| Titel: | Kraftmesser für direkt explodirbare Sprengstoffe; von Fabriksdirektor Oscar Guttmann. | 
| Autor: | Oscar Guttmann | 
| Fundstelle: | Band 250, Jahrgang 1883, S. 118 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Kraftmesser für direkt explodirbare Sprengstoffe;
                           								von Fabriksdirektor Oscar
                              									Guttmann.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 10.
                        Guttmann's Kraftmesser für Sprengstoffe.
                        
                     
                        
                           Von den vielen Apparaten, welche zur Beurtheilung der Leistung des Pulvers construirt
                              									wurden, sind die für militärische Zwecke – sofern es sich dabei um ballistische
                              									Wirkung handelt – am ausgebildetsten. Für civile Zwecke, d. i. für die
                              									Sprengtechnik, hat man leider noch wenige Versuchsapparate gemacht, trotzdem sie
                              									hier nicht minder nothwendig sind. Ich war bemüht, die hervorragenden Typen von
                              									Kraftmessern auf ihre Brauchbarkeit zur Prüfung von Sprengmitteln zu versuchen, und
                              									gebe in Nachfolgendem meine Resultate.
                           Von vorn herein muſste ich alle jene Apparate ausschlieſsen, welche nur einzelne bei
                              									der Explosion zu Tage tretende Momente beurtheilen lassen. Als solche sind zu
                              									bezeichnen: die Apparate zur Messung der Verbrennungstemperatur, die Probemörser,
                              									die Zahnstangen-Eprouvette, die ballistischen Apparate, überhaupt alle, bei welchen
                              									die Kraft des Sprengmittels sich nur nach einer Richtung äuſsert. Es tritt nämlich
                              									neuestens das Bestreben hervor, verhältniſsmäſsig langsam verbrennende
                              									Explosivstoffe zu erzeugen, um das abgesprengte Gut nicht zu sehr zu zertrümmern,
                              									was sowohl für die meisten hüttenmännischen Zwecke, als auch von der Kohle gefordert
                              									wird; werden nun solche Sprengmittel, beispielsweise in den Mörser der
                              									Zahnstangen-Eprouvette, geladen, so bedarf es einer sehr gut meſsbaren Zeit, ehe die
                              									Ladung vollständig verbrennt, während der Apparat schon im ersten Stadium der
                              									Verbrennung zu arbeiten beginnt, die Spannung der Gase allmählich kleiner wird und
                              									so ein groſser Theil der Kraft unausgenützt und ungemessen bleibt. Beim Sprengen von
                              									Gestein kann man aber als Regel annehmen, daſs eine annähernd genau berechnete
                              									Ladung erst dann ihre Wirksamkeit beginnt, wenn sie vollständig verbrannt ist.
                           Ich habe dennoch einen Apparat dieser Gattung, welcher in Oesterreich-Ungarn häufig
                              									vorkommt, die Wagner'sche Hebelprobe, eingehend geprüft. Bekanntlich besteht dieselbe aus einem
                              									zweiarmigen Hebel, welcher drehbar aufgehängt ist und an dem einen Arme ein Gewicht,
                              									an dem anderen einen kleinen Mörser trägt- eine neben diesen befestigte Stahlzunge
                              									läuft entlang einem gezahnten Gradbogen und arretirt den Hebel auf dem äuſsersten
                              									Punkte, welcher durch den Rückschlag des Pulvers erreicht wird. Nach Upmann soll auf der normalen Hebelprobe Scheibenpulver
                              									130°, Sprengpulver 22° schlagen. Bei den von mir angestellten Versuchen hat
                              									österreichisches Jagdpulver 133°, Sprengpulver 26° ergeben, verschiedene andere
                              									Schwarzpulver-Surrogate jedoch, welche nach den in Bergwerken gemachten Erfahrungen
                              									theils gleiche, theils gröſsere Sprengkraft entfalten als Schwarzpulver, haben auf
                              									dieser 
                              									Wagner-Probe oft nur 2°, oft gar nicht ausgeschlagen
                              									und selbst mit doppelter Ladung konnte häufig nur 1° erreicht werden.
                           Ich lieſs deshalb eine Wagner-Probe mit kleinerem
                              									Gewichte und schwächerem Hebel anfertigen, bei welcher österreichisches Sprengpulver
                              									130° schlägt; mit dieser verglich ich nun andere Pulvergattungen (ich nenne diesmal
                              									absichtlich keine Namen). Ein dem Schwarzpulver entschieden überlegenes Sprengmittel
                              									zeigte nur 26°; ein anderes schlug nicht nur sämmtliche 400° durch, sondern warf
                              									auch noch den Mörser auf 5 Schritte heraus, jedoch ein zweites Mal zeigte es nur
                              									80°. Es ist klar, daſs da nur die Brisanz, d. i. die Raschheit der Verbrennung
