| Titel: | Das Heizungs- und Lüftungswesen auf der Allgemeinen deutschen Ausstellung für Hygiene und Rettungswesen in Berlin. | 
| Autor: | K. Hartmann | 
| Fundstelle: | Band 250, Jahrgang 1883, S. 351 | 
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                        Das Heizungs- und Lüftungswesen auf der
                           								Allgemeinen deutschen Ausstellung für Hygiene und Rettungswesen in Berlin.
                        (Schluſs des Berichtes Bd. 249 S.
                           								492.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel 24.
                        Neuerungen im Heizungs- und Lüftungswesen.
                        
                     
                        
                           Lüftungswesen: Die Lüftung oder Ventilation hat den
                              									Zweck, die in einem Raume enthaltene Luft stets auf demjenigen Grade der Reinheit zu
                              									erhalten, welcher für die Einathmung zulässig ist. Durch die Ausathmung und
                              									Ausdünstung der lebenden Wesen, durch die künstliche Beleuchtung und andere
                              									chemische und mechanische Prozesse entstehen Gase, welche die Raumluft
                              									verunreinigen; die Lüftung muſs also diese Gase entweder unmittelbar an ihrer
                              									Entstehungsstelle abführen, oder durch stetige Mischung der Raumluft mit frischer
                              									Auſsenluft ein Gemenge von erforderlicher Reinheit erzeugen. Ersteres geschieht
                              									durch Absaugen der sich entwickelnden Gase mittels besonderer Saugvorrichtungen
                              									bezieh. durch Benutzung der durch die Temperaturdifferenzen hervorgerufenen
                              									Bewegungen der Gase. Die Mischung der Raumluft mit frischer Auſsenluft bedingt eine
                              									Zuführung der letzteren und eine Ableitung der verdorbenen Luft. Beide Vorgänge
                              									können in allerdings stets unzuverlässiger und ungenügender Weise in Folge der
                              									Verschiedenheit der inneren und äuſseren Temperatur und der äuſseren Luftbewegung
                              									(Wind) durch die Porosität der Wände entstehen, unterstützt durch Oeffnen von
                              									Fenstern oder Theilen derselben, z.B. auch durch sogen. Ventilationsfenster, welche vielfach in Jalousieform ausgeführt und
                              									mehrfach ausgestellt sind. Die Construction solcher Fenstereinrichtungen verfolgt
                              									meist das Ziel eines leichten Oeffnens und eines einfachen, möglichst dichten
                              									Abschlieſsens des Rahmens oder der einzelnen Glasjalousiestreifen.
                           Das Oeffnen und Abschlieſsen hoch gelegener Kippfenster ist gewöhnlich sehr schwierig
                              									vorzunehmen; die von C. Müller in Berlin (* D. R. P.
                              									Kl. 37 Nr. 9973 vom 17. December 1879) ausgestellte Verschluſsvorrichtung gestattet, diese Verrichtungen mit Hilfe einer
                              									Stange leicht auszuführen. An dem oberen Rahmentheile des Fensters, der um seine
                              									untere Kante drehbar ist, befindet sich ein excentrisch gelagertes Druckstück,
                              									welches mit einer Nase, zwei Ansätzen und einer Oese versehen ist; in letztere wird
                              									der an der erwähnten Stange befindliche Haken eingesteckt. Bei dem Abwärtsziehen der
                              									Stange drücken sich die Ansätze hinter zwei mit dem feststehenden Rahmen verbundene
                              										Eisentheile und
                              									pressen hierdurch das Fenster an den Rahmen; wird jedoch die Stange aufwärts
                              									gestoſsen, so stemmt sich die Nase gegen den feststehenden Rahmen und drückt die
                              									Ansätze los; das Fenster geht dann leicht auf. – Eine gleichem Zwecke dienende
                              									Vorrichtung ist der von Franz Spengler in Berlin
                              									ausgestellte sogen. Exact-Verschluſs, auch hier
                              									vermittelt eine Stange das Oeffnen und Schlieſsen.
                           Eine erhöhte Porenventilation bilden die Lüfter, welche
                              										Adolf Müller in Berlin (* D. R. P. Kl. 37 Nr. 18351
                              									vom 24. December 1881) ausgestellt hat; dieselben sind in gebranntem Stein,
                              									Guſseisen, Blech und Glas vorgeführt. Einen solchen Lüfterstein zeigt Fig. 1 Taf.
                              									24; eigenartig geformte Kanäle münden an der Auſsenseite mit einem Dreiecke, dessen
                              									Spitze nach unten steht, innen mit einem Kreise; durch Temperaturdifferenz der
                              									Innen- und Auſsenluft wird eine Bewegung der letzteren durch die Kanäle nach innen
                              									entstehen. Die Steine müssen in die Mauer nahe der Decke eingefügt sein und das
                              									Gesagte gilt in diesem Falle für die Sommer Ventilation, welche wohl auch allein
                              									hier in Betracht kommt. Die Luft strömt somit in vielen einzelnen Strahlen in den zu
                              									lüftenden Raum und fällt, sich dabei mit der Raumluft innig mischend, von der Decke
                              									herunter, ohne den lästigen Zug zu erzeugen, der bei Lüftungsfenstern nie zu
                              									vermeiden ist.
                           Dasselbe Prinzip findet sich bei den Lüftergittern aus
                              									Guſseisen (Fig. 2 und
                              										3 Taf. 24) und Blech, sowie bei den Glaslüftern, welche, wie in Fig.
                                 										4 dargestellt, anzubringen sind. Die Oeffnungen sind hierbei durch
                              									halbkegelförmige Ausbauchungen gebildet, welche nach innen mit einem Halbkreise
                              									münden. Solche Gitter werden sich zum Einsetzen in Fenster und Thüren behufs
                              									Erzielung zugfreien Lufteintrittes gut eignen und können auch zur Regulirung bezieh.
                              									zum Abschlüsse des letzteren mit einer Verschluſsvorrichtung, z.B. einem
                              									Drehschieber wie ihn A. Müller in zweckmäſsiger Form
                              									ausgestellt hat, versehen werden.
