| Titel: | W. Becker's bezieh. D. Grove's Dampfkochapparate. | 
| Autor: | G. R. | 
| Fundstelle: | Band 250, Jahrgang 1883, S. 209 | 
| Download: | XML | 
                     
                        W. Becker's bezieh. D.
                              									Grove's Dampfkochapparate.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 16.
                        W. Becker's bezieh. D. Grove's Dampfkochapparate.
                        
                     
                        
                           Von diesen beiden in Berlin ausgestellt gewesenen Apparaten ist der von W. Becker in D. p. J. 1883
                              										248 460 schon beschrieben und sind hier nur dessen
                              									Zeichnungen (Fig. 8 und
                              										9 Taf. 16) wiedergegeben, aus denen die Einrichtung vollkommen
                              									ersichtlich ist. Diese Abbildungen stellen im Längen- und Querschnitte einen Apparat
                              									mit 3 Kammern, und zwar Kammer I ohne Deckel, II mit demselben und III
                              									mit Wasser gefüllt und mit darin stehendem Kochtopfe T
                              									dar. Es sind mit d die Dampfzuleitungsrohre bezeichnet,
                              									welche in jede Kammer eintreten und hier unter dem Holzgitter G für den Austritt des Dampfes zur Erwärmung des
                              									Wasserbades siebartig durchlöchert sind; a sind die
                              									Ueberlaufrohre für die
                              									Wasserbäder und t in dieselben reichende Thermometer.
                              									Die Töpfe T haben Henkel H, an welchen sie durch einen über dem Apparate hängenden Flaschenzug
                              									ausgehoben und, da der Flaschenzug an einem auf Schienen laufenden Wagen befestigt
                              									ist, zur Seite gefahren werden können.
                           Den gleichen Zweck wie W. Becker, jede Speise nur bei
                              									der für dieselbe vortheilhaftesten Temperatur zu kochen, indem in den verschiedenen
                              									Kammern durch die besondere Dampfzuführung verschiedene Temperaturen erzeugt werden,
                              									erreicht auch David Grove in Berlin (* D. R. P. Kl. 36
                              									Nr. 21031 vom 14. April 1882), nur daſs derselbe auch für feststehende Apparate
                              									Dampf- statt Wasserbäder verwendet. Während bei Benutzung der Becker'schen Apparate die Aufstellung eines besonderen
                              									Dampfentwickelers nothwendig ist, wird dieser bei dem Grove'schen Apparate gleich mit der Kochvorrichtung vereinigt, und während
                              									dort die Kochtöpfe, für das Kochen eingesetzt, mit der fertigen Speise
                              									herausgenommen und transportirt werden können, sind dieselben hier fest
                              									angeordnet.
                           Fig.
                                 										10 und 11 Taf. 16
                              									machen die Einrichtung eines Grove'schen Apparates mit
                              									3 aus verzinntem Kupferbleche hergestellten Kochkesseln ersichtlich. Unter dem
                              									ersten Kochkessel c befindet sich der Dampfentwickeler
                              										b und ragt ersterer in letzteren hinein. Die beiden
                              									anderen Kessel hängen in Dampfmänteln d, welche mittels
                              									starker I-Träger auf der guſseisernen Herdplatte aufruhen und vom Dampfentwickler
                              										b aus durch das Rohr f
                              									mit Dampf gespeist werden. Der Dampfentwickler hat Innenfeuerung und ist zur
                              									vollkommenen Ausnützung der Wärme ein System von Siederohren h angeordnet, welche in dem unter den Kesseln sich hinziehenden
                              									Rauchkanale liegen. Zuletzt wird die Wärme der Feuergase noch im Kamine p zur Zugerzeugung in dem umgebenden Schlote i behufs einer wirksamen Lüftung des Kochraumes
                              									benutzt.
                           Der Dampfentwickler hat ein offenes, 5m hohes
                              									Standrohr l und kann die Dampfspannung daher 0at,5 nicht überschreiten. Das etwa aus dem
                              									Standrohre gedrückte Wasser flieſst durch ein zweites Rohr r sofort wieder in den Dampfentwickler zurück. Das sich in den
                              									Dampfmänteln d niederschlagende Wasser gelangt durch
                              									die Leitung g ebenfalls wieder in den Dampfentwickler,
                              									so daſs der Wasserverbrauch ein sehr geringer ist. Der Wasserstand ist daher auch
