| Titel: | Prüsker's Messinstrument für topographische Aufnahmen. | 
| Autor: | A. Prüsker | 
| Fundstelle: | Band 250, Jahrgang 1883, S. 111 | 
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                        Prüsker's Meſsinstrument für topographische Aufnahmen.
                        Mit Abbildung im Texte und auf Tafel 10.
                        Prüsker's Meſsinstrument für topographische Aufnahmen.
                        
                     
                        
                           Angesichts des wichtigen und maſsgebenden Einflusses, welchen die Gestaltung des
                              									Terrains auf die Durchführung technischer und militärischer Aufgaben übt, erscheint
                              									in sehr häufigen Fällen die rasche und doch sichere
                              									Aufnahme gewisser Strecken unabweislich geboten. Für diesen Fall aber einen
                              									Meſstisch oder einen ähnlichen Apparat, ein Detaillirbrett o. dgl. mitzuführen,
                              									erscheint schon aus Transportrücksichten manchmal unzweckmäſsig, abgesehen von den
                              									Nachtheilen, welche z.B. im Kriege durch die weite Sichtbarkeit eines so auffälligen
                              									Apparates oder durch seine umständliche Handhabung überhaupt erwachsen können. Auch
                              									ist man bei Verwendung eines solchen Apparates während der ganzen Dauer der Aufnahme
                              									an ein und denselben Maſsstab gebunden und daher nicht in der Lage, solche Punkte,
                              									die vermöge ihrer groſsen Entfernung über das Brett hinausfallen würden, zu
                              									bestimmen. In solchen Fällen endlich, wo es sich um die sofortige ziffermäſsige Angabe der Entfernungen handelt, muſs man
                              									dieselben erst mit Zirkel und Maſsstab zu erfahren trachten.
                           
                           Dem gegenüber bietet das hier zu beschreibende Instrument folgende Vortheile: Alle jene Punkte, welche von zwei bekannten Punkten,
                              									den Endpunkten einer Basis, sichtbar sind, können auch bestimmt werden. Die
                              									Entfernungen werden sogleich ziffermäſsig und zwar doppelt erhalten, indem die Entfernungen des anvisirten
                              									Punktes von beiden Endpunkten der Basis gleichzeitig
                              									bestimmt werden. Mit diesem Instrumente lassen sich überdies auch andere in der
                              									praktischen Meſskunst vorkommende Aufgaben in rascher und sicherer Weise lösen, wie
                              									es denn auch mit genügender Genauigkeit zum Höhenmessen
                              									verwendet werden kann. Endlich kann das Instrument nicht nur bequem gehandhabt und
                              									getragen, sondern auch nöthigenfalls so aufgestellt werden, daſs die Arbeit völlig
                              									unbemerkt bleibt.
                           Das Instrument besteht der Hauptsache nach, wie aus der Fig. 23
                              									Taf. 10 ersichtlich, aus 3 Linealen A, B und C Zwei derselben, A und
                              										B, über einander gesetzt und durch eine Schraube
                              									verbunden, öffnen sich wie die Schenkel eines Zirkels und sind beliebig einstellbar.
                              									Das Lineal A, welches Basislineal genannt werden mag, ist mit einem Stativringe r, einer Libelle l sowie
                              									einem getheilten Kreise D versehen, um dessen
                              									Mittelpunkt das Lineal B drehbar ist. Auſserdem sind in
                              									gleichen Abständen Löcher in das Lineal A gebohrt und
                              									mit fortlaufenden Ziffern bezeichnet. Auf der unteren Seite des Lineals sind
                              									doppelte Diopter angebracht. Das zweite Lineal B, auch
                              										Rayonlineal genannt, besitzt dieselbe Eintheilung
                              									wie das Lineal A, jedoch statt der Löcher, einfache
                              									Theilstriche. Die einzelnen Theile sind noch nach Zehnteln weiter eingetheilt. Auch
                              									dieses Lineal ist an der oberen Fläche mit doppelten Dioptern versehen. Das zum
                              									Instrumente gehörige dritte freie Lineal C, auch Schnittlineal genannt, besitzt dieselbe Theilung wie
                              										B und gleichfalls auf der oberen Fläche doppelte
                              									Diopter. Es kann mittels eines an seiner unteren Fläche befindlichen Zapfens in
                              									irgend eines der Löcher des Basislineales A eingesetzt
                              									werden. In dieser Lage wird es durch eine an dasselbe anzuhängende Bleikugel K erhalten. Der Nullpunkt der Eintheilung des Lineales
                              										C liegt in der Achse des Zapfens, jener der
                              									Eintheilungen der beiden Lineale A und B in ihrem gemeinschaftlichen Drehpunkte.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 250, S. 112
                              