                           Sind derartige Lüfter in Auſsenwänden angebracht, so wird auch der Lufteintritt durch
                              									den Wind unterstützt werden können; ausschlieſslich aber auf den Luftzug berechnet
                              									ist die Verwendung der Lüfterbleche bei Eisenbahnwagen. Die Anordnung der Bleche ist
                              									dann so zu treffen, daſs nahe der Decke der Wagen dieselben in der beschriebenen
                              									Weise, am Fuſsboden jedoch umgekehrt, mit dem Halbkegel nach auſsen und unten
                              									gerichtet, eingesetzt werden; es entsteht dann bei Bewegung des Wagens ein Kreislauf
                              									der Auſsenluft durch den Wagen, indem dieselbe durch die oberen Gitter in denselben
                              									eintritt und unten wieder ausströmt.
                           Den Windanfall benutzt auch Otto Wuttke in Berlin (* D.
                              									R. P. Kl. 27 Nr. 9738 vom 24. Oktober 1879) bei dem von ihm ausgestellten sogen. positiven Luftventile zur Einführung frischer Luft in
                              									die zu ventilirenden Räume. Diese Vorrichtung bildet die Bekrönung eines
                              									Lufteinführungs-kanales, welcher je nach der gewählten Anlage über Dach geführt ist,
                              									oder aus dem Freien an beliebiger Stelle Luft entnimmt. Der „Luftdrücker“
                              									(Fig. 5 und
                              										6 Taf. 24) enthält mehrere horizontal liegende leichte Klappen a, welche sich um die Achsen b drehen können; ein am hinteren Ende der Klappe angebrachtes Gegengewicht
                              									ist so regulirt, daſs es die Klappe, wenn kein Zug auf dieselbe einwirkt,
                              									geschlossen hält. Der innere Körper c lenkt den von
                              									beliebiger Seite kommenden Wind nieder; die der Windrichtung zugekehrten Klappen
                              									öffnen sich und die frische Luft tritt in den Schlot, während durch die auf der
                              									entgegengesetzten Seite des Aufsatzes entstehende Luftverdünnung und durch den vom
                              									Winde im Inneren des Schachtes hervorgebrachten Druck die entgegengesetzt liegenden
                              									Klappen geschlossen bleiben, so daſs die eingedrückte Luft nicht wieder austreten
                              									kann. Die Figur stellt eine Anordnung dar, bei welcher in der Mitte ein Rauchrohr
                              									austritt, was gerade nicht zu empfehlen ist, da immerhin die Gefahr eines Eintrittes
                              									von Rauch in den Luftschlot hierdurch hervorgerufen wird. Der Wuttke'sche Luftdrücker leidet an dem Uebelstände aller
                              									Schachtaufsätze, welche bewegliche Theile enthalten, indem letztere durch die
                              									Einflüsse der Witterung, durch Staub u.s.w. leicht ihre Thätigkeit versagen; falls
                              									letzteres durch geeignete Aufsicht verhindert werden kann, wird der beschriebene
                              									Apparat gute Dienste thun.
                           Zur Lufterneuerung von Eisenbahnwagen mittels des
                              									während des Fahrens entstehenden Luftzuges kann der von W.
                                 										Born in Magdeburg (* D. R. P. Kl. 20 Nr. 20370 vom 21. Februar 1882)
                              									ausgestellte Apparat benutzt werden. Wie Fig. 7 Taf.
                              									24 zeigt, besteht dieser in der Decke der Wagen zu befestigende Apparat aus zwei
                              									sich gegenüber stehenden Düsen a, welche von dem
                              									gemeinschaftlichen Einblaserohre b ausgehen; diese
                              									Düsen werden in die Richtung des Eisenbahnzuges gestellt. Durch die abbalancirte, um
                              									die Achse c drehbare Klappe d wird, der entstehenden Luftströmung entsprechend, eine der
                              									Düsenmündungen verschlossen, so daſs der Luftstrom abgefangen und durch das Rohr b in das Innere des Wagens geleitet wird. Der schräge
                              									Rand e hat den Zweck, eine in der Fahrrichtung wirkende
                              									Windströmung abzulenken, damit dieselbe nicht die Lufteinströmung hindert.
                           Mit der Frage der Lufterneuerung geht aber die der Luftreinigung Hand in Hand. Es ist
                              									damit nicht genug gethan, durch irgend welche Vorrichtungen überhaupt Luft von
                              									auſsen in die zu lüftenden Räume zu schaffen, sondern es muſs dafür gesorgt werden,
                              									daſs diese einzuführende Luft auch möglichst rein ist. Der Hauptfehler der spontanen
                              									oder zufälligen Lüftung liegt gerade darin, daſs durch dieselbe gewöhnlich dem zu
                              									lüftenden Räume mehr oder weniger verdorbene Luft aus darunter gelegenen Räumen
                              									zugeführt wird. Die bedeutendste Verunreinigung der sogen, frischen Luft bildet der
                              									Staub; derselbe wird bei groſsen Lüftungsanlagen dadurch entfernt, daſs die von
                              									auſsen entnommene Luft durch groſse Kammern geleitet wird, in welchen sie ziemlich
                              									zur Ruhe kommt und ihre gröberen Staubbeimengungen zum groſsen Theile ablagert. Feiner
                              									Staub wird besser durch Auswaschen der Luft abgeschieden. So enthält die Ausstellung
                              									des Stadtmagistrats von Berlin die Anordnung der Luftwäsche für eine Gemeindeschule. Mittels eines Schleudergebläses wird die aus dem Freien
                              									entnommene Luft in eine Röhre gedrückt, welche sie in vier in zwei Kesseln liegende
                              									Röhren leitet. Letztere sind auf ihrer unteren Seite mit kleinen Oeffnungen
                              									versehen, an ihren Enden geschlossen und von dem Wasserinhalte der Kessel überdeckt,
                              									so daſs die Luft gezwungen ist, durch die erwähnten Oeffnungen und eine ziemlich
                              									hohe Wasserschicht zu dringen. Die Luft sammelt sich dann über dem Wasserspiegel und
                              									wird in eine Röhre geleitet, welche die Vertheilung an die einzelnen Räume
                              									vermittelt. Das verunreinigte Wasser flieſst stetig ab und entsprechend reines
                              									Wasser ununterbrochen zu. Unter den Kesseln ist auch eine Feuerung angebracht, um im
                              									Winter das Wasser und dadurch die Luft zu erwärmen: im Sommer findet durch das kalte
                              									Wasser eine Kühlung der Luft statt.
                           Aehnlich ist die seitens der Königl. Eisenbahndirection
                              									in Berlin in Zeichnung ausgestellte Luftwäsche des
                                 										Eisenbahndirectionsgebäudes in Hannover. Die Trommel b (Fig. 8 Taf.
