| Titel: | Zur Herstellung von Kalanderwalzen. | 
| Fundstelle: | Band 250, Jahrgang 1883, S. 303 | 
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                        Zur Herstellung von Kalanderwalzen.
                        Zur Herstellung von Kalanderwalzen.
                        
                     
                        
                           Es gibt fast kein Material, welches nicht schon für Kalanderwalzen Verwendung
                              									gefunden hätte. Hartwalzen hat man für diese Maschinen z.B. aus Eisen, Stahl,
                              									Messing, welche Metalle gegen die Einwirkung von Säuren auch wohl verbleit oder
                              									verzinnt wurden, ferner aus Glas, Marmor, natürlichem und künstlichem Steine
                              									hergestellt, die elastischeren Walzen aus Holz, gepreſstem Papiere, Baumwolle,
                              									Hanfabfällen, Cocosfasern, Palmblättern, Baumrinden, Hartgummi, Korkscheiben und
                              									anderem Materiale mit Guttaperchaüberzug u. dgl. Die Meinungen über den Werth dieser
                              									so verschiedenen Materialien für Kalanderzwecke sind sehr getheilt und hangt
                              									derselbe auch von der jeweiligen Art der Waare und der damit zu erreichenden
                              									gewünschten Appretur ab. Daher wird bei Bestellung eines Kalanders oft so verfahren,
                              									daſs Muster von dem zu appretirenden Stoffe dem Maschinenfabrikanten vorgelegt
                              									werden, nach welchem derselbe das Material und die Zusammensetzung namentlich der
                              									elastischen Walzen bestimmt. Von den Hartwalzen wird, wenn dieselben nur
                              									gleichmäſsig rund und glatt, die gute Wirkung des Kalanders nicht in dem Maſse
                              									abhängen als von der Beschaffenheit der elastischen Walzen und es muſs daher den
                              									letzteren bei ihrer Herstellung groſse Aufmerksamkeit geschenkt werden. Besonders
                              									ist dies der Fall bei Walzen aus Papier und aus der von allen übrigen
                              									Fasermaterialien am meisten angewendeten Baumwolle.
                           Zu Kalanderwalzen wird meist langstapelige Baumwolle, wie z.B. egyptische,
                              									vorgezogen, welche wie gewöhnlich gereinigt, geschlagen, gekrempelt und von der
                              									Krempel in Form eines Wickels wie bei der Schlagmaschine abgenommen wird. Von der so
                              									behandelten Baumwolle werden dann der Gröſse der herzustellenden Walze entsprechend
                              									Ringkuchen gebildet, indem man dieselbe in ringförmige Blechformen von ungefähr
                              										450mm Höhe vertheilt und die Baumwolle in der
                              									gefüllten Form durch einen Holzklotz zusammenpreſst. Hierbei ist darauf Rücksicht zu
                              									nehmen, daſs die Fasern in jeder Richtung quer über einander zu liegen kommen, da,
                              									wenn sämmtliche Fasern in ähnlicher Weise wie die Bänder in einer Kanne in nahezu
                              									gleicher Richtung gelagert sind, die Walze nicht dauerhaft wird. Die so gewonnenen
                              									Kuchen werden nun auf die mit der einen Flansche versehene Eisenwelle aufgeschoben,
                              									in einer starken hydraulischen Presse zusammengedrückt und, solange die Kuchen
                              									nachgeben, immer neue aufgesteckt. Der Druck muſs lang andauernd und gleichmäſsig
                              									sein, so daſs das Pressen einer Walze von gewöhnlicher Gröſse je nach dem Materiale
                              									und dem gewünschten Härtegrade 14 Tage bis 6 Wochen in Anspruch nimmt. Auch läſst
                              									sich dieser Prozeſs nicht durch Anwendung eines höheren Druckes befördern, da dann,
                              									wie die Erfahrung gelehrt hat, die Walze weniger dauerhaft ausfällt, als wenn
                              									dieselbe einem mäſsigen Drucke längere Zeit hindurch ausgesetzt war. Die Verdichtung
                              									der Baumwolle ist so beträchtlich, daſs ein vor der Pressung 450mm hoher Kuchen bis auf ungefähr 18mm zusammengedrückt wird. Die Pressung steigt von
                              									1 bis 560at.
                           Die im Kalanderbaue bewährte Firma C. G. Haubold in
                              									Chemnitz besitzt vier starke hydraulische Pressen, darunter eine, welche bis zu
                              										3000000k Druck halten kann. Noch gröſsere
                              									Pressen sind indessen – wie im Textile Manufacturer,
                              									1883 S. 202 berichtet wird – in der Fabrik von Jackson and
                                 										Brother in Bolton im Gebrauche, woselbst sich u.a. eine Presse mit 4
                              									Preſskolben von 406mm (16 Zoll engl.) Durchmesser
                              									und eine mit einem Kolben von 711mm (28 Zoll)
                              									Durchmesser bei 10000t Maximaldruck befinden. Die
                              									meisten Walzen werden jedoch aus dem oben angeführten Grunde bei einem mittleren
                              									Drucke erzeugt. Die Textur der Oberfläche der gepreſsten Baumwollwalze ist
                              									eigenthümlich glatt und dennoch weich und elastisch, so daſs z.B. ein Schlag mit dem
                              									Hammer keinen groſsen Eindruck hinterläſst.
                           