                           Dieses einfache Instrument kann nun bei vielen topographischen Arbeiten Verwendung
                              									finden, bei denen es weniger. auf groſse Genauigkeit, als auf rasche Erledigung
                              									ankommt, so insbesondere bei einer vorläufigen Triangulirung. Zu diesem Zwecke miſst
                              									man eine beliebig lange Basis mn, stellt das Instrument
                              									auf den einen Endpunkt m
                              									auf, orientirt das
                              									Lineal A auf den zweiten Basispunkt n und dreht nun, bei unverrückter Stellung von A das Lineal B in die
                              									Richtung des zu bestimmenden Punktes p. Auf dem Kreise
                              									liest man den Horizontalwinkel „Visirlinie-Basislinie“
                              									(pmn) ab und notirt denselben. Auf dem zweiten
                              									Basispunkte n orientirt man das Instrument mit dem
                              									Lineale A nach m und
                              									stellt das Lineal B genau auf den vorher ermittelten
                              									Winkel fest. Sodann wird das Lineal C mittels seines
                              									Zapfens in ein Loch des Lineales A eingesetzt und auf
                              									den Punkt p eingestellt.
                           Das groſse Dreieck in der Natur, welches vom Terrainpunkte p und den beiden Endpunkten der Basis gebildet wird (Δ pnm), erscheint nun am Instrumente dargestellt durch
                              									die verjüngte Basis und durch die beiden Abschnitte, welche sich an den
                              									Theilungslinien der Lineale B und C ergeben. Wäre z.B. die Basis 150m lang und hätte man das Lineal C in das Loch 15 eingesetzt, so würde in diesem Falle die Einheit der Theilung (150 : 15 =)
                              										10m in der Natur bezeichnen. Hätte man nun auf
                              									den Linealen B und C z.B.
                              									die Ablesungen 21,4 und 17,9 erhalten, so wären die Entfernungen des Terminpunktes
                              									von den Endpunkten der Basis 214 und 179m.
                           Mit Rücksicht auf diese Art der Festlegung eines Terrainpunktes werden nun die durch
                              									das Instrument erhaltenen Horizontalabstände auf dem Zeichenblatte nach dem
                              									Maſsstabe, in welchem die Skizze angefertigt werden soll, mittels des Zirkels
                              									aufgetragen, wodurch man nach und nach das Gerippe erhält, in welches dann die
                              									Details z.B. nach dem Augenmaſse eingezeichnet werden können. Hierbei dürften die
                              									Lineale B und C als
                              									Maſsstabe gute Dienste leisten.
                           Da die Lineale des Instrumentes insgesammt Doppelvisire haben, so kann dasselbe
                              									gleicherweise auch zum Seitwärts-Einschneiden benutzt
                              									werden. Es ist dies dann von besonderem Werthe, wenn es sich um die Aufnahme ganzer
                              									Straſsenzüge, Fluſsläufe und anderer lang gestreckter Linien handelt, welche mit
                              									Hilfe eines oder mehrerer zur Seite liegender Fixpunkte bestimmt werden sollen.
                           Sodann findet das Instrument aber auch eine recht vortheilhafte Verwendung zum Messen und Ausstecken von Horizontalwinkeln, Errichten von
                                 										Senkrechten, sowie überhaupt zur Lösung der in der Feldmeſskunst am
                              									häufigsten vorkommenden Aufgaben. Eine einfache Vorrichtung gestattet noch, den
                              									Apparat zum Messen relativer Höhen und Tiefen zu benutzen. Die Verbindung des
                              									Lineales A mit dem Stativringe ist nämlich durch ein
                              									Kugelgelenk so gestaltet, daſs dieses Lineal und mit ihm das Lineal B in eine Vertikalebene gestellt werden kann, so daſs
                              									das Instrument in dieser Form zur Bestimmung von Höhen- und Tiefen winkeln geeignet
                              									ist. – Handelt es sich um eine sehr rasche Ermittelung
                              									des Höhenunterschiedes, ohne erst Tangententafel zu Rathe zu ziehen oder auf
                              									besondere Genauigkeit Anspruch zu machen, so kann auf folgende Weise verfahren
                              									werden: Nach Einstellung; der Visur wird das Lineal C
                              									in das Loch 10 des
                              									Lineales A eingesetzt und vertikal gehalten, wodurch
                              									man die Tangente des betreffenden Winkels erhält. Zur
                              									Beurtheilung des Vertikalhaltens des Lineales C ist an
                              									diesem ein kleiner Ansatz angebracht, welcher bei vertikaler Stellung dieses
                              									Lineales mit der oberen Kante des Lineales A
                              									übereinfällt.
                           A.
                                 										Prüsker.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
