| Titel: | Neuerungen an Dampfpumpen-Steuerungen. | 
| Fundstelle: | Band 250, Jahrgang 1883, S. 1 | 
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                        Neuerungen an
                           								Dampfpumpen-Steuerungen.
                        Patentklasse 14. Mit Abbildungen auf Tafel 1 und 5.
                        Neuerungen an Dampfpumpen-Steuerungen.
                        
                     
                        
                           Die nachstehend aufgeführten Steuerungen für Dampfpumpen ohne Kurbelwelle sind theils
                              									solche, welche sich an die in D. p. J. 1882 244 * 173 besprochenen, hauptsächlich für kleinere
                              									Pumpen bestimmten Anordnungen anreihen, bei denen also am Ende jedes Kolbenhubes
                              									eine ruckweise Umstellung des Schiebers und immer volle Füllung stattfindet, theils
                              									solche für groſse Pumpen (Wasserhaltungsmaschinen, Wasserwerke u.s.w.) bestimmte,
                              									welche mit Expansion arbeiten und in den vollkommensten Anordnungen auch
                              									selbstregulirend wirken.
                           
                        
                           Steuerung für volle Füllung.
                           Fig.
                                 										1 und 2 Taf. 1
                              									zeigen eine Steuerung von F. Schulz in Berlin (* D. R.
                              									P. Nr. 20 677 vom 18. Mai 1882). Bei derselben sind zur Dampfvertheilung zwei doppelkolbenförmige, an den Cylinderenden liegende
                              									Schieber c und d benutzt,
                              									welche mittels eines Dampfsteuerkolbens e, mit dem beide verbunden sind, bewegt werden, während
                              									in der Regel ein in der Mitte liegender Schieber durch
                              										zwei Steuerkolben bewegt wird. Der Dampf wird durch
                              									einen Längskanal x (Fig. 2) in
                              									die Räume x1 (Fig.
                                 										1) hinter den Schiebern c und d eingeführt, so daſs er in der in Figur 1
                              									gezeichneten Stellung der Theile durch h rechts in den
                              									Cylinder eintreten kann und den Hauptkolben k nach
                              									links treibt. Der vor k befindliche Dampf kann durch
                              										h1 und n1 in den Kanal y1, von welchem das
                              									Abdampfrohr y ausgeht, entweichen. Die Räume zwischen
                              									den Schiebern und dem Steuerkolben stehen einerseits durch den Kanal m1 andererseits durch
                              									die Bohrung o ebenfalls mit dem Auspuffe in Verbindung.
                              									Sobald nun der Kolben k an dem Kanäle m1 vorüber gegangen
                              									ist, dringt durch denselben der Hinterdampf zwischen c
                              									und e ein und stöſst, da e
                              									einen gröſseren Querschnitt als c hat, die Schieber
                              									nach rechts hinüber. Nach der Umstellung kann der zwischen c und e eingeschlossene Dampf durch Bohrung
                              										o1 entweichen.
                              									Diese Entlastung des Kolbens e darf jedoch nicht zu
                              									schnell vor sich gehen, da nach der Umsteuerung zunächst ein Theil des Hinterdampfes
                              									durch den Kanal m zwischen e und d eindringen wird und daher, wenn die
                              									andere Seite von e sehr schnell entlastet würde, die
                              									Schieber sofort
                              									zurückgeschleudert oder doch an der Vollendung ihres Hubes verhindert würden. Es
                              									müssen also die Bohrungen o und o1 jedenfalls sehr eng sein. Um Klemmungen
                              									zu vermeiden, ist e mit c
                              									und d durch Gelenke g
                              									verbunden. Ein Vortheil dieser Steuerung ist, daſs die Dampfkanäle kurz
                              									ausfallen.
                           Statt die Steuerkolben durch Dampf zu bewegen, wendet A.
