| Titel: | Ueber Neuerungen im Mühlenwesen; von Prof. Fr. Kick. | 
| Autor: | Fr. Kick | 
| Fundstelle: | Band 250, Jahrgang 1883, S. 237 | 
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                        Ueber Neuerungen im MühlenwesenBei dieser Gelegenheit sei auch hingewiesen auf Friedr.
                                    											Kick; Die neuesten Fortschritte in der Mehlfabrikation. Supplement zum
                                 											Lehrbuch des Mühlenbetriebes desselben
                                 										Verfassers. 81 S. in gr. 8. Mit 4 litliographirten Tafeln und 54 Holzschnitten.
                                 										(Leipzig 1883. Arthur Felix.)D. Red.; von Prof. Fr. Kick.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 17.
                        (Patentklasse 50. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								242 S. 263.)
                        Kick, über Neuerungen im Mühlenwesen.
                        
                     
                        
                           Zwei Jahre sind seit dem letzten Berichte verflossen und die Neuerungen, über welche
                              									zu berichten ist, sind zahlreich; ja in letzter Zeit wird von Amerika sogar ein
                              									neues Mahlverfahren „als Mahlverfahren der Zukunft“ angepriesen.Vgl. Deutsch-Amerikanischer Müller, 1883 Bd. 2
                                    											S. 17. Einiges Gute ist daran und besteht darin, daſs man den
                              									Weizen durch Spalten nach der Furche in ein erstes Schrot zu verwandeln sucht und
                              									auf dieses Bürstmaschinen anwendet, um so recht schnell und möglichst vollständig
                              									anhängenden und in die Spalte gelangten Schmutz zu entfernen.
                           Das Bürsten des ersten Schrotes ist auch vor Kurzem von Millot in Zürich in der Schweiz eingeführt worden und sind die damit
                              									erzielten Resultate recht befriedigend; nur hat Millot
                              									nicht wie Gathmann in Chicago darauf ein eigenes Mahl
                              									verfahren aufbauen wollen, ein Ding der vollsten Ueberschwänglichkeit.
                           Nehmen wir gläubig an, daſs jedes Weizenkorn durch eine
                              									geeignete Schrotvorrichtung seiner Länge nach durch die Spalte scharf entzwei
                              									geschnitten werde, und bürsten wir nun solches Schrot in einer Bürstmaschine, so
                              									kann nichts anderes entstehen, als daſs das Schrotmehl die Unreinigkeiten aufnimmt,
                              									das Schrot gleichsam wäscht. Es ist dies, wenn es recht vollkommen geschieht, sehr
                              									dankenswerth; denn die Mehle, welche so gereinigtes Schrot bei der weiteren
                              									Verarbeitung liefert, sind schöner, mag diese weitere Verarbeitung nach dem Systeme
                              									der Flach- oder Hochmüllerei erfolgen. Bei ersterer wird sich die bessere, reinere
                              									Qualität auf das gesammte beim Niedermahlen erhältliche Mehl erstrecken; bei
                              									letzterer werden die Schrotmehle vom 2., 3., 4. Schrot reiner werden, aber auf die
                              									aus den geputzten Griesen und Dunsten ermahlenen Mehle kann sich hier der Einfluſs
                              									nicht erstrecken.
                           Würden die Flachmehle und die sogen. Hintermehle der Hochmüllerei ihre dunklere Farbe
                              										nur dem Schmutze verdanken, so könnte das
                              									Reinigungsverfahren nach Millot oder Gathmann allerdings zu einem „neuen Mahl
                                 										verfahren“ führen; weil aber daran die Kleietheilchen Ursache sind, welche
                              									vom Mehle nicht ganz fern gehalten werden können, so ist dieser Reinigung, unter
                              									Anerkennung ihres Werthes, doch jeder direkte Einfluſs auf das Mahl verfahren
                              									abzusprechen. Nach wie vor wird so gereinigtes Schrot entweder nach dem Verfahren
                              									der Flachmüllerei oder
                              									nach jenem der Hochmüllerei oder Halbhochmüllerei zu behandeln sein.
                           Für jenen Leser, welcher in die im Folgenden erläuterten Einzel-Verbesserungen nicht
                              									ausführlich eingehen will, seien hier die Richtungen hervorgehoben, welche sich
                              									hierbei bemerkbar machen: Bei der Getreidereinigung tritt der Uebergang aus der vertikalen in die für
                                 										den Antrieb bequemere horizontale Anordnung hervor; der Gebrauch der
                                 										Bürstmaschinen ist in Zunahme begriffen und wendet man dieselben mit Erfolg auch
                                 										auf erstes Schrot an; bei den Mahlgängen brechen sich die unterläufigen Gänge
                                 										endlich Bahn; bei den Walzenstühlen wird die
                                 										Selbstabstellung bei Aufhören der Mahlgutzuführung eingeführt und endlich selbst
                                 										bei Griesputzmaschinen und Sauberern (Rüttelsieben)
                                 										die Combination mit Staubfiltern versucht.
                           1) Reinigen und Schälen des Getreides. Einer hohen
                              									Ausbildung erfreuen sich in diesem Theile der Müllerei namentlich die Bürstmaschinen, obwohl auch auf „neue“ Verfahren
                              									zum Entschälen zwei Patente genommen wurden. Das erste angeblich neue Verfahren von
                              										G. D. Dennis in Nantes (* D. R. P. Nr. 20048 vom
                              									14. März 1882) will das Prinzip der Scheuertonne für
                              									das Entschälen der Cerealien in Anwendung bringen und es ist auch kein Zweifel, daſs
                              									man auf diesem Wege, welcher übrigens auch in der Getreidemüllerei längst zur
                              									versuchsweisen Benutzung kam, recht hübsche Resultate erzielen kann. Was aber
                              									äuſserst schwierig ist, dies ist, den ins Getreide gebrachten Sand wieder zu
                              									entfernen. Will man nämlich auf diesem Wege einigen Erfolg erzielen, dann darf man
                              									nicht runde glatte Geschiebe, sondern muſs feinen, scharfen Sand anwenden (Reibsand, wie dies in der Patentschrift auch richtig
                              									bemerkt ist); dieser reibt sich aber auch unter sich: es entstehen sehr feine
                              									Sandtheilchen, welche sich fest in die Spalte des Getreides (Weizen, Roggen)
                              									einlegen und auſserordentlich schwer, ja gar nicht zu beseitigen sind. An dieser
                              									Schwierigkeit scheiterten bis jetzt alle derartigen Versuche, die Patentschrift geht
                              									aber über dieselbe einfach hinweg; sie beansprucht das Patent auf ein Verfahren,
                              									welches oft versucht und stets verlassen wurde.