                              									gemessen wird, was dann eingehendere Versuche auch zeigten. Pulver von geringer
                              									Brisanz brannten anfangs beim Zündloche heraus und gaben erst nach 2 bis 3 Sekunden,
                              									wenn die ganze Ladung von etwas über 2g in Brand
                              									war, einen Ausschlag. Es war auch keineswegs gleichgültig, ob das Zündschnurende
                              									oben oder unten die Ladung berührte, ob das Pulver gut geschichtet, mit wenig
                              									Zwischenraum zwischen den einzelnen Körnern, oder nur lose gefüllt lag, ob die
                              									Ladung die Hälfte oder einen gröſseren Raum im Mörser erfüllte. Es ist begreiflich,
                              									daſs ich unter solchen Umständen alle auf ähnlichem Prinzipe beruhenden Apparate als
                              									untauglich verwerfen muſste.
                           Da die elektro-ballistischen Apparate nur die
                              									Geschoſsgeschwindigkeit zeigen, also auch in hohem Grade von der Brisanz beeinfluſst
                              									werden, die Deprez'schen Manometer vorläufig nur für Geschoſszwecke construirt sind und sich durch
                              									ihren umständlichen Mechanismus sowie ihre groſse Kostspieligkeit für die Zwecke der
                              									Praxis auch nicht leicht eignen, so blieben eigentlich nur noch übrig: das Rodmann'sche Manometer, der Noble'sche Crusher, die Trauzl'sche Bleiprobe und der Brisanzmesser von Kostersitz und Heſs.
                           Das Rodmann'schen Manometer
                              									muſste ich gleichfalls bald aufgeben, ebenso wie die ähnlich wirkende Uchatius-Probe, welche eine Combination der
                              									Zahnstangen-Eprouvette und des Rodmann'schen Apparates
                              									ist. Für die Zwecke der Praxis bleibt es schwierig, den Schnitt genau zu messen,
                              									welchen der schräge Stahlmeiſsel des Rodmann'schen
                              									Apparates in eine Kupferplatte führt. Letztere ist auch nicht immer in gleicher
                              									Reinheit und Härte zu erlangen; überdies ist das Herrichten der Ladung schwierig,
                              									welche ja, um den in Wirklichkeit vorhandenen Bedingungen nachzukommen, möglichst
                              									fest zusammengepreſst sein muſs.
                           Der Noble'sche Crusher hat
                              									ähnliche Schwierigkeiten. Hier muſs auch noch der Kolben, auf welchen der Stoſs
                              									übertragen wird, abgedichtet sein; mit dem fortschreitenden Zusammenpressen des
                              									Kupfercylinders wird die Druckfläche gröſser. Bei dem Noble'schen, wie bei dem Rodmann'schen
                              									Apparate ist auch ein Hauptfehler, daſs ein Theil der Gase beim Zündloche entweicht,
                              									die Spannung im Inneren also bedeutend niedriger ist als in Wirklichkeit und, wie schon
                              									erklärt, mit der Brisanz des Pulvers wechselt.
                           Der Brisanzmesser von Kostersitz und Heſs ist ein 0m,50 langes Gasrohr, in welchem ein beiderseits in
                              									conische Spitzen auslaufender cylindrischer Stahldorn durch die Kraft des Pulvers in
                              									zwei den Spitzen gegenüber stehende Bleicylinder eingetrieben wird. Ladung, Dorn und
                              									Cylinder befinden sich in der Mitte des Rohres, der beiderseits freie Rest desselben
                              									wird mit Sand angefüllt und mit Lehmpfropfen verschlossen; die Zündung erfolgt durch
                              									Zündschnur an der dem Dorne entgegengesetzten Seite. Die Resultate mit diesem auch
                              									für Nitrilpräparate verwendbaren Apparate waren unbefriedigend. Der in das Blei
                              									eindringende Stahldorn stülpt dasselbe auf, so daſs der Hohlraum nicht genau zu
                              									messen ist; er ist auch so klein, daſs man genauer Cubicirgefäſse bedarf. Durch den
                              									nach dem Abbrennen der Zündschnur erzeugten Kanal entweicht ein Theil der Gase. Die
                              									im Handel vorkommenden Gasrohre haben selbst auf 0m,5 Länge verschiedene Wandstärken und Festigkeit, so daſs sie häufig
                              									aufgerissen sind, ehe das Pulver seine volle Kraft entfaltet hat; daraus entstehen
                              									verschiedene Resultate bei derselben Pulvergattung. Langsam brennende Pulver müssen
                              									einen Theil ihrer Kraft dazu verwenden, um den Sand zu verdichten, und selbst mit
                              									Hilfe einer Rammmaschine unter gleicher Zahl von Schlägen und bei gleicher Fallhöhe
                              									hergestellter Sandbesatz hat ungleiches Verhalten gezeigt. Der Versuch ist auch
