| Titel: | Betriebsergebnisse der Stahlöfen des Grazer Südbahn-Walzwerkes; von J. Prochaska. | 
| Fundstelle: | Band 250, Jahrgang 1883, S. 213 | 
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                        Betriebsergebnisse der Stahlöfen des Grazer
                           								Südbahn-Walzwerkes; von J.
                              									Prochaska.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 16.
                        Betriebsergebnisse der Stahlöfen des Grazer
                           								Südbahn-Walzwerkes.
                        
                     
                        
                           In der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und
                                       												Hüttenwesen, 1883 S. 475 theilt Hüttendirektor Julius Prochaska in Graz
                              									Betriebsresultate der von ihm gebauten Siemens-Martin-Stahlöfen (vgl. 1883 249 441) mit.
                              									Diese Oefen zeichnen sich, wie z. Th. auch aus den dem Engineering, 1883
                                 										Bd. 36 S. 102 entnommenen Abbildungen Fig. 1 und
                              										2 Taf. 16 hervorgeht, gegenüber älteren Ausführungen durch die
                              									Hinweglassung des Siemens'schen Syphons zur Ansaugung
                              									der Generatorgase, durch die Anordnung horizontaler, vor dem Ofen liegender
                              									Regeneratoren, sowie durch die einfache Mischung von Luft und Gas aus, welche beide
                              									nur je in einem Kanäle zum Ofen aufsteigen und durch kurze, fallende und gegen
                              									einander convergirende Mündungen von vierseitigem Querschnitte direkt auf das
                              									Stahlbad geleitet werden; endlich erhält auch das Gewölbe über dem Herde eine stark
                              									convexe statt der üblichen concaven Form. Solche Oefen sind nun auf dem Grazer Südbahn-Walzwerke seit 5 Jahren im Betriebe
                              									gewesen, so daſs sich wohl aus den erhaltenen Betriebsresultaten ein Vergleich mit
                              									anderen Ofenconstructionen ziehen läſst. Jeder der beiden nach Prochaska's Systeme gebauten Oefen hat einen
                              									Fassungsraum von 12500k. Bei einer jeden Hitze
                              									wird das Bad bis auf 0,12 bis 0,14 Proc. Kohlenstoff entkohlt, worauf dann eine
                              									Rückkohlung durch Ferromangan erfolgt.
                           Der Ofen Nr. 1 machte in der letzten Betriebsepoche 431 Beschickungen vom 27.
                              									September 1882 bis zum 4. Mai 1883, während der Ofen Nr. 2 539 Beschickungen vom 30.
                              									August 1882 bis zum 2. Juni 1883 erzielte. Die Oefen waren daher über 8 bezieh. 9
                              									Monate unausgesetzt im Betriebe, ohne daſs Ausbesserungen am Ofengemäuer
                              									erforderlich geworden wären. Die einzigen Unterbrechungen des Betriebes wurden durch
                              									das Reinigen der Gasventile bei den Generatoren veranlaſst, was nach ungefähr je
                              									einem Monate erforderlich wurde und 3 bis 6 Stunden dauerte.
                           Während der erwähnten Ofenbetriebe haben beide Oefen verbraucht:
                           
                              
                                 An weiſsem Roheisen
                                   2452300k
                                 
                              
                                   „  grauem        „
                                   1358300
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 zusammen
                                   3810600k
                                 
                              
                                 An Alteisen und Bruchstahl
                                   8403630
                                 
                              
                                   „  Ferromangan
                                     204460
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 Im Ganzen an Eisenmaterial
                                 12418690k
                                 
                              
                                 An Schmelzkohle (Leobener Mittelkohle)
                                   5060000k
                                 
                              
                                 Wärmkohle (Köflacher Lignit)
                                   3023400k
                                 
                              
                                 Dabei betrug die Erzeugung beider Oefen an
                                    											Stahlblöcken
                                 11714458k
                                 
                              
                           
                           Es wurden daher auf je 100k Stahl verbraucht:
                           
