| Titel: | Ueber neue Theerfarbstoffe und deren Darstellung. | 
| Fundstelle: | Band 249, Jahrgang 1883, S. 384 | 
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                        Ueber neue Theerfarbstoffe und deren
                           								Darstellung.
                        (Patentklasse 22. Schluſs des Berichtes S. 350
                           								dieses Bandes.)
                        Ueber neue Theerfarbstoffe und deren Darstellung.
                        
                     
                        
                           E. Nölting und E. v.
                                    										Salis-Mayenfeld in Mülhausen, Elsaſs (D. R. P. Nr. 22268 vom 31. August
                                 									1882) beschreiben neue gelbe, orange und braune
                                 										Farbstoffe, welche bestehen aus den Sulfosäuren nitrirter secundärer und
                              									tertiärer aromatischer Amine oder tertiärer Amine, welche zwei aromatische und ein
                              									fettes Radical enthalten. Man gewinnt sie durch Sulfonirung der entsprechenden
                              									Nitramine oder durch Einwirkung aromatischer Halogennitroverbindungen auf
                              									aromatische Amidosulfosäuren.
                           Halogennitroverbindungen, in denen die Nitrogruppen zum Halogen in Ortho- oder
                              									Parastellung, zu einander aber in Metastellung sich befinden, wirken leicht auf
                              									Amine ein, indem unter Salzsäureabspaltung ein secundäres oder tertiäres Nitramin
                              									gebildet wird. So entsteht z.B. aus Dinitrochlorbenzol und Anilin mit Leichtigkeit
                              									unsymmetrisches Dinitrodiphenylamin. Die so erhaltenen Nitramine sind Farbstoffe,
                              									welche aber wegen ihrer Schwerlöslichkeit und sonstiger unliebsamer Eigenschaften
                              									bis jetzt keine technische Verwendung finden konnten. Durch Ueberführung in
                              									Sulfosäuren liefern sie jedoch brauchbare Farbstoffe.
                           Die hierfür verwendeten Nitramine erhält man durch Einwirkung von Chlordinitrobenzol,
                              									Chlortrinitrobenzol (Pikrylchlorid), Orthochlordinitrotoluol, Parachlordinitrotoluol,
                              									Chlordinitronaphtalin, Chlortrinitronaphtalin, Chlortetranitronaphtalin auf folgende
                              									Amine: Anilin, (Ortho- und Para-) Toluidin, die Xylidine, Methyl-, Aethylanilin und
                              									Homologe, Diphenylamin, Phenyltolyl- und Ditolylamine, die Dinaphtylamine,
                              									Amidoazobenzol, seine Homologen und Substitutionsproducte, wie Aethyl- und
                              									Phenylamidoazobenzol, Amidoazonaphtalin, Benzidin, Diamidotriphenylmethan,
                              									Leukanilin. Alle so erhaltenen Nitramine lassen sich durch Behandeln mit
                              									gewöhnlicher oder rauchender Schwefelsäure, mit Schwefelsäurechlorhydrin oder mit
                              									Schwefelsäure in Gegenwart von Metaphosphorsäure in wasserlösliche Sulfosäuren
                              									überführen, welche Wolle und Seide ohne Beize in gelben bis braunen Tönen
                              									anfärben.
                           Die aromatischen Halogennitroverbindungen wirken ferner auch auf die Sulfo- und
                              									Carboxylabkömmlinge der Amine ein und bilden so wasserlösliche Farbstoffe. Es werden
                              									zu diesem zweiten Verfahren dieselben Halogennitroverbindungen verwendet als beim
                              									ersten, womit man folgende Amidosäuren verbindet: Sulfanilsäure,
                              									Metaamidobenzolsulfosäure, die Toluidin-, Xylidin, α-
                              									und β-Naphtylaminsulfosäuren, die Sulfosäuren des
                              									Diphenylamins, der Phenyltolylamine, der Ditolylamine, der Phenyl- und
                              									Tolylnaphtylamine, der Dinaphtylamine, des Benzidins; Amidoazobenzolmono- und
                              									Amidoazobenzoldisulfosäure (welche im Echtgelb des Handels vorhanden sind), die
                              									Homologen derselben, Aethyl- und Phenylamidoazosulfosäuren, welche einen Benzol- und
                              									einen Naphtalinkern enthalten.