                           Noch weniger zweckentsprechend ist das Getreidereinigungsverfahren von W. L Teter in
                              									Philadelphia (* D. R. P. Nr. 20367 vom 7. Januar 1882), welcher die Hülsen des
                              									Getreides dadurch anfeuchten will, daſs das Getreide „in kaltem Zustande in einen
                                 										Vorwärmer, durch welchen ein Dampfrohr hindurchgeht“, geführt wird. „Das
                                 										Getreide kommt dort“, so heiſst es, „mit den heiſsen Rohrwänden in
                                 										Berührung und wird durch und durch erwärmt, so daſs die Feuchtigkeit aus dem
                                 										Inneren der einzelnen Körner an die Oberfläche tritt und in Folge dessen die
                                 										Hülsen anfeuchtet.“ Ganz abgesehen davon, daſs durch die erwähnte äuſsere
                              									Erwärmung weit eher eine Trocknung der äuſseren Schichten als ein Anfeuchten eintritt, würde die
                              									Leistung dieser Maschine, wenn wirklich von einer ausgiebigeren Erwärmung die Rede
                              									sein soll, nur eine sehr beschränkte sein. Das angewärmte Getreide geht bei Teter's Anordnung durch zwei Bürstmaschinen; die erste
                              									besteht aus einer vertikalen cannelirten Scheibe, gegen welche eine rotirende
                              									Bürstenscheibe arbeitet, die zweite aus zwei Bürstenscheiben, einer festen und einer
                              									beweglichen. Als bloſse Phrase muſs es bezeichnet werden, wenn Erfinder als den
                              									Zweck seiner Anordnung angibt, „von Weizen oder anderem Getreide die äuſseren
                                 										Hülsen zu entfernen und dasselbe dann zu einem Mehle zu vermählen, das die
                                 										sämmtlichen Stickstoff haltigen Bestandtheile des ungemahlenen Getreides
                                 										beibehält“; denn weder lassen sich auf seinem oder einem anderen Wege
                              									sämmtliche auſsere Hülsen entfernen, noch braucht man seine Vorbereitungsmethode, um
                              									den Weizen zu Mehl vermählen zu können, welches sämmtliche Stickstoff haltigen
                              									Bestandtheile enthält; man weiſs aber, daſs solches Mehl sehr reich an Kleie
                              									ist.
                           Unter den Getreidebürstmaschinen verdienen 3
                              									Constructionen der Erwähnung: L. Gathmann in Chicago (*
                              									D. R. P. Nr. 16278 vom 2. April 1881 und * Nr. 23024 vom 18. November 1882)
                              									verwendet vertikale Bürstenscheiben und zwar bei dem ersten Patente eine feste und
                              									eine bewegliche Bürstenscheibe, bei dem zweiten nur eine bewegliche Bürstenscheibe,
                              									welche gegen eine feste Siebwand arbeitet, die mit spiraligen Rippen (Drähten)
                              									besetzt ist. – Die Bürstmaschine von Jos. Linke in
                              									Wierczany bei Stryj, Galizien (* D. R. P. Nr. 23030 vom 9. December 1882) ist einem
                              									unterläufigen Mahlgange ähnlich; die rotirende untere Scheibe besitzt vertikal
                              									gestellte Drähte, die feste obere Bürsten. – Die Bürstmaschine von A. Putz in Pest (gebaut von Ganz und Comp. daselbst) hat die Bürsten an den Armen einer horizontalen
                              									Welle befestigt; zwischen dem cylindrischen Mantel aus durchlochtem Bleche und den
                              									Bürsten wird das Getreide bearbeitet.
                           Beide Gathmann'sche Maschinen sind einander sehr ähnlich
                              									und zeigt Fig. 1 Taf.
                              									17 die neuere Construction. E ist der Getreideeinlauf,
                              										S die vertikale
                              									Bürstenscheibe, V der Ventilator. Gegenüber der
                              									Bürstenscheibe befindet sich an der Wand W das in Fig.
                                 										2 dargestellte Sieb, auf welchem nach einer Spirallinie Drähte als
                              									vorstehende Rippen angeordnet sind, die den Durchgang des Getreides verzögern und
                              									die Einwirkung erhöhen sollen. Die Bürstenscheibe hat die Bürstenbüschel derart schräg eingesetzt, daſs dieselben etwas von der Seite
                              									gegen das Getreide drücken und sich die einzelnen Körner nicht zwischen den Borsten
                              									festsetzen können. Zugleich ist zu bemerken, daſs nur in einem schmalen Kranze nahe
                              									dem Scheibenumfange die Bürstenbündel die ganze Fläche einnehmen, wie dies Fig.
                                 										3 zeigt, gegen das Auge zu aber Zwischenräume aufweisen, welche das
                              									Einziehen der Frucht erleichtern. Die erwähnte schräge Stellung der Borsten hat auch
                              									den Vortheil, daſs dieselben mit weit weniger Abnutzung an den Rippen vorbei
                              									streifen können.
                           
                           Bei der in Fig. 4 Taf.