                              									24) ist aus verzinktem Eisenbleche gefertigt, hat einen Durchmesser von 1m,5 und eine Länge von 3m und enthält eine in der ganzen Länge
                              									durchlaufende Blechwandung a, deren Ränder unter das in
                              									der Trommel b enthaltene Wasser tauchen. Durch ein
                              									Schleudergebläse wird frische Luft in den inneren Raum gedrückt, welche dann durch
                              									das Wasser dringt, um durch den Raum zwischen a und dem
                              									Mantel b nach dem Blechkanale B zu gelangen, welcher die gereinigte Luft den verschiedenen Räumen
                              									zuführt. Zwischen a und b
                              									sind 50 Bleche, deren Ebenen zur Achse der Trommel senkrecht stehen, eingeschaltet-
                              									dieselben sollen einen gleichförmigen Luftdurchtritt bewirken. Diese Einrichtung
                              									soll stündlich etwa 10000cbm Luft liefern; bei ihr
                              									wie auch bei der vorher beschriebenen Anordnung bedarf die Luft eines ziemlich
                              									starken Druckes, um die Wasserschicht durchdringen zu können. Eine solche Luftwäsche
                              									ist deshalb nur für Drucklüftung verwendbar.
                           Weniger Druck erfordern die trockenen Luftfilter, bei welchen die Luft durch ein mehr
                              									oder weniger feines Gewebe gedrückt wird, in welchem sie einen groſsen Theil ihres
                              									Staubes zurückläſst. Das beste der ausgestellten Trockenfilter ist von K. und Th. Möller in
                              									Brackwede bei Kupferhammer (* D. R. P. Kl. 12 Nr. 8806 vom 17. Juli 1879 und Zusätze
                              									* Nr. 10651 vom 22. Januar 1880 und * Nr. 17085 vom 8. Juni 1881) angegeben und in
                              										Fig. 9 Taf. 24 veranschaulicht.
                           Dieses Filter war während der ganzen Zeit der Ausstellung in Verbindung mit der von
                              										Rietschel und Henneberg in Berlin ausgeführten
                              									Ventilationsanlage des Festsaales der Ausstellung im Betriebe und ist in
                              									vorzüglicher Weise geeignet, die einzuführende Luft nicht allein von Staub und sonstigen
                              									Unreinigkeiten zu befreien, sondern auch die in der Luft enthaltenen Mikroorganismen
                              									im Wesentlichen zurückzuhalten, so daſs damit ein Mittel gefunden ist, von
                              									Fäulniſskeimen freie Räume herzustellen, was für manche technische Zwecke, wie z.B.
                              									für Brauereien, und in gleich wichtiger Weise für die Lüftung überhaupt von gröſstem
                              									Vortheile ist. Der Staub, welcher in mehr oder weniger groſsen Mengen stets, auch
                              									bei Regen und Windstille, in der Luft schwebt, enthält in den Spaltpilzen und
                              									Bacterien die Keime für ansteckende Krankheiten, für Schimmeln und Gährung der
                              									Speisen, sowie für das Faul werden von Früchten u. dgl. Insbesondere wirkt der Staub
                              									bei allen Arten von Heizungsanlagen, namentlich wenn dieselben nicht in dieser
                              									Hinsicht besonders gut ausgeführt sind, gesundheitsschädlich, indem er sich auf die
                              									Heizkörper legt und dort einer trockenen Destillation unterworfen wird, deren
                              									Producte unangenehm und schädlich sind; dieser Uebelstand hat vielfach ein
                              									Vorurtheil hauptsächlich gegen die Luftheizung herbeigeführt. Der Staub, welcher in
                              									bewohnte Räume durch Ventilationskanäle eindringt, verlangt auch einen bedeutenden
                              									Aufwand an Arbeitskraft zu seiner Entfernung und verursacht schnellere Abnutzung der
                              									Hauseinrichtungen. Die Notwendigkeit, die Luft von Staub zu befreien, ist deshalb
                              									nicht zu unterschätzen, und verdient das Möller'sche
                              									Luftfilter deshalb besondere Beachtung, indem es das Eindringen des Staubes in die
                              									Häuser durch die Kanäle der Heizungs- und Ventilationsanlagen verhindert. Der Grund,
                              									weshalb die früheren Versuche, Luft in groſsem Maſse durch trockene Filterstoffe zu
                              									reinigen, nicht erfolgreich waren, liegt theils darin, daſs ungeeignete
                              									Filterstoffe, wie z.B. appretirter Stramin, oder grobfaserige Gewebe verwendet
                              									wurden, theils aber in der Anordnung zu kleiner Filterflächen. Möller fand, daſs möglichst feine Filterstoffe von sehr
                              									gleichmäſsiger Vertheilung ohne jede Appretur sich am wirksamsten erweisen, und
                              									wählte die Anordnung Fig. 9 Taf.
                              									24. In einer gröſseren Luftkammer oder vor der Lufteintrittsöffnung einer Heizungs-
                              									und Ventilationsanlage im Freien wird ein Blechkasten aufgestellt, in welchen die
                              									Luft durch das Drahtgitter a eintritt; in den Kasten
                              									ist das Filtertuch c in der aus der Figur ersichtlichen
                              									Weise um horizontale Stäbe b gelegt und gegen die
                              									Seitenwände luftdicht befestigt. Die Befestigung ist deshalb einfach gewählt, damit
                              									durch gewöhnliche Arbeiter das Tuch ohne Schwierigkeit herausgenommen und wieder
                              									eingesetzt werden kann, was für die praktische Verwendung nicht zu unterschätzen
                              									ist. Das Filtertuch besteht aus 3cm dicker
                              									ungeleimter Watte, welche beiderseits mit Baumwollengaze in Art der Steppdecken
                              									benäht ist; hierdurch bekommt die Watte groſse Widerstandsfähigkeit und der
                              									Gazeüberzug wirkt gleichzeitig auf der äuſseren Seite als Vorfilter in ähnlicher
                              									jedoch besserer Weise wie die bisher angewendeten Filter von Stramin oder
                              									Sackleinen, da bei letzteren die Luft ungehinderter durchziehen kann, also die
                              									Staubtheilchen weniger Gelegenheit haben, sich abzusetzen. Die Luft tritt also, wie die Pfeile
                              									angeben, durch das Filtertuch; die gröberen Unreinigkeiten werden durch die Gaze
                              									abgehalten und fallen theilweise zu Boden. Die derart theilweise schon gereinigte
                              									Luft setzt in der Watte die feinen Staubtheilchen und Mikroorganismen ab und tritt
                              									darauf vollständig rein in den Kanal d, welcher sie zu
                              									den Vertheilungskanälen führt. Das Filtertuch läſst sich durch Ausklopfen von dem
                              									daran sich absetzenden Staub reinigen; eine vollständige Reinigung der Watte könnte
                              									jedoch nur auf Kratzmaschinen – wie sie in Spinnereien gebräuchlich sind – erreicht
                              									werden; für gewöhnlichen Hausbedarf empfiehlt es sich deshalb, statt der Watte
                              									dichte, rauhe, nicht appretirte, aus lockeren Fäden erzeugte Baumwollengewebe
                              									(sogen. Biber) zu nehmen, welche sich waschen lassen.