                           Technisch wichtig scheinen von diesen Farbstoffen namentlich folgende zu sein: Die
                              										Trinitrodiphenylaminsulfosäure, zu deren
                              									Herstellung 1 Th. Trinitrodiphenylamin langsam in 2 bis 2,5 Th. Schwefelsäure (40
                              									Proc. Anhydrid) unter Vermeidung zu groſser Erwärmung eingetragen wird. Man läſst
                              									einige Zeit stehen, bis alles Nitramin sulfonirt ist, gieſst alsdann in etwa 20 Th.
                              									Wasser und stellt in üblicher Weise das Calciumsalz dar, aus dem sich leicht die
                              									freie Säure oder andere Salze erhalten lassen. Statt mit rauchender Schwefelsäure zu
                              									arbeiten, kann man auch einfach das Nitramin in etwa 5 Th. gewöhnlicher
                              									Schwefelsäure von 66° B. lösen und auf dem Wasserbade erwärmen, bis das Product in
                              									Wasser löslich geworden ist. Die weitere Verarbeitung geschieht wie oben. Nach dem
                              									zweiten Verfahren erhält man die Trinitrodiphenylaminsulfosäure, wenn 3 Th.
                              									Sulfanilsäure (1 Mol.) oder die entsprechende Menge eines Sulfanilates und 3 Th.
                              									Pikrylchlorid (1 Mol.) mit 2 bis 2,5 Th. Natriumacetat in concentrirter wässeriger
                              									Lösung so lange unter Rückfluſs gekocht werden, bis alles Pikrylchlorid verschwunden
                              									ist. Die Reaction wird sehr beschleunigt, wenn man in geschlossenen Gefäſsen unter
                              									Druck arbeitet, bei 120 bis höchstens 150°. Der erhaltene Krystallbrei wird
                              									abgepreſst, um ihn von dem gebildeten Chlornatrium und der Essigsäure zu trennen,
                              									und entweder direkt, oder nach vorhergehender Ueberführung in das Natrium oder ein
                              									anderes Salz als gelber Farbstoff verwendet. Zur Reinigung kann entweder die freie
                              									Säure, oder eines ihrer
                              									Salze aus Wasser krystallisirt werden. Die Trinitrodiphenylaminsulfosäure sowie ihre
                              									Salze bilden in Wasser, besonders in heiſsem, lösliche gelbe Krystalle, welche Seide
                              									und Wolle auf saurem Bade direkt mit gelben Tönen anfärben.
                           Ersetzt man bei obigem Verfahren 4 Th. Pikrylchlorid durch 5,5 Th.
                              									Chlortetranitronaphtalin, so erhält man die Tetranitronaphtylphenylsulfosäure, welche in ihren Eigenschaften der
                              									vorigen sehr ähnlich ist, aber in gelbbraunen Tönen färbt.
                           Technisch wichtig erscheinen noch die Verbindungen, welche man erhält, indem man
                              									Pikrylchlorid, Chlorbinitrobenzol und Chlortetranitronaphtalin auf Echtgelb
                              									(Amidoazomono- oder Amidoazodisulfosäure) und auf Diphenylaminorange
                              									(Phenylamidoazobenzolsulfosäure) einwirken läſst. Die Reaction verläuft ganz wie
                              									oben; die anzuwendenden Verhältnisse sind: 35 Th. Amidoazobenzoldisulfosäure oder 35
                              									Th. Phenylamidoazobenzolmonosulfosäure, 40 bis 45 Th. Natriumacetat in concentrirter
                              									wässeriger Lösung, 20 Th. Chlorbinitrobenzol bezieh. 25 Th. Pikrylchlorid oder 35
                              									Th. Chlortetranitronaphtalin. Die so erhaltenen Farbstoffe sind orange, in so fern sie sich von Chlorbinitro- und
                              									Chlortrinitrobenzol, braun, falls sie sich von
                              									Chlortetranitronaphtalin ableiten; sie färben Wolle und Seide auf saurem Bade ohne
                              									Beize an.
                           E. Besthorn und O. Fischer
                              									berichten im Anschlüsse an die frühere Mittheilung über das Flavanilin (vgl. 1883
                              										247 48) über eine neue Klasse
                                 										von Farbstoffen in den Berichten der deutschen
                                 										chemischen Gesellschaft, 1883 S. 69. Bei der Nitrirung des Flavolins, C16H13N, entstehen
                              									mehrere Nitroabkömmlinge, wovon sich einer, mittels rauchender Salpetersäure
                              									erhaltene, durch Reductionsmittel in Flavanilin, d.h. Monoamidoflavolin, überführen
                              									läſst. Nach den bisherigen Resultaten der Untersuchung kommt dem Flavanilin die
                              									Formel C16H12.NH2.N, dem Flavenol die Formel C16H12.OH.N zu.
