| Titel: | Neuerungen auf dem Gebiete der Telegraphie und Telephonie. | 
| Fundstelle: | Band 250, Jahrgang 1883, S. 304 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Neuerungen auf dem Gebiete der Telegraphie und
                           								Telephonie.
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen auf dem Gebiete der Telegraphie und
                           								Telephonie.
                        
                     
                        
                           Die am 16. August 1883 eröffnete Internationale Elektrische Ausstellung in WienVgl. Accumulatoren u.a. S. 260 und 281 d. Bd. bot natürlich eine
                              									willkommene Gelegenheit zu einer prüfenden Umschau über die daselbst vorgeführten
                              									Neuerungen in den verschiedenen Zweigen der Elektrotechnik, von denen hier die
                              									Telephonie und Telegraphie näher ins Auge gefaſst werden möge. Die Wiener
                              									Ausstellung enthielt einen ziemlich groſsen Reichthum an telegraphischen und telephonischen Apparaten,
                              									welche in der inneren Rotunde und den dieselbe ringsum zunächst umschlieſsenden
                              									Halbgalerien, sowie in dem Süd- und Ostflügel Aufstellung gefunden hatten; dieselben
                              									traten dem Beschauer vorwiegend in gröſseren Gruppen vereinigt entgegen, welche von
                              									staatlichen Telegraphen Verwaltungen, von Eisenbahn Verwaltungen, von
                              									Telegraphengesellschaften und von einzelnen Fabrikanten ausgestellt waren, meist in
                              									geschmackvoller und übersichtlicher Anordnung, zum Theile unter eigens dazu
                              									errichteten Pavillons.
                           Bei weitem überwiegend waren unter den ausgestellten Apparaten diejenigen, welche
                              									gegenwärtig in den verschiedenen ausstellenden Ländern im Gebrauche stehen und in
                              									der Absicht ausgestellt erschienen, um ein Bild von dem derzeitigen Betriebe der
                              									Telegraphie zu geben; doch waren auch eine groſse Anzahl der Geschichte angehöriger
                              									Telegraphen vorgeführt und eine kleine Reihe anderer Constructionen, welche als
                              									Verbesserungen bereits benutzter Apparate auftraten oder die Beseitigung von
                              									gewissen den im Betriebe befindlichen Telegraphen noch anhaftenden Mängeln erstreben
                              									und nach Einführung in den Betrieb ringen.
                           Was zunächst die geschichtlichen Apparate anlangt, so
                              									sei zunächst daran erinnert, daſs vor 10 Jahren bei Gelegenheit der allgemeinen
                              									internationalen Industrie-Ausstellung in denselben Räumen zufolge einer Anregung von
                              									Dr. Werner Siemens von den deutschen
                              									Telegraphenverwaltungen überhaupt die erste Ausstellung von historischen
                              									Telegraphenapparaten veranstaltet worden ist. Leider hatten die deutschen
                              									Verwaltungen jetzt in Wien überhaupt nicht ausgestellt. Dagegen waren solche
                              									Telegraphenapparate in groſser Zahl namentlich von der österreichischen, englischen,
                              									französischen, russischen und italienischen Telegraphenverwaltung ausgestellt.
                              									Sicher würden diese zum Theile sehr reichen und werthvollen historischen Sammlungen
                              									noch weit mehr Interesse bei dem Besucher der elektrischen Ausstellung erregt und
                              									weit mehr Nutzen geschafft haben, wenn die einzelnen ausgestellten Gegenstände
                              									überall mit einer deutlichen und genauen Bezeichnung und mit einer Mittheilung über
                              									die Entstehungszeit bezieh. bei den wirklich im Betriebe gewesenen Gegenständen mit
                              									einer Angabe über die Dauer der Verwendung versehen gewesen wären. Erfreulich war
                              									es, daſs die österreichische Telegraphen Verwaltung – welche den Ausstellungen in
                              									München 1882 und Paris 1881 fern geblieben war – diesmal ebenfalls ihre historischen
                              									Schätze zur Schau gestellt hatte, wodurch so manche Lücke in der Vorführung der
                              									Geschichte der Telegraphie ausgefüllt wurde. So reihte sich z.B. an den
                              									englischerseits ausgestellten Bain'schen
                              									Nadeltelegraphen (vgl. Zetzsche: Handbuch der elektrischen
                                 										Telegraphie, Bd. 1 S. 182. Verlag von J.
                                 										Springer in Berlin) diesmal in der österreichischen Verwaltung die in
                              									Oesterreich eine Zeit lang sehr verbreitete Abänderung von Ekling u.a. und erregte besonderes Interesse nicht allein durch die vorgeführten älteren
