| Titel: | Zur Prüfung der Fette. | 
| Fundstelle: | Band 249, Jahrgang 1883, S. 467 | 
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                        Zur Prüfung der Fette.
                        Zulkowsky, zur Prüfung der Fette.
                        
                     
                        
                           Im Anschlusse an die Arbeiten von O. Hausamann (1880 240 62), M. Gröger (1882 244 303 und 246 286) bezieh.
                              										Yssel de Schepper und A.
                                 										Geitel (1882 245 295) bemerkt K. Zulkowsky in den Berichten
                                 										der deutschen chemischen Gesellschaft, 1883 S. 1140 und 1315, daſs man
                              									durch das Hausamann'sche Verfahren im Stande ist, z.B.
                              									das Aequivalent eines Fettes zu ermitteln, d.h. die
                              									Menge desselben, welche durch 1l Normalalkali
                              									verseift wird. Diese Zahl gibt unter Umständen einen Fingerzeig über die Natur der
                              									Fette, bei der Butterprüfung z.B., ob man es mit
                              									natürlicher oder mit Kunstbutter zu thun habe.
                           Man kann damit ferner die theoretische Glycerinausbeute
                              									der Fette direkt bestimmen. Bei der Titrirung eines Neutralfettes oder eines
                              									Gemisches mehrerer findet folgender Prozeſs statt:
                           
                              
                                 C3H5 (O.CnH2n – 1O)3
                                 +
                                 3KOH
                                 =
                                 C3H8O3
                                 +
                                 3(CnH2n–1O.OK).
                                 
                              
                                 Neutralfett
                                 
                                 Aetzkali
                                 
                                 Glycerin
                                 
                                 Fettsaures Kali
                                 
                              
                           Nach dieser Gleichung werden für je 1l Normalalkali ⅓ MolekülAequivalent, d. i. 30g,667 Glycerin abgespalten; es
                              									entspricht demnach 1cc Normalalkali = 0g,030667 Glycerin.
                           Hat man auf diese Weise den Glyceringehalt festgestellt und ist das Fett rein und
                              									frei von Wasser, so ergibt sich von selbst die theoretische Ausbeute an Fettsäuren. Man kann sich nämlich die Triglyceride in
                              									folgender Weise zerlegt denken:
                           
                           
                              
                                 C3H3 (O.CnH2n – 1O)3
                                 = C3H2
                                 +
                                 3CnH2nO2.
                                 
                              
                                 Neutralfett
                                 Glycerinrest
                                 
                                 Fettsäurehydrat
                                 
                              
                           Wenn man diese Gleichung mit der früheren vergleicht, so
                              									entspricht 1l Normalalkali = ⅓ MolekülAeq., d. i. 12g,667 des Glycerinrestes C3H2. Hätte man vcc Normalalkali
                              									verbraucht, so ist das Gewicht des Glycerinrestes (0,012667 v) = G und, hätte man Fg Neutralfett eingewogen, so ist (F – G) der Fettsäuregehalt. Hat man hierbei vcc Normalalkali
                              									verbraucht, so ergibt sich das Aequivalent der
                                 										Fettsäuren aus folgender Proportion (F – G) :
                              										A = v : 1000 und A=
                              									1000 (F – G) : v.
                           Wurde die technische Stearinsäure aus solchen Fetten dargestellt, daſs man nur auf
                              									die Anwesenheit von Stearin- und Palmitinsäure schlieſsen kann, so ergibt sich das
                              									Verhältniſs beider aus dem Aequivalente ihrer Mischung. Zur Prüfung eines solchen
                              										Fettsäuregemisches wird dasselbe geschmolzen,
                              									filtrirt, worauf man 5 bis 10g in kochendem
                              									Alkohol löst. Nachdem man Phenolphtaleïn zugesetzt, titrirt man mit alkoholischer
                              									Kalilösung bis zum Eintritte der Rothfärbung. Hat man pg eingewogen und kcc Normalkalilösung
                              									gebraucht, so ist das Aequivalent des Fettsäuregemisches A = 1000 p : k,
                              									woraus sich die Zusammensetzung durch folgende Rechnung ergibt.
                           Es sei: a1 das Aequivalent der Fettsäure I, ncc Normalalkali das Maſs für dieselbe, a2 das Aequivalent der
                              									Fettsäure II, so ist (k – n)cc Normalalkali das Maſs für dieselbe. Nach obiger
                              									Formel ist p = Ak : 1000; es ist aber auch: p = (a1
                              									n : 1000) + [a2 (k – n) : 1000].
                           Aus diesen beiden Gleichungen folgt a1
                              									n + a2 (k – n) = Ak. Hieraus findet man: n
                              									= k (A – a2) : (a1 – a2).
                           Das Gewicht der Fettsäure I ist somit s1 = [a1
                              									k (A – a2)] : [1000(a1 – a2)] und deren procentische Menge beträgt S1 = [a1
                              									k (A – a2)] : [10p (a1 – a2)]. Die procentische
                              									Menge der Fettsäure II beträgt demnach S2 = 100 – S1. Wäre die Fettsäure I Stearinsäure, somit a1 = 284, und Fettsäure
                              									II Palmitinsäure, daher a2 = 256, so würde der procentische Gehalt an Stearinsäure gleich sein S1 = 284k (A – 256) : 280p.
                           Zur Prüfung eines Rohfettes auf seinen Gehalt an reinem
                                 										Feite ermittelt man die Menge Normalalkali, welche für die Verseifung des
                              									Fettes nothwendig ist, und das Aequivalent des aus dem Fette abgeschiedenen
                              									Fettsäuregemenges. Aus der allgemeinen Spaltungsgleichung der Neutralfette:
                           
