| Titel: | Guhrauer's Formeinrichtung für stehend zu giessende Flanschenrohre verschiedener Länge. | 
| Autor: | Guhrauer | 
| Fundstelle: | Band 250, Jahrgang 1883, S. 338 | 
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                        Guhrauer's Formeinrichtung für stehend zu
                           								gieſsende Flanschenrohre verschiedener Länge.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 23.
                        Guhrauer's Formeinrichtung für Flanschenrohre.
                        
                     
                        
                           Bei Flanschenröhren liegt häufig das Bedürfniſs vor, dieselben von verschiedener
                              									Länge herzustellen. So lange man dieselben liegend formt und gieſst, unterliegt dies
                              									keinen Schwierigkeiten. Man braucht in solchem Falle die Flanschen am Modelle nur
                              									auf das gewünschte Maſs zu versetzen und die Länge desselben einzuformen, welche dem
                              									abzugieſsenden Rohre entspricht. Sollen jedoch Rohre stehend geformt und gegossen
                              									werden, so ist bei gewöhnlicher stehender Einrichtung nicht möglich, Rohre von
                              									anderer Länge als der des Formapparates entsprechenden herzustellen. Nachfolgend
                              									beschriebene Einrichtung gestattet nun auf verhältniſsmäſsig einfache Art, Röhren
                              									von jeder gewünschten Länge anzufertigen, und dürfte dieselbe somit auch in weiteren
                              									Kreisen Anklang finden.
                           Die in Fig. 1 bis 6 Taf. 23
                              									dargestellte Einrichtung besteht wie gewöhnlich aus dem Formkasten und dem
                              									Modelle.
                           Der Formkasten ist jedoch abweichend von den üblichen
                              									Einrichtungen aus mehreren Theilen zusammengesetzt. Derselbe besteht: 1) aus dem
                              									Formkasten-Untertheile c, in welchem mittels des
                              									Modelles h die untere Flansche geformt wird; 2) aus den
                              									mittleren Formkästen b, deren oberster Pratzen besitzt
                              									und an Tragschienen aufgehängt ist, von welchen der ganze Formkasten getragen wird;
                              									3) aus dem oberen Formkasten a. Die mittleren
                              									Formkästen b haben eine Lange von 500mm, der obere eine solche von 800mm. Die einzelnen Formkästen sind auſserdem
                              									zweitheilig und mit Bolzen und Schlieſsen zum Zusammenfügen versehen.
                           Das Modell besteht aus dem glatten cylindrischen Theile
                              										A und einem auf demselben verstellbaren conischen
                              									Kopfe B, an welchem sich zugleich auch das Modell der
                              									oberen Flansche d befindet. Die durch diesen Kopf B erzielte Hohlform dient zur Aufnahme einer Hülse B welche auf besonderer Formeinrichtung (Fig.
                                 										5) hergestellt wird. Dieselbe besteht aus einer Stampfplatte l und dem conischen Einguſsmodelle f. Der untere Durchmesser g dieses Conus ist um wenige Millimeter gröſser als der Kern des Rohres
                              									und bildet so in der Form den ringförmigen Einguis. Die Hülse C, welche denselben Conus hat wie der Kopf B, enthält somit den Einguſs für das Rohr und an ihrem
                              									oberen Ende gleichzeitig auch die Führung für den Kernhalter e. Welche Lage der Kopf B nun auch auf dem
                              									Modelle einnimmt, immer wird der Einguſs und der Kernhalter in der Form seinen
                              									richtigen Platz erhalten, unbekümmert um die jeweilige Länge des Formkastens. Wird
                              									der Kopf B am Modelle A
                              									verschoben, so verrückt sich zugleich in der Form der Einguſs und Kernhalter.
                           Da die einzelnen Formkästen-Mitteltheile eine Länge von 500mm besitzen, so muſs bei Abänderung der Rohrlänge
                              									über 500mm stets ein neuer Formkastentheil
                              									eingefügt werden. Bei Abweichungen unter 500mm
                              									kann man den Formkasten in seiner jeweiligen Länge beibehalten.
                           An einem bestimmten Beispiele wird die Hantirung am besten klar werden. Sei ein Rohr
                              									von einer Länge von 2740mm herzustellen mit einer
                              									Flanschenstärke von 25mm. Man stellt dann den Kopf
                              										B so auf dem Modelle A
                              									ein, daſs der nach unten aus demselben hervorragende Theil eine Länge von 2690
                              									besitzt, nämlich 2740 – 50, der doppelten Flanschenstärke. Die Anzahl der
                              									notwendigen Formkästen-Mitteltheile ist dann 2690 : 500 oder 5. Die Länge von 2500
                              									kommt in die mittleren Formkästen, die übrig bleibenden 190mm in den Formkasten a. Bei Beibehaltung dieser Formkastenlänge könnte man sofort auch Rohre
                              									von 2500 bis 3000mm Länge herstellen, ohne an der
                              									Formkastenlänge etwas ändern zu müssen. Man braucht nur den Kopf B auf dem Modelle A der
                              									Rohrlänge entsprechend einzustellen. Erst bei einer Länge über 3000mm muſs man dann einen neuen Formkasten b einfügen. Fig. 2 zeigt
                              									eine zum Guſs fertige Form.
                           Hinsichtlich der Kernspindeln ist es angezeigt,
                              									dieselben für die wechselnden Rohrlängen in verschiedener Länge herzustellen. Bei
                              									dieser Gelegenheit möchte ich eine eigenartige Kernspindelconstruction nicht unerwähnt lassen. Werden
                              									die Kernspindeln wie gewöhnlich aus Gasröhren hergestellt, so kommt es häufig vor,
                              									daſs beim Reiſsen des Kernes flüssiges Eisen in die Kernspindel eindringt und in den
                              									meisten Fällen dieselbe unbrauchbar macht. Um dies zu verhindern, mache ich die
                              									Kernspindeln aus zwei über einander geschobenen Gasrohren. Man bohrt die
                              									Gasabführungslöcher gleichzeitig in beide Rohre, verschiebt aber dann das innere
                              									Rohr gegen das äuſsere um etwas mehr als den Lochdurchmesser. Die Löcher im oberen
                              									Rohre werden durch das innere Rohr dann geschlossen. Flüssiges Eisen kann in diesem
                              									Falle nicht mehr eindringen; immerhin bleibt zwischen den beiden Rohren noch immer
                              									Spielraum genug, um den Gasen beim Gieſsen den Abzug zu gestatten. Solche Spindeln
                              									sind auſserdem bedeutend steifer. In der Praxis haben sich dieselben gut
                              									bewährt.
                           Ingenieur Guhrauer.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