                              									durch das jedesmalige Auswechseln des Gasrohres kostspielig.
                           Die Trauzl'sche Bleiprobe,
                              									nach den von Hauptmann Beckerhinn gemachten
                              									Beobachtungen construirt, ist ein Bleicylinder mit centraler Bohrung, in welche die
                              									Ladung und ein mit einem Kanäle für die Zündschnur versehener Bleipfropfen
                              									eingeführt wird. Das Ganze wird in geeigneter Weise so verzwängt, daſs der Pfropfen
                              									sich nicht rühren kann. Trauzl hat hierzu einen
                              									schmiedeisernen Rahmen und Keile verwendet; ich stellte den Bleicylinder zwischen
                              									zwei Kesselblechplatten, welche mit 4 Schraubenbolzen angezogen wurden. Diese
                              									Bleiprobe hat mehrere Uebelstände, welche die Messungen damit unverläſslich machen.
                              									Der etwa 70k wiegende Bleiblock muſs in einer Form
                              									gegossen werden durch häufiges Umgieſsen wird das Blei stets härter, die Resultate
                              									also ungleich. Beim Zündschnurkanale entweichen Gase und es wird daher statt eines
                              									kugelförmigen ein flaschenförmiger Hohlraum erzeugt, welcher sich um so weiter von
                              									der Kugelform entfernen wird, je weniger brisant das Sprengmittel ist, – und daſs
                              									die Brisanz selbst bei Nitrilpräparaten nicht allein maſsgebend ist, hat die Praxis
                              									gelehrt. Da der Bleipfropfen niemals absolut dicht schlieſst, so wird er an dem
                              									Umfange sowie an den Rändern des Zündkanales abgeschmolzen, ein Theil der Wärme und
                              									somit der Sprengkraft hierzu aufgebraucht.
                           Ich habe deshalb – und gleichzeitig auch die Pulverfabrik in Rottweil (vgl. 1882 246 * 190) – Lettenbesatz statt des Bleipfropfens verwendet, welchen ich
                              									zur Erzielung absoluter Gleichmäſsigkeit mit der Rammmaschine herstellte. Da dies
                              									bei Nitrilpräparaten wegen möglicher Detonation der Sprengkapsel nicht thunlich ist,
                              									so gibt man in England bloſs gesiebten Sand als Besatz, ohne den Bleiblock weiter
                              									einzuspannen.
                           Für die minder brisanten Sprengmittel, wie es alle direkt explodirbaren sind, hat
                              									sich die Bleiprobe absolut unbrauchbar gezeigt. Statt des flaschenförmigen
                              									Hohlraumes entsteht stets eine nach oben erweiterte trichterförmige Ausweitung der
                              									Bohrung um den Besatz herum, verbunden mit theilweisem Schmelzen des Bleies.
                              									Versuche mit weiterer Bohrung und doppelter Ladung hatten zur Folge, daſs durch den
                              									unteren Theil des Bleiblockes die Pulvergase strahlenförmige Kanäle ausschmolzen und
                              									am äuſseren Boden sich vertheilten, wo sie in kreisförmig angeordneten Löchern
                              									herausschössen. Von einer Messung konnte natürlich keine Rede sein. Das Schmelzen
                              									erfolgte um so stärker, je weniger brisant das Pulver war, je mehr Zeit also die
                              									Gaswärme hatte, auf das Blei einzuwirken.
                           Um nun die vielfachen hier erörterten Uebelstände möglichst zu vermeiden, griff ich
                              									auf das Prinzip zurück, welches die Obersten de
                                 										Montluisant und de Reffye in Meudon in
                              									Anwendung brachten, nämlich aus einem in einen conischen Kanal gedrückten
                              									Bleicylinder auf die Kraft des Pulvers zu schlieſsen. Dem Vorwurfe, welchen Désortiaux diesem Systeme macht, wenn es bei
                              									Kanonenladungen benutzt wird, daſs nämlich die einstanzende Wirkung schon beginnt,
                              									wenn auch nur ein Theil des Pulvers verbrannt ist, konnte ich dadurch begegnen, daſs
                              									mein Apparat nur mit kleinen Ladungen (20g)
                              									arbeitet, welche praktisch sich in allen Theilen
                              									gleichzeitig entzünden, wenn die Zündung im geschlossenen Räume erfolgt. Um die
                              									Kraft nicht bloſs nach einer Richtung, durch den Rückstoſs vermehrt, wirken zu
                              									lassen, sind 2 Bleicylinder im Apparate. Die Zündung unter luftdichtem Verschlüsse
                              									ist nothwendig, damit die Kraft durch entweichende Gase nicht verringert werde; bei
                              									ohne luftdichten Verschluſs gemachten Versuchen wurden die Bleicylinder an der Seite
                              									des Zündkanales schief in den Conus gedrückt, während der Kanal sich durch