                              									Formen des Gebers, sondern auch durch den dem einen Empfänger beigegebenen Wecker
                              									und durch den eigenthümlichen Doppelstiftschreiber zum Niederschreiben der
                              									Nadelsignale zweier Relais mit Bain'schem
                              									Elektromagnete. In der österreichischen Abtheilung war auch der im J. 1847 von Stöhrer für die Telegraphendirection in Wien gelieferte
                              									Nadeltelegraph für Inductionsströme (vgl. Handbuch, Bd.
                              									1 S. 191) ausgestellt, sowie ein Doppelstiftschreiber von Stöhrer mit zugehörigem Relais, ferner jene alte Form des Morse'schen Schreibapparates (vgl. Handbuch, Bd. 1 S. 135), bei welcher der Schreibhebel
                              									mit drei in demselben Papierstreifen zugleich die Schrift eindrückenden
                              									Schreibspitzen versehen war. Weder ein äuſserlich dem Kramer'schen ähnlicher Zeigertelegraph, noch Gintl's chemische Telegraphen in der älteren und jüngeren Form, noch ein
                              									dem äuſseren Ansehen nach leicht mit einem Stöhrer'schen Doppelstiftapparate zu verwechselnder Translator, dessen zwei
                              									Morse-Schreibapparate einen gemeinschaftlichen Papierstreifen beschrieben, noch
                              									endlich ein für eine Wiener Eisenbahnstation gebauter eigenartiger Zeigertelegraph
                              									waren mit irgend einer Zeitangabe versehen. Der letztere zeigt die für die
                              									systematische Eintheilung der Telegraphenapparate bemerkenswerthe Eigenthümlichkeit,
                              									daſs eine durch den elektrischen Strom abzulenkende Magnetnadel ihre Bewegungen auf
                              									ein Steigrad überträgt, auf dessen Achse ein Zeiger sitzt und ein mit verschiedenen
                              									eisenbahndienstlichen Meldungen beschriebenes Zifferblatt überstreicht.
                           Nach diesem Hinweise auf die historische Abtheilung wenden wir uns nun der Gegenwart
                              									zu.
                           Die mehrfache gleichzeitige Telegraphie war nicht nur in
                              									geschichtlicher Beziehung, sondern auch in Betreff neuer Erscheinungen dürftig
                              									vertreten. Zwar waren in der englischen Abtheilung die in England gegenwärtig
                              									benutzten Gegensprecher für einfache Ströme und für Wechselströme, sowie die
                              									Doppelgegensprecher ausgestellt; auch die französische Verwaltung hatte ihren
                              									Morse-Gegensprecher mit Differentialschaltung, sowie die Schaltung (Verbindung der
                              									Differentialschaltung mit der Brückenschaltung nach Ailhaud) eines Thomson'schen Galvanometers
                              									zum Gegensprechen auf den Kabeln zwischen Frankreich und Algier vorgeführt. Neu
                              									dagegen waren nur in der österreichischen Abtheilung Teufelhart's Hughes-Gegensprecher, mit welchem eben Versuche zwischen Wien
                              									und Budapest durchgeführt wurden, und zwei Gegensprecher für Arbeits- und für
                              									Ruhestrom mit gewöhnlichem Taster und je zwei Relais von O.
                                 										Schaeffler, letztere jedoch nicht rücksichtlich ihrer Schallungsweise,
                              									sondern mit Bezug auf die Anordnung und Einrichtung der Relais; jedes Relaispaar ist
                              									nämlich auf einer gemeinschaftlichen Grundplatte angeordnet und steht einander ganz
                              									nahe, da die beiden Relais ziemlich klein sind.
                           Als Vertreter der absatzweisen mehrfachen Telegraphie
                              									enthielt die österreichische Abtheilung den Illimit-Telegraphen von A.
                                 										Bauer (vgl. 1874 213 * 17. 1878 228 120) und den im J. 1874 patentirten Granfeld'schen Hughes-Perfeetor (vgl. 1878 228 * 121), ferner den Schaeffler'schen mehrfachen Typendrucker, endlich Williot's Telegraph, welcher sich wie in Paris 1881 so auch jetzt noch
                              										„im Zustande des Entwurfes“ befand. In weiterer Entwickelung dagegen
                              									erschienen wieder die mehrfachen Telegraphen von Bernh.
                                 										Meyer bezieh. Baudot. Ueber Baudot's Telegraph, welcher theils als sechsfacher,
                              									theils als vierfacher, theils als einfacher Apparat, theils im Gegensprechen auf
                              									mehreren französischen Telegraphenlinien benutzt wird, soll in nächster Zeit etwas
                              									ausführlicher berichtet werden. Hier seien zunächst die neueren Aenderungen an Meyer's Telegraphen (vgl. 1875 215 * 310. 1878 229 * 530) näher berührt.
                           B. Meyer verfolgt schon seit dem J. 1881 denselben
                              									Gedanken und zum Theile auch mit den nämlichen Mitteln, welchen Granfeld mit seinem Hughes-Perfector durchzuführen