                              									17 skizzirten Maschine von Jos. Linke rotirt, wie
                              									bereits oben bemerkt, die untere horizontale Bürstenscheibe B, welche vertikal gestellte Drähte, zwischen Pappe eingepreſst, enthält.
                              									Die obere Bürstenscheibe A wird durch 4 Schrauben s getragen, welche, wie Fig. 6
                              									zeigt, auſserhalb der Kreise liegen, und durch Federn f
                              									(auf demselben Bolzen s) niedergedrückt, kann mithin
                              									gegen oben nöthigenfalls etwas ausweichen. Diese Scheibe besitzt vertikal gestellte
                              									Bürstenbüschel. Die Scheiben selbst bilden ein Eisengerippe, in deren Kästchen die
                              									Drähte zwischen Pappe (vgl. Fig. 5)
                              									bezieh. die Bürstenbüschel (vgl. Fig. 6)
                              									durch Schrauben o eingepreſst sind. Zum Zwecke der
                              									Nachstellung der beiden Bürsten sind die parallel zu den Scheiben beweglichen
                              									Platten p, p1
                              									vorhanden, welche gegen die Bürsten drücken und durch Schrauben i bethätigt werden.
                           Die senkrechte Stellung der Drähte und Bürsten bewirkt wohl einen schärferen Angriff,
                              									zugleich aber auch eine vermehrte Abnutzung. Fehlerhaft ist es, daſs die Drähte der
                              									unteren Bürstenscheibe laut Patentschrift über den Rippen 5mm vorstehen, weil hierdurch radiale Furchen
                              									entstehen, in welche viele Getreidekörner, ohne auf die Drähte und zwischen die
                              									Bürsten zu gelangen, einfach die Maschine durchlaufen. Richtig wäre es gewesen, die
                              									Rippen in dieselbe Höhe mit den Drahtspitzen zu legen und für den Einzug des
                              									Getreides zwischen die Bürstenflächen durch einen geeigneten Schluck in der oberen
                              									Bürstenscheibe zu sorgen.Vgl. Kick: Mehlfabrikation, 2, Auflage S.
                                    											132.
                           An der Putz'schen Bürstmaschine ist besonders
                              									hervorzuheben, daſs dieselbe bei horizontaler Anordnung
                              									zwei oder mehrere Abtheilungen besitzt, durch welche das Getreide nach einander
                              									gehen muſs, und zwar gelangt dasselbe, nachdem es die erste Abtheilung, soweit
                              									dessen Mantel centrisch gelegt ist, durchlaufen hat, durch die Wurfwirkung der
                              									Bürsten zum Theile in die Erweiterung e des Mantels m (Fig.
                                 										9 Taf. 17), von wo ein schräg gelegter Ablauf (wie bei der in Fig.
                                 										8 gezeichneten Getreideschälmaschine desselben Erfinders) es in die
                              									nächste Abtheilung führt. Da diese Uebertragung stets nur einen Theil des Getreides
                              									in die nächste Abtheilung fördert und sich dieser nach dem Grade der Füllung
                              									(Speisung) und der Umlaufzahl richtet, so macht das Getreide in jeder Abtheilung
                              									durchschnittlich viele Umläufe und wird kräftig bearbeitet. Die Einstellung der
                              									Bürsten ist bei dieser Maschine nicht so leicht möglich wie bei den früher
                              									besprochenen. Man muſs sich nach erfolgter Abnutzung durch Unterlagen von Leder
                              									unter die Bürsten zu helfen suchen. Für den seltenen Fall der Ueberfüllung der
                              									Maschine, in Folge Verstopfung eines Auslaufes oder Abgleiten des Riemens, ist ein
                              									Ablaſsrohr k mit Schieber s angebracht.
                           Die Putz'sche Maschine ist mit einem an dieselbe Welle,
                              									welche 450 bis 500 Umgänge macht, befestigten, seitlich angebrachten Ventilator verbunden und dadurch
                              									die Abführung des Bürststaubes in eine Staubkammer bewirkt. Die Leistung soll
                              										40000k im Tage betragen, bei einem
                              									Trommeldurchmesser von etwa 900mm und einer
                              									Gesammtlänge der Maschine von 1400mm. Zum Betriebe
                              									sollen 2e erforderlich sein.
                           In constructiver Beziehung schwierig zu beurtheilen, weil sehr skizzenhaft, aber in
                              									Bezug auf die eigentlich arbeitenden Theile ganz gut gedacht, ist die Getreideschälmaschine von W.
                                 										Ager in Washington (* D. R. P. Nr. 22994 vom 4. Juni 1882), welche aus
                              									einer horizontalen rotirenden Siebtrommel mit cannelirten, nach einwärts vorragenden
                              									Ansätzen und einer horizontalen, mit „Schälarmen“ besetzten Welle besteht.
                              									Die so genannten Schälarme enden in keilförmige Flügel, deren Seitenwände rauh
                              									gemacht, z.B. feilenartig behauen sind, und zwischen je zwei Bewegungsräumen der
                              									Flügel ragen an der Siebtrommel befestigte, ziemlich weit in das Innere derselben
                              									reichende „Reibflächen“ bezieh. Ansätze. Die Welle, welche die Schälarme
                              									trägt, bewegt sich rasch, die Siebtrommel entgegengesetzt langsamer. Umlaufzahlen
                              									fehlen in der Patentbeschreibung wie fast immer. Das Getreide wird auf der einen
                              									Seite stetig zugeleitet, auf der anderen ebenfalls ununterbrochen abgeführt. Die
                              									Siebtrommel ist von einem Mantel umschlossen, aus welchem Luft und Schälstaub durch
                              									einen Ventilator abgesaugt wird.
                           Verwandt mit dieser Maschine ist jene von D. M.
                                 										Richardson in Detroit (* D. R. P. Nr. 14848 vom 18. Juli 1880); die
                              									Schläger rotiren sehr rasch, die Trommel aus durchlochtem Bleche ruht.