                           Das in der Ausstellung vorgeführte Filter hatte eine Fläche von 36qm, welche in einem Blechkasten von 1m,85 Breite, 3m,0 Höhe und 1m,85 Tiefe untergebracht war.
                              									Versuche, welche der Berichterstatter im Vereine mit dem Erfinder, Hrn. Dr. Th. Möller, Ende September anstellte, ergaben folgende
                              									Resultate:
                           
                              
                                 Undrehungendes Ventilatorsin 1
                                    											Minute
                                 MittlereGeschwindig-keit der
                                    											Luft
                                 Luftmenge
                                 Wassersäule, Druckdifferenz
                                 
                              
                                 Gesammt in1 Stunde
                                 Auf 1qm Filter-Fläche u. Stunde
                                 Durch das Filter-tuch
                                 Durch Reibungs-widerstand u.a.im Apparate
                                    											vordem Filter
                                 
                              
                                 
                                 m
                                 cbm
                                 cbm
                                 mm
                                 mm
                                 
                              
                                 460
                                   0,78
                                 9280
                                 258
                                 2
                                 1
                                 
                              
                                 330
                                 0,7
                                 8340
                                 232
                                   1,5
                                     0,75
                                 
                              
                                 230
                                   0,42
                                 5390
                                 149
                                   0,7
                                   0,3
                                 
                              
                                 170
                                   0,38
                                 4500
                                 125
                                   0,4
                                     0,15
                                 
                              
                           Diese Versuche fanden in der Weise statt, daſs die
                              									Geschwindigkeit der durch das Filter mittels eines Ventilators gesaugten Luft an 12
                              									Stellen der Eintrittsöffnung durch Anemometer, die Druckdifferenz vor und hinter dem
                              									Filtertuche durch einen Zugmesser bestimmt wurde; die Umdrehungszahlen des
                              									Ventilators wurden hierbei verändert. Ungünstig auf die Resultate wirkte der
                              									Umstand, daſs das Filter seit Ende Mai im Betriebe gewesen und nur einmal im Juli
                              									durch Ausklopfen gereinigt worden war; trotzdem erwies sich das Filter in Bezug auf
                              									die Menge der durchtretenden Luft sowie des dabei entstehenden Widerstandes als
                              									praktisch brauchbar. Versuche, welche über den durch Filtration erzielbaren Grad der
                              									Reinigung der Luft von Dr. Heß angestellt wurden,
                              									werden demnächst veröffentlicht.
                           Statt der gegebenen Anordnung hat Möller auch das Filter
                              									so construirt, daſs das Filtertuch in zwei concentrischen, durch Spiraldrahtgewebe
                              									getrennten Spiralen um einen Kern aufgewickelt und in einen Blechcylinder dicht
                              									eingesetzt wird; die Luft tritt von unten in die innere unterste Spirale ein und
                              									tritt durch das Filtertuch in die zweite oben offene Spirale, um von hier aus nach
                              									dem Einführungskanale zu strömen. Dieses sogen. Spiralfilter erfordert noch weniger
                              									Raum als das beschriebene Faltenfilter, welches letztere jedoch billiger ist; die
                              									Wahl der einen oder anderen Anordnung hängt von Nebenumständen ab. Eine ausgestellte
                              									Zeichnung zeigt die Verwendung eines Spiralfilters zur Reinigung der aus einem
                              									Krankenhause abströmenden verdorbenen Luft. Prof. H. Fischer bezeichnet
                              									in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure,
                              									1883 S. 607 das Möller'sche Luftfilter als die
                              									vorzüglichste Anordnung zur Reinigung der Luft; Referent kann sich diesem Urtheile
                              									nur anschlieſsen und das Filter der allgemeinen Beachtung empfehlen.
                           Bei Luftheizung ist die Lufterneuerung im Winter eine Folge der Heizungsart;
                              									gewöhnlich tritt die aus den Heizkammern kommende Luft durch die mit einer Regulir-
                              									bezieh. Abschluſsvorrichtung versehene Mündung des Zuführungskanales in den Raum;
                              									besser ist die Anordnung von Wolpert (vgl. 1883 249 * 495), wobei die Heizluft sich mit den am Fuſsboden
                              									befindlichen kälteren Luftschichten etwas mischt; am besten ist aber eine
                              									Einströmung der Heizluft durch kleine, rund um den zu heizenden Raum angebrachte
                              									Oeffnungen, was allerdings bauliche Schwierigkeiten verursacht. Um nun bei einfachen
                              									Ausströmungen ein besseres Mischen der Heizluft mit der Raumluft zu erhalten, können
                              									die erwähnten Lüfter von A.
                                 										Müller benutzt werden: In den horizontalen kurzen Kanal, welcher von dem
                              									die Heizluft aus der Heizkammer zuführenden Schachte nach dem zu heizenden Räume
                              									abzweigt, wird das Lüfterblech (vgl. Fig. 2 und
                              										3 Taf. 24) so eingesetzt, daſs die Halbkegel nach dem Räume und nach oben
                              									gerichtet sind. Die Ausmündung des Heizkanales in der Wandfläche des Raumes selbst
                              									wird mit einem Drehschieber nach A. Müller (vgl. Fig.
                                 										11 und 12 Taf. 24)
                              									versehen, um den Heizluftzufluſs reguliren zu können. Damit durch ungünstigen
                              									Windanfall gegen die Auſsenwände des zu heizenden Raumes oder durch andere Umstände
                              									die Raumluft nicht zurück nach der Heizkammer gepreſst wird, befindet sich auf der
                              									Seite des Lüfterbleches, auf welcher die Halbkegel vorstehen, eine Asbestpapier
                              									klappe, welche bei geringstem Zuge vom Räume nach der Heizkammer hin die Oeffnungen
                              									des Bleches absperrt; diese Klappe taucht an ihrem unteren eingeklemmten Ende in ein
                              									Wasserbecken, saugt also stets etwas Wasser an, welches verdampft und in geringem
                              									Grade die Feuchtigkeit der Heizluft vermehrt.