                              									strebte, nämlich die Lostrennung der eigentlichen Telegraphenapparate von dem
                              									dieselben in regelmäſsigem Wechsel mit der Telegraphenleitung verbindenden
                              									Vertheiler. Durch diese Lostrennung werden aber die Telegraphenapparate nicht nur
                              									von dem Vertheiler, sondern auch unter einander selbst unabhängig. Daher sind denn
                              									zunächst die beiden zusammenarbeitenden Vertheiler der zwei Aemter weit leichter in
                              									dem nöthigen Synchronismus zu erhalten, weil den Vertheilern alle jene
                              									Arbeitsleistungen abgenommen wurden, welche nur zeitweise zu verrichten sind und
                              									deren Gröſse überdies bei den verschiedenen zu telegraphirenden Buchstaben nicht
                              									stets die nämliche ist. Die zwei als ein Paar mit, einander arbeitenden
                              									Telegraphenapparate müssen sodann zwar auch jetzt noch synchron laufen, allein nicht
                              									in aller Strenge und stets nur für die Dauer eines einzigen Umlaufes; nach jedem
                              									Umlaufe werden sie angehalten, um später gleichzeitig wieder losgelassen zu werden.
                              									Der Vertheiler läſst sich leicht so einrichten, daſs er nach Belieben und Bedarf für
                              									einen 1-, 2-, 3- bis 8fachen Telegraphen gebraucht, also mit ihm eine Gruppe
                              									verbunden werden kann, welche aus entsprechend gleich vielen Telegraphen besteht.
                              									Ueberdies besitzt dabei der eigentliche Telegraph (bis auf Auswechselung eines
                              									einzigen Räderpaares) genau dieselbe Einrichtung, mag er als zweifacher oder
                              									vielfacher Telegraph verwendet werden. Weil ferner ein mechanischer Zusammenhang
                              									zwischen dem Vertheiler und den eigentlichen Telegraphen nicht mehr erforderlich
                              									ist, so werden damit zugleich die groſsen und schweren Apparatgestelle entbehrlich
                              									und es brauchen die in jedem einzelnen Falle zu einer Gruppe vereinigten (2 bis 8)
                              									Apparate nicht mehr auf einem und demselben Tische, ja nicht einmal in demselben
                              									Zimmer, in demselben Hause oder selbst derselben Stadt aufgestellt zu werden. Es
                              									wäre nicht einmal nöthig, daſs stets alle Apparate,
                              									welche zu einer Gruppe vereinigt werden können, wirklich arbeiten, sondern es
                              									können beliebig viele von ihnen unbenutzt bleiben.Erstrebt man die Füglichkeit, in dem Falle, wo nicht alle, sondern nur einige
                                    											Apparate der Gruppe arbeiten sollen, die arbeitenden ganz nach Belieben
                                    											auswählen zu können, so müſste allerdings der in Fig. 2 abgebildete Umschalter noch eine kleine Abänderung
                                    											erfahren; es dürften die unteren Schienen desselben nicht unmittelbar mit
                                    											den 8 Empfängern verbunden, sondern es müſste durch Hinzufügung weiterer,
                                    											ihnen gegenüber zu stellender Schienen die Möglichkeit beschafft werden, sie
                                    											nach Belieben mit verschiedenen Empfängern zu verbinden. – In Fig. 2 sind die Platten links und rechts
                                    											ungetheilt geblieben, weil angenommen ist, daſs der erste Apparat stets
                                    											benutzt wird und in einem 8fachen Apparate stets sämmtliche acht. Zeitweise
                                    											läſst sich jeder der Apparate durch einen ihm beigegebenen Kurbelumschalter
                                    											(vgl. Fig. 4) auſser Thätigkeit
                                    										setzen.
                           Die in den Meyer'schen mehrfachen Telegraphen nöthige
                              									doppelte Zeittheilung wird in den neueren Apparaten durch zwei verschiedene und
                              									räumlich getrennte Apparattheile bewirkt. Der mit dem in genau synchronem Gange zu
                              									erhaltenden Triebwerke verbundene Hauptvertheiler (Diviseur) weist die Telegraphenleitung in regelmäſsiger Folge abwechselnd
                              									und auf unter sich gleiche Zeiträume den einzelnen Telegraphenapparaten zu und
                              									vermittelt elektrisch die Correction des Synchronismus; jeder der mit dem Laufwerke
                              									eines einzelnen Empfängers verbundenen Nebenvertheiler (Distributeur) dagegen theilt die diesem Empfänger bezieh. seiner
                              									Klaviatur zugewiesenen Zeiträume in die zur Erzeugung der Schrift und der Entladung
                              									der Leitung bestimmten Unterabtheilungen.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 250, S. 308
                              