                                 										Nathan in London (* D. R. P. Nr. 18239 vom 27. September 1881) bei der in
                              										Fig. 3 bis 5 Taf. 1
                              									dargestellten Construction gepreſste Luft hierzu an. Die Umstellungsbewegung der
                              									beiden mit einander fest verbundenen Muschelschieber ist hier mit der Kolbenbewegung
                              									jeweils gleichgerichtet, zu welchem Zwecke statt der gewöhnlichen mittleren
                              									Ausströmungsöffnung im Schieberspiegel zwei nach auſsen verlegte Kanäle vorhanden
                              									sind. Mit der Schieberstange steht ein Guſsstück j im
                              									festen Zusammenhange, welches an beiden Enden zu Cylindern ausgebildet ist. In
                              									diesen sind zwei mit einander starr verbundene Kolben h
                              									frei beweglich, auf welche am Ende des Kolbenhubes ein auf der Hauptkolbenstange
                              									befestigter, auf der Stange c geführter und mit
                              									verstellbaren Anstoſsscheiben r versehener Arm d einwirkt. Derselbe stöſst, wenn der Dampfkolben
                              									nahezu seinen Lauf vollendet hat, einen der Kolben h in
                              									seinen Cylinder hinein, während das Guſsstück durch eine Sperrklinke a festgehalten ist. Es wird daher in diesem Cylinder
                              									die Luft zusammengepreſst – in den anderen Cylinder kann durch einen Schlitz l (Fig. 4) die
                              									Luft eindringen –, bis bei der Weiterbewegung des Dampfkolbens die Klinke a durch eine gleichfalls an d befestigte, verstellbare Rolle ausgehoben wird. Die eingepreſste Luft
                              									treibt darauf das Guſsstück j vor, wodurch die
                              									Umstellung der Schieber bewirkt wird. Zur Hubbegrenzung dienen die auf der
                              									Schieberstange befindlichen Bunde k. Durch Verstellung
                              									der Anstoſsscheiben r kann der Grad der Luftcompression
                              									dem Schieberwiderstande angepaſst werden. Die Steuerkolben u.s.w. sind hier bequem
                              									zugänglich.
                           Die in Fig. 8 Taf. 1 abgebildete Steuerung von Ch.
                                 										Roux in Paris (* D. R. P. Nr. 18337 vom 1. December 1881) ist mit
                              									Vorsteuerkolben C versehen, welcher den Kolben B steuert und durch den Dampfkolben A selbst gesteuert wird. Beide Kolben B und C wirken als
                              									dreifache Muschelschieber- die äuſseren Höhlungen verbinden abwechselnd einen der
                              									Kanäle c und c1 bezieh. d und d1 mit einem der
                              									Dampfeinströmungskanäle ab und a1b1, welche sowohl mit dem Steuercylinder wie mit dem
                              									Vorsteuercylinder in Verbindung stehen, und die mittleren Höhlungen verbinden
                              									abwechselnd den anderen der Kanäle c und c1 bezieh. d und d1 mit dem Ausströmkanale o. In der gezeichneten Stellung kann also der frische Dampf auf die rechte
                              									Seite des Steuerkolbens B wie auch des Dampfkolbens A gelangen. Ersterer wird dadurch in der dargestellten
                              									Lage festgehalten; letzterer bewegt sich nach links. Nahe am Ende des Hubes wird die
                              									Oeffnung e, von welcher ein Kanal auf die linke Seite
                              									des Vorsteuerkolbens C führt, für den Hinterdampf frei;
                              									der Kolben C
                              									wird in Folge dessen nach
                              									rechts gedrängt, wodurch dann auch der Kolben B zu der
                              									gleichen Bewegung genöthigt wird. Nach der Umstellung von B steht die Oeffnung e durch d1 mit dem
                              									Ausströmungskanale o in Verbindung, die linke Seite von
                              										C wird daher auch gleich darauf wieder entlastet
                              									werden; doch ist ein Rückschlag des Kolbens C hier
                              									nicht zu befürchten. – Die Steuerung soll namentlich auch für Wassermesser benutzt werden.
                           Wie aus der Figur 8
                              									ersichtlich, ist die Gesammtanordnung dieser Pumpe von Boux äuſserst gedrängt. An den Dampfcylinder schlieſsen sich beiderseits
                              									die einfach wirkenden Pumpencylinder direkt an. Der Dampfkolben A mit seinen zwei Liderungskörpern bildet mit den
                              									gleichfalls geliderten Pumpenkolben ein Stück, so daſs Kolbenstangen und
                              									Stopfbüchsen fortfallen. Die Pumpenventile sind in den zu je einem Doppelkasten
                              									ausgebildeten Deckeln an einem Stücke angebracht. Ihre horizontale bezieh. geneigte
                              									Lage erscheint allerdings rücksichtlich der Erhaltung eines dichten Abschlusses
                              									nicht zweckmäſsig. Um die Abkühlung des Dampfcylinders und Kolbens etwas zu
                              									vermindern, wird der Abdampf aus dem Kanäle o zunächst
                              									in den Dampfcylinder zwischen die beiden Kolbenkörper geleitet, um sowohl durch
                              									Oeffnungen f in den Hohlraum des Kolbens A, als auch durch g in
                              									einen den Dampfcylinder umgebenden Mantel und durch Oeffnungen h in die die Pumpencylinder umgebenden Räume zu
                              									strömen, ehe er durch einen seitlichen Kanal entweicht. Es mag dahin gestellt
                              									bleiben, ob die Heizung durch Abdampf in diesem Falle vortheilhaft ist; aus dem
                              									Räume zwischen den beiden Kolbenkörpern würde er jedenfalls besser fortbleiben.