                              									Flavanilin bildet sich ferner schon bei 100°, wenn man Acetylchlorid auf
                              									schwefelsaures Anilin oder auch auf Acetanilid bei Gegenwart von Chlorzink einwirken
                              									läſst. Auch das Anilid der Propionsäure bildet einen gelben, Formanilid aber keinen
                              									Farbstoff.
                           Das Chinolin erinnert an das Azobenzol, da in beiden an sich nicht färbenden Stoffen
                              									bereits durch Einführung von Hydroxyl oder der Amidogruppe färbende Verbindungen
                              									entstehen. Die einfachen, bisher bekannten Abkömmlinge des Chinolins, wie das α-Amidochinolin sind keine brauchbaren Farbstoffe; das
                              									Flavanilin zeigt jedoch, daſs complicirte Chinolinabkömmlinge wirklich hübsche
                              									Farbstoffe zu liefern im Stande sind. Es scheint daher nicht ausgeschlossen, daſs
                              									man aus den hochsiedenden Chinolinbasen des Steinkohlentheers, z.B. das Acridin,
                              									durch Nitriren und Amidiren werthvolle Farbstoffe zu gewinnen im Stande ist. Es ist
                              									ferner nicht unmöglich, daſs gewisse, natürlich vorkommende Alkaloidfarbstoffe, wie
                              									das Harmalin, einer ähnlichen Ursache ihren färbenden
                              									Charakter verdanken.
                           
                           Die Farbstoffe der Safraninreihe wurden von R. Nietzki untersucht (Berichte
                                 										der deutschen chemischen Gesellschaft, 1888 S. 464). Nach neueren Angaben
                              									von Witt im Journal of the
                                 										Chemical Industry, 1882 S. 255, stellt derselbe durch Oxydation eines
                              									Gemenges von 1 Mol. Paraphenylendiamin mit 2 Mol. Anilin ein Safranin her, welches
                              									als das erste Glied dieser Farbstoffreihe angesehen werden muſs. Er fand ferner,
                              									daſs – entgegen der Beobachtung Bindschedler's (1880
                              										236 73) – nur 1 Mol. dieser Monamine durch
                              									Paratoluidin ersetzt werden kann und daſs die Diamine durch solche Stoffe ersetzt
                              									werden können, welche bei der Reduction in jene übergehen, z.B. Dichlorchinonimide
                              									oder die Nitrosoabkömmlinge tertiärer Basen.
                           Nietzki verwendet als Oxydationsmittel Kaliumdichromat
                              									in heiſser, neutraler Lösung. Das Safranin ist dabei das Product eines zweiten
                              									Reactionsverlaufes, da bei kalter Oxydation blaue, grüne oder violette Verbindungen
                              									entstehen, welche schon beim Erhitzen theilweise in Safranine übergehen.
                              									Paraphenylendiamin gibt safraninartige Verbindungen mit 2 Mol. Anilin, Ortho- oder
                              									Metatoluidin, mit 1 Mol. Anilin, Ortho- oder Metatoluidin und 1 Mol. Paratoluidin,
                              									bezieh. auch mit 1 Mol. Mono- oder Dimethylanilin und 1 Mol. eines primären Monamins
                              									beliebiger Stellung, nicht aber mit secundären oder tertiären Basen oder mit
                              									Paratoluidin allein. Alkoholreste in der einen Amidogruppe des Diamins ändern nichts
                              									an der Reactionsfähigkeit desselben; das gewöhnliche Dimethylparaphenylendiamin (aus
                              									Nitrosodimethylanilin) bildet, wie Bindschedler fand,
                              									Safraninfarbstoffe. Das symmetrische, in beiden Ammoniakresten substituirte
                              									Diäthylparaphenylendiamin, C2H5HN.C6H4.NHC2H5, zeigt dagegen dieses Verhalten nicht. Nach Nölting erhält man letztere Verbindung durch Erwärmen
                              									von 1 Mol. Paraphenylendiamin mit 2 Mol. Bromäthyl. Aus dem entstehenden
                              									Basengemenge wird die obige Substanz in Gestalt des Nitrosamins isolirt. Man
                              									verwandelt das entstandene Bromhydrat am besten durch Freimachen der Base,
                              									Ausschütteln mit Aether und Absättigen mit Salzsäure in das Chlorhydrat. Wird dieses
                              									in saurer Lösung mit einem Nitritüberschusse versetzt, so geht beim Ausschütteln mit
                              									Aether das Nitrosamin, NOC2H5N.C6H4.NC2H5NO, in Lösung. Alle übrigen Basen bilden dagegen
                              									basische Nitrosoabkömmlinge, welche sich nicht ausschütteln lassen. Durch
                              									Umkrystallisiren aus Benzol, unter Zusatz von Ligroin, wurde das Nitrosamin in
                              									graugelben, bei 90° schmelzenden Blättchen erhalten. Saure Zinnchlorürlösung führte
                              									es beim Erwärmen leicht in das symmetrische Diäthylparaphenylendiamin über.