                              									bei weiter unten erwähnter Anlage in 8 Tagen nur um 1cm gefallen. Dieser geringe Wasserverbrauch macht eine Speisepumpe
                              									überflüssig und zur Verhütung der Kesselsteinbildung die Speisung mit abgekochtem
                              									Wasser möglich. Die Kochkessel c sind mit
                              									Wasserablaufhähnen n versehen und kann in dieselben zum
                              									Kochen mit direktem Dampf dieser durch die Rohre e
                              									zuströmen. Die luftdicht aufgeschraubten Deckel sind, da sie an Ketten mit
                              									Gregengewichten hängen, leicht abhebbar.
                           Beide Kochapparate sind zusammen in den Küchen des Eisenbahnregimentes 
                              									in Schöneberg bei Berlin
                              									in Betrieb und bewähren sich nach den vorliegenden Berichten gleich günstig. Bei dem
                              										Grove'schen Apparate ist in ½ bis ¾ Stunden nach
                              									dem Anheizen Dampf vorhanden und dauert das Kochen aller Speisen vom Beginne des
                              									Anheizens bis zur Beendigung des Kochens höchstens 2¾ Stunden. Rindfleisch ist in 1
                              									Stunde gar gekocht und ergibt dabei einen durchschnittlichen Gewichtsverlust von
                              									32,2 Proc. während dieser bei dem alten Verfahren 47,9 Proc. beträgt, was einem
                              									Gewinne von 15,7 Proc. gegen das letztere entspricht. Bei Hammelfleisch ist dieser
                              									Gewinn 24,3, bei Schweinefleisch 16,8 Proc. Kartoffeln sind in durchschnittlich 30
                              									Minuten und Hülsenfrüchte in 1½ Stunden fertig gekocht. Der Kohlenverbrauch stellt
                              									sich für den Tag bei einer Gröſse des Apparates, wie dargestellt und für ein
                              									Bataillon berechnet, auf durchschnittlich 46k,5,
                              									welchem unter denselben Anforderungen ein Verbrauch von 110 bis 120k Kohlen in der alten Küche gegenübersteht. Dabei
                              									ist noch zu erwähnen, daſs von der am Ende des Kochens vorhandenen Wärme das nöthige
                              									Spülwasser mit erwärmt wird. – Bei dem Becker'schen
                              									Apparate steigt die Temperatur im Wasserbade bei Dampfzuführung von 2at in 10 Minuten z.B. von 65 auf 85° und findet
                              									der Ausgleich zwischen den Temperaturen im Wasserbade und im Topfe in
                              									durchschnittlich ¾ Stunden statt. Eine weitere Wärmezufuhr ist dann nicht mehr
                              									erforderlich, da der Apparat während der Kochzeit höchstens 1 bis 2° verliert. Das
                              									Kochen dauert etwas länger als bei dem Grove'schen
                              									Apparate, z.B. bei Rindfleisch durchschnittlich 1½ Stunden, Kartoffeln
                              									durchschnittlich 1½ Stunden, Hülsenfrüchte 2 Stunden. Rindfleisch ergibt einen
                              									Gewichtsverlust von 26,2 Proc. so daſs der Gewinn gegen das alte Verfahren mit 47,9.
                              									Proc. Gewichtsverlust sich auf 23 Proc. stellt. Bei Hammelfleisch ist derselbe 24,
                              									bei Schweinefleisch 37 Proc. Der Kohlenverbrauch stellt sich bei dem Becker'schen Verfahren für einen für die Stärke eines
                              									Bataillons nöthigen Dampfkessel von 3qm Heizfläche
                              									auf 40 bis 50k auf den Tag.
                           In dem Becker'schen Apparate können sich die Speisen
                              									durch die gute Isolirung lange Zeit warm erhalten. Es beträgt z.B. der Wärmeverlust
                              									für einen Tag während der Nichtbenutzung durchschnittlich 20°. Auch bei dem Grove'schen Apparate werden die Dampfmäntel und
                              									Dampfentwickler mit Isolirmasse bekleidet, so daſs sich Speisen sehr lange warm
                              									erhalten können und z.B. der Frühkaffee schon am vorhergehenden Tage Mittags mit
                              									gekocht wird.
                           Es erübrigt noch zu bemerken, daſs zum Kochen des Fleisches die Kessel oder Töpfe
                              									besonders eingerichtet werden. Die Fleischstücke kommen in auf einander gesetzte
                              									Siebe oder Drahtkörbe zu liegen und das Wasser kann demnach dieselben von allen
                              									Seiten umspülen. Diese Methode trägt namentlich zu dem geringen Gewichtsverluste und
                              									zum Saftigbleiben des Fleisches bei.
                           
                              
                                 G. R.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