                           Leinhaas und Hülsenberg in Freiburg, Sachsen (* D. R. P.
                              									Nr. 18495 vom 1. November 1881) wenden ebenfalls einen Vorsteuerkolben an, welcher
                              									aber nur in einer Richtung durch den Dampfdruck, in der anderen dagegen mittels
                              									einer Knagge durch Anstoſs des Hauptkolbens bewegt wird. Fig. 6 und
                              										7 Taf. 1 veranschaulichen die betreffende Einrichtung. Die den Schieber
                              									zwischen sich fassenden Steuerkolben b, b1 werden nach bekannter Weise dadurch bewegt, daſs
                              									die Räume hinter denselben, welche durch enge Bohrungen d,
                                 										d1 stets mit dem Mittelraume des
                              									Schieberkastens communiciren, durch den Vorsteuerkolben x abwechselnd mit dem Ausströmkanale h in
                              									Verbindung gebracht werden. Der linke Theil des Vorsteuerkolbens ist dicker als der
                              									rechte Theil und mit zwei Ringnuthen r und r1 versehen. Von r aus
                              									führt eine Längsbohrung in den Raum o hinter den Kolben
                              										x, durch welche dieser Raum, wenn x nach links gerückt ist, mit dem in den Cylinder
                              									führenden Kanäle i in Verbindung tritt. Die Nuth r1 dient dazu, die
                              									hinter die Steuerkolben b führenden Kanäle ef und e1f1 abwechselnd mit h zu
                              									verbinden. Ist der Dampfkolben, wie gezeichnet, am Ende seines Hubes rechts
                              									angekommen, so stöſst er gegen die Knagge z und drückt
                              									durch diese den Kolben x nach links hinüber, so daſs
                              										ef durch r1 mit h verbunden, die
                              									linke Seite des
                              									Steuerkolbens b also entlastet wird, vorausgesetzt,
                              									daſs durch ef mehr Dampf entweichen kann., als durch
                              									den Kanal d sofort nachströmt. In Folge dessen werden
                              									dann die Kolben b, b1
                              									sammt dem Schieber gleichfalls nach links hinübergedrängt, worauf Dampfein- und
                              									Ausströmung wechseln und der Hauptkolben seine Bewegung umkehrt. Nahe am Ende des
                              									Hubes links wird die Schieberumstellung dadurch bewirkt, daſs der Hinterdampf durch
                              									den Kanal i in den Raum o
                              									eindringt und den Vorsteuerkolben wieder nach rechts wirft.
                           Hinsichtlich der Sicherheit der Wirkungsweise ist folgendes zu beachten: Wenn der
                              									Dampfkolben den Kolben x in die äuſserste Stellung
                              									links gedrängt hat, wird ein Theil des Hinterdampfes durch i in den Raum o eindringen. Es ist also
                              									zunächst jedenfalls ein Ueberdruck vorhanden, welcher den Kolben x wieder nach rechts zu treiben strebt. Gleich darauf
                              									ist aber auch der Schieber nach links gerückt, so daſs der Dampf auf der linken
                              									Seite des Hauptkolbens, also auch aus dem Räume o
                              									entweichen kann, und es wird der Kolben x durch den
                              									Hauptkolben im Allgemeinen stets so lange festgehalten werden, bis die linke Seite
                              									von x genügend entlastet ist. Die Umstellung der
                              									Steuerung nach links erscheint also gesichert, nicht so die nach rechts. Wenn der
                              									Hauptkolben bei seiner Bewegung nach links an der Mündung des Kanales i vorübergegangen und ein Theil des Hinterdampfes durch
                              										t, die Ringnuth r und
                              									die nach o führende Längsbohrung in o eingedrungen ist, so wird auch gleich darauf der
                              									Kanal i durch den Kolben x
                              									selbst wieder abgesperrt, so daſs die Weiterbewegung von x durch die Expansion des in o
                              									eingeschlossenen Dampfes bewirkt werden muſs. Da nun auf der rechten Seite von x zunächst noch der volle Dampfdruck lastet, so
                              									erscheint es nicht unmöglich, daſs der Kolben x sofort
                              									wieder nach links zurückgestoſsen wird, ehe seine rechte Seite entlastet ist. Um
                              									dies zu vermeiden, darf der Kanal i nicht zu eng sein
                              									und nicht zu früh abgesperrt werden; ferner muſs der an der Uebergangsstelle vom
                              									gröſseren zum kleineren Querschnitte von x vorhandene
                              									Ringraum stets mit dem Abdampfrohre in Verbindung sein, damit in demselben kein
                              									Ueberdruck eintreten kann, und endlich muſs eine jeweils recht schnell eintretende,
                              									möglichst vollständige Entlastung der Kolben b, b1 erstrebt und ihre Masse gering genommen
                              									werden.