                              									Paradiamidodiphenylamin bildet Safranine, wenn es mit gleichen Molekülen eines
                              									primären Monamines von beliebiger Stellung zusammen oxydirt wird. Mit secundären
                              									oder tertiären Monaminen konnten dagegen keine Safranine erhalten werden.
                           Phenosafranin, zuerst von Witt dargestellt, entsteht durch Oxydation von 2 Mol. Anilin mit 1 Mol.
                              									Paraphenylendiamin oder von gleichen Molekülen Anilin und Paradiamidodiphenylamin. Der
                              									Farbstoff unterscheidet sich im Tone wenig von seinen Homologen, den Safraninen des
                              									Handels, zeichnet sich aber durch die auſserordentliche Krystallisationsfähigkeit
                              									seiner Salze aus. Das Chlorhydrat des Phenosafranins bildet cantharidengrüne Nadeln,
                              									welche sich schwer in kaltem, leicht in heiſsem Wasser lösen und deren
                              									Zusammensetzung der Formel C18H16N4.HCl entspricht.
                              									Das Sulfat bildet lange stahlblaue Nadeln.
                           Oxydirt man das aus Nitrosodiäthylanilin dargestellte Diäthylparaphenylendiamin bei
                              									Gegenwart von 2 Mol. Anilin, so entsteht Diäthylsafranin, ein fuchsinrother Farbstoff, dessen Chlorhydrat in
                              									schönen, grün schillernden Nadeln krystallisirt. Das Platinsalz, welches gleichfalls
                              									grüne Nadeln bildet, zeigte bei 100° getrocknet die Zusammensetzung: 2C18H14N4 (C2H5)2HCl.PtCl4. Oxydirt man in derselben Weise ein Gemenge von 1
                              									Mol. Paraphenylendiamin mit 1 Mol. Diäthylanilin und 1 Mol. Anilin, so entsteht eine
                              									Verbindung, welche in der Farbtönung dem obigen sehr ähnlich, mit demselben jedoch
                              									nicht identisch, sondern nur isomer ist. Obwohl beide Diäthylsafranine mit
                              									Schwefelsäure grüne Salze bilden, liefern sie doch keine grüne Diazoverbindung.
                           Tetraäthylsafranin entsteht durch Oxydation eines
                              									Gemenges gleicher Moleküle Diäthylparaphenylendiamin, Diäthylanilin und Anilin der
                              									Farbstoff unterscheidet sich von dem vorigen durch einen viel violetteren Ton. Noch
                              									reiner erhält man denselben, wenn man, wie Bindschedler
                              									bei Darstellung des entsprechenden Methylderivates gethan hat, das grüne
                              									Oxydationsproduct aus den erstgenannten Basen unter Zusatz von etwas Bichromat in
                              									wässeriger Lösung mit salzsaurem Anilin erhitzt. Der Farbstoff bildet ein sehr
                              									leicht lösliches Chlorhydrat, dagegen ein schwieriger lösliches, sehr schön
                              									krystallisirendes Chlorzinkdoppelsalz. Letzteres bildet goldglänzende gröſsere
                              									Blättchen. Auf Wolle und Seide erzeugt der Farbstoff einen violetten Ton, auf letzterer mit schöner Fluorescenz. Für die technische
                              									Verwendung ist der Farbstoff zu wenig lichtecht.