                           Auch die Getreidereinigungsmaschine von A. Putz, gebaut von Ganz und
                                 										Comp. in Budapest, weist eine horizontale Achse auf. Im Querschnitte weicht
                              									sie von der unter Fig. 9 Taf.
                              									17 gezeichneten Bürstmaschine desselben Erfinders nur dadurch ab, daſs statt der
                              									Bürstenarme mit der Achse Schläger oder Treiber verbunden und im Inneren des Mantels
                              									Leisten befestigt sind, wie Fig. 7
                              									zeigt. Der Längsschnitt durch diese Maschine ist in Fig. 8
                              									gegeben. Das zu reinigende Getreide tritt bei e ein und
                              									durchläuft allmählich die einzelnen Abtheilungen, um endlich bei z die Maschine zu verlassen. Der Uebergang des
                              									Getreides von einer Abtheilung zur anderen erfolgt genau so, wie dies vorher bei der
                              									Bürstmaschine von Putz erörtert wurde (vgl. S. 240);
                              									die Ablaſsrohre k haben den dort bereits angegebenen
                              									Zweck. Diese Maschine soll bei einer Länge von 1700mm, dem Trommeldurchmesser von 750mm,
                              									bei 450 bis 500 Umläufen und ungefähr 3e täglich
                              										60000k Frucht reinigen.
                           Originell ist die Getreideschälmaschine von Paul Zimmermann in Brandenburg (* D. R. P. Nr. 16253
                              									vom 14. Mai 1881), welche mit einem unterläufigen Mahlgange Aehnlichkeit hat. Die
                              									rasch rotirende untere Scheibe trägt eine Schmirgel- oder fein geriffelte
                              									Hartguſsplatte und legt sich dicht an die obere Platte, gleichfalls aus Hartguſs,
                              									an. In dieser Platte befindet sich eine nach unten offene, spiralige, geriffelte
                              									Rinne, durch deren mehrfache Windungen das Getreide seinen Weg finden soll. Getrieben wird hierbei das
                              									Getreide nur durch die Einwirkungen, die dasselbe von der unteren Platte erhält, auf
                              									welcher es liegt und die so dicht anschlieſsen muſs, daſs nicht ein Einziehen der
                              									Getreidekörner zwischen die Flächen stattfinden kann., da sonst ein Zerreiben
                              									eintreten würde. Da die spiralige Rinne an einer bestimmten Stelle der oberen festen
                              									Scheibe mündet, so wird nur dort das Getreide ausgeworfen und gelangt in ein
                              									Fallrohr, wo es durch einen entgegen tretenden Luftstrom gereinigt wird. Die
                              									Leistungsfähigkeit dürfte sehr beschränkt sein.
                           Die Getreideschälmaschine von W. Zahn in Berlin (* D. R.
                              									P. Nr. 22302 vom 19. Juli 1882) arbeitet mit einem cylindrischen Schmirgelmantel und einer in denselben gesetzten, mit
                              									Schlägern versehenen Trommel. Für die Abfuhr des Schälstaubes ist durch zweckmäſsige
                              									Ventilation gesorgt und ist diese Maschine constructiv gut durchgeführt, wenn auch
                              									an verwandte frühere Anordnungen mit stehender Welle sich anlehnend.
                           Es sei ferner erwähnt, daſs J. Uhl in Ravensburg (* D.
                              									R. P. Nr. 17132 vom 11. Juni 1881) tellerartige, geriffelte Reibscheiben, deren
                              									untere rotirt, zum Schälen benutzt; Gruban und Claus in
                              									Berlin (* D. R. P. Nr. 16475 vom 13. April 1881) verwenden dreiseitige prismatische
                              									Porzellanschläger, die Rippen einer vertikalen Trommel bildend, und F. D. C. Iwand in Breslau schlägt Steinzeugmäntel vor,
                              									welche stets rauh bleiben sollen; dieselben sind aus gelbem Eisen haltigem Thon und
                              									Quarz mit Zusatz von feuerfestem Thone hergestellt.
                           Die durch ihre guten Schälmaschinen bekannte Firma R.
                                 										Puhlmann in Berlin hat statt der bisher angewendeten gelochten Mantelbleche
                              									guſseiserne bezieh. guſsstählerne Ummantelungsplatten patentirt (D. R. P. Nr. 17224
                              									vom 22. April 1881), welche innerhalb muschelförmiger, mit möglichst vielen scharfen
                              									Kanten begrenzter Vertiefungen geradlinige Schlitze aufweisen.
                           Endlich hat E. Garbe in Berlin (* D. R. P. Nr. 17679 vom
                              									19. August 1881) eine Stellvorrichtung für Mantelbleche
                              									an Getreidebürstmaschinen eingeführt, bei welcher während
                                 										des Ganges der Maschine eine Verstellung des Abstandes der Mantelbleche von
                              									den Bürsten vorgenommen werden kann. Es hat dies den Vortheil, ohne Störung des
                              									Betriebes und sonstiger Umständlichkeiten die Einwirkung der Maschine reguliren zu
                              									können. Die Stellbarkeit des Stahlblechmantels ist dadurch erreicht, daſs derselbe
                              									sowohl an der Deck- als Bodenplatte in die Gabelenden g
                              										(Fig. 10 Taf. 17) radial verschiebbarer
                              									Riegel eingreift, deren Verschiebung durch die Drehung von zwei Ringen R (Fig. 11)
                              									mit schief gestellten Schlitzen erfolgt, in welch letztere die an den Riegeln festen
                              									Zapfen z eingreifen. Die Drehung der erwähnten Ringe
                              									erfolgt durch die Einwirkung von Hebeln; werden hierdurch sämmtliche Riegel
                              									gleichmäſsig gegen einwärts geschoben, so verengt sich der Mantel, indem sich seine
                              									Enden mehr über einander schieben, als dies bei der weitesten Stellung der Fall
                              									ist.