                              
                                 C3H5 (O.CnH2n – 1O)3
                                 + 3H2O =
                                 C3H8O3
                                 +
                                 3CnH2nO2
                                 
                              
                                 Neutralfett
                                 
                                 Glycerin
                                 
                                 Fettsäuren
                                 
                              
                           folgt: C3H5 (O.CnH2n – 1O)3 = C3H8O3 + 3CnH2nO2 – 3H2O.
                           Ist a das Aequivalent der Fettsäuren, so ist das Molekül
                              									des Neutralfettes (3a + 92 – 54) und dieses bedarf 3
                              									Aeq. Aetzkali zur Verseifung. 1000cc Normalalkali
                              									entsprechen demnach ⅓(3a + 38) Neutralfett und 1cc zeigt (3a + 38) :
                              									3000 an. Hat man z.B. bei der Prüfung pg eingewogen und kcc Normalkali verbraucht, so ist der procentische
                              									Gehalt an Neutralfett N = k (3a + 38) : 30p und die Summe der fremden
                              									Bestandtheile V = 100 – N.
                           Zur Ermittelung der zur Verseifung erforderlichen
                                 										Alkalimenge löst man 5 bis 10g des Fettes
                              									in einem mit Rückfluſskühler versehenen Kolben in etwa 100cc starkem Weingeist von mindestens 96 Vol.-Proc.
                              										kochend auf. Hierauf
                              									setzt man eine überschüssige, jedoch gemessene Menge alkoholischer und titrirter
                              									Kalilösung zu. Um keine Tastversuche anstellen zu müssen, ist es gut, die Menge der
                              									Kalilösung aus dem muthmaſslichen Aequivalente des Fettes zu berechnen. Für Talge
                              									z.B. reicht man mit 4cc Normalkali für je 1g dieser Fette aus. Hierauf wird die Flüssigkeit ½
                              									Stunde gekocht, um das Fett vollständig zu verseifen, nachher Phenolphtaleïn
                              									zugesetzt und der Kaliüberschuſs mit irgend einer Normalsäure zurücktitrirt.
                           Zur Bestimmung des Aequivalentes des Fettsäuregemenges wird die bei dieser Probe
                              									erhaltene Seifenlösung mit der 4 bis 5 fachen Menge heiſsen Wassers verdünnt,
                              									nöthigenfalls filtrirt und so lange gekocht, bis der Alkohol vollständig vertrieben
                              									ist. Ferner fügt man verdünnte Schwefelsäure zu und erhitzt, um die Fettsäuren
                              									abzuscheiden. Letztere werden durch ein naſs gemachtes Filter filtrirt und mit
                              									heiſsem Wasser so lange gewaschen, bis das Waschwasser keine Reaction auf
                              									Schwefelsäure zeigt. Erstarren die Fettsäuren, so hebt man diese ab; bleiben sie
                              									flüssig, so werden sie mit einer Pipette abgesaugt. Nach dem Trocknen unter
                              									Luftverdünnung bei 100° werden etwa 5g der
                              									Fettsäuren in 50cc Weingeist von mindestens 96
                              									Vol.-Proc. gelöst und mit Phenolphtaleïn und alkoholischer Kalilösung titrirt. Hat
                              									man pg abgewogen und
                              										vcc Normalkali gebraucht, so ist das Aequivalent a = 1000 p : v.
                           Nach den erwähnten Erfahrungen von Yssel de Schepper und
                              										Geitel schwanken die Aequivalente von
                              									Talgfettsäuren zwischen 280 bis 274 und zwar so, daſs sich harte Talge mehr an 280
                              									und weiche mehr an 274 nähern. Für Palmöle ist das Aequivalent annähernd 270, so
                              									daſs man im Allgemeinen keine zu groſsen Fehler begeht, wenn man sowohl für Talge,
                              									als für Palmöle und Gemische beider ein für alle Mal das Aequivalent 270 annimmt,
                              									woraus N = 28,27k : p.
                           Enthält ein Rohfett fremde Säuren, z.B. vom Bleichen herrührende Schwefelsäure, so
                              									müssen diese zuvor durch oftmaliges Abwässern entfernt werden.
                           War das Rohfett bei der Bestimmung der theoretischen Ausbeute
                                 										an Fettsäuren nicht rein und trocken, so ergibt sich die Fettsäureausbeute
                              									aus den bei der Bestimmung des Gehaltes an reinem Neutralfette erhaltenen Angaben.
                              									Ist a das Aequivalent des Fettsäuregemenges und waren
                              									zur Verseifung des Fettes kcc Normalkalilösung erforderlich, so ist ak :
                              									1000 das Gewicht der Fettsäure. Bei Verwendung von pg ist die procentische Ausbeute S = ak : 10p.