                           Bewirkt man bei der Herstellung der Safranine die Oxydation in der Kälte, so
                              									entstehen, wie bereits erwähnt, meist blau oder grün gefärbte Stoffe, welche sich beim Erwärmen unter
                              									Bildung von Safranin zersetzen. Ein zu dieser Klasse gehöriger, ziemlich beständiger
                              									Farbstoff ist das Toluylenblau von Witt (vgl. 1879 233 247), welches 2 Atom Wasserstoff mehr enthält als das
                              									dazu gehörige Safranin, das Toluylenroth. Ebenso stellt Bindschedler einen ziemlich beständigen grünen Farbstoff her durch
                              									Oxydation eines Gemenges von Dimethylparaphenylendiamin mit Dimethylanilin, dessen
                              									schön krystallisirendes Chlorzinkdoppelsalz sich in Wasser mit grüner Farbe löst.
                              									Das Jodid zeigt die Zusammensetzung C16H20N3J.
                           Weitere Versuche ergaben, daſs in den Safraninfarbstoffen zwei amidirte Reste durch
                              									ein Stickstoffatom verkettet sind und daſs letzteres zu den beiden Amidogruppen in
                              									der Parastellung steht. Das einfachste Safranin enthält mithin die Gruppe: H2N.C6H4.N.C6H4.NH2, den Rest des
                              									Paradiamidodiphenylamins. Das Safranin erscheint als Abkömmling des Triphenylamins
                              									und es tritt eine groſse Analogie mit dem Rosanilin, als einem Derivate des
                              									Triphenylmethans, hervor. Hier sind 3 Benzolkerne durch einen 4werthigen Kohlenstoff
                              									vereinigt, dessen freie Valenz in den Rosanilinsalzen an Stickstoff gebunden ist;
                              									dort vermittelt der Stickstoff diese Bindung und muſs, da er noch mit dem anderen
                              									Stickstoffatome verbunden ist, 5werthig sein. Leukosafranin würde ein
                              									Triamidotriphenylamin sein, während das Leukoanilin ein Triamidotriphenylmethan ist.
                              									Rosanilin und Safranin zeigen ferner die gemeinsame Eigenschaft, daſs sie trotz
                              									ihrer gröſseren Anzahl von Amidogruppen, nur einbasische Salze von beständigem
                              									Charakter bilden.
                           Erhitzt man Phenosafranin mit der 3 bis 4fachen Menge concentrirter Salzsäure im
                              									geschlossenen Rohre auf etwa 170°, so entsteht unter Austritt von Ammoniak eine
                              									Verbindung, welche die auffallendste Aehnlichkeit mit Anilinschwarz und zwar mit dem
                              									niedriger oxydirten, dem sogen. Emeraldin, zeigt.
                           Auch R. Bindschedler (a. a. O. S. 864) macht weitere
                              									Mittheilungen über die Safranine. Behandelt man 1 Mol.
                              									Dimethylparaphenylendiamin mit 1 Mol. Dimethylanilin in wässeriger, Zinkchlorid
                              									haltiger Lösung bei etwa 30° mit soviel Kaliumbichromat, daſs 2 Atom Sauerstoff
                              									abgegeben werden können, so scheiden sich nach wenigen Minuten prachtvolle,
                              									kupferglänzende Krystalle ab. Dieser neue Farbstoff, das Dimethylphenylengrün, 2C16H19N3HCl.ZnCl2, löst sich leicht in Wasser mit grüner Farbe, ist
                              									in Alkohol und Aether unlöslich, färbt Seide gelbgrün,
                              									ist aber ziemlich vergänglicher Natur. Die Bildung des Farbstoffes erfolgt nach der
                              									Gleichung: C6H4.NH2.N(CH3)2 + C6H5N(CH3)2 + O2 =
                              										C16H19N3 + 2H2O. Durch
                              									Reductionsmittel wird der neue Farbstoff entfärbt und in die zugehörige Leukobase
                              									übergeführt. Dieses Leukodimethylphenylengrün – seiner Zusammensetzung gemäſs einem
                              									Tetramethyldiamidodiphenylamin, HN[C6H4N(CH3)2]2, entsprechend –
                              									ist farblos oder schwach bräunlichgelb und wird durch Oxydationsmittel wieder in
                              									Grün übergeführt. Wird das Dimethylparaphenylendiamin durch
                              									Diäthylparaphenylendiamin ersetzt, so erhält man bei der Oxydation ebenfalls
                              									intensiv grüne Lösungen; allein ein Zinkdoppelsalz
                              									scheidet sich nicht ab und der Farbstoff zersetzt sich bald. Günstiger gestalten
                              									sich die Verhältnisse, wenn man bei Gegenwart von Quecksilberchlorid arbeitet, in
                              									welchem Falle sich in der Kälte glänzende kupferrothe Krystalle erhalten lassen;
                              									allein in der Wärme werden sie wieder weich und gehen der Zersetzung entgegen.