                           Bei einer anderen Anordnung ist der Kanal i mit dem
                              									linken Cylinderkanale c unter Einschaltung eines
                              									Rückschlagventils verbunden, so daſs bei der Umsteuerung nach rechts, sobald der
                              									Schieber den Kanal c ein wenig geöffnet hat, der Dampf
                              									direkt aus dem Schieberkasten in den Raum o gelangen
                              									kann und daher während des ganzen Kolbenlaufes nach rechts auch den Vorsteuerkolben
                              										x nach rechts gedrückt hält. Hat also ein
                              									Zurückweichen von x nicht stattgefunden, ehe c geöffnet wird, so kann es überhaupt nicht mehr
                              									eintreten und der regelmäſsige Gang der Steuerung ist dann gesichert.
                           
                           Die Umsteuerbewegung wird unterstützt durch die von Leinhaas
                                 										und Hülsenberg benutzte, in Fig. 10
                              									Taf. 1 abgebildete Condensationsvorrichtung, welche in das Saugrohr der Pumpe
                              									eingeschaltet wird. Der Abdampf tritt hier bei c ein
                              									und strömt, so lange das Doppelventil ee1 die gezeichnete Lage hat, durch den Stutzen d ins Freie ab. Sobald aber das angesaugte, durch a1 aufsteigende Wasser
                              									das Ventil f aufstöſst, wird zugleich durch eine
                              									Hebelverbindung das Doppelventil niedergedrückt, e
                              									geschlossen und e1
                              									geöffnet. Der Abdampf strömt dann in den Ringraum g und
                              									aus diesem durch einen engen Ringspalt h in den Raum
                              										h1, in welchem das
                              									oben über einen Wulst flieſsende Wasser gleichfalls niederstürzt. Durch den schräg
                              									aufsteigenden Stutzen m gelangt dasselbe, nachdem es
                              									den Abdampf aufgenommen hat, dann zur Pumpe. Die in dem Condensator sich ansammelnde
                              									Luft entweicht durch den kleinen Kanal n ebenfalls in
                              									die Pumpe. Der gleichzeitige Schluſs der Ventile f und
                              										e1 wird durch in
                              									die Zugstange z eingeschaltete Federn gesichert. Die
                              									Vorderdampfspannung hängt hiernach wie bei allen den bekannten Einrichtungen, bei
                              									welchen der Abdampf durch den Saugstrahl der Pumpe aufgenommen wird, von der
                              									Saughöhe bis zum Condensator ab. Beträgt dieselbe z.B. 6m, so wird die Vorderdampfspannung etwa 0at,4 sein. Der Condensator wird daher möglichst hoch, mindestens neben der
                              									Pumpe aufzustellen sein. Durch Belastung des Ventiles f
                              									kann man die Abdampfspannung bis auf ein bestimmtes geringstes Maſs herabziehen. Neu
                              									ist an der Vorrichtung hauptsächlich die selbstthätige Anstell- und
                              									Abstellvorrichtung.
                           Sehr zweckmäſsig ist für Dampfpumpen ohne Kurbelwelle die Anordnung als
                              									Zwillingsmaschine, wie sie in Amerika unter dem Namen „Duplex Engine“ vielfach gebaut wird. Die bekannte Firma H. R. Worthington in New-York wendet das
                              									Zwillingssystem schon für kleinere Pumpen, wie sie in Brauereien u.s.w. gebraucht
                              									werden, an. Bei diesen wird dann der Schieber der einen Maschine von der
                              									Kolbenstange der anderen aus mittels eines Hebels bewegt. Hierdurch sind allerdings
                              									nur volle Füllungen zu erzielen; dafür ergeben sich aber an jedem Hubende Pausen,
                              									welche je nach den Schieberdeckungen kürzer oder länger ausfallen, und man erhält
                              									einen auſserordentlich ruhigen, ganz stoſsfreien Gang der Maschine, auch bei
                              									gröſseren Geschwindigkeiten, und dazu einen sehr gleichmäſsigen Wasserausfluſs.
                           
                              
                                 (Schluſs folgt.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               