                           Im Hauptvertheiler (Fig. 1), dessen Laufwerk als
                              									Regulator ein conisches Pendel besitzt (vgl. Fig. 3)
                              									und dessen etwa 50k schweres Triebgewicht
                              									allstündlich einmal aufgezogen werden muſs, ist zunächst bei c1/15
                              									der Vertheilerscheibe der Correction aufgespart; die dann noch bleibenden 14/15 der
                              									Vertheilerscheibe wären z.B. bei einem 6 fachen Telegraphen in 6 gleiche Theile zu
                              									theilen und an den Theilpunkten je eine Contactplatte einzulegen, damit der über
                              									dieselbe hinweggehende Contactarm des Vertheilers den Stromkreis einer Lokalbatterie
                              									schlieſse und dabei die Auslösung der 6 Empfänger bewirken könne; bei jedem Umlaufe
                              									würde der Arm also 6 Ströme entsenden und zwar der Reihe nach je einen durch den Auslöse-Elektromagnet
                              									der sechs dem Hauptvertheiler beigesellten Telegraphenapparate:, jederzeit ist also
                              									nur einer der 6 Telegraphenapparate ausgelöst, daher im Gange und zum Telegraphiren
                              									(Geben oder Nehmen) bereit.
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 250, S. 309
                              
