| Titel: | Neuere Apparate für Photographen. | 
| Fundstelle: | Band 249, Jahrgang 1883, S. 413 | 
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                        Neuere Apparate für Photographen.
                        Patentklasse 57. Mit Abbildungen auf Tafel 28.
                        Neuere Apparate für Photographen.
                        
                     
                        
                           Pizzighelli beschreibt in der Photographischen Correspondenz, 1883 * S. 5 einen kleinen einräderigen Wagen zum Transporte photographischer Apparate.
                              									Derselbe wurde zu dem Zwecke construirt, um eine photographische Camera sammt
                              									Zubehör, sowie die zur Entwickelung von 20 Platten erforderlichen Apparate und
                              									Chemikalien auch auf solchen Wegen fortzuschaffen, welche sich zum Befahren
                              									zweiräderiger Wagen nicht eignen.
                           Die Reisecamera von O.
                                 										Schröder (Daselbst * S. 177) für Platten von 18cm × 18cm bestimmt unterscheidet sich
                              									von den bisher üblichen Constructionen wesentlich dadurch, daſs das Laufbrett von
                              									derselben ganz getrennt ist, somit einen selbstständigen Bestandtheil bildet,
                              									welcher erst bei der Aufstellung mit den beiden Camerarahmen durch Schrauben
                              									verbunden wird.
                           Die in der Photographie in den letzten Jahren erzielten Fortschritte, welche eine
                              									Momentaufnahme in dem Zeiträume von 1/50 Secunde und weniger gestatten, haben es nach der
                              									gleichen Quelle S. 184 ermöglicht, daſs Enjalbert einen
                              									Apparat, Photorevolver genannt, construiren konnte,
                              									welcher die Gestalt eines Revolvers hat und lediglich durch die Hand gehalten
                              									wird.
                           Der Theil A (Fig. 1 Taf.
                              									28) der Camera wird rückwärts mittels der Fassung a auf
                              									das Stück B aufgeschraubt und enthält am Vordertheile
                              									das Objectiv b, welches behufs scharfer Einstellung
                              									mehr oder weniger tief hineingeschraubt werden kann. Die auf das Objectiv gravirte
                              									Skala zeigt, um wieviel dasselbe je nach der Entfernung des aufzunehmenden Objectes
                              									vor- oder zurückgeschoben werden muſs; c dient als
                              									Fliege zum Visiren. Der feststehende Theil B der
                              									Trommel ist cylindrisch, innen hohl und enthält die Scheibe d, welche den
                              									Verschluſs bildet. Diese Scheibe dreht sich um ihre Achse und wird mittels der Feder
                              										e gespannt erhalten, welche sie mit der Welle
                              									verbindet. Diese in den Zapfen f ausgehende Welle ist
                              									in den Rücktheil der Trommel gelagert und ertheilt der Feder bei jeder Drehung der
                              									Trommel wieder Spannkraft. Der Verschluſsapparat ist mit einer Oeffnung g versehen, deren Gröſse derjenigen der Platten gleich
                              									ist und das Licht eindringen läſst, sobald man den Drücker y bewegt, welcher wieder auf den Theil h
                              									einwirkt; letzterer ist bestimmt, den Verschluſs mit dem vorderen Zahne in Ruhe zu
                              									erhalten. Sobald der Druck erfolgt, wird dieser Zahn frei und dringt der zweite in
                              									die Furche der Scheibe, um dieselbe festzuhalten, sobald sie eine ganze Umdrehung
                              									gemacht hat. Die Feder i wird mittels eines Knies,
                              									welches gegen die Platte der Trommel sich anlehnt, gespannt erhalten, um die
                              									Oeffnung zu bilden, in welche die oberste empfindliche Platte durch eine Feder
                              									vorgeschoben wird. Die Platte bleibt bei der Drehung der Trommel in dieser Oeffnung
                              									bis zu dem Augenblicke, in welchem das Knie der Kammer l begegnet, worauf die Feder einschnappt und die Platte vorschiebt. Die
                              									Trommel C ist in zwei rechteckige Kammern getheilt, von
                              									denen die obere die empfindlichen Platten enthält, während die untere die exponirten
                              									Platten aufnimmt. In diesen zwei Kammern befinden sich zwei Platten w, welche durch Spiralfedern vorwärts gedrückt werden.
                              									Das bewegliche Bodenstück D ist auf dem Schafte mittels
                              									eines Schwalbenschwanzes q und der Schraube r befestigt. Die Spitze des Hahnes t, welcher in die Höhlungen der Trommel gedrückt wird,
                              									soll die Trommel in jeder Stellung festhalten. Der Schaft E ist mit Handgriffe versehen und trägt den Drücker y, welcher durch eine Feder gehalten wird und die
                              									Stange h in Bewegung setzt, um den Verschluſs
                              									auszulösen.