                           
                           Im Anschlusse an diesen Theil des Berichtes mögen jene Schälmaschinen besprochen werden, welche für specielle Getreidefrüchte, wie Reis, Hirse u.
                              									dgl., in Verwendung stehen, sowie die Maschinen zur Fabrikation der Rollgerste (Graupen), welche, falls kleine Posten des
                              									Getreides zu bearbeiten sind, auch mit sehr gutem Erfolge zum Schälen desselben
                              									verwendet werden können.
                           Zunächst hat W. F. Zipperling in Hamburg (* D. R. P. Nr.
                              									15646 vom 29. Januar 1881) einen Reisschälgang
                              									angegeben, welcher als unterläutiger Mahlgang construirt ist, bei dem sowohl Unter-,
                              									als Oberstein aus einem Guſseisengerippe mit Holzfütterung, welche an den
                              									arbeitenden Flächen mit einer künstlichen Steinmasse bekleidet ist, bestehen. Obwohl
                              									auf die Bekleidung der Holzfütterung mit künstlicher
                                 										Steinmasse das Patent genommen ist, findet sich über dieselbe nur
                              									beispielsweise angegeben, daſs sich als solche eine Schmirgelmasse, ähnlich jener
                              									für künstliche Schleifsteine, eigne.
                           Die Maschine zum Poliren der Hirse von A. Besser in Wien (* D. R. P. Nr. 20010 vom 7. März
                              									1882) soll die Aufgabe lösen, von der bereits geschälten Hirse die an den Körnern
                              									haftende zarte Kleberzellschicht und den fetten Keim abzureiben, wodurch die Körner,
                              									welche ellipsoidische Form haben, lichter und glänzender erscheinen. Die Maschine,
                              									in horizontaler Anordnung, besteht aus einem feststehenden conischen Mantel, welcher
                              									in seiner oberen Hälfte mit dreieckigen Leisten besetzt ist und im unteren Theile
                              									Siebe eingesetzt enthält. Im Inneren des Mantels rotiren Schlagleisten; die
                              									wirksamen Leisten, deren Arbeitsflächen gegen die Bewegungsrichtung schief gestellt
                              									sind, tragen zur weiteren Schonung (milder Einwirkung) an diesen Flächen einen Belag
                              									von elastischem Materiale, z.B. Leder, Kautschuk o. dgl.
                           Moritz Martin in Bitterfeld, dessen Graupengänge sich
                              									bekanntlich weitverbreiteter Anwendung erfreuen (vgl. 1877 225 * 547), hat sich unter * D. R. P. Nr. 16 245 vom 13. April 1881 die
                              									Zusammenstellung seiner Graupenmaschine mit einem
                                 										Spaltwerke im Einlauftrichter, einer Centrifugal-Sichtmaschine und einem
                              									Plansiebe patentiren lassen, bei welcher Verbindung die Mahlgutbewegung selbstthätig
                              									erfolgt und die aus der Graupenmaschine tretenden Producte sogleich der Sonderung
                              									unterworfen werden; ferner unter * D. R. P. Nr. 16246 vom 17. April 1881 einen Speiseapparat für Graupenmühlen, welcher selbstthätig
                              									beim Leerlaufe die Geschwindigkeit regulirt und zugleich die nächste Post des zu
                              									bearbeitenden Schälgutes einer Vorarbeitung unterwirft. Die als der Hauptzweck
                              									hingestellte Geschwindigkeitsregulirung bezieh. die Verhinderung der Beschleunigung
                              									bei der Entleerung erscheint dem Referenten nicht so auſserordentlich wichtig, weil
                              									ja die Geschwindigkeit jeder einzelnen Arbeitsmaschine von jener der Transmission
                              									abhängig ist und sich letztere durch eingeschaltete Geschwindigkeitsregulatoren,
                              									z.B. den Schrieder'schen Bremsregulator, trotz
                              									veränderlicher Widerstände recht wohl in ziemlich fester Umlaufzahl erhalten
                              									läſst. Immerhin ist es aber wünschenswerth, die Widerstände der einzelnen
                              									Arbeitsmaschinen thunlichst constant zu halten, und daher ist Martin's Regulirung als eine gute Idee zu bezeichnen,
                              									um so mehr, als dadurch zugleich eine Vorarbeit geleistet wird.
                           Martin's Maschine, als bekannt vorausgesetzt (vgl. 1877
                              										225 * 547), kann Fig. 12
                              									Taf. 17 zur Kennzeichnung der Anordnung genügen. Das Schälgut gelangt vom Füllkasten
                              										A durch den Einlaſswalzenschieber B nach C und von hier bei
                              									geöffnetem Schieber D nach E und F. Die sogen. Bremsglocke G begrenzt in der gezeichneten Stellung den Raum F gegen links, der Stein schlieſst ihn gegen rechts ab.
                              									Die Bremsglocke läſst sich sammt dem Füllkasten nach links verschieben und dann
                              									fällt das den Raum F füllende Schälgut in den
                              									eigentlichen Schälraum zwischen Stein S und Mantel M. Findet die Entleerung des Schälgutes aus der Bütte
                              									durch Oeffnung des Auslaſsschiebers statt, so vermindert sich der Widerstand in der
                              									Maschine; zum Zwecke der Ausgleichung desselben wird, nachdem die Bremsglocke gegen
                              									den Stein geschoben ist, die nächste Schälpost in den Raum F durch den selbstthätig wirkenden Mechanismus eingelassen, das Schälgut
                              									reibt sich seitlich an dem Steine, während die fertige Post die Bütte verläſst, so
                              									daſs ein Schnellerlaufen verhindert ist.