                              									Ausbrennen stetig erweiterte.
                           Mein in Fig. 21
                              									Taf. 10 dargestellter Kraftmesser besteht aus dem Mittelstücke a und zwei Kopfstücken b,
                              									mit sämmtlich 100mm äuſserem Durchmesser, aus
                              									Bessemerstahl angefertigt und gehärtet. Die beiden Kopfstücke sind 100mm lang, auf 29mm mit einem flachen Schraubengewinde (15 Gänge auf 1 Zoll engl.)
                              									versehen, und haben je eine unten 34mm, oben 33mm weite, 30mm
                              									tiefe Bohrung c, welche sich in einer 35mm tiefen, an ihrem kleinen Grundkreise 10mm weiten conischen Bohrung d und endlich in einer 10mm weiten cylindrischen Bohrung e bis an die
                              									Auſsenwand fortsetzt. Das Mittelstück a ist 104mm lang, hat beiderseits auf 30mm Tiefe Muttergewinde, zwischen denen eine
                              									cylindrische Bohrung f von 46mm Länge zur
                              									Aufnahme der Ladung sich befindet. In die Auſsenwand des Mittelstückes a, genau in der Mitte, ist der Zündpfropfen g eingeschraubt, welcher bis auf 25mm Tiefe in die Wandung geht. In die noch
                              									verbleibende Zwischenwand ist eine Pyramide h
                              									eingeschraubt. Die untere Seite des Pfropfens g ist auf
                              										15mm Weite und 15mm Höhe ausgehöhlt, welcher Hohlraum sich in einer 6mm weiten Bohrung fortsetzt. In diesen Hohlraum
                              									ist ein Ventil i eingeführt, das etwa 2mm Spielraum besitzt. Die drei Theile werden mit
                              									einem Hakenschlüssel (vgl. Fig. 20),
                              									der in entsprechende Löcher x an der Auſsenwand
                              									gesteckt wird, zusammengeschraubt und mit Kupferringen y gedichtet.
                           Soll der Apparat geladen werden, so gibt man in ein Kopfstück einen 34mm langen, 33mm
                              									dicken Cylinder aus gezogenem Blei und schraubt das Mittelstück so auf, daſs noch
                              									einige Drehungen möglich sind. Auf den Bleicylinder kommt dann eine 33mm weite, 5mm
                              									dicke Stahlplatte k, auf diese eine 34mm breite Scheibe l
                              									aus 1mm dickem Preſsspan (Satinirpappe), welche
                              									letztere den Hohlraum abdichtet. (Die Stahlplatten haben ebenso wie die Kopfstücke
                              									die Ziffern 1 und 2 eingestanzt, welche sich von ersteren auf den Bleicylindern
                              									erhaben ausprägen.) Nun gibt man die genau gewogene Ladung von 20g Pulver hinein, setzt wieder eine
                              									Preſsspanscheibe, eine Stahlplatte und einen Bleicylinder auf, schraubt das zweite
                              									Kopfstück darauf und sodann den ganzen Apparat vollständig zusammen. Auf die Pyramide wird ein gewöhnliches
                              									Gewehrzündhütchen aufgesetzt und der Pfropfen mit dem Ventile so eingeschraubt, daſs
                              									letzteres nicht ganz fest aufsitzt. Durch einen an der Auſsenwand befindlichen Hahn
                              										m wird auf das Ventil ein starker Schlag geführt,
                              									welcher das Zündhütchen und damit die Ladung zur Explosion bringt. Die Gase strömen
                              									bei der Pyramide heraus, heben das Ventil und pressen es an den Pfropfen an, sperren
                              									sich also selbstthätig ab. In der That erfolgt die Explosion ohne irgend ein
                              									Geräusch; ein kurzes Zischen beim Ventile verräth nur, daſs das Zündhütchen nicht
                              									versagte, worauf man den Apparat sofort öffnen kann, da die Gase sich im Inneren
                              									verdichtet haben. Es ist jedoch gut, den abgeschlossenen Apparat in Wasser zu legen,
                              									damit der in die Gewinde eingedrungene Rückstand sich löse und der Apparat dann
                              									leichter geöffnet werden könne. Obzwar man ruhig beim Apparate stehen kann, ist es
                              									doch besser, aus einiger Entfernung mit einer Schnur den Hahn abzuziehen, weil die
                              									Pyramide und das Ventil – erstere mehr als letzteres – allmählich ausbrennen und
                              									auch herausgeschleudert werden können- bei sehr wenig brisanten Sprengmitteln
                              									schmilzt die Pyramide sehr rasch und muſs häufig ausgewechselt werden, was keine
                              									Schwierigkeiten macht, weil die Pyramiden im Laden käuflich sind.
                           Die so erzeugten zwei Bleiconusse werden mit einer Schublehre, deren Form aus der
                              									Zeichnung Fig. 22
                              									Taf. 10 deutlich ersichtlich ist, auf Zehntelmillimeter gemessen.
                           
