| Titel: | Simons' Presse zum Formen der Kapseln, Glashäfen, Schmelztiegel. | 
| Autor: | H. F. | 
| Fundstelle: | Band 249, Jahrgang 1883, S. 490 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Simons' Presse zum Formen der Kapseln, Glashäfen,
                           								Schmelztiegel.
                        Simons' Presse zum Formen der Kapseln, Glashäfen,
                           								Schmelztiegel.
                        
                     
                        
                           G. Nimax, Ingenieur der Maschinenfabrik –
                              									Actiengesellschaft Humboldt in Kalk, beschrieb
                              									gelegentlich der Generalversammlung des Vereins der
                                    										deutschen Fabriken feuerfester Producte die von Simons und Comp. in Cateau (Departement Nord, Frankreich) zu obengenannten
                              									Zwecken construirte Presse.
                           Die Einrichtung und Wirksamkeit derselben ist nach der Thonindustriezeitung, 1883 S. 91 folgende: Auf eine wagrechte Platte,
                              									deren Aufgabe auch ist, die Bodenfläche des Arbeitstückes zu gestalten, ist eine
                              									mehrtheilige Form gesetzt, deren innere Gestalt der Umfläche des zu bildenden
                              									Gefäſses entspricht. Auf den oberen Rand dieser Form ist ein um fast die ganze
                              									Wanddicke des Arbeitstückes nach Innen überragender Ring befestigt. Der letzte Theil
                              									der Form, derjenige, welcher die Innenfläche des Arbeitstückes gestalten soll, ist
                              									über der erwähnten Form aufgehängt. Man wirft einen entsprechend genau abgemessenen,
                              									gehörig vorbereiteten Thonklumpen in die Form und drückt alsdann den zuletzt
                              									genannten Kern in die Mantelform, so daſs die ausweichenden Thontheile den für sie
                              									bestimmten Hohlraum ausfüllen. Sollte der Druck zu groſs werden, so kann etwas Thon
                              									durch den Spalt, welcher zwischen dem Randringe der Mantelform und dem Kerne frei
                              									bleibt, entweichen.
                           
                           Die Pressung kann durch hydraulischen, Schrauben- oder anderen Druck hervorgebracht,
                              									auch entweder die Mantelform gegen den festen Kern nach oben, oder der Kern gegen
                              									die feste Mantelform nach unten bewegt werden, je nach den für das eine oder andere
                              									Verfahren sprechenden Verhältnissen. Die Mantelform ruht auf Rädern oder auf einem
                              									Schlitten, um sie behufs Ablösens von dem Arbeitstücke aus der Presse schieben zu
                              									können.
                           Nimax hebt nun als besonderes Verdienst Simons hervor, daſs derselbe bei Construction seiner
                              									Presse den Vorgang bei der Handarbeit – bei welchem der betreffende Gegenstand
                              									stückweise hergestellt wird – verlassen, statt dessen das oben bezeichnete
                              									Verfahren, nach welchem „das betreffende Gefäſs auf einmal, ganz und aus
                                 										demselben Thonklumpen durch gleichmäſsigen, in der ganzen Masse auftretenden
                                 										Druck“ hergestellt würde, erfunden habe. Ich
                              									werde sogleich nachweisen, daſs ein „in der ganzen Masse gleichmäſsig
                                 										auftretender Druck“ bei vorliegender Presse nicht eintreten kann, will aber vorher hervorheben, daſs das Verfahren
                              									keineswegs neu ist. Seit dem J. 1843 befindet sich in der technologischen Sammlung
                              									der Hannoverschen Hochschule eine nach denselben Grundsätzen wie die Simons'sche wirkende Presse für Hohlglas. HaswellVgl. 1863 169 * 413. Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und
                                       												Architektenvereins, 1872 * S. 329 und 386. Technische Blätter, 1873 * S. 3. preſst bekanntlich
                              									Schmiedeisen ebenso. Will man diese Beispiele nicht gelten lassen, so führe ich
                              									schlieſslich noch an, daſs ich vor einem Jahre in einem westphälischen Werke eine
                              									wenn auch nicht besonders schön construirte, aber grundsätzlich mit der Simons'schen übereinstimmende Presse in Gebrauch sah,
                              									welche anscheinend schon recht lange in Benutzung war.
                           Nimax bemerkt (a. a. O. S. 92) wiederholt, daſs in der
                              									ganzen Masse „ein vollständig gleichmäſsiger Druck“ entsteht, „ganz genau
                                 										so, wie in einer gepreſsten Flüssigkeit“; diese Behauptung ist durchaus
                              									irrig und bedarf der Berichtigung, um vor Schaden zu schützen. Der Thonklumpen liegt
                              									auf dem Boden der Hohlform und wird seitens des Kernes allmählich in die
                              									beabsichtigte Gestalt gedrängt. Dies setzt einen gröſseren Druck unter dem Kerne als
                              									an irgend einer anderen Stelle voraus, da doch behufs Vordrängens des Thones sowohl
                              									die innere Reibung, als auch die Reibung des Thones an den Formflächen überwunden
                              									werden muſs. Es ist sonach zweifellos der Druck im Boden des entstehenden Gefäſses
                              									gröſser als derjenige am oberen Rande desselben, welcher Druckunterschied je nach
                              									der Bildsamkeit des Thones viele Atmosphärenpressungen betragen kann. Der
                              									Constructeur der Presse weiſs dies; denn er läſst am Rande – wie erwähnt – einen
                              									Spalt frei zum Austreten überschüssigen Thones. Findet ein solches Hervorquellen des
                              									Thones nicht statt, so muſs der Druck an dem Spalte etwa gleich Null sein, d.h. der
                              										Druckunterschied ist
                              									gleich demjenigen Drucke, welcher in der Mitte des Gefäſsbodens eintritt.
                           Das Verdienst Simons' beschränkt sich auf constructive
                              									Verkörperung eines älteren Gedankens; ich gestehe gerne zu, daſs das besprochene
                              									Preſsverfahren mittels der Simons'schen Maschine
                              									bessere Ergebnisse liefert als mittels der älteren schwächlichen Constructionen; für
                              									alle Fälle wird man aber die Maschine nicht verwenden können, eben weil der Thon
                              									sehr verschiedene Pressungen erfährt.
                           
                              
                                 H. F.