                           2) Neuerungen an den Einlaufvorrichtungen für Mahlgänge,
                                 										Walzenstühle, Sichtmaschinen u.a. finden sich nach vier Richtungen vor;
                              									erstens wird bezweckt, daſs in dem Maſse, als der Zulauf des Mahlgutes in die Gosse
                              									wächst oder abnimmt, auch die Menge der Zuführung zu den Steinen, Walzen u.s.w. sich
                              									entsprechend selbstthätig regulirt, damit in den Zuführungsrohren kein Anstauen
                              									eintreten kann; zweitens wird die Zuführung bei Walzenstühlen durch rüttelnde
                              									Bewegung angestrebt, drittens und zwar gleichfalls bei Walzenstühlen die Aufgabe
                              									gelöst, daſs die Getreidekörner in gehöriger Isolirung zwischen die geriffelten
                              									Schrotwalzen gelangen, damit möglichst gleichförmiges Schrot entsteht; endlich
                              									viertens ist in einem cylindrischen, oben offenen Gefäſse nahe am Boden ein
                              									gezahnter Streuteller angebracht, welcher das Mahlgut einer seitlichen Oeffnung
                              									zuführt.
                           Die erste Aufgabe ist in den Patenten von J. Hurt in
                              									Glasgow (* D. R. P. Nr. 21 298 vom 27. Juni 1882) und von J.
                                 										H. Carter in London (* D. R. R Nr. 17129 vom 22. Mai 1881) gelöst. Hurt macht die Gosse (oder den Einlauftrichter) um
                              									Zapfen drehbar und lehnt sie an kräftige Federn. Je voller die Gosse wird, um so
                              									mehr drückt sie die Feder zusammen und um so weiter wird der Spalt an der
                              									Förderwalze, um so mehr Mahlgut daher den Steinen, Walzen u.s.w. zugeführt. Carter setzt in den Einlauftrichter einen zweiten
                              									Trichter ein, welcher der unmittelbar belastete ist; je mehr dieser innere,
                              									gleichfalls durch Federn oder Gegengewichte getragene Trichter belastet ist, um so
                              									mehr drückt er die
                              									Federn nieder oder hebt die Gewichte, und diese Bewegung wird durch eine einfache
                              									Umsetzung auf den Schieber übertragen, welcher den Mahlgutauslauf regulirt.
                           Nachdem bei einer genauen Vermahlung die Menge der Zufuhr eine durch den Müller
                              									einzustellende ist, so kann diesen Neuerungen eine Berechtigung nur dort zuerkannt
                              									werden, wo es sich um eine „automatische“ und zugleich rohe Vermahlung
                              									handelt; denn durch diese Einrichtung kann eine nachfolgende, in das System
                              									eingeschaltete Maschine gezwungen werden, jene Mengen durchlaufen zu lassen, welche
                              									ihr zugeführt werden, gleichviel ob die Arbeit richtig erfolgt oder nicht. Es kann
                              									daher an Sammelkästen gespart werden.
                           Zur zweiten Gruppe gehören die Patente von O. Oexle in
                              									Augsburg (* D. R. P. Nr. 15483 vom 12. Februar 1881) und von F. v. d. Wyngaert in Berlin (* D. R. P. Nr. 20282 vom 28. Mai 1882). Die
                              									Speisewalze ist weggelassen und dafür von Oexle ein
                              									Rüttelschuh angewendet, während Wyngaert der in der
                              									Form etwas veränderten ganzen Gosse eine rüttelnde Bewegung ertheilt; zudem legt
                              									letzterer in dieselbe einige Kugeln, welche das Festsitzen der Substanzen verhindern
                              									sollen.
                           Die dritte Gruppe ist durch die von A. Gillitzer und L. v. Wágner in Budapest (* D. R. P. Nr. 21294 vom 12.
                              									Juli 1882) angegebene Construction vertreten, bei welcher statt eines gewöhnlichen,
                              									mit der Speisewalze zusammenarbeitenden Schiebers ein Rechen angebracht ist, welcher
                              									bewirkt, daſs die Körner nur in entsprechenden Abständen von einander zwischen die
                              									Walzen gelangen können. Ein wesentlicher Vortheil wird damit wohl kaum erreicht;
                              									denn bei den gebräuchlichen Walzenstühlen auf erstes Schrot ist die
                              									Umfangsgeschwindigkeit gröſser als die des einfallenden Getreides und findet daher
                              									beim Durchgange der Körner kein Berühren derselben statt, wenn der Einlauf nicht
                              									dichter (massenhafter) gehalten wird, als er soll.
                           Zur vierten Gruppe endlich zählt die Anordnung von L. Ed.
                                 										Mühlau in Würzen (* D. R. P. Nr. 23036 vom 31. December 1882) und es kann
                              									zugegeben werden, daſs dieselbe für breiige Substanzen recht geeignet ist: für
                              									gewöhnliches Mahlgut scheint sie aber zu umständlich.
                           3) Die Neuerungen an den Mahlgängen weisen zunächst auf
                              									die allmählich sich Bahn brechende Einführung unterläufiger Mahlgänge hin. Die Constructionen von D. Uhlhorn jr. in Grevenbroich (* D. R. P. Nr. 15816
                              									vom 15. Februar 1881) und W. Börner in Dresden (* D. R.
                              									P. Nr. 18492 vom 9. Oktober 1881) sind sehr beachtenswerth und in Fig. 13 und
                              										14 bezieh. 15 Taf. 17 veranschaulicht.
                           Die Mühlspindel ist bei Uhlhorn einerseits in der Pfanne
                              										p, andererseits in dem über die Steine gelegten
                              									Lager l gelagert, während Börner in dieser Hinsicht der gebräuchlichen Anordnung folgte. Bei beiden
                              									Anordnungen sind eigentlich nur Mahlkränze verwendet und das Mittelstück durch Eisen entsprechend
                              									ersetzt- ebenso ist bei beiden der Unterstein fest mit
                              									der Mühlspindel verbunden, also nicht auf eine bewegliche Haue gelegt, wie sie Fr. Schmid (vgl. 1880 235 *
                              									192) verwendete. Verglichen mit der sehr hübschen Construction Schmid's ist an diesen beiden Anordnungen lobend nur
                              									hervorzuheben, daſs die Steine hier eigentlich nur Mahlkränze bilden und daſs die
                              									genau horizontale Lage der Mahlbahnen etwas leichter zu beobachten und zu erhalten
                              									ist. Bei Uhlhorn's Mahlgang ist das Lager (vgl. Fig.