                           Sind in der Dunkelkammer die empfindlichen Platten eingesetzt, so braucht man nur auf
                              									den zu photographirenden Gegenstand zu zielen und abzudrücken.
                           Ein Opernglas für photographische Aufnahmen wurde von
                              										A. Loiseau und J. B.
                                 										Germeuil-Bonnaud (Oesterreichisches Patent vom 28. December 1881)
                              									construirt.
                           Die zwei Röhren A (Fig. 4 Taf.
                              									28) erhalten an einem Ende die Objectivträger B, welche
                              									durch die Spange C mit dem Theile D verbunden sind und in Folge der Stellvorrichtung E eine Verschiebung der Objectivgläser b behufs Einstellung auf den richtigen Punkt gestatten.
                              									Das obere Rohr B ist mit einer drehbaren Platte F versehen, welche als Verschluſs dient und sich durch
                              									eine zu diesem Zwecke angebrachte kleine Feder von selbst schlieſst. Die am anderen
                              									Ende des Opernglases angebrachte, speciell für den photographischen Zweck dienende
                              									Vorrichtung besteht der Hauptsache nach aus einem Rahmen H (Fig. 2 und
                              										3 Taf. 28), welcher die empfindliche, zur Aufnahme des Bildes bestimmte
                              										Platte enthält.
                              									Diese wird durch die im oberen Theile des Rahmens angebrachte und durch den sich um
                              									zwei kleine Stifte drehenden Deckel h geschlossene
                              									Spalte eingeführt. Um die empfindliche Platte vor und nach der Aufnahme zu schützen,
                              									ist in dem Rahmen ein Lichtschirm J angebracht,
                              									bestehend aus einem kleinen Leinwand vorhange, welcher sich von der einen Seite der
                              									Glasplatte auf die andere derselben verschieben läſst und in seiner Bewegung von der
                              									kleinen Rolle j geführt wird. Derselbe ist mit einem
                              									Griffe L versehen, welcher auf dem Deckel h aufgehängt werden kann, wenn die Platte bei Aufnahme
                              									des Bildes bloſsgelegt werden soll. Nach stattgefundener Aufnahme wird der Griff L ausgehakt und der Vorhang durch Spiralfedern vor das
                              									Bild gezogen. Dieser kleine Mechanismus wirkt sehr rasch und verhindert jedes
                              									Eindringen der Lichtstrahlen. Der Körper des Opernglases trägt dem Rahmen gegenüber
                              									eine mit einer matten Glasplatte n versehene Zwinge N. Die Glasplatte dient zum Einstellen auf den
                              									richtigen Punkt. – Spaziergänger können somit beim Betrachten einer schönen
                              									Landschaft o. dgl. eine photographische Aufnahme derselben machen.
                           P. Rouaix in Paris (* D. R. P. Nr. 21580 vom 17. August
                                 									1882) bringt bei seinem Apparate zur Aufnahme von
                                 										Photographien ohne Dunkelkammer die an Stelle der matten Scheibe
                              									eingesetzte Collodiumplatte A (Fig. 5 Taf.
                              									28) über das Silberbad a. Um die Platte empfindlich zu
                              									machen, wird das Bad gehoben, so daſs die Platte genügend lange eintaucht. Nun wird
                              									das Objectiv so lange geöffnet, bis die Platte das Bild aufgenommen hat; dann wird
                              									der Schieber so weit zurückgeschoben, daſs sein Anschlag c gegen die Thür V stöſst; in dieser Stellung
                              									befindet sich die Platte über der Cuvette des Hervorrufungsbades e, welche dann wie oben über die Platte geschoben
                              									wird.
                           Pizzighelli empfiehlt in der Photographischen Correspondenz, 1883 * S. 87 und * S. 138 die Objectivverschlüsse von Braun bezieh. von Czerny.