                           Nach der Pressung wird die obere zweite Flansche auf die Welle gebracht und die Walze
                              									abgedreht. Die Baumwolle, welche im losen Zustande vollkommen weiſs erschien, hat
                              									nun im gepreſsten Zustande eine bräunlich-gelbe Färbung angenommen und zwar nicht
                              									nur an der Oberfläche, sondern durch die ganze Masse hindurch.
                           Die Herstellung der Papierwalzen ist ganz ähnlich und sei bemerkt, daſs man zu einer
                              									Walze von 1m Länge gegen 18000 bis 20000 Bogen
                              									Papier im Gewichte von ungefähr 250k braucht. Das
                              									vorherige Eintauchen der Papierscheibenringe in concentrirte Schwefelsäure (das
                              									sogen. Pergamentisiren) unterstützt dabei die Erzeugung einer gleichartigen Walze
                              									wesentlich.
                           Die Herstellung der Holzwalzen zu den Mangel- und Stärkekalandern erfordert
                              									gleichfalls groſsen Arbeitsaufwand (vgl. J. Dalton 1851
                              										119 72). Zu diesem Zwecke wird gewöhnlich Ahornholz
                              									verwendet. Doch ist selbst bei diesem die Veränderlichkeit so bedeutend, daſs oft
                              									nach 1 wöchentlichem Gebrauche die Walzen untauglich werden. Man ist daher seit
                              									lange bemüht gewesen, einen Ersatz für das Holz zu finden. Es war jedoch bis jetzt
                              									nicht gelungen, jene eigenthümliche Fettigkeit des Ahornholzes zu erzielen, welche
                              									bei dem verschiedenen Gange der Walzen und der Reibung der Holzwalze auf dem zu
                              									behandelnden Stoffe zur Hervorbringung der gewünschten Appretur so nothwendig ist.
                              									Neuerdings indessen ist der schon genannten Fabrik von Jackson and Brother in Bolton ein Ersatzstoff patentirt worden (Englisches
                              									Patent Nr. 235 vom 15. Januar 1883), welcher berufen scheint, das Ahornholz zu
                              									ersetzen, – nämlich Jute, welche bisher zu solchen
                              									Zwecken noch nicht gebraucht wurde. Dieses Fasermaterial wird gereinigt, gehechelt
                              									oder gekämmt und dann aus demselben allein oder mit Vermischung von anderen Fasern
                              									auf die vorher beschriebene Art die Kalander walzen verfertigt. Diese Jutewalzen
                              									sollen sich ganz besonders beim Kalanderiren von Jutegeweben eignen.