                           Der schon früher (vgl. 1883 249 497) beschriebene Luftmischer von Emil
                                 										Kelling verfolgt gleichfalls den Zweck, bei Luftheizungen die dem Räume
                              									zuzuführende warme Luft mit der Raumluft inniger zu mischen, um die in verschiedenen
                              									Höhen eines geheizten Raumes auftretenden Temperaturunterschiede möglichst klein zu
                              									erhalten. Die ausgestellte Zeichnung stellt zwei verschiedene Anordnungen dar, von
                              									welchen die eine den Apparat als einen an der Wand angebrachten! Kasten zeigt, in
                              									den von rückwärts der Heizluftkanal mündet; dieser Wandkasten enthält eine
                              									eigenthümliche Klappenanordnung, durch welche die Raumluft vom Boden abgesaugt wird,
                              									sich im Kasten mit der Heizluft mischt und am Deckel desselben mit mittlerer
                              									Temperatur austritt. Die zweite Anordnung, welche in Fig. 10
                              									Taf. 24 schematisch dargestellt ist, tritt vor der Wandfläche nicht hervor. Der
                              									Heizluftkanal A ist in der letzteren freigelegt und
                              									wird durch ein Wandblech B, welches, um den Kanal bequem reinigen zu
                              									können, als Thür ausgebildet ist, bis auf die Oeffnungen C und D geschlossen. Hinter der ersteren ist
                              									eine Klappe E angebracht; in der gezeichneten Stellung
                              									derselben tritt die Raumluft durch C ein, mischt sich
                              									mit der durch den Kanal A aus der Heizkammer
                              									zugeführten warmen Luft, so daſs das Gemenge mit milderer Temperatur durch D austritt. Mittels der Klappe E kann auch die Oeffnung C und andererseits
                              									der Kanal A gänzlich abgeschlossen oder letzterer so
                              									verengt werden, daſs die Menge der zuzuführenden Heizluft der gewünschten Temperatur
                              									entsprechend regulirt wird.
                           Die Lufterneuerung unter Benutzung von Temperaturunterschied ist auch das Ziel des in
                              									mehreren Formen von P. Käuffer und Comp. in Mainz und
                              									Berlin ausgestellten sogen. Paragon, bei welchem
                              									frische Luft eingeführt und die verdorbene zugleich abgeleitet werden soll (vgl.
                              									1883 247 * 25). Die genannte Firma empfiehlt den Apparat
                              									besonders in groſser Ausführung für die Lüftung von Theatern: Der Paragon ist dann
                              									als doppelter Schlot in der Mitte der Zuschauerraumdecke aufgerichtet; das innere
                              									Rohr, welches in den Zuschauerraum ausmündet, führt über das äuſsere concentrisch
                              									angeordnete Rohr noch ein Stück nach oben hinaus und ist mit einer den Wind
                              									ablenkenden Kappe bekrönt; das äuſsere Rohr erhält gleichfalls einen Schirm und
                              									führt unten in einen über der Decke angeordneten Hohlraum. Es soll nun durch die von
                              									den Zuschauern und der Beleuchtung entwickelte Wärme ein Zuströmen frischer
                              									Auſsenluft durch das äuſsere Rohr und die in Decke angebrachten Oeffnungen sowie
                              									durch Kanäle, welche in den erwähnten Hohlraum münden, nach dem Parket und den Logen
                              									hin entstehen; gleichzeitig soll in der Mitte des Raumes ein Aufsteigen der
                              									verdorbenen Luft und eine Ableitung derselben durch das innere Rohr bewirkt werden.
                              									Wenn eine solche Vorrichtung wirklich eine ausreichende Lüftung erzielt, so wäre
                              									damit die Lüftungsfrage fast vollständig gelöst; indeſs dürfte auch der genannte
                              									Apparat in Bezug auf die gelieferte Luftmenge nicht den Erwartungen entsprechen.
                           Ueberhaupt kann die schwierigere Aufgabe der Lüftung – die Zuführung frischer Luft –
                              									zur Zeit in sicherer, unter allen Umständen wirkender Weise nur unter Benutzung
                              									motorischer Kraft erreicht werden. Hierher gehören die von mehreren Firmen
                              									ausgestellten Ventilationsapparate mit Wasserbetrieb.
                              									Als solche sind auſser einem Aeolus genannten Apparate
                              									von Auchner und Comp. noch der Pulsionslüfter von Ad. Müller in Berlin und
                              									der Aërophor von Treutler und
                                 										Schwarz in Berlin, welche beide bereits früher (1883 247 * 26) beschrieben wurden, anzuführen. Ihnen reihen sich an: der Kosmos-Ventilator von Schäffer
                                 										und Walcker in Berlin (* D. R. P. Kl. 27 Hg. 11630 vom 10. März 1880),
                              									welcher in seiner neueren Ausführung schon früher beschrieben ist (vgl. 1883 248 * 410), und der Ventilator von David Grove in Berlin (* D. R.
                              									P. Kl. 27 Nr. 15855 vom 27. Januar 1881). Letzterer besteht aus einem Flügelrade und
                              									einem in einem besonderen Theile des Gehäuses auf der Welle des ersteren Rades befindlichen Wasserrade;
                              									dieses ist an seinem Umfange mit kleinen Zellen besetzt, gegen welche ein oder
                              									mehrere Wasserstrahlen gerichtet sind. Es findet dann in bekannter Weise durch die
                              									Bewegung der Ventilatorflügel ein Ansaugen und Fortschaffen der Luft in den zu
                              									lüftenden Raum statt. Eine Kühlung und Feuchtung der Luft ist mit dem Apparate
                              									selbst nicht verbunden; jedoch kann dazu das gebrauchte Betriebswasser unter
                              									Verwendung einer besonderen Brause benutzt werden.
                           Sämmtliche genannte Ventilatoren mit Wasserbetrieb können auch zur Absaugung
                              									verdorbener Luft verwendet werden; es fallt dann natürlich die Befeuchtung und
                              									Kühlung weg; das gebrauchte Betriebswasser wird unmittelbar abgeleitet.