                           Der Braun'sche Verschluſs besteht aus einem Kästchen A (Fig. 6 und
                              										7 Taf. 28), welches leicht an die innere Seite des Objectivbrettes B befestigt werden kann und dessen hintere, gegen die
                              									Visirscheibe gerichtete Oeffnung durch einen lichtdichten Vorhang C, welcher sich auf der Holz walze D auf- und abrollen läſst, geöffnet bezieh. geschlossen
                              									werden kann. Der Vorhang wird hierbei durch die Gummischnur a, welche in die zwei Messinghäkchen b
                              									eingehängt ist, über Messingrollen läuft und auf der mit der Walze D verbundenen Rolle e bei
                              									der Bewegung der Walze sich auf- und abwickelt, in Spannung erhalten. Die Drehung
                              									der Walze D und damit auch das Auf- und Abwickeln des
                              									Vorhanges wird durch die hin- und hergehende Bewegung der Kolbenstange E vermittelt, in deren Ende mit einer kleinen Schleife
                              									eine Darmsaite eingehakt wird, welche einigemal um die Rolle f gewunden ist. Die Vorwärtsbewegung der Kolbenstange und damit das
                              									Herablassen des Vorhanges C wird durch den Ballon F veranlaſst, welcher beim Drücken der Gummibirne G sich aufbläht. Sobald der Druck aufhört, wird durch
                              									die Spannung der Gummischnur a die Kolbenstange
                              									zurückgeführt und hierdurch der Vorhang C wieder in die
                              									Höhe gezogen.
                           Dadurch, daſs der Vorhang von oben nach unten sich öffnet und umgekehrt sich
                              									schlieſst, wird bei Landschaftsaufnahmen der lichtstärkere Theil des Bildes kürzer
                              									und der lichtschwächere länger belichtet; auſserdem hat das Ende des Vorhanges eine
                              									solche Form, daſs die Mitte des Objectives kürzer und die Seiten länger offen
                              									bleiben. Der Gang des Apparates ist ein ungemein sanfter, so daſs Erschütterungen
                              									völlig ausgeschlossen sind. Dieser Verschluſs ist daher besonders für Atelier- und
                              									für Momentaufnahmen sich mäſsig bewegender Objecte geeignet.
                           Czerny in Wien construirte einen Doppelverschluſs und einen Fallverschluſs,
                              									welche beide aus Hartgummi hergestellt werden.
                              									Letzterer gestattet nach Messungen von Eder eine
                              									Belichtungszeit von 1/50 bis 1/60 Secunde. Beim Einstellen kommt die Oeffnung a (Fig. 8 und
                              										9 Taf. 28) gerade vor die Objectivöffnung O
                              									zu stehen, wobei der federnde Sperrhaken b in einen
                              									Einschnitt am Rande des Schiebers A faſst und ihn
                              									festhält. Durch Drücken einer mit C verbundenen
                              									Gummibirne wird die Haut g aufgeblasen und hierdurch
                              									der Sperrhaken b frei, welcher nun den Schieber A losläſst.
                           Vor der Aufnahme wird mittels der vorstehenden Nase c
                              									der Schieber A so weit hinauf geschoben, bis der
                              									Sperrhaken in den unteren Einschnitt e des Schiebers
                              									einschnappt (vgl. Fig. 8);
                              									hierbei wird die Feder d gespannt. Behufs Belichtung
                              									wird durch einen Druck auf die Gummibirne der Sperrhaken b ausgelöst; in diesem Augenblicke wird durch die Feder d der Schieber nach abwärts geschnellt und kommt in die
                              									Lage Fig. 9. Um hierbei das Aufschlagen des Schiebers A zu vermeiden, sind an demselben zwei keilförmige Ansätze m angeschraubt, deren Spitze nach abwärts gerichtet
                              									ist. Den Keilen entsprechend sind auf der Deckplatte B
                              									des Verschluſsmechanismus zwei flache Federn angenietet, welche beim Eindringen der
                              									Keile sich auf die schiefe Ebene derselben anlegen. Hierdurch wird in dem
                              									Augenblicke, als die Objectivöffnung geschlossen ist, durch Einwirkung der Federn
                              									auf die Keile nicht nur die Bewegung des Schiebers allmählich verlangsamt und der
                              									Stoſs vollständig aufgehoben, sondern es wird auch verhindert, daſs die
                              									Schieberplatte zurückspringen kann. Die Bewegung dieses Verschlusses geht leicht und
                              									sicher vor sich, ohne die Camera zu erschüttern; seine Construction ist so einfach,
                              									daſs Ausbesserungen kaum vorkommen dürften.
                           Zur Beleuchtung des Dunkelzimmers empfiehlt Th. Stein in der mehrfach genannten Correspondenz, 1883 * S. 1 eine kleine, aus rothem
                              									Glase geblasene Glühlichtlampe, welche durch 2 Grove'sche Elemente in Thätigkeit gesetzt wird. Weniger
                              									gut erscheint der zweite Vorschlag, zur Beleuchtung eine aus rothem Glase
                              									hergestellte Geiſsler'sche Röhre zu verwenden, welche mit einem Rühmkorff'schen Apparate und einem Bunsen'schen Taucherelemente verbunden ist.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