                           Damit nun aber derselbe Hauptvertheiler nicht bloſs für 6, sondern allgemein für 2
                              									bis 8 ihm beizugesellende Telegraphen benutzt werden könne, werden nicht bloſs an
                              									den Theilpunkten für die Theilung in 6, sondern, wie dies in Fig. 1 zu sehen ist, auch an den Theilpunkten für die
                              									Theilung in 2 bis 8 Theile Platten eingelegt und ein Stöpselumschalter (Fig. 2) beigegeben, mittels dessen die in jedem
                              									einzelnen Falle zu verwendenden 2 bis 8 Contactplatten mit den eben zu benutzenden 2
                              									bis 8 Telegraphen verbunden werden können. Dabei wird die Platte 1 für alle
                              									Theilungen benutzt- die Theilplatten für die Theilung in 2 und 4 Theile fallen mit
                              									solchen für die Theilung in 8 Theile zusammen, die für die Theilung in 3 Theile mit
                              									solchen für die Theilung in 6 Theile; die Theilung in 7 Theile ist in Fig. 1 nicht angegeben.
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 250, S. 309
                              
                           Wie in Fig. 2 an zwei Schienen angedeutet ist, läuft
                              									in dem Stöpselumschalter von der schmalen Schiene links, von der zugleich zur
                              									Aufbewahrung der eben
                              									nicht benutzten Stöpsel dienenden und deshalb breiteren Schiene rechts und von den
                              									sechs zwischen diesen liegenden verschieden langen unteren Schienen je ein Draht
                              									nach je einem der 8 Empfänger; der erste und der achte Empfänger sind beständig mit
                              									der nämlichen Platte des Hauptvertheilers verbunden; der zweite bis siebente
                              									Empfänger sind dagegen je nach der (wechselnden) Zahl der im einzelnen Falle
                              									gleichzeitig benutzten Empfänger mit verschiedenen (in Fig.
                                 										1 mit eben dieser Zahl beschriebenen) Platten des Hauptvertheilers zu
                              									verbinden und deshalb stehen ihrer Schiene im Umschalter die danach nöthige Anzahl
                              									oberer Schienen gegenüber, von denen aber immer höchstens eine durch einen Stöpsel
                              									mit der unteren zu verbinden ist. Bei dem vorhin gewählten Beispiele der Benutzung
                              									als 6facher Telegraph wären Stöpsel bei den fünf in Fig.
                                 										2 mit der Ziffer 6 markirten oberen Schienen
                              									einzustecken.
                           Von dem Umschalter läuft also nach jedem Empfänger nur ein einziger Draht und dieser
                              									führt den Lokalstrom dem Auslöse-Elektromagnete des Empfängers zu.
                           Die Correction vollzieht sich, wie Fig. 3 erkennen
                              									läſst, wesentlich noch in der früher (1875 215 * 323)
                              									beschriebenen Weise und mit den nämlichen Mitteln. Ein Unterschied findet sich nur
                              									in Bezug auf die Gabel, welche mittels ihrer beiden Sperrkegel und zweier Sperrräder
                              									die Schraube und durch diese die Trabantenräder und das übrige Räderwerk vorwärts
                              									bezieh. rückwärts dreht. Diese Gabel wirkt nämlich nicht mehr (vgl. Bd. 215 Taf. C Fig. VIII) beim Niedergehen, sondern bei ihrem
                              									Emporgehen auf die Sperrräder, also schiebend.
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 250, S. 310
                              
                           Auch in den Empfängern, deren einer Fig. 4 abgebildet
                              									ist, hat Meyer die frühere Anordnung des
                              									Elektromagnetes, der Schreibwalze mit Schreibschnecke und der über derselben
                              									liegenden Farbwalze beibehalten. Die Schreibschnecke bildet jetzt jedoch auf der
                              									Schreibwalze einen vollen Umgang von 30mm
                              									Ganghöhe: sie schreibt bei jedem Umlaufe 1 Buchstaben. Auf die Achse der Schreibwalze ist der
                              									Contactarm des zugehörigen Nebenvertheilers aufgesteckt. Der Nebenvertheiler hat für
                              									die vier Punkte bezieh. Striche der verschiedenen telegraphischen Zeichen in seiner
                              									Scheibe nur 11 schmälere Contactplatten, zwischen der ersten und letzten aber eine
                              									breite Erdplatte mit einem isolirenden Ruhepunkte für den Contactarm in seiner
                              									Ruhestellung. Wenn daher auch die Achsen sämmtlicher Nebenvertheiler beständig mit
                              									der Leitung verbunden bleiben, so kann doch stets nur der eben ausgelöste Empfänger
                              									aus der Leitung Telegraphirströme aufnehmen oder derselben solche zuführen. Jeder
                              									Empfangsapparat hat sein eigenes Triebwerk, dessen Triebfeder mit dem Fuſse
                              									aufgezogen wird; das Triebwerk läuft beständig, ebenso das in Fig. 5 bis 7
                              									abgebildete Räderpaar, und mit der Achse des oberen dieser Räder wird die Achse der
                              									auſserhalb des Triebwerksgehäuses liegenden Schreibwalze durch die Lokalströme zur
                              									rechten Zeit gekuppelt und so in das Triebwerk eingerückt. Letzteres kann nur
                              									geschehen, so lange der Stromkreis in dem in Fig. 4
                              									rechts sichtbaren Kurbelumschalter geschlossen ist; wird die Kurbel zur Seite
                              									bewegt, so läuft das Triebwerk fort, kann aber die Schreibwalze nicht mehr
                              									mitnehmen. Nach jeder Kuppelung macht die Schreibwalze nur einen einzigen Umlauf und
                              									nach Vollendung desselben wird von selbst wieder ausgekuppelt. Die Ein- und
                              									Ausrückung der Kuppelung erfolgt in ähnlicher Weise wie beim Typendrucker von Hughes.
                           