                           In den vorstehend beschriebenen Apparaten ist der Motor mit dem die Luftbewegung
                              									erzeugenden Flügelrade unmittelbar verbunden. Die Ausstellung enthält jedoch auch
                              									mehrfache Beispiele für die getrennte Anordnung von Motor und Ventilator bezieh.
                              									Exhaustor. So haben G. Schiele und Comp. in Bockenheim
                              									mehrere Schraubenventilatoren und Exhaustoren aus Schmied- bezieh. Guſseisen
                              									ausgestellt, ferner ist von Krigar und Ihssen in
                              									Hannover (* D. R. P. Kl. 27 Nr. 4121 vom 24. März 1878) ein so genanntes Schraubengebläse vorgeführt, welches im Wesentlichen
                              									aus zwei rasch rotirenden Walzen besteht. Die Walzen sind mit erhöhten und
                              									vertieften in einander greifenden Schraubengängen versehen (vgl. 1879 233 * 451). Es sind noch andere Arten von Ventilatoren
                              									und Exhaustoren ausgestellt, welche jedoch keine besonderen Neuerungen zeigen;
                              									erwähnenswerth ist nur noch die von Friedrich Krupp in
                              									Essen vorgeführte Ventilationsriemenscheibe, welche zur
                              									Lüftung von Fabriklokalen, Werkstätten u. dgl. sich wegen ihrer Einfachheit
                              									besonders eignen wird. Es ist eine gewöhnliche Transmissionsriemenscheibe als
                              									Ventilator ausgebildet, indem zwischen die Scheibenarme schräg gestellte Flügel
                              									gesetzt sind, welche verstellt werden können, so daſs sowohl frische Luft
                              									eingetrieben, wie verdorbene abgesaugt werden kann. Gegen die Scheibe wird in beiden
                              									Fällen ein nach auſsen führender Kanal gesetzt.
                           Gebrüder Naglo in Berlin haben auch die elektrische Kraftübertragung für Flügelräder zur
                              									Luftbewegung vorgeführt; eine gröſsere Anordnung dieser Art ist von Siemens und Halske in Berlin in Betrieb gesetzt und
                              									zwar in Anwendung bei der von Rietschel und Henneberg
                              									in Berlin ausgestellten Ventilationsanlage des
                              									Festsaales im Hauptrestaurant der Ausstellung. Es sollte damit eine gröſsere Anlage
                              									betriebsfähig vorgeführt werden. Ein Ventilator, durch einen Gasmotor getrieben,
                              									saugt frische Luft zuerst durch das oben erwähnte Möller'sche Luftfilter und drückt sie dann für die Sommerlüftung durch
                              									eine Kühlkammer, in welcher sich Eis, auf Holzgestellen aufgelegt, befindet; für die
                              									Winterventilation geht die Luft seitlich nach einem Calorifer, um daselbst erwärmt
                              									zu werden. Die gekühlte bezieh. erwärmte Luft wird dann durch eine Regenbrause gefeuchtet und tritt
                              									hierauf in einen Kanal, welcher im Keller des Restaurant, woselbst die Heizapparate
                              									überhaupt untergebracht sind, rund um den Saal geführt ist. Aus diesem Kanäle
                              									gelangt die Luft durch Schächte, welche in den Scheidewänden der vorhandenen
                              									Saalnischen liegen, in den Saal und zwar in einer Höhe von 2m,5 über dem Fuſsboden. Die Luft kühlt bezieh.
                              									erwärmt hierbei die hohlen Scheidewände und tritt oben unmittelbar aus, da diese
                              									Wände die angegebene Höhe besitzen. Die Luftabführung erfolgt an der höchsten Stelle
                              									des Saales durch einen Exhaustor, welcher mittels elektrischer Kraftübertragung
                              									getrieben wird.
                           Zur Entfernung verdorbener Luft aus Räumen kann jedoch bekanntlich auſser den
                              									erwähnten Exhaustoren auch der durch Temperaturdifferenz entstehende Auftrieb
                              									benutzt werden. Letzterer ist bei dem erwähnten Käuffer'schen Paragon auch verwendet; ein anderer hierher gehöriger
                              									Apparat ist die vom Eisenwerk Kaiserslautern
                              									ausgestellte Sarazin'sche Ventilationsrosette, welche darin besteht, daſs in den Luftabführungskanal
                              									ein Blechstutzen mit knieförmiger Krümmung eingesetzt ist, dessen vordere in der
                              									Wandfläche befindliche Mündung mit einem Drehschieber zur Regulirung bezieh. zum
                              									Abschlüsse des Abzuges versehen ist. Unter den Blechstutzen ist in dem Kanäle eine
                              									Flamme irgend welcher Art angebracht, welche den Stutzen erwärmt und dadurch ein
                              									Ansaugen der Luft befördert. In ähnlicher Weise wirken die Ventilationsapparate von Danneberg und Quandt
                              									in Berlin, welche aus einem die Mündung des Absaugekanales in der Wandfläche
                              									bedeckenden Gitter mit Jalousie-Regulirvorrichtung und aus einer hinter dieselbe
                              									eingebrachten Flamme bestehen; die Wärme der letzteren ruft den Auftrieb hervor,
                              									welcher die Absaugung der verdorbenen Luft bewirkt. Um jedoch zu verhindern, daſs
                              									bei ungünstigem Winde ein Eindringen von Zugluft, Rauch und Ruſs in das Zimmer
                              									erfolgt, ist hinter die Flamme ein Gitterrahmen mit Glimmerklappen eingesetzt;
                              									letztere schlieſsen sofort die Kanalmündung ab, wenn eine Luftbewegung im
                              									Absaugeschlote von oben nach unten erfolgt.
                           Die von A. Müller in Berlin (* D. R. P. Kl. 27 Nr. 4753
                              									vom 27. September 1878 und Zusätze * Nr. 13249 vom 4. Juli 1880, * Nr. 16471 vom 10.