                           Ich habe mit meinem Apparate vielfache Versuche gemacht und glaube, daſs er in
                              									vollkommener Weise die gesammte vom Pulver geleistete Kraft anzeigt. Um ihn für
                              									Nitrilpräparate verwendbar zu machen, müſste die Ladung auf die Hälfte gesetzt
                              										(10g) oder der conische Hohlraum verlängert
                              									werden, nachdem Jagdpulver schon das Blei in die cylindrische Bohrung treibt; auch
                              									müſsten die für Nitrilpräparate bekanntlich sehr langen Zündhütchen mit gleicher
                              									Ladung von Knallquecksilber kürzer gemacht werden.
                           Ich werde demnächst in der Lage sein, Resultate von vergleichenden Versuchen mit
                              									verschiedenen Sprengmittelsorten bekannt zu geben. Diesmal will ich in der folgenden
                              									Tabelle nur einige davon mittheilen, um zu zeigen, wie verläſslich der Apparat
                              									arbeitet:
                           
                              
                                 Probe
                                 Sprengmittel
                                 KleineWagner-ProbeGrad
                                 1. Conus
                                 2. Conus
                                 Zu-sammen
                                 
                              
                                 Millimeter Höhe
                                 
                              
                                 1
                                 A
                                 130
                                 29,8
                                 29,0
                                 58,8
                                 
                              
                                 2
                                 B
                                   80
                                 27,4
                                 29,0
                                 56,4
                                 
                              
                                 3
                                 C
                                   80
                                 28,2
                                 27,4
                                 55,6
                                 
                              
                                 4
                                 D probeweise erzeugt
                                 320
                                 29,0
                                 28,8
                                 57,8
                                 
                              
                                 5
                                 „  Mit einem Bestandtheile in       geringerer Güte
                                 180
                                 28,3
                                 27,7
                                 56,0
                                 
                              
                                 6
                                 „  Mit veränd. Bestandtheilen
                                   20
                                 31,3
                                 30,3
                                 61,6
                                 
                              
                                 7
                                 „  Wie Probe 5 Ladung 5g
                                 180
                                   8,5
                                   8,0
                                 16,5
                                 
                              
                                 8
                                 „     „       „     „      „     10g
                                 180
                                 18,3
                                 14,8
                                 33,1
                                 
                              
                                 9
                                 „     „       „     „      „     15g
                                 180
                                 23,9
                                 23,1
                                 47,0
                                 
                              
                           Man ersieht auch aus dieser Tabelle, daſs die Höhe des Conus mit der Gröſse der
                              									Ladung nicht proportional wächst; vielleicht werden spätere eingehende Versuche eine
                              									Formel dafür finden lassen. Der kleine Höhenunterschied zwischen dem ersten und
                              									zweiten Conus rührt daher, daſs das Zündloch nicht vollkommen genau in der Mitte
                              									herzustellen ist und so ungleiche Gasmengen in der Zeiteinheit auf die Conusse
                              									wirken. Versuche, welche ich mit obigen Sprengmitteln in einem sehr gleichmäſsigen
                              									Gesteine anstellte, haben erwiesen, daſs die Sprengkraft derselben in der That in
                              									obigem Verhältnisse steht. Die scheinbar geringe Differenz ist dennoch nicht
                              									unwesentlich; denn in einem gewissen, sehr zähen Quarzgesteine war es beispielsweise
                              									nur das unter Probe 6 angeführte Sprengmittel, mit welchem man ein Bohrloch abthun
                              									konnte.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