                              
                              Fig. 5., Bd. 250, S. 311
                              
                           
                              
                              Fig. 6., Bd. 250, S. 311
                              
                           
                              
                              Fig. 7., Bd. 250, S. 311
                              
                           Jeder Empfänger besitzt auch seinen eigenen Centrifugalregulator, welcher in einer
                              									runden Büchse auf dem Triebwerkskasten untergebracht ist. Die Summe der
                              									Umlaufszeiten sämmtlicher gleichzeitig benutzten Schreibapparate muſs der Zeit
                              									gleichen, während welcher der Arm des Hauptvertheilers über den nicht für die
                              									Correction aufgesparten Bogen der Vertheilerscheibe läuft. Die Umlaufszeiten der
                              									Schreib walzen müssen daher innerhalb des Verhältnisses 1 : 4 wechseln, wenn 8 bis 2
                              									Apparate mit dem Vertheiler verbunden werden. Dies wird dadurch ermöglicht, daſs die
                              									Bewegung auf die Schreibwalze von der nächsten Triebwerksachse nicht immer durch
                              									dasselbe Räderpaar übertragen wird, daſs vielmehr in den einzelnen Fällen auf die
                              									Achse der Schreibwalze und die nächste (etwas tiefer und mehr rechts liegende)
                              									Triebwerksachse verschiedene Räderpaare aufgesteckt werden (vgl. Fig. 5 bis 7), deren
                              									Durchmesser nach dem jedesmal nöthigen Uebersetzungsverhältnisse berechnet sind.
                              									Während z.B. das Räderpaar in Fig. 5 dem
                              									Uebersetzungsverhältnisse 1 : 1 zugehört, entspricht das Paar in Fig. 6 dem Uebersetzungsverhältnisse 2 : 1, das Paar
                              									in Fig. 7 aber übersetzt die Umdrehungszahlen im
                              									Verhältnisse 1 : 2.
                           Die Papierbewegung erfolgt nicht ruckweise, sondern stetig durch Vermittelung einer
                              									kleinen Walze, welche vom Triebwerke aus in Umdrehung versetzt wird. Da die
                              									Auslösung der Schreibapparate mit einem gewissen Geräusche erfolgt, so sind die
                              									sonst an den Klaviaturen angebrachten Taktschläger nicht mehr erforderlich.
                           Unter den ausgestellten Schreibtelegraphen befanden sich
                              									zunächst zwei Zickzackschreiber: Thomson's
                              									Heberschreibapparat (Siphon recorder) und Lauritzen's Undulator.
                           Der von der Eastern Telegraph Company ausgestellte, von
                              										James White in Glasgow gebaute Heberschreibapparat
                              									zeigt keine wesentlichen Abänderungen gegenüber der in D. p.
                                 										J. 1877 224 * 280 beschriebenen Einrichtung;
                              									doch war das magnetische Feld, worin die den Schreibheber bewegende Spule schwebt,
                              									nicht durch einen Elektromagnet gebildet, sondern durch einen sehr groſsen
                              									Hufeisenmagnet, welcher mit dem Bug befestigt mit den Schenkeln aufrecht stand und
                              									seine Pole nach oben kehrte. In Fig. 8 sind als
                              									Schriftprobe einige von diesem Heberschreibapparat geschriebene Buchstaben
                              									abgebildet.
                           
                              
                              Fig. 8., Bd. 250, S. 312
                              
                           Der um das J. 1878 erfundene, auf den Linien der Great
                                 										Northern Telegraph Company in Kopenhagen benutzte und von dieser
                              									Gesellschaft auch ausgestellte Undulator von S. Lauritzen arbeitet mit Wechselströmen und läſst
                              									daher je nach der zwischen den beiden Strömen des Wechselstrompaares liegenden
                              									Zeitpause das Schreibröhrchen auf dem Papierstreifen Wellenzüge von gröſserer oder
                              									kürzerer Länge schreiben, welche die Striche und Punkte der Morse-Schrift ersetzen-
                              									die Schriftprobe in Fig. 9 zeigt das Wort „Rotunde“.
                           
