| Titel: | Die elektrischen Accumulatoren auf der Elektrischen Ausstellung in Wien 1883. | 
| Fundstelle: | Band 250, Jahrgang 1883, S. 261 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Die elektrischen Accumulatoren auf der
                           								Elektrischen Ausstellung in Wien 1883.
                        Ueber elektrische Accumulatoren in Wien.
                        
                     
                        
                           In weit gröſserer Anzahl als auf der vorjährigen Münchener Ausstellung sind die
                              									Accumulatoren (Ladungssäulen) auf der Wiener Ausstellung 1883 vorhanden gewesen,
                              									theils als bloſse Ausstellungsgegenstände, vielfach aber auch für Beleuchtungszwecke
                              									und zum Betriebe von Maschinen benutzt.
                           In Planté's Ausstellung fand sich als historisches Stück
                              									ein im J. 1868 angefertigter Accumulator; ferner eine gröſsere Batterie von 320
                              									kleinen Accumulatoren, welche mittels eines einfachen Umschalters auf Spannung und
                              									auf Stärke geschaltet werden können. Bei letzterer Schaltung kann die Ladung der
                              									gesammten Batterie durch einige wenige Accumulatoren bewirkt werden. Die Batterie
                              									wird dann auf Spannung umgeschaltet und zur Ladung einer rheostatischen Maschine von
                              										Planté benutzt, welche kräftige, etwa 3cm lange Funken gibt. So wird eine groſse
                              									Elektricitätsmenge von
                              									geringer Spannung in eine kleine Elektricitätsmenge von groſser Spannung
                              									übergeführt.
                           Von bekannter Construction oder von bekannten Accumulatoren sich unwesentlich
                              									unterscheidend sind u.a. die Accumulatoren von Bréguet,
                                 										Hauck, Kabath (vgl. 1883 247 432), The International Electric Company (früher Anglo-Austrian Brush Electrical Company), F. Chrestin
                              									in Petersburg, Weidmann in Zürich, Electrical Power Storage Company (nach dem System Faure-Sellon-Volckmar) in London.
                           Die Faure-Sellon-Volckmar'schen Ladungssäulen lieferten
                              									in der Ausstellung den Strom für die Glühlichter in einigen Wohnräumen, welche man
                              									eingerichtet hat, um die Wirkung der elektrischen Beleuchtung in Wohnungen zu
                              									zeigen. Der Kaiserpavillon wurde z.B. von 48 Swan-Lampen in sehr ruhiger und
                              									angenehmer Weise erhellt, welche von 56 dieser je 50k wiegenden Elemente gespeist werden. Die Abendausstellung war 4 Stunden
                              									geöffnet; die Beleuchtung muſste also etwas länger im Gange sein. Da eine Swan-Lampe
                              									bei einem Widerstände von 31 Ohm einen Strom von etwa 1,5 Ampere nöthig hat, also
                              										7mk,6 in 1 Secunde verbraucht, so müſste jeder
                              									der 56 Ladungssäulen etwa 110000mk abgeben. Dies
                              									ist bei dem Gewichte eines Elementes von 50k nicht
                              									unmöglich; die zum Laden der Accumulatoren dienenden Maschinen waren jedoch auch des
                              									Abends während der Beleuchtung in Betrieb und trugen mit zur Speisung der Glühlampen
                              									in den verschiedenen Räumen bei. Möglicherweise wirken die Ladungssäulen nur als
                              									Regulatoren.
                           Auſserdem dienten noch 78 solche Elemente zum Betreiben eines Bootes (vgl. S. 281 d.
                              									Bd.). Ein Velocipede wurde wiederholt mit solchen Accumulatoren im Inneren der
                              									Rotunde in Betrieb gesetzt. Eine kleine elektrodynamische Maschine, welche zum
                              									Treiben eines Modelles einer Drahtseilbahn diente, erhielt auch aus Faure-Sellon-Volckmar'schen Accumulatoren ihren
                              									Strom.
                           Kornblüh in Wien verwendet zur Construction der Elemente
                              									seiner Accumulatoren Drahtnetze aus Bleidraht, in welche mit einem Bindemittel
                              									vermengte Mennige eingepreſst wird.Faure-Selton-Volckmar's Accumulatoren besitzen
                                    											ein gegossenes Netz. Jedes Element besteht aus 10 Platten von
                              										6mm Dicke und wiegt 30k. Solche Accumulatoren können mehr Energie
                              									aufspeichern als solche von gleichem Gewichte mit massiven Bleiplatten; auch ist
                              									vielleicht die Wirkung der groſsen Dicke der gebildeten Bleioxydschichten wegen in
                              									ihnen etwas geringer. 40 dieser Elemente waren bei der Glühlichtbeleuchtung einiger
                              									sogen. „Intérieurs“ als Regulatoren in Verwendung. Einige andere wurden zum
                              									Betriebe einer Glasschleifmaschine und eines Modelles des v. Löhr'schen Chronographen zur Ermittelung der Fahrgeschwindigkeit von
                              									Eisenbahnzügen benutzt.
                           Die von Jul. Barrier, F. Tourvüle und L. Godeau
                              									ausgestellten, als 
                              									„Elektrodock“ bezeichneten Accumulatoren bestehen aus vier in
                              									einander gesetzten Bleicylindern von etwa 30cm
                              									Höhe, deren weitester einen Durchmesser von etwa 10cm hat. In diese Cylinder sind Nuthen eingedreht, welche in einem Abstande
                              									von etwa 1mm neben einander umlaufen. Diese etwa 1
                              									bis 2mm breiten und etwas tieferen Nuthen werden
                              									mit einem Gemische von Bleiglätte mit Syrup, Glycerin u. dgl. gefüllt.
                           Die Accumulatoren von De CalòDe Calò hat vor einiger Zeit mit Hilfe seiner
                                    											Accumulatoren einen Eisenbahnzug von Wien über den Semmering nach Triest
                                    											beleuchtet, worüber S. Dolinar in der Elektrotechnischen Zeitschrift, 1883 S. 333
                                    											ausführlich berichtet hat., mit denen in der Ausstellung eine
                              									kleine Glühlichtanlage beleuchtet wurde, enthalten 6 in Säckchen eingenähte Platten
                              									von etwa 1cm Dicke, welche durch Cigarrenbrettchen
                              									von einander getrennt waren. Diese Platten bestehen aus Bleischwamm, der auf
                              									metallurgischem Wege, vielleicht durch Behandlung von Legirungen aus Blei und Zinn
                              									mit verdünnter Schwefelsäure, erzeugt wird. Auf diese Bleischwammplatten soll noch
                              									Mennige aufgetragen werden.
                           Die in der Ausstellung vorhandenen neueren Accumulatoren enthielten allgemein dickere
                              									Platten, von 1cm oder mehr; dadurch werden die
                              									Elemente dauerhafter. Während ein Element mit 0cm,5 dicken Platten etwa 3 Monate brauchbar ist, halten diejenigen mit 1cm dicken Platten angeblich 5, 18, ja 36
                              									Monate.