                              									Februar 1881 und Nr. 21244 vom 2. März 1882) ausgestellten Luftauslaſsvorrichtungen gestatten ebenfalls nur eine Bewegung der Luft
                              									von dem zu lüftenden Räume nach dem Absaugeschlote hin. Zur Regulirung bezieh. zum
                              									Abschlüsse des Abzuges benutzt A. Müller eine Rosette mit Drehschieber, wie sie in Fig. 11 und
                              										12 Taf. 24 dargestellt ist. Die einzelnen Schiebersegmente a sind zweitheilig und legen sich beim Oeffnen hinter
                              									einander, so daſs durch die feststehenden Stäbe b der
                              									Rosette nur ⅓ der ganzen Kreisfläche als Einströmungsquerschnitt verloren geht. Der
                              									Schieber wird je nach der Zugänglichkeit durch Drehen an einer mit Riegelverschluſs
                              									versehenen Krücke oder durch Ziehen an einem Kettchen c bewegt, wodurch
                              									ein einfaches Schnappschloſs aus- oder eingelöst wird. Hinter dem Drehschieber ist
                              									eine Asbestpapierklappe d so angebracht, daſs sie sich
                              									gegen das vordere Eisengerippe e legt, wenn kein
                              									Luftzug herrscht oder wenn ein solcher vom Schlote aus gegen das Zimmer erfolgt; der
                              									leiseste Zug der aus dem Zimmer abziehenden Luft öffnet jedoch die unten leicht
                              									eingeklemmte Klappe; ein zweiter Rahmen f hält sie in
                              									lothrechter Lage. Die Bewegung der Klappe erfolgt somit sehr leicht und das
                              									Asbestpapier eignet sich auch besser zu diesem Zwecke als Glimmerplatten, da es
                              									geschmeidig bleibt, durch Rauch nicht leidet, geräuschlos arbeitet und sich nicht
                              									wirft, also stets dicht anliegt.
                           Für kalte Schächte (Ventilationsschlote) und gröſsere Verhältnisse ordnet A. Müller die Asbestpapierklappen in einem Schachtaufsatze an, wie in einer Form in Fig.
                                 										13 Taf. 24 dargestellt ist; es sind hier an dem inneren Schlote a vier kurze Düsen b
                              									angegossen, welche mit Rippen c zur Unterstützung der
                              									Klappen d durchzogen sind; die mit groſsen Oeffnungen
                              									versehenen Gitter e begrenzen den Ausschlag der
                              									Klappen, welche sich gegen die Düsenmündungen legen und diese schlieſsen, sobald
                              									kein Zug im Schlote herrscht oder durch ungünstigen Wind eine Rückwärtsbewegung der
                              									Luft im Schlote eintreten will. Die Anzahl der Klappen und dem entsprechend die Form
                              									des Aufsatzes wird dem Querschnitte des Schlotes entsprechend genommen.
                           Die Verwendung von Dampf- und Wasserstrahlapparaten zur Bewegung der Luft ist in
                              									mehreren Zeichnungen auf der Ausstellung vorgeführt, jedoch zeigen die betreffenden
                              									Einrichtungen, unter welchen der von Gebrüder Körting
                              									in Hannover ausgestellte Dampfstrahl-Compound-Ventilator zum Absaugen groſser Luftmengen wohl den
                              									ersten Rang einnimmt, keine erwähnenswerthen Neuerungen.
                           Eine Reihe ausgestellter Constructionen sucht die lebendige Kraft des Windes zu
                              									benutzen, um aus geschlossenen Räumen die verdorbene Luft zu entfernen. Der Werth
                              									solcher Luftsauger ist bekanntlich sehr gering; meist wirken dieselben als Bekrönung
                              									eines Ventilationsschlotes nur in so fern günstig, als sie den Wind verhindern, in
                              									den Schlot zu treten und damit ein Zurückdrängen der schlechten Luft zu bewirken.
                              									Bei den Schraubenventilatoren, welche in ganz gleicher
                              									Formgebung von St. Wolmann in Frankenthal, Otto Schmidt in Berlin bez. Danneberg und Quandt in Berlin ausgestellt sind, wird der Wind benutzt, um
                              									eine drehbare, mit gebogenen Blechschaufeln besetzte Haube in Drehung zu versetzen;
                              									auf der Achse dieser Haube sitzt eine archimedische Schraube, welche die
                              									Luftbewegung in dem Ventilationschlote, dessen Bekrönung der Apparat bildet,
                              									hervorruft. Obgleich durch besondere Oelung der Achse und möglichst reibungslose
                              									Lager für eine leichte Beweglichkeit vorgesorgt ist, so sind solche drehbare
                              									Luftsauger doch zu sehr den Unbilden der Witterung ausgesetzt und können nicht als
                              									stetig und sicher wirkende Constructionen gelten: es kommt noch hinzu, daſs diese
                              									Ventilatoren gerade bei
                              									starkem Winde am wirksamsten sich zeigen, wenn durch den Windanfall gegen das
                              									Gebäude ohnehin die Lufterneuerung sich erhöht.
                           Bei den meisten der ausgestellten Luftsauger wird jedoch der Wind unmittelbar zum
                              									Ansaugen benutzt, indem er durch besonders geformte Flächen oder Düsen so abgelenkt
                              									wird, daſs er eine Luftverdünnung hervorruft, welche ein Nachdringen der zu
                              									entfernenden Luft aus dem Ventilationsschlote erzeugt. Letzteres ist jedoch, wie
                              									bereits erwähnt, nur in geringem Maſse der Fall und zeigen auch diese Apparate den
                              									Uebelstand, daſs dann die gröſste Wirkung eintritt, wenn bei starkem Wind der
                              									zufällige Luftwechsel durch die Poren der Wände eine künstliche Lüftung in den
                              									meisten Fällen unnöthig macht. Diese Luftsauger werden drehbar oder feststehend
                              									angeordnet; zu den ersteren gehört der von E. Witschel
                              									in Breslau ausgestellte sogen. Schutzschirm (* D. R. P.
                              									Kl. 6 Nr. 13009 vom 10. August 1880). Dieser Aufsatz ist auf Rollen um den mit einem
                              									eisernen Kranze versehenen Ventilationsschlot drehbar und stellt sich durch eine
                              									Windfahne gegen die über dem Dache herrschende Luftströmung; die besondere Anordnung
                              									des Schirmes verhütet dann ein Eindringen des Windes in den Schlot; es soll vielmehr
                              									der Wind, welcher gezwungen ist, durch das Steuer sich vor dem Schirme zu theilen
                              									und zu beiden Seiten desselben vorbei zu streichen, hierbei eine nachsaugende
                              									Wirkung auf den Ventilationsschlot ausüben.
                           Der von J. Eſsberger in Berlin vorgeführte
                              									Schachtaufsatz stellt sich auch mittels einer Windfahne gegen die Windrichtung ein.