                              
                              Fig. 9., Bd. 250, S. 312
                              
                           Bliebe das in eine feine Spitze auslaufende Schreibröhrchen
                              									ruhig stehen, so würde es auf dem Streifen eine gerade Linie schreiben. Ihm wird die
                              									Farbe – eine Abkochung von Anilin, welcher nach der Abkühlung Spiritus zugesetzt wird – aus einem
                              									gröſseren Farbgefäſse zugeführt. In seiner elektrischen Anordnung steht der
                              									Undulator den Inductionszeiger- und Typendruck-Telegraphen Wheatstone's sehr nahe: die Kerne der vier aufrecht stehenden
                              									Stabelektromagnete enden oben und unten in je einem Polschuhe und stehen je zwei je
                              									einem Pole des vierpoligen, aus zwei gekrümmten Magnetstäbchen gebildeten und auf
                              									einer gemeinschaftlichen Achse zu deren beiden Seiten befestigten [ ) | ( ]
                              									polarisirten Ankers gegenüber; auf diesen Pol wirken jene beiden Pole gleichzeitig
                              									und zwar stets der eine anziehend, der andere abstoſsend. Auf der Ankerachse ist
                              									zugleich das Schreibröhrchen befestigt und bewegt sich bei deren Schwingungen über
                              									dem Streifen hin und her. Das silberne Schreibröhrchen ist in einem auf die Achse
                              									der gekrümmten Stahlmagnete aufgeschraubten Messingblättchen befestigt; sein in der
                              									Richtung der Ankerachse liegendes oberes Ende wird von dem unteren Ende des aus dem
                              									luftdicht geschlossenen Farbgefäſse kommenden Röhrchens umschlossen, so daſs es sich
                              									in demselben frei drehen kann, während durch den schmalen Zwischenraum zwischen
                              									beiden Röhrchen doch keine Farbe ausflieſst; sollte sich aber dennoch beim Aufsetzen
                              									und Abheben des Farbgefäſses ein Tropfen durchdrängen, so wird er von einer kleinen,
                              									am Messingblöckchen angebrachten Schale aufgefangen. Das auf jeder Seite des Ankers
                              									stehende Elektromagnetpaar ist auf einer Metallschiene befestigt; beide Schienen und
                              									somit beide Elektromagnetpaare lassen sich durch eine Schraube einander und dadurch
                              									dem Anker nähern bezieh. von ihm entfernen. Auſser dieser Regulirung der
                              									Empfindlichkeit ist noch eine Nebenschlieſsung zu gleichem Zwecke verwendbar und
                              									ebenso eine Spannfeder, welche sich an der dem Schreibröhrchen entgegengesetzten
                              									Seite am Anker anheftet und ihn nach jeder Ablenkung aus der Mittellage in dieselbe
                              									zurückführt. Der hauptsächlich für Kabel von mittlerer Länge berechnete Undulator
                              									soll in einem Stromkreise von 30000 Ohm Widerstand mit 1 Leclanché-Element noch gute
                              									Schrift geben.
                           Elektromagnetsystem, Schreibvorrichtung und Farbgefäſs lassen sich um eine
                              									gemeinschaftliche horizontale Achse zurückklappen, so lange nicht telegraphirt wird
                              									und die Farbe nicht unnütz aus dem Schreibröhrchen ausflieſsen soll. Als Geber wird
                              									beim Undulator theils ein Handtaster benutzt, theils die in England und Frankreich
                              									gebräuchliche neuere Form von Wheatstone's
                              									selbstthätigem Sender (vgl. 1873 207 469).
                           Die genannte Telegraphen-Gesellschaft pflegt die vom Undulator beschriebenen Streifen
                              									– behufs des Wiederabtelegraphirens in der Undulatorschrift – auf Papierblätter mit
                              									dem nöthigen Vordrucke für die dienstlichen Zusätze aufzukleben. Jede Station
                              									verwendet für die verschiedenen anderen Stationen der Gesellschaft Blätter von
                              									verschiedener Farbe, so daſs sie schon aus der Farbe die Station erkennen kann, von
                              										welcher ihr das auf
                              									dem Blatte befindliche Telegramm gegeben wurde. Zum Aufkleben werden die Streifen in
                              									einem kleinen Gummirapparate, dem sogen. Dextrineur von Joh.
                                 										Mygind, auf ihrer Unterseite gummirt. Dieser als Verbesserung des schon
                              									seit 1871 benutzten Apparates bezeichnete Dextrineur enthält eine mit der unteren
                              									Hälfte in die Dextrinlösung eintauchende Walze, über deren obere Hälfte der durch
                              									eine Zuführungswalze eingeführte Streifen hinweg geht, um endlich unter einem
                              									Abstreicher hindurch zu gehen und unter einer Abstreich- nach der Abführwalze zu
                              									gelangen und auszutreten.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)