                                 										13) von unten durch eine Filzscheibe vor dem Mehlstaube geschützt, von
                              									oben dadurch, daſs bei bewegtem Gange die Luft auſser durch Oeffnungen o auch durch die im Lagerkörper angebrachten Kanäle k einströmt; t ist der
                              									Streuteller. Der Antrieb mit halbgeschränktem Riemen, welcher übrigens auch durch
                              									einen anderen ersetzt sein kann, ist beachtenswerth und den Gegenstand eines
                              									besonderen Patentes (* D. R. P. Kl. 47 Nr. 6232 vom 21. Januar 1879, vgl. 1880 237 * 12 und * S. 148 d. Bd.) bildend. Hierbei läſst sich
                              									die eine Leitrolle neigen und dadurch der Riemen von der Leer- auf die Vollscheibe
                              									bringen, während eine zweite Rolle nur zur Spannung dient.
                           Bei Börner's Mahlgang liegt der untere Steinring in
                              									einem Kranze k (Fig. 15),
                              									welcher durch die Schrauben x entsprechend dem
                              									Steinverbrauche eingestellt werden kann; ähnlich wird der obere Steinring
                              									gleichfalls durch Schrauben s und Zwischenplatten p eingestellt. Die Steinstellung dient hier offenbar
                              									nur zur Erzielung des richtigen Abstandes der Steine während der Arbeit.
                           Der Uhlhorn'sche Mahlgang wird von der Maschinenfabrik
                              										G. Luther in Braunschweig gebaut und ist auch schon
                              									mehrseitig in Cementfabriken im Gange zur vollsten Zufriedenheit der Besitzer. Bei
                              										1400mm Durchmesser, 120 Umläufen und 14c,6 liefert ein Gang in 10 Stunden über 50000k Rohmehl, durch Gewebe von 800 bis 900 Maschen
                              									auf W abgesiebt; ja sogar 7560k in 1 Stunde bei nur etwa 40k Rückstand am Siebe.
                           Der unterläufige Mahlgang von A.
                                 										E. Fisher Chattaway in Wixford (* D. R. P. Nr. 18463 vom 17. Juli 1881) hat
                              									den Oberstein in einem vertikal geführten Rahmen aufgehängt und ist in dieser
                              									Beziehung wohl originell, aber als ganz verfehlte Construction deshalb zu
                              									bezeichnen, weil weder für genaue Horizontalstellung der Mahlflächen gesorgt ist,
                              									noch ohne umständliche Demontirung die Mahlflächen zum Zwecke der Schärfung
                              									zugänglich sind.
                           Zu den Mahlgängen, wenn auch mit horizontaler Achse des Läufersteines, gehört der „Griesauflöser“ von H. Bauermeister in
                              									Hamburg (* D. R. P. Nr. 21919 vom 15. September 1882). Diese Maschine hat groſse
                              									Aehnlichkeit mit dem Datacheur von Weber, Bünzli und
                                 										Daverio, deren Darstellung wir Bd. 237 Taf. 10 Fig. 18 bis 20 gegeben
                              									haben. Statt der Hartguſsscheiben sind jedoch Steinmahlkränze in Verwendung und die
                              									constructive Ausführung des elastischen Andruckes ist etwas abgeändert. Näheres Eingehen ist
                              									überflüssig, weil zum Auflösen der Griese Walzen jedenfalls geeigneter sind.
                           Desgleichen braucht nur in Kürze erwähnt zu werden, daſs die Patente, welche sich auf
                              										oberläufige Mahlgänge beziehen, durchwegs sehr
                              									schmale Mahlkränze in Anwendung bringen. Hierher gehört ein Zusatzpatent von C. W. Haase in Breslau (* D. R. P. Nr. 16393 vom 1.
                              									September 1880) und die Patente von O. Wittholz in
                              									Berlin (* D. R. P. Nr. 22997 vom 1. Juli 1882) bezieh. von J. Higginbottom in Liverpool (* D. R. P. Nr. 16 217 vom 21. Mai 1881). Haase's Mahlgang wurde schon im 242. Bande * S. 187
                              									nach direkten Mittheilungen besprochen. Wittholz's
                              									Erfindung bezieht sich auf die Zusammensetzung der Mahlbahn aus harten Steinen für
                              									die Mahlfurchen und porösen Steinen für die Mahlbalken; ob der weitere
                              									Patentanspruch der radialen Furchen für den Läufer und der schrägliegenden im
                              									Bodensteine ernst genommen werden kann, wäre mit Hinblick auf früher Dagewesenes
                              									wohl sehr zweifelhaft. Higginbottom beansprucht als neu jene Anordnung der Hauschläge in Läufer und
                              									Bodenstein, welche sich beim Aufeinanderlegen der Steine ihrer ganzen Länge nach
                              									decken. Der Kreuzungswinkel ist demnach Null. Diese Anordnung ist bei radialen Furchen uralt und kann überhaupt nur bei sehr
                              									schmalen Mahlkränzen und weitem Schlucke, wie dies wohl auch die Patentschrift
                              									andeutet, zulässig sein.
                           4) Die Ventilation der Mahlgänge unter Anwendung von
                              									Staubfiltern nach Jaacks und Behrns in Lübeck war der
                              									Ausgangspunkt, auch bei Walzenstühlen, ja selbst bei Sichtmaschinen
                              									Ventilationseinrichtungen anzubringen, und man ging auch bald einen Schritt weiter,
                              									indem der sogen. Staubfänger oder Staubbefreier räumlich von der zu ventilirenden
                              									Arbeitsmaschine getrennt wurde (vgl. 1877 225 * 427. 1881
                              										242 * 184).