                              									Hier jedoch soll sich der Wind in einer Düse, welche gegenüber dem Steuer angeordnet
                              									ist, fangen und aus deren knieförmiger Abbiegung nach oben austreten, wodurch wieder
                              									ein Nachsaugen der abzuführenden Luft erzeugt werden soll.
                           Die feststehenden Luftsauger, gewöhnlich Deflectoren
                              									genannt, sind in mehreren Systemen auf der Ausstellung vertreten. Die bekannteste
                              									Form ist wohl der vom Eisenwerk Kaiserslautern
                              									ausgeführte Wolpert'sche Luftsauger (vgl. 1877 226 234. 635), welcher
                              									noch nicht durch andere Constructionen übertroffen ist. Von diesem Apparate
                              									unterscheidet sich durch die Form der dem Winde dargebotenen Flächen die vom Eisenwerk Lauchhammer ausgestellte Brüning'sche Saugkappe (*
                              									D. R. P. Kl. 24 Nr. 15865 vom 16. März 1881), welche in Fig. 14
                              									Taf. 24 skizzirt ist. Der Wind hat freien Zutritt zur Rohrmündung, so daſs er
                              									unmittelbar auf Nachsaugen wirken kann; der untere gekrümmte Schirm gibt aber dem
                              									Winde dabei eine solche Ablenkung, daſs er nicht in den Schlot eintritt. Der Raum
                              									über dem Rohre ist hinlänglich groſs, um für die Luft, welche über das Rohr
                              									hinströmt, und auch für die aus demselben angesaugte Luft zu genügen. Durch die an
                              									dem Kegel angebrachte Ringeinlage wird der Luftstrom über die Ausmündung geleitet
                              									und, nachdem er über den Rand derselben hinaus ist, abwärts gedrückt; ein anderer Theil des
                              									Luftstromes und der angesaugten Luft entweicht durch die freie Oeffnung des Ringes
                              									nach oben.
                           Eine weitere Abart dieser Deflectoren ist die sogen. Magdeburger Saugkrone von W. Born in
                              									Magdeburg (* D. R. P. Kl. 24 Nr. 11470 vom 24. März 1880). Auf dem Schachtkopfe a (Fig. 16
                              									Taf. 24) ruht mit 3 Lappen der Ring b; in diesem sitzt
                              									der Ring c, auf welchen sich der Deckel d mit 3 Lappen aufsetzt. Der Mantel e wird durch mehrere angegossene Träger f getragen. Wie die rechte Seite der Figur angibt,
                              									verursachen niedergehende Luftströmungen ein Austreten der nachgesaugten Luft nach
                              									unten, während bei aufsteigenden Strömungen die Luft durch die obere Oeffnung
                              									austritt, wie die linke Figurhälfte angibt.
                           Von der kgl. Eisenbahndirection in Berlin ist ein
                              									Luftsauger von A. Huber in Köln (* D. R. P. Kl. 27 Nr.
                              									17023 vom 19. August 1881) unter besonderer Anwendung für Eisenbahnwagen
                              									ausgestellt. Dieser Apparat kann jedoch auch für Ventilationsschlote Verwendung
                              									finden; bei der Benutzung für Eisenbahnwagen tritt noch der bei der Fahrt
                              									entstehende Windzug als das Saugen befördernd auf. Wie Fig. 15
                              									Taf. 24 zeigt, ist an dem cylindrischen Saugrohre a
                              									eine mit 8 freistehenden Windfangwänden b versehene
                              									Pyramide c befestigt- mit letzterer ist durch Stützen
                              									ein gleichfalls achteckiger abgestumpft pyramidenförmiger Deckel d verbunden. Der von irgend einer Seite kommende
                              									Luftstrom wird zwischen den Windfangwänden aufgefangen und durch die schiefen Ebenen
                              									der Pyramide über die Rohrmündung geführt, wie dies in etwas anderer Form bei der
                              										Brüning'schen Saugkappe der Fall ist. Der Luftstrom
                              									nimmt die obere Schicht der im Saugrohre befindlichen Luft stetig mit, so daſs ein
                              									Nachsaugen entsteht; der Deckel leitet die Betriebsluft mit der angesaugten
                              									verdorbenen Luft seitlich nach auſsen.
                           In von den vorhergehenden Constructionen abweichender Art soll der von Krigar und Ihssen in Hannover ausgestellte Deflector (*
                              									D. R. P. Kl. 24 Nr. 3156 vom 10. Februar 1878) eine Entfernung der Luft mittels.
                              									eines Ventilationsschlotes bewirken. Der Apparat besteht aus einem lothrechten, oben
                              									geschlossenen Rohrstücke, welches auf den Schlot gesetzt wird. Um dieses Rohr sind
                              									eine gröſsere Zahl kurzer, lothrechter, beiderseits offener Röhren so angeordnet,
                              									daſs sie durch von ihrer Mitte ausgehende kurze wagrechte Stutzen mit dem
                              									Hauptrohrstücke in Verbindung stehen. Windströme, welche nicht gerade senkrecht
                              									gegen die Röhren stoſsen, werden sich in diesen fangen und dann eine Saugwirkung im
                              									mittleren Rohre hervorrufen (vgl. 1879 231 * 328).
                           Am Schlusse sei noch die von Käuffer und Comp. in Mainz
                              									und Berlin vorgeführte Wind ablenkende Kappe erwähnt,
                              									welche als Bekrönung für Ventilationsschlote das Eindringen von Wind und Rauch in
                              									diese verhüten soll.
                           Die Ausstellung enthält viele Zeichnungen und Modelle von ausgeführten
                              									Lüftungsanlagen, auf welche hier nicht näher eingegangen werden soll. Besondere Erwähnung
                              									verdient die höchst lehrreiche Uebersichtsausstellung des preuſsischen Ministeriums für Handel und Gewerbe, welche eine
                              									systematische Zusammenstellung von Vorkehrungen zur Versorgung der Arbeitsräume mit
                              									guter Luft und eine Sammlung von Lufteinlaſs- und Auslaſsvorrichtungen enthält, die
                              									einen Theil der gewerbehygienischen Sammlung der technischen Hochschule in Aachen
                              									bilden; diese Sammlung ist von dem Docenten Gewerberath Reichel angelegt. Ferner enthält diese Ausstellung viele Pläne und Modelle
                              									von Ventilationseinrichtungen für Arbeitsräume verschiedenster Art; es sind hierbei
                              									meist die in Vorstehendem beschriebenen Apparate zur Verwendung gekommen.
                           K. Hartmann.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