                              
                                 An Roheisen
                                   32,53k
                                 
                              
                                   „  Alteisen und Bruchstahl
                                   71,73
                                 
                              
                                   „  Ferromangan
                                     1,74
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 Im Ganzen an Eisenmaterial
                                 106,00k
                                 
                              
                                 An Schmelzkohle
                                   43,19k
                                 
                              
                                   „  Wärmkohle
                                   25,80
                                 
                              
                           Nach Abzug der Stillstände beim Reinigen der Ventile sowie an
                              									Festtagen vertheilt sich dieses Ausbringen von 11714458k Stahlblöcken auf 488 Arbeitstage. Es entfällt daher für jeden Ofen und
                              									für je 24 Stunden ein durchschnittliches Ausbringen von rund 24000k.
                           Diese Ofenconstruction wurde auch von der Gesellschaft John
                                 										Cockerill angenommen, auf deren Werke in Seraing Direktor Prochaska im Laufe dieses Sommers einen Ofen von
                              										15000k Einsatz gebaut hat.
                           Zwei andere Stahlöfen von nur 5500k Einsatz, welche
                              									vertikale Regeneratoren besitzen, dabei aber mit der gleichen Gas- und Luftführung,
                              									sowie mit derselben Gewölbeanordnung versehen sind wie die vorhin beschriebenen zwei
                              									gröſseren Oefen, wiesen einen viel höheren Kohlenverbrauch auf. Einer derselben, der
                              									Ofen Nr. 3, war vom 24. März bis zum 22. December 1882 unausgesetzt im Betriebe und
                              									erzielte 583 Beschickungen ohne jegliche Ausbesserung. Der Ofen Nr. 4 bestand vom
                              									24. September 1882 bis zum 24. März 1883 497 Hitzen, ohne daſs eine Nachbesserung
                              									erforderlich gewesen wäre. Das Ausbringen dieser beiden Oefen betrug während der
                              									angegebenen Zeit von 360 Arbeitstagen 5400204k
                              									Stahlblöcke, daher auf jeden Ofen und 24 Stunden berechnet 15000k Stahl im Mittel. Der Kohlenverbrauch stellte
                              									sich dabei für je 100k Ausbringen auf 68k Schmelzkohle und 20k Wärmkohle.
                           Es wurde in der Hütte auch ziemlich viel Stahlguſs
                              									hergestellt, als Kreuzungen, sodann Kuppelungsgetriebe, Walzen, Abstreifmeiſsel,
                              									Walzentische, Thüren u. dgl. für den Walzwerk- und Stahlofenbetrieb. Hier war vor
                              									Allem auf dichten Guſs und eine reine glatte Oberfläche Bedacht zu nehmen. Zur
                              									Erreichung der ersteren Eigenschaft erwies sich der Zusatz eines Tiegels
                              									geschmolzenen Ferromangansilicides zu dem in der Guſspfanne befindlichen Stahle als
                              									vortheilhaft. Die Menge des Zusatzes richtete sich nach der dem Stahle zu
                              									ertheilenden Härte. In den meisten Fällen genügte ein Gehalt von 0,30 bis 0,40 Proc.
                              									Silicium, bei 0,60 bis 1,00 Proc. Mangan und 0,40 bis 0,60 Proc. Kohlenstoff.
                              									Schwieriger war die zweite Bedingung eines vollkommenen Stahlgusses, die reine
                              									glatte Oberfläche, zu erzielen. Als bestes Formmaterial ergab sich nach vielen
                              									Versuchen ganz reiner feuerfester Quarzsand, welchem die nöthige Bindekraft durch
                              									eine Beimengung von ungefähr 12 Proc. Schwarzmehl (Kleie) ertheilt wurde. Diese
                              									Mischung läſst sich sehr gut formen und brennen, wobei das Mehl verkohlt, und die so
                              									entstehende poröse Form läſst die aus dem Stahle sich noch entbindenden Gase leicht
                              									ausströmen. Gegen das Anbrennen wird die fertige Form mit in Leimwasser angerührtem
                              									Kieselguhr leicht
                              									überstrichen, welcher Ueberzug sich als viel besser und feuerfester bewiesen hat als
                              									Graphit.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