                           Vermischt man das früher besprochene Zinkdoppelsalz oder das sogen, Dimethylphenylengrün mit 1 Mol. essigsaurem Anilin und
                              									oxydirt in der Siedehitze mit Kaliumbichromat, so erhält man einen prachtvollen violetten Farbstoff, welcher in wässeriger und noch
                              									mehr in alkoholischer Lösung sehr hübsche Fluorescenz zeigt, sich in seinem chemischen Verhalten dem bis
                              									jetzt bekannten Safranin vollkommen anschlieſst und sich als ein Tetramethylphenylensafranin erweist. Das leicht
                              									krystallisirende salpetersaure Tetramethylphenylensafranin, C22H22N4.HNO3.H2O, ist bräunlich-violett gefärbt. Die Bildung des
                              									Farbstoffes erfolgt somit nach der Gleichung: C16H19N3 +
                              										C6H5NH2 + O2 = C22H22N4 + 2H2O, oder wenn
                              									man vom Dimethylparaphenylendiamin direkt ausgeht: C6H4.NH2.N(CH3)2
                              									+ C6H5N(CH3)2 + C6H5NH2 + 2O2 = C22H22N4 + 4H2O. Daſs Nietzki 2 Atom Wasserstoff mehr fand, wird dadurch
                              									erklärt, daſs das salzsaure Phenylensafranin sehr hygroskopisch ist.
                           Ersetzt man bei der Umwandlung des Dimethylphenylengrün in Safranin das Anilin durch
                              									Paratoluidin, Orthotoluidin, Xylidin u. dgl., so entstehen ähnliche Farbstoffe,
                              									nicht aber mit einem dritten Molekül Dimethylanilin.
                           Oxydirt man 1 Mol. Dimethylparaphenylendiamin und 2 Mol. Anilin mit dichromsaurem
                              									Kalium, so entsteht ein fuchsinrother Farbstoff': das
                              									Dimethylphenylensafranin, C20H18N4. Der Farbstoff
                              									bildet sich nach der Gleichung: C6H4.NH2.N(CH3)2 + 2C6H5.NH2 + 2O2 = C20H18N4 + 4H2O. Auch hier läſst sich das Anilin durch andere
                              									Monamine ersetzen, z.B. durch Orthotoluidin, Orthotoluidin und Paratoluidin, nicht
                              									aber durch Paratoluidin allein. Das an Stelle von Dimethylparaphenylendiamin
                              									verwendete Diäthylparaphenylendiamin gibt in allen Fällen ähnliche Farbstoffe.
                           Es wurden ferner 3k reines Anilin wie bei der
                              									gewöhnlichen Safraninbereitung mit Salpetrigsäure behandelt, dann mit Zink und
                              									Salzsäure reducirt, mit dichromsaurem Kalium oxydirt, mit Kalkmilch neutralisirt und
                              									schlieſslich der Farbstoff mit Kochsalz ausgefällt. Es wurden so 410g eines Farbstoffes erhalten, welcher sich bei der
                              									Untersuchung als salzsaures Phenylensafranin, C18H14N4.HCl, erwies:
                           C6H4 (NH2)2 +
                              										2C6H5NH2 + 2O2 = C18H14N4 + 4H2O.
                           Alle Safranine lassen sich durch Reductionsmittel entfärben. Um zu erfahren, wie viel
                              									Atom Wasserstoff hierbei aufgenommen werden, wurde eine abgewogene Menge von reinem
                              									Phenylensafranin, C18H14N4, bei Abschluſs der Luft in einer
                              									Wasserstoffatmosphäre mit einer titrirten Lösung von schwefelsaurem
                              									Eisenoxydulammoniak reducirt und hierbei die beachtenswerthe Thatsache festgestellt,
                              									daſs beim Uebergange in die Leukoverbin düng 4 Atom Wasserstoff eintraten. Dem
                              									Leukophenylensafranin kommt somit die Formel C18H18N4 zu.
                           Die Zusammensetzung sämmtlicher Safranine läſst sich durch die allgemeine Formel CnH2n – 22N4 ausdrücken.