Zeit an einer Säge von Klett und Comp. angebracht und soll die Leistung
                              									derselben unter Umständen bis zu 30 Proc. gegen früher gestiegen sein.
                           Fig.
                                 										9 Taf. 19 stellt eine Bohrmaschine mit
                              									Einrichtung für constanten Anstellungsdruck dar. Die Spindel wird mittels der gegen
                              									Drehung gesicherten Schraube a niedergetrieben. Diese
                              									letztere erhält ihre Nachstellung durch die in der verlängerten Nabe der
                              									Kuppelungsscheibe d angeordneten Mutter. Die Scheibe
                              										d stützt sich mittels des Zwischenstückes g gegen die Feder c,
                              									welche dieselbe in den Aufsenkegel e hineinpreſst.
                              									Dieser letztere erhält durch ein Schneckenrad eine der gröſsten zu erreichenden
                              									Nachstellung entsprechende Drehung. Die nöthige Verschiebbarkeit der Spindel nach
                              									oben wird durch ein geringes Spiel zwischen dem auf der Mutter aufgekeilten Handrade
                              									und der im Maschinengestelle gelagerten Nabe von e
                              									ermöglicht. Wie leicht einzusehen, muſs der Druck der Feder c, welcher mittels der Schraube i regulirt
                              									werden kann, gleich dem Anstellungsdrucke des Bohrers, vermindert um das Gewicht der
                              									Spindel und vermehrt um den zum Schlüsse der Kuppelung nöthigen Druck, sein. Es ist
                              									leicht einzusehen, wie auch hier der Anstellungsdruck constant bleiben wird. Ist die
                              									Spindel ganz niedergegangen, so wird dieselbe mittels des Hebelsystemes k vom Drucke der Feder c
                              									entlastet, die Kuppelung dadurch gelöst und die in e
                              									befindliche Mutter mittels des Handrades in entgegengesetzter Weise gedreht.
                           Will man das Prinzip der Druckschaltung auch bei Drehbänken zur Geltung bringen, so bedarf es einer doppelten Anordnung der
                              									Reibungskuppelung, da hier die Spindel entsprechend der Arbeitsrichtung abwechselnd
                              									nach der einen oder anderen Seite gedrückt wird. Ebenso muſs eine Einrichtung
                              									getroffen werden, welche es ermöglicht, den Gegendruck der Feder bald im einen, bald
                              									im anderen Sinne wirken zu lassen. Dasselbe ist natürlich bei allen den
                              									Werkzeugmaschinen der Fall, welche abwechselnd nach verschiedenen Richtungen
                              									arbeiten.
                           Diese Schaltungsmethode wird in den meisten Fällen vortheilhafter sein als die mit
                              									constantem Vorschübe. Allerdings wird die letztere bei Werkzeugmaschinen mit
                              									absetzender Bewegung die allein anwendbare bleiben. Dagegen dürfte eine solche
                              									Druckschaltung für gröſsere Schmirgelschleifmaschinen von ganz besonderem Werthe
                              									sein. Selbstverständlich kann in allen Fällen der nöthige Druck anstatt mittels
                              									einer Feder auch mittels direkter oder indirekter Gewichtsbelastung erzielt
                              									werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