                           Wer sich an die vielseitigen Methoden der Ventilation der Mahlgänge erinnert, welche
                              										vor Jaacks und Behrns' durchschlagendem Erfolge
                              									angewendet wurden und theils in Flügeln bestanden, welche am Umfange des Läufers
                              									angebracht waren, theils in Durchbrechungen desselben mit aufgesetzten Luftfängen,
                              									theils in Anwendung von Druckventilatoren und Staubfängen ohne Filter, der muſs sich
                              									billig wundern, unter den neuesten Erscheinungen wieder Constructionen zu treffen,
                              									welche nichts anderes sind als technische Rückbildungen. Hierher gehören die
                              									deutschen Patente von M. Wiegand in Berlin (Nr. 16409),
                              										G. Kretschmer in Ullersdorf (Nr. 16689), Th. Reisert in Augsburg (Nr. 21322) und W. Bernhardt in Stettin (Nr. 21907).
                           Patente auf Staubfänger, welche für sich einen Apparat bilden und je nach der Anlage
                              									mit Mahlgängen, Walzenstühlen oder anderen Arbeitsmaschinen combinirt sein können,
                              									sind von R. Howarth in Rochdale (* D. R. P. Nr. 21426
                              									vom 29. Juni 1882) und O. Oexle in Augsburg (* D. R. P.
                              									Nr. 16884 vom 12. Februar 1881) erhoben worden. Gegen die Anwendung solcher Apparate
                              									bei Mahlgängen spricht nur der Umstand, daſs mit Staub gefüllte Kanäle und im
                              									Filterkasten selbst gröſsere, mit Staub erfüllte Räume sich finden, welche im Falle
                              									einer Entzündung des Mehlstaubes nicht jene Gewähr für die Gefahrlosigkeit liefern
                              									als die kleinen Staubräume bei der Jaacks und
                                 									Behrns'schen Anordnung. Nachdem bei Walzenstühlen weder bedeutende
                              									Mehlstaub-Entwickelung, noch so bedeutende Erwärmung stattfindet als bei Mahlgängen,
                              									so kann mit diesen ein concentrirter Staubfänger ganz wohl gefahrlos verbunden
                              									werden.
                           Der Howarth'sche sogen. Staubbefreier besteht aus einem ziemlich hohen Kasten, welcher durch das
                              									Filter f in drei neben einander liegende Abtheilungen,
                              									wie dies im Grundrisse Fig. 16
                              									Taf. 17 angedeutet, geschieden ist. Aus dem Mittelraume a wird die Luft stetig abgesaugt- die Staub führende Luft tritt bald in
                              									das Filter b, bald in c,
                              									je nachdem der eine oder andere Einlaſsschieber s oder
                              										s1 geöffnet ist.
                              									Jenes Filter, dessen Schieber geschlossen ist, wird gerüttelt und das abfallende
                              									Filtermehl durch r oder r1 abgezogen, zu welchem Zwecke der dieses
                              									Rohr schlieſsende Schieber geöffnet wird.
                           Oexle's Luftfiltrirapparat benutzt ein Tuch ohne Ende
                              										f als Filter. Dasselbe ist durch Walzen in dem
                              									oberen Theile eines Kastens geführt (vgl. Fig. 17
                              									Taf. 17), bewegt sich stetig in der Richtung der Pfeile und wird bei k einer Abklopfvorrichtung, welche aus Schnüren
                              									besteht, die plötzlich gespannt und langsam nachgelassen werden, unterworfen. Dieser
                              									Apparat zeichnet sich durch Originalität aus; jedoch wird selbst eine geringe
                              									Luftverdünnung das Tuch so nach oben drücken, daſs der nothwendige Abschluſs, wie
                              									ihn der Querschnitt Fig. 18 bei
                              										n, n1 zeigt,
                              									aufhört. Es müſste der Rand des Zeuges eine sehr sorgfältige, in der Beschreibung
                              									des Patentes nicht erwähnte Führung erhalten.
                           J. Heyn in Stettin (* D. R. P. Nr. 21305 vom 22. Juni
                              									1882) hat eine Neuerung an den Abzugsröhren für Aspirationsanlagen vorgeschlagen, darin bestehend, daſs das im Abzugsrohre
                              									sich etwa condensirende Wasser durch einen in das Rohr oberhalb der Oeffnung der
                              									Mahlgangzarge eingesetzten conischen Schirm zur Seite abgeleitet und daher an dem
                              									Eintropfen in das Filter gehindert wird. Es ist dies nicht sehr wesentlich, denn
                              									durch Jaacks und Behrns' Ausfütterung des Rohres mit
                              									Filz kann die Condensation an dem aufsteigenden Rohrtheile verhindert werden; doch
                              									mag Heyns Anordnung billiger kommen.
                           Die groſse Zahl der Abklopfvorrichtungen ist endlich
                              									durch Gebh. Baier in Ulm (* D. R. P. Nr. 16896 vom 3.
                              									Juni 1881) um eine weitere vermehrt worden. Das Filter wird durch
                              									Kurbelrüttelbewegung abgebeutelt und tritt in dasselbe während dieses Aktes von
                              									auſsen Luft ein, damit, wie der Erfinder schreibt, „die Luftcompression innerhalb
                                 										des Filters während des Abklopfens behoben werde“. Es ist nicht einzusehen,
                              									warum während des Abklopfens, vorausgesetzt, daſs die Klappe richtig abschlieſst,
                              										innerhalb des
                              									Filters eine andere Luftspannung herrschen sollte als auſserhalb derselben in der
                              									Mahlgangzarge.
                           
                              
                                 (Schluſs folgt.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
